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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Bibernell.

Esst Bibernell, so sterbt ihr nicht so schnell. (Franken.)

Als im Dreissigjährigen Kriege in einem Theile Frankens die Pest wüthete, gab man den Kranken Bibernell zu essen, weil einer in der Luft obige Worte gehört haben wollte. (Vgl. Caspari, Erzählungen, 1855, S. 317.)


Bickelsteine.

Bickelsteine (harte Steine, abgesprungene Stücke Kiesel).

He sull wol Bickelsteen freten. (Holst.)

Wird von einem sehr Hungrigen gesagt. Auch vom heftigen Winter sagt der Holsteiner und Pommer: Er früst Bickelstene.


Bied.

Das Bied soll ihm ausgehen.

Henisch (S. 369) erklärt Bied durch pituita, Wasser im Geblüt. "Ich will dich treten, dass dir das Bied ausgehen soll."


Biederkeit.

Jeder lobt die Biederkeit und lässt sie dann erfrieren.


Biederleute.

1 Biederleute sind dünn gesäet. - Sutor, 635.

2 Ich soll, ich will, ich muss die Biederleute immer loben.

3 Je weniger man der biderleute gerathen kann, je geringer sie geschetzt werden. - Henisch, 368.


Biedermann.

1 Biedermann soll Krümme schlichten und Arme als die Hohen richten.

2 Ein bidermann, ein frommes weib jhn ziehen kann. - Henisch, 368.

3 Ein Biedermann borgt nicht, wenn er nicht bezahlen kann.

Lat.: Fraus est accipere, quod non possis, reddere. (Publ. Syr.)

4 Ein Biedermann ist allenthalben daheim. - Henisch, 634.

5 Ein Biedermann kann wol den Galgen verreden, aber nicht den Henker.

6 Ein Biedermann mag wol mit bösen Leuten zu thun haben. - Henisch, 368.

7 Einem Biedermann steht das Lügen nicht an. - Seybold, 234.

Lat.: In bonum virum non cadit mentiri. (Cicero.) (Binder I, 717; II, 1406; Philippi, I, 191.)

8 Eines Biedermanns Ehre ohne Kundschaft und seine Gesundheit ohne Arzt. - Kirchhofer, 147.

9 Eins bidermanns erb ligt in allen Lande. - Franck, II, 9b; Tappius, 11b; Agricola, 723; Körte, 620; Pistor., II, 90; Eyering, I, 220; Henisch, 368; Sailer, 206; Körte, 620; Simrock, 1082; Egenolff, 13b, 290a; Eiselein, 76; Gaal, 209.

Ueberall findet die Rechtschaffenheit ihre Anerkennung.

Lat.: Omne solum forti patria est ut piscibus aequor. (Ovid.) (Seybold, 408; Philippi, II, 67; Binder I, 1281; II, 2378.) - Quaevis terra patria. (Binder I, 1428; II, 2716; Seybold, 471; Tappius, 11b; Philippi, II, 119.) - Vir sapiens et bonus ubicunque gentium vix erit felix est.

10 Es behilfft sich mancher Bidermann vnter einem bösen Dach wider den Regen. - Lehmann, II, 152, 94.

11 Man soll keinen für einen Biedermann achten, der sich bestechen lässt. - Henisch, 368.

12 Mancher Biedermann muss im Elend sein. - Henisch, 368.

13 Mancher Biedermann schläft unter einem bösen Dach. - Eiselein, 76.

14 Was ein Biedermann thuet, das wär' wol hören guet. - Eiselein, 76.

Wer ehrlich, aufrichtig, ohne Falschheit handelt, heisst ein Biedermann.

Lat.: Virtuti ubique sua praemia, suus honos. (Gaal, 209.)

15 Wer will ein Biedermann sein und heissen, der hüt' sich vor Tauben und Geissen. - Simrock, 10114; Kirchhofer, 299.

16 Wer will en Biederma seh ond hässa, der mos si hüeta vor Tuba, Henna n' ond Gässa. - Tobler.

*17 Bei Biedermanns Treu zu sagen.

Lat.: Fide bona polliceri.

*18 Er siehet einem Biedermann gleich, ob er's ist, weiss ich nicht. - Henisch, 368.

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Biederweib.

Ein Biederweib, wer findet es! - Tendlau, 735; Spr. Sal., 31, 10.


