Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 203 Wer sich an Huren hengt, der kriegt Motten vnd Würme zu lohn. - Petri, II, 757.

In Toscana sagt man: Wer zu den Huren geht und nicht strauchelt, kann sicher bis nach Frankreich gehen. (Reinsberg VI, 26.)

204 Wer sich Huren und Gänse hält, hat viel Unruh in der Welt.

Holl.: Die hoeren leidt, of ezels drijft, 't is vreemd, zoo hij in ruste blijft. (Harrebomee, I, 312.)

205 Wer sich lest Huren regieren, dem ist vnglück nicht fern. - Petri, II, 760; Henisch, 1668, 60.

206 Wer sich lest Huren vmbhangen, kan nicht viel Künst erlangen. - Petri, II, 760.

207 Wer sich lest Huren vmbtreiben, kan nicht bey Ehren bleiben. - Petri, II, 760.

208 Wer sich mit Huren nährt und mit alten Rossen zum Acker fährt, der hat sein Gütlein bald verzehrt. (Westf.)

209 Wer sich mit Huren nehret und mit Karren fehret, dem ist alles Unglück beschert. - Petri, II, 761; Coler, 234b; Froschm., PVI; Nass. Schulbl., XIV, 5.

210 Wer von einer huren scheidet, hat ein gute tagreiss gethan. - Tappius, 168b; Petri, II, 775; Lehmann, II, 852, 349; Körte, 3075; Braun, I, 1583.

Die Russen: Wer sich von einer Hure scheidet, begeht keinen Ehebruch. (Altmann VI, 501.)

Dän.: Hvo som forlader horen, giör en god dags-reyse. (Prov. dan., 300.)

Engl.: He who loseth a whore, is a great gainer. (Bohn, II, 45.)

Holl.: Die zich van eene hoer scheidt, doet eene goede dagreize. (Harrebomee, I, 312.)

Lat.: Arduum conficit iter, qui absolvitur a scorto. (Binder II, 230; Philippi, I, 40; Seybold, 35.)

211 Weren keine Huren, so hett niemand dem Herrn Christo die Füss mit threnen gewaschen. - Lehmann, 98, 16.

Sollte vielleicht folgende väterliche Fürsorge, auf dieser Annahme beruhen? Als im Jahre 1703 in Rom ein Erdbeben anhielt und die ganze Stadt Bussübungen anstellte, auch für die dadurch verarmten Familien Geld sammelte, befahl der Papst, dass den öffentlichen Huren Geld ausgetheilt werden sollte, die dessen sehr benöthigt wären, weil sie während der allgemeinen Noth und anhaltenden Andacht nichts hätten verdienen können. Es wurde ihnen zugleich bei 50 Ducaten Strafe verboten, sich in den Hauptkirchen finden zu lassen. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, S. 50.)

212 Wird die Hure alt, so geht sie ins Kloster.

213 Wo die Huren spinnen, da ist die Nahrung klein. - Petri, II, 802.

*214 An eine Hure gepicht sein.

"Wir Deutschen reden, wer an eine Hur gepicht ist, der" u. s. w. (Mathesius, Sarepta, LVIIIa.)

*215 Dat is Hoeren Inschlag un Hoeren Schergarn. (Ostfries.) - Hauskalender, II.

*216 Die babylonische Hure.

*217 Er hat keine Hure, er behilft sich mit ehrlichen Weibern.

*218 Es hat ein hur ein fromm fraw gescholten. - Franck, II, 20a.

In dem Sinne: Ein Esel heisst den andern Sackträger. (S. Haus 590.) Die Russen: Eine Hure bei ihrer Keuschheit fassen. - Einer Hure Keuschheit loben. - Eine Hure schänden (oder: entehren) wollen. (Altmann VI, 518, 520 u. 521.)

*219 Horen un schnoren. - Eichwald, 813.

*220 Ist sie ein hur, so treugt sie mich vbel. - Franck, II, 66a.

Um die Möglichkeit einer Täuschung in Betreff des guten Charakters einer Person einzuräumen.

*221 Sie ist mit erlaub ein hur in der kut. (S. König.) - Franck, II, 85b.

Die Engländer haben zur Bezeichnung einer solchen Person folgende Redensarten: A cockatrice. As common as the high-way. A lady of pleasure. A leman. A kind-hearted soul. A light-skirts. She's like a cat, she'll play with her tail. She's as right as my leg. She's loose in the hilts. She's as common as a barber's chair. She lies backword, and lets out her forerooms. She's wagtail. She is one of us. She is neither wife, widow, nor maid. (Bohn II, 64.)


