Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Luther.

1 Der arme (und geringe) Luther macht viele zu reichen Hansen. - Pistor., VIII, 4.

So sagte Erasmus, als einigen, die gegen Luther geschrieben hatten, Bisthümer ertheilt wurden. (Einfälle, 147; Zinkgref, I, 219; III, 208.)

2 Doctor Luther's Schuhe sind nicht jedem Dorfpfarrer gerecht. - Eiselein, 440; Pistor., VII, 52; Simrock, 6703; Körte, 3994; Braun, I, 2147; Ge. Heinr. Goetzii Diss. per vulgatum illud: Dr. Luther's Schuhe sind nicht allen Dorfpfarrern gerecht (Leipzig 1725).

Aber dessenungeachtet möchte gern jeder darin herumstolziren. Darum klagt Cäsar von Lengerke in seiner Stimme aus Zion (Königsberg 1842): "O Luther, könntest du der Gruft entschreiten ... und schaun, wie sich das Volk bethören lässt, welch Unheil sie in deinem Namen stiften, ins Feuer würfest du die eignen Schriften erzürnter als der Päpste Manifest."

3 Luther hat zwei grosse Sünden begangen, er hat dem Bapst an die Krone und den Pfaffen an die Bäuche gegriffen. - Herberger, I, 814.

Angeblich sagte dies Wort Erasmus von Rotterdam zum Kurfürsten von Sachsen, als dieser ihn fragte, was Luther denn eigentlich verbrochen habe.

4 Luther war unsers Herrn Gottes Quecksilber, das er in den Teich geworfen hat. - Luther's Tischr., 369b.

Ungefähr wie Professor Leo in Halle vor einigen Jahren den Kaiser Napoleon den Hecht im Karpfenteiche nannte.

5 Martin Luther frisst Käs' und Butter.

6 Wer Doctor Luther's Lehr veracht, der bleibt ein Narr, wie gross er sich acht. - Petri, I, 101.

In einer düstern prophetischen Stimmung sagte Luther aber in Bezug auf die Leute, die sich an seine Worte klammerten, ohne seinen Geist zu erfassen, zu einem seiner Mitarbeiter: "Sie werden einst noch unsern Dreck anbeten." (Schaltjahr, II, 126.) In Luzern wurde am 11. Febr. 1843 Luther's Geist, in Form von Meyer's Miniatur-Bibliothek, Bdchn. 174, sogar mit Beschlag belegt.


Lutheraner.

Der Lutheraner und Calvinisten Götzen sind ihr heimlicher Neid, Ehrgeiz und Zanksucht. - Opel, 375.


Lutherisch.

1 Mancher hält sich für lutherisch und ist nur leuterisch. - Herberger, I, 2.

"Es helt sich mancher für Evangelisch vnd ist nur eigenwillisch; und mancher saget: Ich bin gut Lutherisch und ist gut Leuterisch. Es gehöret mehr dazu als ein roth par Schuhe." (Herberger, I, 2, 793.)

*2 Er ist lutherisch beim Fleischessen und gut katholisch in Betreff der Feiertage.

*3 Heut' soll es echt lutherisch zugehen.

Einzelne katholische Schriftsteller erzählen, es sei im goldenen Zeitalter des Lutherthums die Ausschweifung in dem Grade sprichwörtlich geworden, dass man, wenn man einen Tag in Schwelgerei und Ausschweifung habe verleben wollen, gesagt habe: "Hodie lutheranice vivemus." (Vgl. Widerlegung der hauptsächlichsten Irrthümer, welche in dem Handelschen Religionsleitfaden vorkommen. Von der Neisser Curaten Geistlichkeit; Leipzig 1841.)


Lutherische.

1 De Luttersken het de Hilligen awschaffet, awwer de Schiynhilligen het se behoallen. (Westf.)

2 Die Lutherischen haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit. - Herberger, I, 637.


Lütj.

1 Lütjet schadet nich, die meiste Arbeid is an de Grund. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4077.

Man hält bedeutende Körpergrösse für keine Schönheit, auch für anstrengende Arbeiten, besonders auf dem Felde, für nicht besonders geeignet.

2 Lütjet un wol is beter als wit un holl. - Eichwald, 1249; Schlingmann, 971.

3 Lütjet un woll is bäter as grot un weh. (Bremen.) - Köster, 253.

4 Lütjet und kregel is bäter as grot un 'nen Flegel. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4077.

In Oldenburg gelten die Kleinen für rascher, gewandter (kortarmiger) wie die Grossen, und man nimmt deshalb auch nicht gern, wenn man die Wahl hat, grosse Leute in den Dienst.