Biegen.

1 Besser biegen, als brechen. - Gaal, 211.

Nachgeben ist besser, als Schaden nehmen.

Engl.: Better to bow than break.

Frz.: Il vaut mieux plier que rompre. (Lendroy, 1223.)

It.: E meglio piegare, che rompere.

2 Es muss biegen oder brechen. - Simrock, 1083.

3 Es muss gebogen oder gebrochen sein.

4 Jung gebogen, alt erzogen. - Kirchhofer, 193.

5 Lieber biegen, als brechen. - Körte, 621; Simrock, 1084.

6 Was sich nicht biegen lassen will, muss brechen. Gaal, 210.

It.: Il barbaro non si doma che col bastone.

Lat.: Asper equus duris contunditur ora lupatis. (Binder I, 94.)

*7 Dat schull bugen o'r breken. - Eichwald, 217.

*8 Er biegt sich wie eine passauer Klinge.


Biegsam.

* Er ist biegsamer als Wachs. (Altröm.)

Von sehr Gelehrigen und Nachgiebigen.


Bielbrief.

Bielbrief geht vor Bodmereibrief. - Hillebrand, 177; Simrock, 1431; Eisenhart, 413; Hertius, 22; Pistor., III, 33; Eiselein, 104.

Unter Bielbrief wird in dem Sprichworte ein Schuldschein für Gelder verstanden, die zum Ausrüsten eines Schiffs gegen dessen Verpfändung, aber unter der Bedingung dargeliehen worden sind, dass dasselbe nicht eher vom Stapel laufe, bis die Rückzahlung erfolgt sei. Der Bodmereibrief (s. d.) nimmt an, dass das Schiff in See gehe.

Frz.: On endure tout hors le trop aise.

Holl.: Bijlbrief gaat voor bodmeriebrief.

It.: Ogni cosa si opporta, eccetto il buon tempo.


Biene.

1 Alte Bienen geben wenig Honig.

Engl.: Old bees give no honey. (Bohn II, 467.)

2 Bei Bienen und Schaf ist man schnell an und schnell af (ab). (Eifel.)

3 Bienen haben kurze Schnäbel und scharfe Säbel, und machen kleine Wunden, die schmerzen etliche Stunden. - Henisch, 371.

4 Bienen und Schafe ernähren den Mann im Schlafe. (Hannover.)

5 Dem, der Bienen hat, muss man nicht Honig schenken (verkaufen). - Winckler, XVII, 41.

6 Der Bien muss, ging es auch ans (ums) Leben.

Nach einer Anekdote, wonach ein Russe erzählt, dass in seinem Vaterlande die Bienen so gross wie in Deutschland die Sperlinge seien, und auf die Frage, wie sie zu den kleinen Fluglöchern hineinkönnten, antwortete: "Der Bien muss." Man gebraucht die sprichwörtlich gewordene Redensart mit oder ohne den spätern Zusatz, um irgendeinen unvernünftigen, widersinnigen, lächerlichen Zwang zu charakterisiren.

7 Die Biene hat nichts Süsseres als den Honig.

8 Die Biene ist ein kleiner Vogel, aber sie hat einen scharfen Stachel.

"Die Natur gab jedem Geschöpf seine Waffe, Hörner den Stieren, Hufe den Rossen, Schnellfüssigkeit den Hasen, Schwimmkraft den Fischen, Vögeln den Flug. Dem Menschen bleiben an Wehr und Waffen Muth und Verstand. Verstand, das unerschöpfliche Zeughaus unendlicher Waffen; Muth, des Geisterreichs Schlüssel öffnet alle Pforten von Walhalla und alle Siegesthore der Unsterblichkeit." (L. Jahn.)

9 Die Biene ist ein kleines Vöglein und gibt doch die süsseste Frucht. - Henisch, 371.

10 Die Bienen geben nicht nur Wachs, sondern auch Honig.

11 Die Bienen können das Fluchen nicht leiden. - Kirchhofer, 359.

12 Die Bienen sammeln den Honig nicht für sich.

Holl.: De bij is dood, die den honig en het was gaf. (Harrebomee, I, 56.) - Of al de bij den honig maakt, een ander is het die se smaakt. (Harrebomee, I, 57.)

