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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 4 Wer links ist, macht nichts rechts.

Frz.: Un gaucher ne fait rien a droite. (Cahier, 802.)

*5 Enen link holden. - Dähnert, 280a.

Sich aus einem nichts machen. Wir sagen auch, ihn links liegen lassen.

*6 Es geht alles links wie bei den Juden. - Simrock, 5270; Reinsberg V, 34.

Lat.: Sinistras literas edoctus. (Eiselein, 350; Binder II, 3165.)

*7 Lincks vnd rechts wie die Cartheuserkatzen. - Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 62; Simrock, 6527.

Frz.: C'est une mot dit a deux visages. (Leroux, I, 186.)

*8 Links und rechts etwas thun oder können. - Schottel, 1116a.

*9 Links und rechts wie ein Federfechter.


Linksmacher.

* Ae Linksmacher sein. (Oberharz.) - Lohrengel, II, 6.

Von jemand, der eine Sache verdreht, aus rechts links macht.


Linnen.

1 Der müsste viel Linnen haben, der allen Leuten das Maul verbinden wollte.

2 Je feiner der Linnen, je leichter reisst (schmuzt) er.

Engl.: The finest lawn soonest stains. (Bohn II, 93.)

3 Linnen un Frolüde mutt man nich bi Licht kopen. (Oldenburg.) - Bueren, 801; Hauskalender, I; Weserzeitung, 4077.

Warnt, sich durch die Röthe, die der Tanz und ein abendliches Festgelag hervorruft, täuschen zu lassen, wie es Vorsicht beim Linnenkauf empfiehlt.

Engl.: He that buys lawn before he can sold it, shall repent him, before he have sold it. (Bohn II, 109.)

4 Nicht aus jedem Linnen webt man Schleier.

5 Vel Linnen in de Kist ist en hemlichen Reikdom; knapp Linnen in de Kist ist en hemliche (verborgene) Armod. - Schütze, III, 34.

Redensart der holsteinischen Frauen, um zu Fleiss und Sparsamkeit aufzumuntern.

6 Wer Linnen kaufen will, betrachte vor den Schnitt.

Engl.: Observe the edge and take the linen, observe the mother and take the daughter.

*7 Er hat kein ganzes Linnen und spottet über ein Loch im Hemde seines Nachbars.

Die Russen sagen ähnlich: Wer selbst kein Linnen hat, vor dem haben die Nackten keine Gnade. (Altmann V.)

*8 Se hett hübsch Linnen un Bedden. - Dähnert, 280a.

D. h. eine gute Aussteuer, Mitgift.


Linnenarmuth.

Linnenarmuth ist grosse Armuth, Linnenreichthum ist heimlicher Reichthum. (Westf.)


Linse.

1 Sind die Linsen aufgezehrt, so kochen wir Bohnen.

Der Kladderadatsch (1867, Nr. 56, Beibl. 1) wendet dies Sprichwort mit Bezug auf den Umstand, dass der französische Kaiser sich Nizza und Savoyen von Italien genommen hat, in folgender Weise an: "Die Linsen sind verbraucht, was soll dich jetzt belohnen? Mein Freund, wie wär' es jetzt - mit blauen Bohnen?"

2 Von schmalen Linsen bekommt man keinen breiten Bauch. - Blass, 19.

*3 Diese Linsen sind theuer bezahlt. - Parömiakon, 699.

Von Esau's Linsenkauf entlehnt.

*4 Er ist zu Linsen und Bohnen gewesen. - Fischart, Gesch.

Ist durchtrieben. "Ihr werdet mir keine Katz im Sack verkauffen, wenn ihr schon zu Linsen vnd Bonen seid gewesen, speisset all in Brey, sagt's Glockengiessers Häusslein zu Nürnberg." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 354.)


Linsengericht.

1 Ein Linsengericht ist mehr werth als ein ganzes Kochbuch. - Sprichwörtergarten, 265.

*2 Das Linsengericht Esau's schmeckt ihm besser als die Honigfladen Simson's. - Parömiakon, 1223.

Er zieht sinnliche Genüsse den geistigen vor.


Linsenmus.

* Etwas um ein Linsenmus hingeben.

"Ich möchte mich nicht herbeilassen, die Wohlfahrt meines Vaterlandes um ein Linsenmus preiszugeben." (Alfred Hartmann, Junker Hans Jakob, S. 40.)


