Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Der Abt wird gewählt, wenn auch ein Mönch fehlt.

It.: Per un sol monaco non si lascia di far l'abbate.

5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen, der Hahn hat gekräht, als Petrus gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sind betrogen.

Sprichwörtliches Wortspiel mit dem Worte Gallus, das a) einen Abt, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.

6 Es sind nie auf einmal so viel Aebte erschlagen worden, als in der Schlacht mit den Ditmarsen. - Berckenmeyer, 274.

Ditmarschen, Landschaft im Herzogthum Holstein, die Bewohner kühn und freiheitliebend. Ihre Nachbarn versuchten lange sie sich zu unterwerfen. Obiges Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Schlacht (1495) zwischen ihnen und dem Könige von Dänemark.

7 Legt der Abt die Würfel dar, so spielen die Mönche ohne Gefahr.

8 Non credo, sagte der Abt, als man ihm das Kind gab. - Fischart.

9 Non sequit, sagt der Abt. - Fischart.

10 Sieh dich vor, dass dir's nicht geht wie dem Abt von Fulda.

Er sah der lützener Schlacht vorwitzig zu und musste seine Neugier wie seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Leben büssen. Er ward durch einen Schuss getödtet.

11 Singt der Abt gut, gibt ihm der Messner nichts nach.

So sagt im "Don Quixote" der eine eselsuchende Schöffe zum andern, als er von diesem wegen des musterhaften I-a-ens gelobt wurde.

12 So der Abt Würfel auflegt, mögen die andern Brüder küenlich mitspielen. - Spielteufel, Frankfurt 1564, Bl. D, 8b.

13 Wenn der Abt das Geld zum Schmause gibt schmeckt's den Mönchen doppelt.

14 Wenn der Abt die Würfel legt, sich auch der Durst der Brüder regt.

15 Wenn der Abt ein Gläschen trinkt, so trinken die Mönche volle Flaschen. (Moskau.)

16 Wenn der Abt von Reichenau nach Rom reist, so kann er all Nacht in einem seiner Landgüter herbergen.

17 Wenn der Abt Würfel gibt, so spielen die Brüder (Mönche).

Das Spielen mit Würfeln war besonders streng den Geistlichen verboten; wenn aber der Abt selbst die Würfel gab, konnten die Mönche unbedenklich spielen. Vom Beispiel der Grossen und Hochgestellten. (Sprenger IV, 15; Grimm, I, 136.)

Frz.: Quand l'abbe danse a la court, les moines sont en rut aux forets.

Lat.: Forte cubos primum posuit cum futilis Abbas, tunc sese Monachi ludere jure putant. - Futilis in medium cubos (talos) cum projicit Abbas, tunc quoque se fratres ludere posse putant. - Ludendum licite, talos abbate ferente.

18 Wenn der Abt zum Glase greift, so greifen die Mönche zum Kruge. (Kleinruss.)

19 Wer möchte das nicht, sagte der Abt von Bosau (Bosa). - Agricola, 160; Latendorf, 90, 220.

Bosau, im Regierungsbezirk Merseburg, jetzt preussisches Kammergut, war früher Benedictinerabtei. Der Abt dieses Klosters hatte mehrere Nonnenklöster zu untersuchen. Einst ward eine Nonne vor ihm berüchtigt, dass sie mit dem Klosterschreiber in einem unklösterlichen Verhältnisse lebe. Er verhörte die Nonne und fragte sie, ob der Schreiber zu ihr in die Zelle gekommen sei, sich, und zwar entkleidet, zu ihr ins Bett gelegt habe, was sie bejahte, worauf der Abt die Umstehenden ansah und ausrief: "Ei, wer möchte das nicht!" Alle sahen ihn verwundert an und wiederholten bei sich den Ausruf, der mit dem Zusatz "sagt der Abt von Bosau" in ein Sprichwort überging, um eine annehmliche Sache damit zu bezeichnen.

20 Wo der Abt die Würfel auflegt, da ist dem Convent erlaubt zu spielen. - Simplicius, 2, 353.

21 Wo der Abt die Würfel gibt, da dobbeln die Mönche (da spielt der Convent gern). - Pistor., II, 3.

*22 Den Abt reiten lassen. - Wurzbach II, 1.

Sich bei mangelnder Aufsicht gehen lassen.

