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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Grau (Adj.).

1 Es wird mancher graw, aber nicht weiss. - Gruter, III, 37; Lehmann, II, 159, 195.

2 Je grauer, je schlauer. - Kirchhofer, 161; Eiselein, 257; Simrock, 4031.

3 Man muss die graue1 ausziehen, wohin sie gespannt wird. - Weinhold, 29.

1)Nämlich Kuh. - "Habe also dem Sprichwort nachgelebet: wer zu hofe sein wil, mus itzo oben bald unten ligen und, wie jener sagte, die grohe ausziehen, wohin sie gespannt wird." (Schweinichen, III, 105.)

4 Wer zeitlich graw wirdt, der lebt lang. - Henisch, 1734, 62.

5 Werd mer grau un alt, einem nix mehr gefallt. - Tendlau, 566.

6 Wie schade, dass du nicht grau bist, sagte der Esel zum Rappen. - Altmann VI, 388.

7 Wird man grau und alt, gibt's allerlei Gestalt. - Simrock, 185.

*8 Er ist eh graw dann weiss. - Franck, II, 82b.

*9 Grau wie die Theorie.

"Grau, Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum." (Goethe.)

Frz.: Gris comme un cordelier. (Leroux, I, 6.)

*10 Graw wie ein eyss (eyssgraw). - Agricola I, 612.

*11 Graw wie ein taube. - Agricola I, 618.

*12 Sagt er grau, so sagt sie blau.

Jüd.-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisborch. (Tendlau, 599.)

Aus dem jüdischen Gebetbuch entlehnt. Auf den Spruch des Vorsängers oder Vorbeters Borchu (d. i. preiset u. s. w.) antwortet die Gemeinde (Kahel): Es werde gepriesen (Jisborech).

*13 Sich graw vnd blaw grämen. - Fischer, Psalter, 261b.


Grau (Subst.).

Der Grau1 geht einem an. - Weinhold, 29.

1)Das Grauen, der Ekel.


Grauen.

1 Mir grawet, sagt Reuppel (Riepel), vnd fand ein frembdes nyderkleyd1 an seinem Bettstollen hangen. - Agricola I, 105; Klosterspiegel, 39, 19; Hoefer, 872; Simrock, 4138; Eiselein, 527.

1)Auch Nydderwat = Unterkleid, Hosen. - "Man sagt", erzählt Agricola, "wie einer, Reuppel genannt, nie kein nydderwat getragen habe, vnd habe doch auff ein zeyt an seinem eygen bette ein nydderwat hangen gesehen vnd als bald gesagt: mir grawet, es gehet nicht recht zu, hie muss ein ander gast gewesen seyn." Wird angewandt bei unangenehmen Ueberraschungen.

2 Mir grawet, sagt Reuspul. - Richard, 382.

*3 Er grauet wol, aber weiset nicht.

Aelter wird er wol, aber nicht klüger.

Dän.: Man finder mange graae, men faa viise. (Prov. dan., 166.)

*4 Er grawet ehe (vor der) zeit, wie ein katz im mutterleib. - Franck, II, 82b; Henisch, 1734, 88; Eiselein, 257.

*5 Lusst'n gron, is a doch alt genunk. (Schles.) - Frommann, III, 414, 539.


Grauert.

Grawert ist auch wol ein Pferd gewesen. - Henisch, 1732, 45; Petri, II, 356.


Graues.

Das Graue schlägt der Grische nach. (Schweiz.) - Kirchhofer, 284.

Das Kalb der Kuh.


Graukopf.

1 Mancher Graukopf steckt noch in der Bubenhaut und geht sein Lebtage in Kinderschuhen. - Sailer, 194.

*2 Es ist ein Graukopf und ein Bösewicht. - Burckhardt, 352.


Graun.

* Ear is graun wiar a Zaunschöldda. (Steiermark.) - Firmenich, II, 769, 124.

Er ist hager wie ein Zaunstecken.


Graurock.

Graurock, reiss nicht, Herrengunst erbt nicht.

"Gedenck, man sagt, Grawrock reiss nicht, Herrengnad und Huld erbet nicht." (Froschm. K.)


