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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Lützel.

1 Wer lützel behält und viel verthut, der kommt, er weiss nicht wie, ums Gut.

2 Zu lützel und zu viel ist des Teufels Spiel. - Eiselein, 592.

3 Zu lützel1 vnd zu vil verderbt (verhönt) alle spil. - Franck, I, 57b; Petri, II, 825; Gruter, I, 88; Lehmann, 806, 5; Latendorf, II, 33; Schottel, 1121a; Gesner, I, 171; Eiselein, 572; für die Schweiz: Tobler, 302; Kirchhofer, 163.

1) Auch lützil = wenig, nicht viel; in Baiern litzel, leitze = klein; englisch: little.

Lat.: Omne nimium vertitur in vitium. (Eiselein, 440.) - Parum et nimium ubique nocent. (Gesner, I, 171; Eiselein, 440.)


Luxus.

Luxus ist der schlimmste Eheteufel.

Die Chinesen: Das Jahrhundert des Luxus ist das der Falschheit, der Irrthümer und der Täuschungen. (Cahier, 240.)


Luzern.

Luzern setzt zu Beromünster die Chorherren, Bern gibt ihnen Unterhalt, und Zürich versieht sie mit schönen Köchinnen. - Kirchhofer, 110; Simrock, 6706a; Klosterspiegel, 4, 5; Reinsberg V, 76.

Vor der Reformation entstanden. Das Stift Münster hatte grosse Gefälle im Canton Bern, und die Schönen von Zürich mochten beliebte Köchinnen sein.


Lyck.

Lyck Arys Rhemm. - Frischbier2, 2402.

Diese Namen dreier masurischer Nachbarstädte bringt der Volkswitz in Verbindung, um die unter Ellenbogen 6 ausgedrückte Aufforderung auszudrücken.


Lylachenlied.

* Er singt 's Lylachelied. (Solothurn.) - Schild, 92, 393.

Er ist schläfrig. Lylache = Leinentuch.


Lynchen.

* Einen lynchen.

