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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Liebschaft.

1 Alte Liebschaften erlöschen schwer.

2 Lange Liebschaft - schwere Gefangenschaft.

Lat.: Antiquus amor carcer est. (Binder II, 194; Petron., 43, 261.)

3 Liebschaft duldet keine Gemeinschaft.

Lat.: Impatiens socii est omnis amor. (Binder I, 705; II, 1387; Seybold, 231.)

4 Liebschaft geht über Freundschaft.

Die Russen: Die Liebschaft verjagt die Freundschaft, und die Kindschaft die Liebschaft. (Altmann VI, 488.)

5 Liebschaft und Ehe aus Buhlschaft bringen Wehe.

Frz.: Amours et mariages qui se font par amourettes finissent par noisettes. (Leroux, II, 1.)

6 Neue Liebschaft tödtet die alte.

Frz.: Amours nouvelles oublient les vieilles. (Leroux, II, 171.)

Span.: Amores nuevos olvidan viejos. (Bohn II, 199.)


Liebstes.

1 Das Liebste holt der Teufel am ersten, sagte Hans zu Jörge, mir die Schecke und dir 's Weib.

2 Das Liebste holt der Teufel am ersten und lässt seinen Unflat (Stank) zurück.

Lat.: Si qua placent, abeunt, inimica tenacius haerent. (Binder I, 1654; II, 3126; Seybold, 567; Philippi, II, 180.)

3 Dem Liebsten das Liebste.

Für den Liebsten auch das Ohrgehänge aus den Ohren. (Reinsberg II, 23.)

4 Jeder weiss am besten, was für ihn das Liebste ist, sagte die Frau Räthin, und küsste ihren Mops.

Engl.: Every one as they like best, as the good man said, when he kissed his cow. (Bohn II, 111.)

5 Was eim am liebsten ist, das fürt jm der teuffel hin. - Franck, II, 98b; Lehmann, II, 633, 126.

6 Was eim am liebsten ist, stirbt bald. - Franck, I, 161b.

7 Was eim am liebsten ist, wird nit alt. - Franck, I, 161b; Lehmann, II, 834, 130.


Liebstöckel.

Liebstöckel (Olus atrum) ist ein gut Kraut, aber es wächst nicht in jedem Garten.


Lied.

1 Auch das längste Lied hat ein Ende.

Böhm.: I ta nejdelsi pisnicka ma svuj konec. (Celakovsky, 317.)

2 Aus einem schönen Liede soll man keinen Vers weglassen.

Böhm.: Z pisne ani slova nevynech. (Celakovsky, 292.)

3 Das alte Lied, das alte Leid.

4 Das alte Lied, das beste Lied.

Holl.: De oude liedjes zijn nog de beste. (Harrebomee, II, 22.)

5 Das beste Lied macht durch die Länge müd'. - Mayer, II, 47; Braun, I, 2343.

Die Schweden behaupten das Gegentheil: Wackra wisor äro aldrig för langa. (Wensell, 79.) - Wackra wisor äro altid korta. (Rhodin, 120.)

6 Das erste Lied singt sich nicht leicht.

Böhm.: Prvni pesnicky peni nebyva bez zapyreni. (Celakovsky, 316.)

7 Des lied ich sing, des brot ich ess. - Franck, II, 51a; Gruter, I, 19.

8 Ein gut Lied singt man wol dreimal. - Henisch, 747, 56; Bücking, 234; Pistor., VI, 71; Simrock, 6510; Braun, I, 2345.

Böhm.: Neskodi peknou pisnicku po druhe zazpivati. (Celakovsky, 76.)

Dän.: Een god bön bedes, en god viise qvaedes ikke for tit. - Godt giöres ikke for tit. (Prov. dan., 246.)

Holl.: Een goed liedje moet men dikwijls zingen. (Harrebomee, II, 22b.)

Lat.: Bis ac ter, quod pulchrum est. (Philippi, I, 60; Seybold, 53.) - Bona cantilena saepius canenda. - Nulla satietas rerum honestarum.

Schwed.: Wacker wisa qwädes aldrig för ofta. (Wensell, 79; Grubb, 843; Rhodin, 120.)

9 Ein gut Lied soll man nicht aussingen. - Simrock, 6512.

10 Ein kurtzes Lied ist bald gesungen. - Petri, II, 211; Gaal, 831; Simrock, 6509; Braun, I, 2344.

Ein kort let is bolde gesungen. (Dignum carmen rapide vox finit amoena). (Tunn., 473.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Een cort liet is haest ghesonghen. (Prov. comm.; Harrebomee, II, 22.)

