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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Gutmeinen.

1 Das Gutmeinen macht viel Leut weinen. - Petri, II, 63.

2 Es meints oft einer gut, aber es gereth doch nicht allewege. - Petri, II, 287.

*3 Er meint es wol gut, aber seine Ohrfeigen thun wehe.

Holl.: Hij heeft een goede meening, maar eene kwade uitspraak. (Bohn I, 326.)

*4 Er meynt es gut, es wil's aber niemand gut verstehn. - Franck, II, 47a; Simrock, 6944.


Gutmüthig.

* Er ist gutmüthig, dumm und gefrässig. (Braunschweig.)


Gutmüthigkeit.

Die Gutmüthigkeit sieht ihm aus den Augen heraus, wie einem Scharfrichter (Schinderknecht).

Holl.: De vriendelijkheid ziet hem ten oogen uit, gelijk den beul de barmhartigheid. (Harrebomee, I, 32.)


Gutort.

* Der kann aan uf's Gutort bringe'. - Tendlau, 431.

Einem das Leben rauben. Der Friedhof hiess bei den Juden der gute Ort.


Gutreich.

Gutreich - blutreich.

Wer reich ist, bei dem melden sich viele Verwandte.


Gutsagen.

Wer gutsagt, muss bezahlen.


Gutsbesitzer.

Hinter dem Gutsbesitzer trage das Holz. - Tendlau, 744.

Gib dich mit dem ab, dem das Glück lacht; diene dem, bei dem etwas abfällt. (Auch Matth. 15, 27.)


Gutsbirne.

Unter den Gutsbirnen stecken zehn faule die andern nicht an; unter den Bauerbirnen ist eine faule aller übrigen Verderben. - Altmann VI, 458.


Gutschmack.

1 Baum Gutschmack trägt Nuss Bettelsack.

2 Gatschmakt macht de Hainjdre nakt. - Schuster, 305b.

3 Gatschmakt macht de Käinjder nakt. - Schuster, 305a.

4 Gotschmack bringt den Prachersack. - Frischbier2, 1403.


Gutschmecke.

1 Gutschmeck macht Behagen und verdirbt den Magen.

Lat.: Linguae voluptas, ventri pondus alimoniae cedit. (Bovill, I, 196.)

2 Gutschmecke macht Bettelsäcke. - Körte, 2490; Simrock, 4116; Braun, I, 1012; Weinhold, 85a.

Herberger (I, 631) hat die Form: Gutgeschmäcke.


Gutsherr.

Des Gutsherrn schuld geith voraff. - Oelrichs, 561; Graf, 282, 348.

