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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Hirnkastel.

* Sein Hirnkastel ist leer. (Troppau.)

Ist unwissend, dumm.


Hirnknackiger.

* Das ist ein Hirnknackiger (Bockbeiniger). (Rott-Thal bei Passau.)


Hirnschale.

Jeder muss in seiner Hirnschale bleiben. (S. Haut 60 u. 68.)

Da zuletzt alle Wahrheit auf Anschauung beruht, die nicht mittheilbar ist, die vielmehr jeder selbst machen muss.


Hirrligspoor.

Er ist im Hirrligspoor. (Schweiz.)

Hirrlig'spoor bezeichnet einen Zustand der Seele, in dem man sich, der Sinne nicht mehr mächtig, auf einem sonst bekannten Wege verirrt. "I bi imene Hirrlig'-sporr g' sy" heisst: Es war mir bei allem Nachdenken unmöglich, den rechten Weg zu treffen. Einfältige Leute meinen, es sei dies ein Werk der Hexen und Kobolde. Das Wort ist vermuthlich zusammengezogen aus irrli, irrlich (verirrend) und G'spoor (Spur), d. h. auf einer verirrenden Spur. (Stalder, II, 45.)


Hirsch (Name).

Hersch heisste, wie Fuchs siste aus, und e Hund biste. (Jüd.-deutsch. Pommern.)


Hirsch.

1 Besser in einem Heer und hauffen der Hirsche, da ein Löw oberster Feldherr ist, denn in einem Heer und Hauffen der Löwen, da ein Hirsch Oberster. - Luther's Tischr., 293.

2 Besser viel Hirsche vnter einem Lewen, denn viel Lewen, da ein Hirsch Obrist ist. - Petri, II, 40; Sailer, 247.

Böhm.: Lepsi stado jelenuv pod lvem vudcem, nezli houfy lvuv pod vudcem jelenen. (Celakovsky, 367.)

Frz.: Plus terrible est la compagnie des cerfz des quelz le lyon est chef que des lyons des quelz le cerf est chef. (Bovill, II, 157.)

Lat.: Melius duce leone agmen ceruorum quam duce ceruo grex leonum. (Bovill, II, 157.)

3 Den Hirsch kennt man an seiner Fährte.

Frz.: On connaeit le cerf par ses abattures. (Cahier, 284.)

4 Der Hirsch droht dem Jäger, der Jäger dem Hirsch. - Wullschlägel.

Von zweien, die einander nicht leiden können.

5 Der Hirsch entrinnt offt vnd bald des Jägers Gewalt. - Petri, II, 93.

6 Der Hirsch lässt das Laufen nicht.

7 Der Hirsch reizt die Hunde.

Geht vor ihnen, macht, dass sie ihm folgen. Verkehrt ist's, wenn der Hirsch die Hunde jagt.

8 Der Hirsch will sein Gefährt (Spur) verbergen.

Frz.: Vng cerf les signes de ses piedz abolit pour mieulx se musser. (Bovill, II, 75.)

Lat.: Sua ceruus vestigia delet. (Bovill, II, 75.)

9 Ein Hirsch, den schon viel Hunde gejagt haben, ist schwer zu fangen.

Frz.: Ung cerf les signes de ses piez abolit pour mieux se musser (cacher). (Leroux, I, 98.)

Holl.: Een hert dat lang voor de honden geloopen heeft, is kwaad te vangen. (Harrebomee, I, 307.)

10 Ein Hirsch wird nimmer zum Lewen. - Petri, II, 198.

11 Geht der Hirsch in die Brunft (1. Sept.), so säe Korn mit Vernunft. (Westpreuss.) - Boebel, 44.

12 Geht der Hirsch nass in die Brunft, so kommt er trocken heraus. - Boebel, 43.

13 Hirschen haben grosse geweihe vnd hörner vnd doch feige hertzen. - Henisch, 1042, 38; Petri, II, 381.

14 Ist der Hirsch den Hunden preisgegeben, so steht es schlimm mit seinem Leben.

Frz.: Cerf bien donne aux chiens, est a demi pris. (Cahier, 283.)

15 Je älter die Hirsche, je mehr Zacken (Enden) bekommen sie.

Je älter die Klapperschlangen, desto mehr Klappern, und daher klappern die Alten am meisten.

