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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] ein Frosch. Sie schickten zum Bauernvogt, der es ihnen bezeichnen sollte. Er betrachtete es lange aufmerksam, und sagte dann: "Ich bin wirklich zweifelhaft. Wenn es kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein."


Hirschfuss.

Hirschfüsse sind besser als Hirschgeweih.

Das Nützliche ist stets dem Schönen vorzuziehen.


Hirschgeweih.

* Einem ein Hirschgeweih aufsetzen.

Früher, wie auch der Eselssattel, ein Zeichen öffentlicher Brandmarkung. Vielleicht kann daraus auch die Redensart: "Sie setzt ihrem Manne Hörner auf", am besten erklärt werden, dass hier oben das Bild für die Sache genommen ist, für den dem Bilde entsprechenden eigentlichen Sinn: sie brandmarkt, prostituirt ihn öffentlich. (Braga und Hermode.)


Hirschhorn.

Hirschhorn schabet man nicht gern, wie man auch den Hasenkopff nicht gern streifft. (S. Hase 59.) - Petri, II, 381.


Hirschhörnlein.

Hischhönle, Latenle.

Ein Neckwort in Bezug auf die Hirschauer (s. Glied 21), die angeblich kein r aussprechen und statt: Herr Hirschwirth, sagen: Hee Hischwith. Ihnen, wie den Reutlingern, deren Aussprache an demselben Fehler leidet, ruft man spottend zu: Hischhönle, Latenle (Laternle). (Reinsberg V, 85.)


Hirschkopf.

Wer Hirschköpfe haben will, muss Hundsköpfe daran setzen. - Hainhof, 54.


Hirse.

1 Wie der Hirse den Buchweizen hasst, so hasst der Buchweizen den Hirse.

2 Wer Hirse säet, erntet Hirse.

*3 Den Hirse drechseln (oder ausbohren).

Etwas Schwieriges, aber Unnützes, Ungereimtes thun. Der Hirse ist so klein, dass sich nichts mehr abdrehen lässt, wenn er überdies nicht schon rund wäre.

*4 Er passt auf fremden Hirse auf und lässt seinen eigenen die Sperlinge fressen.


Hirsebrei.

1 Hirschenbrei steht em Arweitsmann bei. (Waldeck.) - Curtze, 361, 562.

2 Wer sich am Hirsebrei das Maul verbrannt hat, der bläst auch geronnene Milch.

*3 Bann's Hierschbrei rent (regnet), honn se kenn Leffel. (Henneberg.)

*4 Er hat Hirsebrei gegessen oder Kuttelfleck, das Maul stinkt ihm nach Dreck. - Fischart.

*5 Hirsebrei, sacke di. (Marienburger Werder.) - Frischbier2, 1627.

Während der Mahlzeit, Aufmunterung zum Essen.

*6 Sein Hirsebrei brennt an (ist angebrannt).


Hirsekorn.

* Es ist ein Hirsekorn in eine Eselskehle (in den Bauch eines Esels).


Hirt.

1 Auch dem besten Hirten frisst der Wolf ein Schaf.

Alles Ungemach, jede Ungehörigkeit kann die wachsamste Aufsicht, die kräftigste Regierung nicht abwenden.

2 Auch ein lahmer Hirt weiss genäschige Ziegen zu fassen.

3 Bei viel hirten wirt vbel gehüt. - Franck, II, 103b; Gruter, I, 7; Henisch, 505, 51; Schottel, 1123a; Lehmann, 569, 52 u. 807, 12; Siebenkees, 189; Sutor, 232; Eisenhart, II, 72; Bücking, 24; Blum, 670; Wagner, 84; Graf, 69, 52; Eiselein, 313.

"Bey vil Hirten vnd Königen wirt alleweg vbel gehüt vnd gekocht." (Zeytbuch, CXXXIb.) "Selten wol gehütet wirdt, wo viel Hirten seyn, wie das gemeine Sprichwort ist." (Aventin, CCCXXXIXa.) Weil sich einer auf den andern verlässt. Das Sprichwort wird also überall da seine Anwendung finden, wo ein Geschäft mehrern Personen zugleich aufgetragen wird, weil unter vielen so leicht ein Misverständniss oder eine Uneinigkeit entsteht. - Die Chinesen sagen: Die zu grosse Zahl der Hirten schadet der Heerde; sie verirrt sich viel weniger, wenn ein einziger sie führt. Die Russen: Bei sieben Hirten keine Heerde. (Reinsberg III, 140.)