Grausam.

Grausam wie ein Tiger.

Frz.: Cruel comme un Moscovite. (Leroux, I, 196.)


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Grausamkeit.

1 Grausamkeit hat nicht viel Leut'. - Körte, 2412; Simrock, 4039.

Frz.: Cruaute est fille de couardise. (Cahier, 472.) - Par trop cruel a son ennemy sera rude a son amy. (Leroux, II, 278.)

2 Lieber die Grausamkeit der Türken als die Gerechtigkeit der Beduinen.

Ein morgenländisches Sprichwort, das sich sehr zu Gunsten der türkischen Oberherrschaft ausspricht; und die Völker, welche sich glücklich unter ihr fühlen, oder die Macht der Beduinen fürchten, können bei den jetzigen Kämpfen gegen die türkische Herrschaft unmöglich gleichgültig bleiben. Ein arabisches Sprichwort nennt die Grausamkeit die Stärke der Feigen. (Cahier, 2289.)


Grausbirne.

* Es steigen ihm die Grausbirnen auf. (Steiermark.) - Sonntag.

Er fängt an, sich zu fürchten.


Grausen.

Es grauset jm. - Franck, II, 19a; Seybold, 157.

Den Schuldigen "thut", wie Franck sagt, "alzeit der graw. Ir ohren singen vnd klingen jn stets jr verderben; regt sich ein mauss, so erschrecken sie." Er fügt folgende verwandte Redensarten bei: Die katz laufft jm den rucken auff. Es träumet jm vom teuffel. Es schockt jm das mentelin. Es schaudert jm. Der schuldige schulet. Dem schuldigen schaudert.


Grazie.

1 Die Grazien erscheinen in keinem Hemde.

2 Die Grazien lassen sich nackend sehen. - Eiselein, 275.

Lat.: Nudae Gratiae. - Solutis Gratiae zonis. (Eiselein, 257.)

3 Man muss, wie die Grazien, einander die Hände bieten. - Eiselein, 257.

Lat.: Gratia gratiam parit. (Eiselein, 257.)

4 Ohne der gratien Gefertschafft kan man niemand gefallen. - Lehmann, 21, 5.

5 Ohne Grazie kann man nicht gefallen. - Eiselein, 257.

6 Was Grazie haben soll, muss ungeschminkt sein. - Eiselein, 257.

*7 Er hat den Grazien nicht geopfert.

Er hat nichts Gefälliges, Einnehmendes an sich.


Gregor.

1 An Gregori muss der Bauer mit der Saat ins Feld. - Bair. Hauskalender.

2 Geht um Gregori der Wind, so geht er, bis Sanct-Jörgen (2. April) kimmt.

3 Greegöri: Plugh uun Eeerd an bööre, an at Faader skiöre (stütte), a Hingster fan a Stal, an a Skel fan a Wal, an a ual Wüffen fan a Aank, Jaler uun a Sköödang, Gers uun a Sprööd, Fask uun a Flood, Fögler unn a Logt, da spring arken uun a bogt. (Amrum.) - Haupt, VIII, 370, 331.

Gregorius: Pflug in die Erde und bohren, und das Heu stutzen, die Pferde vom Stalle und die Schiffe vom Sande wallen, und die alten Frauen vom Ofen, Aale im Wassergraben, Gras im Keimen, Fische in die Flut, Vögel in die Luft, dann springt jedes geschmeidig.

4 Gregori leggt die wilde Aant dat erste Ei. (Holst.) - Schütze, II, 66.

5 Hat Gregorius grobes Wetter, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es aber schön, so lässt er sich noch vierzig Tage nicht sehn. - Boebel, 15; Orakel, 386.

6 Noh Gregori bringt d' Byse d' Frucht i's Land und thuet's Heu d'rus. (Solothurn.) - Schild, 113, 122.

Die Bise trocknet die Erde, ist für Fruchtfelder von Vortheil, den Wiesen aber nachtheilig.

