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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Ferke geschoren un dä (ein anderer) de Schafe. Dem esse Lus an der Pelz gesatz wuede. Dä hät dem e Brünkchen on gestrichen.

*97 Der ist nicht vor Einem Loche zu fangen.

Holl.: Hij is niet voor een gat te vangen. (Harrebomee, I, 205a.)

*98 Der weiss immer das rechte Loch durch den Zaun. (Trier.)

Von Personen, die in dem Rufe grosser Rechtskenntniss, Rechtsgewandtheit oder Rechtskniffe stehen und sich als Winkeladvocaten gebrauchen lassen; auch von solchen, die in schwierigen Lagen einen Rath oder Ausweg wissen.

*99 Der wird kein Loch in der Welt aufreissen. - Schöpf, 393.

Nichts Besonderes, Ausserordentliches leisten.

*100 Deswegen wett (wird) kein Loch in'm Himmel nit weren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Das Unglück ist nicht gross.

*101 Die blasen aus Einem Loche.

Stecken unter Einer Decke.

*102 Dös hat a Louch. (Franken.) - Frommann, VI, 320, 262.

Die Sache, die Haushaltung u. s. w. hat einen geheimen Schaden.

*103 Durch dies Loch müssen wir hinein.

Holl.: Dit gat moeten wij in. (Harrebomee, I, 205a.)

*104 Ein Loch auffreissen vnnd das andere wider zuflicken. - Mathesy, I, 68a u. 194a.

*105 Ein Loch bekommen.

"Also bekam der Magdeburgische Krieg ein Loch (d. h. er hörte auf)." (Gottfr., 783a.)

*106 Ein Loch durch den Himmel bohren. - Luther's Werke, VII, 68a.

"Von fladdergeistern, so gern speculiren von hohen dingen, wollen ein Loch durch den himmel boren vnd faren hinauf vnd gaffen, was Gott mache."

*107 Ein Loch durch einen Brief (Gesetz u. s. w.) reden. - Körte, 3939d; Braun, I, 2377.

In Bezug darauf, dass bei den Alten Urkunden mittels Durchlöcherung ungültig gemacht wurden. Von Rabulisten, die alles zu drehen wissen, wie sie wollen und so lange Geld dabei zu verdienen ist. "Ich red ein loch yetz durch ein brieff, so breit vnd weit vnd auch so tieff." (Murner, Nb., 20, in Kloster, IV, 687.) "Versiegelt schon der Bapst mit bley, so kan ich's widersprechen frey. Ich binn derselbig tapffer mann, der Siegel vnd brieff durchreden kan." "Derselb frumb, redlich biderman mit Gelt ein brieff durchreden kan." (Murner, Schelm., 3, in Kloster, V, 830 u. 831.)

*108 Ein Loch finden. - Eiselein, 432.

Lat.: Reperire rimam. (Eiselein, 432.)

*109 Ein Loch in den Himmel beissen. - Parömiakon, 1876.

Die mit ihrer Heiligkeit obenaus wollen. "Manche gluben, sie haben schon ein gross Loch in den Himmel gebissen, wenn sie anderthalb Vaterunser in den Hut beten, welche so inbrünstig, dass kein Strohd ach davor sicher."

*110 Ein Loch in den Mond machen.

Sich heimlich entfernen, ohne seine Schulden zu bezahlen.

Frz.: Faire un trou a la lune. (Lendroy, 936.)

*111 Ein Loch in die Trommel schlagen. (S. Fass 114.)

Dän.: At forrykke compasset. - Forsalte suppen. - Slaae bunden ud paa fadet. - Slaae hul paa trommen. (Prov. dan., 182.)

*112 Ein Loch in etwas stechen.

"... Und hat diese Schlacht den Griechen ein gross Loch in ihre Freiheit gestochen." ( Gottfr., 161a.)

*113 Ein Loch ins Wasser machen.

Unnütze Arbeit.

Engl.: To make a hole in the water. (Bohn II, 166.)

