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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Frz.: C'est un saint, qu'on ne fete point. (Lendroy, 732.) - C'est un saint, qu'on ne chomme plus. (Leroux, I, 28; Lendroy, 423.)

Holl.: Het is een heilige, die men niet meer viert. (Harrebomee, I, 298.)

*176 Es ist ein (neutraler) Heiliger, der nicht zeichnet.

Frz.: Saint-Thibaud de la Loupe, qui ne maudit n'y n'absoud. (Leroux, I, 231.)

*177 Es ist ein Heiliger wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne. (S. Aussehen 98.)

Dieser Heilige ist ein unter dem Namen "Schweinsbartel" bekannter, an einem Eckhause (unter dem Namen Zur rothen Tanne) in Bartenstein (Ostpreussen) befindlicher Prellstein, der die rohen Züge menschlicher Gestalt an sich trug und durch einen General Friedrich's des Grossen, den Grafen Anhalt, in den Rang eines Heiligen erhoben wurde. Der Graf, welcher früher in Berlin gelebt hatte, besass Neigung zu lustigen Streichen, zu deren Ausführung ihn die Langeweile, die er in seinem neuen Garnisonsplatze empfand, reizte. Er liess, um sich Unterhaltung zu verschaffen, einst unbemerkt den genannten Prellstein von seinem alten Platze wegnehmen und auf dem Felde eingraben. Nach einiger Zeit stellte er unter Zuziehung des gelehrten Pfarrers und eines Lehrers an der Stadtschule Nachgrabungen an dem Platze an. Der Stein wird gefunden. Der Graf erklärt denselben in grosser Freude für die Statue des heiligen Bartholomäus, des Schutzheiligen von Bartenstein, womit die beiden gelehrten Herren einverstanden waren. Man kam darin überein, die Figur auf dem Marktplatze aufzustellen. Es wurde an den Fürstbischof von Ermeland geschrieben, der zwei Geistliche entsendet, um das kostbare Denkmal der Vorzeit auf den ihm zugesicherten Ehrenplatz zu setzen, wozu die Stadt die Kosten hergab. Schon war der Tag bestimmt, an dem der heilige Bartholomäus auf sein Postament auf dem Markte neben den Brunnen kommen sollte, als ein alter Landmann, der die Figur sah, den Spass des Grafen verdarb, indem er ausrief: "Ei, das ist ja der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne, ich kenn' ihn gar gut." Man stutzte, forschte nach und der Spass kam an den Tag. Aber die Geschichte mit dem Schweinsbartel wurde sprichwörtlich. Der Graf hatte um so mehr seine Freude daran, als sogar der gelehrte Büsching in seiner berühmten Erdbeschreibung den heiligen Bartholomäus auf dem Markte zu Bartenstein mit aufgenommen hatte. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1857, Nr. 26, S. 363.)

*178 Es ist ein schöner (sauberer) Heiliger.

Ironisch.

Frz.: C'est un bon apotre, un bon garcon, un bon enfant.

Holl.: Het is een heilige, hij loopt sch ...... door de hel. - Het is een heilige met wassen teenen. (Harrebomee, I, 298.)

*179 Es ist ein wunderlicher (seltsamer) Heiliger. - Schulze, 28; Parömiakon, 1945.

Wahrscheinlich von den Säulenstehern, Wüsten- und Höhlenheiligen entlehnt.

*180 Es ist schon ein alter Heiliger.

Port.: Deixar fazer a Deos, que he Santo velho. (Bohn I, 274.)

*181 Für solche Heiligen ist der Himmel gebawet, da die Engel mit Keulen lauffen. - Herberger, I, 352.

*182 Ich feyre keinen heiligen, dem ich nicht gefastet hab. - Agricola I, 324.

Holl.: Ik vier geene heiligen, daar ik niet voor gevast heb. (Harrebomee, I, 298.)

*183 Ich will dir nicht alle Heiligen hertragen. - Simrock, 4499.

*184 Mit seinen Heiligen ist nicht zu spassen.

