Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 4 Wer schwach ist, sucht Rath, wer stark ist, übt That.

5 Wer schwach vnd blöd geboren, den kan kein Medicin starck vnd Lebhafft machen. - Lehmann, 505, 32.


Schwach.

Al ken berach er hot lieb a Schwach1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Von schwechen = trinken. (Vgl. Ave-Lallemant, IV, 607.) Al ken berach = Er (Gott) segnete daher, heisst der Segenspruch über den Wein, welcher am Sabbattage gesagt wird. Sinn der Redensart: Er trinkt gern.


Schwäche.

Wer seiner Schwäche nicht vergisst, unter den Schwachen der Stärkste ist.


Schwacher.

1 An dem Schwachen will sich jeder reiben.

Jeder will sich an den Schwachen die Schuhe wischen.

It.: Alla macca ognun si ficca.

2 Der Schwache findet überall einen Herrn.

It.: Ogni debole ha sempre il suo tiranno. (Cahier, 2882.)

3 Der Schwache hat auch seinen Stachel.

4 Der Schwache muss mit keinem Stärkern das Seil ziehen.

Dän.: Der hörer styrke til at drage om reb med sin overmand. (Bohn I, 357.)

5 Die schwachen vnd armen ligen allzeit unten, die Reichen vnd starcken oben. - Petri, II, 144.

6 Es wird dem Schwachen schlecht gelingen, will er mit dem Starken ringen.

Böhm.: Mdly s silnym nebojuj, a stary s mladym na freji nestuj. (Celakovsky, 122.)

7 Man greift den Schwächern an, den man leicht meistern kann.

Lat.: Sepes calcatur, qua pronior esse putatur. (Altdorf, 160; Binder II, 3081.)

8 Vereint sind auch die Schwachen mächtig. - Simrock, 1992.

Dän.: Det svage er til samen sterkt. (Prov. dan., 536.)

9 Viel Schwache werden eines Starken Herr.

Die Russen: Auch zwei Schwache können einen Starken besiegen. (Altmann VI, 408.)


Schwaches.

Das schwach ist auch beysamen stark. - Franck, I, 63b; Lehmann, II, 59, 45; Körte, 5452.


Schwachheit.

1 Durch schwacheyt wirt man starck. - Franck, I, 139a.

2 Eine Schwachheit gebiert die andere.

3 Man muss sich keine Schwachheit merken lassen, und wenn einem der Hunger zum Knopfloch 'rausguckt.

4 Schwachheit ist der Menschen Los.

In Shakespeare's Hamlet (Scene 2, Act 1) heisst es: Frailty, thy name is woman. (Schwachheit, dein Name ist Weib.)

It.: In ciascun uomo si scorgono certi deboli innocenti.

Lat.: Vitia erunt, donec homines. (Tacitus.) (Egeria, 428; Philippi, II, 258.)

5 Schwachheit sol man tragen, Bossheit sol man stewern. - Petri, II, 533.

6 Schwachheiten laufen mit unter. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)


Schwächster.

1 Der Schwächste ist immer geschlagen. (Wend. Lausitz.)

2 Der Schwächste muss das Kreuz tragen. - Petri, II, 106; Henisch, 622, 29; Latendorf II, 8; Simrock, 5941.

Dän.: Den svageste maa holde lyset. (Prov. dan., 536.)

Frz.: Au plus debile la chandelle a la main. (Bohn I, 6.)

Holl.: Den onsterkste (of veegste van den huize) geeft men de kaars in de hand. (Harrebomee, II, 139.)

Span.: El hilo por lo mas delgado quiebra.

3 Der Schwächste muss sich an die Mauer lehnen.

Muss nachgeben, dem Stärkern weichen.

Engl.: The weakest must go to the wall. (Bohn II, 141.)


Schwachwerden.

* Das ist zum Schwachwerden.


Schwade.

*1 He föhrt 'n bred Schwatt. - Hauskalender, IV.

*2 He hett 'n Swad1 as 'n Orlogschip2. (Ostfries.) - Bueren, 656; Eichwald, 1672; Frommann, V, 430, 538.

1) Beredsamkeit, Geschwätzigkeit.