Frz.: Voyage du maeitre, noce du valet.


Abtakeln.

* Er fängt an abzutakeln. - Sprenger I, II.

Abnahme von Gesundheit, Kraft, Vermögen. Ein Schiff wird abgetakelt, wenn es seines Tauwerks beraubt, [Spaltenumbruch] also für die See untüchtig gemacht wird. In dem Sinne von abtakeln wird in Holland auch "abzeugen" (aftuigen) sprichwörtlich gebraucht. (Sprenger II.)


Abtei.

1 Abteien sucht man lieber als das viertägige Fieber. - Fischart, Prakt.

2 Abteien und Maulwurfshaufen muss man auf keinem Kiesboden suchen.


Abtheilung.

Mit Abtheilung der Güter zertrennen sich auch die Gemüther.


Abthun.

1 Ist's abgethan, ist jeder ein guter Rathsmann.

*2 Er thut ab und an. - Sprenger II.

Von einem Redner, der, wenn man glaubt, dass er ans Ende wäre, wieder anknüpft und sich durchweg in Wiederholungen ergeht. Von einem Schiffe entlehnt, das, ehe es in den Hafen einsegelt, bald einmal nähert, bald wieder zurückweicht.


Aebtissin.

Zur Aebtissin wird erkoren, die die meisten Kinder geboren.


Abtrocknen.

Was nützt das Abtrocknen, wenn man nicht aus dem Regen geht.


Abtropfen.

* Hier tropft nichts ab.

Kein Gewinn, Vortheil.


Abtrumpfen.

Den hab i atrumpft. (Idiot. Austr.).

Mit einer scharfen Antwort abgefertigt.


Abtrünniger.

Ein Abtrünniger ist ein unnütz Mann.


Abtschwind.

In Abtschwind und Geiselwind viel Huren und Hexen sind. - Pistor., II, 4.

Zwei Oerter in Franken am Steigerwalde. Das Sprichwort geiselt die Möncherei im Wortspiel. Was die Zauberei und Hexerei anbelangt, so ist das Sprichwort von einer frühern Zeit zu verstehen. Der Schriftsteller, dem es entlehnt ist, gibt keinen Grund an, warum jene Oerter des Lasters der Hurerei besonders bezichtigt werden. Gewiss gehört das Sprichwort in die Klasse derer, welche Ungerechtigkeiten gegen einzelne Oerter, Völker oder Personen aussprechen, und dient, wenn es überhaupt Wahrheit enthalten hat, nur zur Charakteristik vergangener Zustände. Pistorius hat es a. a. O. behandelt.


Abwarten.

1 Abwarten, sagt der Amtmann, bis der Teufel ein Loch schlägt.

2 Abwarten, sagt der Schulmeister, bis der Teufel den Pfaffen holt.

3 Abwarten schlägt den Eilenberg.

4 Besser abwarten als übereilen. (Wend. Lausitz.)

5 Erst abwarten, sprechen die Görlitzer, dann Thee trinken. (Oberlausitz.)

6 Wa'r et af, sächt Tacke. (Halberstadt.)

7 Wart's ab, sagt Tuckermann. (Halberstadt.)

Der Mann hatte hier ehedem ausschliesslich den Fischhandel und führte das "Wart's ab" fast immer im Munde, traf damit gar oft den Nagel auf den Kopf und ist mit diesem Sprichworte sein ganzes Leben hindurch trefflich ausgekommen. (Körte 2, 8098.)

*8 Er will abwarten, wie der Hase läuft.


Abwechselung.

1 Abwechselung in der Rede liebt der Türke und der Schwede.

2 Abwechselung stärkt den Appetit.

Frz.: Changement de corbillon donne appetit de pain benit. - Changement de viande met en appetit.

3 Avwesslung möt sin, säd Ulenspegel und kettelt sein Grossmoder mit de Messfork.


Abweg.

* Er kommt auf Abwege.

Lat.: Omissa hypera, pedem insequeris. (Suid.)


Abwehren.

Es ist leicht abzuwehren, was davonläuft.


Abweiben.

Es weibt sich einer ebenso bald die Gurgel ab, als er sie absäuft. - Agricola.


Abweisen.

* Vorn abweisen und hinten einlassen.

Lat.: Antica exclusum postica recipere.


Abwenden.