16 Man muss die Hirsche schiessen, während sie noch im Busche sind.

17 Mancher meint, er habe einen Hirsch gefangen, und es ist kein Rehbock. - Petri, II, 286.

18 Mich jammert des Hirsches, sagte der Jäger, als er fehlgeschossen. - Altmann VI, 489.

[Spaltenumbruch] 19 Was Hirsch, was Hinde, Gott ehr' die Saw mit ihrem Kinde. - Froschm., VvIV.

20 Wenn der Hirsch an einem schönen Tage in die Brunft tritt, so tritt er auch an einem schönen Tage wieder heraus.

D. h. ist Egidi gut Wetter, so hält es vier Wochen an.

21 Wenn der Hirsch nat up'n Brunnen tüt, sau tüt et er ak nat weer von. - Schambach, II, 666.

Wenn der Hirsch nass auf die Brunst zieht (geht), so zieht er auch nass wieder davon. (S. Hirsch 12, 20 u. 24 und Oswald.)

22 Wenn der Hirsch spät in Brunst tritt, folgt auch der Winter spät. - Orakel, 752.

23 Wenn Hirsche nicht kommen, sind Hasen auch gut. - Jer. Gotthelf, Käthi, I, 130.

Die Neger in Surinam sagen: Kannst du keinen Hirsch erlegen, und du erlegst ein Kaninchen, so ist's auch gut. - Etwas ist besser als nichts.

24 Wie der Hirsch tritt in die Brunst (Egidi, 1. Sept.), so tritt er auch (Michaeli) wieder heraus mit Gunst. - Blum, 291; Boebel, 44; Simrock, 4769; Petri, II, 787; Orakel, 751; Reinsberg VIII, 171.

"Wie der Hirsch auff die brunnst tritt, so gehet er wieder daruon, ist der bawren prognosticon vom wetter vmb Egidij." (Henisch, 793, 22.) Vier Wochen später; zu beiden Zeiten soll das Wetter gleich sein, was durch die Erfahrung wol schwerlich begründet werden dürfte. Auch will man einen späten Winter weissagen, wenn der Hirsch spät in die Brunst tritt.

25 Wo der Hirsch hingeht, dahin kommt die Schildkröte auch.

Eile mit Weile führt auch zum Ziel.

26 Wo is de Hirsch wenn't Gras wässt! - Schütze, II, 140.

27 Worauf der Hirsch stolz, das ist sein Unglück im Holz.

Dän.: Det hierten forlader sig meest paa derved fanges han. (Prov. dan., 292.)

28 Wun emol der Hirsch1 än de Bach gepischt huot, derno äs ed ouss mät dem buoden. - Schuster, 28b.

1) Bezieht sich auf die Zeit um Sanct-Laurentiustag, weil der Hirsch das Attribut des Heiligen ist.

*29 Da fängt der Hirsch die Hunde.

Lat.: Cervus canes trahit. (Philippi, I, 81.)

*30 Den weissen Hirsch jagen.

Von erfolglosen Verfolgungen. (Vgl. das von Tippelskirch'sche Volksblatt von 1848.) In einem dortigen Gleichniss wird erzählt, dass der in einem grossen Walde von einem wilden Jäger und seiner Rotte gehetzte Hirsch seinen Verfolgern stets entgehe. Der Pastor Vetter in Jenkau (Schlesien) meint in Nr. 6 seines Central-Enthaltsamkeitsberichts (Jenkau, Juni 1848, S. 47), dass unter dem weissen Hirsch die Kinder Gottes zu verstehen seien, die von der Welt heftig verfolgt würden, aber diesen Verfolgungen entgehen, weil die klugen Kinder der Welt nicht wissen, wie die Gemeine der Heiligen aussieht. Man kann sich unter dem "weissen Hirsch" wol aber ebenso gut gehetzte Freigemeindler und Demokraten denken, deren Gegner auch selten wissen, wie Vernunft und Freiheit aussehen.

*31 Er meint, er hab' einen Hirschen gefangen, do is kaum ein Rehbock. - Rollwagenbüchlein, XLIII.

