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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 4 Lüneburger Heide, armer Brüder (Wichtel) Weide. - Eiselein, 439; Simrock, 6682; Körte, 3984; Braun, I, 9433; Reinsberg V, 91.

5 Was es auf der Heide nicht gibt, das verlangt man. (Lit.)

6 Wer auf der Heide Futter erzielt, hat gewonnen Spiel.

*7 Auf grüner Heide fischen. - Schottel, 1116a.

*8 Der ist hinter der Heide her. (Niederlausitz.)

Um zu sagen, er ist dumm, unwissend, ungebildet.

*9 Eenen Heide un Weide verwitn. - Eichwald, 764.

*10 Einem Heide und Weide aufkündigen.

*11 Sie werden dich auf der Heide nackt und auf dem Gereute1 barfuss herumführen. (Lit.)

1) Eigentlich auf den durch Ausbrennen urbar gemachten Stellen.


Heidelbeere.

* Wie eine Heidelbeere in einer Milch. - Crimmelshausen, Springinsfeld.


Heidelberg.

Zu Heidelberg sieh hin und her, da findest du noch Affen mehr.

Auf der heidelberger Brücke befand sich als Wahrzeichen ein Affe, unter dem ein Spruch stand, der mit den beiden Fragen anfängt: "Was tuestu mich angaffen? Hast nie gesehn alt affen?" und mit der obigen Antwort schliesst. Schon Brandt nimmt in seiner Narrenbeschwörung (Scheible, Kloster, IV, 667) auf den Affen von Heidelberg Bezug, indem er sagt: "Affenraht vnd bulerwerck kan vnser aff von Heydelberck." Auch Waldis (IV, 7, 52 fg.) : "Sie rief irm mann, dem alten affen von Heydelberg, das er her brächt den fuchas, irn ohmen, frölich mächt." In einem Liede aus dem Jahre 1621, das sich in einer Flugschrift unter dem Titel: Fünf unterschiedliche Gespräche (königliche Bibliothek in Berlin, Ye 6146) befindet, heisst es: "Die Alten hatten viel zu schaffen mit alten heidelberger Affen, und dessen man gar oft gedacht, im Sprichwort sehr darüber lacht." (Opel, 92.) (Vgl. Eiselein, 293; Reinsberg V, 84; Sandvoss, Sprichwörterlese, 116; Affe 107 u. Affenrath.)


Heideldeien.

* Ich werd' dir was heideldeien. (Grossstrelitz, Oberschlesien.)

In dem Sinne, wie: Ich werde dir was braten, niesen, quärgeln, scheissen.


Heidelfresser.

Je mehr Heidelfresser aufstehen, desto mehr Heidel wächst. - Fischart.


Heidenbest.

* Es ist ein Heidenbest. - Frischbier2, 1542; Hennig, 100.

Zur Bezeichnung eines sehr groben und ungeschliffenen Menschen. Von Heide und Wald, unangebautes Land, also ein Vieh, das in der Wildniss lebt.


Heidengeld.

* Es kostet ein Heidengeld. (S. Viehgeld.)

Wenn man etwas sehr theuer findet.


Heidenlärm.

* Einen Heidenlärm machen.

Wahrscheinlich aus Ps. 2, 1: Warum toben die Heiden? (Büchmann, 152.)

Frz.: Faire le diable a quatre. - Ils font tant de bruit qu'on n'entendrait pas Dieu tonner. (Lendroy, 668 u. 669.)


Heidenleben.

*1 Das ist ein Heidenleben.

Lat.: Cyclopica vita. (Philippi, I, 108.)

*2 Ein Heidenleben führen.

Lat.: Judaice vivere. (Binder II, 1595; Novarin, 319.)


Heidezeit.

Un Hiathtidj lägt a Diwel üb Saaken. (Nordfries.)

In der Heidezeit läuft der Teufel auf Socken. Anspielung auf das ehemals unter den Weibern während der Heidezeit sehr herrschende Klatschen und Zanken. Auf den westfriesischen Inseln schlagen die Frauenzimmer auch Heide; die dortige Feuerung. (Firmenich, III, 4142; Lappenkorb.)


Heierei.

Heierei, Papeierei; der Pappen ist gut, wenn man brav Zucker und Zimmt dran thut. (Schweiz.)