[Spaltenumbruch]
Linsenspalter.

* Es ist ein Linsenspalter. (S. Kümmelspalter 2 und Kümmichnüpfer.)

Die Römer und Griechen sagten dafür auch: eine Feige theilen (ficos dividere), hier nicht wegen der Kleinheit, sondern weil die Feigen bei ihnen für die wohlfeilsten Früchte galten. Diese Redensart wurde nicht blos auf den Geiz, sondern auch auf Streitsucht und Rechthaberei angewandt. Wir haben für diese letztere Art von Leuten auch die Bezeichnung Wortklauber. (Faselius, 55.)


Leintje.

* Enen ant Leintjen kriegen. - Schütze, III, 40.

Einen leicht bereden, wie den Hund am Seile leiten. Von Lint = Band, Lein oder Leinje = Schnur, dünner Strick, Leine, dänisch line, englisch line. (Stürenburg, 137b.)


Lipp (Philipp).

Der Lipp, der Lipp hot d' Hosa geflickt, da draussen am a Roinle; er hat a gstumpets Kittele an, ma sieht'm seine Beinle. - Birlinger, 1118.


Lippe (Fluss).

1 Es de Lippe1 klar un 'et Su'erlant swar, dann folget guet Wiär snar (schnell). (Iserlohn.) - Firmenich, III, 184, 4; Woeste, 59, 23.

1) Fluss in Westfalen.

2 In de Lipp swoer, Ruhr kloer, giet gout Wiär1. (Recklinghausen.) - Firmenich, I, 374.

1) Gut Wetter.

3 Lippe klar, Har (auch: Suerland) swar, bedütt gued Weader.

4 Lippe swar, Suerland klar bedütt Reagen. (Büren.)

5 Wann de Lippe greint un de Har1 schint, dann geiwt et Reagen. (Büren.)

1) Gebirgszug in Westfalen.

6 Wann de Lippe schinnt un 'et Su'erlant grinnt, dann geiet et guet Wiär. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 59, 22.


Lippe.

1 Dünne Lippen, spitze Nasen vnd witzige Köpfe wollen zusammen sein. - Petri, II, 155.

2 Feurige Lippen lachen über den kalten Januar.

3 Rauhe Lippen, rauher Salat.

Ueber dies Wort soll Lucilius Crassus das einzige mal in seinem Leben gelacht haben, sonst nie.

4 Ruhe Lippen, ruhen Solot. (Waldeck.) - Curtze, 327, 160.

5 Schöne Lippen lachen gern. - Altmann VI, 386.

6 Schöne Lippen machen sauern Wein süss.

7 Was deine Lippen nicht brennt, lass ungeblasen.

8 Wem die Lippen abgeschnitten sind, der friert an die Zähne.

9 Wer mit den Lippen betet die Litanei und im Herzen ist voller Schelmerei, dess Gebet ist ein Nest ohne Ei. - Parömiakon, 1055.

10 Wie die Lippen, so der Salat.

Engl.: Like flesh, like knife. - Like lips, like lettuce. (Bohn II, 111.)

Holl.: Zulke lippen, zulke salade. (Harrebomee, II, 34.)

It.: Tal carne, tal coltello.

Lat.: Similes habent labra lactucas. (Bohn II, 111.)

11 Zwei Lippen können nicht eine Zunge bewahren.

12 Zwischen Lipp' und Bechers Rand schwebt des Schicksals dunkle Hand. - Gaal, 1111.

"Zwischen Lipp' und Kelchesrand schwebt der bösen Genien Hand." (Kladderadatsch, 1868, Nr. 45.)

13 Zwischen Lipp' und Gaum ist ein grosser Raum.

Span.: De la mano a la boca desaparece la sopa. (Cahier, 3530.)

*14 An jemandes Lippen hängen.

Holl.: Aan iemands lippen hangen. (Harrebomee, II, 33.)

*15 D' Leppe eis g'schwolla wei a Bänd'r potscha. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 444.

*16 De Lippen hongen laten. - Eichwald, 1191; für Pommern: Dähnert, 280b.

Holl.: Hij laat de lip hangen als de merrie van Booi. - Hij laat de lip hangen tot op het derde knoopsgat. (Harrebomee, II, 33.)

*17 Die Lippen werden über die Zähne kommen.

Das Lachen wird ein Ende haben.