7 Sanct-Gregor vnd das Creutz1 macht den Tag so lang gleich als die Nacht. - Petri, II, 517.

1)Kreuzeserhöhung, 14. Sept. St.-Gregor galt nämlich früher als der Tag der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. - Die Czechen lassen von diesem Tage ab das Eis springen, den Frosch das Maul öffnen, den Storch übers Meer ziehen. In Venedig behauptet man, wenn es am Gregoriustage windig sei, wehe vierzig Tage lang der Wind. In Welschtirol steigt man an diesem Tage auf hohe Bäume und horcht, ob der Wind wehe, um sich, wenn es der Fall, die Handschuhe zu flicken, weil es noch kalt werde. In Kärnten heisst es: An Gregori einen Regenguss auf das Haupt, die Hacke auf dem Buchweizenfelde. (Orakel, 386-389; Reinsberg VIII, 107.)

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Grau (Adj.).

1 Es wird mancher graw, aber nicht weiss.Gruter, III, 37; Lehmann, II, 159, 195.

2 Je grauer, je schlauer.Kirchhofer, 161; Eiselein, 257; Simrock, 4031.

3 Man muss die graue1 ausziehen, wohin sie gespannt wird.Weinhold, 29.

1)Nämlich Kuh. – „Habe also dem Sprichwort nachgelebet: wer zu hofe sein wil, mus itzo oben bald unten ligen und, wie jener sagte, die grohe ausziehen, wohin sie gespannt wird.“ (Schweinichen, III, 105.)

4 Wer zeitlich graw wirdt, der lebt lang.Henisch, 1734, 62.

5 Werd mer grau un alt, einem nix mehr gefallt.Tendlau, 566.

6 Wie schade, dass du nicht grau bist, sagte der Esel zum Rappen.Altmann VI, 388.

7 Wird man grau und alt, gibt's allerlei Gestalt.Simrock, 185.

*8 Er ist eh graw dann weiss.Franck, II, 82b.

*9 Grau wie die Theorie.

„Grau, Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum.“ (Goethe.)

Frz.: Gris comme un cordelier. (Leroux, I, 6.)

*10 Graw wie ein eyss (eyssgraw).Agricola I, 612.

*11 Graw wie ein taube.Agricola I, 618.

*12 Sagt er grau, so sagt sie blau.

Jüd.-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisborch. (Tendlau, 599.)

Aus dem jüdischen Gebetbuch entlehnt. Auf den Spruch des Vorsängers oder Vorbeters Borchu (d. i. preiset u. s. w.) antwortet die Gemeinde (Kahel): Es werde gepriesen (Jisborech).

*13 Sich graw vnd blaw grämen.Fischer, Psalter, 261b.


Grau (Subst.).

Der Grau1 geht einem an.Weinhold, 29.

1)Das Grauen, der Ekel.


Grauen.

1 Mir grawet, sagt Reuppel (Riepel), vnd fand ein frembdes nyderkleyd1 an seinem Bettstollen hangen.Agricola I, 105; Klosterspiegel, 39, 19; Hoefer, 872; Simrock, 4138; Eiselein, 527.

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2 Mir grawet, sagt Reuspul.Richard, 382.

*3 Er grauet wol, aber weiset nicht.

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Dän.: Man finder mange graae, men faa viise. (Prov. dan., 166.)

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*5 Lusst'n grôn, is a doch alt genunk. (Schles.) – Frommann, III, 414, 539.


Grauert.

Grawert ist auch wol ein Pferd gewesen.Henisch, 1732, 45; Petri, II, 356.


Graues.

Das Graue schlägt der Grische nach. (Schweiz.) – Kirchhofer, 284.

Das Kalb der Kuh.


Graukopf.

1 Mancher Graukopf steckt noch in der Bubenhaut und geht sein Lebtage in Kinderschuhen.Sailer, 194.

*2 Es ist ein Graukopf und ein Bösewicht.Burckhardt, 352.


Graun.

* Ear is graun wiar a Zaunschöldda. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 124.

Er ist hager wie ein Zaunstecken.


Graurock.

Graurock, reiss nicht, Herrengunst erbt nicht.

„Gedenck, man sagt, Grawrock reiss nicht, Herrengnad und Huld erbet nicht.“ (Froschm. K.)


