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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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36 Ein Arzt, der umsonst dient, dessen Dienst ist (oft) umsonst.

Was unentgeltlich geleistet wird, ist in der Regel nicht viel werth.

37 Ein Arzt muss ein Adleraug' und eine Frauenhand haben. - Kirchhofer, 210.

38 Ein gelinder Arzt zum faulen Schaden macht das Uebel ärger. - Simrock, 593.

Dän.: Laegedom som bider mest, gemeenligen heler best.

Frz.: La medecine la plus desagreable est ordinairement la meilleure.

39 Ein geschickter Arzt hat für jede Wunde einen Balsam.

40 Ein glücklicher Arzt ist besser als ein gelehrter.

Es gilt nicht sowol eine Masse Gelehrsamkeit zu entwickeln, sondern mit richtigem Blick die Krankheit zu erkennen und das wirksamste Heilmittel dagegen aufzufinden.

41 Ein guter Arzt bedarf keiner Posaune.

42 Ein guter Arzt beobachtet die Wunde, wenn sie auch geschlossen ist.

43 Ein guter Arzt gibt nicht nur süsse Tränke, sondern auch bittere Pillen.

44 Ein junger Arzt muss drei Kirchhöfe haben.

Holl.: Laet een jonghen medecijn nimmers uwen doctor zijn. (Brunes. 262.)

45 Ein kranker Arzt und ein Hund, der nicht bellt, nützen wenig in der Welt.

It.: Alchimista povero, medico ammalato.

46 Ein schwatzender Arzt ist schlimmer (quält den Kranken mehr) als das Fieber.

It.: Il medico loquace e piu fastidioso dello stesso male.

47 Ein verzagter Arzt, der die Kranken viel fragt, sie doppelt plagt. - Fischart, Prakt.

48 Es hat nicht jeder Arzt die rechte Hand zum Heilen. - Sailer, 292.

Frz.: Heureux le medecin qui vient sur le declin de la maladie.

49 Es ist ein närrischer Arzt, der den Puls auf dem Rücken fühlt und das Wasser im Mörser besieht.

50 Frommer Arzt, so andern die Gilwe1 abnimmt und an eigenen Hals hängt. - Eiselein, 43.

1) Gilwe = Gelbsucht und auch Gold.

51 Geschickte Aerzte lieben grosse Flaschen nicht.

Nämlich Arznei. Gute Aerzte verschreiben wenig Arzneien und lassen die Natur gewähren, und grosse Staatsmänner regieren wenig und lassen die Menschen soviel möglich selbst wirken.

52 Je länger der Arzt flüchtet (auch flickt), je schlimmer ist der Kranke zu heilen.

53 Jeder Arzt meint, er sei Ipokras. - Geiler; Eiselein, 43.

54 Jeder Arzt hält seine Pillen für die besten.

In der politischen Welt und in der Medicin glaubt jeder Arzt an die Unfehlbarkeit seiner Pillen.

55 Jeder Arzt verordnet nach seinem Magen.

56 Junge Aerzte füllen die Gottesäcker.

Holl.: De misslagen der geneesheeren worden mit aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomee, I, 229..)

57 Junger Arzt, höckriger (buckliger) Kirchhof. - Simrock, 592.

Frz.: De jeune medecin cimetieres bossus, de jeune heritier bientot dependu, de jeune mari menage molotru, de jeune avocat le proces perdu.

It.: Il medico giovane fa la gobba al cimiterio.

58 Kein Arzt ist besser als drei.

59 Kein Arzt ist so geschickt, einem Blindgeborenen sehende Augen einzusetzen.

60 Neuer Arzt - neuer Kirchhof; neuer Theolog - neue Hölle; neuer Jurist - neuer Galgen; neuer Philosoph - neue Kappe. (S. Theolog.) - Pistor., VII, 70; Bücking, 85; Eisenhart, V, 22; Bremser, 19; Eiselein, 42.

Frz.: De jeune docteur argument cornu. (Gruter.)

61 Schlechte Aerzte machen aus kleinen Wunden grosse.

62 Unerfahrene Aerzte, ungekostete Speise und zu viel Trinken muss meiden, wer nicht will leiden.

Der Franzose warnt vor ein Dutzend Dingen, wobei die unwissenden Aerzte obenan stehen: De medecin qui ne scait bien l'art, d'amy farde, flatteur et papelart: de serviteur qui refuse le lart, de maistre fait tout en [Spaltenumbruch] hate d'un souillard, de folle femme inconstante et friande, de saupicquet de potiron en viande, de fin geland qui refusant demande, d'arrest de court ou il gist grosse amande, de fol prescheur qui tant se recommande, de faux notaire ayant main a commande, d'avocat jeune et procureur vieillard, - nous garde Dieu, et de voisin paillard. (Meurier, Tresor des sentences.)