Holl.: Veel herders bij de schapen zullen maar te langer slapen. (Harrebomee, I, 306.)

Lat.: Multitudo imperatorum Cariam perdidit. (Henisch, 505, 52; Eiselein, 313.) - Multos imperitare malum: rex [Spaltenumbruch] unicus esto. (Binder II, 1936; Philippi, I, 263.) - Segnius expediunt commissa negotia plures. (Binder II, 3058; Lehmann, 569; Seybold, 547; Philippi, II, 172.)

4 Böse Hirten verderben die Heerde.

Ein unachtsamer und sorgloser Erzieher verdirbt den Zögling. Dasselbe gilt mit Bezug auf Lehrer und Schüler, wie von Fürsten und Volk.

5 Das sind böse Hirten, die sich nur selbst weiden.

6 Der Hirt hätte einen geringen Vortel von seiner Heerde, wenn er auch wie das Vieh Gras fressen müsste. - Grimmelshausen, Vogelnest, I.

7 Der Hirt muss wachen, wenn auch die Heerde schläft.

8 Der hirten not ist der schaf todt. - Franck, I, 76b; Lehmann, II, 63, 123; Sailer, 71; Simrock, 4772; Körte, 2875; Braun, I, 1397.

9 Der muss den Hirten schlagen, der will die Heerde verjagen.

10 Die Hirten haben überall das Gelegte. - Graf, 497, 95.

Sie geniessen wie Landwege und Strassen, wie Postwagen und -Häuser des besondern gesetzlichen Schutzes (Königsfrieden). Auf Rügen: De Herden hebben des Geleide, in wemes Gude se hueden. - (Rügen, 283, 213.)

11 Die hirten schlachten die schaffe vnd achten jhres bleckens nicht. - Henisch, 411, 25.

12 Ein böser Hirt, der seine Schafe auf der Fleischbank opffert. - Fischer, Psalter, 37c.

13 Ein guter Hirt kennt seine Schafe.

14 Ein guter Hirt lässt das Leben für die Schafe. - Joh. 10, 11; Eiselein, 313.

Holl.: De goede herder waagt zijn leven voor de schapen. (Harrebomee, I, 306.)

15 Ein guter Hirt schiert die Schafe, aber er schindet sie nicht. - Lohrengel, I, 220.

Wer die Haare oder Wolle nimmt, muss wenigstens das Fell lassen. Die Wolle wächst wieder, aber daa abgezogene Fell nicht mehr.

Frz.: Le bon pasteur, dit un empereur, tond son troupeau sans l'escorchor, ny grain toucher ne cuir ne peau. (Leroux, I, 132; Kritzinger, 516b.)

Holl.: Een goed herder zai de schapen wel scheren, maar niet villen. (Harrebomee, I, 306.)

It.: Il buon pastore tosa, ma non scortica mai le sue pecore. (Pazzaglia, 341, 3.)

Lat.: Boni pastoris est tondere pecus, non deglubere. (Sueton.) (Binder II, 353; Faselius, 34; Philippi, I, 62; Seybold, 56; Wiegand, 1013; Henisch, 423, 44; Eiselein, 313.)

16 Ein guter Hirt schiert die Schafe, ein böser zieht ihnen das Fell ab. - Eiselein, 313; Simrock, 4777; Graf, 544, 70; Braun, I, 1401.

Holl.: Een goed herder zal de schapen wel scheren, maar het vel laten houden. (Harrebomee, I, 306.)

17 Ein guter Hirt soll die schaff blossen, aber nicht streiffen. - Henisch, 423, 43.

Böhm.: Dobry pastyr ovce strize, ale kuze nesdira. (Celakovsky, 323.)

18 Ein Hirt, der sich vorm Wolf fürchtet, gibt auf seine Schafe nicht Acht.

Furchtsamkeit hat auf Pflichttreue sehr oft einen äusserst nachtheiligen Einfluss. Der Mensch muss stets das Rechte wollen, soviel als möglich ausführen und alles Uebrige einer höhern Leitung anheimstellen.