Grausam.

Grausam wie ein Tiger.

Frz.: Cruel comme un Moscovite. (Leroux, I, 196.)


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Grausamkeit.

1 Grausamkeit hat nicht viel Leut'.Körte, 2412; Simrock, 4039.

Frz.: Cruauté est fille de couardise. (Cahier, 472.) – Par trop cruel à son ennemy sera rude à son amy. (Leroux, II, 278.)

2 Lieber die Grausamkeit der Türken als die Gerechtigkeit der Beduinen.

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Grausbirne.

* Es steigen ihm die Grausbirnen auf. (Steiermark.) – Sonntag.

Er fängt an, sich zu fürchten.


Grausen.

Es grauset jm.Franck, II, 19a; Seybold, 157.

Den Schuldigen „thut“, wie Franck sagt, „alzeit der graw. Ir ohren singen vnd klingen jn stets jr verderben; regt sich ein mauss, so erschrecken sie.“ Er fügt folgende verwandte Redensarten bei: Die katz laufft jm den rucken auff. Es träumet jm vom teuffel. Es schockt jm das mentelin. Es schaudert jm. Der schuldige schulet. Dem schuldigen schaudert.


Grazie.

1 Die Grazien erscheinen in keinem Hemde.

2 Die Grazien lassen sich nackend sehen.Eiselein, 275.

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4 Ohne der gratien Gefertschafft kan man niemand gefallen.Lehmann, 21, 5.

5 Ohne Grazie kann man nicht gefallen.Eiselein, 257.

6 Was Grazie haben soll, muss ungeschminkt sein.Eiselein, 257.

*7 Er hat den Grazien nicht geopfert.

Er hat nichts Gefälliges, Einnehmendes an sich.


Gregor.

1 An Gregori muss der Bauer mit der Saat ins Feld.Bair. Hauskalender.

2 Geht um Gregori der Wind, so geht er, bis Sanct-Jörgen (2. April) kimmt.

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4 Gregori leggt die wilde Aant dat erste Ei. (Holst.) – Schütze, II, 66.

5 Hat Gregorius grobes Wetter, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es aber schön, so lässt er sich noch vierzig Tage nicht sehn.Boebel, 15; Orakel, 386.

6 Noh Gregori bringt d' Byse d' Frucht i's Land und thuet's Heu d'rus. (Solothurn.) – Schild, 113, 122.

Die Bise trocknet die Erde, ist für Fruchtfelder von Vortheil, den Wiesen aber nachtheilig.

7 Sanct-Gregor vnd das Creutz1 macht den Tag so lang gleich als die Nacht.Petri, II, 517.

1)Kreuzeserhöhung, 14. Sept. St.-Gregor galt nämlich früher als der Tag der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. – Die Czechen lassen von diesem Tage ab das Eis springen, den Frosch das Maul öffnen, den Storch übers Meer ziehen. In Venedig behauptet man, wenn es am Gregoriustage windig sei, wehe vierzig Tage lang der Wind. In Welschtirol steigt man an diesem Tage auf hohe Bäume und horcht, ob der Wind wehe, um sich, wenn es der Fall, die Handschuhe zu flicken, weil es noch kalt werde. In Kärnten heisst es: An Gregori einen Regenguss auf das Haupt, die Hacke auf dem Buchweizenfelde. (Orakel, 386-389; Reinsberg VIII, 107.)