Wir pflegen darunter die Mishandlungen zu verstehen, die eine aufgeregte Volksmasse an einer Person ausübt. Der Ausdruck kommt aus Nordamerika, wo man damit den Act bezeichnet, durch welchen das Volk selbst die Strafe an einer Person vollzieht, die nach seiner Ueberzeugung eines Verbrechens schuldig ist, und zwar besonders in den Fällen, wo entweder ein Gericht nicht vorhanden oder zu fern ist; auch wol dann, wenn man glaubt, dass das gerichtliche Strafverfahren zu langsam, zu mild oder zu parteiisch sei. Sehr häufig, ja fast allgemein wird mit dem Worte Lynchgericht die Vorstellung der Ungerechtigkeit, der Pöbelherrschaft u. s. w. verbunden. Dieser Ansicht widerspricht der Ursprung derselben, den wir in Virginien finden, wo es zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs gegen die Engländer nur Ein Criminalgericht gab, welches das Endurtheil bei schweren Verbrechen aussprechen konnte. Die Verbrecher hatten in dem Kreise (County), in dem sie gefangen wurden, eine Voruntersuchung zu bestehen und wurden dann nach Williamsburg, wo das Strafgericht seinen Sitz hatte, zur Aburtelung gesandt, was sehr unzweckmässig war. Während der Kriegszeit waren Pferde für beide Heere ein sehr gesuchter und theurer Artikel. Der Pferdediebstahl nahm daher in einer solchen Weise überhand, dass niemand, auch bei der grössten Wachsamkeit seine Pferde sicher hatte. Wenn der Pferdedieb nicht selbst auf dem Transport nach Williamsburg entrann, so verschwanden doch in der Regel die Belastungszeugen, und der Angeklagte musste freigesprochen werden. Die Pferdediebe hatten sich unter einem Manne, der sich durch Kühnheit, feine Bildung und männliche Schönheit auszeichnete, dem Kapitän Perkins, als eine Bande organisirt, und hatten ihre Posten und Niederlagen vom Norden durch Virginien hindurch bis Südcarolina, sodass ein[Spaltenumbruch] Ankämpfen gegen sie erfolglos war. Wurde auch ein einzelner einmal gefangen, so wurde er von seinen Spiessgesellen befreit. Unter diesen Umständen dehnten sich die Pferdediebstähle bis Pittsylvania County aus, wo ein alter Richter, Namens Lynch, den Vorsitz im Gericht führte. Er erkannte die Noth des Landes und lud eines Tags die sämmtlichen Richter des County zu einer Versammlung ein, in der er eine Rede voll Zorn hielt und den Vorschlag begründete, dass jedes County seine schweren Verbrecher selber richte. Der Vorschlag ward angenommen. Jetzt begann in jedem County die Jagd auf die Pferdediebe; und "Richter Lynch" war das Wort, das die Bauern zu ihrem Feldgeschrei machten und das bald das Schreckenswort aller Spitzbuben war. Ueberall wurden die Galgen mit Pferdedieben bedeckt. Wenn die Verurtheilung auch ganz nach allen Regeln des Rechts erfolgte, so wirkte doch die Kürze und Schnelligkeit der Strafe so gewaltig auf die Diebe, dass sie Virginien räumten. Richter Lynch hatte sein Land von einer schweren Plage befreit; aber er wähnte wol nicht, dass später sein Name dazu gebraucht werden würde, jeden Ausbruch des Volksunwillens zu rechtfertigen, der die Gesetze willkürlich anwende oder umgehe. - In ähnlichen Fällen wie damals hat das Volk oft die Handhabung des Rechts nach seiner Auffassung selbst in die Hand genommen. Im Jahre 1834 versammelten sich z. B. die Bürger Vicksburgs aus eigener Machtvollkommenheit zu einem Gericht, um die Spielhäuser auszurotten. Die Spieler von Profession wurden eingefangen und nach einer Art von Gerichtsverfahren, wo das Wort "Lynchgericht" auftauchte und bald geläufig für alle Zungen wurde, aufgehangen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 437, S. 2437; Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1864, Nr. 291.) Im Jahre 1851 hatte eine Lynchung in Californien stattgefunden. Der Ausspruch des Coroners am Grabe des Gelynchten lautete: "Gestorben nach göttlichem Willen und menschlicher Gerechtigkeit." (Wochenblatt der deutschen Schnellpost, Neuyork vom 26. März 1851, Nr. 11.) Die nordamerikanischen Zeitungen bringen häufig Beispiele von solcher Lynchjustiz, namentlich aus Californien. (Vgl. Wochenblatt der deutschen Schnellpost, 1851, Nr. 14 u. 15; Nr. 22 u. 26; Nr. 16 aus Texas.) K. Heinzen schlug 1851 die Lynchjustiz für die Rowdies und Loafers Neuyorks vor.


Lyon.

Lyon ist das gallische Rom. (S. Paris.)


Lyra.

1 Hätt' Lyra nicht über die Bibel geschrieben, wär mancher Doctor ein Esel geblieben. - Pistor., I, 60; Eiselein, 440; Simrock, 6705; Körte, 3995; Wurzbach, II, 248; Braun, I, 2449.

Luther hat nämlich, wie dies jeder gewissenhafte Schriftsteller thut, das benutzt und beachtet, was vor ihm in dem bezüglichen Fache geleistet worden ist, daher bei seiner Bibelübersetzung auch den Commentar, welchen der Franciscanermönch Nikolaus de Lyra, ein im 14. Jahrhundert als Professor zu Paris lebender gelehrter und (weil ein geborener Jude) des Hebräischen durchaus kundiger Theolog über die Bibel geschrieben hatte. Wie viel aber auch die lutherische Bibelübersetzung durch die Benutzung des Commentars von de Lyra (Postillae perpetuae u. s. w., Rom 1471, 5 Bde.), an dem sein Verfasser von 1293-1330 gearbeitet hatte, gewonnen haben mag, sie trägt das Gepräge der Selbständigkeit in einem so hohen Grade an sich, dass die Verdienste Luther's dadurch nicht im geringsten geschmälert werden; und es wäre sein mächtiges Saitenspiel wol auch erklungen, wenn Lyra nicht geleiert hätte. Aus derselben Quelle ist auch der folgende Spruch hervorgegangen.