Dies Sprichwort zeigt, dass sich die Gutsherren selbst nicht vergessen haben. Die Gutsherren, auch wol die Gutsfrauen, sind in den Sprichwörtern nicht aufs beste angeschrieben. Der ist glücklich, sagt ein anderes deutsches Sprichwort (s. Selig), der Gott alle Tage siehet und seinen Gutsherrn jährlich nur einmal. Was die Gnadenerweisungen der Gutsherren betrifft, so sollen sie wenig Werth haben; die Bulgaren sagen: Schenkt dir dein Gutsherr ein dreibeiniges Pferd, so danke, als wäre es ein vierbeiniges. Die Esten: Der Fisch ist thranig, den dir der Gutsherr schenkt. Die Finnen: Untersuche das Renthier nicht, das dir dein Gutsherr schenkt, du würdest es ohne Geweih finden. Die meisten Erfahrungen auf diesem Gebiet scheinen übrigens die Russen gemacht zu haben, wie deren Sprichwörter beweisen, die uns den Gutsherrn von den verschiedensten Seiten vorführen, in denen aber deren Frauen und Verwalter fast noch ungünstiger beurtheilt werden. Sie behaupten: des Gutsherrn Freundlichkeit ziehe dem Bauer das Hemd vom Leibe. (Altmann VI, 393.) Stirbt des Gutsherrn Gaul, so reitet er die Bauern. (Altmann VI, 482.) Wenn der Gutsherr siecht (kränklich ist), so gilt der Bauern Gesundheit für ein Verbrechen. (Altmann V, 110.) Wo der Gutsherr die Dunkelheit liebt, da helfe Gott den Kerzendrehern (Lichtziehern) im Dorfe. (Altmann V, 110.) Wenn der Gutsherr dein reines Korn rühmt, so schütte schnell Wicken darunter, damit du es doch noch als Viehfutter gebrauchen kannst. (Altmann.) Man muss nicht über des Gutsherrn Strenge klagen, er hat zwar eine Abgabe auf den Kopf [Spaltenumbruch] gelegt, aber noch nicht auf die Kopfläuse. (Altmann V, 125.) Man kann dem Gutsherrn wol mit fleischner Zunge rufen, aber man darf ihm nur eine silberne Hand zum Empfang reichen. (Altmann V, 121.) Des Gutsherrn Freudentag ist des Kalkuns Trauertag. (Altmann V, 102.) Die ärmsten Gutsherren sind die stolzesten. (Altmann V, 105.) So schildern die Russen ihr Junkerthum, das im wesentlichen auf der ganzen Erde dasselbe ist. In verschiedenen Sprichwörtern suchen sie ironisch zu beweisen, was ohnehin niemand bezweifelt, dass diese Junker keine Götter sind: Auch des Gutsherrn Pferd wird von Bremsen gestochen. (Altmann V, 119.) Von des Gutsherrn Kühen kann man auch keinen Wein melken. (Altmann V, 100.) Unser Gutsherr sitzt auch nur auf zwei Schenkeln. (Altmann VI, 407.) Mit beissender Ironie sagen die Czechen und Polen: Gott ernährt den Wolf und den Gutsherrn. Wenn der Gutsherr sich betrinkt, so taumeln die Bauern. (Altmann VI, 479.) Wenn es den Gutsherrn juckt, so muss sich der Bauer kratzen. (Altmann VI, 482.) Viel schlimmer noch als die Gutsherren selbst, sind, ganz wie anderwärts, ihre Frauen und Amtleute: Des Gutsherrn Magen ist eher zu füllen als des Pächters Mund. (Altmann V, 99.) Ist der Gutsherr ein strenger Mann, so ist sein Schreiber ein Tyrann. (Altmann V, 97.) Andere Sprichwörter spotten über das erzwungene Respectsverhältniss: Ginge die buckelige Gutsfrau auch nackt durchs Dorf, die Bauern würden (müssten) ihre Geradheit bewundern. (Altmann VI, 435.) Wo die Gutsfrau nackt geht, trägt keine Dirne im Dorfe ein Hemd. (Altmann V, 113.) Silber führt bis in der Gutsfrau Zimmer und Gold bis in ihr Bett. (Altmann V, 125.) Des Gutsherrn Söhne werden früh weise. (Altmann VI, 442.) Des Gutsherrn Tochter gilt für schlank, auch wenn sie schwanger ist. (Altmann VI, 427.) Doch wissen sie auch den Einfluss des Bessern zu würdigen, indem sie sagen: Ein sanftmüthiger Gutsherr macht eine friedfertige Dorfgemeinde. (Altmann VI, 509.) Der Gutsherr erscheint in den russischen Sprichwörtern als der Comparativ des in ahnlicher Weise geschilderten Starosten (s. d.) oder Schulzen, der in denselben ungefähr ebenso gut angeschrieben ist, wie in den deutschen Sprichwörtern der deutsche Schulze.

Böhm.: Krmi buh vlka, krmi buh i pana.

Poln.: Bog daje dla wilka, bog daje i dla pana. (Celakovsky, 327.)


Gutspinn.

Gutspinn trägt ein weites (feines) Hemde.


Gutthat.

1 Der ein guthat empfahet, verkaufft sein freiheyt. - Franck, I, 65b; Henisch, 1791, 47; Lehmann, II, 62, 99.

"Der guts empfahet, der ist ietz nit mehr sein selbs, sonder seins nechsten knecht vnnd schuldig das empfangen mit gewinn zu wiederlegen."

2 Der gutthat vergisst man bald, der vbelthat gdenckt man lang. - Franck, II, 118a; Henisch, 1791, 45.

3 Durch gutthat ein Reich bestaht. - Petri, II, 156; Henisch, 1791, 48.

4 Eine Gutthat, die zur Zeit geschicht, die ist doppelt ausgericht.

5 Für gutthat vndanck erfahren, thut weh. - Petri, II, 301; Henisch, 1791, 48.

6 Gutthat gibt man nicht umsonst. - Seybold, 53.

Lat.: Beneficium datur propter officium. (Seybold, 53.)