Holl.: Hij heeft goede heiligen gediend. (Harrebomee, I, 298.)

*185 Zu allen Heiligen laufen. - Eiselein, 295.


Heiligertag.

Wöllkomm Höllgedag on kein Flade. - Frischbier2, 1547.

Wenn man befürchtet, dass etwas nicht gut aufgenommen werden wird.


Heiliges.

Vom Heiligen halte deine Hand zurück.

Lat.: A sacris abstinenda manus. (Philippi, I, 43.)


Heiligkeit.

1 Dichte heiligkeit ist zweifeltige bossheit. - Henisch, 465, 51.

Holl.: Heiligheed ligt niet in den schijn. (Harrebomee, I, 298.)

[Spaltenumbruch] 2 Heiligkeit ist nicht erblich.

Die Russen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit.

3 Heiligkeit und Glaube sind gut für die Unterthanen, die Fürsten mögen sein wie sie wollen. - Heuseler, 431.

Luther in der Auslegung von 1 Mos. Kap. 34. Er bekämpft die obige Ansicht und schliesst mit den Worten: "Ja, ich will dir wol ein anders sagen", je grösser du bist, je mehr du dich demüthigen sollst, dass du mit Tugend und guten Exempeln ändern vorgehen mögest.

Lat.: Sanctitas, pietas, fides privata bona sunt; reges, quo libet, eant. (Heuseler, 431.)

*4 Seine Heiligkeit ist nur von Wasserfarbe. - Parömiakon, 2478.

Ist unecht, hält nicht die Probe.


Heiligthum.

1 Das Heiligthum ist nicht danach, wie die Monstranz ist.

Das Aeussere ist gut und schön, aber das Innere entspricht ihm nicht.

2 Der kein Heiligthum ist, den setzt man hinter die Thür; wenn man ihn bedarf, so nimmt man ihn wieder herfür.

Ausdruck der Verachtung, wenn man jemand nur als Mittel zu einem gewissen Zwecke gebraucht, ihn sonst aber zurücksetzt.

3 Der sein selbst heilthumb ist, ist andern ein grewel. - Eyering, I, 541; Petri, II, 722; Schottel, 1114a; Sailer, 107; Simrock, 4511; Körte, 2721.

Wer voller Eigenliebe ist, hat wenig Freunde.

4 Man soll das Heiligthum nicht den Hunden geben. - Matth. 7, 6; Schulze, 194; Zaupser, 436; Petri, I, 71; Schottel, 1117b.

Holl.: Geef het heilige den honden niet. (Harrebomee, I, 297.)

5 Trag das Heiligthumb in allen Winkeln, so stehets wol in der Hausshaltung. - Petri, II, 548.

6 Wenn man das Heiligthumb anbetet, so meint der Esel, der es tregt, man bete jhn an. - Petri, II, 662; Henisch, 338, 34.

*7 Ein Heiligthum aus etwas machen.

Es sehr hoch erheben. Ein Verzeichniss aller derjenigen Dinge, welche von dem Menschen von jeher schon als Heiligthümer betrachtet worden sind und noch betrachtet werden, wäre ein werthvoller Beitrag zur Culturgeschichte der Menschheit und würde uns auch über den Werth der sogenannten Heiligthümer Belehrung und Massstab gewähren.

*8 Es ist kein Heiligthum.

Von jedem verächtlich behandelten Gegenstande, weil die Griechen alles Ausgezeichnete, Grosse, Herrliche heilig nannten.

*9 Es ist nit alles heyltumb, was die bauren küssen. - Franck, II, 104b; Sailer, 233; Simrock, 4498; Körte, 2720.