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[[65]/0071] Grau (Adj.). 1 Es wird mancher graw, aber nicht weiss. – Gruter, III, 37; Lehmann, II, 159, 195. 2 Je grauer, je schlauer. – Kirchhofer, 161; Eiselein, 257; Simrock, 4031. 3 Man muss die graue1 ausziehen, wohin sie gespannt wird. – Weinhold, 29. 1)Nämlich Kuh. – „Habe also dem Sprichwort nachgelebet: wer zu hofe sein wil, mus itzo oben bald unten ligen und, wie jener sagte, die grohe ausziehen, wohin sie gespannt wird.“ (Schweinichen, III, 105.) 4 Wer zeitlich graw wirdt, der lebt lang. – Henisch, 1734, 62. 5 Werd mer grau un alt, einem nix mehr gefallt. – Tendlau, 566. 6 Wie schade, dass du nicht grau bist, sagte der Esel zum Rappen. – Altmann VI, 388. 7 Wird man grau und alt, gibt's allerlei Gestalt. – Simrock, 185. *8 Er ist eh graw dann weiss. – Franck, II, 82b. *9 Grau wie die Theorie. „Grau, Freund, ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldner Baum.“ (Goethe.) Frz.: Gris comme un cordelier. (Leroux, I, 6.) *10 Graw wie ein eyss (eyssgraw). – Agricola I, 612. *11 Graw wie ein taube. – Agricola I, 618. *12 Sagt er grau, so sagt sie blau. Jüd.-deutsch: Wenn er sagt Borchu, sagt Kahel Jisborch. (Tendlau, 599.) Aus dem jüdischen Gebetbuch entlehnt. Auf den Spruch des Vorsängers oder Vorbeters Borchu (d. i. preiset u. s. w.) antwortet die Gemeinde (Kahel): Es werde gepriesen (Jisborech). *13 Sich graw vnd blaw grämen. – Fischer, Psalter, 261b. Grau (Subst.). Der Grau1 geht einem an. – Weinhold, 29. 1)Das Grauen, der Ekel. Grauen. 1 Mir grawet, sagt Reuppel (Riepel), vnd fand ein frembdes nyderkleyd1 an seinem Bettstollen hangen. – Agricola I, 105; Klosterspiegel, 39, 19; Hoefer, 872; Simrock, 4138; Eiselein, 527. 1)Auch Nydderwat = Unterkleid, Hosen. – „Man sagt“, erzählt Agricola, „wie einer, Reuppel genannt, nie kein nydderwat getragen habe, vnd habe doch auff ein zeyt an seinem eygen bette ein nydderwat hangen gesehen vnd als bald gesagt: mir grawet, es gehet nicht recht zu, hie muss ein ander gast gewesen seyn.“ Wird angewandt bei unangenehmen Ueberraschungen. 2 Mir grawet, sagt Reuspul. – Richard, 382. *3 Er grauet wol, aber weiset nicht. Aelter wird er wol, aber nicht klüger. Dän.: Man finder mange graae, men faa viise. (Prov. dan., 166.) *4 Er grawet ehe (vor der) zeit, wie ein katz im mutterleib. – Franck, II, 82b; Henisch, 1734, 88; Eiselein, 257. *5 Lusst'n grôn, is a doch alt genunk. (Schles.) – Frommann, III, 414, 539. Grauert. Grawert ist auch wol ein Pferd gewesen. – Henisch, 1732, 45; Petri, II, 356. Graues. Das Graue schlägt der Grische nach. (Schweiz.) – Kirchhofer, 284. Das Kalb der Kuh. Graukopf. 1 Mancher Graukopf steckt noch in der Bubenhaut und geht sein Lebtage in Kinderschuhen. – Sailer, 194. *2 Es ist ein Graukopf und ein Bösewicht. – Burckhardt, 352. Graun. * Ear is graun wiar a Zaunschöldda. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 124. Er ist hager wie ein Zaunstecken. Graurock. Graurock, reiss nicht, Herrengunst erbt nicht. „Gedenck, man sagt, Grawrock reiss nicht, Herrengnad und Huld erbet nicht.“ (Froschm. K.) Grausam. Grausam wie ein Tiger. Frz.: Cruel comme un Moscovite. (Leroux, I, 196.) Grausamkeit. 1 Grausamkeit hat nicht viel Leut'. – Körte, 2412; Simrock, 4039. Frz.: Cruauté est fille de couardise. (Cahier, 472.) – Par trop cruel à son ennemy sera rude à son amy. (Leroux, II, 278.) 