2) Kriegsschiff. -[Spaltenumbruch] Der Vergleich ist sehr treffend. Wie das Kriegsschiff das Wasser rauschen macht, wenn es dasselbe durchschneidet, so schwadert und plätschert der Schwätzer mit seiner Rede.


Schwaden.

1 Sind die Schwaden nicht fern, so ist die Tenne nahe. - Altmann VI, 474.

2 Wenn Schwaden fehlt, schmeckt auch wol der Hirsen. - Altmann V, 131.


Schwadern.

Musst nit allweg schwadern1, ander lüt hant auch ein Pfennig in die Klapperbüchs (s. d.) zu geben2, lass den Wurf umgahn. - Stöber, Alsatia, 1862-67, 408.

1) Eigentlich: Wasser durch Hin- und Herbewegen überfliessen lassen; dann: schwatzen, schwadroniren.

2) Andere wollen auch ihren Antheil am Gespräch haben. (S. auch Klapperbänklein, Klappermarkt und Klappermühle.)


Schwager.

1 Bei einem Schwager ist die Freundschaft (oder: Lieb' und Dienst) mager. - Zinkgref, IV, 406.

2 Bey einem schwager ist lieb vnd dienst mager, aber ein wenig magschafft helt gute freundschafft.

Lat.: Qui consanguineus, mihi firmior extat amicus. (Loci comm., 6.)

3 Der Schwäger Rath ist schlechtes Deputat.

4 Der Schwäger Rath thut nimmer gut (oder: nie gut that). - Simrock, 9322; Körte, 5433; Braun, I, 4023.

5 Ein Schwager buckt (stellt) dem andern offt ein bein. - Henisch, 550, 52; Petri, II, 225.

6 Ein Schwager, ein Hund beisset den andern gar gern ab, wo er kan. - Petri, II, 225.

7 Ein Schwager ist offt ein Spiess. - Petri, II, 225.

8 Ein Schwager macht keinen andern. - Graf, 141, 46; Kreittmayr, 8.

Bezieht sich auf die Ehehinderungsgründe schwägerlicher Verwandtschaft in früherer Zeit.

9 Ein Schwager und ein fahles Pferd, wenn sie bestehn, ist's lobenswerth. - Körte, 5454; Simrock, 9320; Braun, I, 4021.

10 Ein schwager vnd ein erlin bogen, ein schnelle that, nicht wol bewogen, ein alte bruck, ein fales Pferd, wenn sie bestehn, sind lobenswerth. - Henisch, 925, 33; Petri, II, 225; Gerlach, 254.

11 Es ist kein besserer Schwager, als wo die Gänse Gras darauf fressen.

12 Es wil kein Schwager wissen, dass ein ander sein Schwager gewesen ist. - Petri, II, 304.

13 Es will kein Schwager wissen, wer sein Schwager ist.

Holl.: Geen zwager wil het weten, wie zijn zwager geweest is. (Harrebomee, II, 514b.) - Ten wil gheen swagher weten, dat sijn swagher gheweest is. (Tunn.)

Lat.: Non vult scire socrus quod fuit ipsa nurus. (Fallersleben, 709.)

14 Et is misslik, wer det andern swager is, dar een Kercke voll luyde is. (Westf.) - Tappius, 69a; Körte, 5455b.

Holl.: Het is moeijelijk te zien, wie des anderen zwager is, daar de kerk vol lieden is. (Harrebomee, II, 514a.)

15 Man kann viel Schwäger mit Einer Schwester machen.

16 Schwager halten nicht alle gleich fest. - Petri, II, 533.

Span.: Quien con cundados entra en misa, solo sale de la iglesia. (Cahier, 3351.)

17 Schwager hier, Schwager dar, bi min un din schedt sück de Fründskup; hast du gen Geld, scher di van de Wagen. - Bueren, 1040; Hauskalender, II.

18 Schwager - hundt. - Agricola I, 348; Lehmann, II, 567, 45; Simrock, 9319.

"Ein hundt beweyset nur seinem Herren trewe, andere leutt bellt er an vnd beysst sie; also sind schweger auch, ein yeder trachtet auff seinen nutz. Einem andern, ob er wol sein schwager ist, beysst er gern ab." Bei Grimmelshausen (Courage) z. B. kommt "Schwager" spöttisch in dem Sinne: Buhle der Frau vor.