Die armen "Bauern" müssen manches küssen, was nichts weniger als ein Heiligthum ist. - "Von den beiden Päpsten zu Lhasso und zu Taschi Hlumpo - um ein Beispiel aus der Ferne zu nehmen - wird nicht nur der Unrath aufgehoben und wie ein Heiligthum zu Amuleten und Arzneien an vornehme und reiche Leute ausgetheilt, sondern auch ihr Harn wird in Tibet wegen starker Nachfrage, und weil diese heiligen Männer überhaupt sehr diätetisch leben sollen, nur zu wenig Tropfen an die Gläubigen ausgetheilt. Man hat dies zwar bezweifeln wollen, allein die Sache ist so zuverlässig, dass die Geistlichen der Mongolen und Kalmücken es gar nicht leugnen. Ich selbst habe einen Nodulus von ersterer Materie, in Seide eingenäht, gesehen, den die derbetische Fürstin Abu, welche während meines Aufenthalts in Zarizyn starb, als köstliches Amulet getragen." (Vgl. Pallas, Nachrichten über die mongolischen Völker, II, 511, und Ausland, 1857, Nr. 18, S. 421.)

*10 Heiligthümer steckt er ein und Höllenstein bringt er heraus.


Heillos.

1 Wer heillos ist, bleibt überall dahinden. - Seybold, 400.

Wer Unglück hat, kommt hintennach, den letzten beissen die Hunde. "Ich lauffe gern den andern gleich der Letzte trag davon die Streich." (Seybold, 399.)

2 Wer jhm selbst heilloss ist, wess heiland wolt der sein! - Petri, II, 722; Eiselein, 294.


Heilmittel.

Gar kein Heilmittel ist die Mitte in der Arzneikunde. (Chin.)

Zwischen dem, das heilt, und dem, das tödtet.


[Spaltenumbruch] Frz.: C'est un saint, qu'on ne fête point. (Lendroy, 732.) – C'est un saint, qu'on ne chomme plus. (Leroux, I, 28; Lendroy, 423.)

Holl.: Het is een heilige, die men niet meer viert. (Harrebomée, I, 298.)

*176 Es ist ein (neutraler) Heiliger, der nicht zeichnet.

Frz.: Saint-Thibaud de la Loupe, qui ne maudit n'y n'absoud. (Leroux, I, 231.)

*177 Es ist ein Heiliger wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne. (S. Aussehen 98.)

Dieser Heilige ist ein unter dem Namen „Schweinsbartel“ bekannter, an einem Eckhause (unter dem Namen Zur rothen Tanne) in Bartenstein (Ostpreussen) befindlicher Prellstein, der die rohen Züge menschlicher Gestalt an sich trug und durch einen General Friedrich's des Grossen, den Grafen Anhalt, in den Rang eines Heiligen erhoben wurde. Der Graf, welcher früher in Berlin gelebt hatte, besass Neigung zu lustigen Streichen, zu deren Ausführung ihn die Langeweile, die er in seinem neuen Garnisonsplatze empfand, reizte. Er liess, um sich Unterhaltung zu verschaffen, einst unbemerkt den genannten Prellstein von seinem alten Platze wegnehmen und auf dem Felde eingraben. Nach einiger Zeit stellte er unter Zuziehung des gelehrten Pfarrers und eines Lehrers an der Stadtschule Nachgrabungen an dem Platze an. Der Stein wird gefunden. Der Graf erklärt denselben in grosser Freude für die Statue des heiligen Bartholomäus, des Schutzheiligen von Bartenstein, womit die beiden gelehrten Herren einverstanden waren. Man kam darin überein, die Figur auf dem Marktplatze aufzustellen. Es wurde an den Fürstbischof von Ermeland geschrieben, der zwei Geistliche entsendet, um das kostbare Denkmal der Vorzeit auf den ihm zugesicherten Ehrenplatz zu setzen, wozu die Stadt die Kosten hergab. Schon war der Tag bestimmt, an dem der heilige Bartholomäus auf sein Postament auf dem Markte neben den Brunnen kommen sollte, als ein alter Landmann, der die Figur sah, den Spass des Grafen verdarb, indem er ausrief: „Ei, das ist ja der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne, ich kenn' ihn gar gut.“ Man stutzte, forschte nach und der Spass kam an den Tag. Aber die Geschichte mit dem Schweinsbartel wurde sprichwörtlich. Der Graf hatte um so mehr seine Freude daran, als sogar der gelehrte Büsching in seiner berühmten Erdbeschreibung den heiligen Bartholomäus auf dem Markte zu Bartenstein mit aufgenommen hatte. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1857, Nr. 26, S. 363.)