Huren.

1 Huere, Lüge und Stehle sind Geschwisterte. (Luzern.)

[Spaltenumbruch] 2 Huren und Saufen fressen 's Geld mit Haufen.

3 Wer huren, spielen, sauffen thut, mag bald verlieren grosses gut.

Lat.: Diues eram dudum, me fecerunt tria nudum, alea, uina, Venus: tribus his sum factus egenus. (Loci comm., 116.)

4 Wer hurt, der muss betteln. - Petri, II, 719; Henisch, 347, 56.

5 Wer hurt, der sündigt an seinem eigen Leibe. - Petri, II, 719.

*6 Er hurt wie ein Karmeliter. - Klosterspiegel, 81, 32.

Zur Charakteristik des Mönchslebens. Fast alle Orden waren wegen ihres Aergerlebens sprichwörtlich. Der Klosterspiegel enthält nebst diesen noch folgende sprichwörtliche Vergleichungen: Er frisst wie ein Bernhardiner. Er säuft wie ein Franciscaner. Er stinkt wie ein Kapuziner. Er hat Pfiffe wie ein Jesuit. Er schläft wie ein Kanonicus.

*7 Er hurt wie ein Steinesel. - Frischbier2, 1770.

*8 Er hurt wie ein Tempelbruder. (S. Saufen.) - Körte, 7351.

Wie man im 12. Jahrhundert von Mitgliedern berühmter Orden dachte, darüber hat sich Richard von England, Sohn des Königs Heinrich II., in wenigen, aber charakteristischen Worten ausgesprochen. Als einmal ein Geistlicher ihn fragte, ob er nicht seine Lieblingstöchter: Stolz, Geiz und Wollust von sich lassen wolle, antwortete er: "O ja, die erste gebe ich den Tempelherren, die zweite den Benedictinern und die dritte meinen Bischöfen." (Wagenseil, Aehrenlese, Nr. 138.)

*9 Huren vnd Epicuren. - Simplic., I, 380.


Hurenarbeit.

Hurenarbeit bringt Hurenlohn. - Coler, 997b.


Hurenart.

Hurenart nie gut ward. - Petri, II, 386.

"Die fabel lert, das hurenart von end der welt noch nie gut ward." (Waldis, II, 46, 23.)


Hurenaufzug.

* Das ist Hurenaufzug und Hureneinschlag. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 161.

Ein aus der Weberei entlehntes Bild.


Hurenbalg.

* Es ist ein Hurenbalg.

Sprichwörtlich sind auch noch die Zusammensetzungen: Hurenkerl, Hurenknecht, Hurenvater, Hurenmutter.


Hürenbeiss.

1 Es sind drei Hürenbeiss1 hie zu Strasburg, da man das Fieber an isset: die unzeitigen Rettiche, die unzeitigen Gänse und die unzeitigen Meidlin und Töchterlin. - Eiselein, 337; Reinsberg V, 108.

1) Neue Speisen.

2 Hürenbeiss1 macht d' Narre feiss.

1) Auch Hüripeiss, Hürapeiss. Zunächst Erstlinge von Obstfrüchten und Gemüse, dann überhaupt alles Wohlschmeckende, das man selten zu essen bekommt; in Bündten Hürling, Heuerling, d. h. eine Frucht von diesem Jahre. Vou heuer = dies Jahr, und Endbeiss, Enbeiss (Speise); vom alten enbeissen = essen, oder was man von dieser Art hür (heuer) zum erstenmal anbeisst, isst. (Stalder, II, 64.)


Hurengebet.

Hurengebet hören die Heiligen nicht.

Die Russen: Huren beten, dass Gott die Wollust mehre. (Altmann VI, 488.)


Hurengesindel.

Hurengesindlein scheidet sich nimmermehr. - Petri, II, 386.


Hurengunst.

Hurengunst ist Dunst.


Hurenhaus.

1 Besser im Hurenhaus als im Beinhaus, man wird nicht so zerstochen.

Holl.: Beter een hoer- dan een oliekoeken-huis; want er zal geen brand van komen, maar wel gebluscht worden. (Harrebomee, I, 311.)

2 De de en Fot in't Horhus sett't, sett't de ander in't Gasthaus (Spital). (Ostfries.)

3 Die in ein Hurenhaus treten, wollen kein Paternoster beten.

Die Russen: Wer ins Hurenhaus geht, thut's nicht um Keuschheit zu lernen. (Altmann VI, 454.)