Lat.: Est cito cantatus cantus brevis apocopatus. (Fallersleben, 346.)

11 Ein Lied aus dem Herzen lässt sich schwer in Noten setzen.

12 Ein new Lied singt man ein Jahr. - Petri, II, 217.

13 Ein versungen (verklungen) Lied hört man nicht gern. - Petri, II, 232.

14 Es ist ein übel Lied, das die Küche leer lässt.

Engl.: It's an ill air where nothing is to be gained. (Bohn II, 1.)

15 Es ist kein Lied so lang, es hat sein Ende.

Böhm.: Zadna pisen tak dlouha neni, aby ji nebylo konce. (Celakovsky, 317.)

16 Es ist kein Lied so schön, Ein Vers gefällt am besten.

Frz.: En une chanson n'y a qu'un bon mot. (Leroux, II, 91.)

17 Es ist keyn so gut lied, man würt sein müd. - Franck, I, 82a; Petri, II, 270; Gruter, I, 34; Latendorf II, 9; Eiselein, 429; Simrock, 6511; Braun, I, 2347.

Frz.: Beau chanter souvent ennuie. (Masson, 234.)

18 Jeder singt sein (eigen) Lied.

Böhm.: Kazdy svou (nejakou) pisen hude. (Celakovsky, 186.)

19 Man hat offt das Lied zu niedrig angefangen. - Lehmann, 17, 11.

"Were besser vmb ein tonum oder mehr höher gewest. Man muss nicht zu hoch vnd nicht zu nieder anfangen."

20 Man kann ein gut Lied nicht zu dick (oft) singen. - Henisch, 689, 40.

Holl.: Men kan een goed liedje niet te veel zingen. (Harrebomee, II, 22.)

21 Man muss das Lied auff ein newes anfangen. - Lehmann, 19, 40.

22 Mau mut nich alle Leder utsingen. - Bueren, 831; Eichwald, 1163; Hauskalender, I.

23 Mit Liedern zahlt man keine Zeche. - Schlechta, 430.

24 Neue Lieder singt man gern. - Simrock, 6514; Braun, I, 2346; Reinsberg III, 119.

25 Politisch Lied, hässlich Lied.

Jedes Lied kann hässlich sein, wenn es durch Inhalt oder Form misfällt; der politische Charakter allein macht es weder hässlich noch schön, was von den religiösen wie von jedem andern Liede ebenso gilt.

26 Schöne Lieder kehren selten wieder. - Sprichwörtergarten, 460.

Freuden dauern wie das Manna selten über Nacht. Es gilt, den Augenblick zu ergreifen, die Minute zu geniessen.

27 Wenn das Lied aus ist, so singt man: Gloria patri et filio. - Eiselein, 429.

28 Wenn das Lied ist ausgesungen, weiss man wie es hat geklungen.

Lat.: In fine videbitur, cujus toni. (Seybold, 239.)

29 Wer das Lied angefangen hat, der kann's aus(weiter) singen.

Holl.: Gij hebt hed lied begonnen, zing het uit. (Harrebomee, II, 22.)

30 Wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.

Sprichwort geworden aus dem bekannten Liede: "Das neue Lied, das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied; und wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an."

31 Wer das Lied zu hoch anfängt, der muss die Gurgel enge machen. - Winckler, XII, 50.

32 Wer's lied zu hoch anhebt im Reihn, der kanns zuletzt nicht mehr erschrein. - Eyering, II, 37.

Der kommt nicht aus.

Ung.: Annyira ne vagy, a menyire nem lehet. (Gaal, 474.)

*33 Da singt fart (immer) es alde Leid. (Ungar. Bergland.) - Schröer.

*34 Das breslauer Lied singen. (Schles.)

Man sang früher in Deutschland ein scherzhaftes Lied, das man an dem einen Orte das breslauer, an einem andern das bremer nannte. Fülleborn (Bresl. Erzähler, 1800, 297) führt folgende Strophen an:

Von Breslau will ich singen, ist gar ein' schöne Stadt,

Wer Beine hat, kann springen, wer Geld hat, isst sich satt.

Wer drin erkrankt mit Schaden, dem ist nicht wohl zu Haus,

Und wen sie drin begraben, der kommt nicht mehr heraus.


