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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Anwerfen.

Wirf's dick an, so klebt was dran - sagt der Maurer, wenn er schlechtes Mauerwerk durch schlechten Anwurf zudeckt.


Anzapfen.

Einen anzapfen.

Lat.: Dicteriis lacessere.


Anziehen.

1 Wenn ich mich rein angezogen habe, treff' ich meines Mannes Mutter nicht zu Hause. (Surinam.) - Wullschlägel.

Um zu sagen: Wenn ich jemand besuchen will, treff' ich ihn nicht, oder: Ich bin umsonst gegangen. Auch: Wenn man einmal etwas vorzusetzen hat, kommen keine Gäste.

2 Zieh den Ring an, so laufen dir alle Gassen nach.

So sagt man in Breslau zu jemand, der verlegen ist, was er anziehen solle. Wie witzig und poetisch erscheint der Ausspruch, wenn man sich den Ring, den grossen Marktplatz, als Kleid und die in denselben mündenden Strassen als schmückende Bänder denkt, die hinter dem Ring-Bekleideten herflattern.

3 Zieh dich an, Behle (Bella), es koscht nix. Behla zieh an dich, nämlich den Duft der Blumen, der - nichts kostet. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 993.

Von einem reichen Geizhalse, der seine Frau an einem schönen Frühlingstage zu einem Spaziergange aufforderte, weil - der Genuss nichts koste.

*4 Anziehen wie Magnet.

Von Sachen und Personen, die einen starken Einfluss auf unser Begehrungsvermögen ausüben.

Lat.: Omnes attrahens ut magnes lapis. (Suidas.) (Erasmus, 601.)

*5 Er zieht keinen Strang an.

*6 Es zieht an wie Hechtsuppe und schneidet wie ein Schermesser. (Schles.)

Von sehr scharfer Luft, auch andern scharfen Einwirkungen.


Anzug.

1 Ein reiner Anzug und eine keusche Frau sind gern beieinander.

*2 Es ist ein Anzug von demselben Zeuge.

Um Wiederholung derselben Sache zu bezeichnen.


Anzünden.

1 Man zündet auch wol dem Teufel ein Lichtlein an. - Pauli.

2 Zünde ein Licht an, suche eine ganze Woche und du wirst etwas finden, was eine Muschel (Schale) werth ist. - Burckhardt, 75.

Von fruchtlosen und kindischen Bemühungen.

3 Zünde ihm alle zehn Finger als Lichter an, er wird sie doch nur ansehen als wären sie dunkel. - Burckhardt, 576.

Von jemand, welcher die sprechendsten Beweise der Dienstfertigkeit anderer gegen ihn vergisst oder nicht anerkennen mag.

*4 Er will anzünden ohne Feuer.

Für gewöhnlich wird allerdings Feuer nur durch Feuer erzeugt; wer etwas entzünden will, muss es mit einem schon brennenden Körper in Berührung bringen. Es ist jedoch chemisch möglich auch ohne Feuer anzuzünden. Wenn kaltes Platin und kaltes Wasserstoffgas unter günstigen Umständen zusammentreffen, so erhitzen sie sich in dem Grade, dass das Platin glühend und das Wasserstoffgas brennend wird. Eine Art chemischer Feuerzeuge beruhen hierauf.

*5 Er zündet Feuer an und bittet um Schutz vor der Flamme.


Apfel.

1 Ae Aeppel nohg Pfingesten un ä Mädel nohg dreissig Jahren hot weder Lack noch Geschmack. (Oberharz.) - Lohrengel.

2 Apfel hin, Apfel her, ich gehe gewiss nit dran. - Eiselein, 32.

3 Aepfel, Nüss' und Mandelkern fressen d' Auer- Kinder gern.

Sprichwort Münchens. Die Au ist eine dortige Vorstadt. (Vgl. München, wie es ist.)

4 Aepfel und Frauen sind auswendig schön, inwendig wurmstichig zu schauen. (Franz.)

5 Auch ein frischer Apfel fault, wenn er unter faul Obst fällt.

6 Auch rothe Aefel sind wurmstichig.

Auch bei einer empfehlenden Aussenseite ist mancher das nicht, was er verspricht.

Frz.: Souvent la plus belle pomme est vereuse.

It.: La castagna di fuora e bella, e dentro ha la magagna.

Lat.: Fallax fiducia formae.