Ung.: A lagy pasztor alatt gyapjat rug a farkas. (Gaal, 667.)

19 Ein Hirt muss seine Schafe kennen. - Eiselein, 313; Simrock, 4771.

Lat.: Principis est virtus maxima nosse suos. (Martial.) (Philippi, II, 107.)

20 Ein Hirt regiert eine grosse Heerde Schafe.

Dän.: Hvor skulde en hyrde regiere en stor faare-hiord, dersom naturen ikke havde giort dem uden skarpe taender, klöer, horn, forstand. (Prov. dan., 320.)

21 Ein Hirt soll bey seiner herd sein. - Lehmann, 247, 35.

22 Einem guten Hirten holt der Wolf nicht leicht ein Schaf.

23 Es ist ein böser Hirt, der die eigenen Schafe frist. - Henisch, 830, 62.

Die Russen: Es ist ein böser Hirt, der die Schafe dem Wolf selber zuträgt. (Altmann VI, 435.)

24 Es ist ein böser Hirt, der Wolf und Schaf zugleich weidet.

"Ich mag zwar nit eins solchen Hirten, der mit den Wolffen hat gelehrten." (Waldis, IV, 46.)

It.: Il pastor che loda il lupo, ha in odio la pecora. (Cahier, 2968.)

[Spaltenumbruch] ein Frosch. Sie schickten zum Bauernvogt, der es ihnen bezeichnen sollte. Er betrachtete es lange aufmerksam, und sagte dann: „Ich bin wirklich zweifelhaft. Wenn es kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein.“


Hirschfuss.

Hirschfüsse sind besser als Hirschgeweih.

Das Nützliche ist stets dem Schönen vorzuziehen.


Hirschgeweih.

* Einem ein Hirschgeweih aufsetzen.

Früher, wie auch der Eselssattel, ein Zeichen öffentlicher Brandmarkung. Vielleicht kann daraus auch die Redensart: „Sie setzt ihrem Manne Hörner auf“, am besten erklärt werden, dass hier oben das Bild für die Sache genommen ist, für den dem Bilde entsprechenden eigentlichen Sinn: sie brandmarkt, prostituirt ihn öffentlich. (Braga und Hermode.)


Hirschhorn.

Hirschhorn schabet man nicht gern, wie man auch den Hasenkopff nicht gern streifft. (S. Hase 59.) – Petri, II, 381.


Hirschhörnlein.

Hischhönle, Latenle.

Ein Neckwort in Bezug auf die Hirschauer (s. Glied 21), die angeblich kein r aussprechen und statt: Herr Hirschwirth, sagen: Hee Hischwith. Ihnen, wie den Reutlingern, deren Aussprache an demselben Fehler leidet, ruft man spottend zu: Hischhönle, Latenle (Laternle). (Reinsberg V, 85.)


Hirschkopf.

Wer Hirschköpfe haben will, muss Hundsköpfe daran setzen.Hainhof, 54.


Hirse.

1 Wie der Hirse den Buchweizen hasst, so hasst der Buchweizen den Hirse.

2 Wer Hirse säet, erntet Hirse.

*3 Den Hirse drechseln (oder ausbohren).

Etwas Schwieriges, aber Unnützes, Ungereimtes thun. Der Hirse ist so klein, dass sich nichts mehr abdrehen lässt, wenn er überdies nicht schon rund wäre.

*4 Er passt auf fremden Hirse auf und lässt seinen eigenen die Sperlinge fressen.


Hirsebrei.

1 Hirschenbrei steht em Arweitsmann bei. (Waldeck.) – Curtze, 361, 562.

2 Wer sich am Hirsebrei das Maul verbrannt hat, der bläst auch geronnene Milch.

*3 Bann's Hierschbrei rênt (regnet), honn se kenn Leffel. (Henneberg.)

*4 Er hat Hirsebrei gegessen oder Kuttelfleck, das Maul stinkt ihm nach Dreck.Fischart.

*5 Hirsebrei, sacke di. (Marienburger Werder.) – Frischbier2, 1627.

