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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *132 Er hat so viel (oder: mehr) Schulden als Haare auf dem Kopfe. - Braun, I, 3992; Parömiakon, 1295; Frischbier2, 3416.

Lat.: Animam debet. (Terenz.) (Seybold, 27.)

Poln.: Ma dlugow jak wlosow na glowie. (Lompa, 20.)

*133 Er het Schulde, dass sich a Sau dran reibe(n) möcht. (Ulm.)

*134 Er ist voll Schulde wie en Hund voll Flöhe. - Sutermeister, 97.

Um zu sagen, dass jemand arm oder verschuldet ist, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Ich und du händ viel Gäld. Er ist mer in der Tinte. Er ist alle Hunde schuldig. Er muess iez dänn en Hund zuethun as er em d' Schulde frisst. Er het en Hund nöthig wie de Bättler e Goldwag. Er is verschagget wie en arms Hündli.

*135 Er steckt in Schulden bis an die Zähne.

Holl.: Hij steekt tot de tanden in de schold. (Harrebomee, II, 263b.)

*136 Er steckt in Schulden bis über die Ohren. - Wurzbach II, 264.

Frz.: Etre endette jusqu'aux oreilles. (Kritzinger, 270a.) - Etre noye de detes. (Kritzinger, 229b.)

Holl.: Hij zit tot over de ooren in de schulden. (Harrebomee, II, 263b.)

*137 Grosse Schulden machen, um kleine zu bezahlen.

Holl.: Groote schulden maken, om kleine te voldoen. (Harrebomee, II, 263b.)

*138 In Schulden baden bis über die Ohren. - Pauli, Postilla, III, 54b.

*139 Mit Schuld un Ungeduld. (Holst.) - Schütze, IV, 87.

Z. B. ein Gut übernehmen, mit allem, was darauf haftet.

*140 'N Schold mit d'r graussa Glocke b'zoala. - Peter, 448.

Wenn man gestorben ist.

*141 Neue Schulden machen, um die alten zu bezahlen.

*142 Schulde wie e Offizier (auch: Major) und Trakement wie e Gemener. - Frischbier2, 3417.

*143 Schulden mit Schulden bezahlen.

Sich aus einem Ungemach herausreissen und dadurch in ein weit grösseres verwickelt werden.

Lat.: Versuram facere. (Sutor, 372.)


Schuldbrief.

Ein durchstochener Schuldbrief kann niemand mehr mahnen (oder: betrüben). - Henisch, 507, 63; Petri, II, 174.


Schuldenbezahlen.

Mit Schuldenbezahlen wird viel Geld verläppert.


Schuldenmachen.

1 Beim Schuldenmachen und Töchter verheirathen soll man darauf achten, wie der Fuss geht.

Nicht zu tief, dass noch Boden bleibt; man soll sich nach der Decke strecken.

2 Schuldenmachen bringt den Bettelstab, der führt ins Armenhaus.

Slow.: Kde dluzoba, tam chudoba. (Celakovsky, 274.)

3 Schuldenmachen ist adelich.

4 Schuldenmachen und betrügen selten weit von sammen liegen.

"Zwischen Schuldenmachen und Betrügen, sagt, wo mag der Unterschied liegen?"

Lat.: Rapere est accipere, quod non possis reddere. (Philippi, II, 150.)


Schuldenmacher.

Einem Schuldenmacher ist nichts zu theuer.

Böhm.: Na dluh nic draho neni. (Celakovsky, 274.)


Schuldig.

1 Bin ich viel schuldig, man darff mich nicht drumb tödten. - Petri, II, 2.

2 Bist du schuldig, so sei geduldig. - Petri, II, 46; Henisch, 1409, 49; Bücking, 336; Pistor., X, 85; Simrock, 9252; Körte, 5425.

Engl.: He that cannot pay, let him pray.

3 Bistu nicht schuldig an der That, so wird der Lügen wol rhat. - Lehmann, 841, 7.

4 Es ist ein ieder jhm selbs das best schuldig. - Gruter, I, 33.

5 Es ist nicht jeder schuldig, der angeklagt wird.

It.: Non e reo chiunque e accusato, ma chi e convinto. (Biber.)

6 Es ist nicht jeder schuldig, der aus dem Kerker flieht.

Die Russen: Wer sich die Pforten der Festung mit güldenem Hammer aufschlagen lässt.