63 Viel Aerzte heilen übel.

Bei Einem Kranken nämlich, aus demselben Grunde, aus welchem viel Köche den Brei verderben. Auch von kranken Staaten gilt es, wie Thümmel sagt: Viel Aerzte (Staatsheilkünstler), baldiger Tod.

Frz.: Hippocrate dit oui et Gallien dit non.

Lat.: Nunquam, credo mihi, a morbo curabitur aeger, si multis medicis creditur una febris.

64 Weichliche Aerzte machen faule Wunden. - Körte, 313.

It.: Il medico (la mano) pietosa fa la piaga verminosa (puzzolenta).

65 Wem der Arzt Alaun verschreibt, der muss nicht Zucker brauchen.

66 Wenn der Arzt an den Puls fühlt, so lernt er die Krankheit kennen.

67 Wenn der Arzt zu oft schröpft, kommt Wasser statt Blut.

68 Wenn die Aerzte am besten rathen, ist der Kranke gestorben.

69 Wenn die Aerzte schlagen drein, so geht eine Krankheit heraus und die andre hinein.

70 Wenn die Aerzte sich die Beine ablaufen, so hat der Reiche gleichwol nur die Strümpfe.

71 Wenn du den Arzt rufst, so rufe auch den Richter, dass er dein Testament aufsetze. - Altmann V.

72 Wenn zwei Aerzte zusammenkommen, steht einer im Genitiv.

73 Wer den Arzt zum Erben setzt, hat das Leben schlecht geschätzt.

Frz.: C'est folie de faire de son medecin son heritier. (Meurier, Tresor des sentences.)

Holl.: Moet uw doctoor uw goedje erven, zo maak u vaardig, om te sterven. (Harrebomee., I, 141.)

74 Wer den Arzt zu seinem Feinde hat, der hat ihn auch zu seinem Scharfrichter.

75 Wer die Aerzte vermeiden will, muss sich mit leerem Magen zu Tische setzen, und aufstehen, ehe er voll ist.

76 Wer seinem Arzt und Rathgeber leugt, am allermeisten sich selbst betreugt.

77 Wer sich mit Aerzten und Richtern nicht stellt gut, dem kostet es Leben und Gut. (Chile.)

78 Will der Arzt nicht receptiren, so magst du das Bündel schnüren.

Lat.: Desperat medicus, si curare desinit. (Sulpicius.)

79 Wo der Arzt nich meh kan, da fängt der Priester an.

80 Wo die Aerzte streiten, erntet der Tod.

81 Wo drei Aerzte sind, da sind drei Atheisten.

Noch in jenen Zeiten entstanden, wo sich die Philosophen und ganz besonders die Naturkundigen von den vernunftwidrigen Satzungen der positiven Religion ihrer Zeit losgesagt hatten. Man nannte sie nun Atheisten, wie man in unsern Tagen alle diejenigen nennt, die sich Gott nicht als einen alten, auf einem Armstuhle sitzenden Mann denken.

82 Wo viel Aerzte sind, da ist grosse Gefahr. - Bertram.

*83 Den Arzt holen, wenn der Kranke todt ist.

Engl.: After death comes the physician.

Frz.: Apres la mort le medecin.

Holl.: Den dokter halen, als de zieke dood. is. (Harrebomee, I, 140.)

Lat.: Bello peracto machinas adferre.

*84 Den Arzt zum Erben setzen.

*85 Es ist ein Arzt aus dem Buche (Quacksalber).

Lat.: Medicus ex commentario.

*86 Es ist ein Arzt, der andere Leute heilt und selbst am Fieber liegt.


As.

* Er ist nicht drei (nicht ein halbes) As werth.

Um einen werthlosen verächtlichen Menschen zu bezeichnen. Persius nennt einen solchen einen dreiassigen, Cicero spricht von einem halbassigen. Plautus sagt von einem solchen: er ist nicht drei Obolen werth, und Suidas: er ist mit weniger als einer Obole bezahlt. Sonst sagte mau auch: er ist nicht soviel werth, dass

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36 Ein Arzt, der umsonst dient, dessen Dienst ist (oft) umsonst.