Während der Mahlzeit, Aufmunterung zum Essen.

*6 Sein Hirsebrei brennt an (ist angebrannt).


Hirsekorn.

* Es ist ein Hirsekorn in eine Eselskehle (in den Bauch eines Esels).


Hirt.

1 Auch dem besten Hirten frisst der Wolf ein Schaf.

Alles Ungemach, jede Ungehörigkeit kann die wachsamste Aufsicht, die kräftigste Regierung nicht abwenden.

2 Auch ein lahmer Hirt weiss genäschige Ziegen zu fassen.

3 Bei viel hirten wirt vbel gehüt.Franck, II, 103b; Gruter, I, 7; Henisch, 505, 51; Schottel, 1123a; Lehmann, 569, 52 u. 807, 12; Siebenkees, 189; Sutor, 232; Eisenhart, II, 72; Bücking, 24; Blum, 670; Wagner, 84; Graf, 69, 52; Eiselein, 313.

„Bey vil Hirten vnd Königen wirt alleweg vbel gehüt vnd gekocht.“ (Zeytbuch, CXXXIb.) „Selten wol gehütet wirdt, wo viel Hirten seyn, wie das gemeine Sprichwort ist.“ (Aventin, CCCXXXIXa.) Weil sich einer auf den andern verlässt. Das Sprichwort wird also überall da seine Anwendung finden, wo ein Geschäft mehrern Personen zugleich aufgetragen wird, weil unter vielen so leicht ein Misverständniss oder eine Uneinigkeit entsteht. – Die Chinesen sagen: Die zu grosse Zahl der Hirten schadet der Heerde; sie verirrt sich viel weniger, wenn ein einziger sie führt. Die Russen: Bei sieben Hirten keine Heerde. (Reinsberg III, 140.)

Holl.: Veel herders bij de schapen zullen maar te langer slapen. (Harrebomée, I, 306.)

Lat.: Multitudo imperatorum Cariam perdidit. (Henisch, 505, 52; Eiselein, 313.) – Multos imperitare malum: rex [Spaltenumbruch] unicus esto. (Binder II, 1936; Philippi, I, 263.) – Segnius expediunt commissa negotia plures. (Binder II, 3058; Lehmann, 569; Seybold, 547; Philippi, II, 172.)

4 Böse Hirten verderben die Heerde.

Ein unachtsamer und sorgloser Erzieher verdirbt den Zögling. Dasselbe gilt mit Bezug auf Lehrer und Schüler, wie von Fürsten und Volk.

5 Das sind böse Hirten, die sich nur selbst weiden.

6 Der Hirt hätte einen geringen Vortel von seiner Heerde, wenn er auch wie das Vieh Gras fressen müsste.Grimmelshausen, Vogelnest, I.

7 Der Hirt muss wachen, wenn auch die Heerde schläft.

8 Der hirten not ist der schaf todt.Franck, I, 76b; Lehmann, II, 63, 123; Sailer, 71; Simrock, 4772; Körte, 2875; Braun, I, 1397.

9 Der muss den Hirten schlagen, der will die Heerde verjagen.

10 Die Hirten haben überall das Gelegte.Graf, 497, 95.

Sie geniessen wie Landwege und Strassen, wie Postwagen und -Häuser des besondern gesetzlichen Schutzes (Königsfrieden). Auf Rügen: De Herden hebben des Geleide, in wemes Gude se hueden. – (Rügen, 283, 213.)

11 Die hirten schlachten die schaffe vnd achten jhres bleckens nicht.Henisch, 411, 25.

12 Ein böser Hirt, der seine Schafe auf der Fleischbank opffert.Fischer, Psalter, 37c.

13 Ein guter Hirt kennt seine Schafe.

14 Ein guter Hirt lässt das Leben für die Schafe.Joh. 10, 11; Eiselein, 313.

Holl.: De goede herder waagt zijn leven voor de schapen. (Harrebomée, I, 306.)

15 Ein guter Hirt schiert die Schafe, aber er schindet sie nicht.Lohrengel, I, 220.

Wer die Haare oder Wolle nimmt, muss wenigstens das Fell lassen. Die Wolle wächst wieder, aber daa abgezogene Fell nicht mehr.

