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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *59 Er schreit wie ein Kornschütz. (Nürtingen.)

*60 Er schreit wie ein Lastthier. (Stockerau.)

*61 Er schreit wie ein Mülleresel.

Frz.: Braire comme des asnes en plain marche. - Braire comme un asne que l'on meine paistre. (Leroux, I, 89.)

*62 Er schreit wie ein Pflasterjude.

Holl.: Hij schreeuwt als een Wisseljood. (Harrebomee, I, 365b.)

*63 Er schreit wie ein Reitermacher. (Stockerau.)

Holl.: Zij roepen als ketellappers. (Harrebomee, I, 397a.)

*64 Er schreit wie ein Rohrspatz. (Rottenburg.)

*65 Er schreit wie ein (Stein- oder) Waldesel. (Köthen.)

*66 Er schreit wie ein Zahnbrecher. - Sutor, 904.

Um ein grosses Geschrei zu bezeichnen, haben die Franzosen die (Leroux, II, 46 erläuterte) Redensart: Pousser de cris de Melusine (oder: Merlusine).

*67 Er schreit wie ein Zaiche1. (Würtemberg.) - Klein, II, 241.

1) Zeichne (?) = Signalrufer. - Er schreit sehr stark.

Holl.: Hij roept als een kreupele. ( Harrebomee, I, 449b.)

*68 Er schreit wie eine in Kindesnöthen.

Frz.: Il a crie les petits pates. (Kritzinger, 191a.)

*69 Er schreit wie 'ne Rohrdommel. - Frischbier2, 3406.

*70 Er schreit wie neunundneunzig Marder. (Leipzig.)

Stark und grell.

*71 Er schreit wie's hörvelsinger Vieh.

Hörvelsingen auf der schwäbischen Alp, ein Pfarrdorf im Oberamt Ulm, hatte früher, wegen Futtermangels, schlechtgenährtes Vieh.

*72 Es ist mit Schreien nicht zu ertrotzen.

*73 Es schreit zum Himmel. - Eiselein, 310.

*74 Es wird nicht ohne Schreien heilen. - Simrock, 9206; Körte, 5398.

*75 He schret as 'n Elk (Iltis).

Holl.: Hij schreeuwt als de koekoek. (Harrebomee, I, 427a.)

*76 He schret as en Tänbreker. (Holst.) - Schütze, IV, 244; für Altmark: Danneil, 221.

Wie ein marktschreierischer Zahnbrecher.

*77 He schret as wenn he up 'n Sper stickt (Holst.) - Schütze, IV, 71; für Franken: Frommann, IV, 323, 346.

*78 Hei schrigget, ässe wenn 'n am Spiete (auch: am Messe) stäke. (Westf.)

*79 'R schrait wie a Ketzer1. - Sartorius, 169.

1) Wol wie ein solcher, der verbrannt wird. Auch: Ketzermordio schreien. - Schreit sehr laut. Der Vergleich stammt aus den Zeiten, wo die Ketzer und Hexen verbrannt wurden.

*80 Schrei Chaj-we-kajem! (Warschau.)

Ruf: Lebendiger und Beständiger. Wenn man über etwas klagt, wo nicht geholfen werden kann. Schrei zu Gott, dass er dir helfen möge. Zuweilen auch ironisch: Schrei Chaj-we Kajem, es is nuch (nach) der Sreiphe (Brand), d. h. es ist zu spät. (S. Kreischen 1 u. 2.)

*81 Schreien, ehe einer über den Graben kommt. - Birlinger, 789.

*82 Schreien wie a Gebirgspauer. (Warschau.)

Ueber die Gebühr laut sprechen, weil die Gebirgsbewohner in der Regel kräftige Stimmen haben.

*83 Schreien wie ein Jochgeier. - Schöpf, 293.

Joch = Gebirgsrücken.

*84 Schreien wie ein Oeschhüter.