13 Die keine Bienen haben, schwärmen selber.

14 Die kleine Biene sticht heftiger, als die grosse Hummel.

15 Ehret die Biene, aber vertilget die Wespe. (Russ.)

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Bibernell.

Esst Bibernell, so sterbt ihr nicht so schnell. (Franken.)

Als im Dreissigjährigen Kriege in einem Theile Frankens die Pest wüthete, gab man den Kranken Bibernell zu essen, weil einer in der Luft obige Worte gehört haben wollte. (Vgl. Caspari, Erzählungen, 1855, S. 317.)


Bickelsteine.

Bickelsteine (harte Steine, abgesprungene Stücke Kiesel).

He sull wol Bickelsteen freten. (Holst.)

Wird von einem sehr Hungrigen gesagt. Auch vom heftigen Winter sagt der Holsteiner und Pommer: Er früst Bickelstêne.


Bied.

Das Bied soll ihm ausgehen.

Henisch (S. 369) erklärt Bied durch pituita, Wasser im Geblüt. „Ich will dich treten, dass dir das Bied ausgehen soll.“


Biederkeit.

Jeder lobt die Biederkeit und lässt sie dann erfrieren.


Biederleute.

1 Biederleute sind dünn gesäet.Sutor, 635.

2 Ich soll, ich will, ich muss die Biederleute immer loben.

3 Je weniger man der biderleute gerathen kann, je geringer sie geschetzt werden.Henisch, 368.


Biedermann.

1 Biedermann soll Krümme schlichten und Arme als die Hohen richten.

2 Ein bidermann, ein frommes weib jhn ziehen kann.Henisch, 368.

3 Ein Biedermann borgt nicht, wenn er nicht bezahlen kann.

Lat.: Fraus est accipere, quod non possis, reddere. (Publ. Syr.)

4 Ein Biedermann ist allenthalben daheim.Henisch, 634.

5 Ein Biedermann kann wol den Galgen verreden, aber nicht den Henker.

6 Ein Biedermann mag wol mit bösen Leuten zu thun haben.Henisch, 368.

7 Einem Biedermann steht das Lügen nicht an.Seybold, 234.

Lat.: In bonum virum non cadit mentiri. (Cicero.) (Binder I, 717; II, 1406; Philippi, I, 191.)

8 Eines Biedermanns Ehre ohne Kundschaft und seine Gesundheit ohne Arzt.Kirchhofer, 147.

9 Eins bidermanns erb ligt in allen Lande.Franck, II, 9b; Tappius, 11b; Agricola, 723; Körte, 620; Pistor., II, 90; Eyering, I, 220; Henisch, 368; Sailer, 206; Körte, 620; Simrock, 1082; Egenolff, 13b, 290a; Eiselein, 76; Gaal, 209.

Ueberall findet die Rechtschaffenheit ihre Anerkennung.

Lat.: Omne solum forti patria est ut piscibus aequor. (Ovid.) (Seybold, 408; Philippi, II, 67; Binder I, 1281; II, 2378.) – Quaevis terra patria. (Binder I, 1428; II, 2716; Seybold, 471; Tappius, 11b; Philippi, II, 119.) – Vir sapiens et bonus ubicunque gentium vix erit felix est.

10 Es behilfft sich mancher Bidermann vnter einem bösen Dach wider den Regen.Lehmann, II, 152, 94.

11 Man soll keinen für einen Biedermann achten, der sich bestechen lässt.Henisch, 368.

12 Mancher Biedermann muss im Elend sein.Henisch, 368.

13 Mancher Biedermann schläft unter einem bösen Dach.Eiselein, 76.

14 Was ein Biedermann thuet, das wär' wol hören guet.Eiselein, 76.

Wer ehrlich, aufrichtig, ohne Falschheit handelt, heisst ein Biedermann.

Lat.: Virtuti ubique sua praemia, suus honos. (Gaal, 209.)

15 Wer will ein Biedermann sein und heissen, der hüt' sich vor Tauben und Geissen.Simrock, 10114; Kirchhofer, 299.

16 Wer will en Biederma seh ond hässa, der mos si hüeta vor Tuba, Henna n' ond Gässa.Tobler.

*17 Bei Biedermanns Treu zu sagen.

Lat.: Fide bona polliceri.

*18 Er siehet einem Biedermann gleich, ob er's ist, weiss ich nicht.Henisch, 368.

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Biederweib.