Frz.: Le bon pasteur, dit un empereur, tond son troupeau sans l'escorchor, ny grain toucher ne cuir ne peau. (Leroux, I, 132; Kritzinger, 516b.)

Holl.: Een goed herder zai de schapen wel scheren, maar niet villen. (Harrebomée, I, 306.)

It.: Il buon pastore tosa, ma non scortica mai le sue pecore. (Pazzaglia, 341, 3.)

Lat.: Boni pastoris est tondere pecus, non deglubere. (Sueton.) (Binder II, 353; Faselius, 34; Philippi, I, 62; Seybold, 56; Wiegand, 1013; Henisch, 423, 44; Eiselein, 313.)

16 Ein guter Hirt schiert die Schafe, ein böser zieht ihnen das Fell ab.Eiselein, 313; Simrock, 4777; Graf, 544, 70; Braun, I, 1401.

Holl.: Een goed herder zal de schapen wel scheren, maar het vel laten houden. (Harrebomée, I, 306.)

17 Ein guter Hirt soll die schaff blossen, aber nicht streiffen.Henisch, 423, 43.

Böhm.: Dobrý pastýř ovce střiže, ale kůže nesdírá. (Čelakovsky, 323.)

18 Ein Hirt, der sich vorm Wolf fürchtet, gibt auf seine Schafe nicht Acht.

Furchtsamkeit hat auf Pflichttreue sehr oft einen äusserst nachtheiligen Einfluss. Der Mensch muss stets das Rechte wollen, soviel als möglich ausführen und alles Uebrige einer höhern Leitung anheimstellen.

Ung.: A lágy pásztor alatt gyapjat rúg a farkas. (Gaal, 667.)

19 Ein Hirt muss seine Schafe kennen.Eiselein, 313; Simrock, 4771.

Lat.: Principis est virtus maxima nosse suos. (Martial.) (Philippi, II, 107.)

20 Ein Hirt regiert eine grosse Heerde Schafe.

Dän.: Hvor skulde en hyrde regiere en stor faare-hiord, dersom naturen ikke havde giort dem uden skarpe tænder, kløer, horn, forstand. (Prov. dan., 320.)

21 Ein Hirt soll bey seiner herd sein.Lehmann, 247, 35.

22 Einem guten Hirten holt der Wolf nicht leicht ein Schaf.

23 Es ist ein böser Hirt, der die eigenen Schafe frist.Henisch, 830, 62.

Die Russen: Es ist ein böser Hirt, der die Schafe dem Wolf selber zuträgt. (Altmann VI, 435.)

24 Es ist ein böser Hirt, der Wolf und Schaf zugleich weidet.

„Ich mag zwar nit eins solchen Hirten, der mit den Wolffen hat gelehrten.“ (Waldis, IV, 46.)