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Liebschaft.

1 Alte Liebschaften erlöschen schwer.

2 Lange Liebschaft – schwere Gefangenschaft.

Lat.: Antiquus amor carcer est. (Binder II, 194; Petron., 43, 261.)

3 Liebschaft duldet keine Gemeinschaft.

Lat.: Impatiens socii est omnis amor. (Binder I, 705; II, 1387; Seybold, 231.)

4 Liebschaft geht über Freundschaft.

Die Russen: Die Liebschaft verjagt die Freundschaft, und die Kindschaft die Liebschaft. (Altmann VI, 488.)

5 Liebschaft und Ehe aus Buhlschaft bringen Wehe.

Frz.: Amours et mariages qui se font par amourettes finissent par noisettes. (Leroux, II, 1.)

6 Neue Liebschaft tödtet die alte.

Frz.: Amours nouvelles oublient les vieilles. (Leroux, II, 171.)

Span.: Amores nuevos olvidan viejos. (Bohn II, 199.)


Liebstes.

1 Das Liebste holt der Teufel am ersten, sagte Hans zu Jörge, mir die Schecke und dir 's Weib.

2 Das Liebste holt der Teufel am ersten und lässt seinen Unflat (Stank) zurück.

Lat.: Si qua placent, abeunt, inimica tenacius haerent. (Binder I, 1654; II, 3126; Seybold, 567; Philippi, II, 180.)

3 Dem Liebsten das Liebste.

Für den Liebsten auch das Ohrgehänge aus den Ohren. (Reinsberg II, 23.)

4 Jeder weiss am besten, was für ihn das Liebste ist, sagte die Frau Räthin, und küsste ihren Mops.

Engl.: Every one as they like best, as the good man said, when he kissed his cow. (Bohn II, 111.)

5 Was eim am liebsten ist, das fürt jm der teuffel hin.Franck, II, 98b; Lehmann, II, 633, 126.

6 Was eim am liebsten ist, stirbt bald.Franck, I, 161b.

7 Was eim am liebsten ist, wird nit alt.Franck, I, 161b; Lehmann, II, 834, 130.


Liebstöckel.

Liebstöckel (Olus atrum) ist ein gut Kraut, aber es wächst nicht in jedem Garten.


Lied.

1 Auch das längste Lied hat ein Ende.

Böhm.: I ta nejdelší písnička má svůj konec. (Čelakovsky, 317.)

2 Aus einem schönen Liede soll man keinen Vers weglassen.

Böhm.: Z písnĕ ani slova nevynech. (Čelakovsky, 292.)

3 Das alte Lied, das alte Leid.

4 Das alte Lied, das beste Lied.

Holl.: De oude liedjes zijn nog de beste. (Harrebomée, II, 22.)

5 Das beste Lied macht durch die Länge müd'.Mayer, II, 47; Braun, I, 2343.

Die Schweden behaupten das Gegentheil: Wackra wisor äro aldrig för långa. (Wensell, 79.) – Wackra wisor äro altid korta. (Rhodin, 120.)

6 Das erste Lied singt sich nicht leicht.

Böhm.: První pésničky pĕní nebývá bez zapýření. (Čelakovsky, 316.)

7 Des lied ich sing, des brot ich ess.Franck, II, 51a; Gruter, I, 19.

8 Ein gut Lied singt man wol dreimal.Henisch, 747, 56; Bücking, 234; Pistor., VI, 71; Simrock, 6510; Braun, I, 2345.

Böhm.: Neškodí pĕknou písničku po druhé zazpívati. (Čelakovsky, 76.)

Dän.: Een god bøn bedes, en god viise qvædes ikke for tit. – Godt giøres ikke for tit. (Prov. dan., 246.)

Holl.: Een goed liedje moet men dikwijls zingen. (Harrebomée, II, 22b.)

Lat.: Bis ac ter, quod pulchrum est. (Philippi, I, 60; Seybold, 53.) – Bona cantilena saepius canenda. – Nulla satietas rerum honestarum.

Schwed.: Wacker wisa qwädes aldrig för ofta. (Wensell, 79; Grubb, 843; Rhodin, 120.)

9 Ein gut Lied soll man nicht aussingen.Simrock, 6512.

10 Ein kurtzes Lied ist bald gesungen.Petri, II, 211; Gaal, 831; Simrock, 6509; Braun, I, 2344.

Ein kort lêt is bolde gesungen. (Dignum carmen rapide vox finit amoena). (Tunn., 473.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Een cort liet is haest ghesonghen. (Prov. comm.; Harrebomée, II, 22.)

