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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 8 Arznei und Wein wollen zur rechten Zeit genossen sein.

9 Arznei, Zuckerei und Zauberei tödten die Leute ohne Scheu. - Fischart, Prakt.

10 Der gibt oft böse Arznei, wer umsonst heilen will.

11 Die Arznei in des Apothekers Flasche ist oft ein Dolch in Mörders Tasche.

It.: Una medicina e una spada dentro 'l bicchiere dello speziale.

12 Die Arznei kommt zu spat, wenn die Seuche vergiftet hat.

13 Die Arznei muss man sich ihres Nutzens wegen gefallen lassen.

14 Die Arznei wenig frumet, so dem Mann ze spat kumet. - Eiselein, 43.

15 Eine Arznei dient nicht für alle Schäden. - Simrock, 588.

16 Es ist eine böse Arznei, da der Natur etwas abgebt.

Lat.: Mala est medicina, ubi aliquid naturae perit.

17 Es ist keine bessere Arznei, als die, welche die Gesundheit erhält.

Dän.: Bedre den medecin som underholder sundheden end den purgation som fordriver sygdommen.

Frz.: La medecine qui entretient la sante vaut mieux que celle qui chasse la maladie.

18 Es ist keine bessere Arznei gegen Narrheit, denn einem den Kopf aufthun. - Pauli, 8.

Pauli erzählt von einem Narren, der dadurch curirt worden, dass man ihm den Kopf mit einem Stock - aufgethan. Man mag prüfen, ob dies gerade die beste Arznei gegen Narrheit ist.

19 Mit Arznei und Pillen kann (soll) man nicht den Hunger stillen.

20 Theuere Arznei hilft immer, wo nicht dem Kranken, so doch dem Apotheker. - Simrock, 587.

21 Theuere Arznei, reinigt sie nicht den Magen, so reinigt sie doch den Beutel.

22 Was die Arznei nicht heilt, das muss Eisen heilen.

So sagen die Aerzte. Riehl (Land und Leute) meint, für die Pathologie und Therapie in der Volkswissenschaft gelte derselbe Spruch.

23 Was soll die Arznei der Tochter, wenn der Mutter der Magen verdorben ist.

24 Wenn die Arznei am Leibe geht fehl, sucht man Arznei für die Seel'.

25 Wenn die Arznei auch verbraucht ist, der Löffel schmeckt noch lange danach.

26 Wer Arznei nimmt, meint, dass sie hilft.

27 Wer seine Arznei bei Weibern kauft, bezahlt sie mit dem Leben.

*28 Die Arznei vor dem Gifte nehmen.

Sich vertheidigen, ehe man angeschuldigt wird.


Arzneien (Verbum).

1 Besser gar nicht arzneien, als sich damit kasteien.

Gegen unmässigen Gebrauch von Tränken, Pulvern und Pillen.

2 Wer arzneit, thu's zu rechter Zeit.

3 Wer früh gearzneit, dem sieht man es spät noch an.


Arzt.

1 Arzt, hilf dir selber! - Bücking, 216; Zehner, 233; Bremser, 12; Körte, 312; Simrock, 590; Eiselein, 43; Schulze, 232; Pred. Sal., 18, 20; Luc. 4, 23.

Behalte diesen Rath für dich! Nimm dich bei deiner Nase! Kehre vor deiner eigenen Thür.

Dän.: Loege, hjelp dig selv.

Frz.: Medecin, gueris-toi, toi-meme.

Holl.: Gencesmcester, heel u zelven. (Harrebomee, I, 229.)

Lat.: Aliorum medicus, ipse ulceribus scates. (Plutarch.) (Erasm., 28.) - Medicus, cura te ipsum! - Propria vineta caedere. (Horaz.) (Erasm., 132.)

2 Arzt, so du bist wund, so mache dich erst selber gesund.

3 Arzt und Juristen reiten auf Gaulen, Priester in Koth und Armuth verfaulen.

So gefährlich ist's nun wol nicht, denn schwerlich dürften sämmtliche Aerzte und Juristen so viel Vermögen aufzuweisen haben, als Kirchen und Klöster besitzen.