*32 Er traff den hirss (mit einer Kugel) zum hindern klawen hinein, das jm durch bede orn hinaussgieng. - Franck, I, 52; Eyering, II, 447; Eiselein, 313; Sirnrock, 4770.

*33 Es ist ein Hirsch oder eine Lerche.

"Ein einfalt sahe von fern ein Antvogel vnd sagt, es were entweder ein Hirsch oder Lerch." (Lehmann, 826, 4.) Wenn jemand Dinge verwechselt, die gar keine Aehnlichkeit miteinander haben. (S. Hirschbock.)

*34 Wo die Hirsche ihr Geweih abwerfen. - Körte, 2870e.

Um einen entlegenen und verborgenen Ort zu bezeichnen oder zu sagen, dass man etwas nicht finden könne, weil die Hirsche, wenn sie ihr Geweih ablegen wollen, sich in sehr rauhe und unzugängliche Oerter begeben. Vielleicht in dem Sinne von Fuchs 358.


Hirschbock.

* Wenn's kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein.

Spott, wenn jemand aus Unwissenheit in der Bestimmung eines Dinges in grellen Gegensätzen schwankt, oder wegen des schwankenden Charakters der Sache nicht bestimmen kann. Das Wort führt auf einen Schwank des Volkswitzes zurück. Die Thadener im Gut Hanerau (Schleswig-Holstein) hatten beim Grasmähen ein Thier gefunden, das sie noch nicht gesehen hatten. Es war

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Hirnkastel.

* Sein Hirnkastel ist leer. (Troppau.)

Ist unwissend, dumm.


Hirnknackiger.

* Das ist ein Hirnknackiger (Bockbeiniger). (Rott-Thal bei Passau.)


Hirnschale.

Jeder muss in seiner Hirnschale bleiben. (S. Haut 60 u. 68.)

Da zuletzt alle Wahrheit auf Anschauung beruht, die nicht mittheilbar ist, die vielmehr jeder selbst machen muss.


Hirrligspoor.

Er ist im Hirrligspoor. (Schweiz.)

Hirrlig'spoor bezeichnet einen Zustand der Seele, in dem man sich, der Sinne nicht mehr mächtig, auf einem sonst bekannten Wege verirrt. „I bi imene Hirrlig'-sporr g' sy“ heisst: Es war mir bei allem Nachdenken unmöglich, den rechten Weg zu treffen. Einfältige Leute meinen, es sei dies ein Werk der Hexen und Kobolde. Das Wort ist vermuthlich zusammengezogen aus irrli, irrlich (verirrend) und G'spoor (Spur), d. h. auf einer verirrenden Spur. (Stalder, II, 45.)


Hirsch (Name).

Hersch heisste, wie Fuchs siste aus, und e Hund biste. (Jüd.-deutsch. Pommern.)


Hirsch.

1 Besser in einem Heer und hauffen der Hirsche, da ein Löw oberster Feldherr ist, denn in einem Heer und Hauffen der Löwen, da ein Hirsch Oberster.Luther's Tischr., 293.

2 Besser viel Hirsche vnter einem Lewen, denn viel Lewen, da ein Hirsch Obrist ist.Petri, II, 40; Sailer, 247.

Böhm.: Lepší stádo jelenův pod lvem vůdcem, nežli houfy lvův pod vůdcem jelenen. (Čelakovsky, 367.)

Frz.: Plus terrible est la compagnie des cerfz des quelz le lyon est chef que des lyons des quelz le cerf est chef. (Bovill, II, 157.)

Lat.: Melius duce leone agmen ceruorum quam duce ceruo grex leonum. (Bovill, II, 157.)

3 Den Hirsch kennt man an seiner Fährte.

Frz.: On connaît le cerf par ses abattures. (Cahier, 284.)

4 Der Hirsch droht dem Jäger, der Jäger dem Hirsch.Wullschlägel.

Von zweien, die einander nicht leiden können.

5 Der Hirsch entrinnt offt vnd bald des Jägers Gewalt.Petri, II, 93.

6 Der Hirsch lässt das Laufen nicht.

7 Der Hirsch reizt die Hunde.

Geht vor ihnen, macht, dass sie ihm folgen. Verkehrt ist's, wenn der Hirsch die Hunde jagt.