Was unentgeltlich geleistet wird, ist in der Regel nicht viel werth.

37 Ein Arzt muss ein Adleraug' und eine Frauenhand haben.Kirchhofer, 210.

38 Ein gelinder Arzt zum faulen Schaden macht das Uebel ärger.Simrock, 593.

Dän.: Lægedom som bider mest, gemeenligen heler best.

Frz.: La médecine la plus désagréable est ordinairement la meilleure.

39 Ein geschickter Arzt hat für jede Wunde einen Balsam.

40 Ein glücklicher Arzt ist besser als ein gelehrter.

Es gilt nicht sowol eine Masse Gelehrsamkeit zu entwickeln, sondern mit richtigem Blick die Krankheit zu erkennen und das wirksamste Heilmittel dagegen aufzufinden.

41 Ein guter Arzt bedarf keiner Posaune.

42 Ein guter Arzt beobachtet die Wunde, wenn sie auch geschlossen ist.

43 Ein guter Arzt gibt nicht nur süsse Tränke, sondern auch bittere Pillen.

44 Ein junger Arzt muss drei Kirchhöfe haben.

Holl.: Laet een jonghen medecijn nimmers uwen doctor zijn. (Brunes. 262.)

45 Ein kranker Arzt und ein Hund, der nicht bellt, nützen wenig in der Welt.

It.: Alchimista povero, medico ammalato.

46 Ein schwatzender Arzt ist schlimmer (quält den Kranken mehr) als das Fieber.

It.: Il medico loquace è piú fastidioso dello stesso male.

47 Ein verzagter Arzt, der die Kranken viel fragt, sie doppelt plagt.Fischart, Prakt.

48 Es hat nicht jeder Arzt die rechte Hand zum Heilen.Sailer, 292.

Frz.: Heureux le médecin qui vient sur le déclin de la maladie.

49 Es ist ein närrischer Arzt, der den Puls auf dem Rücken fühlt und das Wasser im Mörser besieht.

50 Frommer Arzt, so andern die Gilwe1 abnimmt und an eigenen Hals hängt.Eiselein, 43.

1) Gilwe = Gelbsucht und auch Gold.

51 Geschickte Aerzte lieben grosse Flaschen nicht.

Nämlich Arznei. Gute Aerzte verschreiben wenig Arzneien und lassen die Natur gewähren, und grosse Staatsmänner regieren wenig und lassen die Menschen soviel möglich selbst wirken.

52 Je länger der Arzt flüchtet (auch flickt), je schlimmer ist der Kranke zu heilen.

53 Jeder Arzt meint, er sei Ipokras.Geiler; Eiselein, 43.

54 Jeder Arzt hält seine Pillen für die besten.

In der politischen Welt und in der Medicin glaubt jeder Arzt an die Unfehlbarkeit seiner Pillen.

55 Jeder Arzt verordnet nach seinem Magen.

56 Junge Aerzte füllen die Gottesäcker.

Holl.: De misslagen der geneesheeren worden mit aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomée, I, 229..)

57 Junger Arzt, höckriger (buckliger) Kirchhof.Simrock, 592.

Frz.: De jeune médecin cimetières bossus, de jeune héritier bientôt dépendu, de jeune mari ménage molotru, de jeune avocat le procès perdu.

It.: Il medico giovane fa la gobba al cimiterio.

58 Kein Arzt ist besser als drei.

59 Kein Arzt ist so geschickt, einem Blindgeborenen sehende Augen einzusetzen.

60 Neuer Arzt – neuer Kirchhof; neuer Theolog – neue Hölle; neuer Jurist – neuer Galgen; neuer Philosoph – neue Kappe. (S. Theolog.)Pistor., VII, 70; Bücking, 85; Eisenhart, V, 22; Bremser, 19; Eiselein, 42.

Frz.: De jeune docteur argument cornu. (Gruter.)

61 Schlechte Aerzte machen aus kleinen Wunden grosse.

62 Unerfahrene Aerzte, ungekostete Speise und zu viel Trinken muss meiden, wer nicht will leiden.

Der Franzose warnt vor ein Dutzend Dingen, wobei die unwissenden Aerzte obenan stehen: De médecin qui ne scait bien l'art, d'amy fardé, flatteur et papelart: de serviteur qui refuse le lart, de maistre fait tout en [Spaltenumbruch] hâte d'un souillard, de folle femme inconstante et friande, de saupicquet de potiron en viande, de fin geland qui refusant demande, d'arrest de court où il gist grosse amande, de fol prescheur qui tant se recommande, de faux notaire ayant main à commande, d'avocat jeune et procureur vieillard, – nous garde Dieu, et de voisin paillard. (Meurier, Trésor des sentences.)