*178 Es ist ein schöner (sauberer) Heiliger.

Ironisch.

Frz.: C'est un bon apôtre, un bon garçon, un bon enfant.

Holl.: Het is een heilige, hij loopt sch ...... door de hel. – Het is een heilige met wassen teenen. (Harrebomée, I, 298.)

*179 Es ist ein wunderlicher (seltsamer) Heiliger.Schulze, 28; Parömiakon, 1945.

Wahrscheinlich von den Säulenstehern, Wüsten- und Höhlenheiligen entlehnt.

*180 Es ist schon ein alter Heiliger.

Port.: Deixar fazer a Deos, que he Santo velho. (Bohn I, 274.)

*181 Für solche Heiligen ist der Himmel gebawet, da die Engel mit Keulen lauffen.Herberger, I, 352.

*182 Ich feyre keinen heiligen, dem ich nicht gefastet hab.Agricola I, 324.

Holl.: Ik vier geene heiligen, daar ik niet voor gevast heb. (Harrebomée, I, 298.)

*183 Ich will dir nicht alle Heiligen hertragen.Simrock, 4499.

*184 Mit seinen Heiligen ist nicht zu spassen.

Holl.: Hij heeft goede heiligen gediend. (Harrebomée, I, 298.)

*185 Zu allen Heiligen laufen.Eiselein, 295.


Heiligertag.

Wöllkomm Höllgedag on kein Flade.Frischbier2, 1547.

Wenn man befürchtet, dass etwas nicht gut aufgenommen werden wird.


Heiliges.

Vom Heiligen halte deine Hand zurück.

Lat.: A sacris abstinenda manus. (Philippi, I, 43.)


Heiligkeit.

1 Dichte heiligkeit ist zweifeltige bossheit.Henisch, 465, 51.

Holl.: Heiligheed ligt niet in den schijn. (Harrebomée, I, 298.)

[Spaltenumbruch] 2 Heiligkeit ist nicht erblich.

Die Russen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit.

3 Heiligkeit und Glaube sind gut für die Unterthanen, die Fürsten mögen sein wie sie wollen.Heuseler, 431.

Luther in der Auslegung von 1 Mos. Kap. 34. Er bekämpft die obige Ansicht und schliesst mit den Worten: „Ja, ich will dir wol ein anders sagen“, je grösser du bist, je mehr du dich demüthigen sollst, dass du mit Tugend und guten Exempeln ändern vorgehen mögest.

Lat.: Sanctitas, pietas, fides privata bona sunt; reges, quo libet, eant. (Heuseler, 431.)

*4 Seine Heiligkeit ist nur von Wasserfarbe.Parömiakon, 2478.

Ist unecht, hält nicht die Probe.


Heiligthum.

1 Das Heiligthum ist nicht danach, wie die Monstranz ist.

Das Aeussere ist gut und schön, aber das Innere entspricht ihm nicht.

2 Der kein Heiligthum ist, den setzt man hinter die Thür; wenn man ihn bedarf, so nimmt man ihn wieder herfür.

Ausdruck der Verachtung, wenn man jemand nur als Mittel zu einem gewissen Zwecke gebraucht, ihn sonst aber zurücksetzt.

3 Der sein selbst heilthumb ist, ist andern ein grewel.Eyering, I, 541; Petri, II, 722; Schottel, 1114a; Sailer, 107; Simrock, 4511; Körte, 2721.

Wer voller Eigenliebe ist, hat wenig Freunde.

4 Man soll das Heiligthum nicht den Hunden geben.Matth. 7, 6; Schulze, 194; Zaupser, 436; Petri, I, 71; Schottel, 1117b.

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6 Wenn man das Heiligthumb anbetet, so meint der Esel, der es tregt, man bete jhn an.Petri, II, 662; Henisch, 338, 34.