Ein Biederweib, wer findet es!Tendlau, 735; Spr. Sal., 31, 10.


Biegen.

1 Besser biegen, als brechen.Gaal, 211.

Nachgeben ist besser, als Schaden nehmen.

Engl.: Better to bow than break.

Frz.: Il vaut mieux plier que rompre. (Lendroy, 1223.)

It.: È meglio piegare, che rompere.

2 Es muss biegen oder brechen.Simrock, 1083.

3 Es muss gebogen oder gebrochen sein.

4 Jung gebogen, alt erzogen.Kirchhofer, 193.

5 Lieber biegen, als brechen.Körte, 621; Simrock, 1084.

6 Was sich nicht biegen lassen will, muss brechen. Gaal, 210.

It.: Il barbaro non si doma che col bastone.

Lat.: Asper equus duris contunditur ora lupatis. (Binder I, 94.)

*7 Dat schull bugen o'r breken.Eichwald, 217.

*8 Er biegt sich wie eine passauer Klinge.


Biegsam.

* Er ist biegsamer als Wachs. (Altröm.)

Von sehr Gelehrigen und Nachgiebigen.


Bielbrief.

Bielbrief geht vor Bodmereibrief.Hillebrand, 177; Simrock, 1431; Eisenhart, 413; Hertius, 22; Pistor., III, 33; Eiselein, 104.

Unter Bielbrief wird in dem Sprichworte ein Schuldschein für Gelder verstanden, die zum Ausrüsten eines Schiffs gegen dessen Verpfändung, aber unter der Bedingung dargeliehen worden sind, dass dasselbe nicht eher vom Stapel laufe, bis die Rückzahlung erfolgt sei. Der Bodmereibrief (s. d.) nimmt an, dass das Schiff in See gehe.

Frz.: On endure tout hors le trop aise.

Holl.: Bijlbrief gaat voor bodmeriebrief.

It.: Ogni cosa si opporta, eccetto il buon tempo.


Biene.

1 Alte Bienen geben wenig Honig.

Engl.: Old bees give no honey. (Bohn II, 467.)

2 Bei Bienen und Schaf ist man schnell an und schnell af (ab). (Eifel.)

3 Bienen haben kurze Schnäbel und scharfe Säbel, und machen kleine Wunden, die schmerzen etliche Stunden.Henisch, 371.

4 Bienen und Schafe ernähren den Mann im Schlafe. (Hannover.)

5 Dem, der Bienen hat, muss man nicht Honig schenken (verkaufen).Winckler, XVII, 41.

6 Der Bien muss, ging es auch ans (ums) Leben.

Nach einer Anekdote, wonach ein Russe erzählt, dass in seinem Vaterlande die Bienen so gross wie in Deutschland die Sperlinge seien, und auf die Frage, wie sie zu den kleinen Fluglöchern hineinkönnten, antwortete: „Der Bien muss.“ Man gebraucht die sprichwörtlich gewordene Redensart mit oder ohne den spätern Zusatz, um irgendeinen unvernünftigen, widersinnigen, lächerlichen Zwang zu charakterisiren.

7 Die Biene hat nichts Süsseres als den Honig.

8 Die Biene ist ein kleiner Vogel, aber sie hat einen scharfen Stachel.

„Die Natur gab jedem Geschöpf seine Waffe, Hörner den Stieren, Hufe den Rossen, Schnellfüssigkeit den Hasen, Schwimmkraft den Fischen, Vögeln den Flug. Dem Menschen bleiben an Wehr und Waffen Muth und Verstand. Verstand, das unerschöpfliche Zeughaus unendlicher Waffen; Muth, des Geisterreichs Schlüssel öffnet alle Pforten von Walhalla und alle Siegesthore der Unsterblichkeit.“ (L. Jahn.)

9 Die Biene ist ein kleines Vöglein und gibt doch die süsseste Frucht.Henisch, 371.

10 Die Bienen geben nicht nur Wachs, sondern auch Honig.

11 Die Bienen können das Fluchen nicht leiden.Kirchhofer, 359.

12 Die Bienen sammeln den Honig nicht für sich.

Holl.: De bij is dood, die den honig en het was gaf. (Harrebomée, I, 56.) – Of al de bij den honig maakt, een ander is het die se smaakt. (Harrebomée, I, 57.)