7 Gutthaten veralten gleich. - Sutor, 304.

Lat.: Nemo scribit beneficia in Calendario. (Sutor, 304.)

8 Vnzeitig gutthat ist gleich einer vbelthat. - Franck, I, 93a.

9 Wer gutthat nicht erkennen will, an den soll man nicht wenden vil. - Henisch, 1791, 50.

10 Wer mit seiner gutthat lang vmbgehet trucken, der hat den danck schon eingenommen. - Henisch, 1791, 54.


Gutthun.

1 Vor Gutthun geht kein Ding. - Sutor, 677.

Lat.: Virtus omnia in se habet. (Sutor, 677.)

*2 Er thut kein gut, man erschwing ihm denn die Haut wie einen Nussbaum.


Gutwillig.

Allto godwillig is half liderlich. (Altmark.) - Danneil, 275.


Gutwilliger.

1 Der Gutwillige kommt um das Seine.

Wir sagen Almosen geben armet nicht; diesem widerspricht das vorstehende Sprichwort, was sehr recht hat. Denn schon mancher hat sich zum Bettler gegeben, sodass blos die Rollen getauscht worden sind. Wahrscheinlich wird auch der heilige Crispin sich selbst zuvor ausgebeutelt haben, ehe er den Reichen das Leder gestohlen hat, um den Armen Schuhe daraus zu machen.

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Gutmeinen.

1 Das Gutmeinen macht viel Leut weinen.Petri, II, 63.

2 Es meints oft einer gut, aber es gereth doch nicht allewege.Petri, II, 287.

*3 Er meint es wol gut, aber seine Ohrfeigen thun wehe.

Holl.: Hij heeft een goede meening, maar eene kwade uitspraak. (Bohn I, 326.)

*4 Er meynt es gut, es wil's aber niemand gut verstehn.Franck, II, 47a; Simrock, 6944.


Gutmüthig.

* Er ist gutmüthig, dumm und gefrässig. (Braunschweig.)


Gutmüthigkeit.

Die Gutmüthigkeit sieht ihm aus den Augen heraus, wie einem Scharfrichter (Schinderknecht).

Holl.: De vriendelijkheid ziet hem ten oogen uit, gelijk den beul de barmhartigheid. (Harrebomée, I, 32.)


Gutort.

* Der kann aan uf's Gutort bringe'.Tendlau, 431.

Einem das Leben rauben. Der Friedhof hiess bei den Juden der gute Ort.


Gutreich.

Gutreich – blutreich.

Wer reich ist, bei dem melden sich viele Verwandte.


Gutsagen.

Wer gutsagt, muss bezahlen.


Gutsbesitzer.

Hinter dem Gutsbesitzer trage das Holz.Tendlau, 744.

Gib dich mit dem ab, dem das Glück lacht; diene dem, bei dem etwas abfällt. (Auch Matth. 15, 27.)


Gutsbirne.

Unter den Gutsbirnen stecken zehn faule die andern nicht an; unter den Bauerbirnen ist eine faule aller übrigen Verderben.Altmann VI, 458.


Gutschmack.

1 Baum Gutschmack trägt Nuss Bettelsack.

2 Gâtschmakt mâcht de Hainjdre nakt.Schuster, 305b.

3 Gâtschmakt mâcht de Käinjder nakt.Schuster, 305a.

4 Gotschmack bringt den Prachersack.Frischbier2, 1403.


Gutschmecke.

1 Gutschmeck macht Behagen und verdirbt den Magen.

Lat.: Linguae voluptas, ventri pondus alimoniae cedit. (Bovill, I, 196.)

2 Gutschmecke macht Bettelsäcke.Körte, 2490; Simrock, 4116; Braun, I, 1012; Weinhold, 85a.

Herberger (I, 631) hat die Form: Gutgeschmäcke.


Gutsherr.

Des Gutsherrn schuld geith voraff.Oelrichs, 561; Graf, 282, 348.