[Spaltenumbruch]

7 Auch schöne Aepfel sticht der Wurm. - Sprichwörtergarten, 361.

Schönheit ist gerade der Hinfälligkeit am meisten ausgesetzt.

8 Beter de Appel as de Stamm fallt af. (Oldenburg.) - Frommann, II, 390.

9 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossapfel und schwamm mit den echten. - Eiselein, 33.

10 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossdreck und schwamm mit den andern Aepfeln den Bach hinab. - Frank.

Holl.: Wij appelen zwemmen, zei de paarden keutel. (Harrebomee, I, 18.)

Lat.: Etiam corchorus inter olera. (Tappius, 41a.)

11 De Appel fällt nit weit vam Stamme, et en (bedeutungsloses Flickwort) si dann, dat de Bom schef am Auwer (Ufer) steht. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 185.

12 Der Apfel, den Frau Eva brach, bracht' uns in alles Ungemach. - Renner.

Humoristische Ansicht über die Erbsündentheorie.

Lat.: Grande malum fuit id, quo totus perditur orbis, parvum etsi malum forte comedit Adam.

13 Der Apfel fällt ab, wenn er reif ist.

14 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme. - Abhandlung, 162; Blum, 136; Bücking, 96; Siebenkees, 55; Ramann, I; Pred., 6; Müller, 6, 7; Sydow, I, 2; Struve, II, 19; Sprichwörterschatz, 16; Meinau, 62; Härlin, 30; Weisheit, 21.

Nach diesem Sprichwort sollen Kinder den Aeltern gewöhnlich nacharten, was aber in der That selten genug geschieht. Gäbe es hier eine Statistik, sie würde beweisen, dass es nur ausnahmsweise der Fall ist. Nur vom niedrigen Stamme fällt der Apfel in der Regel nicht weit, rollt aber häufig sehr weit vom hohen ab, weshalb Aeltern von hervorragenden Eigenschaften meist nur Kinder von geringer Begabung, nicht selten von geradezu ganz entgegengesetzten sittlichen und geistigen Eigenschaften haben. Man gebraucht das Sprichwort von Kindern, die des Vaters oder der Mutter Tugenden oder Laster besitzen; aber nichts wäre falscher und ungerechter als vom Charakter der Aeltern unbedingt auf den der Kinder und umgekehrt zu schliessen. Wer vom physiologischen Standpunkte aus das Sprichwort einer ernstern Würdigung unterwerfen will, der lese die treffliche Schrift Geneanomische Briefe von Levin Schücking (Frankfurt a. M. 1855).

Frz.: Un loup n'engendre pas de mouton.

Holl.: De appel valt niet verre van den stam. (Harrebomee, I, 17.)

It.: Qual legno, tal scheggia.

Lat.: Ex patre malo nunquam bonus filius. (Eurip.) - Naturae sequitur semina quisque suae. - Neque imbellem feroces progenerant aquilae columbam. - Non procul a proprio stipite poma cadunt. - Patrem sequitur sua proles. - Saepe patris mores imitatur filius in fano, qualis erat mater, filia talis erit. - Troja non producit Thracem. - Vipera nascitur e vipera.

Ung.: Nem esik az alma messze a fajatol.

15 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, das Gewächs wird, wie es gibt der Sam'.

16 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme, es sei denn er ständ' auf einem Reg (Abhange). (Eifel.)

In Grubenhagen u. s. w. lautet es: De Appel fallt nich wit vonn Stamm. (Schambach, 12.)

17 Der Apfel nach dem Stamme, das Kind nach der Amme.

18 Der Apfel schmeckt nach dem Baum, wie der Stamm, so die Pflaum'.

Vläm.: Appeken smaakt gemeenlik bomig. (Harrebomee, I, 17.)

19 Der Apfel schmeckt süss, um den man die Wache betrügt. - Eiselein, 32.

Lat.: Dulce pomum quum abest custos. (Plutarch.) (Erasmus, 963.)

20 Der Apfel siehet roth, doch sitzt ein Wurm darin, die Jungfrau siehet schön, hat aber bösen Sinn.

Lat.: Non reputes aurum totum quod splendet ut aurem nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum.

21 Der beisst in einen sauern Apfel und jenem zieht's in die Zähne.

22 Der schönste Apfel faulet an.

23 Der schönste Apfel hat oft einen Wurm.

24 Der schönste Apfel ist oft am wenigsten süss.

Holl.: De mooiste appels zijn juist niet de beste. (Harrebomee, I.)