[Spaltenumbruch] 5 Se bünt lütjet, man lecker, seggt de Emder Gröntebaur (Wuttelbauer). (Ostfries.) - Bueren, 1019; Hoefer, 153; Kern, 21; Hauskalender, III.

In der Umgegend von Emden wird viel und gutes Gemüse gezogen, besonders Weisskohl (Buskohl), welches in Aurich und andern ostfriesischen Städten zum Verkauf kommt. Wollen dann die Käufer die kleinen Kohlköpfe nicht so theuer bezahlen wie die grossen, so gebraucht der Gemüsehändler das obige Sprichwort als Ueberredungsmittel. In der Gegend von Flensburg sagt dasselbe der Grünhöker. (Diermissen, 2268.)


Lütje.

*1 Dat kann Jan Lüttje wol. - Eichwald, 1248.

*2 Lütje levt noch. - Oldenburger Volksbote.

Noch ist nicht alles verloren.


Lütjes.

1 A Letjen san eg kimmen am a gratten uun a Eers to kreppen. (Amrum.) - Haupt, VIII, 358, 119.

Die Kleinen sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.

2 Dat 's vörwor nix Lütts, segt de Baur, wenn de Oss in de Weg ligt. - Hoefer, 186.

3 De 't Lütje nig ert, is 't Grote nig wert. (Ostfries.) - Bueren, 179; Eichwald, 1251; Kern, 1534; Frommann, IV, 142, 348; Hauskalender, I.

4 De 't Lüttje verschmäht, wurd 't grote nich in Heer. - Hauskalender, I.

5 Vel Lüttes makt en Grotes.

*6 All um 't Lüttje. - Eichwald, 1250.

*7 Se kriggt dor nog wat lüttes van. - Dähnert, 287b.

Sie war so freudig oder in anderer Weise erregt, dass es ihre Entbindung bewirken kann.


Lütk.

1 Lütk un grot as de Swein to Holte lopt. - Richey, 30; Schütze, IV, 236.

Klein und gross durcheinander.

2 Lütk un kriegel1 ess better os en grauten Fliegel2. (Lippe.) - Firmenich, I, 268; für Lübeck: Deecke, 10.

1) Munter, vergnügt.

2) Grosser Flegel.

3 Lütk vnde vaken bekleidet den nacken(den.) - Petri, II, 443.

4 Lütk vnde wreed maket manchem syn Haus leed. - Petri, II, 443.

5 Lütke, wiere dei! Graute, leid et nich. (Lippe.)

Kleiner, wehr' dich, grosser, leid' es nicht. Wird gesagt, wenn man zwei Streitende zum Fortkampf anfeuern will; auch scherzweise, wenn sich zwei Hunde beissen.


Lutschen.

E lutscht sich un de Kniwweln, wä der Bier un de Proatzen. (Schässburg.) - Firmenich, III, 424, 2.


Lutscher.

* Das ist ein Lutscher.

Im Westerwalde entweder ein Mensch, der die linke Hand statt der rechten gebraucht, oder ein Schelm, eine Person, der nicht viel zu trauen ist. (Schmidt, 105.)


Lutterborn.

Wenn de Lutterborn löpet, sau gift et düere Teien; bauet awer in de Helperhüsche Möle de Spennen un in 't Rad de Schwöleken, sau sint gaue Teien. - Schambach, II, 709.

Der Lutterborn (= Lauterbrunnen) ist eine Hungerquelle unweit des Dorfes Herberhausen (Helperhausen) bei Göttingen. Aus derselben nimmt ein Bach, die Lutter (= Lauter), seinen Ursprung. Wenn die Hungerquelle fliesst, sollen nach dem Volksglauben Hungerzeiten bevorstehen. (Vgl. Niedersächsische Sagen und Märchen, von Schambach und Müller, S. 59; Grimm, Myth., 1219.)


Lüttich.

1 In Lüttich ist mehr Geld als Verstand. - Reinsberg VI, 46.

2 Könte man Lüttich vbers Meer führen, wie Loretta, so würden die Gänss gross Eyer legen. - Gruter, III, 60; Lehmann, II, 324, 96; Fischart, Gesch.

3 Lüttich hat das beste Brot, das härteste Eisen und das stärkste Feuer. - Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.

