Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Antonius.

*1 Bei Sanct-Antonii Kapelle anziehen. - Eiselein, 32.

Die Sauglocke läuten.

*2 Dass dich Sanct-Antoni ankomme! - Agricola, 499.

Im 11. und 12. Jahrhundert wüthete eine Krankheit, welche das Feuer des heiligen Antonius, auch Wildfeuer (ignis infernalis, gehennalis) genannt wurde. Was für ein Uebel es gewesen, ist nicht genau bekannt. Die Glieder der Kranken wurden schwarz wie verbrannt und faulten zuletzt gänzlich ab. Noch im Jahre 1533 wallfahrteten über 10000 Italiener und ganze Scharen von Deutschen und Ungarn zum Grabe des heiligen Antonius in der Dauphine. Bekannt ist auch, dass die Antonitermönche die Kranken christlich pflegten, die an dieser Krankheit litten. Auf diese Krankheit bezieht sich das obige, in alten Sprichwörtersammlungen vorkommende Fluchsprichwort.

*3 Sanct-Antonius soll unser Heiliger sein, wenn er uns hütet (mästet) unsere Schwein'.

Wir dienen und verehren den, der uns nützt.


Antreiben.

Angetrieben in der Jugend macht hurtig im Alter.


Antreiber.

1 Een flitige Andriwer is bäter, as dre fule Arbeiters. (Süderdithmarschen.)

2 Ein guter Antreiber macht einen guten Arbeiter.


Antwort.

1 Antwort, die nicht zur Frage passt, ist eine Last.

Lat.: Responsio debet fieri secundum interrogationem.

2 Das ist eine schöne Antwort, die auf alle Fragen passt.

3 Eine Antwort auf eine Frage und noch fünfe dazu. (Türk.)

4 Eine Antwort sanft und lind, stillet den Zorn geschwind.

5 Eine gelinde Antwort stillet den Zorn. - Spr. Sal., 15, 1 und 25, 15; Schulze, 66.

Lat.: Lingua mollis confringet duritiam. - Responsio mollis frangit iram.

6 Eine schnelle Antwort ist oft des Glückes Geburtsort.

7 Gute Antwort auf böse Worte kostet wenig und gilt (wirkt) viel. (Span.)

8 Gute Antwort bricht den Zorn. - Eiselein, 649; Simrock, 371.

Lat.: Frangitur ira gravis, cum sit responsio suavis.

9 Keine Antwort ist auch eine Antwort. - Pistor., II, 30; Bücking, 81; Egenolff, 750; Eisenhart, II, 4, 2; Weisheit, 3; Volkmar, 352, 199; Schonheim, Q, 17.

Nur dann ist keine Antwort eine Antwort, und zwar eine verneinende, wenn nothwendig eine Antwort erfolgen und diese auch eine bejahende sein muss.

Engl.: One answer to one question and five more. (Proverbs, 129.)

Frz.: Le silence vaut une reponse.

Jüd.-deutsch: Kaan Tschuwe is aach e Tschuwe. (Tendlau, 852.)

Lat.: Etiam silentium responsi vicem obtinet. - Interpres est orationis abditus, silentium. - Qui tacet, consentire videtur.

Ung.: Neha az okos nemfelelet is felelet.

10 Sanfte Antwort ist ein Recept vor Zorn. - Zehner, 93.

*11 Es ist eine lakonische Antwort.

*12 Es sind Antworten wie bei Hofe, weder ja noch nein. - Lehmann.


Antworten.

1 Antworte nicht, man frage dich denn.

2 Wer antwortet auf unnützes Gespei (übel Geschrei), der macht aus Einem Unglück (Unheil) zwei. - Simrock, 372.

Frz.: A folle demande il n'y faut point de reponse.

3 Wer antwortet, eh' er höret, dem ist Narrheit und Schande. - Spr. Sal., 18, 13; Schulze, 76.

4 Wer antwortet, eh' er hört, der hat einen Wurm im Kopf.

Lehmann setzt hinzu: "Wo Obrigkeiten Bescheid und Urtheil geben, ehe sie beide Parteien genug gehört haben, da ist der Witz verwundet."

5 Wer antwortet, ehe er höret, der zaiget an sein Thorhait vnd wirdt ze schanden. - Agricola, 12.

6 Wer antwortet, eh' man ausgefragt, der bellt wie der Hund, wenn die Thür aufgeht.

Dieser bellt, ohne zu wissen, ob Freund oder Feind hereinkommen werde.