8 Der Hirsch will sein Gefährt (Spur) verbergen.

Frz.: Vng cerf les signes de ses piedz abolit pour mieulx se musser. (Bovill, II, 75.)

Lat.: Sua ceruus vestigia delet. (Bovill, II, 75.)

9 Ein Hirsch, den schon viel Hunde gejagt haben, ist schwer zu fangen.

Frz.: Ung cerf les signes de ses piez abolit pour mieux se musser (cacher). (Leroux, I, 98.)

Holl.: Een hert dat lang voor de honden geloopen heeft, is kwaad te vangen. (Harrebomée, I, 307.)

10 Ein Hirsch wird nimmer zum Lewen.Petri, II, 198.

11 Geht der Hirsch in die Brunft (1. Sept.), so säe Korn mit Vernunft. (Westpreuss.) – Boebel, 44.

12 Geht der Hirsch nass in die Brunft, so kommt er trocken heraus.Boebel, 43.

13 Hirschen haben grosse geweihe vnd hörner vnd doch feige hertzen.Henisch, 1042, 38; Petri, II, 381.

14 Ist der Hirsch den Hunden preisgegeben, so steht es schlimm mit seinem Leben.

Frz.: Cerf bien donné aux chiens, est à demi pris. (Cahier, 283.)

15 Je älter die Hirsche, je mehr Zacken (Enden) bekommen sie.

Je älter die Klapperschlangen, desto mehr Klappern, und daher klappern die Alten am meisten.

16 Man muss die Hirsche schiessen, während sie noch im Busche sind.

17 Mancher meint, er habe einen Hirsch gefangen, und es ist kein Rehbock.Petri, II, 286.

18 Mich jammert des Hirsches, sagte der Jäger, als er fehlgeschossen.Altmann VI, 489.

[Spaltenumbruch] 19 Was Hirsch, was Hinde, Gott ehr' die Saw mit ihrem Kinde.Froschm., VvIV.

20 Wenn der Hirsch an einem schönen Tage in die Brunft tritt, so tritt er auch an einem schönen Tage wieder heraus.

D. h. ist Egidi gut Wetter, so hält es vier Wochen an.

21 Wenn der Hirsch nat up'n Brunnen tüt, sau tüt et er âk nat wêer von.Schambach, II, 666.

Wenn der Hirsch nass auf die Brunst zieht (geht), so zieht er auch nass wieder davon. (S. Hirsch 12, 20 u. 24 und Oswald.)

22 Wenn der Hirsch spät in Brunst tritt, folgt auch der Winter spät.Orakel, 752.

23 Wenn Hirsche nicht kommen, sind Hasen auch gut.Jer. Gotthelf, Käthi, I, 130.

Die Neger in Surinam sagen: Kannst du keinen Hirsch erlegen, und du erlegst ein Kaninchen, so ist's auch gut. – Etwas ist besser als nichts.

24 Wie der Hirsch tritt in die Brunst (Egidi, 1. Sept.), so tritt er auch (Michaeli) wieder heraus mit Gunst.Blum, 291; Boebel, 44; Simrock, 4769; Petri, II, 787; Orakel, 751; Reinsberg VIII, 171.

„Wie der Hirsch auff die brunnst tritt, so gehet er wieder daruon, ist der bawren prognosticon vom wetter vmb Egidij.“ (Henisch, 793, 22.) Vier Wochen später; zu beiden Zeiten soll das Wetter gleich sein, was durch die Erfahrung wol schwerlich begründet werden dürfte. Auch will man einen späten Winter weissagen, wenn der Hirsch spät in die Brunst tritt.

25 Wo der Hirsch hingeht, dahin kommt die Schildkröte auch.

Eile mit Weile führt auch zum Ziel.

26 Wo is de Hirsch wenn't Gras wässt!Schütze, II, 140.

27 Worauf der Hirsch stolz, das ist sein Unglück im Holz.

Dän.: Det hierten forlader sig meest paa derved fanges han. (Prov. dan., 292.)

28 Wun emol der Hirsch1 än de Bâch gepischt huot, derno äs ed ouss mät dem buoden.Schuster, 28b.

1) Bezieht sich auf die Zeit um Sanct-Laurentiustag, weil der Hirsch das Attribut des Heiligen ist.

