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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Vorrede.



Man hat die Sprache das Herz des Volks und die Sprichwörter die Adern genannt, die das Blut nach allen Theilen des Körpers leiten1, um dadurch ihre Wichtigkeit in dem geistigen Leben eines Volks zu bezeichnen. Ihre Bedeutung und ihr Werth ist auch bei allen Völkern und zu aller Zeit erkannt worden, wenn auch oft genug Perioden eingetreten sind, in denen ihnen in der Literatur nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet worden ist.

Ich will hier nicht von der Wichtigkeit und Bedeutung des Sprichworts ausführlich reden und das wiederholen, was von andern bereits besser gesagt worden ist; nur daran erinnern will ich, wie keine Erzeugnisse des menschlichen Geistes die Aufmerksamkeit der Gebildeten mehr erregt haben als gerade die Sprichwörter, weil sie die Farbe und den Charakter des Volks an sich tragen und Kenntniss von dessen Sitten und Gebräuchen, wie von dessen Art zu sehen und zu fühlen geben; wie sie nur die Art und Weise enthüllen, wie die Völker anschauen und denken, während die Geschichte uns mehr die äussern Beziehungen eines Volks zeigt, und sich mehr mit dem Charakter der Privatpersonen und ihres Einflusses auf die Nation beschäftigt. Ich begnüge mich, auf ein paar Urtheile über den Werth der Sprichwörter aus neuester Zeit zu verweisen, auf das, was Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861, Kap. 5 und 6), und Bogumil Goltz in seinen Ethnographischen Studien (Berlin 1860, S. 31-33) darüber sagen.

Da die Sprichwörter das Product des Volksgeistes sind und dieser nimmer zu schaffen aufhört, so muss die Literatur, wenn sie nicht absterben soll, mit dem Volksmunde in steter Verbindung bleiben, d. h. aus ihm sich ergänzen. Greift die Ansicht platz, als sei der Sprichwörterschatz eines Volks zu irgendeiner Zeit ein abgeschlossener, so geräth die Sprichwörterliteratur in Stillstand, und neue Sammlungen entstehen fast nur aus alten. Dieser Uebelstand ist auch in Betreff unsers deutschen Sprichwörterschatzes zu beklagen. Das Bedürfniss eines Werks, das denselben vollständig und übersichtlich aus seinen beiden Hauptquellen darbietet, ist seit langer Zeit gefühlt worden und hat das Deutsche Sprichwörter-Lexikon hervorgerufen.

Es wäre hier zunächst der Begriff "Sprichwort" festzustellen, wie dies die Herausgeber fast aller Sprichwörtersammlungen und Sprichwörterbearbeitungen gethan haben. Mir ist aber noch nicht eine Erklärung begegnet, durch welche nicht ein oder das andere Sprichwort hätte hindurchschlüpfen können. Ich verweise auf das, was Körte und Eiselein darüber in der Einleitung zu ihren Bearbeitungen gesagt haben. Ich habe in meinem Sprichwörterschatz eine Anzahl Erklärungen aus alter und neuer Zeit zusammengestellt, und bemerke darüber hier blos, dass ich geglaubt habe, die Bezeichnung "Sprichwort", worüber ich mich weiter unten noch ausspreche, für das vorliegende Werk in der weitesten seiner Bedeutungen nehmen zu müssen. Das unten erwähnte Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin sagt: "Den Begriff eines Sprichworts wird man wol dahin fassen können, dass es eine zu einem untheilbaren Ganzen verbundene Aneinanderreihung von Wörtern ist, welche einen bestimmten Erfahrungssatz oder eine bestimmte Anschauung oder Meinung darstellt und durch häufigen Gebrauch derartiges Gemeingut des Volks geworden ist, dass es unbesehen, unverändert und unbedacht, mithin als Münze umläuft. Weil es ein Ganzes ist, gibt es eben nur Sprichwörter, nicht Sprichworte. Weil es eine bestimmte Meinung darstellt, ist nicht jede Redeweise (Redensart) ein Sprichwort. Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort."

Abgesehen davon, dass diese Erklärung mir zu umfänglich erscheint, schnürt sie den Begriff "Sprichwort" enger zusammen, als er im Sprachgebrauch vorkommt, und jedenfalls so, dass nach demselben alle sprichwörtlichen Redensarten und Ausdrücke, die gerade für die Sprache von ausserordentlicher Wichtigkeit

1 Venedey, Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter (Heidelberg 1842).
Vorrede.



Man hat die Sprache das Herz des Volks und die Sprichwörter die Adern genannt, die das Blut nach allen Theilen des Körpers leiten1, um dadurch ihre Wichtigkeit in dem geistigen Leben eines Volks zu bezeichnen. Ihre Bedeutung und ihr Werth ist auch bei allen Völkern und zu aller Zeit erkannt worden, wenn auch oft genug Perioden eingetreten sind, in denen ihnen in der Literatur nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet worden ist.