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Anwerfen.

Wirf's dick an, so klebt was dran – sagt der Maurer, wenn er schlechtes Mauerwerk durch schlechten Anwurf zudeckt.


Anzapfen.

Einen anzapfen.

Lat.: Dicteriis lacessere.


Anziehen.

1 Wenn ich mich rein angezogen habe, treff' ich meines Mannes Mutter nicht zu Hause. (Surinam.) – Wullschlägel.

Um zu sagen: Wenn ich jemand besuchen will, treff' ich ihn nicht, oder: Ich bin umsonst gegangen. Auch: Wenn man einmal etwas vorzusetzen hat, kommen keine Gäste.

2 Zieh den Ring an, so laufen dir alle Gassen nach.

So sagt man in Breslau zu jemand, der verlegen ist, was er anziehen solle. Wie witzig und poetisch erscheint der Ausspruch, wenn man sich den Ring, den grossen Marktplatz, als Kleid und die in denselben mündenden Strassen als schmückende Bänder denkt, die hinter dem Ring-Bekleideten herflattern.

3 Zieh dich an, Behle (Bella), es koscht nix. Behla zieh an dich, nämlich den Duft der Blumen, der – nichts kostet. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 993.

Von einem reichen Geizhalse, der seine Frau an einem schönen Frühlingstage zu einem Spaziergange aufforderte, weil – der Genuss nichts koste.

*4 Anziehen wie Magnet.

Von Sachen und Personen, die einen starken Einfluss auf unser Begehrungsvermögen ausüben.

Lat.: Omnes attrahens ut magnes lapis. (Suidas.) (Erasmus, 601.)

*5 Er zieht keinen Strang an.

*6 Es zieht an wie Hechtsuppe und schneidet wie ein Schermesser. (Schles.)

Von sehr scharfer Luft, auch andern scharfen Einwirkungen.


Anzug.

1 Ein reiner Anzug und eine keusche Frau sind gern beieinander.

*2 Es ist ein Anzug von demselben Zeuge.

Um Wiederholung derselben Sache zu bezeichnen.


Anzünden.

1 Man zündet auch wol dem Teufel ein Lichtlein an.Pauli.

2 Zünde ein Licht an, suche eine ganze Woche und du wirst etwas finden, was eine Muschel (Schale) werth ist.Burckhardt, 75.

Von fruchtlosen und kindischen Bemühungen.

3 Zünde ihm alle zehn Finger als Lichter an, er wird sie doch nur ansehen als wären sie dunkel.Burckhardt, 576.

Von jemand, welcher die sprechendsten Beweise der Dienstfertigkeit anderer gegen ihn vergisst oder nicht anerkennen mag.

*4 Er will anzünden ohne Feuer.

Für gewöhnlich wird allerdings Feuer nur durch Feuer erzeugt; wer etwas entzünden will, muss es mit einem schon brennenden Körper in Berührung bringen. Es ist jedoch chemisch möglich auch ohne Feuer anzuzünden. Wenn kaltes Platin und kaltes Wasserstoffgas unter günstigen Umständen zusammentreffen, so erhitzen sie sich in dem Grade, dass das Platin glühend und das Wasserstoffgas brennend wird. Eine Art chemischer Feuerzeuge beruhen hierauf.

*5 Er zündet Feuer an und bittet um Schutz vor der Flamme.


Apfel.

1 Ae Aeppel nohg Pfingesten un ä Mädel nohg dreissig Jahren hot weder Lack noch Geschmack. (Oberharz.) – Lohrengel.

2 Apfel hin, Apfel her, ich gehe gewiss nit dran.Eiselein, 32.

3 Aepfel, Nüss' und Mandelkern fressen d' Auer- Kinder gern.

Sprichwort Münchens. Die Au ist eine dortige Vorstadt. (Vgl. München, wie es ist.)

4 Aepfel und Frauen sind auswendig schön, inwendig wurmstichig zu schauen. (Franz.)

5 Auch ein frischer Apfel fault, wenn er unter faul Obst fällt.

6 Auch rothe Aefel sind wurmstichig.

Auch bei einer empfehlenden Aussenseite ist mancher das nicht, was er verspricht.

Frz.: Souvent la plus belle pomme est véreuse.

It.: La castagna di fuora è bella, e dentro ha la magagna.

Lat.: Fallax fiducia formae.