Holl.: Hij zal een gat in het water maken. (Harrebomee, I, 205b.)

*114 Ein Loch zu- und ein anderes aufmachen. - Körte, 3939; Braun, I, 2375.

Schulden mit Borg bezahlen.

Frz.: Emprunter des uns pour paier les autres. (Kritzinger, 267b.) - Faire un trou pour en boucher un autre. (Lendroy, 1606; Bohn II, 18; Kritzinger, 82a.)

Holl.: Een gat maken, om een ander gat de stoppen. (Harrebomee, I, 204b.)

*115 Ein Loch zurückstecken. - Körte, 3939f; Simrock, 6578.

Sich weniger stolz zeigen, weniger Aufwand, geringere Ansprüche machen.

*116 Einem das Loch verlaufen. (S. Knopf 46.) - Lehmann, 386, 7.

Ihm ein Hinderniss in den Weg legen.

[Spaltenumbruch] *117 Einem das Loch versohlen.

Ihn auf die Sitzbacken prügeln.

*118 Einem ein Loch in den Kopf sehen.

"Sie brauchen mich ken Loch in den Kopf zu blicken." Th. König: Eine catilinarische Existenz (vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 95, S. 521.)

Holl.: Daar zie ik mij een gat mede in de huid. (Harrebomee, I, 204a.)

119 Einem ein Loch in den Kopf sprechen.

Mit Sprechen sehr lästig werden.

*120 Einem ein Loch in den Leib reden.

*121 Einem ein Loch ins Ohr schneiden. - Frischbier2, 2451.

Ihm einen Denkzettel geben.

*122 Einen andern vors Loch schieben. - Kritzinger, 128b.

*123 Einen in ein Loch stecken, dass ihn weder Sonne noch Mond bescheinen kann. - Herberger, II, 222.

*124 Einen in Sanct-Gereon's Loch setzen, dass ihn die Sonne nicht bescheine.

*125 Einen ins Loch stecken. - Mathesy, 276a.

In Pommern: Enen int't Lock steken. (Dähnert, 283b.) Loch steht hier für Gefängniss, weil in früherer Zeit die Gefängnisse in der Regel nur Löcher waren, hier und da noch sind. "De ahn barmhartigheit in et Lock se würde steken." (Lauremberg, I, 444.)

*126 Einen Lok in de Fröäten keiken. - Schlingmann, 450.

Eine Erklärung der mir bisher unbekannten Redensart fehlt a. a. O. Ob das Wort für Loch oder, nach Danneil (128a) Log = a) Lauge des Bleichers, b) Lohe des Gerbers, oder Lok = Lauch (Allium) bedeutet, weiss ich nicht. Ich vermuthe aber, dass die Redensart blos eine scherzhafte Abwandlung der bekannten: Einen ein Loch in den Kopf sehen, sein mag.

*127 En Lock taustoppen. (Westf.)

Einen Theil einer Schuld tilgen oder einen Mangel beseitigen.

*128 Er bekommt ein Loch ins Dach.

Holl.: Hij krijgt een gat in zijn dak. (Harrebomee, I, 405a.)

*129 Er bohrt gern Löcher (mit dem eilften Finger) in anderer Leute Haut. - Eiselein, 291; Braun, I, 1201; Simrock, 4462a.

Zur Erklärung der Ausdrücke "elfter Finger", ein "Loch in anderer Leute Haut", und ein "Loch durch die Kanzel bohren" vgl. in den Berichtigungen zum ersten Band des Sprichwörter-Lexikon, was zu Finger 189, Sp. 1024, nachbemerkt ist.

*130 Er findet immer ein Loch zum Entschlüpfen. - Eiselein, 432.

*131 Er hat das Loch immer offen wie eine todte Ratte. (Niederlausitz.)

Der mit Blähungen belästigt.

*132 Er hat ein Loch durch die Kanzel gebohrt. - Körte, 3939; Braun, I, 1747.