Heierei aus Heinrich.


Heikel.

1 Dar hak's eis, mauss veil atban (entbehren). - (Oesterr. Schlesien.) - Peter, 4471.

1)Die Seiten 447 und 448 sind zweimal nacheinander da.

2 Was du doch gar so heiggel bisch, 's best Wible nit vollkomme isch. (Frickthal im Aargau.) Schweiz, II, 184, 80.


[Spaltenumbruch]
Heil.

1 Das Heil steht in Gottes Hand. - Sailer, 219.

2 Davon kommt kein Heil.

Holl.: Daar is geen heil bij te halen. (Harrebomee, I, 297.)

3 Einer hat 's Heil, der ander hat 's Seil. - Petri, II, 180.

Was einer spart, verzehrt der andere, oder was einem glückt, mislingt dem andern.

4 Heil und Seil sind oft beisammen.

Die Extreme berühren sich; an das grösste Glück grenzt oft das grösste Unglück.

*5 Einem Heile und Weile aufkündigen. (Köthen.)

*6 Sein Heil durch die Flucht suchen.

Holl.: Hij zoekt zijn heil in de vlugt. (Harrebomee, I, 297.)

*7 Viel Heil und Segen!

Lat.: Quod felix faustumque sit. (Cicero.) (Binder II, 2875.)


Heiland.

1 Dem knökern Heiland kann man dat Vaterunser dör de Keven (Kiefern) blasen. (Holst.) - Schütze, II, 248.

Von einem, der sehr mager ist. So sagt man auch von knökern Dirk, auch Hinrk, en knökern Herrgott, all wollte man damit sagen, den hat Grott aus Knochen gemacht.

2 Ein Heiland findet überall zu erlösen.

3 Einer ist des andern Heiland.

4 Jeder Heiland findet seinen Judas.

5 O süsser Heiland, wie bist du so bitter, sagte der Narr, der einen Rettichschnitz für eine Hostie bekommen. - Eiselein, 294.

*6 Den Heiland zum andern mal kreuzigen. - Altmann VI, 512.

*7 Der Heiland wird Schnee (Wind, Regen) schicken. (Oberlausitz.)

Im Kreise derer entstanden, die auch die gewöhnlichen Naturerscheinungen vom Heiland ableiten, und später, vielleicht nur ironisch, weiter verbreitet. In Büdding's Sammlung (einem pietistischen Buche) heisst es: " Seelen, die sich nicht ganz in das ewige Wesen versenkt haben, dass sie ihren Bissen Brot nur in dem Heiland essen und denen das im Namen Jesu auf den Abtritt gehen noch ein Geheimniss ist, verfallen in allerlei Zweifel." (Mystagogos, Hainburg 1858, S. 313.)

*8 Der schwäbische Heiland. - Eiselein, 558.

"Als die Ueberlinger", erzählt Auerbacher, "die Heldenthat ihres Landsmanns unter >den sieben Schwaben< (vgl. Die Abenteuer der sieben Schwaben im Volksbüchlein von L. Auerbacher, München 1832, I, 105-156) vernommen und das erbeutete Siegeszeichen gesehen hatten, beschlossen sie einmüthiglich, eine fromme Stiftung zu machen, und sie erbauten eine Feldkapelle am See, wo der Spiees der >sieben Schwaben< aufgehangen wurde zum ewigen Andenken. Die Kapelle aber ward geweiht dem Erlöser, und ein Bildschnitzer bekam den Auftrag, einen schönen Herrgott aus Holz zu machen, sieben Fuss hoch. Das that er, und auf dag Gestelle schrieb er mit goldenen Buchstaben: >Heiland der Welt<. Aber die Ueberlinger wollten die Inschrift nicht gutheiesen, sondern, da der Herrgott den >sieben Schwaben< geholfen hatte aus ihren Aengsten und Nöthen, so solle er auch der >schwäbische Heiland< genannt werden. Und so geschah es denn auch. Der Seehas aber baute sich eine Hütte neben dem Kirchlein und wurde ein Klausner. Und es kamen viele Pilgrime dahin, welchen der Klausner die Abenteuer der >sieben Schwaben< erzählte mit allen Umständen, weshalb noch jetzt die Welt davon voll ist. Und der >schwäbische Heiland< war zu derselben Zeit so berühmt, als der grosse Herrgott in Schaffhausen (s. d.). Im Schwedenkriege aber ist die Kapelle zerstört worden und die Schweden haben das Siegeszeichen mit sich genommen." Es sind aber noch Copien vom echten >schwäbischen Heiland<, getreu in Grösse, Gestalt und Farbe vorhanden, so z. B. versichert Eiselein, eine solche gesehen zu haben zu Hostetten, zwei Stunden westlich von Ueberlingen.