[Spaltenumbruch]

7 Auch schöne Aepfel sticht der Wurm.Sprichwörtergarten, 361.

Schönheit ist gerade der Hinfälligkeit am meisten ausgesetzt.

8 Beter de Appel as de Stamm fallt af. (Oldenburg.) – Frommann, II, 390.

9 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossapfel und schwamm mit den echten.Eiselein, 33.

10 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossdreck und schwamm mit den andern Aepfeln den Bach hinab.Frank.

Holl.: Wij appelen zwemmen, zei de paarden keutel. (Harrebomée, I, 18.)

Lat.: Etiam corchorus inter olera. (Tappius, 41a.)

11 De Appel fällt nit wît vam Stamme, et en (bedeutungsloses Flickwort) si dann, dat de Bôm schêf am Auwer (Ufer) steht. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185.

12 Der Apfel, den Frau Eva brach, bracht' uns in alles Ungemach.Renner.

Humoristische Ansicht über die Erbsündentheorie.

Lat.: Grande malum fuit id, quo totus perditur orbis, parvum etsi malum forte comedit Adam.

13 Der Apfel fällt ab, wenn er reif ist.

14 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme.Abhandlung, 162; Blum, 136; Bücking, 96; Siebenkees, 55; Ramann, I; Pred., 6; Müller, 6, 7; Sydow, I, 2; Struve, II, 19; Sprichwörterschatz, 16; Meinau, 62; Härlin, 30; Weisheit, 21.

Nach diesem Sprichwort sollen Kinder den Aeltern gewöhnlich nacharten, was aber in der That selten genug geschieht. Gäbe es hier eine Statistik, sie würde beweisen, dass es nur ausnahmsweise der Fall ist. Nur vom niedrigen Stamme fällt der Apfel in der Regel nicht weit, rollt aber häufig sehr weit vom hohen ab, weshalb Aeltern von hervorragenden Eigenschaften meist nur Kinder von geringer Begabung, nicht selten von geradezu ganz entgegengesetzten sittlichen und geistigen Eigenschaften haben. Man gebraucht das Sprichwort von Kindern, die des Vaters oder der Mutter Tugenden oder Laster besitzen; aber nichts wäre falscher und ungerechter als vom Charakter der Aeltern unbedingt auf den der Kinder und umgekehrt zu schliessen. Wer vom physiologischen Standpunkte aus das Sprichwort einer ernstern Würdigung unterwerfen will, der lese die treffliche Schrift Geneanomische Briefe von Levin Schücking (Frankfurt a. M. 1855).

Frz.: Un loup n'engendre pas de mouton.

Holl.: De appel valt niet verre van den stam. (Harrebomée, I, 17.)

It.: Qual legno, tal scheggia.

Lat.: Ex patre malo nunquam bonus filius. (Eurip.) – Naturae sequitur semina quisque suae. – Neque imbellem feroces progenerant aquilae columbam. – Non procul a proprio stipite poma cadunt. – Patrem sequitur sua proles. – Saepe patris mores imitatur filius in fano, qualis erat mater, filia talis erit. – Troja non producit Thracem. – Vipera nascitur e vipera.

Ung.: Nem esik az alma messze a fájától.

15 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, das Gewächs wird, wie es gibt der Sam'.

16 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme, es sei denn er ständ' auf einem Reg (Abhange). (Eifel.)

In Grubenhagen u. s. w. lautet es: De Appel fallt nich wit vonn Stamm. (Schambach, 12.)

17 Der Apfel nach dem Stamme, das Kind nach der Amme.

18 Der Apfel schmeckt nach dem Baum, wie der Stamm, so die Pflaum'.

Vläm.: Appeken smaakt gemeenlik bomig. (Harrebomée, I, 17.)

19 Der Apfel schmeckt süss, um den man die Wache betrügt.Eiselein, 32.

Lat.: Dulce pomum quum abest custos. (Plutarch.) (Erasmus, 963.)

20 Der Apfel siehet roth, doch sitzt ein Wurm darin, die Jungfrau siehet schön, hat aber bösen Sinn.

Lat.: Non reputes aurum totum quod splendet ut aurem nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum.

21 Der beisst in einen sauern Apfel und jenem zieht's in die Zähne.

22 Der schönste Apfel faulet an.

23 Der schönste Apfel hat oft einen Wurm.

24 Der schönste Apfel ist oft am wenigsten süss.

Holl.: De mooiste appels zijn juist niet de beste. (Harrebomée, I.)