4 Im Hurenhause einen Fuss, im Spital den andern. - Braun, I, 1591.

Dän.: Hvo som haver den eene fod i hore-huuset, haver den anden i spitalet. (Prov. dan., 299.)

[Spaltenumbruch] 203 Wer sich an Huren hengt, der kriegt Motten vnd Würme zu lohn.Petri, II, 757.

In Toscana sagt man: Wer zu den Huren geht und nicht strauchelt, kann sicher bis nach Frankreich gehen. (Reinsberg VI, 26.)

204 Wer sich Huren und Gänse hält, hat viel Unruh in der Welt.

Holl.: Die hoeren leidt, of ezels drijft, 't is vreemd, zoo hij in ruste blijft. (Harrebomée, I, 312.)

205 Wer sich lest Huren regieren, dem ist vnglück nicht fern.Petri, II, 760; Henisch, 1668, 60.

206 Wer sich lest Huren vmbhangen, kan nicht viel Künst erlangen.Petri, II, 760.

207 Wer sich lest Huren vmbtreiben, kan nicht bey Ehren bleiben.Petri, II, 760.

208 Wer sich mit Huren nährt und mit alten Rossen zum Acker fährt, der hat sein Gütlein bald verzehrt. (Westf.)

209 Wer sich mit Huren nehret und mit Karren fehret, dem ist alles Unglück beschert.Petri, II, 761; Coler, 234b; Froschm., PVI; Nass. Schulbl., XIV, 5.

210 Wer von einer huren scheidet, hat ein gute tagreiss gethan.Tappius, 168b; Petri, II, 775; Lehmann, II, 852, 349; Körte, 3075; Braun, I, 1583.

Die Russen: Wer sich von einer Hure scheidet, begeht keinen Ehebruch. (Altmann VI, 501.)

Dän.: Hvo som forlader horen, giør en god dags-reyse. (Prov. dan., 300.)

Engl.: He who loseth a whore, is a great gainer. (Bohn, II, 45.)

Holl.: Die zich van eene hoer scheidt, doet eene goede dagreize. (Harrebomée, I, 312.)

Lat.: Arduum conficit iter, qui absolvitur a scorto. (Binder II, 230; Philippi, I, 40; Seybold, 35.)

211 Weren keine Huren, so hett niemand dem Herrn Christo die Füss mit threnen gewaschen.Lehmann, 98, 16.

Sollte vielleicht folgende väterliche Fürsorge, auf dieser Annahme beruhen? Als im Jahre 1703 in Rom ein Erdbeben anhielt und die ganze Stadt Bussübungen anstellte, auch für die dadurch verarmten Familien Geld sammelte, befahl der Papst, dass den öffentlichen Huren Geld ausgetheilt werden sollte, die dessen sehr benöthigt wären, weil sie während der allgemeinen Noth und anhaltenden Andacht nichts hätten verdienen können. Es wurde ihnen zugleich bei 50 Ducaten Strafe verboten, sich in den Hauptkirchen finden zu lassen. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, S. 50.)

212 Wird die Hure alt, so geht sie ins Kloster.

213 Wo die Huren spinnen, da ist die Nahrung klein.Petri, II, 802.

*214 An eine Hure gepicht sein.

„Wir Deutschen reden, wer an eine Hur gepicht ist, der“ u. s. w. (Mathesius, Sarepta, LVIIIa.)

*215 Dat is Hoeren Inschlag un Hoeren Schêrgârn. (Ostfries.) – Hauskalender, II.

*216 Die babylonische Hure.

*217 Er hat keine Hure, er behilft sich mit ehrlichen Weibern.

*218 Es hat ein hur ein fromm fraw gescholten.Franck, II, 20a.

In dem Sinne: Ein Esel heisst den andern Sackträger. (S. Haus 590.) Die Russen: Eine Hure bei ihrer Keuschheit fassen. – Einer Hure Keuschheit loben. – Eine Hure schänden (oder: entehren) wollen. (Altmann VI, 518, 520 u. 521.)

*219 Horen un schnoren.Eichwald, 813.

*220 Ist sie ein hur, so treugt sie mich vbel.Franck, II, 66a.

Um die Möglichkeit einer Täuschung in Betreff des guten Charakters einer Person einzuräumen.

*221 Sie ist mit erlaub ein hur in der kut. (S. König.) – Franck, II, 85b.