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[[341]/0347] ein Frosch. Sie schickten zum Bauernvogt, der es ihnen bezeichnen sollte. Er betrachtete es lange aufmerksam, und sagte dann: „Ich bin wirklich zweifelhaft. Wenn es kein Hirschbock ist, dann wird's wol eine Turteltaube sein.“ Hirschfuss. Hirschfüsse sind besser als Hirschgeweih. Das Nützliche ist stets dem Schönen vorzuziehen. Hirschgeweih. * Einem ein Hirschgeweih aufsetzen. Früher, wie auch der Eselssattel, ein Zeichen öffentlicher Brandmarkung. Vielleicht kann daraus auch die Redensart: „Sie setzt ihrem Manne Hörner auf“, am besten erklärt werden, dass hier oben das Bild für die Sache genommen ist, für den dem Bilde entsprechenden eigentlichen Sinn: sie brandmarkt, prostituirt ihn öffentlich. (Braga und Hermode.) Hirschhorn. Hirschhorn schabet man nicht gern, wie man auch den Hasenkopff nicht gern streifft. (S. Hase 59.) – Petri, II, 381. Hirschhörnlein. Hischhönle, Latenle. Ein Neckwort in Bezug auf die Hirschauer (s. Glied 21), die angeblich kein r aussprechen und statt: Herr Hirschwirth, sagen: Hee Hischwith. Ihnen, wie den Reutlingern, deren Aussprache an demselben Fehler leidet, ruft man spottend zu: Hischhönle, Latenle (Laternle). (Reinsberg V, 85.) Hirschkopf. Wer Hirschköpfe haben will, muss Hundsköpfe daran setzen. – Hainhof, 54. Hirse. 1 Wie der Hirse den Buchweizen hasst, so hasst der Buchweizen den Hirse. 2 Wer Hirse säet, erntet Hirse. *3 Den Hirse drechseln (oder ausbohren). Etwas Schwieriges, aber Unnützes, Ungereimtes thun. Der Hirse ist so klein, dass sich nichts mehr abdrehen lässt, wenn er überdies nicht schon rund wäre. *4 Er passt auf fremden Hirse auf und lässt seinen eigenen die Sperlinge fressen. Hirsebrei. 1 Hirschenbrei steht em Arweitsmann bei. (Waldeck.) – Curtze, 361, 562. 2 Wer sich am Hirsebrei das Maul verbrannt hat, der bläst auch geronnene Milch. *3 Bann's Hierschbrei rênt (regnet), honn se kenn Leffel. (Henneberg.) *4 Er hat Hirsebrei gegessen oder Kuttelfleck, das Maul stinkt ihm nach Dreck. – Fischart. *5 Hirsebrei, sacke di. (Marienburger Werder.) – Frischbier2, 1627. Während der Mahlzeit, Aufmunterung zum Essen. *6 Sein Hirsebrei brennt an (ist angebrannt). Hirsekorn. * Es ist ein Hirsekorn in eine Eselskehle (in den Bauch eines Esels). Hirt. 1 Auch dem besten Hirten frisst der Wolf ein Schaf. Alles Ungemach, jede Ungehörigkeit kann die wachsamste Aufsicht, die kräftigste Regierung nicht abwenden. 2 Auch ein lahmer Hirt weiss genäschige Ziegen zu fassen. 3 Bei viel hirten wirt vbel gehüt. – Franck, II, 103b; Gruter, I, 7; Henisch, 505, 51; Schottel, 1123a; Lehmann, 569, 52 u. 807, 12; Siebenkees, 189; Sutor, 232; Eisenhart, II, 72; Bücking, 24; Blum, 670; Wagner, 84; Graf, 69, 52; Eiselein, 313. „Bey vil Hirten vnd Königen wirt alleweg vbel gehüt vnd gekocht.“ (Zeytbuch, CXXXIb.) „Selten wol gehütet wirdt, wo viel Hirten seyn, wie das gemeine Sprichwort ist.“ (Aventin, CCCXXXIXa.) Weil sich einer auf den andern verlässt. Das Sprichwort wird also überall da seine Anwendung finden, wo ein Geschäft mehrern Personen zugleich aufgetragen wird, weil unter vielen so leicht ein Misverständniss oder eine Uneinigkeit entsteht. – Die Chinesen sagen: Die zu grosse Zahl der Hirten schadet der Heerde; sie verirrt sich viel weniger, wenn ein einziger sie führt. Die Russen: Bei sieben Hirten keine Heerde. (Reinsberg III, 140.) Holl.: Veel herders bij de schapen zullen maar te langer slapen. (Harrebomée, I, 306.) Lat.: Multitudo imperatorum Cariam perdidit. (Henisch, 505, 52; Eiselein, 313.) – Multos imperitare malum: rex unicus esto. (Binder II, 1936; Philippi, I, 263.) – Segnius expediunt commissa negotia plures. (Binder II, 3058; Lehmann, 569; Seybold, 547; Philippi, II, 172.) 