[Spaltenumbruch] 7 Es ist niemand schuldig, die Kuh mit dem Kalbe zu behalten. - Eisenhart, 109; Blum, 602; Estor, I, 347 u. 488; Eiselein, 400; Hillebrand, 118, 160; Pistor., IV, 52; Simrock, 6022.

Dies Sprichwort ist der Meinung, dass niemand verbunden sei, eine von ihm geehelichte, aber vor der Ehe von einem andern geschwängerte Weibsperson zu behalten, sondern in diesem Falle die Ehescheidung statthabe. Auch gilt dies in unserer Zeit in dem Falle noch, wenn jemand die von einem andern geschwängerte Person nicht wissentlich geheirathet hat, sondern mit ihr betrogen worden ist.

8 Ich bin ein wenig schuldig, das leid' ich geduldig. - Petri, III, 7.

9 Ich bin niemand schuldig, als nur Gott einen Tod; den bezahl' ich ihm, wann er will. - Körte, 5427c.

10 Jeder ist schuldig, seine eigene That zu büssen und zu bessern. - Graf, 299, 103.

Für sträfliche Handlungen kann man zur Bestrafung keinen Stellvertreter stellen. Im Friesischen: Ellyck menscha is scyldich, syn ayn mysdeda to betten ende to bettrien. (Hettema, I, XII, 5.)

11 Niemand ist schuldig aus eigenen Mitteln zu dienen. (S. Mann 495.) - Graf, 422.

Wenn der Fürsprech oder Rechtsanwalt im Mittelalter auch die Verpflichtung hatte, den Armen unentgeltlich zu vertheidigen (s. Armuth 42 u. 84), so mussten ihm doch, was der Sinn des vorstehenden Sprichworts ist, baare Auslagen ersetzt werden.

Mhd.: Nymant ist pflichtig zu dynen by dem sinen. (Daniels, 238, 19.)

12 Niemand ist schuldig, sein Leben auf ein Geleit zu setzen. - Graf, 444, 386.

Zu den rechtfertigenden Entschuldigungsgründen wegen Ausbleibens vor Gericht nach erfolgter Vorladung gehörte auch der Nachweis, dass für den Geladenen auf dem Wege zum Gericht Lebensgefahr (z. B. Rache des Gegners) vorhanden gewesen sei, wogegen das gebotene Geleit keinen ausreichenden Schutz gewährt habe.

Altfries.: Nymmen is schyldich syn lyff toe setten op en leyd. (Hettema, XVIII, 15 [138].)

13 Niemand ist schuldig um eigenen Lohn zu dienen. - Graf, 517, 238.

Das Gemeindewesen kann wol Dienste der Mitglieder fordern, aber nicht umsonst.

Mhd.: Nymant is (eyner gemeine) phlichtich zu dynen by dem synen. (Daniels, Weichbildglosse, 11.)

14 Selber schuldig ist der That, wer nicht straft die Missethat.

15 Selig, der nicht schuldig ist. - Hauer, M2.

Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.)

16 Wat bin i schuldig? es wird ober nüt sei, hät de Lochmüller g'seit. - Sutermeister, 40.

17 Wer niemand schuldig ist, der mag ein Wort reden, da ein ander muss schweigen. - Petri, II, 729.

18 Wer schuldig bleibt, verliert den Schlüssel zu seinem Gut.

Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed. (Harrebomee, I, 380b.)

19 Wer schuldig ist, der darff sich nicht frei verantworten. - Petri, II, 766.

20 Wer schuldig ist, der wird gemanet. - Petri, II, 766.

21 Wer schuldig ist, der muss bezahlen. - Pistor., VII, 64; Simrock, 9241; Graf, 234, 88.

Böhm.: Dluznik dluhy plat' nenili hotovych cim mas. (Rybicka, 3122.)

Frz.: Qui doit, a tort. (Cahier, 549; Kritzinger, 231b.)

22 Wer schuldig ist, muss zahlen oder bitten.

Böhm.: Neplati bohaty, ale vinovaty. (Celakovsky, 276.)

Engl.: He who oweth is always in the wrong. (Bohn II, 16.)

Frz.: Ce n'est pas tout que devoir, il faut payer. (Kritzinger, 231.) - Quand on doit, il faut payer ou agreer. (Lendroy, 18.)

Poln.: Gdzies winien, albo plac, albo pros. (Lompa, 12.) - Nieplaci bogaty, jedno winowaty. (Celakovsky, 276.)

23 Wer selber schuldig ist, soll andere nicht verdammen.

Schwed.: Ondt dömma andra, när man sjelfver är skyldig. (Grubb, 647.)