Die Engländer haben zur Bezeichnung einer solchen Person folgende Redensarten: A cockatrice. As common as the high-way. A lady of pleasure. A leman. A kind-hearted soul. A light-skirts. She's like a cat, she'll play with her tail. She's as right as my leg. She's loose in the hilts. She's as common as a barber's chair. She lies backword, and lets out her forerooms. She's wagtail. She is one of us. She is neither wife, widow, nor maid. (Bohn II, 64.)


Huren.

1 Huere, Lüge und Stehle sind Geschwisterte. (Luzern.)

[Spaltenumbruch] 2 Huren und Saufen fressen 's Geld mit Haufen.

3 Wer huren, spielen, sauffen thut, mag bald verlieren grosses gut.

Lat.: Diues eram dudum, me fecerunt tria nudum, alea, uina, Venus: tribus his sum factus egenus. (Loci comm., 116.)

4 Wer hurt, der muss betteln.Petri, II, 719; Henisch, 347, 56.

5 Wer hurt, der sündigt an seinem eigen Leibe.Petri, II, 719.

*6 Er hurt wie ein Karmeliter.Klosterspiegel, 81, 32.

Zur Charakteristik des Mönchslebens. Fast alle Orden waren wegen ihres Aergerlebens sprichwörtlich. Der Klosterspiegel enthält nebst diesen noch folgende sprichwörtliche Vergleichungen: Er frisst wie ein Bernhardiner. Er säuft wie ein Franciscaner. Er stinkt wie ein Kapuziner. Er hat Pfiffe wie ein Jesuit. Er schläft wie ein Kanonicus.

*7 Er hurt wie ein Steinesel.Frischbier2, 1770.

*8 Er hurt wie ein Tempelbruder. (S. Saufen.) – Körte, 7351.

Wie man im 12. Jahrhundert von Mitgliedern berühmter Orden dachte, darüber hat sich Richard von England, Sohn des Königs Heinrich II., in wenigen, aber charakteristischen Worten ausgesprochen. Als einmal ein Geistlicher ihn fragte, ob er nicht seine Lieblingstöchter: Stolz, Geiz und Wollust von sich lassen wolle, antwortete er: „O ja, die erste gebe ich den Tempelherren, die zweite den Benedictinern und die dritte meinen Bischöfen.“ (Wagenseil, Aehrenlese, Nr. 138.)

*9 Huren vnd Epicuren.Simplic., I, 380.


Hurenarbeit.

Hurenarbeit bringt Hurenlohn.Coler, 997b.


Hurenart.

Hurenart nie gut ward.Petri, II, 386.

„Die fabel lert, das hurenart von end der welt noch nie gut ward.“ (Waldis, II, 46, 23.)


Hurenaufzug.

* Das ist Hurenaufzug und Hureneinschlag. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 161.

Ein aus der Weberei entlehntes Bild.


Hurenbalg.

* Es ist ein Hurenbalg.

Sprichwörtlich sind auch noch die Zusammensetzungen: Hurenkerl, Hurenknecht, Hurenvater, Hurenmutter.


Hürenbeiss.

1 Es sind drei Hürenbeiss1 hie zu Strasburg, da man das Fieber an isset: die unzeitigen Rettiche, die unzeitigen Gänse und die unzeitigen Meidlin und Töchterlin.Eiselein, 337; Reinsberg V, 108.

1) Neue Speisen.

2 Hürenbeiss1 macht d' Narre feiss.

1) Auch Hüripeiss, Hürapeiss. Zunächst Erstlinge von Obstfrüchten und Gemüse, dann überhaupt alles Wohlschmeckende, das man selten zu essen bekommt; in Bündten Hürling, Heuerling, d. h. eine Frucht von diesem Jahre. Vou heuer = dies Jahr, und Endbeiss, Enbeiss (Speise); vom alten enbeissen = essen, oder was man von dieser Art hür (heuer) zum erstenmal anbeisst, isst. (Stalder, II, 64.)


Hurengebet.

Hurengebet hören die Heiligen nicht.

Die Russen: Huren beten, dass Gott die Wollust mehre. (Altmann VI, 488.)


Hurengesindel.

Hurengesindlein scheidet sich nimmermehr.Petri, II, 386.


Hurengunst.

Hurengunst ist Dunst.


Hurenhaus.

1 Besser im Hurenhaus als im Beinhaus, man wird nicht so zerstochen.

Holl.: Beter een hoer- dan een oliekoeken-huis; want er zal geen brand van komen, maar wel gebluscht worden. (Harrebomée, I, 311.)