Dies Sprichwort zeigt, dass sich die Gutsherren selbst nicht vergessen haben. Die Gutsherren, auch wol die Gutsfrauen, sind in den Sprichwörtern nicht aufs beste angeschrieben. Der ist glücklich, sagt ein anderes deutsches Sprichwort (s. Selig), der Gott alle Tage siehet und seinen Gutsherrn jährlich nur einmal. Was die Gnadenerweisungen der Gutsherren betrifft, so sollen sie wenig Werth haben; die Bulgaren sagen: Schenkt dir dein Gutsherr ein dreibeiniges Pferd, so danke, als wäre es ein vierbeiniges. Die Esten: Der Fisch ist thranig, den dir der Gutsherr schenkt. Die Finnen: Untersuche das Renthier nicht, das dir dein Gutsherr schenkt, du würdest es ohne Geweih finden. Die meisten Erfahrungen auf diesem Gebiet scheinen übrigens die Russen gemacht zu haben, wie deren Sprichwörter beweisen, die uns den Gutsherrn von den verschiedensten Seiten vorführen, in denen aber deren Frauen und Verwalter fast noch ungünstiger beurtheilt werden. Sie behaupten: des Gutsherrn Freundlichkeit ziehe dem Bauer das Hemd vom Leibe. (Altmann VI, 393.) Stirbt des Gutsherrn Gaul, so reitet er die Bauern. (Altmann VI, 482.) Wenn der Gutsherr siecht (kränklich ist), so gilt der Bauern Gesundheit für ein Verbrechen. (Altmann V, 110.) Wo der Gutsherr die Dunkelheit liebt, da helfe Gott den Kerzendrehern (Lichtziehern) im Dorfe. (Altmann V, 110.) Wenn der Gutsherr dein reines Korn rühmt, so schütte schnell Wicken darunter, damit du es doch noch als Viehfutter gebrauchen kannst. (Altmann.) Man muss nicht über des Gutsherrn Strenge klagen, er hat zwar eine Abgabe auf den Kopf [Spaltenumbruch] gelegt, aber noch nicht auf die Kopfläuse. (Altmann V, 125.) Man kann dem Gutsherrn wol mit fleischner Zunge rufen, aber man darf ihm nur eine silberne Hand zum Empfang reichen. (Altmann V, 121.) Des Gutsherrn Freudentag ist des Kalkuns Trauertag. (Altmann V, 102.) Die ärmsten Gutsherren sind die stolzesten. (Altmann V, 105.) So schildern die Russen ihr Junkerthum, das im wesentlichen auf der ganzen Erde dasselbe ist. In verschiedenen Sprichwörtern suchen sie ironisch zu beweisen, was ohnehin niemand bezweifelt, dass diese Junker keine Götter sind: Auch des Gutsherrn Pferd wird von Bremsen gestochen. (Altmann V, 119.) Von des Gutsherrn Kühen kann man auch keinen Wein melken. (Altmann V, 100.) Unser Gutsherr sitzt auch nur auf zwei Schenkeln. (Altmann VI, 407.) Mit beissender Ironie sagen die Czechen und Polen: Gott ernährt den Wolf und den Gutsherrn. Wenn der Gutsherr sich betrinkt, so taumeln die Bauern. (Altmann VI, 479.) Wenn es den Gutsherrn juckt, so muss sich der Bauer kratzen. (Altmann VI, 482.) Viel schlimmer noch als die Gutsherren selbst, sind, ganz wie anderwärts, ihre Frauen und Amtleute: Des Gutsherrn Magen ist eher zu füllen als des Pächters Mund. (Altmann V, 99.) Ist der Gutsherr ein strenger Mann, so ist sein Schreiber ein Tyrann. (Altmann V, 97.) Andere Sprichwörter spotten über das erzwungene Respectsverhältniss: Ginge die buckelige Gutsfrau auch nackt durchs Dorf, die Bauern würden (müssten) ihre Geradheit bewundern. (Altmann VI, 435.) Wo die Gutsfrau nackt geht, trägt keine Dirne im Dorfe ein Hemd. (Altmann V, 113.) Silber führt bis in der Gutsfrau Zimmer und Gold bis in ihr Bett. (Altmann V, 125.) Des Gutsherrn Söhne werden früh weise. (Altmann VI, 442.) Des Gutsherrn Tochter gilt für schlank, auch wenn sie schwanger ist. (Altmann VI, 427.) Doch wissen sie auch den Einfluss des Bessern zu würdigen, indem sie sagen: Ein sanftmüthiger Gutsherr macht eine friedfertige Dorfgemeinde. (Altmann VI, 509.) Der Gutsherr erscheint in den russischen Sprichwörtern als der Comparativ des in ahnlicher Weise geschilderten Starosten (s. d.) oder Schulzen, der in denselben ungefähr ebenso gut angeschrieben ist, wie in den deutschen Sprichwörtern der deutsche Schulze.