*7 Ein Heiligthum aus etwas machen.

Es sehr hoch erheben. Ein Verzeichniss aller derjenigen Dinge, welche von dem Menschen von jeher schon als Heiligthümer betrachtet worden sind und noch betrachtet werden, wäre ein werthvoller Beitrag zur Culturgeschichte der Menschheit und würde uns auch über den Werth der sogenannten Heiligthümer Belehrung und Massstab gewähren.

*8 Es ist kein Heiligthum.

Von jedem verächtlich behandelten Gegenstande, weil die Griechen alles Ausgezeichnete, Grosse, Herrliche heilig nannten.

*9 Es ist nit alles heyltumb, was die bauren küssen.Franck, II, 104b; Sailer, 233; Simrock, 4498; Körte, 2720.

Die armen „Bauern“ müssen manches küssen, was nichts weniger als ein Heiligthum ist. – „Von den beiden Päpsten zu Lhasso und zu Taschi Hlumpo – um ein Beispiel aus der Ferne zu nehmen – wird nicht nur der Unrath aufgehoben und wie ein Heiligthum zu Amuleten und Arzneien an vornehme und reiche Leute ausgetheilt, sondern auch ihr Harn wird in Tibet wegen starker Nachfrage, und weil diese heiligen Männer überhaupt sehr diätetisch leben sollen, nur zu wenig Tropfen an die Gläubigen ausgetheilt. Man hat dies zwar bezweifeln wollen, allein die Sache ist so zuverlässig, dass die Geistlichen der Mongolen und Kalmücken es gar nicht leugnen. Ich selbst habe einen Nodulus von ersterer Materie, in Seide eingenäht, gesehen, den die derbetische Fürstin Abu, welche während meines Aufenthalts in Zarizyn starb, als köstliches Amulet getragen.“ (Vgl. Pallas, Nachrichten über die mongolischen Völker, II, 511, und Ausland, 1857, Nr. 18, S. 421.)

*10 Heiligthümer steckt er ein und Höllenstein bringt er heraus.


Heillos.

1 Wer heillos ist, bleibt überall dahinden.Seybold, 400.

Wer Unglück hat, kommt hintennach, den letzten beissen die Hunde. „Ich lauffe gern den andern gleich der Letzte trag davon die Streich.“ (Seybold, 399.)