*18 Etwas mit den Lippen kosten.

Nur leicht berühren; sich nur wenig mit etwas befassen.

[Spaltenumbruch] 4 Wer links ist, macht nichts rechts.

Frz.: Un gaucher ne fait rien à droite. (Cahier, 802.)

*5 Enen link holden.Dähnert, 280a.

Sich aus einem nichts machen. Wir sagen auch, ihn links liegen lassen.

*6 Es geht alles links wie bei den Juden.Simrock, 5270; Reinsberg V, 34.

Lat.: Sinistras literas edoctus. (Eiselein, 350; Binder II, 3165.)

*7 Lincks vnd rechts wie die Cartheuserkatzen.Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 62; Simrock, 6527.

Frz.: C'est une mot dit à deux visages. (Leroux, I, 186.)

*8 Links und rechts etwas thun oder können.Schottel, 1116a.

*9 Links und rechts wie ein Federfechter.


Linksmacher.

* Ae Linksmacher sein. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 6.

Von jemand, der eine Sache verdreht, aus rechts links macht.


Linnen.

1 Der müsste viel Linnen haben, der allen Leuten das Maul verbinden wollte.

2 Je feiner der Linnen, je leichter reisst (schmuzt) er.

Engl.: The finest lawn soonest stains. (Bohn II, 93.)

3 Linnen un Frolüde mutt man nich bi Licht kôpen. (Oldenburg.) – Bueren, 801; Hauskalender, I; Weserzeitung, 4077.

Warnt, sich durch die Röthe, die der Tanz und ein abendliches Festgelag hervorruft, täuschen zu lassen, wie es Vorsicht beim Linnenkauf empfiehlt.

Engl.: He that buys lawn before he can sold it, shall repent him, before he have sold it. (Bohn II, 109.)

4 Nicht aus jedem Linnen webt man Schleier.

5 Vêl Linnen in de Kist ist en hemlichen Rîkdom; knapp Linnen in de Kist ist en hemliche (verborgene) Armod.Schütze, III, 34.

Redensart der holsteinischen Frauen, um zu Fleiss und Sparsamkeit aufzumuntern.

6 Wer Linnen kaufen will, betrachte vor den Schnitt.

Engl.: Observe the edge and take the linen, observe the mother and take the daughter.

*7 Er hat kein ganzes Linnen und spottet über ein Loch im Hemde seines Nachbars.

Die Russen sagen ähnlich: Wer selbst kein Linnen hat, vor dem haben die Nackten keine Gnade. (Altmann V.)

*8 Se hett hübsch Linnen un Bedden.Dähnert, 280a.

D. h. eine gute Aussteuer, Mitgift.


Linnenarmuth.

Linnenarmuth ist grosse Armuth, Linnenreichthum ist heimlicher Reichthum. (Westf.)


Linse.

1 Sind die Linsen aufgezehrt, so kochen wir Bohnen.

Der Kladderadatsch (1867, Nr. 56, Beibl. 1) wendet dies Sprichwort mit Bezug auf den Umstand, dass der französische Kaiser sich Nizza und Savoyen von Italien genommen hat, in folgender Weise an: „Die Linsen sind verbraucht, was soll dich jetzt belohnen? Mein Freund, wie wär' es jetzt – mit blauen Bohnen?“

2 Von schmalen Linsen bekommt man keinen breiten Bauch.Blass, 19.

*3 Diese Linsen sind theuer bezahlt.Parömiakon, 699.

Von Esau's Linsenkauf entlehnt.

*4 Er ist zu Linsen und Bohnen gewesen.Fischart, Gesch.

Ist durchtrieben. „Ihr werdet mir keine Katz im Sack verkauffen, wenn ihr schon zu Linsen vnd Bonen seid gewesen, speisset all in Brey, sagt's Glockengiessers Häusslein zu Nürnberg.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 354.)


Linsengericht.

1 Ein Linsengericht ist mehr werth als ein ganzes Kochbuch.Sprichwörtergarten, 265.

*2 Das Linsengericht Esau's schmeckt ihm besser als die Honigfladen Simson's.Parömiakon, 1223.

Er zieht sinnliche Genüsse den geistigen vor.


Linsenmus.

* Etwas um ein Linsenmus hingeben.

„Ich möchte mich nicht herbeilassen, die Wohlfahrt meines Vaterlandes um ein Linsenmus preiszugeben.“ (Alfred Hartmann, Junker Hans Jakob, S. 40.)