Böhm.: Krmí bůh vlka, krmí bůh i pána.

Poln.: Bóg daje dla wilka, bóg daje i dla pana. (Čelakovsky, 327.)


Gutspinn.

Gutspinn trägt ein weites (feines) Hemde.


Gutthat.

1 Der ein guthat empfahet, verkaufft sein freiheyt.Franck, I, 65b; Henisch, 1791, 47; Lehmann, II, 62, 99.

„Der guts empfahet, der ist ietz nit mehr sein selbs, sonder seins nechsten knecht vnnd schuldig das empfangen mit gewinn zu wiederlegen.“

2 Der gutthat vergisst man bald, der vbelthat gdenckt man lang.Franck, II, 118a; Henisch, 1791, 45.

3 Durch gutthat ein Reich bestaht.Petri, II, 156; Henisch, 1791, 48.

4 Eine Gutthat, die zur Zeit geschicht, die ist doppelt ausgericht.

5 Für gutthat vndanck erfahren, thut weh.Petri, II, 301; Henisch, 1791, 48.

6 Gutthat gibt man nicht umsonst.Seybold, 53.

Lat.: Beneficium datur propter officium. (Seybold, 53.)

7 Gutthaten veralten gleich.Sutor, 304.

Lat.: Nemo scribit beneficia in Calendario. (Sutor, 304.)

8 Vnzeitig gutthat ist gleich einer vbelthat.Franck, I, 93a.

9 Wer gutthat nicht erkennen will, an den soll man nicht wenden vil.Henisch, 1791, 50.

10 Wer mit seiner gutthat lang vmbgehet trucken, der hat den danck schon eingenommen.Henisch, 1791, 54.


Gutthun.

1 Vor Gutthun geht kein Ding.Sutor, 677.

Lat.: Virtus omnia in se habet. (Sutor, 677.)

*2 Er thut kein gut, man erschwing ihm denn die Haut wie einen Nussbaum.


Gutwillig.

Allto gôdwillig is half liderlich. (Altmark.) – Danneil, 275.


Gutwilliger.

1 Der Gutwillige kommt um das Seine.

Wir sagen Almosen geben armet nicht; diesem widerspricht das vorstehende Sprichwort, was sehr recht hat. Denn schon mancher hat sich zum Bettler gegeben, sodass blos die Rollen getauscht worden sind. Wahrscheinlich wird auch der heilige Crispin sich selbst zuvor ausgebeutelt haben, ehe er den Reichen das Leder gestohlen hat, um den Armen Schuhe daraus zu machen.