2 Hätte Lyra nicht geleiert, hätte Luther nicht getanzt. - Eiselein, 439; Simrock, 6704; Körte, 3995; Braun, I, 2448.

Er wird beim Eintreten eines Ereignisses angewandt, das als Folge eines vorangegangenen erscheint. Ungefähr dasselbe, was sich gegen die vorstehenden beiden Sprüche sagen lässt, gilt wol auch von dem Satze: "Erasmus hat die Eyer gelegt, Lutherus hat sie aussgebrut." (Zinkgref, III, 407.)


M.
M.

1 Drei M dulde nicht lange im Haus: Mädchen, Mist und Maus.

2 Drei M werden aus verzweifelnden Studenten: Miliz, Mönche und Mälzer.

Lat.: Desperatio ex studioso facit tria M: aut Militem, aut Monachum aut Malzenbräuer im Löbenicht. (Frischbier, 2634a; Pisanski, Nachtrag, und Stephan Schultze, Reise durch Europa, Asia und Afrika, Halle 1771, II, S. 277.) (S. Mälzenbräuer.)

3 Fliehe drei lateinische M: Mulierem, Mustum, Militiam. - Sutor, 455.


Maal.

1 Alle Maales können nit sein in einem (beisammen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

In keiner Person oder Sache sind alle guten Eigenschaften vereinigt, jede Sache hat ihre Schattenseiten.

2 Man wird einem kein Maal vom Auge schwetzen. - Petri, II, 464.


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Lützel.

1 Wer lützel behält und viel verthut, der kommt, er weiss nicht wie, ums Gut.

2 Zu lützel und zu viel ist des Teufels Spiel.Eiselein, 592.

3 Zu lützel1 vnd zu vil verderbt (verhönt) alle spil.Franck, I, 57b; Petri, II, 825; Gruter, I, 88; Lehmann, 806, 5; Latendorf, II, 33; Schottel, 1121a; Gesner, I, 171; Eiselein, 572; für die Schweiz: Tobler, 302; Kirchhofer, 163.

1) Auch lützil = wenig, nicht viel; in Baiern litzel, leitze = klein; englisch: little.

Lat.: Omne nimium vertitur in vitium. (Eiselein, 440.) – Parum et nimium ubique nocent. (Gesner, I, 171; Eiselein, 440.)


Luxus.

Luxus ist der schlimmste Eheteufel.

Die Chinesen: Das Jahrhundert des Luxus ist das der Falschheit, der Irrthümer und der Täuschungen. (Cahier, 240.)


Luzern.

Luzern setzt zu Beromünster die Chorherren, Bern gibt ihnen Unterhalt, und Zürich versieht sie mit schönen Köchinnen.Kirchhofer, 110; Simrock, 6706a; Klosterspiegel, 4, 5; Reinsberg V, 76.

Vor der Reformation entstanden. Das Stift Münster hatte grosse Gefälle im Canton Bern, und die Schönen von Zürich mochten beliebte Köchinnen sein.


Lyck.

Lyck Arys Rhemm.Frischbier2, 2402.

Diese Namen dreier masurischer Nachbarstädte bringt der Volkswitz in Verbindung, um die unter Ellenbogen 6 ausgedrückte Aufforderung auszudrücken.


Lylachenlied.

* Er singt 's Lylachelied. (Solothurn.) – Schild, 92, 393.

Er ist schläfrig. Lylache = Leinentuch.


Lynchen.

* Einen lynchen.