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[[53]/0081] Anwerfen. Wirf's dick an, so klebt was dran – sagt der Maurer, wenn er schlechtes Mauerwerk durch schlechten Anwurf zudeckt. Anzapfen. Einen anzapfen. Lat.: Dicteriis lacessere. Anziehen. 1 Wenn ich mich rein angezogen habe, treff' ich meines Mannes Mutter nicht zu Hause. (Surinam.) – Wullschlägel. Um zu sagen: Wenn ich jemand besuchen will, treff' ich ihn nicht, oder: Ich bin umsonst gegangen. Auch: Wenn man einmal etwas vorzusetzen hat, kommen keine Gäste. 2 Zieh den Ring an, so laufen dir alle Gassen nach. So sagt man in Breslau zu jemand, der verlegen ist, was er anziehen solle. Wie witzig und poetisch erscheint der Ausspruch, wenn man sich den Ring, den grossen Marktplatz, als Kleid und die in denselben mündenden Strassen als schmückende Bänder denkt, die hinter dem Ring-Bekleideten herflattern. 3 Zieh dich an, Behle (Bella), es koscht nix. Behla zieh an dich, nämlich den Duft der Blumen, der – nichts kostet. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 993. Von einem reichen Geizhalse, der seine Frau an einem schönen Frühlingstage zu einem Spaziergange aufforderte, weil – der Genuss nichts koste. *4 Anziehen wie Magnet. Von Sachen und Personen, die einen starken Einfluss auf unser Begehrungsvermögen ausüben. Lat.: Omnes attrahens ut magnes lapis. (Suidas.) (Erasmus, 601.) *5 Er zieht keinen Strang an. *6 Es zieht an wie Hechtsuppe und schneidet wie ein Schermesser. (Schles.) Von sehr scharfer Luft, auch andern scharfen Einwirkungen. Anzug. 1 Ein reiner Anzug und eine keusche Frau sind gern beieinander. *2 Es ist ein Anzug von demselben Zeuge. Um Wiederholung derselben Sache zu bezeichnen. Anzünden. 1 Man zündet auch wol dem Teufel ein Lichtlein an. – Pauli. 2 Zünde ein Licht an, suche eine ganze Woche und du wirst etwas finden, was eine Muschel (Schale) werth ist. – Burckhardt, 75. Von fruchtlosen und kindischen Bemühungen. 3 Zünde ihm alle zehn Finger als Lichter an, er wird sie doch nur ansehen als wären sie dunkel. – Burckhardt, 576. Von jemand, welcher die sprechendsten Beweise der Dienstfertigkeit anderer gegen ihn vergisst oder nicht anerkennen mag. *4 Er will anzünden ohne Feuer. Für gewöhnlich wird allerdings Feuer nur durch Feuer erzeugt; wer etwas entzünden will, muss es mit einem schon brennenden Körper in Berührung bringen. Es ist jedoch chemisch möglich auch ohne Feuer anzuzünden. Wenn kaltes Platin und kaltes Wasserstoffgas unter günstigen Umständen zusammentreffen, so erhitzen sie sich in dem Grade, dass das Platin glühend und das Wasserstoffgas brennend wird. Eine Art chemischer Feuerzeuge beruhen hierauf. *5 Er zündet Feuer an und bittet um Schutz vor der Flamme. Apfel. 1 Ae Aeppel nohg Pfingesten un ä Mädel nohg dreissig Jahren hot weder Lack noch Geschmack. (Oberharz.) – Lohrengel. 2 Apfel hin, Apfel her, ich gehe gewiss nit dran. – Eiselein, 32. 3 Aepfel, Nüss' und Mandelkern fressen d' Auer- Kinder gern. Sprichwort Münchens. Die Au ist eine dortige Vorstadt. (Vgl. München, wie es ist.) 4 Aepfel und Frauen sind auswendig schön, inwendig wurmstichig zu schauen. (Franz.) 5 Auch ein frischer Apfel fault, wenn er unter faul Obst fällt. 6 Auch rothe Aefel sind wurmstichig. Auch bei einer empfehlenden Aussenseite ist mancher das nicht, was er verspricht. Frz.: Souvent la plus belle pomme est véreuse. It.: La castagna di fuora è bella, e dentro ha la magagna. Lat.: Fallax fiducia formae. 7 Auch schöne Aepfel sticht der Wurm. – Sprichwörtergarten, 361. Schönheit ist gerade der Hinfälligkeit am meisten ausgesetzt. 8 Beter de Appel as de Stamm fallt af. (Oldenburg.) – Frommann, II, 390. 