[Spaltenumbruch]

7 Wer antwort, eh man fraget jn, der zeigt sich selbst im Narren Sinn. - Brandt, Nsch., 19.

8 Wer antwortet ungefragt, dessen Verstand wird mit Recht beklagt.

Lat.: Qui prius respondit quam audiat, stultum se esse demonstrat et confusione dignum.

9 Wer da antwort ee er gehöre, der glichet sich eym doren. - Hagen und Büsching, I, 503.

10 Wer ungefragt antwortet, ist nicht klug.

*11 Antworten wie ein Normann.

Normännisch, d. i. unbestimmt, zweideutig.

Frz.: Repondre en Normand.

*12 Er antwortet ihm den Arsch auf den Kopf. (Holst.)

Wer spitz, frech oder verkehrt antwortet.

*13 Er antwortet wie ein Hund, wenn er gefragt wird.

Vom Schweigenden.

*14 Er kann auf alles antworten, nur auf die vorgelegte Frage nicht.

Frz.: Avoir reponse a tout, hormis a qui va la. (Lendroy, 1282.) - Ueber die französische Redensart: Etre a qui etc. vgl. Lendroy, 1274.


Anvertrauen.

* Es wär' ihm gut anzuvertrauen, was alle Welt wissen soll.


Anwalt.

1 Der Anwalt (Morsche) mag sich zerreissen, wenn der Richter (Dajjen) nicht will. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 760.

Der Untergeordnete kann wenig gegen die Willkür des Uebergeordneten durchsetzen.

2 Junger Anwalt macht den Process alt und die Tasche kalt.

Frz.: De jeune advocat, proces perdu. - De jeune procureur cas mal entendu. (Gruter.)


Anwand.

Er ist noch nicht an der Anwand.

Es lässt sich noch nicht über den Ausgang urtheilen.


Anwartschaft.

Eine fette Anwartschaft ist besser als ein magerer Besitz.


Anweisung.

1 Anweisung (Delegation) ist gute Bezahlung. - Eisenhart, IV, 56a; Pistor., II, 31; Volkmar, 365.

Dies Sprichwort gilt, wenn A. für seine Forderung an B., dessen Forderung an C. an Zahlungsstatt förmlich übernimmt und sich somit aller Ansprüche an B. begibt.

2 Anweisung (Assignation) ist keine Zahlung. - Eisenhart, IV, 56; Volkmar, 356.

In dem Falle aber, wenn A. eine Forderung an B. hat, dieser aber A. an C. weist, welcher dem B. schuldig ist, um sich die Summe auszahlen zu lassen, C. aber entweder an A. nicht zahlen will oder überhaupt nicht zahlen kann, ist die Anweisung keine Zahlung. A. hat die Schuld des C. von B. nicht übernommen und hält sich mit seiner Forderung nur an B.

Holl.: Assignatie is geene betaling. (Harrebomee, I, 22.)

3 Anweisung is noch geen Betahlung. (Ostfries.)

*4 Es ist wie eine Anweisung auf arme Leute. - Burckhardt, 505.


Anwende.

An der Anewand siyn. (Westf.)

Einen Wendepunkt erreicht haben. Wenn der Pflüger durch ein anstossendes Feld oder einen Weg u. s. w. genöthigt ist, auf dem Acker selbst, den er pflügt, umzuwenden, so bleiben die Enden desselben vorläufig ungepflügt. Dieser Streifen, der später der Breite nach umgebrochen und mit Querfurchen versehen wird, heisst: Anewand, Anewenne, Anwende.


Anwenden.

1 Um einen Feddan wendet man gern ein Kassaba an. - Burckhardt, 471.

Eine Kleinigkeit wird gern für etwas Werthvolleres aufgeopfert. Der Feddan ist ein ägyptisches Landmass und enthält gegenwärtig gewöhnlich 300 Kassabas oder Ruthen zu 3,64 Meter. - Man opfert einen Pfennig, um einen Thaler zu gewinnen.

*2 Er wendet Grünes und Dürres an. - Lendroy, 1577.


Anwerbung.

Anwerbung macht keine Verbindung. - Eisenhart, I, 4, 53; Pistor., I, 4; Volkmar, 341, 56.