4 Arzt will jede alte Hur' und Spitzbub' sein.

5 Aerzte kommen auf den Geldsack, Juristen auf den Wollsack.

[Spaltenumbruch] 6 Aerzte lernen den Schnitt an fremdem Tuche.

7 Aerzte und Lehrer kann man nie zu gut bezahlen.

Dafür bezahlt man sie in der Regel am schlechtesten.

It.: Ne co' maestri, ne co' medici va adoperata la lesina.

8 Aerzte wollen den Menschen flicken, reissen ihn aber oft in Stücken.

9 Aerzten und Advocaten muss man nichts verschweigen.

Weil nur von der vollkommenen Kenntniss, die sie von unserm Zustande erhalten, die Möglichkeit abhängt, uns zu helfen.

10 Auch Arzt und Advocat brauchen fremden Rath.

11 Auch ein geschickter Arzt heilt nicht alle Wunden.

Holl.: Het is een goed heelmeester, die aan stuk geschoten beenen en gebroken koppen weer tezamen kan lappen. (Harrebomee, I, 229.)

12 Besser der Arzt als der Jurist' spricht dir das Leben ab. - Pistor., VI, 74.

Oft hilft die Natur sich wunderbar, wo alle ärztliche Kunst vergebens scheint; aber das vom Juristen abgesprochene, durch ein Verbrechen verwirkte Leben hängt allein von der Gnade ab.

Dän.: Heller doktor end böddel.

Frz.: Plautot medecin que bourreau.

13 Besser vom Arzt verlassen als von Gott.

14 Dem Arzte, Beichtvater und Advocaten darf man nichts verschweigen. (S. Advocat.)

Frz.: A confesseurs, medecins, avocats la verite ne cele de ton. (Kritzinger, 164.)

15 Dem Arzt bezahlt man die Mühe und nicht die Gesundheit.

16 Dem Arzt folgt der Pfarrherr, dem Pfarrherrn der Kirchner und läutet zu Grabe. - Petri.

17 Der Arzt ist ein Engel, wenn man ihn braucht, ein Teufel, wenn man ihn bezahlen soll.

18 Der Arzt ist ein geschickter Mann, der sich selber heilen kann.

Frz.: Bon est le medecin qui se scait guerir. (Gruter.)

19 Der Arzt ist ein Wegweiser ins Himmelreich.

20 Der Arzt kann nicht die Medicin für den Kranken trinken.

Sprichwort der Akwapimneger, in einer zu Aschanti (Goldküste Afrikas) gehörenden Provinz. Ueber die Neger des Akwapimlandes vgl. Ausland, 1857, S. 159.

21 Der Arzt kommt zu spät, wenn der Kranke todt ist.

22 Der Arzt lobt wol die Myrrhen, aber sie sind doch voll Bitterkeit. (Arab.)

23 Der Arzt muss nicht fragen wie es schmeckt oder thut, sondern ob es hilft.

24 Der Arzt verordnet wol die Arznei, aber er selber nimmt sie nicht.

Viele können wol andern rathen, aber sich selber nicht.

It.: Rare volte piglia il medico medicina.

25 Der Aerzte Rede hat Kraft wie ein Schärhaus, wer darein kommt, dem thut kein Zahn mehr weh. - Fischart.

26 Der letzte und sicherste Arzt ist Vetter Knochenmann; er heilt alle Krankheiten. - Sailer, 292.

27 Der strengste Arzt ist (meist) der beste.

28 Die Aerzte lassen die Hände büssen, was den Fingern fehlt.

29 Die Aerzte machen den Körper rein und das Säckel noch obendrein.

30 Die Aerzte müssen alt, die Apotheker reich und die Barbiere jung sein. - Pistor., VII, 85.

Holl.: Jongh Chirurgijn, oud medecijn de kloeckste en beste meesters zijn. (Brunes, 261.)

31 Die Aerzte scheren bald ums Geld, wenn man einmal ins Fieber fällt.

32 Die Aerzte sind unsers Herrgotts Menschenflicker. - Eiselein, 42.

33 Die Aerzte von Valenz haben lange Röcke und kurze (wenig) Intelligenz. (Span.)

34 Die vier besten Aerzte in der Welt sind: Doctor Mössig, Doctor Lustig, Doctor Ruh' und - Doctor Geld.

35 Drei Aerzte bei Einem Kranken, da kann sich der Kirchhof bedanken.


[Spaltenumbruch] 8 Arznei und Wein wollen zur rechten Zeit genossen sein.