24 Wer sich schuldig weiss, der flieht.

Altfries.: Dear höm skiljig weet, de flüght. (Hansen, 16.)

25 Wer sich schuldig weiss, der schweige.

Holl.: Die schuldig is, moet betalen. (Harrebomee, II, 264a.)

[Spaltenumbruch] *132 Er hat so viel (oder: mehr) Schulden als Haare auf dem Kopfe.Braun, I, 3992; Parömiakon, 1295; Frischbier2, 3416.

Lat.: Animam debet. (Terenz.) (Seybold, 27.)

Poln.: Ma długów jak włosów na głowie. (Lompa, 20.)

*133 Er het Schulde, dass sich a Sau dran reibe(n) möcht. (Ulm.)

*134 Er ist voll Schulde wie en Hund voll Flöhe.Sutermeister, 97.

Um zu sagen, dass jemand arm oder verschuldet ist, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Ich und du händ viel Gäld. Er ist mer in der Tinte. Er ist alle Hunde schuldig. Er muess iez dänn en Hund zuethun as er em d' Schulde frisst. Er het en Hund nöthig wie de Bättler e Goldwag. Er is verschagget wie en arms Hündli.

*135 Er steckt in Schulden bis an die Zähne.

Holl.: Hij steekt tot de tanden in de schold. (Harrebomée, II, 263b.)

*136 Er steckt in Schulden bis über die Ohren.Wurzbach II, 264.

Frz.: Être endetté jusqu'aux oreilles. (Kritzinger, 270a.) – Être noyé de dètes. (Kritzinger, 229b.)

Holl.: Hij zit tot over de ooren in de schulden. (Harrebomée, II, 263b.)

*137 Grosse Schulden machen, um kleine zu bezahlen.

Holl.: Groote schulden maken, om kleine te voldoen. (Harrebomée, II, 263b.)

*138 In Schulden baden bis über die Ohren.Pauli, Postilla, III, 54b.

*139 Mit Schuld un Ungeduld. (Holst.) – Schütze, IV, 87.

Z. B. ein Gut übernehmen, mit allem, was darauf haftet.

*140 'N Schold mit d'r grûssa Glocke b'zoala.Peter, 448.

Wenn man gestorben ist.

*141 Neue Schulden machen, um die alten zu bezahlen.

*142 Schulde wie e Offizier (auch: Major) und Trakement wie e Gemêner.Frischbier2, 3417.

*143 Schulden mit Schulden bezahlen.

Sich aus einem Ungemach herausreissen und dadurch in ein weit grösseres verwickelt werden.

Lat.: Versuram facere. (Sutor, 372.)


Schuldbrief.

Ein durchstochener Schuldbrief kann niemand mehr mahnen (oder: betrüben).Henisch, 507, 63; Petri, II, 174.


Schuldenbezahlen.

Mit Schuldenbezahlen wird viel Geld verläppert.


Schuldenmachen.

1 Beim Schuldenmachen und Töchter verheirathen soll man darauf achten, wie der Fuss geht.

Nicht zu tief, dass noch Boden bleibt; man soll sich nach der Decke strecken.

2 Schuldenmachen bringt den Bettelstab, der führt ins Armenhaus.

Slow.: Kdĕ dlužoba, tam chudoba. (Čelakovsky, 274.)

3 Schuldenmachen ist adelich.

4 Schuldenmachen und betrügen selten weit von sammen liegen.

„Zwischen Schuldenmachen und Betrügen, sagt, wo mag der Unterschied liegen?“

Lat.: Rapere est accipere, quod non possis reddere. (Philippi, II, 150.)


Schuldenmacher.

Einem Schuldenmacher ist nichts zu theuer.

Böhm.: Na dluh nic draho neni. (Čelakovsky, 274.)


Schuldig.

1 Bin ich viel schuldig, man darff mich nicht drumb tödten.Petri, II, 2.

2 Bist du schuldig, so sei geduldig.Petri, II, 46; Henisch, 1409, 49; Bücking, 336; Pistor., X, 85; Simrock, 9252; Körte, 5425.

Engl.: He that cannot pay, let him pray.

3 Bistu nicht schuldig an der That, so wird der Lügen wol rhat.Lehmann, 841, 7.

4 Es ist ein ieder jhm selbs das best schuldig.Gruter, I, 33.

5 Es ist nicht jeder schuldig, der angeklagt wird.

It.: Non è reo chiunque è accusato, ma chi è convinto. (Biber.)