Die ungeheuern Verwüstungen, welche das Wild auf den Feldern in der Grafschaft Hohenzollern im 17. Jahrhundert anrichtete; zwang die Gemeinden im Sommer allnächtlich 20-30 Oeschhüter aufzustellen, die mit Feuern, Strohfackeln, Hornblasen, Schreien und Julen das Wild zu vertreiben hatten. Von ihnen hat sich die obige Redensart erhalten. (Vgl. Die Grafschaft Hohenzollern in der Europa, Leipzig 1873, Nr. 23, S. 716.)

*85 Schreien wie ein welscher Lemonighandler.

D. i. Citronenhändler. In Tirol für sehr stark schreien. (Westermann, 25, 619.)

*86 Schrei'n als wenn im Land da Bod'n aus wär'. (Oberösterreich.)

Als ob ein ganzes Land ein- oder versinken wollte.

*87 Schrei'n wie dö Stockböhm ön Sunda. (Kaltenbrunn.)

Schreien, lärmen, ausgelassen lustig sein, wie die Stockböhmen am Sonntag zu thun pflegen.

*88 Schrei'n wiera Halta1. (Oberösterreich.)

1) So heissen hier und da die Vieh-, besonders die Rinderhirten.


[Spaltenumbruch]

*89 Schreyen, dass mans vber drey Häuser höret. - Mathesy, 342a.


Schreier.

1 Gute Schreyer sind böse Senger. - Petri, II, 366.

2 Vor Schreiern soll man sich nicht fürchten.

Die Neger in Surinam sagen mit Bezug auf die Buschnegereinfälle: Nicht die Schreier zerstören die Plantage. Was wir mit dem Sprichwort sagen: Hunde, die beissen wollen, bellen nicht zuvor.

Holl.: Rammelaars zijn geene bedriegers. (Harrebomee, II, 209b.)

*3 Er ist ein unwissender Schreier. - Frischbier2, 3403.

Im frauenberger Dom haben gewöhnliche Handwerker den lateinischen Choralgesang auszuführen. Da diese Leute aber kein Wort Latein verstehen und gewöhnlich sehr laut singen, so hat man sie Schreier genannt.

Lat.: Stentore clamosior. (Hanzely, 66; Philippi, II, 200; Erasm., 145.)

Lit.: Szauk kajp kretingos wargonaj. (Wurzbach I, 133, 46.)

Poln.: Krzyczy jak kretyngskie organy.


Schreikind.

Schreikinder, Gedeihkinder (S. Speikind.) - Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 444.


Schreim.

Mit einem schrayme gwyt ghain. - Tappius, 167a.


Schreimaul.

* Es ist ein Schreimaul.

"Hier wird der Papst mir einreden durch seine Schreymauler und Reissteuffel." (Luther's Werke, VII, 283.)


Schrein.

1 Was im Schrein ist, hat Gott hineingethan.

2 Wenn der Schrein ist leer, ist das Sparen schwer.


Schreiner.

1 Der Schreiner führe den Hobel und der Kürschner verarbeite den Zobel. - Parömiakon, 1178.

2 Der Schreiner muss überall den Hobel führen.

3 Des Schreiners Familie isst an einem wackeligen Tische.

4 Jeder Schreiner hot'n Hobel im Kopf. (Deisslingen.) - Birlinger, 260.

5 Wenn der Schriner nid chönt lime1 und bisse2, sa hätt all's g'schisse. (Luzern.)

1) Leimen,

2) Bissen = Keil und keilen, rammen. (Stalder, I, 175.)

6 Wer ein Schreiner werden will, muss auch harte Breter bohren lernen. - Simrock, 1295.

*7 Er geb einn bösen (guten) schreiner, er könn vbel (wol) verschlagen. - Franck, II, 94b.

*8 Kennst mein'n Schreiner? (Ulm.)

In dem Sinne: Weisst du, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.


Schreiten.