*29 Da fängt der Hirsch die Hunde.

Lat.: Cervus canes trahit. (Philippi, I, 81.)

*30 Den weissen Hirsch jagen.

Von erfolglosen Verfolgungen. (Vgl. das von Tippelskirch'sche Volksblatt von 1848.) In einem dortigen Gleichniss wird erzählt, dass der in einem grossen Walde von einem wilden Jäger und seiner Rotte gehetzte Hirsch seinen Verfolgern stets entgehe. Der Pastor Vetter in Jenkau (Schlesien) meint in Nr. 6 seines Central-Enthaltsamkeitsberichts (Jenkau, Juni 1848, S. 47), dass unter dem weissen Hirsch die Kinder Gottes zu verstehen seien, die von der Welt heftig verfolgt würden, aber diesen Verfolgungen entgehen, weil die klugen Kinder der Welt nicht wissen, wie die Gemeine der Heiligen aussieht. Man kann sich unter dem „weissen Hirsch“ wol aber ebenso gut gehetzte Freigemeindler und Demokraten denken, deren Gegner auch selten wissen, wie Vernunft und Freiheit aussehen.

*31 Er meint, er hab' einen Hirschen gefangen, do is kaum ein Rehbock.Rollwagenbüchlein, XLIII.

*32 Er traff den hirss (mit einer Kugel) zum hindern klawen hinein, das jm durch bede orn hinaussgieng.Franck, I, 52; Eyering, II, 447; Eiselein, 313; Sirnrock, 4770.

*33 Es ist ein Hirsch oder eine Lerche.

„Ein einfalt sahe von fern ein Antvogel vnd sagt, es were entweder ein Hirsch oder Lerch.“ (Lehmann, 826, 4.) Wenn jemand Dinge verwechselt, die gar keine Aehnlichkeit miteinander haben. (S. Hirschbock.)

*34 Wo die Hirsche ihr Geweih abwerfen.Körte, 2870e.

Um einen entlegenen und verborgenen Ort zu bezeichnen oder zu sagen, dass man etwas nicht finden könne, weil die Hirsche, wenn sie ihr Geweih ablegen wollen, sich in sehr rauhe und unzugängliche Oerter begeben. Vielleicht in dem Sinne von Fuchs 358.


Hirschbock.

* Wenn's kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein.

Spott, wenn jemand aus Unwissenheit in der Bestimmung eines Dinges in grellen Gegensätzen schwankt, oder wegen des schwankenden Charakters der Sache nicht bestimmen kann. Das Wort führt auf einen Schwank des Volkswitzes zurück. Die Thadener im Gut Hanerau (Schleswig-Holstein) hatten beim Grasmähen ein Thier gefunden, das sie noch nicht gesehen hatten. Es war