6 Es ist nicht jeder schuldig, der aus dem Kerker flieht.

Die Russen: Wer sich die Pforten der Festung mit güldenem Hammer aufschlagen lässt.

[Spaltenumbruch] 7 Es ist niemand schuldig, die Kuh mit dem Kalbe zu behalten.Eisenhart, 109; Blum, 602; Estor, I, 347 u. 488; Eiselein, 400; Hillebrand, 118, 160; Pistor., IV, 52; Simrock, 6022.

Dies Sprichwort ist der Meinung, dass niemand verbunden sei, eine von ihm geehelichte, aber vor der Ehe von einem andern geschwängerte Weibsperson zu behalten, sondern in diesem Falle die Ehescheidung statthabe. Auch gilt dies in unserer Zeit in dem Falle noch, wenn jemand die von einem andern geschwängerte Person nicht wissentlich geheirathet hat, sondern mit ihr betrogen worden ist.

8 Ich bin ein wenig schuldig, das leid' ich geduldig.Petri, III, 7.

9 Ich bin niemand schuldig, als nur Gott einen Tod; den bezahl' ich ihm, wann er will.Körte, 5427c.

10 Jeder ist schuldig, seine eigene That zu büssen und zu bessern.Graf, 299, 103.

Für sträfliche Handlungen kann man zur Bestrafung keinen Stellvertreter stellen. Im Friesischen: Ellyck menscha is scyldich, syn ayn mysdeda to betten ende to bettrien. (Hettema, I, XII, 5.)

11 Niemand ist schuldig aus eigenen Mitteln zu dienen. (S. Mann 495.) – Graf, 422.

Wenn der Fürsprech oder Rechtsanwalt im Mittelalter auch die Verpflichtung hatte, den Armen unentgeltlich zu vertheidigen (s. Armuth 42 u. 84), so mussten ihm doch, was der Sinn des vorstehenden Sprichworts ist, baare Auslagen ersetzt werden.

Mhd.: Nymant ist pflichtig zu dynen by dem sinen. (Daniels, 238, 19.)

12 Niemand ist schuldig, sein Leben auf ein Geleit zu setzen.Graf, 444, 386.

Zu den rechtfertigenden Entschuldigungsgründen wegen Ausbleibens vor Gericht nach erfolgter Vorladung gehörte auch der Nachweis, dass für den Geladenen auf dem Wege zum Gericht Lebensgefahr (z. B. Rache des Gegners) vorhanden gewesen sei, wogegen das gebotene Geleit keinen ausreichenden Schutz gewährt habe.

Altfries.: Nymmen is schyldich syn lyff toe setten op en leyd. (Hettema, XVIII, 15 [138].)

13 Niemand ist schuldig um eigenen Lohn zu dienen.Graf, 517, 238.

Das Gemeindewesen kann wol Dienste der Mitglieder fordern, aber nicht umsonst.

Mhd.: Nymant is (eyner gemeine) phlichtich zu dynen by dem synen. (Daniels, Weichbildglosse, 11.)

14 Selber schuldig ist der That, wer nicht straft die Missethat.

15 Selig, der nicht schuldig ist.Hauer, M2.

Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.)

16 Wat bin i schuldig? es wird ober nüt sî, hät de Lochmüller g'seit.Sutermeister, 40.

17 Wer niemand schuldig ist, der mag ein Wort reden, da ein ander muss schweigen.Petri, II, 729.

18 Wer schuldig bleibt, verliert den Schlüssel zu seinem Gut.

Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed. (Harrebomée, I, 380b.)

19 Wer schuldig ist, der darff sich nicht frei verantworten.Petri, II, 766.

20 Wer schuldig ist, der wird gemanet.Petri, II, 766.

21 Wer schuldig ist, der muss bezahlen.Pistor., VII, 64; Simrock, 9241; Graf, 234, 88.

Böhm.: Dlužník dluhy plat' neníli hotových čím máš. (Rybicka, 3122.)

Frz.: Qui doit, a tort. (Cahier, 549; Kritzinger, 231b.)

22 Wer schuldig ist, muss zahlen oder bitten.

Böhm.: Neplatí bohatý, ale vinovatý. (Čelakovsky, 276.)

Engl.: He who oweth is always in the wrong. (Bohn II, 16.)

Frz.: Ce n'est pas tout que devoir, il faut payer. (Kritzinger, 231.) – Quand on doit, il faut payer ou agréer. (Lendroy, 18.)

Poln.: Gdzieś winien, albo płać, albo proś. (Lompa, 12.) – Niepłaci bogaty, jedno winowaty. (Čelakovsky, 276.)