Was nicht abzuwenden ist, muss man ertragen.


[Spaltenumbruch] 4 Der Abt wird gewählt, wenn auch ein Mönch fehlt.

It.: Per un sol monaco non si lascia di far l'abbate.

5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen, der Hahn hat gekräht, als Petrus gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sind betrogen.

Sprichwörtliches Wortspiel mit dem Worte Gallus, das a) einen Abt, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.

6 Es sind nie auf einmal so viel Aebte erschlagen worden, als in der Schlacht mit den Ditmarsen.Berckenmeyer, 274.

Ditmarschen, Landschaft im Herzogthum Holstein, die Bewohner kühn und freiheitliebend. Ihre Nachbarn versuchten lange sie sich zu unterwerfen. Obiges Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Schlacht (1495) zwischen ihnen und dem Könige von Dänemark.

7 Legt der Abt die Würfel dar, so spielen die Mönche ohne Gefahr.

8 Non credo, sagte der Abt, als man ihm das Kind gab.Fischart.

9 Non sequit, sagt der Abt.Fischart.

10 Sieh dich vor, dass dir's nicht geht wie dem Abt von Fulda.

Er sah der lützener Schlacht vorwitzig zu und musste seine Neugier wie seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Leben büssen. Er ward durch einen Schuss getödtet.

11 Singt der Abt gut, gibt ihm der Messner nichts nach.

So sagt im „Don Quixote“ der eine eselsuchende Schöffe zum andern, als er von diesem wegen des musterhaften I-a-ens gelobt wurde.

12 So der Abt Würfel auflegt, mögen die andern Brüder küenlich mitspielen.Spielteufel, Frankfurt 1564, Bl. D, 8b.

13 Wenn der Abt das Geld zum Schmause gibt schmeckt's den Mönchen doppelt.

14 Wenn der Abt die Würfel legt, sich auch der Durst der Brüder regt.

15 Wenn der Abt ein Gläschen trinkt, so trinken die Mönche volle Flaschen. (Moskau.)

16 Wenn der Abt von Reichenau nach Rom reist, so kann er all Nacht in einem seiner Landgüter herbergen.

17 Wenn der Abt Würfel gibt, so spielen die Brüder (Mönche).

Das Spielen mit Würfeln war besonders streng den Geistlichen verboten; wenn aber der Abt selbst die Würfel gab, konnten die Mönche unbedenklich spielen. Vom Beispiel der Grossen und Hochgestellten. (Sprenger IV, 15; Grimm, I, 136.)

Frz.: Quand l'abbé danse à la court, les moines sont en rut aux forêts.

Lat.: Forte cubos primum posuit cum futilis Abbas, tunc sese Monachi ludere jure putant. – Futilis in medium cubos (talos) cum projicit Abbas, tunc quoque se fratres ludere posse putant. – Ludendum licite, talos abbate ferente.

18 Wenn der Abt zum Glase greift, so greifen die Mönche zum Kruge. (Kleinruss.)

19 Wer möchte das nicht, sagte der Abt von Bosau (Bosa).Agricola, 160; Latendorf, 90, 220.

Bosau, im Regierungsbezirk Merseburg, jetzt preussisches Kammergut, war früher Benedictinerabtei. Der Abt dieses Klosters hatte mehrere Nonnenklöster zu untersuchen. Einst ward eine Nonne vor ihm berüchtigt, dass sie mit dem Klosterschreiber in einem unklösterlichen Verhältnisse lebe. Er verhörte die Nonne und fragte sie, ob der Schreiber zu ihr in die Zelle gekommen sei, sich, und zwar entkleidet, zu ihr ins Bett gelegt habe, was sie bejahte, worauf der Abt die Umstehenden ansah und ausrief: „Ei, wer möchte das nicht!“ Alle sahen ihn verwundert an und wiederholten bei sich den Ausruf, der mit dem Zusatz „sagt der Abt von Bosau“ in ein Sprichwort überging, um eine annehmliche Sache damit zu bezeichnen.

20 Wo der Abt die Würfel auflegt, da ist dem Convent erlaubt zu spielen.Simplicius, 2, 353.

21 Wo der Abt die Würfel gibt, da dobbeln die Mönche (da spielt der Convent gern).Pistor., II, 3.

*22 Den Abt reiten lassen.Wurzbach II, 1.

