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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 69 Wann der müller vss der müll trit, so ist er vff der allmend. - Reyscher, Samml., 244; Graf, 67, 24.

Ursprünglich gehörte alles, was die Natur an Gütern bietet, allen Menschen, es war Gemeingut; allmählich entwickelten sich bei steigender Cultur die Sonderinteressen und das Privateigenthum, sodass sich das Gemeingut, die Almende, immer auf wenige Dinge beschränkte, wie Holz (s. d. 122 und Wald) und Weideplätze, die aber in neuerer Zeit auch fast gänzlich in Privatbesitz übergegangen sind, sodass wol von der Natur jetzt nur noch Wasser, Luft und Licht als Gemeingut gelten können; der Gebrauch des Wassers auch nur unter gesetzlichen Beschränkungen. Das obige Sprichwort beweist nur, dass das Wasser zur Almende gerechnet worden ist. Wenn der Müller aus der Mühle auf die Ueberbrückung des Mühlbachs tritt, so steht er auf der Almende; denn Wasser ist Mark, ergo auch die Brücke. (Grimm, Rechtsalt., 499.)

70 Was der Müller vffschüt, böss oder gut, dass mahlet die Mühl.

"Vernunfft schüt Tugent auff, Wollust böse begierdt. Gottes Geist schüt auff heilige gedancken, die Menschen nur Dünckel vnd sprew."

71 Wenn der Müller nicht vom Mehl spricht, so spricht er von Säcken. - Altmann VI, 498.

72 Wenn der Müller ohne Brot, ist im Lande grosse Noth.

Schwed.: När mjölnaren är utan bröd, är helt säkert misswäxt i landet. (Wensell, 59.) - När mölnaren är brödlöst är dyr tid i landet. (Rhodin, 102; Grubb, 589.) - När Qwarnen dryper, sä groor mölnareus aker. - Otät qwarn är mölnarens föde krook. (Grubb, 597.)

73 Wenn der Müller träumt, so ist's vom Metzen und Mahlen.

Die Russen: Schaut der Müller im Traum nicht nach dem Wind aus, so mahlt er schon. (Altmann VI, 469.)

74 Wenn der Müller will machen sein Glück, so muss er verstehen den Zwick.

75 Wenn die Müller rebelliren, muss man seine Säcke schnüren.

It.: Quando i molinari fanno romore, tu lega i sacchi. (Bohn I, 122.)

76 Wenn man einen Müller, einen Weber und einen Schneider in einen Sack steckt; so mag man schütteln wie man will, es wird immer ein Spitzbube oben sein.

Engl.: Put a miller, a weaver and a tailor in a bag, and shake them, the first that comes out will be a thief. (Bohn II, 62.)

77 Wenn Müller und Köhler zusammen gangen, so hat ein jeder ein Spatzen gefangen. - Chaos, 609.

78 Wer mit einem Müller umgeht, wird staubig. (Oberösterreich.)

79 Wie der Müller, so die Mühle. - Altmann VI, 483.

Böhm.: Jaky mlynar, taky mlyn; jaky otec, taky syn. (Celakovsky, 403.)

80 Zehn Müller, zehn Schneider und zehn Weber sind dreissig Diebe.

Holl.: Honderd bakkers, honderd molenaars, honderd kleermakers, driehonderd dieven. (Harrebomee, II, 96a.)

It.: Dieci sartori, dieci molinari, e dieci tessitori sono trenta ladri. (Pazzaglia, 186, 2.)

81 Zu einem Müller gehört mehr als ein weisser Rock.

Holl.: De witte rok maakt den molenaar niet. (Harrebomee, II, 96a.)

*82 Der Müller ist ihm über die Haar gekommen. (Rott-Thal.)

*83 Der Müller kann noch anders vffschütten. - Lehmann, 598, 74.

Die Sache kann sich noch ändern.

*84 Du bist Müllers Sackträger. - Chaos, 945.