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[[340]/0346] Hirnkastel. * Sein Hirnkastel ist leer. (Troppau.) Ist unwissend, dumm. Hirnknackiger. * Das ist ein Hirnknackiger (Bockbeiniger). (Rott-Thal bei Passau.) Hirnschale. Jeder muss in seiner Hirnschale bleiben. (S. Haut 60 u. 68.) Da zuletzt alle Wahrheit auf Anschauung beruht, die nicht mittheilbar ist, die vielmehr jeder selbst machen muss. Hirrligspoor. Er ist im Hirrligspoor. (Schweiz.) Hirrlig'spoor bezeichnet einen Zustand der Seele, in dem man sich, der Sinne nicht mehr mächtig, auf einem sonst bekannten Wege verirrt. „I bi imene Hirrlig'-sporr g' sy“ heisst: Es war mir bei allem Nachdenken unmöglich, den rechten Weg zu treffen. Einfältige Leute meinen, es sei dies ein Werk der Hexen und Kobolde. Das Wort ist vermuthlich zusammengezogen aus irrli, irrlich (verirrend) und G'spoor (Spur), d. h. auf einer verirrenden Spur. (Stalder, II, 45.) Hirsch (Name). Hersch heisste, wie Fuchs siste aus, und e Hund biste. (Jüd.-deutsch. Pommern.) Hirsch. 1 Besser in einem Heer und hauffen der Hirsche, da ein Löw oberster Feldherr ist, denn in einem Heer und Hauffen der Löwen, da ein Hirsch Oberster. – Luther's Tischr., 293. 2 Besser viel Hirsche vnter einem Lewen, denn viel Lewen, da ein Hirsch Obrist ist. – Petri, II, 40; Sailer, 247. Böhm.: Lepší stádo jelenův pod lvem vůdcem, nežli houfy lvův pod vůdcem jelenen. (Čelakovsky, 367.) Frz.: Plus terrible est la compagnie des cerfz des quelz le lyon est chef que des lyons des quelz le cerf est chef. (Bovill, II, 157.) Lat.: Melius duce leone agmen ceruorum quam duce ceruo grex leonum. (Bovill, II, 157.) 3 Den Hirsch kennt man an seiner Fährte. Frz.: On connaît le cerf par ses abattures. (Cahier, 284.) 4 Der Hirsch droht dem Jäger, der Jäger dem Hirsch. – Wullschlägel. Von zweien, die einander nicht leiden können. 5 Der Hirsch entrinnt offt vnd bald des Jägers Gewalt. – Petri, II, 93. 6 Der Hirsch lässt das Laufen nicht. 7 Der Hirsch reizt die Hunde. Geht vor ihnen, macht, dass sie ihm folgen. Verkehrt ist's, wenn der Hirsch die Hunde jagt. 8 Der Hirsch will sein Gefährt (Spur) verbergen. Frz.: Vng cerf les signes de ses piedz abolit pour mieulx se musser. (Bovill, II, 75.) Lat.: Sua ceruus vestigia delet. (Bovill, II, 75.) 9 Ein Hirsch, den schon viel Hunde gejagt haben, ist schwer zu fangen. Frz.: Ung cerf les signes de ses piez abolit pour mieux se musser (cacher). (Leroux, I, 98.) Holl.: Een hert dat lang voor de honden geloopen heeft, is kwaad te vangen. (Harrebomée, I, 307.) 10 Ein Hirsch wird nimmer zum Lewen. – Petri, II, 198. 11 Geht der Hirsch in die Brunft (1. Sept.), so säe Korn mit Vernunft. (Westpreuss.) – Boebel, 44. 12 Geht der Hirsch nass in die Brunft, so kommt er trocken heraus. – Boebel, 43. 13 Hirschen haben grosse geweihe vnd hörner vnd doch feige hertzen. – Henisch, 1042, 38; Petri, II, 381. 14 Ist der Hirsch den Hunden preisgegeben, so steht es schlimm mit seinem Leben. Frz.: Cerf bien donné aux chiens, est à demi pris. (Cahier, 283.) 15 Je älter die Hirsche, je mehr Zacken (Enden) bekommen sie. Je älter die Klapperschlangen, desto mehr Klappern, und daher klappern die Alten am meisten. 16 Man muss die Hirsche schiessen, während sie noch im Busche sind. 17 Mancher meint, er habe einen Hirsch gefangen, und es ist kein Rehbock. – Petri, II, 286. 18 Mich jammert des Hirsches, sagte der Jäger, als er fehlgeschossen. – Altmann VI, 489. 19 Was Hirsch, was Hinde, Gott ehr' die Saw mit ihrem Kinde. – Froschm., VvIV. 20 Wenn der Hirsch an einem schönen Tage in die Brunft tritt, so tritt er auch an einem schönen Tage wieder heraus. D. h. ist Egidi gut Wetter, so hält es vier Wochen an. 21 Wenn der Hirsch nat up'n Brunnen tüt, sau tüt et er âk nat wêer von. – Schambach, II, 666. Wenn der Hirsch nass auf die Brunst zieht (geht), so zieht er auch nass wieder davon. (S. Hirsch 12, 20 u. 24 und Oswald.) 