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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Heimatsorts zwei Kukuke schreien, von denen einer im mundinger Walde, der andere im Walde des Nachbardorfs sass. Beide riefen sich wechselseitig ihr "Kukuk" zu, bis endlich der im mundinger Walde zu ermüden schien und schwieg. Als dies der Bauer bemerkte, stieg er im patriotischen Eifer vom Pferde, kletterte auf einen Baum und ahmte aus Leibeskräften so lange den Kukuksruf nach, bis der andere Kukuk still war. Mit der innern Genugthuung, die Ehre Mundingens gerettet zu haben, verliess der Bauer seinen hohen Sitz und fand zu seinem Schrecken nur noch die Knochen seines Pferdes, welches ein Wolf gefressen hatte. Betrübt kam er ins Dorf zurück und klagte über den Verlust, den er erlitten, um dem mundinger Kukuk schreien zu helfen; und die Mundinger beschlossen sogleich einstimmig, ihm den Schaden zu ersetzen, da es unbillig sei, wenn jemand, der für das allgemeine Wohl und die Ehre aller gewirkt habe, noch Verlust haben solle.


Mundjeproten.

Mundjeproten1 gebt nich. - Bueren, 891.

1) Einem nach dem Munde oder zu Gefallen reden. Mundjeproter = Schmeichler, Mundjeproteren = Schmeicheleien.


Mundkoch.

Mundköche und Mundräthe sind bei Hofe gleich viel werth. - Pistor., I, 64; Simrock, 7170.

Mundräthe sind solche, die dem Herrn nach dem Munde reden, die errathen können, was ihres Herrn Wille sei und danach sprechen.


Mundleder.

* Die Mundledder brauken. - Lauremberg, IV, 316.

Seine Ueberredungsgabe anwenden; in dem Sinne von Mundwerk.


Mündlein.

* Einem das rote Mündlein lange weisen; will ers nicht, so mag er in den Arss sehen. - Luther's Tischr., 382b.


Mundstück.

*1 Da hat a gut Mondstöck. (Ungar. Bergland.) - Schröer.

In Würzburg: Sie hot a guat's Mundstück. (Sartorius, 147.)

*2 Er hat ein gutes (geläufiges) Mundstück. - Mayer, II, 106; Braun, I, 2801; Lohrengel, II, 245.

Er weiss viel und leicht zu sprechen; doch mehr im Sinne von Schwatzhaftigkeit und Maulfertigkeit.

Holl.: Zij heeft een goed mondstuk. (Harrebomee, II, 100b.)


Mundus.

Mundus will beschissen sein.

"Kurtzumb Mundus vult decipi, ergo sey Beschiss jr Recipe." - "So pleibt das Sprichwort vnerlogen, dass Mundus will beschissen sein, das ist Immund sein, gar vnreyn." (Fischart, Die Gelehrten die Verkehrten, Bl. A, 3b u. 4b.)


Mundwerk.

1 Gut Mundwerk und weite Ohren sind gern beieinander.

2 Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. - Henisch, 1691, 26; Schottel, 1141b; Gaal, 598; Sailer, 221; Eiselein, 477; Simrock, 7169; Körte, 4344; Klosterspiegel, 12, 2; Braun, I, 2814.

"Drum psalmiren die Mönche so schnell."

3 Viel Mundwerk, wenig Handwerk.

Böhm.: Na hubu mnoheho dost (reci dost) ale skutek utek. (Celakovsky, 93.)

*4 Ein gut Mundwerk haben.

Eine tüchtige Redefertigkeit besitzen.

Frz.: Avoir la langue bien pendue. (Kritzinger, 410b.) - Avoir une facilite grande a parler. (Kritzinger, 408a.) - Avoir une fluidite de paroles. (Kritzinger, 320a.) - Un homme fort en bouche. (Kritzinger, 81a.)

*5 Ein Mundwerk haben wie eine Kram Jungfraw. - Mathesy, 135a.


Mundzeug.

* Se hett en god Mundtüg. - Dähnert, 316a.

Ist redefertig.


Munera.

Munera da summis, so wird wol recht, was krumm ist; munera si non das, so wird wol krumm, was schlecht was; qui Geld dat summis, der macht gerad, was krumm ist; qui cavet nummis, dem hilft nicht, dass er frumm ist. - Eiselein, 477.


Muni.

Der Muni ist guet ablo, aber bös anbinde. - Sutermeister, 137.