Dem Ehestande gehen Anwerbung, Jawort, Verlobung und Trauung voraus. Dies Sprichwort bezieht sich aufs erste und will anzeigen, dass, solange auf die Anwerbung das Jawort nicht erfolgt, der Anwerber seine volle Freiheit habe, seinen Antrag zurückzunehmen und eine andere Verbindung einzugehen.


[Spaltenumbruch]
Antonius.

*1 Bei Sanct-Antonii Kapelle anziehen.Eiselein, 32.

Die Sauglocke läuten.

*2 Dass dich Sanct-Antoni ankomme!Agricola, 499.

Im 11. und 12. Jahrhundert wüthete eine Krankheit, welche das Feuer des heiligen Antonius, auch Wildfeuer (ignis infernalis, gehennalis) genannt wurde. Was für ein Uebel es gewesen, ist nicht genau bekannt. Die Glieder der Kranken wurden schwarz wie verbrannt und faulten zuletzt gänzlich ab. Noch im Jahre 1533 wallfahrteten über 10000 Italiener und ganze Scharen von Deutschen und Ungarn zum Grabe des heiligen Antonius in der Dauphiné. Bekannt ist auch, dass die Antonitermönche die Kranken christlich pflegten, die an dieser Krankheit litten. Auf diese Krankheit bezieht sich das obige, in alten Sprichwörtersammlungen vorkommende Fluchsprichwort.

*3 Sanct-Antonius soll unser Heiliger sein, wenn er uns hütet (mästet) unsere Schwein'.

Wir dienen und verehren den, der uns nützt.


Antreiben.

Angetrieben in der Jugend macht hurtig im Alter.


Antreiber.

1 Een flitige Andriwer is bäter, as dre fule Arbeiters. (Süderdithmarschen.)

2 Ein guter Antreiber macht einen guten Arbeiter.


Antwort.

1 Antwort, die nicht zur Frage passt, ist eine Last.

Lat.: Responsio debet fieri secundum interrogationem.

2 Das ist eine schöne Antwort, die auf alle Fragen passt.

3 Eine Antwort auf eine Frage und noch fünfe dazu. (Türk.)

4 Eine Antwort sanft und lind, stillet den Zorn geschwind.

5 Eine gelinde Antwort stillet den Zorn.Spr. Sal., 15, 1 und 25, 15; Schulze, 66.

Lat.: Lingua mollis confringet duritiam. – Responsio mollis frangit iram.

6 Eine schnelle Antwort ist oft des Glückes Geburtsort.

7 Gute Antwort auf böse Worte kostet wenig und gilt (wirkt) viel. (Span.)

8 Gute Antwort bricht den Zorn.Eiselein, 649; Simrock, 371.

Lat.: Frangitur ira gravis, cum sit responsio suavis.

9 Keine Antwort ist auch eine Antwort.Pistor., II, 30; Bücking, 81; Egenolff, 750; Eisenhart, II, 4, 2; Weisheit, 3; Volkmar, 352, 199; Schonheim, Q, 17.

Nur dann ist keine Antwort eine Antwort, und zwar eine verneinende, wenn nothwendig eine Antwort erfolgen und diese auch eine bejahende sein muss.

Engl.: One answer to one question and five more. (Proverbs, 129.)

Frz.: Le silence vaut une réponse.

Jüd.-deutsch: Kaan Tschuwe is aach e Tschuwe. (Tendlau, 852.)

Lat.: Etiam silentium responsi vicem obtinet. – Interpres est orationis abditus, silentium. – Qui tacet, consentire videtur.

Ung.: Néha az okos nemfelelet is felelet.

10 Sanfte Antwort ist ein Recept vor Zorn.Zehner, 93.

*11 Es ist eine lakonische Antwort.

*12 Es sind Antworten wie bei Hofe, weder ja noch nein.Lehmann.


Antworten.

1 Antworte nicht, man frage dich denn.

2 Wer antwortet auf unnützes Gespei (übel Geschrei), der macht aus Einem Unglück (Unheil) zwei.Simrock, 372.

Frz.: A folle demande il n'y faut point de réponse.

3 Wer antwortet, eh' er höret, dem ist Narrheit und Schande.Spr. Sal., 18, 13; Schulze, 76.

4 Wer antwortet, eh' er hört, der hat einen Wurm im Kopf.

Lehmann setzt hinzu: „Wo Obrigkeiten Bescheid und Urtheil geben, ehe sie beide Parteien genug gehört haben, da ist der Witz verwundet.“

5 Wer antwortet, ehe er höret, der zaiget an sein Thorhait vnd wirdt ze schanden.Agricola, 12.

6 Wer antwortet, eh' man ausgefragt, der bellt wie der Hund, wenn die Thür aufgeht.

Dieser bellt, ohne zu wissen, ob Freund oder Feind hereinkommen werde.