1 Bässer langsam geschridden als stolz geridden. (Trier.) - Laven, 186, 71.

2 Besser gut geschritten als schlecht geritten. - Sprichwörtergarten, 378.

Der Fussreisende ist der unabhängigste und selbständigste unter allen Reisenden.

3 Schreit' ich weit, so komm' ich bald; leb' ich lang', so werd' ich alt.

In der Schweiz: Schrit i wit, so chum i bald; leb i lang, so wird i alt. (Sutermeister, 123.)

4 Wer selbst kann schreiten, soll nicht reiten.

*5 He stritt1 as 'ne Pogge (Kröte) im Mänenschin. (Westf.)

1) Von strien, striyen für striden = schreiten.


Schreiziege.

Eine Schreiziege hat kein Recht. (Surinam.)

Wer immer klagt, kriegt selten Recht. Der am lautesten schreit, hat in der Regel das Recht am wenigsten auf seiner Seite.


Schrepe.

De Schrepe un de Klapesack, de Hawern maket de Päre glad1. - Schambach, II, 75.

1) Hier wol doppelsinnig und zwar für hochdeutsch glatt, und dann mit Bezug auf Klapesack, behandelbar, sanft, geschmeidig.


Schreve.

*1 Dat is övern Schreve. (Holst.) - Schütze, IV, 72; Hauskalender, III.

Geht über den Strich, über die Grenze, ist was Ausserordentliches.

[Spaltenumbruch] *59 Er schreit wie ein Kornschütz. (Nürtingen.)

*60 Er schreit wie ein Lastthier. (Stockerau.)

*61 Er schreit wie ein Mülleresel.

Frz.: Braire comme des asnes en plain marché. – Braire comme un asne que l'on meine paistre. (Leroux, I, 89.)

*62 Er schreit wie ein Pflasterjude.

Holl.: Hij schreeuwt als een Wisseljood. (Harrebomée, I, 365b.)

*63 Er schreit wie ein Reitermacher. (Stockerau.)

Holl.: Zij roepen als ketellappers. (Harrebomée, I, 397a.)

*64 Er schreit wie ein Rohrspatz. (Rottenburg.)

*65 Er schreit wie ein (Stein- oder) Waldesel. (Köthen.)

*66 Er schreit wie ein Zahnbrecher.Sutor, 904.

Um ein grosses Geschrei zu bezeichnen, haben die Franzosen die (Leroux, II, 46 erläuterte) Redensart: Pousser de cris de Mélusine (oder: Merlusine).

*67 Er schreit wie ein Zaiche1. (Würtemberg.) – Klein, II, 241.

1) Zeichne (?) = Signalrufer. – Er schreit sehr stark.

Holl.: Hij roept als een kreupele. ( Harrebomée, I, 449b.)

*68 Er schreit wie eine in Kindesnöthen.

Frz.: Il a crié les petits pâtés. (Kritzinger, 191a.)

*69 Er schreit wie 'ne Rohrdommel.Frischbier2, 3406.

*70 Er schreit wie neunundneunzig Marder. (Leipzig.)

Stark und grell.

*71 Er schreit wie's hörvelsinger Vieh.

Hörvelsingen auf der schwäbischen Alp, ein Pfarrdorf im Oberamt Ulm, hatte früher, wegen Futtermangels, schlechtgenährtes Vieh.

*72 Es ist mit Schreien nicht zu ertrotzen.

*73 Es schreit zum Himmel.Eiselein, 310.

*74 Es wird nicht ohne Schreien heilen.Simrock, 9206; Körte, 5398.

*75 He schrêt as 'n Elk (Iltis).

Holl.: Hij schreeuwt als de koekoek. (Harrebomée, I, 427a.)

*76 He schrêt as en Tänbrêker. (Holst.) – Schütze, IV, 244; für Altmark: Danneil, 221.

Wie ein marktschreierischer Zahnbrecher.