Anstatt zu sagen: Du bist ein Esel. Man sagt dafür auch: Unsers Herrn Pferd, ein Langohr.

Lat.: Stultus stulta loquitur.

*85 Es fehlt dem Müller an Wasser.

Wenn es jemand zur Betreibung seines Berufs an den erforderlichen Mitteln gebricht.

Frz.: L'eaue fault au molin.

Lat.: Deest aqua molendino. (Bovill, I, 175.)

*86 Müller und Beck'n (Bäcker) schlog'n ananner. (Franken.) - Frommann, VI, 320, 280.

So sagt man in Franken von durcheinander wirbelnden Schneeflocken. Auch im Elsass heisst es, wenn's schneit: D' Miller unn d' Becke händle mit nander. (Frommann, III, 486.)


[Spaltenumbruch]
Müllerbrot.

Müllerbrot hat neunerlei Kräfte. (Frankenwald.)

Weil es von vielerlei Leute Eigenthum (oder Getreide) kommt oder, wie Birlinger (383) bemerkt, weil es "überall zusammengestohlen ist".


Müllerbursche.

Der Müllerbursche ist oft weisser als der Meister (Müller) selbst. - Altmann VI, 419.


Müllergeschlecht.

Müller Geschlecht steckt die Hende gern tieff in die Secken. - Petri, II, 483.


Müllergesell.

* Die Müllergesellen schlagen sich. - Frischbier2, 2674.

Wenn die Schneeflocken durcheinander tanzen.


Müllerin.

1 Die Müllerin hat mehlige Hände.

*2 Er wird die Müllerin von Streckenbach heirathen.

Auch: Er hat sich mit der Müllerin von Streckenbach verlobt. In den schlesischen Kreisen Bolkenhain und Landeshut, um zu sagen: er wird sterben. Streckenbach ist ein Dorf im Kreise Bolkenhain, Regierungsbezirk Liegnitz. - In G. wurde ein alter Mann, welcher die Frau verloren hatte, gefragt, ob er nicht der Wirthschaft wegen doch noch eine Frau nehmen werde, worauf er erwiderte: "Ich werde bald die Müllerin von Streckenbach heirathen." Als sich der Frager nach dieser erkundigte, erhielt er zur Antwort: "Sie sind ein alter Landeshuter und kennen das nicht? Ich will damit sagen: ich werde bald sterben, mich bald strecken." (S. Streckebein.)


Müllerkarren.

* Er ist nicht weiter als ein Müllerkarren jemals kommen. - Breuning, Vorr.


Müllerschwein.

Müllerschweine können sich gut strecken, sie werden gemästet aus der Bauern Säcken.

In Bedburg: E Mülleferken un en Halfensdoeter sind für 'ne Husmann net vill wäet.


Müllersfrau.

* Sie gäb' eine gute Müllersfrau, sie hat 'n guten Wasserfall.

Von einem sehr hochgewachsenen Mädchen.


Müllerskind.

Wann ein Millers-Kind gebohren wird, so macht es schon krumbe Finger. - Chaos, 308.


Mültje.

* He sitt mit Mültjes1 bi't Für (Feuer) un spüttert2 in de Ask. (Ostfries.) - Bueren, 687; Eichwald, 594; Frommann, V, 524, 604; Kern, 1059; Stürenburg, 153b.

1) Auch Mule, Müle = ein lederner Pantoffel.

2) Spüttern = spützen, spucken. Bild eines Faulenzers oder eines herz- und geschäftslosen gelangweilten Particuliers.


Mulus.

* Das mulus mulum spielen. - Eiselein, 476.

Loben, um wieder gelobt zu werden.


Mumme.

1 Mumme un en Stümpel Wost stillt den Hunger, löscht den Dost. - Plattd. Volkskalender.

Zur Geschichte des Bieres vgl. Pilot, Rudolstadt 1862, Nr. 14 u. 15.

*2 Es ist (oder: schmeckt wie) braunschweiger Mumme.