22 Wenn der Hirsch spät in Brunst tritt, folgt auch der Winter spät. – Orakel, 752. 23 Wenn Hirsche nicht kommen, sind Hasen auch gut. – Jer. Gotthelf, Käthi, I, 130. Die Neger in Surinam sagen: Kannst du keinen Hirsch erlegen, und du erlegst ein Kaninchen, so ist's auch gut. – Etwas ist besser als nichts. 24 Wie der Hirsch tritt in die Brunst (Egidi, 1. Sept.), so tritt er auch (Michaeli) wieder heraus mit Gunst. – Blum, 291; Boebel, 44; Simrock, 4769; Petri, II, 787; Orakel, 751; Reinsberg VIII, 171. „Wie der Hirsch auff die brunnst tritt, so gehet er wieder daruon, ist der bawren prognosticon vom wetter vmb Egidij.“ (Henisch, 793, 22.) Vier Wochen später; zu beiden Zeiten soll das Wetter gleich sein, was durch die Erfahrung wol schwerlich begründet werden dürfte. Auch will man einen späten Winter weissagen, wenn der Hirsch spät in die Brunst tritt. 25 Wo der Hirsch hingeht, dahin kommt die Schildkröte auch. Eile mit Weile führt auch zum Ziel. 26 Wo is de Hirsch wenn't Gras wässt! – Schütze, II, 140. 27 Worauf der Hirsch stolz, das ist sein Unglück im Holz. Dän.: Det hierten forlader sig meest paa derved fanges han. (Prov. dan., 292.) 28 Wun emol der Hirsch1 än de Bâch gepischt huot, derno äs ed ouss mät dem buoden. – Schuster, 28b. 1) Bezieht sich auf die Zeit um Sanct-Laurentiustag, weil der Hirsch das Attribut des Heiligen ist. *29 Da fängt der Hirsch die Hunde. Lat.: Cervus canes trahit. (Philippi, I, 81.) *30 Den weissen Hirsch jagen. Von erfolglosen Verfolgungen. (Vgl. das von Tippelskirch'sche Volksblatt von 1848.) In einem dortigen Gleichniss wird erzählt, dass der in einem grossen Walde von einem wilden Jäger und seiner Rotte gehetzte Hirsch seinen Verfolgern stets entgehe. Der Pastor Vetter in Jenkau (Schlesien) meint in Nr. 6 seines Central-Enthaltsamkeitsberichts (Jenkau, Juni 1848, S. 47), dass unter dem weissen Hirsch die Kinder Gottes zu verstehen seien, die von der Welt heftig verfolgt würden, aber diesen Verfolgungen entgehen, weil die klugen Kinder der Welt nicht wissen, wie die Gemeine der Heiligen aussieht. Man kann sich unter dem „weissen Hirsch“ wol aber ebenso gut gehetzte Freigemeindler und Demokraten denken, deren Gegner auch selten wissen, wie Vernunft und Freiheit aussehen. *31 Er meint, er hab' einen Hirschen gefangen, do is kaum ein Rehbock. – Rollwagenbüchlein, XLIII. *32 Er traff den hirss (mit einer Kugel) zum hindern klawen hinein, das jm durch bede orn hinaussgieng. – Franck, I, 52; Eyering, II, 447; Eiselein, 313; Sirnrock, 4770. *33 Es ist ein Hirsch oder eine Lerche. „Ein einfalt sahe von fern ein Antvogel vnd sagt, es were entweder ein Hirsch oder Lerch.“ (Lehmann, 826, 4.) Wenn jemand Dinge verwechselt, die gar keine Aehnlichkeit miteinander haben. (S. Hirschbock.) *34 Wo die Hirsche ihr Geweih abwerfen. – Körte, 2870e. Um einen entlegenen und verborgenen Ort zu bezeichnen oder zu sagen, dass man etwas nicht finden könne, weil die Hirsche, wenn sie ihr Geweih ablegen wollen, sich in sehr rauhe und unzugängliche Oerter begeben. Vielleicht in dem Sinne von Fuchs 358. Hirschbock. * Wenn's kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein. Spott, wenn jemand aus Unwissenheit in der Bestimmung eines Dinges in grellen Gegensätzen schwankt, oder wegen des schwankenden Charakters der Sache nicht bestimmen kann. Das Wort führt auf einen Schwank des Volkswitzes zurück. Die Thadener im Gut Hanerau (Schleswig-Holstein) hatten beim Grasmähen ein Thier gefunden, das sie noch nicht gesehen hatten. Es war

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [340]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/346>, abgerufen am 24.04.2024.