4 Böse Hirten verderben die Heerde. Ein unachtsamer und sorgloser Erzieher verdirbt den Zögling. Dasselbe gilt mit Bezug auf Lehrer und Schüler, wie von Fürsten und Volk. 5 Das sind böse Hirten, die sich nur selbst weiden. 6 Der Hirt hätte einen geringen Vortel von seiner Heerde, wenn er auch wie das Vieh Gras fressen müsste. – Grimmelshausen, Vogelnest, I. 7 Der Hirt muss wachen, wenn auch die Heerde schläft. 8 Der hirten not ist der schaf todt. – Franck, I, 76b; Lehmann, II, 63, 123; Sailer, 71; Simrock, 4772; Körte, 2875; Braun, I, 1397. 9 Der muss den Hirten schlagen, der will die Heerde verjagen. 10 Die Hirten haben überall das Gelegte. – Graf, 497, 95. Sie geniessen wie Landwege und Strassen, wie Postwagen und -Häuser des besondern gesetzlichen Schutzes (Königsfrieden). Auf Rügen: De Herden hebben des Geleide, in wemes Gude se hueden. – (Rügen, 283, 213.) 11 Die hirten schlachten die schaffe vnd achten jhres bleckens nicht. – Henisch, 411, 25. 12 Ein böser Hirt, der seine Schafe auf der Fleischbank opffert. – Fischer, Psalter, 37c. 13 Ein guter Hirt kennt seine Schafe. 14 Ein guter Hirt lässt das Leben für die Schafe. – Joh. 10, 11; Eiselein, 313. Holl.: De goede herder waagt zijn leven voor de schapen. (Harrebomée, I, 306.) 15 Ein guter Hirt schiert die Schafe, aber er schindet sie nicht. – Lohrengel, I, 220. Wer die Haare oder Wolle nimmt, muss wenigstens das Fell lassen. Die Wolle wächst wieder, aber daa abgezogene Fell nicht mehr. Frz.: Le bon pasteur, dit un empereur, tond son troupeau sans l'escorchor, ny grain toucher ne cuir ne peau. (Leroux, I, 132; Kritzinger, 516b.) Holl.: Een goed herder zai de schapen wel scheren, maar niet villen. (Harrebomée, I, 306.) It.: Il buon pastore tosa, ma non scortica mai le sue pecore. (Pazzaglia, 341, 3.) Lat.: Boni pastoris est tondere pecus, non deglubere. (Sueton.) (Binder II, 353; Faselius, 34; Philippi, I, 62; Seybold, 56; Wiegand, 1013; Henisch, 423, 44; Eiselein, 313.) 16 Ein guter Hirt schiert die Schafe, ein böser zieht ihnen das Fell ab. – Eiselein, 313; Simrock, 4777; Graf, 544, 70; Braun, I, 1401. Holl.: Een goed herder zal de schapen wel scheren, maar het vel laten houden. (Harrebomée, I, 306.) 17 Ein guter Hirt soll die schaff blossen, aber nicht streiffen. – Henisch, 423, 43. Böhm.: Dobrý pastýř ovce střiže, ale kůže nesdírá. (Čelakovsky, 323.) 18 Ein Hirt, der sich vorm Wolf fürchtet, gibt auf seine Schafe nicht Acht. Furchtsamkeit hat auf Pflichttreue sehr oft einen äusserst nachtheiligen Einfluss. Der Mensch muss stets das Rechte wollen, soviel als möglich ausführen und alles Uebrige einer höhern Leitung anheimstellen. Ung.: A lágy pásztor alatt gyapjat rúg a farkas. (Gaal, 667.) 19 Ein Hirt muss seine Schafe kennen. – Eiselein, 313; Simrock, 4771. Lat.: Principis est virtus maxima nosse suos. (Martial.) (Philippi, II, 107.) 20 Ein Hirt regiert eine grosse Heerde Schafe. Dän.: Hvor skulde en hyrde regiere en stor faare-hiord, dersom naturen ikke havde giort dem uden skarpe tænder, kløer, horn, forstand. (Prov. dan., 320.) 21 Ein Hirt soll bey seiner herd sein. – Lehmann, 247, 35. 22 Einem guten Hirten holt der Wolf nicht leicht ein Schaf. 23 Es ist ein böser Hirt, der die eigenen Schafe frist. – Henisch, 830, 62. Die Russen: Es ist ein böser Hirt, der die Schafe dem Wolf selber zuträgt. (Altmann VI, 435.) 24 Es ist ein böser Hirt, der Wolf und Schaf zugleich weidet. „Ich mag zwar nit eins solchen Hirten, der mit den Wolffen hat gelehrten.“ (Waldis, IV, 46.) It.: Il pastor che loda il lupo, ha in odio la pecora. (Cahier, 2968.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [341]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/347>, abgerufen am 29.03.2024.