Lat.: Est cito cantatus cantus brevis apocopatus. (Fallersleben, 346.)

11 Ein Lied aus dem Herzen lässt sich schwer in Noten setzen.

12 Ein new Lied singt man ein Jahr.Petri, II, 217.

13 Ein versungen (verklungen) Lied hört man nicht gern.Petri, II, 232.

14 Es ist ein übel Lied, das die Küche leer lässt.

Engl.: It's an ill air where nothing is to be gained. (Bohn II, 1.)

15 Es ist kein Lied so lang, es hat sein Ende.

Böhm.: Žadná píseň tak dlouhá není, aby jí nebylo konce. (Čelakovsky, 317.)

16 Es ist kein Lied so schön, Ein Vers gefällt am besten.

Frz.: En une chanson n'y a qu'un bon mot. (Leroux, II, 91.)

17 Es ist keyn so gut lied, man würt sein müd.Franck, I, 82a; Petri, II, 270; Gruter, I, 34; Latendorf II, 9; Eiselein, 429; Simrock, 6511; Braun, I, 2347.

Frz.: Beau chanter souvent ennuie. (Masson, 234.)

18 Jeder singt sein (eigen) Lied.

Böhm.: Každy svou (nĕjakou) píseň hude. (Čelakovsky, 186.)

19 Man hat offt das Lied zu niedrig angefangen.Lehmann, 17, 11.

„Were besser vmb ein tonum oder mehr höher gewest. Man muss nicht zu hoch vnd nicht zu nieder anfangen.“

20 Man kann ein gut Lied nicht zu dick (oft) singen.Henisch, 689, 40.

Holl.: Men kan een goed liedje niet te veel zingen. (Harrebomée, II, 22.)

21 Man muss das Lied auff ein newes anfangen.Lehmann, 19, 40.

22 Mau mut nich alle Lêder utsingen.Bueren, 831; Eichwald, 1163; Hauskalender, I.

23 Mit Liedern zahlt man keine Zeche.Schlechta, 430.

24 Neue Lieder singt man gern.Simrock, 6514; Braun, I, 2346; Reinsberg III, 119.

25 Politisch Lied, hässlich Lied.

Jedes Lied kann hässlich sein, wenn es durch Inhalt oder Form misfällt; der politische Charakter allein macht es weder hässlich noch schön, was von den religiösen wie von jedem andern Liede ebenso gilt.

26 Schöne Lieder kehren selten wieder.Sprichwörtergarten, 460.

Freuden dauern wie das Manna selten über Nacht. Es gilt, den Augenblick zu ergreifen, die Minute zu geniessen.

27 Wenn das Lied aus ist, so singt man: Gloria patri et filio.Eiselein, 429.

28 Wenn das Lied ist ausgesungen, weiss man wie es hat geklungen.

Lat.: In fine videbitur, cujus toni. (Seybold, 239.)

29 Wer das Lied angefangen hat, der kann's aus(weiter) singen.

Holl.: Gij hebt hed lied begonnen, zing het uit. (Harrebomée, II, 22.)

30 Wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.

Sprichwort geworden aus dem bekannten Liede: „Das neue Lied, das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied; und wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.“

31 Wer das Lied zu hoch anfängt, der muss die Gurgel enge machen.Winckler, XII, 50.

32 Wer's lied zu hoch anhebt im Reihn, der kanns zuletzt nicht mehr erschrein.Eyering, II, 37.

Der kommt nicht aus.

Ung.: Annyira ne vágy, a menyire nem lehet. (Gaal, 474.)

*33 Da singt fart (immer) es alde Lîd. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

*34 Das breslauer Lied singen. (Schles.)

Man sang früher in Deutschland ein scherzhaftes Lied, das man an dem einen Orte das breslauer, an einem andern das bremer nannte. Fülleborn (Bresl. Erzähler, 1800, 297) führt folgende Strophen an:

Von Breslau will ich singen, ist gar ein' schöne Stadt,

Wer Beine hat, kann springen, wer Geld hat, isst sich satt.

Wer drin erkrankt mit Schaden, dem ist nicht wohl zu Haus,

Und wen sie drin begraben, der kommt nicht mehr heraus.