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[[108]/0114] Gutmeinen. 1 Das Gutmeinen macht viel Leut weinen. – Petri, II, 63. 2 Es meints oft einer gut, aber es gereth doch nicht allewege. – Petri, II, 287. *3 Er meint es wol gut, aber seine Ohrfeigen thun wehe. Holl.: Hij heeft een goede meening, maar eene kwade uitspraak. (Bohn I, 326.) *4 Er meynt es gut, es wil's aber niemand gut verstehn. – Franck, II, 47a; Simrock, 6944. Gutmüthig. * Er ist gutmüthig, dumm und gefrässig. (Braunschweig.) Gutmüthigkeit. Die Gutmüthigkeit sieht ihm aus den Augen heraus, wie einem Scharfrichter (Schinderknecht). Holl.: De vriendelijkheid ziet hem ten oogen uit, gelijk den beul de barmhartigheid. (Harrebomée, I, 32.) Gutort. * Der kann aan uf's Gutort bringe'. – Tendlau, 431. Einem das Leben rauben. Der Friedhof hiess bei den Juden der gute Ort. Gutreich. Gutreich – blutreich. Wer reich ist, bei dem melden sich viele Verwandte. Gutsagen. Wer gutsagt, muss bezahlen. Gutsbesitzer. Hinter dem Gutsbesitzer trage das Holz. – Tendlau, 744. Gib dich mit dem ab, dem das Glück lacht; diene dem, bei dem etwas abfällt. (Auch Matth. 15, 27.) Gutsbirne. Unter den Gutsbirnen stecken zehn faule die andern nicht an; unter den Bauerbirnen ist eine faule aller übrigen Verderben. – Altmann VI, 458. Gutschmack. 1 Baum Gutschmack trägt Nuss Bettelsack. 2 Gâtschmakt mâcht de Hainjdre nakt. – Schuster, 305b. 3 Gâtschmakt mâcht de Käinjder nakt. – Schuster, 305a. 4 Gotschmack bringt den Prachersack. – Frischbier2, 1403. Gutschmecke. 1 Gutschmeck macht Behagen und verdirbt den Magen. Lat.: Linguae voluptas, ventri pondus alimoniae cedit. (Bovill, I, 196.) 2 Gutschmecke macht Bettelsäcke. – Körte, 2490; Simrock, 4116; Braun, I, 1012; Weinhold, 85a. Herberger (I, 631) hat die Form: Gutgeschmäcke. Gutsherr. Des Gutsherrn schuld geith voraff. – Oelrichs, 561; Graf, 282, 348. Dies Sprichwort zeigt, dass sich die Gutsherren selbst nicht vergessen haben. Die Gutsherren, auch wol die Gutsfrauen, sind in den Sprichwörtern nicht aufs beste angeschrieben. Der ist glücklich, sagt ein anderes deutsches Sprichwort (s. Selig), der Gott alle Tage siehet und seinen Gutsherrn jährlich nur einmal. Was die Gnadenerweisungen der Gutsherren betrifft, so sollen sie wenig Werth haben; die Bulgaren sagen: Schenkt dir dein Gutsherr ein dreibeiniges Pferd, so danke, als wäre es ein vierbeiniges. Die Esten: Der Fisch ist thranig, den dir der Gutsherr schenkt. Die Finnen: Untersuche das Renthier nicht, das dir dein Gutsherr schenkt, du würdest es ohne Geweih finden. Die meisten Erfahrungen auf diesem Gebiet scheinen übrigens die Russen gemacht zu haben, wie deren Sprichwörter beweisen, die uns den Gutsherrn von den verschiedensten Seiten vorführen, in denen aber deren Frauen und Verwalter fast noch ungünstiger beurtheilt werden. Sie behaupten: des Gutsherrn Freundlichkeit ziehe dem Bauer das Hemd vom Leibe. (Altmann VI, 393.) Stirbt des Gutsherrn Gaul, so reitet er die Bauern. (Altmann VI, 482.) Wenn der Gutsherr siecht (kränklich ist), so gilt der Bauern Gesundheit für ein Verbrechen. (Altmann V, 110.) Wo der Gutsherr die Dunkelheit liebt, da helfe Gott den Kerzendrehern (Lichtziehern) im Dorfe. (Altmann V, 110.) Wenn der Gutsherr dein reines Korn rühmt, so schütte schnell Wicken darunter, damit du es doch noch als Viehfutter gebrauchen kannst. (Altmann.) Man muss nicht über des Gutsherrn Strenge klagen, er hat zwar eine Abgabe auf den Kopf gelegt, aber noch nicht auf die Kopfläuse. (Altmann V, 125.) Man kann dem Gutsherrn wol mit fleischner Zunge rufen, aber man darf ihm nur eine silberne Hand zum Empfang reichen. (Altmann V, 121.) Des Gutsherrn Freudentag ist des Kalkuns Trauertag. (Altmann V, 102.) Die ärmsten Gutsherren sind die stolzesten. (Altmann V, 105.) So schildern die Russen ihr