Wir pflegen darunter die Mishandlungen zu verstehen, die eine aufgeregte Volksmasse an einer Person ausübt. Der Ausdruck kommt aus Nordamerika, wo man damit den Act bezeichnet, durch welchen das Volk selbst die Strafe an einer Person vollzieht, die nach seiner Ueberzeugung eines Verbrechens schuldig ist, und zwar besonders in den Fällen, wo entweder ein Gericht nicht vorhanden oder zu fern ist; auch wol dann, wenn man glaubt, dass das gerichtliche Strafverfahren zu langsam, zu mild oder zu parteiisch sei. Sehr häufig, ja fast allgemein wird mit dem Worte Lynchgericht die Vorstellung der Ungerechtigkeit, der Pöbelherrschaft u. s. w. verbunden. Dieser Ansicht widerspricht der Ursprung derselben, den wir in Virginien finden, wo es zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs gegen die Engländer nur Ein Criminalgericht gab, welches das Endurtheil bei schweren Verbrechen aussprechen konnte. Die Verbrecher hatten in dem Kreise (County), in dem sie gefangen wurden, eine Voruntersuchung zu bestehen und wurden dann nach Williamsburg, wo das Strafgericht seinen Sitz hatte, zur Aburtelung gesandt, was sehr unzweckmässig war. Während der Kriegszeit waren Pferde für beide Heere ein sehr gesuchter und theurer Artikel. Der Pferdediebstahl nahm daher in einer solchen Weise überhand, dass niemand, auch bei der grössten Wachsamkeit seine Pferde sicher hatte. Wenn der Pferdedieb nicht selbst auf dem Transport nach Williamsburg entrann, so verschwanden doch in der Regel die Belastungszeugen, und der Angeklagte musste freigesprochen werden. Die Pferdediebe hatten sich unter einem Manne, der sich durch Kühnheit, feine Bildung und männliche Schönheit auszeichnete, dem Kapitän Perkins, als eine Bande organisirt, und hatten ihre Posten und Niederlagen vom Norden durch Virginien hindurch bis Südcarolina, sodass ein[Spaltenumbruch] Ankämpfen gegen sie erfolglos war. Wurde auch ein einzelner einmal gefangen, so wurde er von seinen Spiessgesellen befreit. Unter diesen Umständen dehnten sich die Pferdediebstähle bis Pittsylvania County aus, wo ein alter Richter, Namens Lynch, den Vorsitz im Gericht führte. Er erkannte die Noth des Landes und lud eines Tags die sämmtlichen Richter des County zu einer Versammlung ein, in der er eine Rede voll Zorn hielt und den Vorschlag begründete, dass jedes County seine schweren Verbrecher selber richte. Der Vorschlag ward angenommen. Jetzt begann in jedem County die Jagd auf die Pferdediebe; und „Richter Lynch“ war das Wort, das die Bauern zu ihrem Feldgeschrei machten und das bald das Schreckenswort aller Spitzbuben war. Ueberall wurden die Galgen mit Pferdedieben bedeckt. Wenn die Verurtheilung auch ganz nach allen Regeln des Rechts erfolgte, so wirkte doch die Kürze und Schnelligkeit der Strafe so gewaltig auf die Diebe, dass sie Virginien räumten. Richter Lynch hatte sein Land von einer schweren Plage befreit; aber er wähnte wol nicht, dass später sein Name dazu gebraucht werden würde, jeden Ausbruch des Volksunwillens zu rechtfertigen, der die Gesetze willkürlich anwende oder umgehe. – In ähnlichen Fällen wie damals hat das Volk oft die Handhabung des Rechts nach seiner Auffassung selbst in die Hand genommen. Im Jahre 1834 versammelten sich z. B. die Bürger Vicksburgs aus eigener Machtvollkommenheit zu einem Gericht, um die Spielhäuser auszurotten. Die Spieler von Profession wurden eingefangen und nach einer Art von Gerichtsverfahren, wo das Wort „Lynchgericht“ auftauchte und bald geläufig für alle Zungen wurde, aufgehangen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 437, S. 2437; Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1864, Nr. 291.) Im Jahre 1851 hatte eine Lynchung in Californien stattgefunden. Der Ausspruch des Coroners am Grabe des Gelynchten lautete: „Gestorben nach göttlichem Willen und menschlicher Gerechtigkeit.“ (Wochenblatt der deutschen Schnellpost, Neuyork vom 26. März 1851, Nr. 11.) Die nordamerikanischen Zeitungen bringen häufig Beispiele von solcher Lynchjustiz, namentlich aus Californien. (Vgl. Wochenblatt der deutschen Schnellpost, 1851, Nr. 14 u. 15; Nr. 22 u. 26; Nr. 16 aus Texas.) K. Heinzen schlug 1851 die Lynchjustiz für die Rowdies und Loafers Neuyorks vor.


Lyon.

Lyon ist das gallische Rom. (S. Paris.)


Lyra.