Wenn ein Geistlicher ein Mädchen beschwängert hat.

*133 Er hat ein Loch im Haubte. - Schottel, 1118a.

*134 Er hat ein Loch in den Tag geschlafen.

*135 Er hat ein theures Loch unter seiner Nase.

Der gern lecker isst und theuer trinkt.

Holl.: Hij heeft een kostelijk gat onder zijn neus ( in zijn hoofd). (Harrebomee, I, 205a.)

*136 Er hat (weiss) für jedes Loch einen Nagel.

Er bleibt keine Antwort schuldig.

Holl.: Hij weet voor ieder gat een spijker. (Harrebomee, I, 205a.)

*137 Er het bald e Loch in Huet gmacht. - Sutermeister, 104.

Hat sich wieder verheirathet.

*138 Er het es Loch dur de Huet briegget. - Sutermeister, 104.

Der Schmerz um den Verlust seiner Frau war so stark, dass er zu einer neuen Ehe geschritten ist.

*139 Er het wegen Loch kein Thür gfunde.

Er hat zu viel getrunken.

*140 Er ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.

Von Herunterkommenden, deren Hochmuth sich aber noch steigert. Als Philipp IV. Portugal, Catalonien und noch andere Provinzen verloren hatte, nahm er den Titel des Grossen an, worauf der Herzog von Medina Celi sagte: "Unser Herr ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er."

[Spaltenumbruch] Ferke geschoren un dä (ein anderer) de Schafe. Dem esse Lus an der Pelz gesatz wuede. Dä hät dem e Brünkchen on gestrichen.

*97 Der ist nicht vor Einem Loche zu fangen.

Holl.: Hij is niet voor een gat te vangen. (Harrebomée, I, 205a.)

*98 Der weiss immer das rechte Loch durch den Zaun. (Trier.)

Von Personen, die in dem Rufe grosser Rechtskenntniss, Rechtsgewandtheit oder Rechtskniffe stehen und sich als Winkeladvocaten gebrauchen lassen; auch von solchen, die in schwierigen Lagen einen Rath oder Ausweg wissen.

*99 Der wird kein Loch in der Welt aufreissen.Schöpf, 393.

Nichts Besonderes, Ausserordentliches leisten.

*100 Deswegen wett (wird) kein Loch in'm Himmel nit weren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Das Unglück ist nicht gross.

*101 Die blasen aus Einem Loche.

Stecken unter Einer Decke.

*102 Dös hat a Louch. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 262.

Die Sache, die Haushaltung u. s. w. hat einen geheimen Schaden.

*103 Durch dies Loch müssen wir hinein.

Holl.: Dit gat moeten wij in. (Harrebomée, I, 205a.)

*104 Ein Loch auffreissen vnnd das andere wider zuflicken.Mathesy, I, 68a u. 194a.

*105 Ein Loch bekommen.

„Also bekam der Magdeburgische Krieg ein Loch (d. h. er hörte auf).“ (Gottfr., 783a.)

*106 Ein Loch durch den Himmel bohren.Luther's Werke, VII, 68a.

„Von fladdergeistern, so gern speculiren von hohen dingen, wollen ein Loch durch den himmel boren vnd faren hinauf vnd gaffen, was Gott mache.“

*107 Ein Loch durch einen Brief (Gesetz u. s. w.) reden.Körte, 3939d; Braun, I, 2377.

In Bezug darauf, dass bei den Alten Urkunden mittels Durchlöcherung ungültig gemacht wurden. Von Rabulisten, die alles zu drehen wissen, wie sie wollen und so lange Geld dabei zu verdienen ist. „Ich red ein loch yetz durch ein brieff, so breit vnd weit vnd auch so tieff.“ (Murner, Nb., 20, in Kloster, IV, 687.) „Versiegelt schon der Bapst mit bley, so kan ich's widersprechen frey. Ich binn derselbig tapffer mann, der Siegel vnd brieff durchreden kan.“ „Derselb frumb, redlich biderman mit Gelt ein brieff durchreden kan.“ (Murner, Schelm., 3, in Kloster, V, 830 u. 831.)