[Spaltenumbruch]

7 Wer antwort, eh man fraget jn, der zeigt sich selbst im Narren Sinn.Brandt, Nsch., 19.

8 Wer antwortet ungefragt, dessen Verstand wird mit Recht beklagt.

Lat.: Qui prius respondit quam audiat, stultum se esse demonstrat et confusione dignum.

9 Wer da antwort ee er gehöre, der glichet sich eym doren.Hagen und Büsching, I, 503.

10 Wer ungefragt antwortet, ist nicht klug.

*11 Antworten wie ein Normann.

Normännisch, d. i. unbestimmt, zweideutig.

Frz.: Répondre en Normand.

*12 Er antwortet ihm den Arsch auf den Kopf. (Holst.)

Wer spitz, frech oder verkehrt antwortet.

*13 Er antwortet wie ein Hund, wenn er gefragt wird.

Vom Schweigenden.

*14 Er kann auf alles antworten, nur auf die vorgelegte Frage nicht.

Frz.: Avoir réponse à tout, hormis à qui va là. (Lendroy, 1282.) – Ueber die französische Redensart: Être à qui etc. vgl. Lendroy, 1274.


Anvertrauen.

* Es wär' ihm gut anzuvertrauen, was alle Welt wissen soll.


Anwalt.

1 Der Anwalt (Morsche) mag sich zerreissen, wenn der Richter (Dajjen) nicht will. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 760.

Der Untergeordnete kann wenig gegen die Willkür des Uebergeordneten durchsetzen.

2 Junger Anwalt macht den Process alt und die Tasche kalt.

Frz.: De jeune advocat, procès perdu. – De jeune procureur cas mal entendu. (Gruter.)


Anwand.

Er ist noch nicht an der Anwand.

Es lässt sich noch nicht über den Ausgang urtheilen.


Anwartschaft.

Eine fette Anwartschaft ist besser als ein magerer Besitz.


Anweisung.

1 Anweisung (Delegation) ist gute Bezahlung.Eisenhart, IV, 56a; Pistor., II, 31; Volkmar, 365.

Dies Sprichwort gilt, wenn A. für seine Forderung an B., dessen Forderung an C. an Zahlungsstatt förmlich übernimmt und sich somit aller Ansprüche an B. begibt.

2 Anweisung (Assignation) ist keine Zahlung.Eisenhart, IV, 56; Volkmar, 356.

In dem Falle aber, wenn A. eine Forderung an B. hat, dieser aber A. an C. weist, welcher dem B. schuldig ist, um sich die Summe auszahlen zu lassen, C. aber entweder an A. nicht zahlen will oder überhaupt nicht zahlen kann, ist die Anweisung keine Zahlung. A. hat die Schuld des C. von B. nicht übernommen und hält sich mit seiner Forderung nur an B.

Holl.: Assignatie is geene betaling. (Harrebomée, I, 22.)

3 Anweisung is noch geen Betahlung. (Ostfries.)

*4 Es ist wie eine Anweisung auf arme Leute.Burckhardt, 505.


Anwende.

An der Anewand siyn. (Westf.)

Einen Wendepunkt erreicht haben. Wenn der Pflüger durch ein anstossendes Feld oder einen Weg u. s. w. genöthigt ist, auf dem Acker selbst, den er pflügt, umzuwenden, so bleiben die Enden desselben vorläufig ungepflügt. Dieser Streifen, der später der Breite nach umgebrochen und mit Querfurchen versehen wird, heisst: Anewand, Anewenne, Anwende.


Anwenden.

1 Um einen Feddan wendet man gern ein Kassaba an.Burckhardt, 471.

Eine Kleinigkeit wird gern für etwas Werthvolleres aufgeopfert. Der Feddan ist ein ägyptisches Landmass und enthält gegenwärtig gewöhnlich 300 Kassabas oder Ruthen zu 3,64 Meter. – Man opfert einen Pfennig, um einen Thaler zu gewinnen.

*2 Er wendet Grünes und Dürres an.Lendroy, 1577.


Anwerbung.

Anwerbung macht keine Verbindung.Eisenhart, I, 4, 53; Pistor., I, 4; Volkmar, 341, 56.