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[[91]/0105] Liebschaft. 1 Alte Liebschaften erlöschen schwer. 2 Lange Liebschaft – schwere Gefangenschaft. Lat.: Antiquus amor carcer est. (Binder II, 194; Petron., 43, 261.) 3 Liebschaft duldet keine Gemeinschaft. Lat.: Impatiens socii est omnis amor. (Binder I, 705; II, 1387; Seybold, 231.) 4 Liebschaft geht über Freundschaft. Die Russen: Die Liebschaft verjagt die Freundschaft, und die Kindschaft die Liebschaft. (Altmann VI, 488.) 5 Liebschaft und Ehe aus Buhlschaft bringen Wehe. Frz.: Amours et mariages qui se font par amourettes finissent par noisettes. (Leroux, II, 1.) 6 Neue Liebschaft tödtet die alte. Frz.: Amours nouvelles oublient les vieilles. (Leroux, II, 171.) Span.: Amores nuevos olvidan viejos. (Bohn II, 199.) Liebstes. 1 Das Liebste holt der Teufel am ersten, sagte Hans zu Jörge, mir die Schecke und dir 's Weib. 2 Das Liebste holt der Teufel am ersten und lässt seinen Unflat (Stank) zurück. Lat.: Si qua placent, abeunt, inimica tenacius haerent. (Binder I, 1654; II, 3126; Seybold, 567; Philippi, II, 180.) 3 Dem Liebsten das Liebste. Für den Liebsten auch das Ohrgehänge aus den Ohren. (Reinsberg II, 23.) 4 Jeder weiss am besten, was für ihn das Liebste ist, sagte die Frau Räthin, und küsste ihren Mops. Engl.: Every one as they like best, as the good man said, when he kissed his cow. (Bohn II, 111.) 5 Was eim am liebsten ist, das fürt jm der teuffel hin. – Franck, II, 98b; Lehmann, II, 633, 126. 6 Was eim am liebsten ist, stirbt bald. – Franck, I, 161b. 7 Was eim am liebsten ist, wird nit alt. – Franck, I, 161b; Lehmann, II, 834, 130. Liebstöckel. Liebstöckel (Olus atrum) ist ein gut Kraut, aber es wächst nicht in jedem Garten. Lied. 1 Auch das längste Lied hat ein Ende. Böhm.: I ta nejdelší písnička má svůj konec. (Čelakovsky, 317.) 2 Aus einem schönen Liede soll man keinen Vers weglassen. Böhm.: Z písnĕ ani slova nevynech. (Čelakovsky, 292.) 3 Das alte Lied, das alte Leid. 4 Das alte Lied, das beste Lied. Holl.: De oude liedjes zijn nog de beste. (Harrebomée, II, 22.) 5 Das beste Lied macht durch die Länge müd'. – Mayer, II, 47; Braun, I, 2343. Die Schweden behaupten das Gegentheil: Wackra wisor äro aldrig för långa. (Wensell, 79.) – Wackra wisor äro altid korta. (Rhodin, 120.) 6 Das erste Lied singt sich nicht leicht. Böhm.: První pésničky pĕní nebývá bez zapýření. (Čelakovsky, 316.) 7 Des lied ich sing, des brot ich ess. – Franck, II, 51a; Gruter, I, 19. 8 Ein gut Lied singt man wol dreimal. – Henisch, 747, 56; Bücking, 234; Pistor., VI, 71; Simrock, 6510; Braun, I, 2345. Böhm.: Neškodí pĕknou písničku po druhé zazpívati. (Čelakovsky, 76.) Dän.: Een god bøn bedes, en god viise qvædes ikke for tit. – Godt giøres ikke for tit. (Prov. dan., 246.) Holl.: Een goed liedje moet men dikwijls zingen. (Harrebomée, II, 22b.) Lat.: Bis ac ter, quod pulchrum est. (Philippi, I, 60; Seybold, 53.) – Bona cantilena saepius canenda. – Nulla satietas rerum honestarum. Schwed.: Wacker wisa qwädes aldrig för ofta. (Wensell, 79; Grubb, 843; Rhodin, 120.) 9 Ein gut Lied soll man nicht aussingen. – Simrock, 6512. 10 Ein kurtzes Lied ist bald gesungen. – Petri, II, 211; Gaal, 831; Simrock, 6509; Braun, I, 2344. Ein kort lêt is bolde gesungen. (Dignum carmen rapide vox finit amoena). (Tunn., 473.) Holl.: Een cort liet is haest ghesonghen. (Prov. comm.; Harrebomée, II, 22.) Lat.: Est cito cantatus cantus brevis apocopatus. (Fallersleben, 346.) 