*108 Ein Loch finden.Eiselein, 432.

Lat.: Reperire rimam. (Eiselein, 432.)

*109 Ein Loch in den Himmel beissen.Parömiakon, 1876.

Die mit ihrer Heiligkeit obenaus wollen. „Manche gluben, sie haben schon ein gross Loch in den Himmel gebissen, wenn sie anderthalb Vaterunser in den Hut beten, welche so inbrünstig, dass kein Strohd ach davor sicher.“

*110 Ein Loch in den Mond machen.

Sich heimlich entfernen, ohne seine Schulden zu bezahlen.

Frz.: Faire un trou à la lune. (Lendroy, 936.)

*111 Ein Loch in die Trommel schlagen. (S. Fass 114.)

Dän.: At forrykke compasset. – Forsalte suppen. – Slaae bunden ud paa fadet. – Slaae hul paa trommen. (Prov. dan., 182.)

*112 Ein Loch in etwas stechen.

„... Und hat diese Schlacht den Griechen ein gross Loch in ihre Freiheit gestochen.“ ( Gottfr., 161a.)

*113 Ein Loch ins Wasser machen.

Unnütze Arbeit.

Engl.: To make a hole in the water. (Bohn II, 166.)

Holl.: Hij zal een gat in het water maken. (Harrebomée, I, 205b.)

*114 Ein Loch zu- und ein anderes aufmachen.Körte, 3939; Braun, I, 2375.

Schulden mit Borg bezahlen.

Frz.: Emprunter des uns pour païer les autres. (Kritzinger, 267b.) – Faire un trou pour en boucher un autre. (Lendroy, 1606; Bohn II, 18; Kritzinger, 82a.)

Holl.: Een gat maken, om een ander gat de stoppen. (Harrebomée, I, 204b.)

*115 Ein Loch zurückstecken.Körte, 3939f; Simrock, 6578.

Sich weniger stolz zeigen, weniger Aufwand, geringere Ansprüche machen.

*116 Einem das Loch verlaufen. (S. Knopf 46.) – Lehmann, 386, 7.

Ihm ein Hinderniss in den Weg legen.

[Spaltenumbruch] *117 Einem das Loch versohlen.

Ihn auf die Sitzbacken prügeln.

*118 Einem ein Loch in den Kopf sehen.

„Sie brauchen mich kên Loch in den Kopf zu blicken.“ Th. König: Eine catilinarische Existenz (vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 95, S. 521.)

Holl.: Daar zie ik mij een gat mede in de huid. (Harrebomée, I, 204a.)

119 Einem ein Loch in den Kopf sprechen.

Mit Sprechen sehr lästig werden.

*120 Einem ein Loch in den Leib reden.

*121 Einem ein Loch ins Ohr schneiden.Frischbier2, 2451.

Ihm einen Denkzettel geben.

*122 Einen andern vors Loch schieben.Kritzinger, 128b.

*123 Einen in ein Loch stecken, dass ihn weder Sonne noch Mond bescheinen kann.Herberger, II, 222.

*124 Einen in Sanct-Gereon's Loch setzen, dass ihn die Sonne nicht bescheine.

*125 Einen ins Loch stecken.Mathesy, 276a.

In Pommern: Enen int't Lock steken. (Dähnert, 283b.) Loch steht hier für Gefängniss, weil in früherer Zeit die Gefängnisse in der Regel nur Löcher waren, hier und da noch sind. „De ahn barmhartigheit in et Lock se würde steken.“ (Lauremberg, I, 444.)

*126 Einen Lok in de Fröäten kîken.Schlingmann, 450.