Es werden nämlich dort vorzügliche Steinkohlen in grosser Menge gefunden.

4 Lüttich ist der Pfaffen Paradies. - Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.


[Spaltenumbruch]
Luther.

1 Der arme (und geringe) Luther macht viele zu reichen Hansen.Pistor., VIII, 4.

So sagte Erasmus, als einigen, die gegen Luther geschrieben hatten, Bisthümer ertheilt wurden. (Einfälle, 147; Zinkgref, I, 219; III, 208.)

2 Doctor Luther's Schuhe sind nicht jedem Dorfpfarrer gerecht.Eiselein, 440; Pistor., VII, 52; Simrock, 6703; Körte, 3994; Braun, I, 2147; Ge. Heinr. Goetzii Diss. per vulgatum illud: Dr. Luther's Schuhe sind nicht allen Dorfpfarrern gerecht (Leipzig 1725).

Aber dessenungeachtet möchte gern jeder darin herumstolziren. Darum klagt Cäsar von Lengerke in seiner Stimme aus Zion (Königsberg 1842): „O Luther, könntest du der Gruft entschreiten ... und schaun, wie sich das Volk bethören lässt, welch Unheil sie in deinem Namen stiften, ins Feuer würfest du die eignen Schriften erzürnter als der Päpste Manifest.“

3 Luther hat zwei grosse Sünden begangen, er hat dem Bapst an die Krone und den Pfaffen an die Bäuche gegriffen.Herberger, I, 814.

Angeblich sagte dies Wort Erasmus von Rotterdam zum Kurfürsten von Sachsen, als dieser ihn fragte, was Luther denn eigentlich verbrochen habe.

4 Luther war unsers Herrn Gottes Quecksilber, das er in den Teich geworfen hat.Luther's Tischr., 369b.

Ungefähr wie Professor Leo in Halle vor einigen Jahren den Kaiser Napoleon den Hecht im Karpfenteiche nannte.

5 Martin Luther frisst Käs' und Butter.

6 Wer Doctor Luther's Lehr veracht, der bleibt ein Narr, wie gross er sich acht.Petri, I, 101.

In einer düstern prophetischen Stimmung sagte Luther aber in Bezug auf die Leute, die sich an seine Worte klammerten, ohne seinen Geist zu erfassen, zu einem seiner Mitarbeiter: „Sie werden einst noch unsern Dreck anbeten.“ (Schaltjahr, II, 126.) In Luzern wurde am 11. Febr. 1843 Luther's Geist, in Form von Meyer's Miniatur-Bibliothek, Bdchn. 174, sogar mit Beschlag belegt.


Lutheraner.

Der Lutheraner und Calvinisten Götzen sind ihr heimlicher Neid, Ehrgeiz und Zanksucht.Opel, 375.


Lutherisch.

1 Mancher hält sich für lutherisch und ist nur leuterisch.Herberger, I, 2.

„Es helt sich mancher für Evangelisch vnd ist nur eigenwillisch; und mancher saget: Ich bin gut Lutherisch und ist gut Leuterisch. Es gehöret mehr dazu als ein roth par Schuhe.“ (Herberger, I, 2, 793.)

*2 Er ist lutherisch beim Fleischessen und gut katholisch in Betreff der Feiertage.

*3 Heut' soll es echt lutherisch zugehen.

Einzelne katholische Schriftsteller erzählen, es sei im goldenen Zeitalter des Lutherthums die Ausschweifung in dem Grade sprichwörtlich geworden, dass man, wenn man einen Tag in Schwelgerei und Ausschweifung habe verleben wollen, gesagt habe: „Hodie lutheranice vivemus.“ (Vgl. Widerlegung der hauptsächlichsten Irrthümer, welche in dem Handelschen Religionsleitfaden vorkommen. Von der Neisser Curaten Geistlichkeit; Leipzig 1841.)


Lutherische.

1 De Luttersken het de Hilligen awschaffet, awwer de Schiynhilligen het se behoallen. (Westf.)

2 Die Lutherischen haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit.Herberger, I, 637.


Lütj.

1 Lütjet schadet nich, die meiste Arbeid is an de Grund. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.

Man hält bedeutende Körpergrösse für keine Schönheit, auch für anstrengende Arbeiten, besonders auf dem Felde, für nicht besonders geeignet.