23 Wer selber schuldig ist, soll andere nicht verdammen.

Schwed.: Ondt dömma andra, när man sjelfver är skyldig. (Grubb, 647.)

24 Wer sich schuldig weiss, der flieht.

Altfries.: Dear höm skiljig weet, de flüght. (Hansen, 16.)

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[[186]/0192] *132 Er hat so viel (oder: mehr) Schulden als Haare auf dem Kopfe. – Braun, I, 3992; Parömiakon, 1295; Frischbier2, 3416. Lat.: Animam debet. (Terenz.) (Seybold, 27.) Poln.: Ma długów jak włosów na głowie. (Lompa, 20.) *133 Er het Schulde, dass sich a Sau dran reibe(n) möcht. (Ulm.) *134 Er ist voll Schulde wie en Hund voll Flöhe. – Sutermeister, 97. Um zu sagen, dass jemand arm oder verschuldet ist, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: Ich und du händ viel Gäld. Er ist mer in der Tinte. Er ist alle Hunde schuldig. Er muess iez dänn en Hund zuethun as er em d' Schulde frisst. Er het en Hund nöthig wie de Bättler e Goldwag. Er is verschagget wie en arms Hündli. *135 Er steckt in Schulden bis an die Zähne. Holl.: Hij steekt tot de tanden in de schold. (Harrebomée, II, 263b.) *136 Er steckt in Schulden bis über die Ohren. – Wurzbach II, 264. Frz.: Être endetté jusqu'aux oreilles. (Kritzinger, 270a.) – Être noyé de dètes. (Kritzinger, 229b.) Holl.: Hij zit tot over de ooren in de schulden. (Harrebomée, II, 263b.) *137 Grosse Schulden machen, um kleine zu bezahlen. Holl.: Groote schulden maken, om kleine te voldoen. (Harrebomée, II, 263b.) *138 In Schulden baden bis über die Ohren. – Pauli, Postilla, III, 54b. *139 Mit Schuld un Ungeduld. (Holst.) – Schütze, IV, 87. Z. B. ein Gut übernehmen, mit allem, was darauf haftet. *140 'N Schold mit d'r grûssa Glocke b'zoala. – Peter, 448. Wenn man gestorben ist. *141 Neue Schulden machen, um die alten zu bezahlen. *142 Schulde wie e Offizier (auch: Major) und Trakement wie e Gemêner. – Frischbier2, 3417. *143 Schulden mit Schulden bezahlen. Sich aus einem Ungemach herausreissen und dadurch in ein weit grösseres verwickelt werden. Lat.: Versuram facere. (Sutor, 372.) Schuldbrief. Ein durchstochener Schuldbrief kann niemand mehr mahnen (oder: betrüben). – Henisch, 507, 63; Petri, II, 174. Schuldenbezahlen. Mit Schuldenbezahlen wird viel Geld verläppert. Schuldenmachen. 1 Beim Schuldenmachen und Töchter verheirathen soll man darauf achten, wie der Fuss geht. Nicht zu tief, dass noch Boden bleibt; man soll sich nach der Decke strecken. 2 Schuldenmachen bringt den Bettelstab, der führt ins Armenhaus. Slow.: Kdĕ dlužoba, tam chudoba. (Čelakovsky, 274.) 3 Schuldenmachen ist adelich. 4 Schuldenmachen und betrügen selten weit von sammen liegen. „Zwischen Schuldenmachen und Betrügen, sagt, wo mag der Unterschied liegen?“ Lat.: Rapere est accipere, quod non possis reddere. (Philippi, II, 150.) Schuldenmacher. Einem Schuldenmacher ist nichts zu theuer. Böhm.: Na dluh nic draho neni. (Čelakovsky, 274.) Schuldig. 1 Bin ich viel schuldig, man darff mich nicht drumb tödten. – Petri, II, 2. 2 Bist du schuldig, so sei geduldig. – Petri, II, 46; Henisch, 1409, 49; Bücking, 336; Pistor., X, 85; Simrock, 9252; Körte, 5425. Engl.: He that cannot pay, let him pray. 3 Bistu nicht schuldig an der That, so wird der Lügen wol rhat. – Lehmann, 841, 7. 4 Es ist ein ieder jhm selbs das best schuldig. – Gruter, I, 33. 5 Es ist nicht jeder schuldig, der angeklagt wird. It.: Non è reo chiunque è accusato, ma chi è convinto. (Biber.) 