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[[186]/0214] Bibernell. Esst Bibernell, so sterbt ihr nicht so schnell. (Franken.) Als im Dreissigjährigen Kriege in einem Theile Frankens die Pest wüthete, gab man den Kranken Bibernell zu essen, weil einer in der Luft obige Worte gehört haben wollte. (Vgl. Caspari, Erzählungen, 1855, S. 317.) Bickelsteine. Bickelsteine (harte Steine, abgesprungene Stücke Kiesel). He sull wol Bickelsteen freten. (Holst.) Wird von einem sehr Hungrigen gesagt. Auch vom heftigen Winter sagt der Holsteiner und Pommer: Er früst Bickelstêne. Bied. Das Bied soll ihm ausgehen. Henisch (S. 369) erklärt Bied durch pituita, Wasser im Geblüt. „Ich will dich treten, dass dir das Bied ausgehen soll.“ Biederkeit. Jeder lobt die Biederkeit und lässt sie dann erfrieren. Biederleute. 1 Biederleute sind dünn gesäet. – Sutor, 635. 2 Ich soll, ich will, ich muss die Biederleute immer loben. 3 Je weniger man der biderleute gerathen kann, je geringer sie geschetzt werden. – Henisch, 368. Biedermann. 1 Biedermann soll Krümme schlichten und Arme als die Hohen richten. 2 Ein bidermann, ein frommes weib jhn ziehen kann. – Henisch, 368. 3 Ein Biedermann borgt nicht, wenn er nicht bezahlen kann. Lat.: Fraus est accipere, quod non possis, reddere. (Publ. Syr.) 4 Ein Biedermann ist allenthalben daheim. – Henisch, 634. 5 Ein Biedermann kann wol den Galgen verreden, aber nicht den Henker. 6 Ein Biedermann mag wol mit bösen Leuten zu thun haben. – Henisch, 368. 7 Einem Biedermann steht das Lügen nicht an. – Seybold, 234. Lat.: In bonum virum non cadit mentiri. (Cicero.) (Binder I, 717; II, 1406; Philippi, I, 191.) 8 Eines Biedermanns Ehre ohne Kundschaft und seine Gesundheit ohne Arzt. – Kirchhofer, 147. 9 Eins bidermanns erb ligt in allen Lande. – Franck, II, 9b; Tappius, 11b; Agricola, 723; Körte, 620; Pistor., II, 90; Eyering, I, 220; Henisch, 368; Sailer, 206; Körte, 620; Simrock, 1082; Egenolff, 13b, 290a; Eiselein, 76; Gaal, 209. Ueberall findet die Rechtschaffenheit ihre Anerkennung. Lat.: Omne solum forti patria est ut piscibus aequor. (Ovid.) (Seybold, 408; Philippi, II, 67; Binder I, 1281; II, 2378.) – Quaevis terra patria. (Binder I, 1428; II, 2716; Seybold, 471; Tappius, 11b; Philippi, II, 119.) – Vir sapiens et bonus ubicunque gentium vix erit felix est. 10 Es behilfft sich mancher Bidermann vnter einem bösen Dach wider den Regen. – Lehmann, II, 152, 94. 11 Man soll keinen für einen Biedermann achten, der sich bestechen lässt. – Henisch, 368. 12 Mancher Biedermann muss im Elend sein. – Henisch, 368. 13 Mancher Biedermann schläft unter einem bösen Dach. – Eiselein, 76. 14 Was ein Biedermann thuet, das wär' wol hören guet. – Eiselein, 76. Wer ehrlich, aufrichtig, ohne Falschheit handelt, heisst ein Biedermann. Lat.: Virtuti ubique sua praemia, suus honos. (Gaal, 209.) 15 Wer will ein Biedermann sein und heissen, der hüt' sich vor Tauben und Geissen. – Simrock, 10114; Kirchhofer, 299. 16 Wer will en Biederma seh ond hässa, der mos si hüeta vor Tuba, Henna n' ond Gässa. – Tobler. *17 Bei Biedermanns Treu zu sagen. Lat.: Fide bona polliceri. *18 Er siehet einem Biedermann gleich, ob er's ist, weiss ich nicht. – Henisch, 368. Biederweib. Ein Biederweib, wer findet es! – Tendlau, 735; Spr. Sal., 31, 10. Biegen. 