Sich bei mangelnder Aufsicht gehen lassen.

Frz.: Voyage du maître, nôce du valet.


Abtakeln.

* Er fängt an abzutakeln.Sprenger I, II.

Abnahme von Gesundheit, Kraft, Vermögen. Ein Schiff wird abgetakelt, wenn es seines Tauwerks beraubt, [Spaltenumbruch] also für die See untüchtig gemacht wird. In dem Sinne von abtakeln wird in Holland auch „abzeugen“ (aftuigen) sprichwörtlich gebraucht. (Sprenger II.)


Abtei.

1 Abteien sucht man lieber als das viertägige Fieber.Fischart, Prakt.

2 Abteien und Maulwurfshaufen muss man auf keinem Kiesboden suchen.


Abtheilung.

Mit Abtheilung der Güter zertrennen sich auch die Gemüther.


Abthun.

1 Ist's abgethan, ist jeder ein guter Rathsmann.

*2 Er thut ab und an.Sprenger II.

Von einem Redner, der, wenn man glaubt, dass er ans Ende wäre, wieder anknüpft und sich durchweg in Wiederholungen ergeht. Von einem Schiffe entlehnt, das, ehe es in den Hafen einsegelt, bald einmal nähert, bald wieder zurückweicht.


Aebtissin.

Zur Aebtissin wird erkoren, die die meisten Kinder geboren.


Abtrocknen.

Was nützt das Abtrocknen, wenn man nicht aus dem Regen geht.


Abtropfen.

* Hier tropft nichts ab.

Kein Gewinn, Vortheil.


Abtrumpfen.

Den hab i atrumpft. (Idiot. Austr.).

Mit einer scharfen Antwort abgefertigt.


Abtrünniger.

Ein Abtrünniger ist ein unnütz Mann.


Abtschwind.

In Abtschwind und Geiselwind viel Huren und Hexen sind.Pistor., II, 4.

Zwei Oerter in Franken am Steigerwalde. Das Sprichwort geiselt die Möncherei im Wortspiel. Was die Zauberei und Hexerei anbelangt, so ist das Sprichwort von einer frühern Zeit zu verstehen. Der Schriftsteller, dem es entlehnt ist, gibt keinen Grund an, warum jene Oerter des Lasters der Hurerei besonders bezichtigt werden. Gewiss gehört das Sprichwort in die Klasse derer, welche Ungerechtigkeiten gegen einzelne Oerter, Völker oder Personen aussprechen, und dient, wenn es überhaupt Wahrheit enthalten hat, nur zur Charakteristik vergangener Zustände. Pistorius hat es a. a. O. behandelt.


Abwarten.

1 Abwarten, sagt der Amtmann, bis der Teufel ein Loch schlägt.

2 Abwarten, sagt der Schulmeister, bis der Teufel den Pfaffen holt.

3 Abwarten schlägt den Eilenberg.

4 Besser abwarten als übereilen. (Wend. Lausitz.)

5 Erst abwarten, sprechen die Görlitzer, dann Thee trinken. (Oberlausitz.)

6 Wâ'r et af, sächt Tacke. (Halberstadt.)

7 Wart's ab, sagt Tuckermann. (Halberstadt.)

Der Mann hatte hier ehedem ausschliesslich den Fischhandel und führte das „Wart's ab“ fast immer im Munde, traf damit gar oft den Nagel auf den Kopf und ist mit diesem Sprichworte sein ganzes Leben hindurch trefflich ausgekommen. (Körte 2, 8098.)

*8 Er will abwarten, wie der Hase läuft.


Abwechselung.

1 Abwechselung in der Rede liebt der Türke und der Schwede.

2 Abwechselung stärkt den Appetit.

Frz.: Changement de corbillon donne appetit de pain benit. – Changement de viande met en appetit.

3 Avwesslung möt sin, säd Ulenspêgel und kettelt sîn Grossmoder mit de Messfork.


Abweg.

* Er kommt auf Abwege.

Lat.: Omissa hypera, pedem insequeris. (Suid.)


Abwehren.

Es ist leicht abzuwehren, was davonläuft.


Abweiben.

Es weibt sich einer ebenso bald die Gurgel ab, als er sie absäuft.Agricola.


Abweisen.

* Vorn abweisen und hinten einlassen.