6 Es ist nicht jeder schuldig, der aus dem Kerker flieht. Die Russen: Wer sich die Pforten der Festung mit güldenem Hammer aufschlagen lässt. 7 Es ist niemand schuldig, die Kuh mit dem Kalbe zu behalten. – Eisenhart, 109; Blum, 602; Estor, I, 347 u. 488; Eiselein, 400; Hillebrand, 118, 160; Pistor., IV, 52; Simrock, 6022. Dies Sprichwort ist der Meinung, dass niemand verbunden sei, eine von ihm geehelichte, aber vor der Ehe von einem andern geschwängerte Weibsperson zu behalten, sondern in diesem Falle die Ehescheidung statthabe. Auch gilt dies in unserer Zeit in dem Falle noch, wenn jemand die von einem andern geschwängerte Person nicht wissentlich geheirathet hat, sondern mit ihr betrogen worden ist. 8 Ich bin ein wenig schuldig, das leid' ich geduldig. – Petri, III, 7. 9 Ich bin niemand schuldig, als nur Gott einen Tod; den bezahl' ich ihm, wann er will. – Körte, 5427c. 10 Jeder ist schuldig, seine eigene That zu büssen und zu bessern. – Graf, 299, 103. Für sträfliche Handlungen kann man zur Bestrafung keinen Stellvertreter stellen. Im Friesischen: Ellyck menscha is scyldich, syn ayn mysdeda to betten ende to bettrien. (Hettema, I, XII, 5.) 11 Niemand ist schuldig aus eigenen Mitteln zu dienen. (S. Mann 495.) – Graf, 422. Wenn der Fürsprech oder Rechtsanwalt im Mittelalter auch die Verpflichtung hatte, den Armen unentgeltlich zu vertheidigen (s. Armuth 42 u. 84), so mussten ihm doch, was der Sinn des vorstehenden Sprichworts ist, baare Auslagen ersetzt werden. Mhd.: Nymant ist pflichtig zu dynen by dem sinen. (Daniels, 238, 19.) 12 Niemand ist schuldig, sein Leben auf ein Geleit zu setzen. – Graf, 444, 386. Zu den rechtfertigenden Entschuldigungsgründen wegen Ausbleibens vor Gericht nach erfolgter Vorladung gehörte auch der Nachweis, dass für den Geladenen auf dem Wege zum Gericht Lebensgefahr (z. B. Rache des Gegners) vorhanden gewesen sei, wogegen das gebotene Geleit keinen ausreichenden Schutz gewährt habe. Altfries.: Nymmen is schyldich syn lyff toe setten op en leyd. (Hettema, XVIII, 15 [138].) 13 Niemand ist schuldig um eigenen Lohn zu dienen. – Graf, 517, 238. Das Gemeindewesen kann wol Dienste der Mitglieder fordern, aber nicht umsonst. Mhd.: Nymant is (eyner gemeine) phlichtich zu dynen by dem synen. (Daniels, Weichbildglosse, 11.) 14 Selber schuldig ist der That, wer nicht straft die Missethat. 15 Selig, der nicht schuldig ist. – Hauer, M2. Lat.: Felix qui nihil debet. (Hauer, M2.) 16 Wat bin i schuldig? es wird ober nüt sî, hät de Lochmüller g'seit. – Sutermeister, 40. 17 Wer niemand schuldig ist, der mag ein Wort reden, da ein ander muss schweigen. – Petri, II, 729. 18 Wer schuldig bleibt, verliert den Schlüssel zu seinem Gut. Holl.: Die borg blijft, geeft den sleutel van zijn goed. (Harrebomée, I, 380b.) 19 Wer schuldig ist, der darff sich nicht frei verantworten. – Petri, II, 766. 20 Wer schuldig ist, der wird gemanet. – Petri, II, 766. 21 Wer schuldig ist, der muss bezahlen. – Pistor., VII, 64; Simrock, 9241; Graf, 234, 88. Böhm.: Dlužník dluhy plat' neníli hotových čím máš. (Rybicka, 3122.) Frz.: Qui doit, a tort. (Cahier, 549; Kritzinger, 231b.) 22 Wer schuldig ist, muss zahlen oder bitten. Böhm.: Neplatí bohatý, ale vinovatý. (Čelakovsky, 276.) Engl.: He who oweth is always in the wrong. (Bohn II, 16.) Frz.: Ce n'est pas tout que devoir, il faut payer. (Kritzinger, 231.) – Quand on doit, il faut payer ou agréer. (Lendroy, 18.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/192>, abgerufen am 28.03.2024.