*77 He schrêt as wenn he up 'n Spêr stickt (Holst.) – Schütze, IV, 71; für Franken: Frommann, IV, 323, 346.

*78 Hei schrigget, ässe wenn 'n am Spiete (auch: am Messe) stäke. (Westf.)

*79 'R schrait wie a Ketzer1.Sartorius, 169.

1) Wol wie ein solcher, der verbrannt wird. Auch: Ketzermordio schreien. – Schreit sehr laut. Der Vergleich stammt aus den Zeiten, wo die Ketzer und Hexen verbrannt wurden.

*80 Schrei Chaj-we-kajem! (Warschau.)

Ruf: Lebendiger und Beständiger. Wenn man über etwas klagt, wo nicht geholfen werden kann. Schrei zu Gott, dass er dir helfen möge. Zuweilen auch ironisch: Schrei Chaj-we Kajem, es is nuch (nach) der Sreiphe (Brand), d. h. es ist zu spät. (S. Kreischen 1 u. 2.)

*81 Schreien, ehe einer über den Graben kommt.Birlinger, 789.

*82 Schreien wie a Gebirgspauer. (Warschau.)

Ueber die Gebühr laut sprechen, weil die Gebirgsbewohner in der Regel kräftige Stimmen haben.

*83 Schreien wie ein Jochgeier.Schöpf, 293.

Joch = Gebirgsrücken.

*84 Schreien wie ein Oeschhüter.

Die ungeheuern Verwüstungen, welche das Wild auf den Feldern in der Grafschaft Hohenzollern im 17. Jahrhundert anrichtete; zwang die Gemeinden im Sommer allnächtlich 20-30 Oeschhüter aufzustellen, die mit Feuern, Strohfackeln, Hornblasen, Schreien und Julen das Wild zu vertreiben hatten. Von ihnen hat sich die obige Redensart erhalten. (Vgl. Die Grafschaft Hohenzollern in der Europa, Leipzig 1873, Nr. 23, S. 716.)

*85 Schreien wie ein welscher Lemônighandler.

D. i. Citronenhändler. In Tirol für sehr stark schreien. (Westermann, 25, 619.)

*86 Schrei'n als wenn im Land da Bod'n aus wär'. (Oberösterreich.)

Als ob ein ganzes Land ein- oder versinken wollte.

*87 Schrei'n wie dö Stockböhm ön Sunda. (Kaltenbrunn.)

Schreien, lärmen, ausgelassen lustig sein, wie die Stockböhmen am Sonntag zu thun pflegen.

*88 Schrei'n wiera Halta1. (Oberösterreich.)

1) So heissen hier und da die Vieh-, besonders die Rinderhirten.


[Spaltenumbruch]

*89 Schreyen, dass mans vber drey Häuser höret.Mathesy, 342a.


Schreier.

1 Gute Schreyer sind böse Senger.Petri, II, 366.

2 Vor Schreiern soll man sich nicht fürchten.

Die Neger in Surinam sagen mit Bezug auf die Buschnegereinfälle: Nicht die Schreier zerstören die Plantage. Was wir mit dem Sprichwort sagen: Hunde, die beissen wollen, bellen nicht zuvor.

Holl.: Rammelaars zijn geene bedriegers. (Harrebomée, II, 209b.)

*3 Er ist ein unwissender Schreier.Frischbier2, 3403.

Im frauenberger Dom haben gewöhnliche Handwerker den lateinischen Choralgesang auszuführen. Da diese Leute aber kein Wort Latein verstehen und gewöhnlich sehr laut singen, so hat man sie Schreier genannt.

Lat.: Stentore clamosior. (Hanzely, 66; Philippi, II, 200; Erasm., 145.)

Lit.: Szauk kajp kretingos wargonaj. (Wurzbach I, 133, 46.)

Poln.: Krzyczy jak kretyngskie organy.


Schreikind.

Schreikinder, Gedeihkinder (S. Speikind.) – Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 444.


Schreim.