*9 Mit dem Heiland auf gutem Fusse stehen.

"Zinzendorf schrieb so gar Liebesbriefe an den Heiland und warf sie in dem Glauben zum Fenster hinaus, dass der Heiland sie durch die Himmelspost erhalten werde." (Mystagogos, 315.)


Heilen.

1 Er ist geheylt, aber nit on ruffen. - Franck, II, 52b; Sutor, 210; Eiselein, 215.

"Also sagt man, wann einer auss einem spil ist entrunnen, vnd auss eim bad kommen, da es jm billich solt übel gangenn sein; iedoch ist er dauon kommen vom richter absoluiert, doch nit on ein nachtheil, maoul vnd hecklin. Er tregt schaden oder schand dauon. Als wann man ein hur absoluiert vnd sie lasst sein, wer sie ist. Die ist mit einer schuster schwertz gewaschenn vnd absoluiert." Franck bat der obigen Redensart für

[Spaltenumbruch] 4 Lüneburger Heide, armer Brüder (Wichtel) Weide.Eiselein, 439; Simrock, 6682; Körte, 3984; Braun, I, 9433; Reinsberg V, 91.

5 Was es auf der Heide nicht gibt, das verlangt man. (Lit.)

6 Wer auf der Heide Futter erzielt, hat gewonnen Spiel.

*7 Auf grüner Heide fischen.Schottel, 1116a.

*8 Der ist hinter der Heide her. (Niederlausitz.)

Um zu sagen, er ist dumm, unwissend, ungebildet.

*9 Eenen Heide un Weide verwitn.Eichwald, 764.

*10 Einem Heide und Weide aufkündigen.

*11 Sie werden dich auf der Heide nackt und auf dem Gereute1 barfuss herumführen. (Lit.)

1) Eigentlich auf den durch Ausbrennen urbar gemachten Stellen.


Heidelbeere.

* Wie eine Heidelbeere in einer Milch.Crimmelshausen, Springinsfeld.


Heidelberg.

Zu Heidelberg sieh hin und her, da findest du noch Affen mehr.

Auf der heidelberger Brücke befand sich als Wahrzeichen ein Affe, unter dem ein Spruch stand, der mit den beiden Fragen anfängt: „Was tuestu mich angaffen? Hast nie gesehn alt affen?“ und mit der obigen Antwort schliesst. Schon Brandt nimmt in seiner Narrenbeschwörung (Scheible, Kloster, IV, 667) auf den Affen von Heidelberg Bezug, indem er sagt: „Affenraht vnd bulerwerck kan vnser aff von Heydelberck.“ Auch Waldis (IV, 7, 52 fg.) : „Sie rief irm mann, dem alten affen von Heydelberg, das er her brächt den fuchas, irn ohmen, frölich mächt.“ In einem Liede aus dem Jahre 1621, das sich in einer Flugschrift unter dem Titel: Fünf unterschiedliche Gespräche (königliche Bibliothek in Berlin, Ye 6146) befindet, heisst es: „Die Alten hatten viel zu schaffen mit alten heidelberger Affen, und dessen man gar oft gedacht, im Sprichwort sehr darüber lacht.“ (Opel, 92.) (Vgl. Eiselein, 293; Reinsberg V, 84; Sandvoss, Sprichwörterlese, 116; Affe 107 u. Affenrath.)


Heideldeien.

* Ich werd' dir was heideldeien. (Grossstrelitz, Oberschlesien.)

In dem Sinne, wie: Ich werde dir was braten, niesen, quärgeln, scheissen.


Heidelfresser.

Je mehr Heidelfresser aufstehen, desto mehr Heidel wächst.Fischart.


Heidenbêst.

* Es ist ein Heidenbêst.Frischbier2, 1542; Hennig, 100.