Ein berühmtes, nach seinem Erfinder Mumme zu Braunschweig benanntes starkes Bier. In einer Oper: Heinrich der Vogler von dem dresdener Hofpoeten Ulrich König und dem braunschweigischen Kapellmeister Schürmann, die 1719 in Braunschweig aufgeführt wurde, befindet sich ein Hanswurstlied, das in folgender Strophe den Ruhm dieses Bieres besingt: "Brönsewik, du leife Stadt vor vel dusend Städten, dei sau schöne Mumme hat, da ick Worst kann freten! Mumme schmeckt nochmal sau fein, as Tokey- und mosler Wein; Slackworst füllt den Magen; settet Neiren-Talg, kann dei Winne aut den Balg ass den Schnaps verjagen." Weil dies Bier sich auf Seereisen gut hält, ist starkes Schiffsbier auch an andern Orten Mumme genannt worden. Es ist daher in ältern pommerschen Tarifen auch von stralsunder, wismarer und kolberger Mumme die Rede. (Vgl. Dähnert, 315b.)


Mummeln.

1 Man mummelt so lang von eym Dinge biss es aussbricht. - Agricola I, 459; Egenolff, 265b; Eyering, III, 167; Petri, II, 458; Gruter, I, 57; Latendorf II, 22; Schottel, 1137a; Grubb, 485.

Man redet so lange von etwas, bis es geschieht. Daher sagen die Perser warnend: Sage nichts Schlimmes

[Spaltenumbruch] 69 Wann der müller vss der müll trit, so ist er vff der allmend.Reyscher, Samml., 244; Graf, 67, 24.

Ursprünglich gehörte alles, was die Natur an Gütern bietet, allen Menschen, es war Gemeingut; allmählich entwickelten sich bei steigender Cultur die Sonderinteressen und das Privateigenthum, sodass sich das Gemeingut, die Almende, immer auf wenige Dinge beschränkte, wie Holz (s. d. 122 und Wald) und Weideplätze, die aber in neuerer Zeit auch fast gänzlich in Privatbesitz übergegangen sind, sodass wol von der Natur jetzt nur noch Wasser, Luft und Licht als Gemeingut gelten können; der Gebrauch des Wassers auch nur unter gesetzlichen Beschränkungen. Das obige Sprichwort beweist nur, dass das Wasser zur Almende gerechnet worden ist. Wenn der Müller aus der Mühle auf die Ueberbrückung des Mühlbachs tritt, so steht er auf der Almende; denn Wasser ist Mark, ergo auch die Brücke. (Grimm, Rechtsalt., 499.)

70 Was der Müller vffschüt, böss oder gut, dass mahlet die Mühl.

„Vernunfft schüt Tugent auff, Wollust böse begierdt. Gottes Geist schüt auff heilige gedancken, die Menschen nur Dünckel vnd sprew.“

71 Wenn der Müller nicht vom Mehl spricht, so spricht er von Säcken.Altmann VI, 498.

72 Wenn der Müller ohne Brot, ist im Lande grosse Noth.

Schwed.: När mjölnaren är utan bröd, är helt säkert misswäxt i landet. (Wensell, 59.) – När mölnaren är brödlöst är dyr tid i landet. (Rhodin, 102; Grubb, 589.) – När Qwarnen dryper, sä groor mölnareus åker. – Otät qwarn är mölnarens föde krook. (Grubb, 597.)

73 Wenn der Müller träumt, so ist's vom Metzen und Mahlen.

Die Russen: Schaut der Müller im Traum nicht nach dem Wind aus, so mahlt er schon. (Altmann VI, 469.)

74 Wenn der Müller will machen sein Glück, so muss er verstehen den Zwick.

75 Wenn die Müller rebelliren, muss man seine Säcke schnüren.

It.: Quando i molinari fanno romore, tu lega i sacchi. (Bohn I, 122.)

76 Wenn man einen Müller, einen Weber und einen Schneider in einen Sack steckt; so mag man schütteln wie man will, es wird immer ein Spitzbube oben sein.