[Spaltenumbruch]
Linsenspalter.

* Es ist ein Linsenspalter. (S. Kümmelspalter 2 und Kümmichnüpfer.)

Die Römer und Griechen sagten dafür auch: eine Feige theilen (ficos dividere), hier nicht wegen der Kleinheit, sondern weil die Feigen bei ihnen für die wohlfeilsten Früchte galten. Diese Redensart wurde nicht blos auf den Geiz, sondern auch auf Streitsucht und Rechthaberei angewandt. Wir haben für diese letztere Art von Leuten auch die Bezeichnung Wortklauber. (Faselius, 55.)


Lîntje.

* Enen ant Lîntjen kriegen.Schütze, III, 40.

Einen leicht bereden, wie den Hund am Seile leiten. Von Lint = Band, Lîn oder Lînje = Schnur, dünner Strick, Leine, dänisch line, englisch line. (Stürenburg, 137b.)


Lipp (Philipp).

Der Lipp, der Lipp hot d' Hosa geflickt, da draussen am a Roinle; er hat a gstumpets Kittele an, ma sieht'm seine Beinle.Birlinger, 1118.


Lippe (Fluss).

1 Es de Lippe1 klar un 'et Su'erlant swar, dann folget guet Wiär snar (schnell). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 184, 4; Woeste, 59, 23.

1) Fluss in Westfalen.

2 In de Lipp swoer, Ruhr kloer, giet gout Wiär1. (Recklinghausen.) – Firmenich, I, 374.

1) Gut Wetter.

3 Lippe klar, Hâr (auch: Suerland) swâr, bedütt gued Weader.

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5 Wann de Lippe grînt un de Hâr1 schint, dann gîwt et Reagen. (Büren.)

1) Gebirgszug in Westfalen.

6 Wann de Lippe schinnt un 'et Su'erlant grinnt, dann gîet et guet Wiär. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 22.


Lippe.

1 Dünne Lippen, spitze Nasen vnd witzige Köpfe wollen zusammen sein.Petri, II, 155.

2 Feurige Lippen lachen über den kalten Januar.

3 Rauhe Lippen, rauher Salat.

Ueber dies Wort soll Lucilius Crassus das einzige mal in seinem Leben gelacht haben, sonst nie.

4 Ruhe Lippen, ruhen Solot. (Waldeck.) – Curtze, 327, 160.

5 Schöne Lippen lachen gern.Altmann VI, 386.

6 Schöne Lippen machen sauern Wein süss.

7 Was deine Lippen nicht brennt, lass ungeblasen.

8 Wem die Lippen abgeschnitten sind, der friert an die Zähne.

9 Wer mit den Lippen betet die Litanei und im Herzen ist voller Schelmerei, dess Gebet ist ein Nest ohne Ei.Parömiakon, 1055.

10 Wie die Lippen, so der Salat.

Engl.: Like flesh, like knife. – Like lips, like lettuce. (Bohn II, 111.)

Holl.: Zulke lippen, zulke salade. (Harrebomée, II, 34.)

It.: Tal carne, tal coltello.

Lat.: Similes habent labra lactucas. (Bohn II, 111.)

11 Zwei Lippen können nicht eine Zunge bewahren.

12 Zwischen Lipp' und Bechers Rand schwebt des Schicksals dunkle Hand.Gaal, 1111.

„Zwischen Lipp' und Kelchesrand schwebt der bösen Genien Hand.“ (Kladderadatsch, 1868, Nr. 45.)

13 Zwischen Lipp' und Gaum ist ein grosser Raum.

Span.: De la mano á la boca desaparece la sopa. (Cahier, 3530.)

*14 An jemandes Lippen hängen.

Holl.: Aan iemands lippen hangen. (Harrebomée, II, 33.)

*15 D' Leppe îs g'schwolla wî a Bänd'r pôtscha. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 444.

*16 De Lippen hongen laten.Eichwald, 1191; für Pommern: Dähnert, 280b.

Holl.: Hij laat de lip hangen als de merrie van Booi. – Hij laat de lip hangen tot op het derde knoopsgat. (Harrebomée, II, 33.)

*17 Die Lippen werden über die Zähne kommen.

Das Lachen wird ein Ende haben.