Muni bezeichnet zunächst üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch mürrisches Betragen und [Spaltenumbruch] Schweigen äussert. So sagt man von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält und das wenig oder gar nichts redet, "es hat den Muni" oder "es ist im Muni". Dann wird das Wort auch als Eigenname verschiedener männlicher Thiere gebraucht, ab eines Bullen, Katers, eines männlichen Kaninchens.


Munkeln.

1 Um nichts munkelt man nicht. (S. Kuh 259-260.)

*2 Von etwas munkeln (hören). - Eiselein, 477; Lohrengel, II, 490; Braun, I, 2815.

Leise oder geheim davon reden.


Münster.

Man muss den Münster lassen, wo er steht.

Frz.: Il faut laisser le moutier ou il est. (Lendroy, 1049.)


Munter.

1 Munter ist die Hauptsache. - Klix, 40.

2 Wenn man munter is, un men büt der mund wat, sau nümt se wat. - Schambach, II, 16.

Eine Aufforderung zum Essen und Trinken in der Voraussetzung, es werde, wenn man munter oder gesund ist, mit dem Essen auch der Appetit sich einstellen, in dem Sinne von Appetit 10.

*3 Er ist munter wie ein Maikätzchen. - Klix, 40.

*4 Er ist munter wie ein Mistkäfer. (Ostpreuss.) - Frischbier, 511a; Frischbier2, 2675.

*5 Er ist munter wie ein Sogfelle (Saugfüllen). - Frischbier2, 2675.

*6 Er ist munter wie ein Topf voll Mäuse.

Frz.: Il est eveille comme une potee de souris. (Leroux, I, 132.)

*7 Er ist munter wie eine Fliege. - Frischbier2, 2675.

*8 Munter wie eine Karausche (ein Karäuschchen).

*9 Oemmer munter on content wie die Erpel op de Ent. - Frischbier2, 2676.


Münze.

1 Bei alten Münzen zweifelt niemand.

Nur bei neuen entsteht die Frage, ob echt oder falsch. Das Neue unterliegt der Untersuchung, das Alte wird (leider!) ungeprüft angenommen, weil man bei diesem voraussetzt, dass die Prüfung früher erfolgt sei.

2 Bei der Münze soll man lehren, wie sich thut die Welt verkehren. - Pistor., VI, 92; Zeiller, II, 273.

3 Die Münze hat einander getroffen.

4 Die Münze ist am besten, wo sie geschlagen wird.

5 Eine gute Münze kann wol das Gepräge verlieren, aber nicht das Korn.

6 Eine Münze gilt nicht an allen Orten gleich.

So ist ein Mensch, wie auch jeder andere Gegenstand, an einem Orte mehr geachtet als am andern.

7 Es gilt nicht überall gleiche Münze. - Eiselein, 478; Simrock, 7173.

8 Falsche Müntz gilt nichts, weder in der aussgab noch einnahm. - Lehmann, 792, 25; Sailer, 177.

Dän.: Falsk mönt gielder hverken i indtaegt eller udgift (Prov. dan., 415.)

9 Falsche Münze gibt's überall. (S. Kipper.)

10 Falsche Münze wird von niemand sonst übersehen als vom klugen Wechsler. - Burckhardt, 631.

Der Ueberkluge wird oft am ersten betrogen.

11 Für kupferne Münze bekommt man keine goldenen Messer.

Schwed.: Koppar mynt, koppar siälemässa. (Grubb, 779.)

12 Goldene Münze verliert nirgends ihren Werth.

13 Gulden müntz, gut gulden regiment; kupffern vnd eisern müntz, kupffern herrschaft. - Petri, II, 363.

14 Jede Münze hat ihre Kehr(Rück-)seite.

Alle Sachen haben ihre Nachtheile sowie ihren Nutzen.

Frz.: Toute medaille a son revers. (Cahier, 1060; Recueil, 4.)

15 Klingende Münze ist der beste Creditbrief.

Holl.: De beste credietbrieven zijn klinkende munt. (Harrebomee, II, 109b.)

16 Kupferne Münze, kupferne Seelenmesse.

Wie Geld, so Waare; aber müssen die geistigen Güter auch einer irdischen Taxe unterliegen?