9 Arznei, Zuckerei und Zauberei tödten die Leute ohne Scheu.Fischart, Prakt.

10 Der gibt oft böse Arznei, wer umsonst heilen will.

11 Die Arznei in des Apothekers Flasche ist oft ein Dolch in Mörders Tasche.

It.: Una medicina è una spada dentro 'l bicchiere dello speziale.

12 Die Arznei kommt zu spat, wenn die Seuche vergiftet hat.

13 Die Arznei muss man sich ihres Nutzens wegen gefallen lassen.

14 Die Arznei wenig frumet, so dem Mann ze spat kumet.Eiselein, 43.

15 Eine Arznei dient nicht für alle Schäden.Simrock, 588.

16 Es ist eine böse Arznei, da der Natur etwas abgebt.

Lat.: Mala est medicina, ubi aliquid naturae perit.

17 Es ist keine bessere Arznei, als die, welche die Gesundheit erhält.

Dän.: Bedre den medecin som underholder sundheden end den purgation som fordriver sygdommen.

Frz.: La médecine qui entretient la santé vaut mieux que celle qui chasse la maladie.

18 Es ist keine bessere Arznei gegen Narrheit, denn einem den Kopf aufthun.Pauli, 8.

Pauli erzählt von einem Narren, der dadurch curirt worden, dass man ihm den Kopf mit einem Stock – aufgethan. Man mag prüfen, ob dies gerade die beste Arznei gegen Narrheit ist.

19 Mit Arznei und Pillen kann (soll) man nicht den Hunger stillen.

20 Theuere Arznei hilft immer, wo nicht dem Kranken, so doch dem Apotheker.Simrock, 587.

21 Theuere Arznei, reinigt sie nicht den Magen, so reinigt sie doch den Beutel.

22 Was die Arznei nicht heilt, das muss Eisen heilen.

So sagen die Aerzte. Riehl (Land und Leute) meint, für die Pathologie und Therapie in der Volkswissenschaft gelte derselbe Spruch.

23 Was soll die Arznei der Tochter, wenn der Mutter der Magen verdorben ist.

24 Wenn die Arznei am Leibe geht fehl, sucht man Arznei für die Seel'.

25 Wenn die Arznei auch verbraucht ist, der Löffel schmeckt noch lange danach.

26 Wer Arznei nimmt, meint, dass sie hilft.

27 Wer seine Arznei bei Weibern kauft, bezahlt sie mit dem Leben.

*28 Die Arznei vor dem Gifte nehmen.

Sich vertheidigen, ehe man angeschuldigt wird.


Arzneien (Verbum).

1 Besser gar nicht arzneien, als sich damit kasteien.

Gegen unmässigen Gebrauch von Tränken, Pulvern und Pillen.

2 Wer arzneit, thu's zu rechter Zeit.

3 Wer früh gearzneit, dem sieht man es spät noch an.


Arzt.

1 Arzt, hilf dir selber!Bücking, 216; Zehner, 233; Bremser, 12; Körte, 312; Simrock, 590; Eiselein, 43; Schulze, 232; Pred. Sal., 18, 20; Luc. 4, 23.

Behalte diesen Rath für dich! Nimm dich bei deiner Nase! Kehre vor deiner eigenen Thür.

Dän.: Lœge, hjelp dig selv.

Frz.: Médecin, guéris-toi, toi-même.

Holl.: Gencesmcester, heel u zelven. (Harrebomée, I, 229.)

Lat.: Aliorum medicus, ipse ulceribus scates. (Plutarch.) (Erasm., 28.) – Medicus, cura te ipsum! – Propria vineta caedere. (Horaz.) (Erasm., 132.)

2 Arzt, so du bist wund, so mache dich erst selber gesund.

3 Arzt und Juristen reiten auf Gaulen, Priester in Koth und Armuth verfaulen.

So gefährlich ist's nun wol nicht, denn schwerlich dürften sämmtliche Aerzte und Juristen so viel Vermögen aufzuweisen haben, als Kirchen und Klöster besitzen.