Dem Ehestande gehen Anwerbung, Jawort, Verlobung und Trauung voraus. Dies Sprichwort bezieht sich aufs erste und will anzeigen, dass, solange auf die Anwerbung das Jawort nicht erfolgt, der Anwerber seine volle Freiheit habe, seinen Antrag zurückzunehmen und eine andere Verbindung einzugehen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0080" n="[52]"/>
          <cb n="103"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Antonius.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Bei Sanct-Antonii Kapelle anziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sauglocke läuten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dass dich Sanct-Antoni ankomme!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 499.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im 11. und 12. Jahrhundert wüthete eine Krankheit, welche das Feuer des heiligen Antonius, auch Wildfeuer (ignis infernalis, gehennalis) genannt wurde. Was für ein Uebel es gewesen, ist nicht genau bekannt. Die Glieder der Kranken wurden schwarz wie verbrannt und faulten zuletzt gänzlich ab. Noch im Jahre 1533 wallfahrteten über 10000 Italiener und ganze Scharen von Deutschen und Ungarn zum Grabe des heiligen Antonius in der Dauphiné. Bekannt ist auch, dass die Antonitermönche die Kranken christlich pflegten, die an dieser Krankheit litten. Auf diese Krankheit bezieht sich das obige, in alten Sprichwörtersammlungen vorkommende Fluchsprichwort.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Sanct-Antonius soll unser Heiliger sein, wenn er uns hütet (mästet) unsere Schwein'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wir dienen und verehren den, der uns nützt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Antreiben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Angetrieben in der Jugend macht hurtig im Alter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Antreiber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Een flitige Andriwer is bäter, as dre fule Arbeiters.</hi> (<hi rendition="#i">Süderdithmarschen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein guter Antreiber macht einen guten Arbeiter.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Antwort.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Antwort, die nicht zur Frage passt, ist eine Last.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Responsio debet fieri secundum interrogationem.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Das ist eine schöne Antwort, die auf alle Fragen passt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eine Antwort auf eine Frage und noch fünfe dazu.</hi> (<hi rendition="#i">Türk.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eine Antwort sanft und lind, stillet den Zorn geschwind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Eine gelinde Antwort stillet den Zorn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Spr. Sal., 15, 1 und 25, 15; Schulze, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lingua mollis confringet duritiam. &#x2013; Responsio mollis frangit iram.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Eine schnelle Antwort ist oft des Glückes Geburtsort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Gute Antwort auf böse Worte kostet wenig und gilt (wirkt) viel.</hi> (<hi rendition="#i">Span.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Gute Antwort bricht den Zorn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 649; Simrock, 371.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Frangitur ira gravis, cum sit responsio suavis.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Keine Antwort ist auch eine Antwort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., II, 30; Bücking, 81; Egenolff, 750; Eisenhart, II, 4, 2; Weisheit, 3; Volkmar, 352, 199; Schonheim, Q, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nur dann ist keine Antwort eine Antwort, und zwar eine verneinende, wenn nothwendig eine Antwort erfolgen und diese auch eine bejahende sein muss.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: One answer to one question and five more. (<hi rendition="#i">Proverbs, 129.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le silence vaut une réponse.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Kaan Tschuwe is aach e Tschuwe. (<hi rendition="#i">Tendlau, 852.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Etiam silentium responsi vicem obtinet. &#x2013; Interpres est orationis abditus, silentium. &#x2013; Qui tacet, consentire videtur.