1 Hätt' Lyra nicht über die Bibel geschrieben, wär mancher Doctor ein Esel geblieben.Pistor., I, 60; Eiselein, 440; Simrock, 6705; Körte, 3995; Wurzbach, II, 248; Braun, I, 2449.

Luther hat nämlich, wie dies jeder gewissenhafte Schriftsteller thut, das benutzt und beachtet, was vor ihm in dem bezüglichen Fache geleistet worden ist, daher bei seiner Bibelübersetzung auch den Commentar, welchen der Franciscanermönch Nikolaus de Lyra, ein im 14. Jahrhundert als Professor zu Paris lebender gelehrter und (weil ein geborener Jude) des Hebräischen durchaus kundiger Theolog über die Bibel geschrieben hatte. Wie viel aber auch die lutherische Bibelübersetzung durch die Benutzung des Commentars von de Lyra (Postillae perpetuae u. s. w., Rom 1471, 5 Bde.), an dem sein Verfasser von 1293-1330 gearbeitet hatte, gewonnen haben mag, sie trägt das Gepräge der Selbständigkeit in einem so hohen Grade an sich, dass die Verdienste Luther's dadurch nicht im geringsten geschmälert werden; und es wäre sein mächtiges Saitenspiel wol auch erklungen, wenn Lyra nicht geleiert hätte. Aus derselben Quelle ist auch der folgende Spruch hervorgegangen.

2 Hätte Lyra nicht geleiert, hätte Luther nicht getanzt.Eiselein, 439; Simrock, 6704; Körte, 3995; Braun, I, 2448.

Er wird beim Eintreten eines Ereignisses angewandt, das als Folge eines vorangegangenen erscheint. Ungefähr dasselbe, was sich gegen die vorstehenden beiden Sprüche sagen lässt, gilt wol auch von dem Satze: „Erasmus hat die Eyer gelegt, Lutherus hat sie aussgebrut.“ (Zinkgref, III, 407.)


M.
M.

1 Drei M dulde nicht lange im Haus: Mädchen, Mist und Maus.

2 Drei M werden aus verzweifelnden Studenten: Miliz, Mönche und Mälzer.

Lat.: Desperatio ex studioso facit tria M: aut Militem, aut Monachum aut Malzenbräuer im Löbenicht. (Frischbier, 2634a; Pisanski, Nachtrag, und Stephan Schultze, Reise durch Europa, Asia und Afrika, Halle 1771, II, S. 277.) (S. Mälzenbräuer.)

3 Fliehe drei lateinische M: Mulierem, Mustum, Militiam.Sutor, 455.


Maal.

1 Alle Maales können nit sein in einem (beisammen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

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2 Man wird einem kein Maal vom Auge schwetzen.Petri, II, 464.