9 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossapfel und schwamm mit den echten. – Eiselein, 33. 10 Da schwimmen wir Aepfel, sagte der Rossdreck und schwamm mit den andern Aepfeln den Bach hinab. – Frank. Holl.: Wij appelen zwemmen, zei de paarden keutel. (Harrebomée, I, 18.) Lat.: Etiam corchorus inter olera. (Tappius, 41a.) 11 De Appel fällt nit wît vam Stamme, et en (bedeutungsloses Flickwort) si dann, dat de Bôm schêf am Auwer (Ufer) steht. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 185. 12 Der Apfel, den Frau Eva brach, bracht' uns in alles Ungemach. – Renner. Humoristische Ansicht über die Erbsündentheorie. Lat.: Grande malum fuit id, quo totus perditur orbis, parvum etsi malum forte comedit Adam. 13 Der Apfel fällt ab, wenn er reif ist. 14 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme. – Abhandlung, 162; Blum, 136; Bücking, 96; Siebenkees, 55; Ramann, I; Pred., 6; Müller, 6, 7; Sydow, I, 2; Struve, II, 19; Sprichwörterschatz, 16; Meinau, 62; Härlin, 30; Weisheit, 21. Nach diesem Sprichwort sollen Kinder den Aeltern gewöhnlich nacharten, was aber in der That selten genug geschieht. Gäbe es hier eine Statistik, sie würde beweisen, dass es nur ausnahmsweise der Fall ist. Nur vom niedrigen Stamme fällt der Apfel in der Regel nicht weit, rollt aber häufig sehr weit vom hohen ab, weshalb Aeltern von hervorragenden Eigenschaften meist nur Kinder von geringer Begabung, nicht selten von geradezu ganz entgegengesetzten sittlichen und geistigen Eigenschaften haben. Man gebraucht das Sprichwort von Kindern, die des Vaters oder der Mutter Tugenden oder Laster besitzen; aber nichts wäre falscher und ungerechter als vom Charakter der Aeltern unbedingt auf den der Kinder und umgekehrt zu schliessen. Wer vom physiologischen Standpunkte aus das Sprichwort einer ernstern Würdigung unterwerfen will, der lese die treffliche Schrift Geneanomische Briefe von Levin Schücking (Frankfurt a. M. 1855). Frz.: Un loup n'engendre pas de mouton. Holl.: De appel valt niet verre van den stam. (Harrebomée, I, 17.) It.: Qual legno, tal scheggia. Lat.: Ex patre malo nunquam bonus filius. (Eurip.) – Naturae sequitur semina quisque suae. – Neque imbellem feroces progenerant aquilae columbam. – Non procul a proprio stipite poma cadunt. – Patrem sequitur sua proles. – Saepe patris mores imitatur filius in fano, qualis erat mater, filia talis erit. – Troja non producit Thracem. – Vipera nascitur e vipera. Ung.: Nem esik az alma messze a fájától. 15 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, das Gewächs wird, wie es gibt der Sam'. 16 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme, es sei denn er ständ' auf einem Reg (Abhange). (Eifel.) In Grubenhagen u. s. w. lautet es: De Appel fallt nich wit vonn Stamm. (Schambach, 12.) 17 Der Apfel nach dem Stamme, das Kind nach der Amme. 18 Der Apfel schmeckt nach dem Baum, wie der Stamm, so die Pflaum'. Vläm.: Appeken smaakt gemeenlik bomig. (Harrebomée, I, 17.) 19 Der Apfel schmeckt süss, um den man die Wache betrügt. – Eiselein, 32. Lat.: Dulce pomum quum abest custos. (Plutarch.) (Erasmus, 963.) 20 Der Apfel siehet roth, doch sitzt ein Wurm darin, die Jungfrau siehet schön, hat aber bösen Sinn. Lat.: Non reputes aurum totum quod splendet ut aurem nec pulchrum pomum quodlibet esse bonum. 21 Der beisst in einen sauern Apfel und jenem zieht's in die Zähne. 22 Der schönste Apfel faulet an. 23 Der schönste Apfel hat oft einen Wurm. 24 Der schönste Apfel ist oft am wenigsten süss. Holl.: De mooiste appels zijn juist niet de beste. (Harrebomée, I.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/81>, abgerufen am 18.04.2024.