2 Lütjet un wol is beter als wit un holl.Eichwald, 1249; Schlingmann, 971.

3 Lütjet un woll is bäter as grôt un weh. (Bremen.) – Köster, 253.

4 Lütjet und kregel is bäter as grôt un 'nen Flegel. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.

In Oldenburg gelten die Kleinen für rascher, gewandter (kortarmiger) wie die Grossen, und man nimmt deshalb auch nicht gern, wenn man die Wahl hat, grosse Leute in den Dienst.

[Spaltenumbruch] 5 Se bünt lütjet, man lecker, seggt de Emder Gröntebûr (Wuttelbauer). (Ostfries.) – Bueren, 1019; Hoefer, 153; Kern, 21; Hauskalender, III.

In der Umgegend von Emden wird viel und gutes Gemüse gezogen, besonders Weisskohl (Buskohl), welches in Aurich und andern ostfriesischen Städten zum Verkauf kommt. Wollen dann die Käufer die kleinen Kohlköpfe nicht so theuer bezahlen wie die grossen, so gebraucht der Gemüsehändler das obige Sprichwort als Ueberredungsmittel. In der Gegend von Flensburg sagt dasselbe der Grünhöker. (Diermissen, 2268.)


Lütje.

*1 Dat kann Jan Lüttje wol.Eichwald, 1248.

*2 Lütje levt noch.Oldenburger Volksbote.

Noch ist nicht alles verloren.


Lütjes.

1 A Letjen san eg kimmen am a gratten uun a Eers to kreppen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 119.

Die Kleinen sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.

2 Dat 's vörwôr nix Lütts, segt de Bûr, wenn de Oss in de Wêg ligt.Hoefer, 186.

3 De 't Lütje nig ert, is 't Grôte nig wert. (Ostfries.) – Bueren, 179; Eichwald, 1251; Kern, 1534; Frommann, IV, 142, 348; Hauskalender, I.

4 De 't Lüttje verschmäht, wurd 't grôte nich in Heer.Hauskalender, I.

5 Vêl Lüttes mâkt ên Grotes.

*6 All um 't Lüttje.Eichwald, 1250.

*7 Se kriggt dor nog wat lüttes van.Dähnert, 287b.

Sie war so freudig oder in anderer Weise erregt, dass es ihre Entbindung bewirken kann.


Lütk.

1 Lütk un grôt as de Swîn to Holte lopt.Richey, 30; Schütze, IV, 236.

Klein und gross durcheinander.

2 Lütk un kriegel1 ess better os en grauten Fliegel2. (Lippe.) – Firmenich, I, 268; für Lübeck: Deecke, 10.

1) Munter, vergnügt.

2) Grosser Flegel.

3 Lütk vnde vaken bekleidet den nacken(den.)Petri, II, 443.

4 Lütk vnde wreed maket manchem syn Hûs leed.Petri, II, 443.

5 Lütke, wiere dî! Graute, lîd et nich. (Lippe.)

Kleiner, wehr' dich, grosser, leid' es nicht. Wird gesagt, wenn man zwei Streitende zum Fortkampf anfeuern will; auch scherzweise, wenn sich zwei Hunde beissen.


Lutschen.

E lutscht sich un de Kniwweln, wä der Biér un de Proatzen. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 2.


Lutscher.

* Das ist ein Lutscher.

Im Westerwalde entweder ein Mensch, der die linke Hand statt der rechten gebraucht, oder ein Schelm, eine Person, der nicht viel zu trauen ist. (Schmidt, 105.)


Lutterborn.

Wenn de Lutterborn löpet, sau gift et düere Tîen; bûet awer in de Helperhüsche Möle de Spennen un in 't Rad de Schwöleken, sau sint gaue Tîen.Schambach, II, 709.

Der Lutterborn (= Lauterbrunnen) ist eine Hungerquelle unweit des Dorfes Herberhausen (Helperhausen) bei Göttingen. Aus derselben nimmt ein Bach, die Lutter (= Lauter), seinen Ursprung. Wenn die Hungerquelle fliesst, sollen nach dem Volksglauben Hungerzeiten bevorstehen. (Vgl. Niedersächsische Sagen und Märchen, von Schambach und Müller, S. 59; Grimm, Myth., 1219.)


Lüttich.

1 In Lüttich ist mehr Geld als Verstand.Reinsberg VI, 46.

2 Könte man Lüttich vbers Meer führen, wie Loretta, so würden die Gänss gross Eyer legen.Gruter, III, 60; Lehmann, II, 324, 96; Fischart, Gesch.

3 Lüttich hat das beste Brot, das härteste Eisen und das stärkste Feuer.Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.