63 Viel Aerzte heilen übel.

Bei Einem Kranken nämlich, aus demselben Grunde, aus welchem viel Köche den Brei verderben. Auch von kranken Staaten gilt es, wie Thümmel sagt: Viel Aerzte (Staatsheilkünstler), baldiger Tod.

Frz.: Hippocrate dit oui et Gallien dit non.

Lat.: Nunquam, credo mihi, a morbo curabitur aeger, si multis medicis creditur una febris.

64 Weichliche Aerzte machen faule Wunden.Körte, 313.

It.: Il medico (la mano) pietosa fa la piaga verminosa (puzzolenta).

65 Wem der Arzt Alaun verschreibt, der muss nicht Zucker brauchen.

66 Wenn der Arzt an den Puls fühlt, so lernt er die Krankheit kennen.

67 Wenn der Arzt zu oft schröpft, kommt Wasser statt Blut.

68 Wenn die Aerzte am besten rathen, ist der Kranke gestorben.

69 Wenn die Aerzte schlagen drein, so geht eine Krankheit heraus und die andre hinein.

70 Wenn die Aerzte sich die Beine ablaufen, so hat der Reiche gleichwol nur die Strümpfe.

71 Wenn du den Arzt rufst, so rufe auch den Richter, dass er dein Testament aufsetze.Altmann V.

72 Wenn zwei Aerzte zusammenkommen, steht einer im Genitiv.

73 Wer den Arzt zum Erben setzt, hat das Leben schlecht geschätzt.

Frz.: C'est folie de faire de son médecin son héritier. (Meurier, Trésor des sentences.)

Holl.: Moet uw doctoor uw goedje erven, zo maak u vaardig, om te sterven. (Harrebomée., I, 141.)

74 Wer den Arzt zu seinem Feinde hat, der hat ihn auch zu seinem Scharfrichter.

75 Wer die Aerzte vermeiden will, muss sich mit leerem Magen zu Tische setzen, und aufstehen, ehe er voll ist.

76 Wer seinem Arzt und Rathgeber leugt, am allermeisten sich selbst betreugt.

77 Wer sich mit Aerzten und Richtern nicht stellt gut, dem kostet es Leben und Gut. (Chile.)

78 Will der Arzt nicht receptiren, so magst du das Bündel schnüren.

Lat.: Desperat medicus, si curare desinit. (Sulpicius.)

79 Wo der Arzt nich meh kan, da fängt der Priester an.

80 Wo die Aerzte streiten, erntet der Tod.

81 Wo drei Aerzte sind, da sind drei Atheisten.

Noch in jenen Zeiten entstanden, wo sich die Philosophen und ganz besonders die Naturkundigen von den vernunftwidrigen Satzungen der positiven Religion ihrer Zeit losgesagt hatten. Man nannte sie nun Atheisten, wie man in unsern Tagen alle diejenigen nennt, die sich Gott nicht als einen alten, auf einem Armstuhle sitzenden Mann denken.

82 Wo viel Aerzte sind, da ist grosse Gefahr.Bertram.

*83 Den Arzt holen, wenn der Kranke todt ist.

Engl.: After death comes the physician.

Frz.: Après la mort le médecin.

Holl.: Den dokter halen, als de zieke dood. is. (Harrebomée, I, 140.)

Lat.: Bello peracto machinas adferre.

*84 Den Arzt zum Erben setzen.

*85 Es ist ein Arzt aus dem Buche (Quacksalber).

Lat.: Medicus ex commentario.

*86 Es ist ein Arzt, der andere Leute heilt und selbst am Fieber liegt.


As.

* Er ist nicht drei (nicht ein halbes) As werth.