Eine Erklärung der mir bisher unbekannten Redensart fehlt a. a. O. Ob das Wort für Loch oder, nach Danneil (128a) Lôg = a) Lauge des Bleichers, b) Lohe des Gerbers, oder Lôk = Lauch (Allium) bedeutet, weiss ich nicht. Ich vermuthe aber, dass die Redensart blos eine scherzhafte Abwandlung der bekannten: Einen ein Loch in den Kopf sehen, sein mag.

*127 En Lock taustoppen. (Westf.)

Einen Theil einer Schuld tilgen oder einen Mangel beseitigen.

*128 Er bekommt ein Loch ins Dach.

Holl.: Hij krijgt een gat in zijn dak. (Harrebomée, I, 405a.)

*129 Er bohrt gern Löcher (mit dem eilften Finger) in anderer Leute Haut.Eiselein, 291; Braun, I, 1201; Simrock, 4462a.

Zur Erklärung der Ausdrücke „elfter Finger“, ein „Loch in anderer Leute Haut“, und ein „Loch durch die Kanzel bohren“ vgl. in den Berichtigungen zum ersten Band des Sprichwörter-Lexikon, was zu Finger 189, Sp. 1024, nachbemerkt ist.

*130 Er findet immer ein Loch zum Entschlüpfen.Eiselein, 432.

*131 Er hat das Loch immer offen wie eine todte Ratte. (Niederlausitz.)

Der mit Blähungen belästigt.

*132 Er hat ein Loch durch die Kanzel gebohrt.Körte, 3939; Braun, I, 1747.

Wenn ein Geistlicher ein Mädchen beschwängert hat.

*133 Er hat ein Loch im Haubte.Schottel, 1118a.

*134 Er hat ein Loch in den Tag geschlafen.

*135 Er hat ein theures Loch unter seiner Nase.

Der gern lecker isst und theuer trinkt.

Holl.: Hij heeft een kostelijk gat onder zijn neus ( in zijn hoofd). (Harrebomée, I, 205a.)

*136 Er hat (weiss) für jedes Loch einen Nagel.

Er bleibt keine Antwort schuldig.

Holl.: Hij weet voor ieder gat een spijker. (Harrebomée, I, 205a.)

*137 Er het bald e Loch in Huet gmacht.Sutermeister, 104.

Hat sich wieder verheirathet.

*138 Er het es Loch dur de Huet briegget.Sutermeister, 104.

Der Schmerz um den Verlust seiner Frau war so stark, dass er zu einer neuen Ehe geschritten ist.

*139 Er het wegen Loch kein Thür gfunde.

Er hat zu viel getrunken.

*140 Er ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.

Von Herunterkommenden, deren Hochmuth sich aber noch steigert. Als Philipp IV. Portugal, Catalonien und noch andere Provinzen verloren hatte, nahm er den Titel des Grossen an, worauf der Herzog von Medina Celi sagte: „Unser Herr ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.“