19 Schweger sind nymmer besser freunde, denn weyt von einander (oder seldten zusammenn.)

[Spaltenumbruch] 4 Wer schwach ist, sucht Rath, wer stark ist, übt That.

5 Wer schwach vnd blöd geboren, den kan kein Medicin starck vnd Lebhafft machen.Lehmann, 505, 32.


Schwach.

Al ken berach er hot lieb a Schwach1. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

1) Von schwechen = trinken. (Vgl. Avė-Lallemant, IV, 607.) Al ken berach = Er (Gott) segnete daher, heisst der Segenspruch über den Wein, welcher am Sabbattage gesagt wird. Sinn der Redensart: Er trinkt gern.


Schwäche.

Wer seiner Schwäche nicht vergisst, unter den Schwachen der Stärkste ist.


Schwacher.

1 An dem Schwachen will sich jeder reiben.

Jeder will sich an den Schwachen die Schuhe wischen.

It.: Alla macca ognun si ficca.

2 Der Schwache findet überall einen Herrn.

It.: Ogni debole ha sempre il suo tiranno. (Cahier, 2882.)

3 Der Schwache hat auch seinen Stachel.

4 Der Schwache muss mit keinem Stärkern das Seil ziehen.

Dän.: Der hører styrke til at drage om reb med sin overmand. (Bohn I, 357.)

5 Die schwachen vnd armen ligen allzeit unten, die Reichen vnd starcken oben.Petri, II, 144.

6 Es wird dem Schwachen schlecht gelingen, will er mit dem Starken ringen.

Böhm.: Mdlý s silným nebojuj, a starý s mladým na freji nestůj. (Čelakovsky, 122.)

7 Man greift den Schwächern an, den man leicht meistern kann.

Lat.: Sepes calcatur, qua pronior esse putatur. (Altdorf, 160; Binder II, 3081.)

8 Vereint sind auch die Schwachen mächtig.Simrock, 1992.

Dän.: Det svage er til samen sterkt. (Prov. dan., 536.)

9 Viel Schwache werden eines Starken Herr.

Die Russen: Auch zwei Schwache können einen Starken besiegen. (Altmann VI, 408.)


Schwaches.

Das schwach ist auch beysamen stark.Franck, I, 63b; Lehmann, II, 59, 45; Körte, 5452.


Schwachheit.

1 Durch schwacheyt wirt man starck.Franck, I, 139a.

2 Eine Schwachheit gebiert die andere.

3 Man muss sich keine Schwachheit merken lassen, und wenn einem der Hunger zum Knopfloch 'rausguckt.

4 Schwachheit ist der Menschen Los.

In Shakespeare's Hamlet (Scene 2, Act 1) heisst es: Frailty, thy name is woman. (Schwachheit, dein Name ist Weib.)

It.: In ciascun uomo si scorgono certi deboli innocenti.

Lat.: Vitia erunt, donec homines. (Tacitus.) (Egeria, 428; Philippi, II, 258.)

5 Schwachheit sol man tragen, Bossheit sol man stewern.Petri, II, 533.

6 Schwachheiten laufen mit unter. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)


Schwächster.

1 Der Schwächste ist immer geschlagen. (Wend. Lausitz.)

2 Der Schwächste muss das Kreuz tragen.Petri, II, 106; Henisch, 622, 29; Latendorf II, 8; Simrock, 5941.

Dän.: Den svageste maa holde lyset. (Prov. dan., 536.)

Frz.: Au plus débile la chandelle à la main. (Bohn I, 6.)

Holl.: Den onsterkste (of veegste van den huize) geeft men de kaars in de hand. (Harrebomée, II, 139.)

Span.: El hilo por lo mas delgado quiebra.

3 Der Schwächste muss sich an die Mauer lehnen.

Muss nachgeben, dem Stärkern weichen.

Engl.: The weakest must go to the wall. (Bohn II, 141.)


Schwachwerden.

* Das ist zum Schwachwerden.


Schwade.

*1 He föhrt 'n brêd Schwatt.Hauskalender, IV.

*2 He hett 'n Swad1 as 'n Orlogschip2. (Ostfries.) – Bueren, 656; Eichwald, 1672; Frommann, V, 430, 538.