4 Arzt will jede alte Hur' und Spitzbub' sein.

5 Aerzte kommen auf den Geldsack, Juristen auf den Wollsack.

[Spaltenumbruch] 6 Aerzte lernen den Schnitt an fremdem Tuche.

7 Aerzte und Lehrer kann man nie zu gut bezahlen.

Dafür bezahlt man sie in der Regel am schlechtesten.

It.: Nè co' maestri, nè co' medici va adoperata la lesina.

8 Aerzte wollen den Menschen flicken, reissen ihn aber oft in Stücken.

9 Aerzten und Advocaten muss man nichts verschweigen.

Weil nur von der vollkommenen Kenntniss, die sie von unserm Zustande erhalten, die Möglichkeit abhängt, uns zu helfen.

10 Auch Arzt und Advocat brauchen fremden Rath.

11 Auch ein geschickter Arzt heilt nicht alle Wunden.

Holl.: Het is een goed heelmeester, die aan stuk geschoten beenen en gebroken koppen weêr tezamen kan lappen. (Harrebomée, I, 229.)

12 Besser der Arzt als der Jurist' spricht dir das Leben ab.Pistor., VI, 74.

Oft hilft die Natur sich wunderbar, wo alle ärztliche Kunst vergebens scheint; aber das vom Juristen abgesprochene, durch ein Verbrechen verwirkte Leben hängt allein von der Gnade ab.

Dän.: Heller doktor end bøddel.

Frz.: Plûtot médecin que bourreau.

13 Besser vom Arzt verlassen als von Gott.

14 Dem Arzte, Beichtvater und Advocaten darf man nichts verschweigen. (S. Advocat.)

Frz.: A confesseurs, médecins, avocats la vérité ne cèle de ton. (Kritzinger, 164.)

15 Dem Arzt bezahlt man die Mühe und nicht die Gesundheit.

16 Dem Arzt folgt der Pfarrherr, dem Pfarrherrn der Kirchner und läutet zu Grabe.Petri.

17 Der Arzt ist ein Engel, wenn man ihn braucht, ein Teufel, wenn man ihn bezahlen soll.

18 Der Arzt ist ein geschickter Mann, der sich selber heilen kann.

Frz.: Bon est le médecin qui se scait guérir. (Gruter.)

19 Der Arzt ist ein Wegweiser ins Himmelreich.

20 Der Arzt kann nicht die Medicin für den Kranken trinken.

Sprichwort der Akwapimneger, in einer zu Aschanti (Goldküste Afrikas) gehörenden Provinz. Ueber die Neger des Akwapimlandes vgl. Ausland, 1857, S. 159.

21 Der Arzt kommt zu spät, wenn der Kranke todt ist.

22 Der Arzt lobt wol die Myrrhen, aber sie sind doch voll Bitterkeit. (Arab.)

23 Der Arzt muss nicht fragen wie es schmeckt oder thut, sondern ob es hilft.

24 Der Arzt verordnet wol die Arznei, aber er selber nimmt sie nicht.

Viele können wol andern rathen, aber sich selber nicht.

It.: Rare volte piglia il medico medicina.

25 Der Aerzte Rede hat Kraft wie ein Schärhaus, wer darein kommt, dem thut kein Zahn mehr weh.Fischart.

26 Der letzte und sicherste Arzt ist Vetter Knochenmann; er heilt alle Krankheiten.Sailer, 292.

27 Der strengste Arzt ist (meist) der beste.

28 Die Aerzte lassen die Hände büssen, was den Fingern fehlt.

29 Die Aerzte machen den Körper rein und das Säckel noch obendrein.

30 Die Aerzte müssen alt, die Apotheker reich und die Barbiere jung sein.Pistor., VII, 85.

Holl.: Jongh Chirurgijn, oud medecijn de kloeckste en beste meesters zijn. (Brunes, 261.)