Es werden nämlich dort vorzügliche Steinkohlen in grosser Menge gefunden.

4 Lüttich ist der Pfaffen Paradies.Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0162" n="[148]"/>
        <cb n="295"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Luther.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der arme (und geringe) Luther macht viele zu reichen Hansen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VIII, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagte <hi rendition="#i">Erasmus,</hi> als einigen, die gegen Luther geschrieben hatten, Bisthümer ertheilt wurden. (<hi rendition="#i">Einfälle, 147; Zinkgref, I, 219; III, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Doctor Luther's Schuhe sind nicht jedem Dorfpfarrer gerecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 440; Pistor., VII, 52; Simrock, 6703; Körte, 3994; Braun, I, 2147;</hi> Ge. Heinr. Goetzii Diss. per vulgatum illud: Dr. Luther's Schuhe sind nicht allen Dorfpfarrern gerecht (Leipzig 1725).</p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber dessenungeachtet möchte gern jeder darin herumstolziren. Darum klagt <hi rendition="#i">Cäsar von Lengerke in seiner Stimme aus Zion (Königsberg 1842):</hi> &#x201E;O Luther, könntest du der Gruft entschreiten ... und schaun, wie sich das Volk bethören lässt, welch Unheil sie in deinem Namen stiften, ins Feuer würfest du die eignen Schriften erzürnter als der Päpste Manifest.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Luther hat zwei grosse Sünden begangen, er hat dem Bapst an die Krone und den Pfaffen an die Bäuche gegriffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 814.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Angeblich sagte dies Wort <hi rendition="#i">Erasmus</hi> von Rotterdam zum Kurfürsten von Sachsen, als dieser ihn fragte, was Luther denn eigentlich verbrochen habe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Luther war unsers Herrn Gottes Quecksilber, das er in den Teich geworfen hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 369<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ungefähr wie Professor Leo in Halle vor einigen Jahren den Kaiser Napoleon den Hecht im Karpfenteiche nannte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Martin Luther frisst Käs' und Butter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer Doctor Luther's Lehr veracht, der bleibt ein Narr, wie gross er sich acht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, I, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In einer düstern prophetischen Stimmung sagte <hi rendition="#i">Luther</hi> aber in Bezug auf die Leute, die sich an seine Worte klammerten, ohne seinen Geist zu erfassen, zu einem seiner Mitarbeiter: &#x201E;Sie werden einst noch unsern Dreck anbeten.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schaltjahr, II, 126.</hi>) In Luzern wurde am 11. Febr. 1843 <hi rendition="#i">Luther's Geist,</hi> in Form von <hi rendition="#i">Meyer's Miniatur-Bibliothek,</hi> Bdchn. 174, sogar mit Beschlag belegt.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutheraner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Lutheraner und Calvinisten Götzen sind ihr heimlicher Neid, Ehrgeiz und Zanksucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 375.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutherisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mancher hält sich für lutherisch und ist nur leuterisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es helt sich mancher für Evangelisch vnd ist nur eigenwillisch; und mancher saget: Ich bin gut Lutherisch und ist gut Leuterisch. Es gehöret mehr dazu als ein roth par Schuhe.&#x201C; (<hi rendition="#i">Herberger, I, 2, 793.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist lutherisch beim Fleischessen und gut katholisch in Betreff der Feiertage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Heut' soll es echt lutherisch zugehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Einzelne katholische Schriftsteller erzählen, es sei im goldenen Zeitalter des Lutherthums die Ausschweifung in dem Grade sprichwörtlich geworden, dass man, wenn man einen Tag in Schwelgerei und Ausschweifung habe verleben wollen, gesagt habe: &#x201E;Hodie lutheranice vivemus.&#x201C; (Vgl. Widerlegung der hauptsächlichsten Irrthümer, welche in dem Handelschen Religionsleitfaden vorkommen. Von der <hi rendition="#i">Neisser Curaten Geistlichkeit; Leipzig 1841.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutherische.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 De Luttersken het de Hilligen awschaffet, awwer de Schiynhilligen het se behoallen.