Zur Bezeichnung eines sehr groben und ungeschliffenen Menschen. Von Heide und Wald, unangebautes Land, also ein Vieh, das in der Wildniss lebt.


Heidengeld.

* Es kostet ein Heidengeld. (S. Viehgeld.)

Wenn man etwas sehr theuer findet.


Heidenlärm.

* Einen Heidenlärm machen.

Wahrscheinlich aus Ps. 2, 1: Warum toben die Heiden? (Büchmann, 152.)

Frz.: Faire le diable à quatre. – Ils font tant de bruit qu'on n'entendrait pas Dieu tonner. (Lendroy, 668 u. 669.)


Heidenleben.

*1 Das ist ein Heidenleben.

Lat.: Cyclopica vita. (Philippi, I, 108.)

*2 Ein Heidenleben führen.

Lat.: Judaice vivere. (Binder II, 1595; Novarin, 319.)


Heidezeit.

Un Hiathtidj lägt a Diwel üb Saaken. (Nordfries.)

In der Heidezeit läuft der Teufel auf Socken. Anspielung auf das ehemals unter den Weibern während der Heidezeit sehr herrschende Klatschen und Zanken. Auf den westfriesischen Inseln schlagen die Frauenzimmer auch Heide; die dortige Feuerung. (Firmenich, III, 4142; Lappenkorb.)


Heierei.

Heierei, Papeierei; der Pappen ist gut, wenn man brav Zucker und Zimmt dran thut. (Schweiz.)

Heierei aus Heinrich.


Heikel.

1 Dâr hâk's îs, mûss vîl atbân (entbehren). – (Oesterr. Schlesien.) – Peter, 4471.

1)Die Seiten 447 und 448 sind zweimal nacheinander da.

2 Was du doch gar so heiggel bisch, 's best Wible nit vollkomme isch. (Frickthal im Aargau.) Schweiz, II, 184, 80.


[Spaltenumbruch]
Heil.

1 Das Heil steht in Gottes Hand.Sailer, 219.

2 Davon kommt kein Heil.

Holl.: Daar is geen heil bij te halen. (Harrebomée, I, 297.)

3 Einer hat 's Heil, der ander hat 's Seil.Petri, II, 180.

Was einer spart, verzehrt der andere, oder was einem glückt, mislingt dem andern.

4 Heil und Seil sind oft beisammen.

Die Extreme berühren sich; an das grösste Glück grenzt oft das grösste Unglück.

*5 Einem Heile und Weile aufkündigen. (Köthen.)

*6 Sein Heil durch die Flucht suchen.

Holl.: Hij zoekt zijn heil in de vlugt. (Harrebomée, I, 297.)

*7 Viel Heil und Segen!

Lat.: Quod felix faustumque sit. (Cicero.) (Binder II, 2875.)


Heiland.

1 Dem knökern Heiland kann man dat Vaterunser dör de Keven (Kiefern) blasen. (Holst.) – Schütze, II, 248.

Von einem, der sehr mager ist. So sagt man auch von knökern Dirk, auch Hinrk, en knökern Herrgott, all wollte man damit sagen, den hat Grott aus Knochen gemacht.

2 Ein Heiland findet überall zu erlösen.

3 Einer ist des andern Heiland.

4 Jeder Heiland findet seinen Judas.

5 O süsser Heiland, wie bist du so bitter, sagte der Narr, der einen Rettichschnitz für eine Hostie bekommen.Eiselein, 294.

*6 Den Heiland zum andern mal kreuzigen.Altmann VI, 512.

*7 Der Heiland wird Schnee (Wind, Regen) schicken. (Oberlausitz.)

Im Kreise derer entstanden, die auch die gewöhnlichen Naturerscheinungen vom Heiland ableiten, und später, vielleicht nur ironisch, weiter verbreitet. In Büdding's Sammlung (einem pietistischen Buche) heisst es: „ Seelen, die sich nicht ganz in das ewige Wesen versenkt haben, dass sie ihren Bissen Brot nur in dem Heiland essen und denen das im Namen Jesu auf den Abtritt gehen noch ein Geheimniss ist, verfallen in allerlei Zweifel.“ (Mystagogos, Hainburg 1858, S. 313.)

*8 Der schwäbische Heiland.Eiselein, 558.