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[[98]/0112] 4 Wer links ist, macht nichts rechts. Frz.: Un gaucher ne fait rien à droite. (Cahier, 802.) *5 Enen link holden. – Dähnert, 280a. Sich aus einem nichts machen. Wir sagen auch, ihn links liegen lassen. *6 Es geht alles links wie bei den Juden. – Simrock, 5270; Reinsberg V, 34. Lat.: Sinistras literas edoctus. (Eiselein, 350; Binder II, 3165.) *7 Lincks vnd rechts wie die Cartheuserkatzen. – Gruter, III, 64; Lehmann, II, 380, 62; Simrock, 6527. Frz.: C'est une mot dit à deux visages. (Leroux, I, 186.) *8 Links und rechts etwas thun oder können. – Schottel, 1116a. *9 Links und rechts wie ein Federfechter. Linksmacher. * Ae Linksmacher sein. (Oberharz.) – Lohrengel, II, 6. Von jemand, der eine Sache verdreht, aus rechts links macht. Linnen. 1 Der müsste viel Linnen haben, der allen Leuten das Maul verbinden wollte. 2 Je feiner der Linnen, je leichter reisst (schmuzt) er. Engl.: The finest lawn soonest stains. (Bohn II, 93.) 3 Linnen un Frolüde mutt man nich bi Licht kôpen. (Oldenburg.) – Bueren, 801; Hauskalender, I; Weserzeitung, 4077. Warnt, sich durch die Röthe, die der Tanz und ein abendliches Festgelag hervorruft, täuschen zu lassen, wie es Vorsicht beim Linnenkauf empfiehlt. Engl.: He that buys lawn before he can sold it, shall repent him, before he have sold it. (Bohn II, 109.) 4 Nicht aus jedem Linnen webt man Schleier. 5 Vêl Linnen in de Kist ist en hemlichen Rîkdom; knapp Linnen in de Kist ist en hemliche (verborgene) Armod. – Schütze, III, 34. Redensart der holsteinischen Frauen, um zu Fleiss und Sparsamkeit aufzumuntern. 6 Wer Linnen kaufen will, betrachte vor den Schnitt. Engl.: Observe the edge and take the linen, observe the mother and take the daughter. *7 Er hat kein ganzes Linnen und spottet über ein Loch im Hemde seines Nachbars. Die Russen sagen ähnlich: Wer selbst kein Linnen hat, vor dem haben die Nackten keine Gnade. (Altmann V.) *8 Se hett hübsch Linnen un Bedden. – Dähnert, 280a. D. h. eine gute Aussteuer, Mitgift. Linnenarmuth. Linnenarmuth ist grosse Armuth, Linnenreichthum ist heimlicher Reichthum. (Westf.) Linse. 1 Sind die Linsen aufgezehrt, so kochen wir Bohnen. Der Kladderadatsch (1867, Nr. 56, Beibl. 1) wendet dies Sprichwort mit Bezug auf den Umstand, dass der französische Kaiser sich Nizza und Savoyen von Italien genommen hat, in folgender Weise an: „Die Linsen sind verbraucht, was soll dich jetzt belohnen? Mein Freund, wie wär' es jetzt – mit blauen Bohnen?“ 2 Von schmalen Linsen bekommt man keinen breiten Bauch. – Blass, 19. *3 Diese Linsen sind theuer bezahlt. – Parömiakon, 699. Von Esau's Linsenkauf entlehnt. *4 Er ist zu Linsen und Bohnen gewesen. – Fischart, Gesch. Ist durchtrieben. „Ihr werdet mir keine Katz im Sack verkauffen, wenn ihr schon zu Linsen vnd Bonen seid gewesen, speisset all in Brey, sagt's Glockengiessers Häusslein zu Nürnberg.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 354.) Linsengericht. 1 Ein Linsengericht ist mehr werth als ein ganzes Kochbuch. – Sprichwörtergarten, 265. *2 Das Linsengericht Esau's schmeckt ihm besser als die Honigfladen Simson's. – Parömiakon, 1223. Er zieht sinnliche Genüsse den geistigen vor. Linsenmus. * Etwas um ein Linsenmus hingeben. „Ich möchte mich nicht herbeilassen, die Wohlfahrt meines Vaterlandes um ein Linsenmus preiszugeben.