2 De de ên Fôt in't Hôrhus sett't, sett't de ander in't Gasthûs (Spital). (Ostfries.)

3 Die in ein Hurenhaus treten, wollen kein Paternoster beten.

Die Russen: Wer ins Hurenhaus geht, thut's nicht um Keuschheit zu lernen. (Altmann VI, 454.)

4 Im Hurenhause einen Fuss, im Spital den andern.Braun, I, 1591.

Dän.: Hvo som haver den eene fod i hore-huuset, haver den anden i spitalet. (Prov. dan., 299.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0474" n="[468]"/><cb n="935"/>
203 Wer sich an Huren hengt, der kriegt Motten vnd Würme zu lohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 757.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Toscana sagt man: Wer zu den Huren geht und nicht strauchelt, kann sicher bis nach Frankreich gehen. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 26.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">204 Wer sich Huren und Gänse hält, hat viel Unruh in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die hoeren leidt, of ezels drijft, 't is vreemd, zoo hij in ruste blijft. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 312.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">205 Wer sich lest Huren regieren, dem ist vnglück nicht fern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 760; Henisch, 1668, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">206 Wer sich lest Huren vmbhangen, kan nicht viel Künst erlangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 760.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">207 Wer sich lest Huren vmbtreiben, kan nicht bey Ehren bleiben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 760.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">208 Wer sich mit Huren nährt und mit alten Rossen zum Acker fährt, der hat sein Gütlein bald verzehrt.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">209 Wer sich mit Huren nehret und mit Karren fehret, dem ist alles Unglück beschert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 761; Coler, 234<hi rendition="#sup">b</hi>; Froschm., PVI; Nass. Schulbl., XIV, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">210 Wer von einer huren scheidet, hat ein gute tagreiss gethan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 168<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 775; Lehmann, II, 852, 349; Körte, 3075; Braun, I, 1583.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer sich von einer Hure scheidet, begeht keinen Ehebruch. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 501.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som forlader horen, giør en god dags-reyse. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He who loseth a whore, is a great gainer. (<hi rendition="#i">Bohn, II, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zich van eene hoer scheidt, doet eene goede dagreize. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 312.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arduum conficit iter, qui absolvitur a scorto. (<hi rendition="#i">Binder II, 230; Philippi, I, 40; Seybold, 35.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">211 Weren keine Huren, so hett niemand dem Herrn Christo die Füss mit threnen gewaschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 98, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sollte vielleicht folgende väterliche Fürsorge, auf dieser Annahme beruhen? Als im Jahre 1703 in Rom ein Erdbeben anhielt und die ganze Stadt Bussübungen anstellte, auch für die dadurch verarmten Familien Geld sammelte, befahl der Papst, dass den öffentlichen Huren Geld ausgetheilt werden sollte, die dessen sehr benöthigt wären, weil sie während der allgemeinen Noth und anhaltenden Andacht nichts hätten verdienen können. Es wurde ihnen zugleich bei 50 Ducaten Strafe verboten, sich in den Hauptkirchen finden zu lassen. (<hi rendition="#i">Gesellschafter, Magdeburg 1784, S. 50.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">212 Wird die Hure alt, so geht sie ins Kloster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">213 Wo die Huren spinnen, da ist die Nahrung klein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 802.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*214 An eine Hure gepicht sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wir Deutschen reden, wer an eine Hur gepicht ist, der&#x201C; u. s. w. (<hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, LVIII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*215 Dat is Hoeren Inschlag un Hoeren Schêrgârn.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*216 Die babylonische Hure.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*217 Er hat keine Hure, er behilft sich mit ehrlichen Weibern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*218 Es hat ein hur ein fromm fraw gescholten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 20<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne: Ein Esel heisst den andern Sackträger. (S.  