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[[109]/0123] Ferke geschoren un dä (ein anderer) de Schafe. Dem esse Lus an der Pelz gesatz wuede. Dä hät dem e Brünkchen on gestrichen. *97 Der ist nicht vor Einem Loche zu fangen. Holl.: Hij is niet voor een gat te vangen. (Harrebomée, I, 205a.) *98 Der weiss immer das rechte Loch durch den Zaun. (Trier.) Von Personen, die in dem Rufe grosser Rechtskenntniss, Rechtsgewandtheit oder Rechtskniffe stehen und sich als Winkeladvocaten gebrauchen lassen; auch von solchen, die in schwierigen Lagen einen Rath oder Ausweg wissen. *99 Der wird kein Loch in der Welt aufreissen. – Schöpf, 393. Nichts Besonderes, Ausserordentliches leisten. *100 Deswegen wett (wird) kein Loch in'm Himmel nit weren. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Das Unglück ist nicht gross. *101 Die blasen aus Einem Loche. Stecken unter Einer Decke. *102 Dös hat a Louch. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 262. Die Sache, die Haushaltung u. s. w. hat einen geheimen Schaden. *103 Durch dies Loch müssen wir hinein. Holl.: Dit gat moeten wij in. (Harrebomée, I, 205a.) *104 Ein Loch auffreissen vnnd das andere wider zuflicken. – Mathesy, I, 68a u. 194a. *105 Ein Loch bekommen. „Also bekam der Magdeburgische Krieg ein Loch (d. h. er hörte auf).“ (Gottfr., 783a.) *106 Ein Loch durch den Himmel bohren. – Luther's Werke, VII, 68a. „Von fladdergeistern, so gern speculiren von hohen dingen, wollen ein Loch durch den himmel boren vnd faren hinauf vnd gaffen, was Gott mache.“ *107 Ein Loch durch einen Brief (Gesetz u. s. w.) reden. – Körte, 3939d; Braun, I, 2377. In Bezug darauf, dass bei den Alten Urkunden mittels Durchlöcherung ungültig gemacht wurden. Von Rabulisten, die alles zu drehen wissen, wie sie wollen und so lange Geld dabei zu verdienen ist. „Ich red ein loch yetz durch ein brieff, so breit vnd weit vnd auch so tieff.“ (Murner, Nb., 20, in Kloster, IV, 687.) „Versiegelt schon der Bapst mit bley, so kan ich's widersprechen frey. Ich binn derselbig tapffer mann, der Siegel vnd brieff durchreden kan.“ „Derselb frumb, redlich biderman mit Gelt ein brieff durchreden kan.“ (Murner, Schelm., 3, in Kloster, V, 830 u. 831.) *108 Ein Loch finden. – Eiselein, 432. Lat.: Reperire rimam. (Eiselein, 432.) *109 Ein Loch in den Himmel beissen. – Parömiakon, 1876. Die mit ihrer Heiligkeit obenaus wollen. „Manche gluben, sie haben schon ein gross Loch in den Himmel gebissen, wenn sie anderthalb Vaterunser in den Hut beten, welche so inbrünstig, dass kein Strohd ach davor sicher.“ *110 Ein Loch in den Mond machen. Sich heimlich entfernen, ohne seine Schulden zu bezahlen. Frz.: Faire un trou à la lune. (Lendroy, 936.) *111 Ein Loch in die Trommel schlagen. (S. Fass 114.) Dän.: At forrykke compasset. – Forsalte suppen. – Slaae bunden ud paa fadet. – Slaae hul paa trommen. (Prov. dan., 182.) *112 Ein Loch in etwas stechen. „... Und hat diese Schlacht den Griechen ein gross Loch in ihre Freiheit gestochen.“ ( Gottfr., 161a.) *113 Ein Loch ins Wasser machen. Unnütze Arbeit. Engl.: To make a hole in the water. (Bohn II, 166.) Holl.: Hij zal een gat in het water maken. (Harrebomée, I, 205b.) *114 Ein Loch zu- und ein anderes aufmachen. – Körte, 3939; Braun, I, 2375. Schulden mit Borg bezahlen. Frz.: Emprunter des uns pour païer les autres. (Kritzinger, 267b.) – Faire un trou pour en boucher un autre. (Lendroy, 1606; Bohn II, 18; Kritzinger, 82a.) Holl.: Een gat maken, om een ander gat de stoppen. (Harrebomée, I, 204b.) *115 Ein Loch zurückstecken. – Körte, 3939f; Simrock, 6578. Sich weniger stolz zeigen, weniger Aufwand, geringere Ansprüche machen. *116 Einem das Loch verlaufen. (S. Knopf 46.) – Lehmann, 386, 7. Ihm ein Hinderniss in den Weg legen. *117 Einem das Loch versohlen. Ihn auf die Sitzbacken prügeln. *118 Einem ein Loch in den Kopf sehen. „Sie brauchen mich kên Loch in den Kopf zu blicken.