Engl.: Put a miller, a weaver and a tailor in a bag, and shake them, the first that comes out will be a thief. (Bohn II, 62.)

77 Wenn Müller und Köhler zusammen gangen, so hat ein jeder ein Spatzen gefangen.Chaos, 609.

78 Wer mit einem Müller umgeht, wird staubig. (Oberösterreich.)

79 Wie der Müller, so die Mühle.Altmann VI, 483.

Böhm.: Jaký mlynář, taký mlýn; jaký otec, taký syn. (Čelakovsky, 403.)

80 Zehn Müller, zehn Schneider und zehn Weber sind dreissig Diebe.

Holl.: Honderd bakkers, honderd molenaars, honderd kleêrmakers, driehonderd dieven. (Harrebomée, II, 96a.)

It.: Dieci sartori, dieci molinari, e dieci tessitori sono trenta ladri. (Pazzaglia, 186, 2.)

81 Zu einem Müller gehört mehr als ein weisser Rock.

Holl.: De witte rok maakt den molenaar niet. (Harrebomée, II, 96a.)

*82 Der Müller ist ihm über die Haar gekommen. (Rott-Thal.)

*83 Der Müller kann noch anders vffschütten.Lehmann, 598, 74.

Die Sache kann sich noch ändern.

*84 Du bist Müllers Sackträger.Chaos, 945.

Anstatt zu sagen: Du bist ein Esel. Man sagt dafür auch: Unsers Herrn Pferd, ein Langohr.

Lat.: Stultus stulta loquitur.

*85 Es fehlt dem Müller an Wasser.

Wenn es jemand zur Betreibung seines Berufs an den erforderlichen Mitteln gebricht.

Frz.: L'eaue fault au molin.

Lat.: Deest aqua molendino. (Bovill, I, 175.)

*86 Müller und Beck'n (Bäcker) schlog'n ananner. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 280.

So sagt man in Franken von durcheinander wirbelnden Schneeflocken. Auch im Elsass heisst es, wenn's schneit: D' Miller unn d' Becke händle mit nander. (Frommann, III, 486.)


[Spaltenumbruch]
Müllerbrot.

Müllerbrot hat neunerlei Kräfte. (Frankenwald.)

Weil es von vielerlei Leute Eigenthum (oder Getreide) kommt oder, wie Birlinger (383) bemerkt, weil es „überall zusammengestohlen ist“.


Müllerbursche.

Der Müllerbursche ist oft weisser als der Meister (Müller) selbst.Altmann VI, 419.


Müllergeschlecht.

Müller Geschlecht steckt die Hende gern tieff in die Secken.Petri, II, 483.


Müllergesell.

* Die Müllergesellen schlagen sich.Frischbier2, 2674.

Wenn die Schneeflocken durcheinander tanzen.


Müllerin.

1 Die Müllerin hat mehlige Hände.

*2 Er wird die Müllerin von Streckenbach heirathen.

Auch: Er hat sich mit der Müllerin von Streckenbach verlobt. In den schlesischen Kreisen Bolkenhain und Landeshut, um zu sagen: er wird sterben. Streckenbach ist ein Dorf im Kreise Bolkenhain, Regierungsbezirk Liegnitz. – In G. wurde ein alter Mann, welcher die Frau verloren hatte, gefragt, ob er nicht der Wirthschaft wegen doch noch eine Frau nehmen werde, worauf er erwiderte: „Ich werde bald die Müllerin von Streckenbach heirathen.“ Als sich der Frager nach dieser erkundigte, erhielt er zur Antwort: „Sie sind ein alter Landeshuter und kennen das nicht? Ich will damit sagen: ich werde bald sterben, mich bald strecken.“ (S. Streckebein.)


Müllerkarren.

* Er ist nicht weiter als ein Müllerkarren jemals kommen.Breuning, Vorr.


Müllerschwein.

Müllerschweine können sich gut strecken, sie werden gemästet aus der Bauern Säcken.