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[[149]/0163] Lützel. 1 Wer lützel behält und viel verthut, der kommt, er weiss nicht wie, ums Gut. 2 Zu lützel und zu viel ist des Teufels Spiel. – Eiselein, 592. 3 Zu lützel1 vnd zu vil verderbt (verhönt) alle spil. – Franck, I, 57b; Petri, II, 825; Gruter, I, 88; Lehmann, 806, 5; Latendorf, II, 33; Schottel, 1121a; Gesner, I, 171; Eiselein, 572; für die Schweiz: Tobler, 302; Kirchhofer, 163. 1) Auch lützil = wenig, nicht viel; in Baiern litzel, leitze = klein; englisch: little. Lat.: Omne nimium vertitur in vitium. (Eiselein, 440.) – Parum et nimium ubique nocent. (Gesner, I, 171; Eiselein, 440.) Luxus. Luxus ist der schlimmste Eheteufel. Die Chinesen: Das Jahrhundert des Luxus ist das der Falschheit, der Irrthümer und der Täuschungen. (Cahier, 240.) Luzern. Luzern setzt zu Beromünster die Chorherren, Bern gibt ihnen Unterhalt, und Zürich versieht sie mit schönen Köchinnen. – Kirchhofer, 110; Simrock, 6706a; Klosterspiegel, 4, 5; Reinsberg V, 76. Vor der Reformation entstanden. Das Stift Münster hatte grosse Gefälle im Canton Bern, und die Schönen von Zürich mochten beliebte Köchinnen sein. Lyck. Lyck Arys Rhemm. – Frischbier2, 2402. Diese Namen dreier masurischer Nachbarstädte bringt der Volkswitz in Verbindung, um die unter Ellenbogen 6 ausgedrückte Aufforderung auszudrücken. Lylachenlied. * Er singt 's Lylachelied. (Solothurn.) – Schild, 92, 393. Er ist schläfrig. Lylache = Leinentuch. Lynchen. * Einen lynchen. Wir pflegen darunter die Mishandlungen zu verstehen, die eine aufgeregte Volksmasse an einer Person ausübt. Der Ausdruck kommt aus Nordamerika, wo man damit den Act bezeichnet, durch welchen das Volk selbst die Strafe an einer Person vollzieht, die nach seiner Ueberzeugung eines Verbrechens schuldig ist, und zwar besonders in den Fällen, wo entweder ein Gericht nicht vorhanden oder zu fern ist; auch wol dann, wenn man glaubt, dass das gerichtliche Strafverfahren zu langsam, zu mild oder zu parteiisch sei. Sehr häufig, ja fast allgemein wird mit dem Worte Lynchgericht die Vorstellung der Ungerechtigkeit, der Pöbelherrschaft u. s. w. verbunden. Dieser Ansicht widerspricht der Ursprung derselben, den wir in Virginien finden, wo es zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs gegen die Engländer nur Ein Criminalgericht gab, welches das Endurtheil bei schweren Verbrechen aussprechen konnte. Die Verbrecher hatten in dem Kreise (County), in dem sie gefangen wurden, eine Voruntersuchung zu bestehen und wurden dann nach Williamsburg, wo das Strafgericht seinen Sitz hatte, zur Aburtelung gesandt, was sehr unzweckmässig war. Während der Kriegszeit waren Pferde für beide Heere ein sehr gesuchter und theurer Artikel. Der Pferdediebstahl nahm daher in einer solchen Weise überhand, dass niemand, auch bei der grössten Wachsamkeit seine Pferde sicher hatte. Wenn der Pferdedieb nicht selbst auf dem Transport nach Williamsburg entrann, so verschwanden doch in der Regel die Belastungszeugen, und der Angeklagte musste freigesprochen werden. Die Pferdediebe hatten sich unter einem Manne, der sich durch Kühnheit, feine Bildung und männliche Schönheit auszeichnete, dem Kapitän Perkins, als eine Bande organisirt, und hatten ihre Posten und Niederlagen vom Norden durch Virginien hindurch bis Südcarolina, sodass ein Ankämpfen gegen sie erfolglos war. Wurde auch ein einzelner einmal gefangen, so wurde er von seinen Spiessgesellen befreit. Unter diesen Umständen dehnten sich die Pferdediebstähle bis Pittsylvania County aus, wo ein alter Richter, Namens Lynch, den Vorsitz im Gericht führte. Er erkannte die Noth des Landes und lud eines Tags die sämmtlichen Richter des County zu einer Versammlung ein, in der er eine Rede voll Zorn hielt und den Vorschlag begründete, dass jedes County seine schweren Verbrecher selber richte. Der Vorschlag ward angenommen. Jetzt begann in jedem County die Jagd auf die Pferdediebe; und „Richter Lynch“ war das Wort, das die Bauern zu ihrem Feldgeschrei machten und das bald das Schreckenswort aller Spitzbuben