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Néha az okos nemfelelet is felelet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Sanfte Antwort ist ein Recept vor Zorn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zehner, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Es ist eine lakonische Antwort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Es sind Antworten wie bei Hofe, weder ja noch nein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Antworten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Antworte nicht, man frage dich denn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer antwortet auf unnützes Gespei (übel Geschrei), der macht aus Einem Unglück (Unheil) zwei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 372.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A folle demande il n'y faut point de réponse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer antwortet, eh' er höret, dem ist Narrheit und Schande.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Spr. Sal., 18, 13; Schulze, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer antwortet, eh' er hört, der hat einen Wurm im Kopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Lehmann setzt hinzu: &#x201E;Wo Obrigkeiten Bescheid und Urtheil geben, ehe sie beide Parteien genug gehört haben, da ist der Witz verwundet.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer antwortet, ehe er höret, der zaiget an sein Thorhait vnd wirdt ze schanden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wer antwortet, eh' man ausgefragt, der bellt wie der Hund, wenn die Thür aufgeht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser bellt, ohne zu wissen, ob Freund oder Feind hereinkommen werde.</p><lb/>
          <cb n="104"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer antwort, eh man fraget jn, der zeigt sich selbst im Narren Sinn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Brandt, Nsch., 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer antwortet ungefragt, dessen Verstand wird mit Recht beklagt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui prius respondit quam audiat, stultum se esse demonstrat et confusione dignum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer da antwort ee er gehöre, der glichet sich eym doren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hagen und Büsching, I, 503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer ungefragt antwortet, ist nicht klug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Antworten wie ein Normann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Normännisch, d. i. unbestimmt, zweideutig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Répondre en Normand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er antwortet ihm den Arsch auf den Kopf.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer spitz, frech oder verkehrt antwortet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er antwortet wie ein Hund, wenn er gefragt wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Schweigenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Er kann auf alles antworten, nur auf die vorgelegte Frage nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Avoir réponse à tout, hormis à qui va là. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1282.</hi>) &#x2013; Ueber die französische Redensart: Être à qui etc. vgl. <hi rendition="#i">Lendroy, 1274.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anvertrauen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es wär' ihm gut anzuvertrauen, was alle Welt wissen soll.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwalt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Anwalt (Morsche) mag sich zerreissen, wenn der Richter (Dajjen) nicht will.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 760.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Untergeordnete kann wenig gegen die Willkür des Uebergeordneten durchsetzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Junger Anwalt macht den Process alt und die Tasche kalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: De jeune advocat, procès perdu. &#x2013; De jeune procureur cas mal entendu. (<hi rendition="#i">Gruter.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er ist noch nicht an der Anwand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es lässt sich noch nicht über den Ausgang urtheilen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwartschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine fette Anwartschaft ist besser als ein magerer Besitz.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anweisung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Anweisung (Delegation) ist gute Bezahlung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, IV, 56<hi rendition="#sup">a</hi>; Pistor., II, 31; Volkmar, 365.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort gilt, wenn A. für seine Forderung an B., dessen Forderung an C. an Zahlungsstatt förmlich übernimmt und sich somit aller Ansprüche an B. begibt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Anweisung (Assignation) ist keine Zahlung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, IV, 56; Volkmar, 356.