Lat.: Antica exclusum postica recipere.


Abwenden.

Was nicht abzuwenden ist, muss man ertragen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0037" n="[9]"/><cb n="17"/>
4 Der Abt wird gewählt, wenn auch ein Mönch fehlt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Per un sol monaco non si lascia di far l'abbate.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen, der Hahn hat gekräht, als Petrus gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sind betrogen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwörtliches Wortspiel mit dem Worte Gallus, das a) einen Abt, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es sind nie auf einmal so viel Aebte erschlagen worden, als in der Schlacht mit den Ditmarsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer, 274.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ditmarschen, Landschaft im Herzogthum Holstein, die Bewohner kühn und freiheitliebend. Ihre Nachbarn versuchten lange sie sich zu unterwerfen. Obiges Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Schlacht (1495) zwischen ihnen und dem Könige von Dänemark.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Legt der Abt die Würfel dar, so spielen die Mönche ohne Gefahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Non credo, sagte der Abt, als man ihm das Kind gab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Non sequit, sagt der Abt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Sieh dich vor, dass dir's nicht geht wie dem Abt von Fulda.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er sah der lützener Schlacht vorwitzig zu und musste seine Neugier wie seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Leben büssen. Er ward durch einen Schuss getödtet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Singt der Abt gut, gibt ihm der Messner nichts nach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt im &#x201E;Don Quixote&#x201C; der eine eselsuchende Schöffe zum andern, als er von diesem wegen des musterhaften I-a-ens gelobt wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 So der Abt Würfel auflegt, mögen die andern Brüder küenlich mitspielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Spielteufel, Frankfurt 1564, Bl. D, 8<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wenn der Abt das Geld zum Schmause gibt schmeckt's den Mönchen doppelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wenn der Abt die Würfel legt, sich auch der Durst der Brüder regt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Wenn der Abt ein Gläschen trinkt, so trinken die Mönche volle Flaschen.</hi> (<hi rendition="#i">Moskau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Wenn der Abt von Reichenau nach Rom reist, so kann er all Nacht in einem seiner Landgüter herbergen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Wenn der Abt Würfel gibt, so spielen die Brüder (Mönche).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Spielen mit Würfeln war besonders streng den Geistlichen verboten; wenn aber der Abt selbst die Würfel gab, konnten die Mönche unbedenklich spielen. Vom Beispiel der Grossen und Hochgestellten. (<hi rendition="#i">Sprenger IV, 15; Grimm, I, 136.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Quand l'abbé danse à la court, les moines sont en rut aux forêts.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Forte cubos primum posuit cum futilis Abbas, tunc sese Monachi ludere jure putant. &#x2013; Futilis in medium cubos (talos) cum projicit Abbas, tunc quoque se fratres ludere posse putant. &#x2013; Ludendum licite, talos abbate ferente.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Wenn der Abt zum Glase greift, so greifen die Mönche zum Kruge.</hi> (<hi rendition="#i">Kleinruss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wer möchte das nicht, sagte der Abt von Bosau (Bosa).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 160; Latendorf, 90, 220.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bosau, im Regierungsbezirk Merseburg, jetzt preussisches Kammergut, war früher Benedictinerabtei. Der Abt dieses Klosters hatte mehrere Nonnenklöster zu untersuchen. Einst ward eine Nonne vor ihm berüchtigt, dass sie mit dem Klosterschreiber in einem unklösterlichen Verhältnisse lebe. Er verhörte die Nonne und fragte sie, ob der Schreiber zu ihr in die Zelle gekommen sei, sich, und zwar entkleidet, zu ihr ins Bett gelegt habe, was sie bejahte, worauf der Abt die Umstehenden ansah und ausrief: &#x201E;Ei, wer möchte das nicht!