war. Ueberall wurden die Galgen mit Pferdedieben bedeckt. Wenn die Verurtheilung auch ganz nach allen Regeln des Rechts erfolgte, so wirkte doch die Kürze und Schnelligkeit der Strafe so gewaltig auf die Diebe, dass sie Virginien räumten. Richter Lynch hatte sein Land von einer schweren Plage befreit; aber er wähnte wol nicht, dass später sein Name dazu gebraucht werden würde, jeden Ausbruch des Volksunwillens zu rechtfertigen, der die Gesetze willkürlich anwende oder umgehe. – In ähnlichen Fällen wie damals hat das Volk oft die Handhabung des Rechts nach seiner Auffassung selbst in die Hand genommen. Im Jahre 1834 versammelten sich z. B. die Bürger Vicksburgs aus eigener Machtvollkommenheit zu einem Gericht, um die Spielhäuser auszurotten. Die Spieler von Profession wurden eingefangen und nach einer Art von Gerichtsverfahren, wo das Wort „Lynchgericht“ auftauchte und bald geläufig für alle Zungen wurde, aufgehangen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 437, S. 2437; Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1864, Nr. 291.) Im Jahre 1851 hatte eine Lynchung in Californien stattgefunden. Der Ausspruch des Coroners am Grabe des Gelynchten lautete: „Gestorben nach göttlichem Willen und menschlicher Gerechtigkeit.“ (Wochenblatt der deutschen Schnellpost, Neuyork vom 26. März 1851, Nr. 11.) Die nordamerikanischen Zeitungen bringen häufig Beispiele von solcher Lynchjustiz, namentlich aus Californien. (Vgl. Wochenblatt der deutschen Schnellpost, 1851, Nr. 14 u. 15; Nr. 22 u. 26; Nr. 16 aus Texas.) K. Heinzen schlug 1851 die Lynchjustiz für die Rowdies und Loafers Neuyorks vor. Lyon. Lyon ist das gallische Rom. (S. Paris.) Lyra. 1 Hätt' Lyra nicht über die Bibel geschrieben, wär mancher Doctor ein Esel geblieben. – Pistor., I, 60; Eiselein, 440; Simrock, 6705; Körte, 3995; Wurzbach, II, 248; Braun, I, 2449. Luther hat nämlich, wie dies jeder gewissenhafte Schriftsteller thut, das benutzt und beachtet, was vor ihm in dem bezüglichen Fache geleistet worden ist, daher bei seiner Bibelübersetzung auch den Commentar, welchen der Franciscanermönch Nikolaus de Lyra, ein im 14. Jahrhundert als Professor zu Paris lebender gelehrter und (weil ein geborener Jude) des Hebräischen durchaus kundiger Theolog über die Bibel geschrieben hatte. Wie viel aber auch die lutherische Bibelübersetzung durch die Benutzung des Commentars von de Lyra (Postillae perpetuae u. s. w., Rom 1471, 5 Bde.), an dem sein Verfasser von 1293-1330 gearbeitet hatte, gewonnen haben mag, sie trägt das Gepräge der Selbständigkeit in einem so hohen Grade an sich, dass die Verdienste Luther's dadurch nicht im geringsten geschmälert werden; und es wäre sein mächtiges Saitenspiel wol auch erklungen, wenn Lyra nicht geleiert hätte. Aus derselben Quelle ist auch der folgende Spruch hervorgegangen. 2 Hätte Lyra nicht geleiert, hätte Luther nicht getanzt. – Eiselein, 439; Simrock, 6704; Körte, 3995; Braun, I, 2448. Er wird beim Eintreten eines Ereignisses angewandt, das als Folge eines vorangegangenen erscheint. Ungefähr dasselbe, was sich gegen die vorstehenden beiden Sprüche sagen lässt, gilt wol auch von dem Satze: „Erasmus hat die Eyer gelegt, Lutherus hat sie aussgebrut.“ (Zinkgref, III, 407.) M. M. 1 Drei M dulde nicht lange im Haus: Mädchen, Mist und Maus. 2 Drei M werden aus verzweifelnden Studenten: Miliz, Mönche und Mälzer. Lat.: Desperatio ex studioso facit tria M: aut Militem, aut Monachum aut Malzenbräuer im Löbenicht. (Frischbier, 2634a; Pisanski, Nachtrag, und Stephan Schultze, Reise durch Europa, Asia und Afrika, Halle 1771, II, S. 277.) (S. Mälzenbräuer.) 3 Fliehe drei lateinische M: Mulierem, Mustum, Militiam. – Sutor, 455. Maal. 1 Alle Maales können nit sein in einem (beisammen). (Jüd.-deutsch. Warschau.) In keiner Person oder Sache sind alle guten Eigenschaften vereinigt, jede Sache hat ihre Schattenseiten. 2 Man wird einem kein Maal vom Auge schwetzen. – Petri, II, 464.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [149]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/163>, abgerufen am 28.03.2024.