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Falle aber, wenn A. eine Forderung an B. hat, dieser aber A. an C. weist, welcher dem B. schuldig ist, um sich die Summe auszahlen zu lassen, C. aber entweder an A. nicht zahlen will oder überhaupt nicht zahlen kann, ist die Anweisung keine Zahlung. A. hat die Schuld des C. von B. nicht übernommen und hält sich mit seiner Forderung nur an B.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Assignatie is geene betaling. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Anweisung is noch geen Betahlung.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist wie eine Anweisung auf arme Leute.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 505.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwende.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">An der Anewand siyn.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Wendepunkt erreicht haben. Wenn der Pflüger durch ein anstossendes Feld oder einen Weg u. s. w. genöthigt ist, auf dem Acker selbst, den er pflügt, umzuwenden, so bleiben die Enden desselben vorläufig ungepflügt. Dieser Streifen, der später der Breite nach umgebrochen und mit Querfurchen versehen wird, heisst: Anewand, Anewenne, Anwende.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwenden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Um einen Feddan wendet man gern ein Kassaba an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 471.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Kleinigkeit wird gern für etwas Werthvolleres aufgeopfert. Der Feddan ist ein ägyptisches Landmass und enthält gegenwärtig gewöhnlich 300 Kassabas oder Ruthen zu 3,64 Meter. &#x2013; Man opfert einen Pfennig, um einen Thaler zu gewinnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er wendet Grünes und Dürres an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lendroy, 1577.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anwerbung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Anwerbung macht keine Verbindung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, I, 4, 53; Pistor., I, 4; Volkmar, 341, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dem Ehestande gehen Anwerbung, Jawort, Verlobung und Trauung voraus. Dies Sprichwort bezieht sich aufs erste und will anzeigen, dass, solange auf die Anwerbung das Jawort nicht erfolgt, der Anwerber seine volle Freiheit habe, seinen Antrag zurückzunehmen und eine andere Verbindung einzugehen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[52]/0080] Antonius. *1 Bei Sanct-Antonii Kapelle anziehen. – Eiselein, 32. Die Sauglocke läuten. *2 Dass dich Sanct-Antoni ankomme! – Agricola, 499. Im 11. und 12. Jahrhundert wüthete eine Krankheit, welche das Feuer des heiligen Antonius, auch Wildfeuer (ignis infernalis, gehennalis) genannt wurde. Was für ein Uebel es gewesen, ist nicht genau bekannt. Die Glieder der Kranken wurden schwarz wie verbrannt und faulten zuletzt gänzlich ab. Noch im Jahre 1533 wallfahrteten über 10000 Italiener und ganze Scharen von Deutschen und Ungarn zum Grabe des heiligen Antonius in der Dauphiné. Bekannt ist auch, dass die Antonitermönche die Kranken christlich pflegten, die an dieser Krankheit litten. Auf diese Krankheit bezieht sich das obige, in alten Sprichwörtersammlungen vorkommende Fluchsprichwort. *3 Sanct-Antonius soll unser Heiliger sein, wenn er uns hütet (mästet) unsere Schwein'. Wir dienen und verehren den, der uns nützt. Antreiben. Angetrieben in der Jugend macht hurtig im Alter. Antreiber. 1 Een flitige Andriwer is bäter, as dre fule Arbeiters. (Süderdithmarschen.) 2 Ein guter Antreiber macht einen guten Arbeiter. Antwort. 1 Antwort, die nicht zur Frage passt, ist eine Last. Lat.: Responsio debet fieri secundum interrogationem. 2 Das ist eine schöne Antwort, die auf alle Fragen passt. 3 Eine Antwort auf eine Frage und noch fünfe dazu. (Türk.) 4 Eine Antwort sanft und lind, stillet den Zorn geschwind. 5 Eine gelinde Antwort stillet den Zorn. – Spr. Sal., 15, 1 und 25, 15; Schulze, 66. Lat.: Lingua mollis confringet duritiam. – Responsio mollis frangit iram. 6 Eine schnelle Antwort ist oft des Glückes Geburtsort. 7 Gute Antwort auf böse Worte kostet wenig und gilt (wirkt) viel. (Span.) 8 Gute Antwort bricht den Zorn. – Eiselein, 649; Simrock, 371. Lat.: Frangitur ira gravis, cum sit responsio suavis. 9 Keine Antwort ist auch eine Antwort. – Pistor., II, 30; Bücking, 81; Egenolff, 750; Eisenhart, II, 4, 2; Weisheit, 3; Volkmar, 352, 199; Schonheim, Q, 17. Nur dann ist keine Antwort eine Antwort, und zwar eine verneinende, wenn nothwendig eine Antwort erfolgen und diese auch eine bejahende sein muss. Engl.: One answer to one question and five more. (Proverbs, 129.) Frz.: Le silence vaut une réponse. Jüd.