31 Die Aerzte scheren bald ums Geld, wenn man einmal ins Fieber fällt.

32 Die Aerzte sind unsers Herrgotts Menschenflicker.Eiselein, 42.

33 Die Aerzte von Valenz haben lange Röcke und kurze (wenig) Intelligenz. (Span.)

34 Die vier besten Aerzte in der Welt sind: Doctor Mössig, Doctor Lustig, Doctor Ruh' und – Doctor Geld.

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[[76]/0104] 8 Arznei und Wein wollen zur rechten Zeit genossen sein. 9 Arznei, Zuckerei und Zauberei tödten die Leute ohne Scheu. – Fischart, Prakt. 10 Der gibt oft böse Arznei, wer umsonst heilen will. 11 Die Arznei in des Apothekers Flasche ist oft ein Dolch in Mörders Tasche. It.: Una medicina è una spada dentro 'l bicchiere dello speziale. 12 Die Arznei kommt zu spat, wenn die Seuche vergiftet hat. 13 Die Arznei muss man sich ihres Nutzens wegen gefallen lassen. 14 Die Arznei wenig frumet, so dem Mann ze spat kumet. – Eiselein, 43. 15 Eine Arznei dient nicht für alle Schäden. – Simrock, 588. 16 Es ist eine böse Arznei, da der Natur etwas abgebt. Lat.: Mala est medicina, ubi aliquid naturae perit. 17 Es ist keine bessere Arznei, als die, welche die Gesundheit erhält. Dän.: Bedre den medecin som underholder sundheden end den purgation som fordriver sygdommen. Frz.: La médecine qui entretient la santé vaut mieux que celle qui chasse la maladie. 18 Es ist keine bessere Arznei gegen Narrheit, denn einem den Kopf aufthun. – Pauli, 8. Pauli erzählt von einem Narren, der dadurch curirt worden, dass man ihm den Kopf mit einem Stock – aufgethan. Man mag prüfen, ob dies gerade die beste Arznei gegen Narrheit ist. 19 Mit Arznei und Pillen kann (soll) man nicht den Hunger stillen. 20 Theuere Arznei hilft immer, wo nicht dem Kranken, so doch dem Apotheker. – Simrock, 587. 21 Theuere Arznei, reinigt sie nicht den Magen, so reinigt sie doch den Beutel. 22 Was die Arznei nicht heilt, das muss Eisen heilen. So sagen die Aerzte. Riehl (Land und Leute) meint, für die Pathologie und Therapie in der Volkswissenschaft gelte derselbe Spruch. 23 Was soll die Arznei der Tochter, wenn der Mutter der Magen verdorben ist. 24 Wenn die Arznei am Leibe geht fehl, sucht man Arznei für die Seel'. 25 Wenn die Arznei auch verbraucht ist, der Löffel schmeckt noch lange danach. 26 Wer Arznei nimmt, meint, dass sie hilft. 27 Wer seine Arznei bei Weibern kauft, bezahlt sie mit dem Leben. *28 Die Arznei vor dem Gifte nehmen. Sich vertheidigen, ehe man angeschuldigt wird. Arzneien (Verbum). 1 Besser gar nicht arzneien, als sich damit kasteien. Gegen unmässigen Gebrauch von Tränken, Pulvern und Pillen. 2 Wer arzneit, thu's zu rechter Zeit. 3 Wer früh gearzneit, dem sieht man es spät noch an. Arzt. 1 Arzt, hilf dir selber! – Bücking, 216; Zehner, 233; Bremser, 12; Körte, 312; Simrock, 590; Eiselein, 43; Schulze, 232; Pred. Sal., 18, 20; Luc. 4, 23. Behalte diesen Rath für dich! Nimm dich bei deiner Nase! Kehre vor deiner eigenen Thür. Dän.: Lœge, hjelp dig selv. Frz.: Médecin, guéris-toi, toi-même. Holl.: Gencesmcester, heel u zelven. (Harrebomée, I, 229.) Lat.: Aliorum medicus, ipse ulceribus scates. (Plutarch.) (Erasm., 28.) – Medicus, cura te ipsum! – Propria vineta caedere. (Horaz.) (Erasm., 132.) 2 Arzt, so du bist wund, so mache dich erst selber gesund. 3 Arzt und Juristen reiten auf Gaulen, Priester in Koth und Armuth verfaulen. So gefährlich ist's nun wol nicht, denn schwerlich dürften sämmtliche Aerzte und Juristen so viel Vermögen aufzuweisen haben, als Kirchen und Klöster besitzen. 