2 Wer jhm selbst heilloss ist, wess heiland wolt der sein!Petri, II, 722; Eiselein, 294.


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[[236]/0242] Frz.: C'est un saint, qu'on ne fête point. (Lendroy, 732.) – C'est un saint, qu'on ne chomme plus. (Leroux, I, 28; Lendroy, 423.) Holl.: Het is een heilige, die men niet meer viert. (Harrebomée, I, 298.) *176 Es ist ein (neutraler) Heiliger, der nicht zeichnet. Frz.: Saint-Thibaud de la Loupe, qui ne maudit n'y n'absoud. (Leroux, I, 231.) *177 Es ist ein Heiliger wie der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne. (S. Aussehen 98.) Dieser Heilige ist ein unter dem Namen „Schweinsbartel“ bekannter, an einem Eckhause (unter dem Namen Zur rothen Tanne) in Bartenstein (Ostpreussen) befindlicher Prellstein, der die rohen Züge menschlicher Gestalt an sich trug und durch einen General Friedrich's des Grossen, den Grafen Anhalt, in den Rang eines Heiligen erhoben wurde. Der Graf, welcher früher in Berlin gelebt hatte, besass Neigung zu lustigen Streichen, zu deren Ausführung ihn die Langeweile, die er in seinem neuen Garnisonsplatze empfand, reizte. Er liess, um sich Unterhaltung zu verschaffen, einst unbemerkt den genannten Prellstein von seinem alten Platze wegnehmen und auf dem Felde eingraben. Nach einiger Zeit stellte er unter Zuziehung des gelehrten Pfarrers und eines Lehrers an der Stadtschule Nachgrabungen an dem Platze an. Der Stein wird gefunden. Der Graf erklärt denselben in grosser Freude für die Statue des heiligen Bartholomäus, des Schutzheiligen von Bartenstein, womit die beiden gelehrten Herren einverstanden waren. Man kam darin überein, die Figur auf dem Marktplatze aufzustellen. Es wurde an den Fürstbischof von Ermeland geschrieben, der zwei Geistliche entsendet, um das kostbare Denkmal der Vorzeit auf den ihm zugesicherten Ehrenplatz zu setzen, wozu die Stadt die Kosten hergab. Schon war der Tag bestimmt, an dem der heilige Bartholomäus auf sein Postament auf dem Markte neben den Brunnen kommen sollte, als ein alter Landmann, der die Figur sah, den Spass des Grafen verdarb, indem er ausrief: „Ei, das ist ja der Schweinsbartel am Eck der Rothen Tanne, ich kenn' ihn gar gut.“ Man stutzte, forschte nach und der Spass kam an den Tag. Aber die Geschichte mit dem Schweinsbartel wurde sprichwörtlich. Der Graf hatte um so mehr seine Freude daran, als sogar der gelehrte Büsching in seiner berühmten Erdbeschreibung den heiligen Bartholomäus auf dem Markte zu Bartenstein mit aufgenommen hatte. (Vgl. Gartenlaube, Leipzig 1857, Nr. 26, S. 363.) *178 Es ist ein schöner (sauberer) Heiliger. Ironisch. Frz.: C'est un bon apôtre, un bon garçon, un bon enfant. Holl.: Het is een heilige, hij loopt sch ...... door de hel. – Het is een heilige met wassen teenen. (Harrebomée, I, 298.) *179 Es ist ein wunderlicher (seltsamer) Heiliger. – Schulze, 28; Parömiakon, 1945. Wahrscheinlich von den Säulenstehern, Wüsten- und Höhlenheiligen entlehnt. *180 Es ist schon ein alter Heiliger. Port.: Deixar fazer a Deos, que he Santo velho. (Bohn I, 274.) *181 Für solche Heiligen ist der Himmel gebawet, da die Engel mit Keulen lauffen. – Herberger, I, 352. *182 Ich feyre keinen heiligen, dem ich nicht gefastet hab. – Agricola I, 324. Holl.: Ik vier geene heiligen, daar ik niet voor gevast heb. (Harrebomée, I, 298.) *183 Ich will dir nicht alle Heiligen hertragen. – Simrock, 4499. *184 Mit seinen Heiligen ist nicht zu spassen. Holl.: Hij heeft goede heiligen gediend. (Harrebomée, I, 298.) *185 Zu allen Heiligen laufen. – Eiselein, 295. Heiligertag. Wöllkomm Höllgedag on kein Flade. – Frischbier2, 1547. Wenn man befürchtet, dass etwas nicht gut aufgenommen werden wird. Heiliges. Vom Heiligen halte deine Hand zurück. Lat.: A sacris abstinenda manus. (Philippi, I, 43.) Heiligkeit. 1 Dichte heiligkeit ist zweifeltige bossheit. – Henisch, 465, 51. Holl.: Heiligheed ligt niet in den schijn. (Harrebomée, I, 298.) 