„Als die Ueberlinger“, erzählt Auerbacher, „die Heldenthat ihres Landsmanns unter ›den sieben Schwaben‹ (vgl. Die Abenteuer der sieben Schwaben im Volksbüchlein von L. Auerbacher, München 1832, I, 105-156) vernommen und das erbeutete Siegeszeichen gesehen hatten, beschlossen sie einmüthiglich, eine fromme Stiftung zu machen, und sie erbauten eine Feldkapelle am See, wo der Spiees der ›sieben Schwaben‹ aufgehangen wurde zum ewigen Andenken. Die Kapelle aber ward geweiht dem Erlöser, und ein Bildschnitzer bekam den Auftrag, einen schönen Herrgott aus Holz zu machen, sieben Fuss hoch. Das that er, und auf dag Gestelle schrieb er mit goldenen Buchstaben: ›Heiland der Welt‹. Aber die Ueberlinger wollten die Inschrift nicht gutheiesen, sondern, da der Herrgott den ›sieben Schwaben‹ geholfen hatte aus ihren Aengsten und Nöthen, so solle er auch der ›schwäbische Heiland‹ genannt werden. Und so geschah es denn auch. Der Seehas aber baute sich eine Hütte neben dem Kirchlein und wurde ein Klausner. Und es kamen viele Pilgrime dahin, welchen der Klausner die Abenteuer der ›sieben Schwaben‹ erzählte mit allen Umständen, weshalb noch jetzt die Welt davon voll ist. Und der ›schwäbische Heiland‹ war zu derselben Zeit so berühmt, als der grosse Herrgott in Schaffhausen (s. d.). Im Schwedenkriege aber ist die Kapelle zerstört worden und die Schweden haben das Siegeszeichen mit sich genommen.“ Es sind aber noch Copien vom echten ›schwäbischen Heiland‹, getreu in Grösse, Gestalt und Farbe vorhanden, so z. B. versichert Eiselein, eine solche gesehen zu haben zu Hostetten, zwei Stunden westlich von Ueberlingen.

*9 Mit dem Heiland auf gutem Fusse stehen.

Zinzendorf schrieb so gar Liebesbriefe an den Heiland und warf sie in dem Glauben zum Fenster hinaus, dass der Heiland sie durch die Himmelspost erhalten werde.“ (Mystagogos, 315.)


Heilen.

1 Er ist geheylt, aber nit on ruffen.Franck, II, 52b; Sutor, 210; Eiselein, 215.

„Also sagt man, wann einer auss einem spil ist entrunnen, vnd auss eim bad kommen, da es jm billich solt übel gangenn sein; iedoch ist er dauon kommen vom richter absoluiert, doch nit on ein nachtheil, maoul vnd hecklin. Er tregt schaden oder schand dauon. Als wann man ein hur absoluiert vnd sie lasst sein, wer sie ist. Die ist mit einer schuster schwertz gewaschenn vnd absoluiert.“ Franck bat der obigen Redensart für