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Lutherischen haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 637.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lütj.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Lütjet schadet nich, die meiste Arbeid is an de Grund.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weserzeitung, 4077.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hält bedeutende Körpergrösse für keine Schönheit, auch für anstrengende Arbeiten, besonders auf dem Felde, für nicht besonders geeignet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Lütjet un wol is beter als wit un holl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1249; Schlingmann, 971.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Lütjet un woll is bäter as grôt un weh.</hi> (<hi rendition="#i">Bremen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Köster, 253.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Lütjet und kregel is bäter as grôt un 'nen Flegel.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weserzeitung, 4077.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Oldenburg gelten die Kleinen für rascher, gewandter (kortarmiger) wie die Grossen, und man nimmt deshalb auch nicht gern, wenn man die Wahl hat, grosse Leute in den Dienst.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="296"/>
5 Se bünt lütjet, man lecker, seggt de Emder Gröntebûr (Wuttelbauer).</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1019; Hoefer, 153; Kern, 21; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Umgegend von Emden wird viel und gutes Gemüse gezogen, besonders Weisskohl (Buskohl), welches in Aurich und andern ostfriesischen Städten zum Verkauf kommt. Wollen dann die Käufer die kleinen Kohlköpfe nicht so theuer bezahlen wie die grossen, so gebraucht der Gemüsehändler das obige Sprichwort als Ueberredungsmittel. In der Gegend von Flensburg sagt dasselbe der Grünhöker. (<hi rendition="#i">Diermissen, 2268.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lütje.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dat kann Jan Lüttje wol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Lütje levt noch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oldenburger Volksbote.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Noch ist nicht alles verloren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lütjes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Letjen san eg kimmen am a gratten uun a Eers to kreppen.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 358, 119.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Kleinen sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dat 's vörwôr nix Lütts, segt de Bûr, wenn de Oss in de Wêg ligt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 186.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 De 't Lütje nig ert, is 't Grôte nig wert.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 179; Eichwald, 1251; Kern, 1534; Frommann, IV, 142, 348; Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 De 't Lüttje verschmäht, wurd 't grôte nich in Heer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Vêl Lüttes mâkt ên Grotes.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 All um 't Lüttje.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1250.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Se kriggt dor nog wat lüttes van.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Dähnert, 287<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie war so freudig oder in anderer Weise erregt, dass es ihre Entbindung bewirken kann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lütk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Lütk un grôt as de Swîn to Holte lopt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 30; Schütze, IV, 236.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Klein und gross durcheinander.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Lütk un kriegel<hi rendition="#sup">1</hi> ess better os en grauten Fliegel<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 268;</hi> für Lübeck: <hi rendition="#i">Deecke, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Munter, vergnügt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Grosser Flegel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Lütk vnde vaken bekleidet den nacken(den.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 443.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Lütk vnde wreed maket manchem syn Hûs leed.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 443.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Lütke, wiere dî! Graute, lîd et nich.