Haus 590.) Die Russen: Eine Hure bei ihrer Keuschheit fassen. &#x2013; Einer Hure Keuschheit loben. &#x2013; Eine Hure schänden (oder: entehren) wollen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 518, 520 u. 521.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*219 Horen un schnoren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 813.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*220 Ist sie ein hur, so treugt sie mich vbel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 66<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um die Möglichkeit einer Täuschung in Betreff des guten Charakters einer Person einzuräumen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*221 Sie ist mit erlaub ein hur in der kut.</hi> (S.  König.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 85<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Engländer haben zur Bezeichnung einer solchen Person folgende Redensarten: A cockatrice. As common as the high-way. A lady of pleasure. A leman. A kind-hearted soul. A light-skirts. She's like a cat, she'll play with her tail. She's as right as my leg. She's loose in the hilts. She's as common as a barber's chair. She lies backword, and lets out her forerooms. She's wagtail. She is one of us. She is neither wife, widow, nor maid. (<hi rendition="#i">Bohn II, 64.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Huren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Huere, Lüge und Stehle sind Geschwisterte.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="936"/>
2 Huren und Saufen fressen 's Geld mit Haufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer huren, spielen, sauffen thut, mag bald verlieren grosses gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Diues eram dudum, me fecerunt tria nudum, alea, uina, Venus: tribus his sum factus egenus. (<hi rendition="#i">Loci comm., 116.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer hurt, der muss betteln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 719; Henisch, 347, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer hurt, der sündigt an seinem eigen Leibe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 719.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er hurt wie ein Karmeliter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 81, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Charakteristik des Mönchslebens. Fast alle Orden waren wegen ihres Aergerlebens sprichwörtlich. Der <hi rendition="#i">Klosterspiegel</hi> enthält nebst diesen noch folgende sprichwörtliche Vergleichungen: Er frisst wie ein Bernhardiner. Er säuft wie ein Franciscaner. Er stinkt wie ein Kapuziner. Er hat Pfiffe wie ein Jesuit. Er schläft wie ein Kanonicus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er hurt wie ein Steinesel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1770.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Er hurt wie ein Tempelbruder.</hi> (S.  Saufen.) &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 7351.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie man im 12. Jahrhundert von Mitgliedern berühmter Orden dachte, darüber hat sich Richard von England, Sohn des Königs Heinrich II., in wenigen, aber charakteristischen Worten ausgesprochen. Als einmal ein Geistlicher ihn fragte, ob er nicht seine Lieblingstöchter: Stolz, Geiz und Wollust von sich lassen wolle, antwortete er: &#x201E;O ja, die erste gebe ich den Tempelherren, die zweite den Benedictinern und die dritte meinen Bischöfen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Wagenseil, Aehrenlese, Nr. 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Huren vnd Epicuren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simplic., I, 380.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurenarbeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hurenarbeit bringt Hurenlohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Coler, 997<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurenart.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hurenart nie gut ward.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 386.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die fabel lert, das hurenart von end der welt noch nie gut ward.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 46, 23.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurenaufzug.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das ist Hurenaufzug und Hureneinschlag.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, II, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein aus der Weberei entlehntes Bild.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurenbalg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Hurenbalg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwörtlich sind auch noch die Zusammensetzungen: Hurenkerl, Hurenknecht, Hurenvater, Hurenmutter.