2 Heiligkeit ist nicht erblich. Die Russen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. 3 Heiligkeit und Glaube sind gut für die Unterthanen, die Fürsten mögen sein wie sie wollen. – Heuseler, 431. Luther in der Auslegung von 1 Mos. Kap. 34. Er bekämpft die obige Ansicht und schliesst mit den Worten: „Ja, ich will dir wol ein anders sagen“, je grösser du bist, je mehr du dich demüthigen sollst, dass du mit Tugend und guten Exempeln ändern vorgehen mögest. Lat.: Sanctitas, pietas, fides privata bona sunt; reges, quo libet, eant. (Heuseler, 431.) *4 Seine Heiligkeit ist nur von Wasserfarbe. – Parömiakon, 2478. Ist unecht, hält nicht die Probe. Heiligthum. 1 Das Heiligthum ist nicht danach, wie die Monstranz ist. Das Aeussere ist gut und schön, aber das Innere entspricht ihm nicht. 2 Der kein Heiligthum ist, den setzt man hinter die Thür; wenn man ihn bedarf, so nimmt man ihn wieder herfür. Ausdruck der Verachtung, wenn man jemand nur als Mittel zu einem gewissen Zwecke gebraucht, ihn sonst aber zurücksetzt. 3 Der sein selbst heilthumb ist, ist andern ein grewel. – Eyering, I, 541; Petri, II, 722; Schottel, 1114a; Sailer, 107; Simrock, 4511; Körte, 2721. Wer voller Eigenliebe ist, hat wenig Freunde. 4 Man soll das Heiligthum nicht den Hunden geben. – Matth. 7, 6; Schulze, 194; Zaupser, 436; Petri, I, 71; Schottel, 1117b. Holl.: Geef het heilige den honden niet. (Harrebomée, I, 297.) 5 Trag das Heiligthumb in allen Winkeln, so stehets wol in der Hausshaltung. – Petri, II, 548. 6 Wenn man das Heiligthumb anbetet, so meint der Esel, der es tregt, man bete jhn an. – Petri, II, 662; Henisch, 338, 34. *7 Ein Heiligthum aus etwas machen. Es sehr hoch erheben. Ein Verzeichniss aller derjenigen Dinge, welche von dem Menschen von jeher schon als Heiligthümer betrachtet worden sind und noch betrachtet werden, wäre ein werthvoller Beitrag zur Culturgeschichte der Menschheit und würde uns auch über den Werth der sogenannten Heiligthümer Belehrung und Massstab gewähren. *8 Es ist kein Heiligthum. Von jedem verächtlich behandelten Gegenstande, weil die Griechen alles Ausgezeichnete, Grosse, Herrliche heilig nannten. *9 Es ist nit alles heyltumb, was die bauren küssen. – Franck, II, 104b; Sailer, 233; Simrock, 4498; Körte, 2720. Die armen „Bauern“ müssen manches küssen, was nichts weniger als ein Heiligthum ist. – „Von den beiden Päpsten zu Lhasso und zu Taschi Hlumpo – um ein Beispiel aus der Ferne zu nehmen – wird nicht nur der Unrath aufgehoben und wie ein Heiligthum zu Amuleten und Arzneien an vornehme und reiche Leute ausgetheilt, sondern auch ihr Harn wird in Tibet wegen starker Nachfrage, und weil diese heiligen Männer überhaupt sehr diätetisch leben sollen, nur zu wenig Tropfen an die Gläubigen ausgetheilt. Man hat dies zwar bezweifeln wollen, allein die Sache ist so zuverlässig, dass die Geistlichen der Mongolen und Kalmücken es gar nicht leugnen. Ich selbst habe einen Nodulus von ersterer Materie, in Seide eingenäht, gesehen, den die derbetische Fürstin Abu, welche während meines Aufenthalts in Zarizyn starb, als köstliches Amulet getragen.“ (Vgl. Pallas, Nachrichten über die mongolischen Völker, II, 511, und Ausland, 1857, Nr. 18, S. 421.) *10 Heiligthümer steckt er ein und Höllenstein bringt er heraus. Heillos. 1 Wer heillos ist, bleibt überall dahinden. – Seybold, 400. Wer Unglück hat, kommt hintennach, den letzten beissen die Hunde. „Ich lauffe gern den andern gleich der Letzte trag davon die Streich.“ (Seybold, 399.) 2 Wer jhm selbst heilloss ist, wess heiland wolt der sein! – Petri, II, 722; Eiselein, 294. Heilmittel. Gar kein Heilmittel ist die Mitte in der Arzneikunde. (Chin.) Zwischen dem, das heilt, und dem, das tödtet.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [236]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/242>, abgerufen am 24.04.2024.