1 Besser biegen, als brechen. – Gaal, 211. Nachgeben ist besser, als Schaden nehmen. Engl.: Better to bow than break. Frz.: Il vaut mieux plier que rompre. (Lendroy, 1223.) It.: È meglio piegare, che rompere. 2 Es muss biegen oder brechen. – Simrock, 1083. 3 Es muss gebogen oder gebrochen sein. 4 Jung gebogen, alt erzogen. – Kirchhofer, 193. 5 Lieber biegen, als brechen. – Körte, 621; Simrock, 1084. 6 Was sich nicht biegen lassen will, muss brechen. Gaal, 210. It.: Il barbaro non si doma che col bastone. Lat.: Asper equus duris contunditur ora lupatis. (Binder I, 94.) *7 Dat schull bugen o'r breken. – Eichwald, 217. *8 Er biegt sich wie eine passauer Klinge. Biegsam. * Er ist biegsamer als Wachs. (Altröm.) Von sehr Gelehrigen und Nachgiebigen. Bielbrief. Bielbrief geht vor Bodmereibrief. – Hillebrand, 177; Simrock, 1431; Eisenhart, 413; Hertius, 22; Pistor., III, 33; Eiselein, 104. Unter Bielbrief wird in dem Sprichworte ein Schuldschein für Gelder verstanden, die zum Ausrüsten eines Schiffs gegen dessen Verpfändung, aber unter der Bedingung dargeliehen worden sind, dass dasselbe nicht eher vom Stapel laufe, bis die Rückzahlung erfolgt sei. Der Bodmereibrief (s. d.) nimmt an, dass das Schiff in See gehe. Frz.: On endure tout hors le trop aise. Holl.: Bijlbrief gaat voor bodmeriebrief. It.: Ogni cosa si opporta, eccetto il buon tempo. Biene. 1 Alte Bienen geben wenig Honig. Engl.: Old bees give no honey. (Bohn II, 467.) 2 Bei Bienen und Schaf ist man schnell an und schnell af (ab). (Eifel.) 3 Bienen haben kurze Schnäbel und scharfe Säbel, und machen kleine Wunden, die schmerzen etliche Stunden. – Henisch, 371. 4 Bienen und Schafe ernähren den Mann im Schlafe. (Hannover.) 5 Dem, der Bienen hat, muss man nicht Honig schenken (verkaufen). – Winckler, XVII, 41. 6 Der Bien muss, ging es auch ans (ums) Leben. Nach einer Anekdote, wonach ein Russe erzählt, dass in seinem Vaterlande die Bienen so gross wie in Deutschland die Sperlinge seien, und auf die Frage, wie sie zu den kleinen Fluglöchern hineinkönnten, antwortete: „Der Bien muss.“ Man gebraucht die sprichwörtlich gewordene Redensart mit oder ohne den spätern Zusatz, um irgendeinen unvernünftigen, widersinnigen, lächerlichen Zwang zu charakterisiren. 7 Die Biene hat nichts Süsseres als den Honig. 8 Die Biene ist ein kleiner Vogel, aber sie hat einen scharfen Stachel. „Die Natur gab jedem Geschöpf seine Waffe, Hörner den Stieren, Hufe den Rossen, Schnellfüssigkeit den Hasen, Schwimmkraft den Fischen, Vögeln den Flug. Dem Menschen bleiben an Wehr und Waffen Muth und Verstand. Verstand, das unerschöpfliche Zeughaus unendlicher Waffen; Muth, des Geisterreichs Schlüssel öffnet alle Pforten von Walhalla und alle Siegesthore der Unsterblichkeit.“ (L. Jahn.) 9 Die Biene ist ein kleines Vöglein und gibt doch die süsseste Frucht. – Henisch, 371. 10 Die Bienen geben nicht nur Wachs, sondern auch Honig. 11 Die Bienen können das Fluchen nicht leiden. – Kirchhofer, 359. 12 Die Bienen sammeln den Honig nicht für sich. Holl.: De bij is dood, die den honig en het was gaf. (Harrebomée, I, 56.) – Of al de bij den honig maakt, een ander is het die se smaakt. (Harrebomée, I, 57.) 13 Die keine Bienen haben, schwärmen selber. 14 Die kleine Biene sticht heftiger, als die grosse Hummel. 15 Ehret die Biene, aber vertilget die Wespe. (Russ.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/214>, abgerufen am 18.04.2024.