In Bedburg: E Mülleferken un en Halfensdoeter sind für 'ne Husmann net vill wäet.


Müllersfrau.

* Sie gäb' eine gute Müllersfrau, sie hat 'n guten Wasserfall.

Von einem sehr hochgewachsenen Mädchen.


Müllerskind.

Wann ein Millers-Kind gebohren wird, so macht es schon krumbe Finger.Chaos, 308.


Mültje.

* He sitt mit Mültjes1 bi't Für (Feuer) un spüttert2 in de Ask. (Ostfries.) – Bueren, 687; Eichwald, 594; Frommann, V, 524, 604; Kern, 1059; Stürenburg, 153b.

1) Auch Mule, Müle = ein lederner Pantoffel.

2) Spüttern = spützen, spucken. Bild eines Faulenzers oder eines herz- und geschäftslosen gelangweilten Particuliers.


Mulus.

* Das mulus mulum spielen.Eiselein, 476.

Loben, um wieder gelobt zu werden.


Mumme.

1 Mumme un en Stümpel Wost stillt den Hunger, löscht den Dost.Plattd. Volkskalender.

Zur Geschichte des Bieres vgl. Pilot, Rudolstadt 1862, Nr. 14 u. 15.

*2 Es ist (oder: schmeckt wie) braunschweiger Mumme.

Ein berühmtes, nach seinem Erfinder Mumme zu Braunschweig benanntes starkes Bier. In einer Oper: Heinrich der Vogler von dem dresdener Hofpoeten Ulrich König und dem braunschweigischen Kapellmeister Schürmann, die 1719 in Braunschweig aufgeführt wurde, befindet sich ein Hanswurstlied, das in folgender Strophe den Ruhm dieses Bieres besingt: „Brönsewik, du leife Stadt vor vel dusend Städten, dei sau schöne Mumme hat, da ick Worst kann freten! Mumme schmeckt nochmal sau fîn, as Tokey- und mosler Wîn; Slackworst füllt den Magen; settet Neiren-Talg, kann dei Winne ût den Balg ass den Schnaps verjagen.“ Weil dies Bier sich auf Seereisen gut hält, ist starkes Schiffsbier auch an andern Orten Mumme genannt worden. Es ist daher in ältern pommerschen Tarifen auch von stralsunder, wismarer und kolberger Mumme die Rede. (Vgl. Dähnert, 315b.)


Mummeln.

1 Man mummelt so lang von eym Dinge biss es aussbricht.Agricola I, 459; Egenolff, 265b; Eyering, III, 167; Petri, II, 458; Gruter, I, 57; Latendorf II, 22; Schottel, 1137a; Grubb, 485.