4 Arzt will jede alte Hur' und Spitzbub' sein. 5 Aerzte kommen auf den Geldsack, Juristen auf den Wollsack. 6 Aerzte lernen den Schnitt an fremdem Tuche. 7 Aerzte und Lehrer kann man nie zu gut bezahlen. Dafür bezahlt man sie in der Regel am schlechtesten. It.: Nè co' maestri, nè co' medici va adoperata la lesina. 8 Aerzte wollen den Menschen flicken, reissen ihn aber oft in Stücken. 9 Aerzten und Advocaten muss man nichts verschweigen. Weil nur von der vollkommenen Kenntniss, die sie von unserm Zustande erhalten, die Möglichkeit abhängt, uns zu helfen. 10 Auch Arzt und Advocat brauchen fremden Rath. 11 Auch ein geschickter Arzt heilt nicht alle Wunden. Holl.: Het is een goed heelmeester, die aan stuk geschoten beenen en gebroken koppen weêr tezamen kan lappen. (Harrebomée, I, 229.) 12 Besser der Arzt als der Jurist' spricht dir das Leben ab. – Pistor., VI, 74. Oft hilft die Natur sich wunderbar, wo alle ärztliche Kunst vergebens scheint; aber das vom Juristen abgesprochene, durch ein Verbrechen verwirkte Leben hängt allein von der Gnade ab. Dän.: Heller doktor end bøddel. Frz.: Plûtot médecin que bourreau. 13 Besser vom Arzt verlassen als von Gott. 14 Dem Arzte, Beichtvater und Advocaten darf man nichts verschweigen. (S. Advocat.) Frz.: A confesseurs, médecins, avocats la vérité ne cèle de ton. (Kritzinger, 164.) 15 Dem Arzt bezahlt man die Mühe und nicht die Gesundheit. 16 Dem Arzt folgt der Pfarrherr, dem Pfarrherrn der Kirchner und läutet zu Grabe. – Petri. 17 Der Arzt ist ein Engel, wenn man ihn braucht, ein Teufel, wenn man ihn bezahlen soll. 18 Der Arzt ist ein geschickter Mann, der sich selber heilen kann. Frz.: Bon est le médecin qui se scait guérir. (Gruter.) 19 Der Arzt ist ein Wegweiser ins Himmelreich. 20 Der Arzt kann nicht die Medicin für den Kranken trinken. Sprichwort der Akwapimneger, in einer zu Aschanti (Goldküste Afrikas) gehörenden Provinz. Ueber die Neger des Akwapimlandes vgl. Ausland, 1857, S. 159. 21 Der Arzt kommt zu spät, wenn der Kranke todt ist. 22 Der Arzt lobt wol die Myrrhen, aber sie sind doch voll Bitterkeit. (Arab.) 23 Der Arzt muss nicht fragen wie es schmeckt oder thut, sondern ob es hilft. 24 Der Arzt verordnet wol die Arznei, aber er selber nimmt sie nicht. Viele können wol andern rathen, aber sich selber nicht. It.: Rare volte piglia il medico medicina. 25 Der Aerzte Rede hat Kraft wie ein Schärhaus, wer darein kommt, dem thut kein Zahn mehr weh. – Fischart. 26 Der letzte und sicherste Arzt ist Vetter Knochenmann; er heilt alle Krankheiten. – Sailer, 292. 27 Der strengste Arzt ist (meist) der beste. 28 Die Aerzte lassen die Hände büssen, was den Fingern fehlt. 29 Die Aerzte machen den Körper rein und das Säckel noch obendrein. 30 Die Aerzte müssen alt, die Apotheker reich und die Barbiere jung sein. – Pistor., VII, 85. Holl.: Jongh Chirurgijn, oud medecijn de kloeckste en beste meesters zijn. (Brunes, 261.) 31 Die Aerzte scheren bald ums Geld, wenn man einmal ins Fieber fällt. 32 Die Aerzte sind unsers Herrgotts Menschenflicker. – Eiselein, 42. 33 Die Aerzte von Valenz haben lange Röcke und kurze (wenig) Intelligenz. (Span.) 34 Die vier besten Aerzte in der Welt sind: Doctor Mössig, Doctor Lustig, Doctor Ruh' und – Doctor Geld. 35 Drei Aerzte bei Einem Kranken, da kann sich der Kirchhof bedanken.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [76]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/104>, abgerufen am 24.04.2024.