&#x201C; Alle sahen ihn verwundert an und wiederholten bei sich den Ausruf, der mit dem Zusatz &#x201E;sagt der Abt von Bosau&#x201C; in ein Sprichwort überging, um eine annehmliche Sache damit zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wo der Abt die Würfel auflegt, da ist dem Convent erlaubt zu spielen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simplicius, 2, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wo der Abt die Würfel gibt, da dobbeln die Mönche (da spielt der Convent gern).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 3.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Den Abt reiten lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich bei mangelnder Aufsicht gehen lassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Voyage du maître, nôce du valet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtakeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er fängt an abzutakeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger I, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Abnahme von Gesundheit, Kraft, Vermögen. Ein Schiff wird abgetakelt, wenn es seines Tauwerks beraubt, <cb n="18"/>
also für die See untüchtig gemacht wird. In dem Sinne von abtakeln wird in Holland auch &#x201E;abzeugen&#x201C; (aftuigen) sprichwörtlich gebraucht. (<hi rendition="#i">Sprenger II.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Abteien sucht man lieber als das viertägige Fieber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Prakt.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Abteien und Maulwurfshaufen muss man auf keinem Kiesboden suchen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtheilung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mit Abtheilung der Güter zertrennen sich auch die Gemüther.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abthun.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ist's abgethan, ist jeder ein guter Rathsmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er thut ab und an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Redner, der, wenn man glaubt, dass er ans Ende wäre, wieder anknüpft und sich durchweg in Wiederholungen ergeht. Von einem Schiffe entlehnt, das, ehe es in den Hafen einsegelt, bald einmal nähert, bald wieder zurückweicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aebtissin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zur Aebtissin wird erkoren, die die meisten Kinder geboren.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtrocknen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Was nützt das Abtrocknen, wenn man nicht aus dem Regen geht.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtropfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Hier tropft nichts ab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Kein Gewinn, Vortheil.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtrumpfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Den hab i atrumpft.</hi> (<hi rendition="#i">Idiot. Austr.</hi>).</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit einer scharfen Antwort abgefertigt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtrünniger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Abtrünniger ist ein unnütz Mann.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abtschwind.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In Abtschwind und Geiselwind viel Huren und Hexen sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zwei Oerter in Franken am Steigerwalde. Das Sprichwort geiselt die Möncherei im Wortspiel. Was die Zauberei und Hexerei anbelangt, so ist das Sprichwort von einer frühern Zeit zu verstehen. Der Schriftsteller, dem es entlehnt ist, gibt keinen Grund an, warum jene Oerter des Lasters der Hurerei besonders bezichtigt werden. Gewiss gehört das Sprichwort in die Klasse derer, welche Ungerechtigkeiten gegen einzelne Oerter, Völker oder Personen aussprechen, und dient, wenn es überhaupt Wahrheit enthalten hat, nur zur Charakteristik vergangener Zustände. Pistorius hat es a. a. O. behandelt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abwarten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Abwarten, sagt der Amtmann, bis der Teufel ein Loch schlägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Abwarten, sagt der Schulmeister, bis der Teufel den Pfaffen holt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Abwarten schlägt den Eilenberg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Besser abwarten als übereilen.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Erst abwarten, sprechen die Görlitzer, dann Thee trinken.