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[[230]/0236] 4 Lüneburger Heide, armer Brüder (Wichtel) Weide. – Eiselein, 439; Simrock, 6682; Körte, 3984; Braun, I, 9433; Reinsberg V, 91. 5 Was es auf der Heide nicht gibt, das verlangt man. (Lit.) 6 Wer auf der Heide Futter erzielt, hat gewonnen Spiel. *7 Auf grüner Heide fischen. – Schottel, 1116a. *8 Der ist hinter der Heide her. (Niederlausitz.) Um zu sagen, er ist dumm, unwissend, ungebildet. *9 Eenen Heide un Weide verwitn. – Eichwald, 764. *10 Einem Heide und Weide aufkündigen. *11 Sie werden dich auf der Heide nackt und auf dem Gereute1 barfuss herumführen. (Lit.) 1) Eigentlich auf den durch Ausbrennen urbar gemachten Stellen. Heidelbeere. * Wie eine Heidelbeere in einer Milch. – Crimmelshausen, Springinsfeld. Heidelberg. Zu Heidelberg sieh hin und her, da findest du noch Affen mehr. Auf der heidelberger Brücke befand sich als Wahrzeichen ein Affe, unter dem ein Spruch stand, der mit den beiden Fragen anfängt: „Was tuestu mich angaffen? Hast nie gesehn alt affen?“ und mit der obigen Antwort schliesst. Schon Brandt nimmt in seiner Narrenbeschwörung (Scheible, Kloster, IV, 667) auf den Affen von Heidelberg Bezug, indem er sagt: „Affenraht vnd bulerwerck kan vnser aff von Heydelberck.“ Auch Waldis (IV, 7, 52 fg.) : „Sie rief irm mann, dem alten affen von Heydelberg, das er her brächt den fuchas, irn ohmen, frölich mächt.“ In einem Liede aus dem Jahre 1621, das sich in einer Flugschrift unter dem Titel: Fünf unterschiedliche Gespräche (königliche Bibliothek in Berlin, Ye 6146) befindet, heisst es: „Die Alten hatten viel zu schaffen mit alten heidelberger Affen, und dessen man gar oft gedacht, im Sprichwort sehr darüber lacht.“ (Opel, 92.) (Vgl. Eiselein, 293; Reinsberg V, 84; Sandvoss, Sprichwörterlese, 116; Affe 107 u. Affenrath.) Heideldeien. * Ich werd' dir was heideldeien. (Grossstrelitz, Oberschlesien.) In dem Sinne, wie: Ich werde dir was braten, niesen, quärgeln, scheissen. Heidelfresser. Je mehr Heidelfresser aufstehen, desto mehr Heidel wächst. – Fischart. Heidenbêst. * Es ist ein Heidenbêst. – Frischbier2, 1542; Hennig, 100. Zur Bezeichnung eines sehr groben und ungeschliffenen Menschen. Von Heide und Wald, unangebautes Land, also ein Vieh, das in der Wildniss lebt. Heidengeld. * Es kostet ein Heidengeld. (S. Viehgeld.) Wenn man etwas sehr theuer findet. Heidenlärm. * Einen Heidenlärm machen. Wahrscheinlich aus Ps. 2, 1: Warum toben die Heiden? (Büchmann, 152.) Frz.: Faire le diable à quatre. – Ils font tant de bruit qu'on n'entendrait pas Dieu tonner. (Lendroy, 668 u. 669.) Heidenleben. *1 Das ist ein Heidenleben. Lat.: Cyclopica vita. (Philippi, I, 108.) *2 Ein Heidenleben führen. Lat.: Judaice vivere. (Binder II, 1595; Novarin, 319.) Heidezeit. Un Hiathtidj lägt a Diwel üb Saaken. (Nordfries.) In der Heidezeit läuft der Teufel auf Socken. Anspielung auf das ehemals unter den Weibern während der Heidezeit sehr herrschende Klatschen und Zanken. Auf den westfriesischen Inseln schlagen die Frauenzimmer auch Heide; die dortige Feuerung. (Firmenich, III, 4142; Lappenkorb.) Heierei. Heierei, Papeierei; der Pappen ist gut, wenn man brav Zucker und Zimmt dran thut. (Schweiz.) Heierei aus Heinrich. Heikel. 1 Dâr hâk's îs, mûss vîl atbân (entbehren). – (Oesterr. Schlesien.) – Peter, 4471. 1)Die Seiten 447 und 448 sind zweimal nacheinander da. 2 Was du doch gar so heiggel bisch, 's best Wible nit vollkomme isch. (Frickthal im Aargau.) Schweiz, II, 184, 80. Heil. 1 Das Heil steht in Gottes Hand. – Sailer, 219. 2 Davon kommt kein Heil. Holl.: Daar is geen heil bij te halen. (Harrebomée, I, 297.) 3 Einer hat 's Heil, der ander hat 's Seil. – Petri, II, 180. Was einer spart, verzehrt der andere, oder was einem glückt, mislingt dem andern. 