Mit einem schrayme gwyt ghain.Tappius, 167a.


Schreimaul.

* Es ist ein Schreimaul.

„Hier wird der Papst mir einreden durch seine Schreymauler und Reissteuffel.“ (Luther's Werke, VII, 283.)


Schrein.

1 Was im Schrein ist, hat Gott hineingethan.

2 Wenn der Schrein ist leer, ist das Sparen schwer.


Schreiner.

1 Der Schreiner führe den Hobel und der Kürschner verarbeite den Zobel.Parömiakon, 1178.

2 Der Schreiner muss überall den Hobel führen.

3 Des Schreiners Familie isst an einem wackeligen Tische.

4 Jeder Schreiner hot'n Hobel im Kopf. (Deisslingen.) – Birlinger, 260.

5 Wenn der Schriner nid chönt lime1 und bisse2, sa hätt all's g'schisse. (Luzern.)

1) Leimen,

2) Bissen = Keil und keilen, rammen. (Stalder, I, 175.)

6 Wer ein Schreiner werden will, muss auch harte Breter bohren lernen.Simrock, 1295.

*7 Er geb einn bösen (guten) schreiner, er könn vbel (wol) verschlagen.Franck, II, 94b.

*8 Kennst mein'n Schreiner? (Ulm.)

In dem Sinne: Weisst du, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.


Schreiten.

1 Bässer langsam geschridden als stolz geridden. (Trier.) – Laven, 186, 71.

2 Besser gut geschritten als schlecht geritten.Sprichwörtergarten, 378.

Der Fussreisende ist der unabhängigste und selbständigste unter allen Reisenden.

3 Schreit' ich weit, so komm' ich bald; leb' ich lang', so werd' ich alt.

In der Schweiz: Schrit i wit, so chum i bald; leb i lang, so wird i alt. (Sutermeister, 123.)

4 Wer selbst kann schreiten, soll nicht reiten.

*5 He stritt1 as 'ne Pogge (Kröte) im Mänenschin. (Westf.)

1) Von strien, striyen für striden = schreiten.


Schreiziege.

Eine Schreiziege hat kein Recht. (Surinam.)

Wer immer klagt, kriegt selten Recht. Der am lautesten schreit, hat in der Regel das Recht am wenigsten auf seiner Seite.


Schrepe.

De Schrêpe un de Klapesack, de Hâwern mâket de Päre glad1.Schambach, II, 75.

1) Hier wol doppelsinnig und zwar für hochdeutsch glatt, und dann mit Bezug auf Klapesack, behandelbar, sanft, geschmeidig.


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*1 Dat is övern Schreve. (Holst.) – Schütze, IV, 72; Hauskalender, III.