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[[382]/0396] 69 Wann der müller vss der müll trit, so ist er vff der allmend. – Reyscher, Samml., 244; Graf, 67, 24. Ursprünglich gehörte alles, was die Natur an Gütern bietet, allen Menschen, es war Gemeingut; allmählich entwickelten sich bei steigender Cultur die Sonderinteressen und das Privateigenthum, sodass sich das Gemeingut, die Almende, immer auf wenige Dinge beschränkte, wie Holz (s. d. 122 und Wald) und Weideplätze, die aber in neuerer Zeit auch fast gänzlich in Privatbesitz übergegangen sind, sodass wol von der Natur jetzt nur noch Wasser, Luft und Licht als Gemeingut gelten können; der Gebrauch des Wassers auch nur unter gesetzlichen Beschränkungen. Das obige Sprichwort beweist nur, dass das Wasser zur Almende gerechnet worden ist. Wenn der Müller aus der Mühle auf die Ueberbrückung des Mühlbachs tritt, so steht er auf der Almende; denn Wasser ist Mark, ergo auch die Brücke. (Grimm, Rechtsalt., 499.) 70 Was der Müller vffschüt, böss oder gut, dass mahlet die Mühl. „Vernunfft schüt Tugent auff, Wollust böse begierdt. Gottes Geist schüt auff heilige gedancken, die Menschen nur Dünckel vnd sprew.“ 71 Wenn der Müller nicht vom Mehl spricht, so spricht er von Säcken. – Altmann VI, 498. 72 Wenn der Müller ohne Brot, ist im Lande grosse Noth. Schwed.: När mjölnaren är utan bröd, är helt säkert misswäxt i landet. (Wensell, 59.) – När mölnaren är brödlöst är dyr tid i landet. (Rhodin, 102; Grubb, 589.) – När Qwarnen dryper, sä groor mölnareus åker. – Otät qwarn är mölnarens föde krook. (Grubb, 597.) 73 Wenn der Müller träumt, so ist's vom Metzen und Mahlen. Die Russen: Schaut der Müller im Traum nicht nach dem Wind aus, so mahlt er schon. (Altmann VI, 469.) 74 Wenn der Müller will machen sein Glück, so muss er verstehen den Zwick. 75 Wenn die Müller rebelliren, muss man seine Säcke schnüren. It.: Quando i molinari fanno romore, tu lega i sacchi. (Bohn I, 122.) 76 Wenn man einen Müller, einen Weber und einen Schneider in einen Sack steckt; so mag man schütteln wie man will, es wird immer ein Spitzbube oben sein. Engl.: Put a miller, a weaver and a tailor in a bag, and shake them, the first that comes out will be a thief. (Bohn II, 62.) 77 Wenn Müller und Köhler zusammen gangen, so hat ein jeder ein Spatzen gefangen. – Chaos, 609. 78 Wer mit einem Müller umgeht, wird staubig. (Oberösterreich.) 79 Wie der Müller, so die Mühle. – Altmann VI, 483. Böhm.: Jaký mlynář, taký mlýn; jaký otec, taký syn. (Čelakovsky, 403.) 80 Zehn Müller, zehn Schneider und zehn Weber sind dreissig Diebe. Holl.: Honderd bakkers, honderd molenaars, honderd kleêrmakers, driehonderd dieven. (Harrebomée, II, 96a.) It.: Dieci sartori, dieci molinari, e dieci tessitori sono trenta ladri. (Pazzaglia, 186, 2.) 81 Zu einem Müller gehört mehr als ein weisser Rock. Holl.: De witte rok maakt den molenaar niet. (Harrebomée, II, 96a.) *82 Der Müller ist ihm über die Haar gekommen. (Rott-Thal.) *83 Der Müller kann noch anders vffschütten. – Lehmann, 598, 74. Die Sache kann sich noch ändern. *84 Du bist Müllers Sackträger. – Chaos, 945. Anstatt zu sagen: Du bist ein Esel. Man sagt dafür auch: Unsers Herrn Pferd, ein Langohr. Lat.: Stultus stulta loquitur. *85 Es fehlt dem Müller an Wasser. Wenn es jemand zur Betreibung seines Berufs an den erforderlichen Mitteln gebricht. Frz.: L'eaue fault au molin. Lat.: Deest aqua molendino. (Bovill, I, 175.) *86 Müller und Beck'n (Bäcker) schlog'n ananner. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 280. So sagt man in Franken von durcheinander wirbelnden Schneeflocken. Auch im Elsass heisst es, wenn's schneit: D' Miller unn d' Becke händle mit nander. (Frommann, III, 486.) Müllerbrot. Müllerbrot hat neunerlei Kräfte. (Frankenwald.) Weil es von vielerlei Leute Eigenthum (oder Getreide) kommt oder, wie Birlinger (383) bemerkt, weil es „überall zusammengestohlen ist“. Müllerbursche. Der Müllerbursche ist oft weisser als der Meister (Müller) selbst. – Altmann VI, 419. Müllergeschlecht. Müller Geschlecht steckt die Hende gern tieff in die Secken. – Petri, II, 483. Müllergesell. * Die Müllergesellen schlagen sich. – Frischbier2, 2674. Wenn die Schneeflocken durcheinander tanzen. Müllerin. 1 Die Müllerin hat mehlige Hände. *2 Er wird die Müllerin von Streckenbach heirathen. Auch: Er hat sich mit der Müllerin von Streckenbach verlobt. In den schlesischen Kreisen Bolkenhain und Landeshut, um zu sagen: er wird sterben. Streckenbach ist ein Dorf im Kreise Bolkenhain, Regierungsbezirk Liegnitz. – In G. wurde ein alter Mann, welcher die Frau verloren hatte, gefragt, ob er nicht der Wirthschaft wegen doch noch eine Frau nehmen werde, worauf er erwiderte: „Ich werde bald die Müllerin von Streckenbach heirathen.“ Als sich der Frager nach dieser erkundigte, erhielt er zur Antwort: „Sie sind ein alter Landeshuter und kennen das nicht? Ich will damit sagen: ich werde bald sterben, mich bald strecken.“ (S. Streckebein.) Müllerkarren. * Er ist nicht weiter als ein Müllerkarren jemals kommen. – Breuning, Vorr. Müllerschwein. Müllerschweine können sich gut strecken, sie werden gemästet aus der Bauern Säcken. In Bedburg: E Mülleferken un en Halfensdoeter sind für 'ne Husmann net vill wäet. Müllersfrau. * Sie gäb' eine gute Müllersfrau, sie hat 'n guten Wasserfall. Von einem sehr hochgewachsenen Mädchen. Müllerskind. Wann ein Millers-Kind gebohren wird, so macht es schon krumbe Finger. – Chaos, 308. Mültje. * He sitt mit Mültjes1 bi't Für (Feuer) un spüttert2 in de Ask. (Ostfries.) – Bueren, 687; Eichwald, 594; Frommann, V, 524, 604; Kern, 1059; Stürenburg, 153b. 1) Auch Mule, Müle = ein lederner Pantoffel. 2) Spüttern = spützen, spucken. Bild eines Faulenzers oder eines herz- und geschäftslosen gelangweilten Particuliers. Mulus. * Das mulus mulum spielen. – Eiselein, 476. Loben, um wieder gelobt zu werden. Mumme. 1 Mumme un en Stümpel Wost stillt den Hunger, löscht den Dost. – Plattd. Volkskalender. Zur Geschichte des Bieres vgl. Pilot, Rudolstadt 1862, Nr. 14 u. 15. *2 Es ist (oder: schmeckt wie) braunschweiger Mumme. Ein berühmtes, nach seinem Erfinder Mumme zu Braunschweig benanntes starkes Bier. In einer Oper: Heinrich der Vogler von dem dresdener Hofpoeten Ulrich König und dem braunschweigischen Kapellmeister Schürmann, die 1719 in Braunschweig aufgeführt wurde, befindet sich ein Hanswurstlied, das in folgender Strophe den Ruhm dieses Bieres besingt: „Brönsewik, du leife Stadt vor vel dusend Städten, dei sau schöne Mumme hat, da ick Worst kann freten! Mumme schmeckt nochmal sau fîn, as Tokey- und mosler Wîn; Slackworst füllt den Magen; settet Neiren-Talg, kann dei Winne ût den Balg ass den Schnaps verjagen.“ Weil dies Bier sich auf Seereisen gut hält, ist starkes Schiffsbier auch an andern Orten Mumme genannt worden. Es ist daher in ältern pommerschen Tarifen auch von stralsunder, wismarer und kolberger Mumme die Rede. (Vgl. Dähnert, 315b.) Mummeln. 1 Man mummelt so lang von eym Dinge biss es aussbricht. – Agricola I, 459; Egenolff, 265b; Eyering, III, 167; Petri, II, 458; Gruter, I, 57; Latendorf II, 22; Schottel, 1137a; Grubb, 485. Man redet so lange von etwas, bis es geschieht. Daher sagen die Perser warnend: Sage nichts Schlimmes

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/396>, abgerufen am 19.04.2024.