4 Heil und Seil sind oft beisammen. Die Extreme berühren sich; an das grösste Glück grenzt oft das grösste Unglück. *5 Einem Heile und Weile aufkündigen. (Köthen.) *6 Sein Heil durch die Flucht suchen. Holl.: Hij zoekt zijn heil in de vlugt. (Harrebomée, I, 297.) *7 Viel Heil und Segen! Lat.: Quod felix faustumque sit. (Cicero.) (Binder II, 2875.) Heiland. 1 Dem knökern Heiland kann man dat Vaterunser dör de Keven (Kiefern) blasen. (Holst.) – Schütze, II, 248. Von einem, der sehr mager ist. So sagt man auch von knökern Dirk, auch Hinrk, en knökern Herrgott, all wollte man damit sagen, den hat Grott aus Knochen gemacht. 2 Ein Heiland findet überall zu erlösen. 3 Einer ist des andern Heiland. 4 Jeder Heiland findet seinen Judas. 5 O süsser Heiland, wie bist du so bitter, sagte der Narr, der einen Rettichschnitz für eine Hostie bekommen. – Eiselein, 294. *6 Den Heiland zum andern mal kreuzigen. – Altmann VI, 512. *7 Der Heiland wird Schnee (Wind, Regen) schicken. (Oberlausitz.) Im Kreise derer entstanden, die auch die gewöhnlichen Naturerscheinungen vom Heiland ableiten, und später, vielleicht nur ironisch, weiter verbreitet. In Büdding's Sammlung (einem pietistischen Buche) heisst es: „ Seelen, die sich nicht ganz in das ewige Wesen versenkt haben, dass sie ihren Bissen Brot nur in dem Heiland essen und denen das im Namen Jesu auf den Abtritt gehen noch ein Geheimniss ist, verfallen in allerlei Zweifel.“ (Mystagogos, Hainburg 1858, S. 313.) *8 Der schwäbische Heiland. – Eiselein, 558. „Als die Ueberlinger“, erzählt Auerbacher, „die Heldenthat ihres Landsmanns unter ›den sieben Schwaben‹ (vgl. Die Abenteuer der sieben Schwaben im Volksbüchlein von L. Auerbacher, München 1832, I, 105-156) vernommen und das erbeutete Siegeszeichen gesehen hatten, beschlossen sie einmüthiglich, eine fromme Stiftung zu machen, und sie erbauten eine Feldkapelle am See, wo der Spiees der ›sieben Schwaben‹ aufgehangen wurde zum ewigen Andenken. Die Kapelle aber ward geweiht dem Erlöser, und ein Bildschnitzer bekam den Auftrag, einen schönen Herrgott aus Holz zu machen, sieben Fuss hoch. Das that er, und auf dag Gestelle schrieb er mit goldenen Buchstaben: ›Heiland der Welt‹. Aber die Ueberlinger wollten die Inschrift nicht gutheiesen, sondern, da der Herrgott den ›sieben Schwaben‹ geholfen hatte aus ihren Aengsten und Nöthen, so solle er auch der ›schwäbische Heiland‹ genannt werden. Und so geschah es denn auch. Der Seehas aber baute sich eine Hütte neben dem Kirchlein und wurde ein Klausner. Und es kamen viele Pilgrime dahin, welchen der Klausner die Abenteuer der ›sieben Schwaben‹ erzählte mit allen Umständen, weshalb noch jetzt die Welt davon voll ist. Und der ›schwäbische Heiland‹ war zu derselben Zeit so berühmt, als der grosse Herrgott in Schaffhausen (s. d.). Im Schwedenkriege aber ist die Kapelle zerstört worden und die Schweden haben das Siegeszeichen mit sich genommen.“ Es sind aber noch Copien vom echten ›schwäbischen Heiland‹, getreu in Grösse, Gestalt und Farbe vorhanden, so z. B. versichert Eiselein, eine solche gesehen zu haben zu Hostetten, zwei Stunden westlich von Ueberlingen. *9 Mit dem Heiland auf gutem Fusse stehen. „Zinzendorf schrieb so gar Liebesbriefe an den Heiland und warf sie in dem Glauben zum Fenster hinaus, dass der Heiland sie durch die Himmelspost erhalten werde.“ (Mystagogos, 315.) Heilen. 1 Er ist geheylt, aber nit on ruffen. – Franck, II, 52b; Sutor, 210; Eiselein, 215. „Also sagt man, wann einer auss einem spil ist entrunnen, vnd auss eim bad kommen, da es jm billich solt übel gangenn sein; iedoch ist er dauon kommen vom richter absoluiert, doch nit on ein nachtheil, maoul vnd hecklin. Er tregt schaden oder schand dauon. Als wann man ein hur absoluiert vnd sie lasst sein, wer sie ist. Die ist mit einer schuster schwertz gewaschenn vnd absoluiert.“ Franck bat der obigen Redensart für

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [230]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/236>, abgerufen am 29.03.2024.