Um einen werthlosen verächtlichen Menschen zu bezeichnen. Persius nennt einen solchen einen dreiassigen, Cicero spricht von einem halbassigen. Plautus sagt von einem solchen: er ist nicht drei Obolen werth, und Suidas: er ist mit weniger als einer Obole bezahlt. Sonst sagte mau auch: er ist nicht soviel werth, dass

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[[77]/0105] 36 Ein Arzt, der umsonst dient, dessen Dienst ist (oft) umsonst. Was unentgeltlich geleistet wird, ist in der Regel nicht viel werth. 37 Ein Arzt muss ein Adleraug' und eine Frauenhand haben. – Kirchhofer, 210. 38 Ein gelinder Arzt zum faulen Schaden macht das Uebel ärger. – Simrock, 593. Dän.: Lægedom som bider mest, gemeenligen heler best. Frz.: La médecine la plus désagréable est ordinairement la meilleure. 39 Ein geschickter Arzt hat für jede Wunde einen Balsam. 40 Ein glücklicher Arzt ist besser als ein gelehrter. Es gilt nicht sowol eine Masse Gelehrsamkeit zu entwickeln, sondern mit richtigem Blick die Krankheit zu erkennen und das wirksamste Heilmittel dagegen aufzufinden. 41 Ein guter Arzt bedarf keiner Posaune. 42 Ein guter Arzt beobachtet die Wunde, wenn sie auch geschlossen ist. 43 Ein guter Arzt gibt nicht nur süsse Tränke, sondern auch bittere Pillen. 44 Ein junger Arzt muss drei Kirchhöfe haben. Holl.: Laet een jonghen medecijn nimmers uwen doctor zijn. (Brunes. 262.) 45 Ein kranker Arzt und ein Hund, der nicht bellt, nützen wenig in der Welt. It.: Alchimista povero, medico ammalato. 46 Ein schwatzender Arzt ist schlimmer (quält den Kranken mehr) als das Fieber. It.: Il medico loquace è piú fastidioso dello stesso male. 47 Ein verzagter Arzt, der die Kranken viel fragt, sie doppelt plagt. – Fischart, Prakt. 48 Es hat nicht jeder Arzt die rechte Hand zum Heilen. – Sailer, 292. Frz.: Heureux le médecin qui vient sur le déclin de la maladie. 49 Es ist ein närrischer Arzt, der den Puls auf dem Rücken fühlt und das Wasser im Mörser besieht. 50 Frommer Arzt, so andern die Gilwe1 abnimmt und an eigenen Hals hängt. – Eiselein, 43. 1) Gilwe = Gelbsucht und auch Gold. 51 Geschickte Aerzte lieben grosse Flaschen nicht. Nämlich Arznei. Gute Aerzte verschreiben wenig Arzneien und lassen die Natur gewähren, und grosse Staatsmänner regieren wenig und lassen die Menschen soviel möglich selbst wirken. 52 Je länger der Arzt flüchtet (auch flickt), je schlimmer ist der Kranke zu heilen. 53 Jeder Arzt meint, er sei Ipokras. – Geiler; Eiselein, 43. 54 Jeder Arzt hält seine Pillen für die besten. In der politischen Welt und in der Medicin glaubt jeder Arzt an die Unfehlbarkeit seiner Pillen. 55 Jeder Arzt verordnet nach seinem Magen. 56 Junge Aerzte füllen die Gottesäcker. Holl.: De misslagen der geneesheeren worden mit aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomée, I, 229..) 57 Junger Arzt, höckriger (buckliger) Kirchhof. – Simrock, 592. Frz.: De jeune médecin cimetières bossus, de jeune héritier bientôt dépendu, de jeune mari ménage molotru, de jeune avocat le procès perdu. It.: Il medico giovane fa la gobba al cimiterio. 58 Kein Arzt ist besser als drei. 59 Kein Arzt ist so geschickt, einem Blindgeborenen sehende Augen einzusetzen. 60 Neuer Arzt – neuer Kirchhof; neuer Theolog – neue Hölle; neuer Jurist – neuer Galgen; neuer Philosoph – neue Kappe. (S. Theolog.) – Pistor., VII, 70; Bücking, 85; Eisenhart, V, 22; Bremser, 19; Eiselein, 42. Frz.: De jeune docteur argument cornu. (Gruter.) 61 Schlechte Aerzte machen aus kleinen Wunden grosse. 