-deutsch: Kaan Tschuwe is aach e Tschuwe. (Tendlau, 852.) Lat.: Etiam silentium responsi vicem obtinet. – Interpres est orationis abditus, silentium. – Qui tacet, consentire videtur. Ung.: Néha az okos nemfelelet is felelet. 10 Sanfte Antwort ist ein Recept vor Zorn. – Zehner, 93. *11 Es ist eine lakonische Antwort. *12 Es sind Antworten wie bei Hofe, weder ja noch nein. – Lehmann. Antworten. 1 Antworte nicht, man frage dich denn. 2 Wer antwortet auf unnützes Gespei (übel Geschrei), der macht aus Einem Unglück (Unheil) zwei. – Simrock, 372. Frz.: A folle demande il n'y faut point de réponse. 3 Wer antwortet, eh' er höret, dem ist Narrheit und Schande. – Spr. Sal., 18, 13; Schulze, 76. 4 Wer antwortet, eh' er hört, der hat einen Wurm im Kopf. Lehmann setzt hinzu: „Wo Obrigkeiten Bescheid und Urtheil geben, ehe sie beide Parteien genug gehört haben, da ist der Witz verwundet.“ 5 Wer antwortet, ehe er höret, der zaiget an sein Thorhait vnd wirdt ze schanden. – Agricola, 12. 6 Wer antwortet, eh' man ausgefragt, der bellt wie der Hund, wenn die Thür aufgeht. Dieser bellt, ohne zu wissen, ob Freund oder Feind hereinkommen werde. 7 Wer antwort, eh man fraget jn, der zeigt sich selbst im Narren Sinn. – Brandt, Nsch., 19. 8 Wer antwortet ungefragt, dessen Verstand wird mit Recht beklagt. Lat.: Qui prius respondit quam audiat, stultum se esse demonstrat et confusione dignum. 9 Wer da antwort ee er gehöre, der glichet sich eym doren. – Hagen und Büsching, I, 503. 10 Wer ungefragt antwortet, ist nicht klug. *11 Antworten wie ein Normann. Normännisch, d. i. unbestimmt, zweideutig. Frz.: Répondre en Normand. *12 Er antwortet ihm den Arsch auf den Kopf. (Holst.) Wer spitz, frech oder verkehrt antwortet. *13 Er antwortet wie ein Hund, wenn er gefragt wird. Vom Schweigenden. *14 Er kann auf alles antworten, nur auf die vorgelegte Frage nicht. Frz.: Avoir réponse à tout, hormis à qui va là. (Lendroy, 1282.) – Ueber die französische Redensart: Être à qui etc. vgl. Lendroy, 1274. Anvertrauen. * Es wär' ihm gut anzuvertrauen, was alle Welt wissen soll. Anwalt. 1 Der Anwalt (Morsche) mag sich zerreissen, wenn der Richter (Dajjen) nicht will. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 760. Der Untergeordnete kann wenig gegen die Willkür des Uebergeordneten durchsetzen. 2 Junger Anwalt macht den Process alt und die Tasche kalt. Frz.: De jeune advocat, procès perdu. – De jeune procureur cas mal entendu. (Gruter.) Anwand. Er ist noch nicht an der Anwand. Es lässt sich noch nicht über den Ausgang urtheilen. Anwartschaft. Eine fette Anwartschaft ist besser als ein magerer Besitz. Anweisung. 1 Anweisung (Delegation) ist gute Bezahlung. – Eisenhart, IV, 56a; Pistor., II, 31; Volkmar, 365. Dies Sprichwort gilt, wenn A. für seine Forderung an B., dessen Forderung an C. an Zahlungsstatt förmlich übernimmt und sich somit aller Ansprüche an B. begibt. 2 Anweisung (Assignation) ist keine Zahlung. – Eisenhart, IV, 56; Volkmar, 356. In dem Falle aber, wenn A. eine Forderung an B. hat, dieser aber A. an C. weist, welcher dem B. schuldig ist, um sich die Summe auszahlen zu lassen, C. aber entweder an A. nicht zahlen will oder überhaupt nicht zahlen kann, ist die Anweisung keine Zahlung. A. hat die Schuld des C. von B. nicht übernommen und hält sich mit seiner Forderung nur an B. Holl.: Assignatie is geene betaling. (Harrebomée, I, 22.) 3 Anweisung is noch geen Betahlung. (Ostfries.) *4 Es ist wie eine Anweisung auf arme Leute. – Burckhardt, 505. Anwende. An der Anewand siyn. (Westf.) Einen Wendepunkt erreicht haben. Wenn der Pflüger durch ein anstossendes Feld oder einen Weg u. s. w. genöthigt ist, auf dem Acker selbst, den er pflügt, umzuwenden, so bleiben die Enden desselben vorläufig ungepflügt. Dieser Streifen, der später der Breite nach umgebrochen und mit Querfurchen versehen wird, heisst: Anewand, Anewenne, Anwende. Anwenden. 1 Um einen Feddan wendet man gern ein Kassaba an. – Burckhardt, 471. Eine Kleinigkeit wird gern für etwas Werthvolleres aufgeopfert. Der Feddan ist ein ägyptisches Landmass und enthält gegenwärtig gewöhnlich 300 Kassabas oder Ruthen zu 3,64 Meter. – Man opfert einen Pfennig, um einen Thaler zu gewinnen. *2 Er wendet Grünes und Dürres an. – Lendroy, 1577. Anwerbung. Anwerbung macht keine Verbindung. – Eisenhart, I, 4, 53; Pistor., I, 4; Volkmar, 341, 56. Dem Ehestande gehen Anwerbung, Jawort, Verlobung und Trauung voraus. Dies Sprichwort bezieht sich aufs erste und will anzeigen, dass, solange auf die Anwerbung das Jawort nicht erfolgt, der Anwerber seine volle Freiheit habe, seinen Antrag zurückzunehmen und eine andere Verbindung einzugehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/80
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/80>, abgerufen am 29.03.2024.