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hürenbeiss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es sind drei Hürenbeiss<hi rendition="#sup">1</hi> hie zu Strasburg, da man das Fieber an isset: die unzeitigen Rettiche, die unzeitigen Gänse und die unzeitigen Meidlin und Töchterlin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 337; Reinsberg V, 108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Neue Speisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Hürenbeiss<hi rendition="#sup">1</hi> macht d' Narre feiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch Hüripeiss, Hürapeiss. Zunächst Erstlinge von Obstfrüchten und Gemüse, dann überhaupt alles Wohlschmeckende, das man selten zu essen bekommt; in Bündten Hürling, Heuerling, d. h. eine Frucht von diesem Jahre. Vou heuer = dies Jahr, und Endbeiss, Enbeiss (Speise); vom alten enbeissen = essen, oder was man von dieser Art hür (heuer) zum erstenmal anbeisst, isst. (<hi rendition="#i">Stalder, II,</hi> 64.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurengebet.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hurengebet hören die Heiligen nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Huren beten, dass Gott die Wollust mehre. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 488.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurengesindel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hurengesindlein scheidet sich nimmermehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 386.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurengunst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hurengunst ist Dunst.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hurenhaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser im Hurenhaus als im Beinhaus, man wird nicht so zerstochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Beter een hoer- dan een oliekoeken-huis; want er zal geen brand van komen, maar wel gebluscht worden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 311.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De de ên Fôt in't Hôrhus sett't, sett't de ander in't Gasthûs (Spital).</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die in ein Hurenhaus treten, wollen kein Paternoster beten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer ins Hurenhaus geht, thut's nicht um Keuschheit zu lernen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 454.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Im Hurenhause einen Fuss, im Spital den andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 1591.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som haver den eene fod i hore-huuset, haver den anden i spitalet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 299.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[468]/0474] 203 Wer sich an Huren hengt, der kriegt Motten vnd Würme zu lohn. – Petri, II, 757. In Toscana sagt man: Wer zu den Huren geht und nicht strauchelt, kann sicher bis nach Frankreich gehen. (Reinsberg VI, 26.) 204 Wer sich Huren und Gänse hält, hat viel Unruh in der Welt. Holl.: Die hoeren leidt, of ezels drijft, 't is vreemd, zoo hij in ruste blijft. (Harrebomée, I, 312.) 205 Wer sich lest Huren regieren, dem ist vnglück nicht fern. – Petri, II, 760; Henisch, 1668, 60. 206 Wer sich lest Huren vmbhangen, kan nicht viel Künst erlangen. – Petri, II, 760. 207 Wer sich lest Huren vmbtreiben, kan nicht bey Ehren bleiben. – Petri, II, 760. 208 Wer sich mit Huren nährt und mit alten Rossen zum Acker fährt, der hat sein Gütlein bald verzehrt. (Westf.) 209 Wer sich mit Huren nehret und mit Karren fehret, dem ist alles Unglück beschert. – Petri, II, 761; Coler, 234b; Froschm., PVI; Nass. Schulbl., XIV, 5. 210 Wer von einer huren scheidet, hat ein gute tagreiss gethan. – Tappius, 168b; Petri, II, 775; Lehmann, II, 852, 349; Körte, 3075; Braun, I, 1583. Die Russen: Wer sich von einer Hure scheidet, begeht keinen Ehebruch. (Altmann VI, 501.) Dän.: Hvo som forlader horen, giør en god dags-reyse. (Prov. dan., 300.) Engl.: He who loseth a whore, is a great gainer. (Bohn, II, 45.) Holl.: Die zich van eene hoer scheidt, doet eene goede dagreize. (Harrebomée, I, 312.) Lat.: Arduum conficit iter, qui absolvitur a scorto. (Binder II, 230; Philippi, I, 40; Seybold, 35.) 211 Weren keine Huren, so hett niemand dem Herrn Christo die Füss mit threnen gewaschen. – Lehmann, 98, 16. Sollte vielleicht folgende väterliche Fürsorge, auf dieser Annahme beruhen? Als im Jahre 1703 in Rom ein Erdbeben anhielt und die ganze Stadt Bussübungen anstellte, auch für die dadurch verarmten Familien Geld sammelte, befahl der Papst, dass den öffentlichen Huren Geld ausgetheilt werden sollte, die dessen sehr benöthigt wären, weil sie während der allgemeinen Noth und anhaltenden Andacht nichts hätten verdienen können. Es wurde ihnen zugleich bei 50 Ducaten Strafe verboten, sich in den Hauptkirchen finden zu lassen. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, S. 50.) 212 Wird die Hure alt, so geht sie ins Kloster. 