1) Beredsamkeit, Geschwätzigkeit.

2) Kriegsschiff. –[Spaltenumbruch] Der Vergleich ist sehr treffend. Wie das Kriegsschiff das Wasser rauschen macht, wenn es dasselbe durchschneidet, so schwadert und plätschert der Schwätzer mit seiner Rede.


Schwaden.

1 Sind die Schwaden nicht fern, so ist die Tenne nahe.Altmann VI, 474.

2 Wenn Schwaden fehlt, schmeckt auch wol der Hirsen.Altmann V, 131.


Schwadern.

Musst nit allweg schwadern1, ander lüt hant auch ein Pfennig in die Klapperbüchs (s. d.) zu geben2, lass den Wurf umgahn.Stöber, Alsatia, 1862-67, 408.

1) Eigentlich: Wasser durch Hin- und Herbewegen überfliessen lassen; dann: schwatzen, schwadroniren.

2) Andere wollen auch ihren Antheil am Gespräch haben. (S. auch Klapperbänklein, Klappermarkt und Klappermühle.)


Schwager.

1 Bei einem Schwager ist die Freundschaft (oder: Lieb' und Dienst) mager.Zinkgref, IV, 406.

2 Bey einem schwager ist lieb vnd dienst mager, aber ein wenig magschafft helt gute freundschafft.

Lat.: Qui consanguineus, mihi firmior extat amicus. (Loci comm., 6.)

3 Der Schwäger Rath ist schlechtes Deputat.

4 Der Schwäger Rath thut nimmer gut (oder: nie gut that).Simrock, 9322; Körte, 5433; Braun, I, 4023.

5 Ein Schwager buckt (stellt) dem andern offt ein bein.Henisch, 550, 52; Petri, II, 225.

6 Ein Schwager, ein Hund beisset den andern gar gern ab, wo er kan.Petri, II, 225.

7 Ein Schwager ist offt ein Spiess.Petri, II, 225.

8 Ein Schwager macht keinen andern.Graf, 141, 46; Kreittmayr, 8.

Bezieht sich auf die Ehehinderungsgründe schwägerlicher Verwandtschaft in früherer Zeit.

9 Ein Schwager und ein fahles Pferd, wenn sie bestehn, ist's lobenswerth.Körte, 5454; Simrock, 9320; Braun, I, 4021.

10 Ein schwager vnd ein erlin bogen, ein schnelle that, nicht wol bewogen, ein alte bruck, ein fales Pferd, wenn sie bestehn, sind lobenswerth.Henisch, 925, 33; Petri, II, 225; Gerlach, 254.

11 Es ist kein besserer Schwager, als wo die Gänse Gras darauf fressen.

12 Es wil kein Schwager wissen, dass ein ander sein Schwager gewesen ist.Petri, II, 304.

13 Es will kein Schwager wissen, wer sein Schwager ist.

Holl.: Geen zwager wil het weten, wie zijn zwager geweest is. (Harrebomée, II, 514b.) – Ten wil gheen swagher weten, dat sijn swagher gheweest is. (Tunn.)

Lat.: Non vult scire socrus quod fuit ipsa nurus. (Fallersleben, 709.)

14 Et is misslik, wer det andern swager is, dar een Kercke voll luyde is. (Westf.) – Tappius, 69a; Körte, 5455b.

Holl.: Het is moeijelijk te zien, wie des anderen zwager is, daar de kerk vol lieden is. (Harrebomée, II, 514a.)

15 Man kann viel Schwäger mit Einer Schwester machen.

16 Schwager halten nicht alle gleich fest.Petri, II, 533.

Span.: Quien con cuñados entra en misa, solo sale de la iglesia. (Cahier, 3351.)

17 Schwager hier, Schwager dâr, bi min un din schedt sück de Fründskup; hast du gên Geld, schêr di van de Wagen.Bueren, 1040; Hauskalender, II.

18 Schwager – hundt.Agricola I, 348; Lehmann, II, 567, 45; Simrock, 9319.

„Ein hundt beweyset nur seinem Herren trewe, andere leutt bellt er an vnd beysst sie; also sind schweger auch, ein yeder trachtet auff seinen nutz. Einem andern, ob er wol sein schwager ist, beysst er gern ab.“ Bei Grimmelshausen (Courage) z. B. kommt „Schwager“ spöttisch in dem Sinne: Buhle der Frau vor.