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[[171]/0177] *59 Er schreit wie ein Kornschütz. (Nürtingen.) *60 Er schreit wie ein Lastthier. (Stockerau.) *61 Er schreit wie ein Mülleresel. Frz.: Braire comme des asnes en plain marché. – Braire comme un asne que l'on meine paistre. (Leroux, I, 89.) *62 Er schreit wie ein Pflasterjude. Holl.: Hij schreeuwt als een Wisseljood. (Harrebomée, I, 365b.) *63 Er schreit wie ein Reitermacher. (Stockerau.) Holl.: Zij roepen als ketellappers. (Harrebomée, I, 397a.) *64 Er schreit wie ein Rohrspatz. (Rottenburg.) *65 Er schreit wie ein (Stein- oder) Waldesel. (Köthen.) *66 Er schreit wie ein Zahnbrecher. – Sutor, 904. Um ein grosses Geschrei zu bezeichnen, haben die Franzosen die (Leroux, II, 46 erläuterte) Redensart: Pousser de cris de Mélusine (oder: Merlusine). *67 Er schreit wie ein Zaiche1. (Würtemberg.) – Klein, II, 241. 1) Zeichne (?) = Signalrufer. – Er schreit sehr stark. Holl.: Hij roept als een kreupele. ( Harrebomée, I, 449b.) *68 Er schreit wie eine in Kindesnöthen. Frz.: Il a crié les petits pâtés. (Kritzinger, 191a.) *69 Er schreit wie 'ne Rohrdommel. – Frischbier2, 3406. *70 Er schreit wie neunundneunzig Marder. (Leipzig.) Stark und grell. *71 Er schreit wie's hörvelsinger Vieh. Hörvelsingen auf der schwäbischen Alp, ein Pfarrdorf im Oberamt Ulm, hatte früher, wegen Futtermangels, schlechtgenährtes Vieh. *72 Es ist mit Schreien nicht zu ertrotzen. *73 Es schreit zum Himmel. – Eiselein, 310. *74 Es wird nicht ohne Schreien heilen. – Simrock, 9206; Körte, 5398. *75 He schrêt as 'n Elk (Iltis). Holl.: Hij schreeuwt als de koekoek. (Harrebomée, I, 427a.) *76 He schrêt as en Tänbrêker. (Holst.) – Schütze, IV, 244; für Altmark: Danneil, 221. Wie ein marktschreierischer Zahnbrecher. *77 He schrêt as wenn he up 'n Spêr stickt (Holst.) – Schütze, IV, 71; für Franken: Frommann, IV, 323, 346. *78 Hei schrigget, ässe wenn 'n am Spiete (auch: am Messe) stäke. (Westf.) *79 'R schrait wie a Ketzer1. – Sartorius, 169. 1) Wol wie ein solcher, der verbrannt wird. Auch: Ketzermordio schreien. – Schreit sehr laut. Der Vergleich stammt aus den Zeiten, wo die Ketzer und Hexen verbrannt wurden. *80 Schrei Chaj-we-kajem! (Warschau.) Ruf: Lebendiger und Beständiger. Wenn man über etwas klagt, wo nicht geholfen werden kann. Schrei zu Gott, dass er dir helfen möge. Zuweilen auch ironisch: Schrei Chaj-we Kajem, es is nuch (nach) der Sreiphe (Brand), d. h. es ist zu spät. (S. Kreischen 1 u. 2.) *81 Schreien, ehe einer über den Graben kommt. – Birlinger, 789. *82 Schreien wie a Gebirgspauer. (Warschau.) Ueber die Gebühr laut sprechen, weil die Gebirgsbewohner in der Regel kräftige Stimmen haben. *83 Schreien wie ein Jochgeier. – Schöpf, 293. Joch = Gebirgsrücken. *84 Schreien wie ein Oeschhüter. Die ungeheuern Verwüstungen, welche das Wild auf den Feldern in der Grafschaft Hohenzollern im 17. Jahrhundert anrichtete; zwang die Gemeinden im Sommer allnächtlich 20-30 Oeschhüter aufzustellen, die mit Feuern, Strohfackeln, Hornblasen, Schreien und Julen das Wild zu vertreiben hatten. Von ihnen hat sich die obige Redensart erhalten. (Vgl. Die Grafschaft Hohenzollern in der Europa, Leipzig 1873, Nr. 23, S. 716.) *85 Schreien wie ein welscher Lemônighandler. D. i. Citronenhändler. In Tirol für sehr stark schreien. (Westermann, 25, 619.) *86 Schrei'n als wenn im Land da Bod'n aus wär'. (Oberösterreich.) Als ob ein ganzes Land ein- oder versinken wollte. *87 Schrei'n wie dö Stockböhm ön Sunda. (Kaltenbrunn.) Schreien, lärmen, ausgelassen lustig sein, wie die Stockböhmen am Sonntag zu thun pflegen. *88 Schrei'n wiera Halta1. (Oberösterreich.) 