213 Wo die Huren spinnen, da ist die Nahrung klein. – Petri, II, 802. *214 An eine Hure gepicht sein. „Wir Deutschen reden, wer an eine Hur gepicht ist, der“ u. s. w. (Mathesius, Sarepta, LVIIIa.) *215 Dat is Hoeren Inschlag un Hoeren Schêrgârn. (Ostfries.) – Hauskalender, II. *216 Die babylonische Hure. *217 Er hat keine Hure, er behilft sich mit ehrlichen Weibern. *218 Es hat ein hur ein fromm fraw gescholten. – Franck, II, 20a. In dem Sinne: Ein Esel heisst den andern Sackträger. (S. Haus 590.) Die Russen: Eine Hure bei ihrer Keuschheit fassen. – Einer Hure Keuschheit loben. – Eine Hure schänden (oder: entehren) wollen. (Altmann VI, 518, 520 u. 521.) *219 Horen un schnoren. – Eichwald, 813. *220 Ist sie ein hur, so treugt sie mich vbel. – Franck, II, 66a. Um die Möglichkeit einer Täuschung in Betreff des guten Charakters einer Person einzuräumen. *221 Sie ist mit erlaub ein hur in der kut. (S. König.) – Franck, II, 85b. Die Engländer haben zur Bezeichnung einer solchen Person folgende Redensarten: A cockatrice. As common as the high-way. A lady of pleasure. A leman. A kind-hearted soul. A light-skirts. She's like a cat, she'll play with her tail. She's as right as my leg. She's loose in the hilts. She's as common as a barber's chair. She lies backword, and lets out her forerooms. She's wagtail. She is one of us. She is neither wife, widow, nor maid. (Bohn II, 64.) Huren. 1 Huere, Lüge und Stehle sind Geschwisterte. (Luzern.) 2 Huren und Saufen fressen 's Geld mit Haufen. 3 Wer huren, spielen, sauffen thut, mag bald verlieren grosses gut. Lat.: Diues eram dudum, me fecerunt tria nudum, alea, uina, Venus: tribus his sum factus egenus. (Loci comm., 116.) 4 Wer hurt, der muss betteln. – Petri, II, 719; Henisch, 347, 56. 5 Wer hurt, der sündigt an seinem eigen Leibe. – Petri, II, 719. *6 Er hurt wie ein Karmeliter. – Klosterspiegel, 81, 32. Zur Charakteristik des Mönchslebens. Fast alle Orden waren wegen ihres Aergerlebens sprichwörtlich. Der Klosterspiegel enthält nebst diesen noch folgende sprichwörtliche Vergleichungen: Er frisst wie ein Bernhardiner. Er säuft wie ein Franciscaner. Er stinkt wie ein Kapuziner. Er hat Pfiffe wie ein Jesuit. Er schläft wie ein Kanonicus. *7 Er hurt wie ein Steinesel. – Frischbier2, 1770. *8 Er hurt wie ein Tempelbruder. (S. Saufen.) – Körte, 7351. Wie man im 12. Jahrhundert von Mitgliedern berühmter Orden dachte, darüber hat sich Richard von England, Sohn des Königs Heinrich II., in wenigen, aber charakteristischen Worten ausgesprochen. Als einmal ein Geistlicher ihn fragte, ob er nicht seine Lieblingstöchter: Stolz, Geiz und Wollust von sich lassen wolle, antwortete er: „O ja, die erste gebe ich den Tempelherren, die zweite den Benedictinern und die dritte meinen Bischöfen.“ (Wagenseil, Aehrenlese, Nr. 138.) *9 Huren vnd Epicuren. – Simplic., I, 380. Hurenarbeit. Hurenarbeit bringt Hurenlohn. – Coler, 997b. Hurenart. Hurenart nie gut ward. – Petri, II, 386. „Die fabel lert, das hurenart von end der welt noch nie gut ward.“ (Waldis, II, 46, 23.) Hurenaufzug. * Das ist Hurenaufzug und Hureneinschlag. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 161. Ein aus der Weberei entlehntes Bild. Hurenbalg. * Es ist ein Hurenbalg. Sprichwörtlich sind auch noch die Zusammensetzungen: Hurenkerl, Hurenknecht, Hurenvater, Hurenmutter. Hürenbeiss. 1 Es sind drei Hürenbeiss1 hie zu Strasburg, da man das Fieber an isset: die unzeitigen Rettiche, die unzeitigen Gänse und die unzeitigen Meidlin und Töchterlin. – Eiselein, 337; Reinsberg V, 108. 1) Neue Speisen. 2 Hürenbeiss1 macht d' Narre feiss. 1) Auch Hüripeiss, Hürapeiss. Zunächst Erstlinge von Obstfrüchten und Gemüse, dann überhaupt alles Wohlschmeckende, das man selten zu essen bekommt; in Bündten Hürling, Heuerling, d. h. eine Frucht von diesem Jahre. Vou heuer = dies Jahr, und Endbeiss, Enbeiss (Speise); vom alten enbeissen = essen, oder was man von dieser Art hür (heuer) zum erstenmal anbeisst, isst. (Stalder, II, 64.) Hurengebet. Hurengebet hören die Heiligen nicht. Die Russen: Huren beten, dass Gott die Wollust mehre. (Altmann VI, 488.) Hurengesindel. Hurengesindlein scheidet sich nimmermehr. – Petri, II, 386. Hurengunst. Hurengunst ist Dunst. Hurenhaus. 1 Besser im Hurenhaus als im Beinhaus, man wird nicht so zerstochen. Holl.: Beter een hoer- dan een oliekoeken-huis; want er zal geen brand van komen, maar wel gebluscht worden. (Harrebomée, I, 311.) 2 De de ên Fôt in't Hôrhus sett't, sett't de ander in't Gasthûs (Spital). (Ostfries.) 3 Die in ein Hurenhaus treten, wollen kein Paternoster beten. Die Russen: Wer ins Hurenhaus geht, thut's nicht um Keuschheit zu lernen. (Altmann VI, 454.) 4 Im Hurenhause einen Fuss, im Spital den andern. – Braun, I, 1591. Dän.: Hvo som haver den eene fod i hore-huuset, haver den anden i spitalet. (Prov. dan., 299.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/474
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/474>, abgerufen am 28.03.2024.