19 Schweger sind nymmer besser freunde, denn weyt von einander (oder seldten zusammenn.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0211" n="[205]"/><cb n="409"/>
4 Wer schwach ist, sucht Rath, wer stark ist, übt That.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer schwach vnd blöd geboren, den kan kein Medicin starck vnd Lebhafft machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 505, 32.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwach.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Al ken berach er hot lieb a Schwach<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Von schwechen = trinken. (Vgl. <hi rendition="#i">Av&#x0117;-Lallemant, IV, 607.</hi>) Al ken berach = Er (Gott) segnete daher, heisst der Segenspruch über den Wein, welcher am Sabbattage gesagt wird. Sinn der Redensart: Er trinkt gern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwäche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer seiner Schwäche nicht vergisst, unter den Schwachen der Stärkste ist.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwacher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An dem Schwachen will sich jeder reiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jeder will sich an den Schwachen die Schuhe wischen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Alla macca ognun si ficca.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Schwache findet überall einen Herrn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ogni debole ha sempre il suo tiranno. (<hi rendition="#i">Cahier, 2882.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Schwache hat auch seinen Stachel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Schwache muss mit keinem Stärkern das Seil ziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der hører styrke til at drage om reb med sin overmand. (<hi rendition="#i">Bohn I, 357.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die schwachen vnd armen ligen allzeit unten, die Reichen vnd starcken oben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es wird dem Schwachen schlecht gelingen, will er mit dem Starken ringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Mdlý s silným nebojuj, a starý s mladým na freji nest&#x016F;j. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 122.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man greift den Schwächern an, den man leicht meistern kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sepes calcatur, qua pronior esse putatur. (<hi rendition="#i">Altdorf, 160; Binder II, 3081.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Vereint sind auch die Schwachen mächtig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1992.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det svage er til samen sterkt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 536.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Viel Schwache werden eines Starken Herr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Auch zwei Schwache können einen Starken besiegen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 408.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwaches.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das schwach ist auch beysamen stark.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 63<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 59, 45; Körte, 5452.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwachheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Durch schwacheyt wirt man starck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 139<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Eine Schwachheit gebiert die andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man muss sich keine Schwachheit merken lassen, und wenn einem der Hunger zum Knopfloch 'rausguckt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Schwachheit ist der Menschen Los.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In <hi rendition="#i">Shakespeare's Hamlet (Scene 2, Act 1)</hi> heisst es: Frailty, thy name is woman. (Schwachheit, dein Name ist Weib.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: In ciascun uomo si scorgono certi deboli innocenti.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vitia erunt, donec homines. (<hi rendition="#i">Tacitus.</hi>) (<hi rendition="#i">Egeria, 428; Philippi, II, 258.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Schwachheit sol man tragen, Bossheit sol man stewern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 533.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Schwachheiten laufen mit unter.</hi> (<hi rendition="#i">Kreis Nimptsch in Schlesien.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwächster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Schwächste ist immer geschlagen.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Schwächste muss das Kreuz tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 106; Henisch, 622, 29; Latendorf II, 8; Simrock, 5941.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den svageste maa holde lyset. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 536.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au plus débile la chandelle à la main. (<hi rendition="#i">Bohn I, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den onsterkste (of veegste van den huize) geeft men de kaars in de hand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 139.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: El hilo por lo mas delgado quiebra.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Schwächste muss sich an die Mauer lehnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Muss nachgeben, dem Stärkern weichen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The weakest must go to the wall. (<hi rendition="#i">Bohn II, 141.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwachwerden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Das ist zum Schwachwerden.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 He föhrt 'n brêd Schwatt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He hett 'n Swad<hi rendition="#sup">1</hi> as 'n Orlogschip<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 656; Eichwald, 1672; Frommann, V, 430, 538.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Beredsamkeit, Geschwätzigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Kriegsschiff. &#x2013;<cb n="410"/>