1) So heissen hier und da die Vieh-, besonders die Rinderhirten. *89 Schreyen, dass mans vber drey Häuser höret. – Mathesy, 342a. Schreier. 1 Gute Schreyer sind böse Senger. – Petri, II, 366. 2 Vor Schreiern soll man sich nicht fürchten. Die Neger in Surinam sagen mit Bezug auf die Buschnegereinfälle: Nicht die Schreier zerstören die Plantage. Was wir mit dem Sprichwort sagen: Hunde, die beissen wollen, bellen nicht zuvor. Holl.: Rammelaars zijn geene bedriegers. (Harrebomée, II, 209b.) *3 Er ist ein unwissender Schreier. – Frischbier2, 3403. Im frauenberger Dom haben gewöhnliche Handwerker den lateinischen Choralgesang auszuführen. Da diese Leute aber kein Wort Latein verstehen und gewöhnlich sehr laut singen, so hat man sie Schreier genannt. Lat.: Stentore clamosior. (Hanzely, 66; Philippi, II, 200; Erasm., 145.) Lit.: Szauk kajp kretingos wargonaj. (Wurzbach I, 133, 46.) Poln.: Krzyczy jak kretyngskie organy. Schreikind. Schreikinder, Gedeihkinder (S. Speikind.) – Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 444. Schreim. Mit einem schrayme gwyt ghain. – Tappius, 167a. Schreimaul. * Es ist ein Schreimaul. „Hier wird der Papst mir einreden durch seine Schreymauler und Reissteuffel.“ (Luther's Werke, VII, 283.) Schrein. 1 Was im Schrein ist, hat Gott hineingethan. 2 Wenn der Schrein ist leer, ist das Sparen schwer. Schreiner. 1 Der Schreiner führe den Hobel und der Kürschner verarbeite den Zobel. – Parömiakon, 1178. 2 Der Schreiner muss überall den Hobel führen. 3 Des Schreiners Familie isst an einem wackeligen Tische. 4 Jeder Schreiner hot'n Hobel im Kopf. (Deisslingen.) – Birlinger, 260. 5 Wenn der Schriner nid chönt lime1 und bisse2, sa hätt all's g'schisse. (Luzern.) 1) Leimen, 2) Bissen = Keil und keilen, rammen. (Stalder, I, 175.) 6 Wer ein Schreiner werden will, muss auch harte Breter bohren lernen. – Simrock, 1295. *7 Er geb einn bösen (guten) schreiner, er könn vbel (wol) verschlagen. – Franck, II, 94b. *8 Kennst mein'n Schreiner? (Ulm.) In dem Sinne: Weisst du, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat. Schreiten. 1 Bässer langsam geschridden als stolz geridden. (Trier.) – Laven, 186, 71. 2 Besser gut geschritten als schlecht geritten. – Sprichwörtergarten, 378. Der Fussreisende ist der unabhängigste und selbständigste unter allen Reisenden. 3 Schreit' ich weit, so komm' ich bald; leb' ich lang', so werd' ich alt. In der Schweiz: Schrit i wit, so chum i bald; leb i lang, so wird i alt. (Sutermeister, 123.) 4 Wer selbst kann schreiten, soll nicht reiten. *5 He stritt1 as 'ne Pogge (Kröte) im Mänenschin. (Westf.) 1) Von strien, striyen für striden = schreiten. Schreiziege. Eine Schreiziege hat kein Recht. (Surinam.) Wer immer klagt, kriegt selten Recht. Der am lautesten schreit, hat in der Regel das Recht am wenigsten auf seiner Seite. Schrepe. De Schrêpe un de Klapesack, de Hâwern mâket de Päre glad1. – Schambach, II, 75. 1) Hier wol doppelsinnig und zwar für hochdeutsch glatt, und dann mit Bezug auf Klapesack, behandelbar, sanft, geschmeidig. Schreve. *1 Dat is övern Schreve. (Holst.) – Schütze, IV, 72; Hauskalender, III. Geht über den Strich, über die Grenze, ist was Ausserordentliches.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/177>, abgerufen am 29.03.2024.