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Kleiner, wehr' dich, grosser, leid' es nicht. Wird gesagt, wenn man zwei Streitende zum Fortkampf anfeuern will; auch scherzweise, wenn sich zwei Hunde beissen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">E lutscht sich un de Kniwweln, wä der Biér un de Proatzen.</hi> (<hi rendition="#i">Schässburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 424, 2.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutscher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist ein Lutscher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Westerwalde entweder ein Mensch, der die linke Hand statt der rechten gebraucht, oder ein Schelm, eine Person, der nicht viel zu trauen ist. (<hi rendition="#i">Schmidt, 105.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lutterborn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn de Lutterborn löpet, sau gift et düere Tîen; bûet awer in de Helperhüsche Möle de Spennen un in 't Rad de Schwöleken, sau sint gaue Tîen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 709.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Lutterborn (= Lauterbrunnen) ist eine Hungerquelle unweit des Dorfes Herberhausen (Helperhausen) bei Göttingen. Aus derselben nimmt ein Bach, die Lutter (= Lauter), seinen Ursprung. Wenn die Hungerquelle fliesst, sollen nach dem Volksglauben Hungerzeiten bevorstehen. (Vgl. <hi rendition="#i">Niedersächsische Sagen und Märchen, von Schambach und Müller, S. 59; Grimm, Myth., 1219.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Lüttich.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 In Lüttich ist mehr Geld als Verstand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VI, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Könte man Lüttich vbers Meer führen, wie Loretta, so würden die Gänss gross Eyer legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 60; Lehmann, II, 324, 96; Fischart, Gesch.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Lüttich hat das beste Brot, das härteste Eisen und das stärkste Feuer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es werden nämlich dort vorzügliche Steinkohlen in grosser Menge gefunden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Lüttich ist der Pfaffen Paradies.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[148]/0162] Luther. 1 Der arme (und geringe) Luther macht viele zu reichen Hansen. – Pistor., VIII, 4. So sagte Erasmus, als einigen, die gegen Luther geschrieben hatten, Bisthümer ertheilt wurden. (Einfälle, 147; Zinkgref, I, 219; III, 208.) 2 Doctor Luther's Schuhe sind nicht jedem Dorfpfarrer gerecht. – Eiselein, 440; Pistor., VII, 52; Simrock, 6703; Körte, 3994; Braun, I, 2147; Ge. Heinr. Goetzii Diss. per vulgatum illud: Dr. Luther's Schuhe sind nicht allen Dorfpfarrern gerecht (Leipzig 1725). Aber dessenungeachtet möchte gern jeder darin herumstolziren. Darum klagt Cäsar von Lengerke in seiner Stimme aus Zion (Königsberg 1842): „O Luther, könntest du der Gruft entschreiten ... und schaun, wie sich das Volk bethören lässt, welch Unheil sie in deinem Namen stiften, ins Feuer würfest du die eignen Schriften erzürnter als der Päpste Manifest.“ 3 Luther hat zwei grosse Sünden begangen, er hat dem Bapst an die Krone und den Pfaffen an die Bäuche gegriffen. – Herberger, I, 814. Angeblich sagte dies Wort Erasmus von Rotterdam zum Kurfürsten von Sachsen, als dieser ihn fragte, was Luther denn eigentlich verbrochen habe. 4 Luther war unsers Herrn Gottes Quecksilber, das er in den Teich geworfen hat. – Luther's Tischr., 369b. Ungefähr wie Professor Leo in Halle vor einigen Jahren den Kaiser Napoleon den Hecht im Karpfenteiche nannte. 5 Martin Luther frisst Käs' und Butter. 6 Wer Doctor Luther's Lehr veracht, der bleibt ein Narr, wie gross er sich acht. – Petri, I, 101. In einer düstern prophetischen Stimmung sagte Luther aber in Bezug auf die Leute, die sich an seine Worte klammerten, ohne seinen Geist zu erfassen, zu einem seiner Mitarbeiter: „Sie werden einst noch unsern Dreck anbeten.“ (Schaltjahr, II, 126.) In Luzern wurde am 11. Febr. 1843 Luther's Geist, in Form von Meyer's Miniatur-Bibliothek, Bdchn. 174, sogar mit Beschlag belegt. Lutheraner. Der Lutheraner und Calvinisten Götzen sind ihr heimlicher Neid, Ehrgeiz und Zanksucht. – Opel, 375. Lutherisch. 1 Mancher hält sich für lutherisch und ist nur leuterisch. – Herberger, I, 2. „Es helt sich mancher für Evangelisch vnd ist nur eigenwillisch; und mancher saget: Ich bin gut Lutherisch und ist gut Leuterisch. Es gehöret mehr dazu als ein roth par Schuhe.“ (Herberger, I, 2, 793.) *2 Er ist lutherisch beim Fleischessen und gut katholisch in Betreff der Feiertage. *3 Heut' soll es echt lutherisch zugehen. Einzelne katholische Schriftsteller erzählen, es sei im goldenen Zeitalter des Lutherthums die Ausschweifung in dem Grade sprichwörtlich geworden, dass man, wenn man einen Tag in Schwelgerei und Ausschweifung habe verleben wollen, gesagt habe: „Hodie lutheranice vivemus.