17 Man muss mit der müntz handeln, die gäng vnnd geb ist. - Lehmann, 886, 67.

18 Mit der Münze, womit du zahlst, zahlt man dich (andere) auch. - Körte, 4345; Simrock, 7172.

19 Mit falscher Münze werden die Leute betrogen. - Parömiakon, 1267.

[Spaltenumbruch] Heimatsorts zwei Kukuke schreien, von denen einer im mundinger Walde, der andere im Walde des Nachbardorfs sass. Beide riefen sich wechselseitig ihr „Kukuk“ zu, bis endlich der im mundinger Walde zu ermüden schien und schwieg. Als dies der Bauer bemerkte, stieg er im patriotischen Eifer vom Pferde, kletterte auf einen Baum und ahmte aus Leibeskräften so lange den Kukuksruf nach, bis der andere Kukuk still war. Mit der innern Genugthuung, die Ehre Mundingens gerettet zu haben, verliess der Bauer seinen hohen Sitz und fand zu seinem Schrecken nur noch die Knochen seines Pferdes, welches ein Wolf gefressen hatte. Betrübt kam er ins Dorf zurück und klagte über den Verlust, den er erlitten, um dem mundinger Kukuk schreien zu helfen; und die Mundinger beschlossen sogleich einstimmig, ihm den Schaden zu ersetzen, da es unbillig sei, wenn jemand, der für das allgemeine Wohl und die Ehre aller gewirkt habe, noch Verlust haben solle.


Mundjeproten.

Mundjeproten1 gebt nich.Bueren, 891.

1) Einem nach dem Munde oder zu Gefallen reden. Mundjeproter = Schmeichler, Mundjeproteren = Schmeicheleien.


Mundkoch.

Mundköche und Mundräthe sind bei Hofe gleich viel werth.Pistor., I, 64; Simrock, 7170.

Mundräthe sind solche, die dem Herrn nach dem Munde reden, die errathen können, was ihres Herrn Wille sei und danach sprechen.


Mundleder.

* Die Mundledder brûken.Lauremberg, IV, 316.

Seine Ueberredungsgabe anwenden; in dem Sinne von Mundwerk.


Mündlein.

* Einem das rote Mündlein lange weisen; will ers nicht, so mag er in den Arss sehen.Luther's Tischr., 382b.


Mundstück.

*1 Da hat a gut Mondstöck. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

In Würzburg: Sie hot a guat's Mundstück. (Sartorius, 147.)

*2 Er hat ein gutes (geläufiges) Mundstück.Mayer, II, 106; Braun, I, 2801; Lohrengel, II, 245.

Er weiss viel und leicht zu sprechen; doch mehr im Sinne von Schwatzhaftigkeit und Maulfertigkeit.

Holl.: Zij heeft een goed mondstuk. (Harrebomée, II, 100b.)


Mundus.

Mundus will beschissen sein.

„Kurtzumb Mundus vult decipi, ergo sey Beschiss jr Recipe.“ – „So pleibt das Sprichwort vnerlogen, dass Mundus will beschissen sein, das ist Immund sein, gar vnreyn.“ (Fischart, Die Gelehrten die Verkehrten, Bl. A, 3b u. 4b.)


Mundwerk.

1 Gut Mundwerk und weite Ohren sind gern beieinander.

2 Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst.Henisch, 1691, 26; Schottel, 1141b; Gaal, 598; Sailer, 221; Eiselein, 477; Simrock, 7169; Körte, 4344; Klosterspiegel, 12, 2; Braun, I, 2814.

„Drum psalmiren die Mönche so schnell.“

3 Viel Mundwerk, wenig Handwerk.

Böhm.: Na hubu mnohého dost (řeči dost) ale skutek utek. (Čelakovsky, 93.)

*4 Ein gut Mundwerk haben.

Eine tüchtige Redefertigkeit besitzen.

Frz.: Avoir la langue bien penduë. (Kritzinger, 410b.) – Avoir une facilité grande à parler. (Kritzinger, 408a.) – Avoir une fluidité de paroles. (Kritzinger, 320a.) – Un homme fort en bouche. (Kritzinger, 81a.)

*5 Ein Mundwerk haben wie eine Kram Jungfraw.Mathesy, 135a.


Mundzeug.

* Se hett ên gôd Mundtüg.Dähnert, 316a.

Ist redefertig.


Munera.

Munera da summis, so wird wol recht, was krumm ist; munera si non das, so wird wol krumm, was schlecht was; qui Geld dat summis, der macht gerad, was krumm ist; qui cavet nummis, dem hilft nicht, dass er frumm ist.Eiselein, 477.


Muni.

Der Muni ist guet ablo, aber bös anbinde.Sutermeister, 137.