Junkerthum, das im wesentlichen auf der ganzen Erde dasselbe ist. In verschiedenen Sprichwörtern suchen sie ironisch zu beweisen, was ohnehin niemand bezweifelt, dass diese Junker keine Götter sind: Auch des Gutsherrn Pferd wird von Bremsen gestochen. (Altmann V, 119.) Von des Gutsherrn Kühen kann man auch keinen Wein melken. (Altmann V, 100.) Unser Gutsherr sitzt auch nur auf zwei Schenkeln. (Altmann VI, 407.) Mit beissender Ironie sagen die Czechen und Polen: Gott ernährt den Wolf und den Gutsherrn. Wenn der Gutsherr sich betrinkt, so taumeln die Bauern. (Altmann VI, 479.) Wenn es den Gutsherrn juckt, so muss sich der Bauer kratzen. (Altmann VI, 482.) Viel schlimmer noch als die Gutsherren selbst, sind, ganz wie anderwärts, ihre Frauen und Amtleute: Des Gutsherrn Magen ist eher zu füllen als des Pächters Mund. (Altmann V, 99.) Ist der Gutsherr ein strenger Mann, so ist sein Schreiber ein Tyrann. (Altmann V, 97.) Andere Sprichwörter spotten über das erzwungene Respectsverhältniss: Ginge die buckelige Gutsfrau auch nackt durchs Dorf, die Bauern würden (müssten) ihre Geradheit bewundern. (Altmann VI, 435.) Wo die Gutsfrau nackt geht, trägt keine Dirne im Dorfe ein Hemd. (Altmann V, 113.) Silber führt bis in der Gutsfrau Zimmer und Gold bis in ihr Bett. (Altmann V, 125.) Des Gutsherrn Söhne werden früh weise. (Altmann VI, 442.) Des Gutsherrn Tochter gilt für schlank, auch wenn sie schwanger ist. (Altmann VI, 427.) Doch wissen sie auch den Einfluss des Bessern zu würdigen, indem sie sagen: Ein sanftmüthiger Gutsherr macht eine friedfertige Dorfgemeinde. (Altmann VI, 509.) Der Gutsherr erscheint in den russischen Sprichwörtern als der Comparativ des in ahnlicher Weise geschilderten Starosten (s. d.) oder Schulzen, der in denselben ungefähr ebenso gut angeschrieben ist, wie in den deutschen Sprichwörtern der deutsche Schulze. Böhm.: Krmí bůh vlka, krmí bůh i pána. Poln.: Bóg daje dla wilka, bóg daje i dla pana. (Čelakovsky, 327.) Gutspinn. Gutspinn trägt ein weites (feines) Hemde. Gutthat. 1 Der ein guthat empfahet, verkaufft sein freiheyt. – Franck, I, 65b; Henisch, 1791, 47; Lehmann, II, 62, 99. „Der guts empfahet, der ist ietz nit mehr sein selbs, sonder seins nechsten knecht vnnd schuldig das empfangen mit gewinn zu wiederlegen.“ 2 Der gutthat vergisst man bald, der vbelthat gdenckt man lang. – Franck, II, 118a; Henisch, 1791, 45. 3 Durch gutthat ein Reich bestaht. – Petri, II, 156; Henisch, 1791, 48. 4 Eine Gutthat, die zur Zeit geschicht, die ist doppelt ausgericht. 5 Für gutthat vndanck erfahren, thut weh. – Petri, II, 301; Henisch, 1791, 48. 6 Gutthat gibt man nicht umsonst. – Seybold, 53. Lat.: Beneficium datur propter officium. (Seybold, 53.) 7 Gutthaten veralten gleich. – Sutor, 304. Lat.: Nemo scribit beneficia in Calendario. (Sutor, 304.) 8 Vnzeitig gutthat ist gleich einer vbelthat. – Franck, I, 93a. 9 Wer gutthat nicht erkennen will, an den soll man nicht wenden vil. – Henisch, 1791, 50. 10 Wer mit seiner gutthat lang vmbgehet trucken, der hat den danck schon eingenommen. – Henisch, 1791, 54. Gutthun. 1 Vor Gutthun geht kein Ding. – Sutor, 677. Lat.: Virtus omnia in se habet. (Sutor, 677.) *2 Er thut kein gut, man erschwing ihm denn die Haut wie einen Nussbaum. Gutwillig. Allto gôdwillig is half liderlich. (Altmark.) – Danneil, 275. Gutwilliger. 1 Der Gutwillige kommt um das Seine. Wir sagen Almosen geben armet nicht; diesem widerspricht das vorstehende Sprichwort, was sehr recht hat. Denn schon mancher hat sich zum Bettler gegeben, sodass blos die Rollen getauscht worden sind. Wahrscheinlich wird auch der heilige Crispin sich selbst zuvor ausgebeutelt haben, ehe er den Reichen das Leder gestohlen hat, um den Armen Schuhe daraus zu machen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/114>, abgerufen am 28.03.2024.