2 Lieber die Grausamkeit der Türken als die Gerechtigkeit der Beduinen. Ein morgenländisches Sprichwort, das sich sehr zu Gunsten der türkischen Oberherrschaft ausspricht; und die Völker, welche sich glücklich unter ihr fühlen, oder die Macht der Beduinen fürchten, können bei den jetzigen Kämpfen gegen die türkische Herrschaft unmöglich gleichgültig bleiben. Ein arabisches Sprichwort nennt die Grausamkeit die Stärke der Feigen. (Cahier, 2289.) Grausbirne. * Es steigen ihm die Grausbirnen auf. (Steiermark.) – Sonntag. Er fängt an, sich zu fürchten. Grausen. Es grauset jm. – Franck, II, 19a; Seybold, 157. Den Schuldigen „thut“, wie Franck sagt, „alzeit der graw. Ir ohren singen vnd klingen jn stets jr verderben; regt sich ein mauss, so erschrecken sie.“ Er fügt folgende verwandte Redensarten bei: Die katz laufft jm den rucken auff. Es träumet jm vom teuffel. Es schockt jm das mentelin. Es schaudert jm. Der schuldige schulet. Dem schuldigen schaudert. Grazie. 1 Die Grazien erscheinen in keinem Hemde. 2 Die Grazien lassen sich nackend sehen. – Eiselein, 275. Lat.: Nudae Gratiae. – Solutis Gratiae zonis. (Eiselein, 257.) 3 Man muss, wie die Grazien, einander die Hände bieten. – Eiselein, 257. Lat.: Gratia gratiam parit. (Eiselein, 257.) 4 Ohne der gratien Gefertschafft kan man niemand gefallen. – Lehmann, 21, 5. 5 Ohne Grazie kann man nicht gefallen. – Eiselein, 257. 6 Was Grazie haben soll, muss ungeschminkt sein. – Eiselein, 257. *7 Er hat den Grazien nicht geopfert. Er hat nichts Gefälliges, Einnehmendes an sich. Gregor. 1 An Gregori muss der Bauer mit der Saat ins Feld. – Bair. Hauskalender. 2 Geht um Gregori der Wind, so geht er, bis Sanct-Jörgen (2. April) kimmt. 3 Greegöri: Plugh uun Eeerd an bööre, an at Faader skiöre (stütte), a Hingster fân a Stâl, an a Skel fân a Wâl, an a ual Wüffen fân a Aank, Jaler uun a Sköödang, Gêrs uun a Sprööd, Fask uun a Flood, Fögler unn a Logt, da spring arkên uun a bogt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 331. Gregorius: Pflug in die Erde und bohren, und das Heu stutzen, die Pferde vom Stalle und die Schiffe vom Sande wallen, und die alten Frauen vom Ofen, Aale im Wassergraben, Gras im Keimen, Fische in die Flut, Vögel in die Luft, dann springt jedes geschmeidig. 4 Gregori leggt die wilde Aant dat erste Ei. (Holst.) – Schütze, II, 66. 5 Hat Gregorius grobes Wetter, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es aber schön, so lässt er sich noch vierzig Tage nicht sehn. – Boebel, 15; Orakel, 386. 6 Noh Gregori bringt d' Byse d' Frucht i's Land und thuet's Heu d'rus. (Solothurn.) – Schild, 113, 122. Die Bise trocknet die Erde, ist für Fruchtfelder von Vortheil, den Wiesen aber nachtheilig. 7 Sanct-Gregor vnd das Creutz1 macht den Tag so lang gleich als die Nacht. – Petri, II, 517. 1)Kreuzeserhöhung, 14. Sept. St.-Gregor galt nämlich früher als der Tag der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche. – Die Czechen lassen von diesem Tage ab das Eis springen, den Frosch das Maul öffnen, den Storch übers Meer ziehen. In Venedig behauptet man, wenn es am Gregoriustage windig sei, wehe vierzig Tage lang der Wind. In Welschtirol steigt man an diesem Tage auf hohe Bäume und horcht, ob der Wind wehe, um sich, wenn es der Fall, die Handschuhe zu flicken, weil es noch kalt werde. In Kärnten heisst es: An Gregori einen Regenguss auf das Haupt, die Hacke auf dem Buchweizenfelde. (Orakel, 386-389; Reinsberg VIII, 107.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/71>, abgerufen am 16.04.2024.