11 Ein Lied aus dem Herzen lässt sich schwer in Noten setzen. 12 Ein new Lied singt man ein Jahr. – Petri, II, 217. 13 Ein versungen (verklungen) Lied hört man nicht gern. – Petri, II, 232. 14 Es ist ein übel Lied, das die Küche leer lässt. Engl.: It's an ill air where nothing is to be gained. (Bohn II, 1.) 15 Es ist kein Lied so lang, es hat sein Ende. Böhm.: Žadná píseň tak dlouhá není, aby jí nebylo konce. (Čelakovsky, 317.) 16 Es ist kein Lied so schön, Ein Vers gefällt am besten. Frz.: En une chanson n'y a qu'un bon mot. (Leroux, II, 91.) 17 Es ist keyn so gut lied, man würt sein müd. – Franck, I, 82a; Petri, II, 270; Gruter, I, 34; Latendorf II, 9; Eiselein, 429; Simrock, 6511; Braun, I, 2347. Frz.: Beau chanter souvent ennuie. (Masson, 234.) 18 Jeder singt sein (eigen) Lied. Böhm.: Každy svou (nĕjakou) píseň hude. (Čelakovsky, 186.) 19 Man hat offt das Lied zu niedrig angefangen. – Lehmann, 17, 11. „Were besser vmb ein tonum oder mehr höher gewest. Man muss nicht zu hoch vnd nicht zu nieder anfangen.“ 20 Man kann ein gut Lied nicht zu dick (oft) singen. – Henisch, 689, 40. Holl.: Men kan een goed liedje niet te veel zingen. (Harrebomée, II, 22.) 21 Man muss das Lied auff ein newes anfangen. – Lehmann, 19, 40. 22 Mau mut nich alle Lêder utsingen. – Bueren, 831; Eichwald, 1163; Hauskalender, I. 23 Mit Liedern zahlt man keine Zeche. – Schlechta, 430. 24 Neue Lieder singt man gern. – Simrock, 6514; Braun, I, 2346; Reinsberg III, 119. 25 Politisch Lied, hässlich Lied. Jedes Lied kann hässlich sein, wenn es durch Inhalt oder Form misfällt; der politische Charakter allein macht es weder hässlich noch schön, was von den religiösen wie von jedem andern Liede ebenso gilt. 26 Schöne Lieder kehren selten wieder. – Sprichwörtergarten, 460. Freuden dauern wie das Manna selten über Nacht. Es gilt, den Augenblick zu ergreifen, die Minute zu geniessen. 27 Wenn das Lied aus ist, so singt man: Gloria patri et filio. – Eiselein, 429. 28 Wenn das Lied ist ausgesungen, weiss man wie es hat geklungen. Lat.: In fine videbitur, cujus toni. (Seybold, 239.) 29 Wer das Lied angefangen hat, der kann's aus(weiter) singen. Holl.: Gij hebt hed lied begonnen, zing het uit. (Harrebomée, II, 22.) 30 Wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an. Sprichwort geworden aus dem bekannten Liede: „Das neue Lied, das neue Lied von dem versoffnen Fahnenschmied; und wer das Lied nicht weiter kann, der fang' es wieder von vorne an.“ 31 Wer das Lied zu hoch anfängt, der muss die Gurgel enge machen. – Winckler, XII, 50. 32 Wer's lied zu hoch anhebt im Reihn, der kanns zuletzt nicht mehr erschrein. – Eyering, II, 37. Der kommt nicht aus. Ung.: Annyira ne vágy, a menyire nem lehet. (Gaal, 474.) *33 Da singt fart (immer) es alde Lîd. (Ungar. Bergland.) – Schröer. *34 Das breslauer Lied singen. (Schles.) Man sang früher in Deutschland ein scherzhaftes Lied, das man an dem einen Orte das breslauer, an einem andern das bremer nannte. Fülleborn (Bresl. Erzähler, 1800, 297) führt folgende Strophen an: Von Breslau will ich singen, ist gar ein' schöne Stadt, Wer Beine hat, kann springen, wer Geld hat, isst sich satt. Wer drin erkrankt mit Schaden, dem ist nicht wohl zu Haus, Und wen sie drin begraben, der kommt nicht mehr heraus.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/105>, abgerufen am 18.04.2024.