Muni bezeichnet zunächst üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch mürrisches Betragen und [Spaltenumbruch] Schweigen äussert. So sagt man von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält und das wenig oder gar nichts redet, „es hat den Muni“ oder „es ist im Muni“. Dann wird das Wort auch als Eigenname verschiedener männlicher Thiere gebraucht, ab eines Bullen, Katers, eines männlichen Kaninchens.


Munkeln.

1 Um nichts munkelt man nicht. (S. Kuh 259-260.)

*2 Von etwas munkeln (hören).Eiselein, 477; Lohrengel, II, 490; Braun, I, 2815.

Leise oder geheim davon reden.


Münster.

Man muss den Münster lassen, wo er steht.

Frz.: Il faut laisser le moutier où il est. (Lendroy, 1049.)


Munter.

1 Munter ist die Hauptsache.Klix, 40.

2 Wenn man munter is, un men büt der mund wat, sau nümt se wat.Schambach, II, 16.

Eine Aufforderung zum Essen und Trinken in der Voraussetzung, es werde, wenn man munter oder gesund ist, mit dem Essen auch der Appetit sich einstellen, in dem Sinne von Appetit 10.

*3 Er ist munter wie ein Maikätzchen.Klix, 40.

*4 Er ist munter wie ein Mistkäfer. (Ostpreuss.) – Frischbier, 511a; Frischbier2, 2675.

*5 Er ist munter wie ein Sogfelle (Saugfüllen).Frischbier2, 2675.

*6 Er ist munter wie ein Topf voll Mäuse.

Frz.: Il est éveillé comme une potée de souris. (Leroux, I, 132.)

*7 Er ist munter wie eine Fliege.Frischbier2, 2675.

*8 Munter wie eine Karausche (ein Karäuschchen).

*9 Oemmer munter on content wie die Erpel op de Ent.Frischbier2, 2676.


Münze.

1 Bei alten Münzen zweifelt niemand.

Nur bei neuen entsteht die Frage, ob echt oder falsch. Das Neue unterliegt der Untersuchung, das Alte wird (leider!) ungeprüft angenommen, weil man bei diesem voraussetzt, dass die Prüfung früher erfolgt sei.

2 Bei der Münze soll man lehren, wie sich thut die Welt verkehren.Pistor., VI, 92; Zeiller, II, 273.

3 Die Münze hat einander getroffen.

4 Die Münze ist am besten, wo sie geschlagen wird.

5 Eine gute Münze kann wol das Gepräge verlieren, aber nicht das Korn.

6 Eine Münze gilt nicht an allen Orten gleich.

So ist ein Mensch, wie auch jeder andere Gegenstand, an einem Orte mehr geachtet als am andern.

7 Es gilt nicht überall gleiche Münze.Eiselein, 478; Simrock, 7173.

8 Falsche Müntz gilt nichts, weder in der aussgab noch einnahm.Lehmann, 792, 25; Sailer, 177.

Dän.: Falsk mønt gielder hverken i indtægt eller udgift (Prov. dan., 415.)

9 Falsche Münze gibt's überall. (S. Kipper.)

10 Falsche Münze wird von niemand sonst übersehen als vom klugen Wechsler.Burckhardt, 631.

Der Ueberkluge wird oft am ersten betrogen.

11 Für kupferne Münze bekommt man keine goldenen Messer.

Schwed.: Koppar mynt, koppar siälemässa. (Grubb, 779.)

12 Goldene Münze verliert nirgends ihren Werth.

13 Gulden müntz, gut gulden regiment; kupffern vnd eisern müntz, kupffern herrschaft.Petri, II, 363.

14 Jede Münze hat ihre Kehr(Rück-)seite.

Alle Sachen haben ihre Nachtheile sowie ihren Nutzen.

Frz.: Toute médaille a son revers. (Cahier, 1060; Recueil, 4.)

15 Klingende Münze ist der beste Creditbrief.

Holl.: De beste credietbrieven zijn klinkende munt. (Harrebomée, II, 109b.)

16 Kupferne Münze, kupferne Seelenmesse.

Wie Geld, so Waare; aber müssen die geistigen Güter auch einer irdischen Taxe unterliegen?