62 Unerfahrene Aerzte, ungekostete Speise und zu viel Trinken muss meiden, wer nicht will leiden. Der Franzose warnt vor ein Dutzend Dingen, wobei die unwissenden Aerzte obenan stehen: De médecin qui ne scait bien l'art, d'amy fardé, flatteur et papelart: de serviteur qui refuse le lart, de maistre fait tout en hâte d'un souillard, de folle femme inconstante et friande, de saupicquet de potiron en viande, de fin geland qui refusant demande, d'arrest de court où il gist grosse amande, de fol prescheur qui tant se recommande, de faux notaire ayant main à commande, d'avocat jeune et procureur vieillard, – nous garde Dieu, et de voisin paillard. (Meurier, Trésor des sentences.) 63 Viel Aerzte heilen übel. Bei Einem Kranken nämlich, aus demselben Grunde, aus welchem viel Köche den Brei verderben. Auch von kranken Staaten gilt es, wie Thümmel sagt: Viel Aerzte (Staatsheilkünstler), baldiger Tod. Frz.: Hippocrate dit oui et Gallien dit non. Lat.: Nunquam, credo mihi, a morbo curabitur aeger, si multis medicis creditur una febris. 64 Weichliche Aerzte machen faule Wunden. – Körte, 313. It.: Il medico (la mano) pietosa fa la piaga verminosa (puzzolenta). 65 Wem der Arzt Alaun verschreibt, der muss nicht Zucker brauchen. 66 Wenn der Arzt an den Puls fühlt, so lernt er die Krankheit kennen. 67 Wenn der Arzt zu oft schröpft, kommt Wasser statt Blut. 68 Wenn die Aerzte am besten rathen, ist der Kranke gestorben. 69 Wenn die Aerzte schlagen drein, so geht eine Krankheit heraus und die andre hinein. 70 Wenn die Aerzte sich die Beine ablaufen, so hat der Reiche gleichwol nur die Strümpfe. 71 Wenn du den Arzt rufst, so rufe auch den Richter, dass er dein Testament aufsetze. – Altmann V. 72 Wenn zwei Aerzte zusammenkommen, steht einer im Genitiv. 73 Wer den Arzt zum Erben setzt, hat das Leben schlecht geschätzt. Frz.: C'est folie de faire de son médecin son héritier. (Meurier, Trésor des sentences.) Holl.: Moet uw doctoor uw goedje erven, zo maak u vaardig, om te sterven. (Harrebomée., I, 141.) 74 Wer den Arzt zu seinem Feinde hat, der hat ihn auch zu seinem Scharfrichter. 75 Wer die Aerzte vermeiden will, muss sich mit leerem Magen zu Tische setzen, und aufstehen, ehe er voll ist. 76 Wer seinem Arzt und Rathgeber leugt, am allermeisten sich selbst betreugt. 77 Wer sich mit Aerzten und Richtern nicht stellt gut, dem kostet es Leben und Gut. (Chile.) 78 Will der Arzt nicht receptiren, so magst du das Bündel schnüren. Lat.: Desperat medicus, si curare desinit. (Sulpicius.) 79 Wo der Arzt nich meh kan, da fängt der Priester an. 80 Wo die Aerzte streiten, erntet der Tod. 81 Wo drei Aerzte sind, da sind drei Atheisten. Noch in jenen Zeiten entstanden, wo sich die Philosophen und ganz besonders die Naturkundigen von den vernunftwidrigen Satzungen der positiven Religion ihrer Zeit losgesagt hatten. Man nannte sie nun Atheisten, wie man in unsern Tagen alle diejenigen nennt, die sich Gott nicht als einen alten, auf einem Armstuhle sitzenden Mann denken. 82 Wo viel Aerzte sind, da ist grosse Gefahr. – Bertram. *83 Den Arzt holen, wenn der Kranke todt ist. Engl.: After death comes the physician. Frz.: Après la mort le médecin. Holl.: Den dokter halen, als de zieke dood. is. (Harrebomée, I, 140.) Lat.: Bello peracto machinas adferre. *84 Den Arzt zum Erben setzen. *85 Es ist ein Arzt aus dem Buche (Quacksalber). Lat.: Medicus ex commentario. *86 Es ist ein Arzt, der andere Leute heilt und selbst am Fieber liegt. As. * Er ist nicht drei (nicht ein halbes) As werth. Um einen werthlosen verächtlichen Menschen zu bezeichnen. Persius nennt einen solchen einen dreiassigen, Cicero spricht von einem halbassigen. Plautus sagt von einem solchen: er ist nicht drei Obolen werth, und Suidas: er ist mit weniger als einer Obole bezahlt. Sonst sagte mau auch: er ist nicht soviel werth, dass

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [77]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/105>, abgerufen am 29.03.2024.