“ (Vgl. Widerlegung der hauptsächlichsten Irrthümer, welche in dem Handelschen Religionsleitfaden vorkommen. Von der Neisser Curaten Geistlichkeit; Leipzig 1841.) Lutherische. 1 De Luttersken het de Hilligen awschaffet, awwer de Schiynhilligen het se behoallen. (Westf.) 2 Die Lutherischen haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit. – Herberger, I, 637. Lütj. 1 Lütjet schadet nich, die meiste Arbeid is an de Grund. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077. Man hält bedeutende Körpergrösse für keine Schönheit, auch für anstrengende Arbeiten, besonders auf dem Felde, für nicht besonders geeignet. 2 Lütjet un wol is beter als wit un holl. – Eichwald, 1249; Schlingmann, 971. 3 Lütjet un woll is bäter as grôt un weh. (Bremen.) – Köster, 253. 4 Lütjet und kregel is bäter as grôt un 'nen Flegel. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077. In Oldenburg gelten die Kleinen für rascher, gewandter (kortarmiger) wie die Grossen, und man nimmt deshalb auch nicht gern, wenn man die Wahl hat, grosse Leute in den Dienst. 5 Se bünt lütjet, man lecker, seggt de Emder Gröntebûr (Wuttelbauer). (Ostfries.) – Bueren, 1019; Hoefer, 153; Kern, 21; Hauskalender, III. In der Umgegend von Emden wird viel und gutes Gemüse gezogen, besonders Weisskohl (Buskohl), welches in Aurich und andern ostfriesischen Städten zum Verkauf kommt. Wollen dann die Käufer die kleinen Kohlköpfe nicht so theuer bezahlen wie die grossen, so gebraucht der Gemüsehändler das obige Sprichwort als Ueberredungsmittel. In der Gegend von Flensburg sagt dasselbe der Grünhöker. (Diermissen, 2268.) Lütje. *1 Dat kann Jan Lüttje wol. – Eichwald, 1248. *2 Lütje levt noch. – Oldenburger Volksbote. Noch ist nicht alles verloren. Lütjes. 1 A Letjen san eg kimmen am a gratten uun a Eers to kreppen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 358, 119. Die Kleinen sind nicht gekommen, um den Grossen in den Arsch zu kriechen. 2 Dat 's vörwôr nix Lütts, segt de Bûr, wenn de Oss in de Wêg ligt. – Hoefer, 186. 3 De 't Lütje nig ert, is 't Grôte nig wert. (Ostfries.) – Bueren, 179; Eichwald, 1251; Kern, 1534; Frommann, IV, 142, 348; Hauskalender, I. 4 De 't Lüttje verschmäht, wurd 't grôte nich in Heer. – Hauskalender, I. 5 Vêl Lüttes mâkt ên Grotes. *6 All um 't Lüttje. – Eichwald, 1250. *7 Se kriggt dor nog wat lüttes van. – Dähnert, 287b. Sie war so freudig oder in anderer Weise erregt, dass es ihre Entbindung bewirken kann. Lütk. 1 Lütk un grôt as de Swîn to Holte lopt. – Richey, 30; Schütze, IV, 236. Klein und gross durcheinander. 2 Lütk un kriegel1 ess better os en grauten Fliegel2. (Lippe.) – Firmenich, I, 268; für Lübeck: Deecke, 10. 1) Munter, vergnügt. 2) Grosser Flegel. 3 Lütk vnde vaken bekleidet den nacken(den.) – Petri, II, 443. 4 Lütk vnde wreed maket manchem syn Hûs leed. – Petri, II, 443. 5 Lütke, wiere dî! Graute, lîd et nich. (Lippe.) Kleiner, wehr' dich, grosser, leid' es nicht. Wird gesagt, wenn man zwei Streitende zum Fortkampf anfeuern will; auch scherzweise, wenn sich zwei Hunde beissen. Lutschen. E lutscht sich un de Kniwweln, wä der Biér un de Proatzen. (Schässburg.) – Firmenich, III, 424, 2. Lutscher. * Das ist ein Lutscher. Im Westerwalde entweder ein Mensch, der die linke Hand statt der rechten gebraucht, oder ein Schelm, eine Person, der nicht viel zu trauen ist. (Schmidt, 105.) Lutterborn. Wenn de Lutterborn löpet, sau gift et düere Tîen; bûet awer in de Helperhüsche Möle de Spennen un in 't Rad de Schwöleken, sau sint gaue Tîen. – Schambach, II, 709. Der Lutterborn (= Lauterbrunnen) ist eine Hungerquelle unweit des Dorfes Herberhausen (Helperhausen) bei Göttingen. Aus derselben nimmt ein Bach, die Lutter (= Lauter), seinen Ursprung. Wenn die Hungerquelle fliesst, sollen nach dem Volksglauben Hungerzeiten bevorstehen. (Vgl. Niedersächsische Sagen und Märchen, von Schambach und Müller, S. 59; Grimm, Myth., 1219.) Lüttich. 1 In Lüttich ist mehr Geld als Verstand. – Reinsberg VI, 46. 2 Könte man Lüttich vbers Meer führen, wie Loretta, so würden die Gänss gross Eyer legen. – Gruter, III, 60; Lehmann, II, 324, 96; Fischart, Gesch. 3 Lüttich hat das beste Brot, das härteste Eisen und das stärkste Feuer. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868. Es werden nämlich dort vorzügliche Steinkohlen in grosser Menge gefunden. 4 Lüttich ist der Pfaffen Paradies. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/162
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [148]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/162>, abgerufen am 29.03.2024.