17 Man muss mit der müntz handeln, die gäng vnnd geb ist.Lehmann, 886, 67.

18 Mit der Münze, womit du zahlst, zahlt man dich (andere) auch.Körte, 4345; Simrock, 7172.

19 Mit falscher Münze werden die Leute betrogen.Parömiakon, 1267.

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[[390]/0404] Heimatsorts zwei Kukuke schreien, von denen einer im mundinger Walde, der andere im Walde des Nachbardorfs sass. Beide riefen sich wechselseitig ihr „Kukuk“ zu, bis endlich der im mundinger Walde zu ermüden schien und schwieg. Als dies der Bauer bemerkte, stieg er im patriotischen Eifer vom Pferde, kletterte auf einen Baum und ahmte aus Leibeskräften so lange den Kukuksruf nach, bis der andere Kukuk still war. Mit der innern Genugthuung, die Ehre Mundingens gerettet zu haben, verliess der Bauer seinen hohen Sitz und fand zu seinem Schrecken nur noch die Knochen seines Pferdes, welches ein Wolf gefressen hatte. Betrübt kam er ins Dorf zurück und klagte über den Verlust, den er erlitten, um dem mundinger Kukuk schreien zu helfen; und die Mundinger beschlossen sogleich einstimmig, ihm den Schaden zu ersetzen, da es unbillig sei, wenn jemand, der für das allgemeine Wohl und die Ehre aller gewirkt habe, noch Verlust haben solle. Mundjeproten. Mundjeproten1 gebt nich. – Bueren, 891. 1) Einem nach dem Munde oder zu Gefallen reden. Mundjeproter = Schmeichler, Mundjeproteren = Schmeicheleien. Mundkoch. Mundköche und Mundräthe sind bei Hofe gleich viel werth. – Pistor., I, 64; Simrock, 7170. Mundräthe sind solche, die dem Herrn nach dem Munde reden, die errathen können, was ihres Herrn Wille sei und danach sprechen. Mundleder. * Die Mundledder brûken. – Lauremberg, IV, 316. Seine Ueberredungsgabe anwenden; in dem Sinne von Mundwerk. Mündlein. * Einem das rote Mündlein lange weisen; will ers nicht, so mag er in den Arss sehen. – Luther's Tischr., 382b. Mundstück. *1 Da hat a gut Mondstöck. (Ungar. Bergland.) – Schröer. In Würzburg: Sie hot a guat's Mundstück. (Sartorius, 147.) *2 Er hat ein gutes (geläufiges) Mundstück. – Mayer, II, 106; Braun, I, 2801; Lohrengel, II, 245. Er weiss viel und leicht zu sprechen; doch mehr im Sinne von Schwatzhaftigkeit und Maulfertigkeit. Holl.: Zij heeft een goed mondstuk. (Harrebomée, II, 100b.) Mundus. Mundus will beschissen sein. „Kurtzumb Mundus vult decipi, ergo sey Beschiss jr Recipe.“ – „So pleibt das Sprichwort vnerlogen, dass Mundus will beschissen sein, das ist Immund sein, gar vnreyn.“ (Fischart, Die Gelehrten die Verkehrten, Bl. A, 3b u. 4b.) Mundwerk. 1 Gut Mundwerk und weite Ohren sind gern beieinander. 2 Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. – Henisch, 1691, 26; Schottel, 1141b; Gaal, 598; Sailer, 221; Eiselein, 477; Simrock, 7169; Körte, 4344; Klosterspiegel, 12, 2; Braun, I, 2814. „Drum psalmiren die Mönche so schnell.“ 3 Viel Mundwerk, wenig Handwerk. Böhm.: Na hubu mnohého dost (řeči dost) ale skutek utek. (Čelakovsky, 93.) *4 Ein gut Mundwerk haben. Eine tüchtige Redefertigkeit besitzen. Frz.: Avoir la langue bien penduë. (Kritzinger, 410b.) – Avoir une facilité grande à parler. (Kritzinger, 408a.) – Avoir une fluidité de paroles. (Kritzinger, 320a.) – Un homme fort en bouche. (Kritzinger, 81a.) *5 Ein Mundwerk haben wie eine Kram Jungfraw. – Mathesy, 135a. Mundzeug. * Se hett ên gôd Mundtüg. – Dähnert, 316a. Ist redefertig. Munera. Munera da summis, so wird wol recht, was krumm ist; munera si non das, so wird wol krumm, was schlecht was; qui Geld dat summis, der macht gerad, was krumm ist; qui cavet nummis, dem hilft nicht, dass er frumm ist. – Eiselein, 477. Muni. Der Muni ist guet ablo, aber bös anbinde. – Sutermeister, 137. Muni bezeichnet zunächst üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch mürrisches Betragen und Schweigen äussert. So sagt man von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält und das wenig oder gar nichts redet, „es hat den Muni“ oder „es ist im Muni“. Dann wird das Wort auch als Eigenname verschiedener männlicher Thiere gebraucht, ab eines Bullen, Katers, eines männlichen Kaninchens. Munkeln. 