“ Th. König: Eine catilinarische Existenz (vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 95, S. 521.) Holl.: Daar zie ik mij een gat mede in de huid. (Harrebomée, I, 204a.) 119 Einem ein Loch in den Kopf sprechen. Mit Sprechen sehr lästig werden. *120 Einem ein Loch in den Leib reden. *121 Einem ein Loch ins Ohr schneiden. – Frischbier2, 2451. Ihm einen Denkzettel geben. *122 Einen andern vors Loch schieben. – Kritzinger, 128b. *123 Einen in ein Loch stecken, dass ihn weder Sonne noch Mond bescheinen kann. – Herberger, II, 222. *124 Einen in Sanct-Gereon's Loch setzen, dass ihn die Sonne nicht bescheine. *125 Einen ins Loch stecken. – Mathesy, 276a. In Pommern: Enen int't Lock steken. (Dähnert, 283b.) Loch steht hier für Gefängniss, weil in früherer Zeit die Gefängnisse in der Regel nur Löcher waren, hier und da noch sind. „De ahn barmhartigheit in et Lock se würde steken.“ (Lauremberg, I, 444.) *126 Einen Lok in de Fröäten kîken. – Schlingmann, 450. Eine Erklärung der mir bisher unbekannten Redensart fehlt a. a. O. Ob das Wort für Loch oder, nach Danneil (128a) Lôg = a) Lauge des Bleichers, b) Lohe des Gerbers, oder Lôk = Lauch (Allium) bedeutet, weiss ich nicht. Ich vermuthe aber, dass die Redensart blos eine scherzhafte Abwandlung der bekannten: Einen ein Loch in den Kopf sehen, sein mag. *127 En Lock taustoppen. (Westf.) Einen Theil einer Schuld tilgen oder einen Mangel beseitigen. *128 Er bekommt ein Loch ins Dach. Holl.: Hij krijgt een gat in zijn dak. (Harrebomée, I, 405a.) *129 Er bohrt gern Löcher (mit dem eilften Finger) in anderer Leute Haut. – Eiselein, 291; Braun, I, 1201; Simrock, 4462a. Zur Erklärung der Ausdrücke „elfter Finger“, ein „Loch in anderer Leute Haut“, und ein „Loch durch die Kanzel bohren“ vgl. in den Berichtigungen zum ersten Band des Sprichwörter-Lexikon, was zu Finger 189, Sp. 1024, nachbemerkt ist. *130 Er findet immer ein Loch zum Entschlüpfen. – Eiselein, 432. *131 Er hat das Loch immer offen wie eine todte Ratte. (Niederlausitz.) Der mit Blähungen belästigt. *132 Er hat ein Loch durch die Kanzel gebohrt. – Körte, 3939; Braun, I, 1747. Wenn ein Geistlicher ein Mädchen beschwängert hat. *133 Er hat ein Loch im Haubte. – Schottel, 1118a. *134 Er hat ein Loch in den Tag geschlafen. *135 Er hat ein theures Loch unter seiner Nase. Der gern lecker isst und theuer trinkt. Holl.: Hij heeft een kostelijk gat onder zijn neus ( in zijn hoofd). (Harrebomée, I, 205a.) *136 Er hat (weiss) für jedes Loch einen Nagel. Er bleibt keine Antwort schuldig. Holl.: Hij weet voor ieder gat een spijker. (Harrebomée, I, 205a.) *137 Er het bald e Loch in Huet gmacht. – Sutermeister, 104. Hat sich wieder verheirathet. *138 Er het es Loch dur de Huet briegget. – Sutermeister, 104. Der Schmerz um den Verlust seiner Frau war so stark, dass er zu einer neuen Ehe geschritten ist. *139 Er het wegen Loch kein Thür gfunde. Er hat zu viel getrunken. *140 Er ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er. Von Herunterkommenden, deren Hochmuth sich aber noch steigert. Als Philipp IV. Portugal, Catalonien und noch andere Provinzen verloren hatte, nahm er den Titel des Grossen an, worauf der Herzog von Medina Celi sagte: „Unser Herr ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/123>, abgerufen am 23.04.2024.