“ (Alfred Hartmann, Junker Hans Jakob, S. 40.) Linsenspalter. * Es ist ein Linsenspalter. (S. Kümmelspalter 2 und Kümmichnüpfer.) Die Römer und Griechen sagten dafür auch: eine Feige theilen (ficos dividere), hier nicht wegen der Kleinheit, sondern weil die Feigen bei ihnen für die wohlfeilsten Früchte galten. Diese Redensart wurde nicht blos auf den Geiz, sondern auch auf Streitsucht und Rechthaberei angewandt. Wir haben für diese letztere Art von Leuten auch die Bezeichnung Wortklauber. (Faselius, 55.) Lîntje. * Enen ant Lîntjen kriegen. – Schütze, III, 40. Einen leicht bereden, wie den Hund am Seile leiten. Von Lint = Band, Lîn oder Lînje = Schnur, dünner Strick, Leine, dänisch line, englisch line. (Stürenburg, 137b.) Lipp (Philipp). Der Lipp, der Lipp hot d' Hosa geflickt, da draussen am a Roinle; er hat a gstumpets Kittele an, ma sieht'm seine Beinle. – Birlinger, 1118. Lippe (Fluss). 1 Es de Lippe1 klar un 'et Su'erlant swar, dann folget guet Wiär snar (schnell). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 184, 4; Woeste, 59, 23. 1) Fluss in Westfalen. 2 In de Lipp swoer, Ruhr kloer, giet gout Wiär1. (Recklinghausen.) – Firmenich, I, 374. 1) Gut Wetter. 3 Lippe klar, Hâr (auch: Suerland) swâr, bedütt gued Weader. 4 Lippe swâr, Suerland klâr bedütt Reagen. (Büren.) 5 Wann de Lippe grînt un de Hâr1 schint, dann gîwt et Reagen. (Büren.) 1) Gebirgszug in Westfalen. 6 Wann de Lippe schinnt un 'et Su'erlant grinnt, dann gîet et guet Wiär. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 59, 22. Lippe. 1 Dünne Lippen, spitze Nasen vnd witzige Köpfe wollen zusammen sein. – Petri, II, 155. 2 Feurige Lippen lachen über den kalten Januar. 3 Rauhe Lippen, rauher Salat. Ueber dies Wort soll Lucilius Crassus das einzige mal in seinem Leben gelacht haben, sonst nie. 4 Ruhe Lippen, ruhen Solot. (Waldeck.) – Curtze, 327, 160. 5 Schöne Lippen lachen gern. – Altmann VI, 386. 6 Schöne Lippen machen sauern Wein süss. 7 Was deine Lippen nicht brennt, lass ungeblasen. 8 Wem die Lippen abgeschnitten sind, der friert an die Zähne. 9 Wer mit den Lippen betet die Litanei und im Herzen ist voller Schelmerei, dess Gebet ist ein Nest ohne Ei. – Parömiakon, 1055. 10 Wie die Lippen, so der Salat. Engl.: Like flesh, like knife. – Like lips, like lettuce. (Bohn II, 111.) Holl.: Zulke lippen, zulke salade. (Harrebomée, II, 34.) It.: Tal carne, tal coltello. Lat.: Similes habent labra lactucas. (Bohn II, 111.) 11 Zwei Lippen können nicht eine Zunge bewahren. 12 Zwischen Lipp' und Bechers Rand schwebt des Schicksals dunkle Hand. – Gaal, 1111. „Zwischen Lipp' und Kelchesrand schwebt der bösen Genien Hand.“ (Kladderadatsch, 1868, Nr. 45.) 13 Zwischen Lipp' und Gaum ist ein grosser Raum. Span.: De la mano á la boca desaparece la sopa. (Cahier, 3530.) *14 An jemandes Lippen hängen. Holl.: Aan iemands lippen hangen. (Harrebomée, II, 33.) *15 D' Leppe îs g'schwolla wî a Bänd'r pôtscha. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 444. *16 De Lippen hongen laten. – Eichwald, 1191; für Pommern: Dähnert, 280b. Holl.: Hij laat de lip hangen als de merrie van Booi. – Hij laat de lip hangen tot op het derde knoopsgat. (Harrebomée, II, 33.) *17 Die Lippen werden über die Zähne kommen. Das Lachen wird ein Ende haben. *18 Etwas mit den Lippen kosten. Nur leicht berühren; sich nur wenig mit etwas befassen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [98]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/112>, abgerufen am 29.03.2024.