1 Um nichts munkelt man nicht. (S. Kuh 259-260.) *2 Von etwas munkeln (hören). – Eiselein, 477; Lohrengel, II, 490; Braun, I, 2815. Leise oder geheim davon reden. Münster. Man muss den Münster lassen, wo er steht. Frz.: Il faut laisser le moutier où il est. (Lendroy, 1049.) Munter. 1 Munter ist die Hauptsache. – Klix, 40. 2 Wenn man munter is, un men büt der mund wat, sau nümt se wat. – Schambach, II, 16. Eine Aufforderung zum Essen und Trinken in der Voraussetzung, es werde, wenn man munter oder gesund ist, mit dem Essen auch der Appetit sich einstellen, in dem Sinne von Appetit 10. *3 Er ist munter wie ein Maikätzchen. – Klix, 40. *4 Er ist munter wie ein Mistkäfer. (Ostpreuss.) – Frischbier, 511a; Frischbier2, 2675. *5 Er ist munter wie ein Sogfelle (Saugfüllen). – Frischbier2, 2675. *6 Er ist munter wie ein Topf voll Mäuse. Frz.: Il est éveillé comme une potée de souris. (Leroux, I, 132.) *7 Er ist munter wie eine Fliege. – Frischbier2, 2675. *8 Munter wie eine Karausche (ein Karäuschchen). *9 Oemmer munter on content wie die Erpel op de Ent. – Frischbier2, 2676. Münze. 1 Bei alten Münzen zweifelt niemand. Nur bei neuen entsteht die Frage, ob echt oder falsch. Das Neue unterliegt der Untersuchung, das Alte wird (leider!) ungeprüft angenommen, weil man bei diesem voraussetzt, dass die Prüfung früher erfolgt sei. 2 Bei der Münze soll man lehren, wie sich thut die Welt verkehren. – Pistor., VI, 92; Zeiller, II, 273. 3 Die Münze hat einander getroffen. 4 Die Münze ist am besten, wo sie geschlagen wird. 5 Eine gute Münze kann wol das Gepräge verlieren, aber nicht das Korn. 6 Eine Münze gilt nicht an allen Orten gleich. So ist ein Mensch, wie auch jeder andere Gegenstand, an einem Orte mehr geachtet als am andern. 7 Es gilt nicht überall gleiche Münze. – Eiselein, 478; Simrock, 7173. 8 Falsche Müntz gilt nichts, weder in der aussgab noch einnahm. – Lehmann, 792, 25; Sailer, 177. Dän.: Falsk mønt gielder hverken i indtægt eller udgift (Prov. dan., 415.) 9 Falsche Münze gibt's überall. (S. Kipper.) 10 Falsche Münze wird von niemand sonst übersehen als vom klugen Wechsler. – Burckhardt, 631. Der Ueberkluge wird oft am ersten betrogen. 11 Für kupferne Münze bekommt man keine goldenen Messer. Schwed.: Koppar mynt, koppar siälemässa. (Grubb, 779.) 12 Goldene Münze verliert nirgends ihren Werth. 13 Gulden müntz, gut gulden regiment; kupffern vnd eisern müntz, kupffern herrschaft. – Petri, II, 363. 14 Jede Münze hat ihre Kehr(Rück-)seite. Alle Sachen haben ihre Nachtheile sowie ihren Nutzen. Frz.: Toute médaille a son revers. (Cahier, 1060; Recueil, 4.) 15 Klingende Münze ist der beste Creditbrief. Holl.: De beste credietbrieven zijn klinkende munt. (Harrebomée, II, 109b.) 16 Kupferne Münze, kupferne Seelenmesse. Wie Geld, so Waare; aber müssen die geistigen Güter auch einer irdischen Taxe unterliegen? 17 Man muss mit der müntz handeln, die gäng vnnd geb ist. – Lehmann, 886, 67. 18 Mit der Münze, womit du zahlst, zahlt man dich (andere) auch. – Körte, 4345; Simrock, 7172. 19 Mit falscher Münze werden die Leute betrogen. – Parömiakon, 1267.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/404>, abgerufen am 28.03.2024.