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wâ'r et af, sächt Tacke.</hi> (<hi rendition="#i">Halberstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wart's ab, sagt Tuckermann.</hi> (<hi rendition="#i">Halberstadt.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Mann hatte hier ehedem ausschliesslich den Fischhandel und führte das &#x201E;Wart's ab&#x201C; fast immer im Munde, traf damit gar oft den Nagel auf den Kopf und ist mit diesem Sprichworte sein ganzes Leben hindurch trefflich ausgekommen. (<hi rendition="#i">Körte <hi rendition="#sup">2</hi>, 8098.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er will abwarten, wie der Hase läuft.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abwechselung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Abwechselung in der Rede liebt der Türke und der Schwede.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Abwechselung stärkt den Appetit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Changement de corbillon donne appetit de pain benit. &#x2013; Changement de viande met en appetit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Avwesslung möt sin, säd Ulenspêgel und kettelt sîn Grossmoder mit de Messfork.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abweg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er kommt auf Abwege.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omissa hypera, pedem insequeris. (<hi rendition="#i">Suid.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abwehren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es ist leicht abzuwehren, was davonläuft.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abweiben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es weibt sich einer ebenso bald die Gurgel ab, als er sie absäuft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abweisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Vorn abweisen und hinten einlassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Antica exclusum postica recipere.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Abwenden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Was nicht abzuwenden ist, muss man ertragen.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[9]/0037] 4 Der Abt wird gewählt, wenn auch ein Mönch fehlt. It.: Per un sol monaco non si lascia di far l'abbate. 5 Der heilige Abt Gallus ist den Schweizern gewogen, der Hahn hat gekräht, als Petrus gelogen, und alle wissen, dass die Franzosen sind betrogen. Sprichwörtliches Wortspiel mit dem Worte Gallus, das a) einen Abt, b) einen Hahn und c) einen Franzosen bezeichnet. 6 Es sind nie auf einmal so viel Aebte erschlagen worden, als in der Schlacht mit den Ditmarsen. – Berckenmeyer, 274. Ditmarschen, Landschaft im Herzogthum Holstein, die Bewohner kühn und freiheitliebend. Ihre Nachbarn versuchten lange sie sich zu unterwerfen. Obiges Sprichwort verdankt seine Entstehung einer Schlacht (1495) zwischen ihnen und dem Könige von Dänemark. 7 Legt der Abt die Würfel dar, so spielen die Mönche ohne Gefahr. 8 Non credo, sagte der Abt, als man ihm das Kind gab. – Fischart. 9 Non sequit, sagt der Abt. – Fischart. 10 Sieh dich vor, dass dir's nicht geht wie dem Abt von Fulda. Er sah der lützener Schlacht vorwitzig zu und musste seine Neugier wie seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Leben büssen. Er ward durch einen Schuss getödtet. 11 Singt der Abt gut, gibt ihm der Messner nichts nach. So sagt im „Don Quixote“ der eine eselsuchende Schöffe zum andern, als er von diesem wegen des musterhaften I-a-ens gelobt wurde. 12 So der Abt Würfel auflegt, mögen die andern Brüder küenlich mitspielen. – Spielteufel, Frankfurt 1564, Bl. D, 8b. 13 Wenn der Abt das Geld zum Schmause gibt schmeckt's den Mönchen doppelt. 14 Wenn der Abt die Würfel legt, sich auch der Durst der Brüder regt. 15 Wenn der Abt ein Gläschen trinkt, so trinken die Mönche volle Flaschen. (Moskau.) 16 Wenn der Abt von Reichenau nach Rom reist, so kann er all Nacht in einem seiner Landgüter herbergen. 17 Wenn der Abt Würfel gibt, so spielen die Brüder (Mönche). Das Spielen mit Würfeln war besonders streng den Geistlichen verboten; wenn aber der Abt selbst die Würfel gab, konnten die Mönche unbedenklich spielen. Vom Beispiel der Grossen und Hochgestellten. (Sprenger IV, 15; Grimm, I, 136.) Frz.: Quand l'abbé danse à la court, les moines sont en rut aux forêts. Lat.: Forte cubos primum posuit cum futilis Abbas, tunc sese Monachi ludere jure putant. – Futilis in medium cubos (talos) cum projicit Abbas, tunc quoque se fratres ludere posse putant. – Ludendum licite, talos abbate ferente. 