Ich will hier nicht von der Wichtigkeit und Bedeutung des Sprichworts ausführlich reden und das wiederholen, was von andern bereits besser gesagt worden ist; nur daran erinnern will ich, wie keine Erzeugnisse des menschlichen Geistes die Aufmerksamkeit der Gebildeten mehr erregt haben als gerade die Sprichwörter, weil sie die Farbe und den Charakter des Volks an sich tragen und Kenntniss von dessen Sitten und Gebräuchen, wie von dessen Art zu sehen und zu fühlen geben; wie sie nur die Art und Weise enthüllen, wie die Völker anschauen und denken, während die Geschichte uns mehr die äussern Beziehungen eines Volks zeigt, und sich mehr mit dem Charakter der Privatpersonen und ihres Einflusses auf die Nation beschäftigt. Ich begnüge mich, auf ein paar Urtheile über den Werth der Sprichwörter aus neuester Zeit zu verweisen, auf das, was Riehl in seiner Schrift: Die deutsche Arbeit (Stuttgart 1861, Kap. 5 und 6), und Bogumil Goltz in seinen Ethnographischen Studien (Berlin 1860, S. 31-33) darüber sagen.

Da die Sprichwörter das Product des Volksgeistes sind und dieser nimmer zu schaffen aufhört, so muss die Literatur, wenn sie nicht absterben soll, mit dem Volksmunde in steter Verbindung bleiben, d. h. aus ihm sich ergänzen. Greift die Ansicht platz, als sei der Sprichwörterschatz eines Volks zu irgendeiner Zeit ein abgeschlossener, so geräth die Sprichwörterliteratur in Stillstand, und neue Sammlungen entstehen fast nur aus alten. Dieser Uebelstand ist auch in Betreff unsers deutschen Sprichwörterschatzes zu beklagen. Das Bedürfniss eines Werks, das denselben vollständig und übersichtlich aus seinen beiden Hauptquellen darbietet, ist seit langer Zeit gefühlt worden und hat das Deutsche Sprichwörter-Lexikon hervorgerufen.

Es wäre hier zunächst der Begriff „Sprichwort“ festzustellen, wie dies die Herausgeber fast aller Sprichwörtersammlungen und Sprichwörterbearbeitungen gethan haben. Mir ist aber noch nicht eine Erklärung begegnet, durch welche nicht ein oder das andere Sprichwort hätte hindurchschlüpfen können. Ich verweise auf das, was Körte und Eiselein darüber in der Einleitung zu ihren Bearbeitungen gesagt haben. Ich habe in meinem Sprichwörterschatz eine Anzahl Erklärungen aus alter und neuer Zeit zusammengestellt, und bemerke darüber hier blos, dass ich geglaubt habe, die Bezeichnung „Sprichwort“, worüber ich mich weiter unten noch ausspreche, für das vorliegende Werk in der weitesten seiner Bedeutungen nehmen zu müssen. Das unten erwähnte Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin sagt: „Den Begriff eines Sprichworts wird man wol dahin fassen können, dass es eine zu einem untheilbaren Ganzen verbundene Aneinanderreihung von Wörtern ist, welche einen bestimmten Erfahrungssatz oder eine bestimmte Anschauung oder Meinung darstellt und durch häufigen Gebrauch derartiges Gemeingut des Volks geworden ist, dass es unbesehen, unverändert und unbedacht, mithin als Münze umläuft. Weil es ein Ganzes ist, gibt es eben nur Sprichwörter, nicht Sprichworte. Weil es eine bestimmte Meinung darstellt, ist nicht jede Redeweise (Redensart) ein Sprichwort. Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort.“

Abgesehen davon, dass diese Erklärung mir zu umfänglich erscheint, schnürt sie den Begriff „Sprichwort“ enger zusammen, als er im Sprachgebrauch vorkommt, und jedenfalls so, dass nach demselben alle sprichwörtlichen Redensarten und Ausdrücke, die gerade für die Sprache von ausserordentlicher Wichtigkeit

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/3>, abgerufen am 19.04.2024.