18 Wenn der Abt zum Glase greift, so greifen die Mönche zum Kruge. (Kleinruss.) 19 Wer möchte das nicht, sagte der Abt von Bosau (Bosa). – Agricola, 160; Latendorf, 90, 220. Bosau, im Regierungsbezirk Merseburg, jetzt preussisches Kammergut, war früher Benedictinerabtei. Der Abt dieses Klosters hatte mehrere Nonnenklöster zu untersuchen. Einst ward eine Nonne vor ihm berüchtigt, dass sie mit dem Klosterschreiber in einem unklösterlichen Verhältnisse lebe. Er verhörte die Nonne und fragte sie, ob der Schreiber zu ihr in die Zelle gekommen sei, sich, und zwar entkleidet, zu ihr ins Bett gelegt habe, was sie bejahte, worauf der Abt die Umstehenden ansah und ausrief: „Ei, wer möchte das nicht!“ Alle sahen ihn verwundert an und wiederholten bei sich den Ausruf, der mit dem Zusatz „sagt der Abt von Bosau“ in ein Sprichwort überging, um eine annehmliche Sache damit zu bezeichnen. 20 Wo der Abt die Würfel auflegt, da ist dem Convent erlaubt zu spielen. – Simplicius, 2, 353. 21 Wo der Abt die Würfel gibt, da dobbeln die Mönche (da spielt der Convent gern). – Pistor., II, 3. *22 Den Abt reiten lassen. – Wurzbach II, 1. Sich bei mangelnder Aufsicht gehen lassen. Frz.: Voyage du maître, nôce du valet. Abtakeln. * Er fängt an abzutakeln. – Sprenger I, II. Abnahme von Gesundheit, Kraft, Vermögen. Ein Schiff wird abgetakelt, wenn es seines Tauwerks beraubt, also für die See untüchtig gemacht wird. In dem Sinne von abtakeln wird in Holland auch „abzeugen“ (aftuigen) sprichwörtlich gebraucht. (Sprenger II.) Abtei. 1 Abteien sucht man lieber als das viertägige Fieber. – Fischart, Prakt. 2 Abteien und Maulwurfshaufen muss man auf keinem Kiesboden suchen. Abtheilung. Mit Abtheilung der Güter zertrennen sich auch die Gemüther. Abthun. 1 Ist's abgethan, ist jeder ein guter Rathsmann. *2 Er thut ab und an. – Sprenger II. Von einem Redner, der, wenn man glaubt, dass er ans Ende wäre, wieder anknüpft und sich durchweg in Wiederholungen ergeht. Von einem Schiffe entlehnt, das, ehe es in den Hafen einsegelt, bald einmal nähert, bald wieder zurückweicht. Aebtissin. Zur Aebtissin wird erkoren, die die meisten Kinder geboren. Abtrocknen. Was nützt das Abtrocknen, wenn man nicht aus dem Regen geht. Abtropfen. * Hier tropft nichts ab. Kein Gewinn, Vortheil. Abtrumpfen. Den hab i atrumpft. (Idiot. Austr.). Mit einer scharfen Antwort abgefertigt. Abtrünniger. Ein Abtrünniger ist ein unnütz Mann. Abtschwind. In Abtschwind und Geiselwind viel Huren und Hexen sind. – Pistor., II, 4. Zwei Oerter in Franken am Steigerwalde. Das Sprichwort geiselt die Möncherei im Wortspiel. Was die Zauberei und Hexerei anbelangt, so ist das Sprichwort von einer frühern Zeit zu verstehen. Der Schriftsteller, dem es entlehnt ist, gibt keinen Grund an, warum jene Oerter des Lasters der Hurerei besonders bezichtigt werden. Gewiss gehört das Sprichwort in die Klasse derer, welche Ungerechtigkeiten gegen einzelne Oerter, Völker oder Personen aussprechen, und dient, wenn es überhaupt Wahrheit enthalten hat, nur zur Charakteristik vergangener Zustände. Pistorius hat es a. a. O. behandelt. Abwarten. 1 Abwarten, sagt der Amtmann, bis der Teufel ein Loch schlägt. 2 Abwarten, sagt der Schulmeister, bis der Teufel den Pfaffen holt. 3 Abwarten schlägt den Eilenberg. 4 Besser abwarten als übereilen. (Wend. Lausitz.) 5 Erst abwarten, sprechen die Görlitzer, dann Thee trinken. (Oberlausitz.) 6 Wâ'r et af, sächt Tacke. (Halberstadt.) 7 Wart's ab, sagt Tuckermann. (Halberstadt.) Der Mann hatte hier ehedem ausschliesslich den Fischhandel und führte das „Wart's ab“ fast immer im Munde, traf damit gar oft den Nagel auf den Kopf und ist mit diesem Sprichworte sein ganzes Leben hindurch trefflich ausgekommen. (Körte 2, 8098.) *8 Er will abwarten, wie der Hase läuft. Abwechselung. 1 Abwechselung in der Rede liebt der Türke und der Schwede. 2 Abwechselung stärkt den Appetit. Frz.: Changement de corbillon donne appetit de pain benit. – Changement de viande met en appetit. 3 Avwesslung möt sin, säd Ulenspêgel und kettelt sîn Grossmoder mit de Messfork. Abweg. * Er kommt auf Abwege. Lat.: Omissa hypera, pedem insequeris. (Suid.) Abwehren. Es ist leicht abzuwehren, was davonläuft. Abweiben. Es weibt sich einer ebenso bald die Gurgel ab, als er sie absäuft. – Agricola. Abweisen. * Vorn abweisen und hinten einlassen. Lat.: Antica exclusum postica recipere. Abwenden. Was nicht abzuwenden ist, muss man ertragen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/37
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/37>, abgerufen am 19.04.2024.