Der Vergleich ist sehr treffend. Wie das Kriegsschiff das Wasser rauschen macht, wenn es dasselbe durchschneidet, so schwadert und plätschert der Schwätzer mit seiner Rede.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwaden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Sind die Schwaden nicht fern, so ist die Tenne nahe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 474.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn Schwaden fehlt, schmeckt auch wol der Hirsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 131.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwadern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Musst nit allweg schwadern<hi rendition="#sup">1</hi>, ander lüt hant auch ein Pfennig in die  Klapperbüchs (s. d.) zu geben<hi rendition="#sup">2</hi>, lass den Wurf umgahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stöber, Alsatia, 1862-67, 408.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eigentlich: Wasser durch Hin- und Herbewegen überfliessen lassen; dann: schwatzen, schwadroniren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Andere wollen auch ihren Antheil am Gespräch haben. (S. auch  Klapperbänklein,  Klappermarkt und  Klappermühle.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schwager.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bei einem Schwager ist die Freundschaft (oder: Lieb' und Dienst) mager.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 406.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bey einem schwager ist lieb vnd dienst mager, aber ein wenig magschafft helt gute freundschafft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui consanguineus, mihi firmior extat amicus. (<hi rendition="#i">Loci comm., 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Schwäger Rath ist schlechtes Deputat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Schwäger Rath thut nimmer gut (oder: nie gut that).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9322; Körte, 5433; Braun, I, 4023.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ein Schwager buckt (stellt) dem andern offt ein bein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 550, 52; Petri, II, 225.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein Schwager, ein Hund beisset den andern gar gern ab, wo er kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 225.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ein Schwager ist offt ein Spiess.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 225.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ein Schwager macht keinen andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 141, 46; Kreittmayr, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die Ehehinderungsgründe schwägerlicher Verwandtschaft in früherer Zeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Ein Schwager und ein fahles Pferd, wenn sie bestehn, ist's lobenswerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5454; Simrock, 9320; Braun, I, 4021.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Ein schwager vnd ein erlin bogen, ein schnelle that, nicht wol bewogen, ein alte bruck, ein fales Pferd, wenn sie bestehn, sind lobenswerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 925, 33; Petri, II, 225; Gerlach, 254.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Es ist kein besserer Schwager, als wo die Gänse Gras darauf fressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Es wil kein Schwager wissen, dass ein ander sein Schwager gewesen ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 304.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Es will kein Schwager wissen, wer sein Schwager ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geen zwager wil het weten, wie zijn zwager geweest is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 514<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x2013; Ten wil gheen swagher weten, dat sijn swagher gheweest is. (<hi rendition="#i">Tunn.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non vult scire socrus quod fuit ipsa nurus. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 709.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Et is misslik, wer det andern swager is, dar een Kercke voll luyde is.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 69<hi rendition="#sup">a</hi>; Körte, 5455<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is moeijelijk te zien, wie des anderen zwager is, daar de kerk vol lieden is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 514<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Man kann viel Schwäger mit Einer Schwester machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Schwager halten nicht alle gleich fest.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 533.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien con cuñados entra en misa, solo sale de la iglesia. (<hi rendition="#i">Cahier, 3351.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Schwager hier, Schwager dâr, bi min un din schedt sück de Fründskup; hast du gên Geld, schêr di van de Wagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 1040; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Schwager &#x2013; hundt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 348; Lehmann, II, 567, 45; Simrock, 9319.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ein hundt beweyset nur seinem Herren trewe, andere leutt bellt er an vnd beysst sie; also sind schweger auch, ein yeder trachtet auff seinen nutz. Einem andern, ob er wol sein schwager ist, beysst er gern ab.&#x201C; Bei <hi rendition="#i">Grimmelshausen (Courage)</hi> z. B. kommt &#x201E;Schwager&#x201C; spöttisch in dem Sinne: Buhle der Frau vor.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Schweger sind nymmer besser freunde, denn weyt von einander (oder seldten zusammenn.)</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[205]/0211] 4 Wer schwach ist, sucht Rath, wer stark ist, übt That. 5 Wer schwach vnd blöd geboren, den kan kein Medicin starck vnd Lebhafft machen. – Lehmann, 505, 32. Schwach. Al ken berach er hot lieb a Schwach1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) 1) Von schwechen = trinken. (Vgl. Avė-Lallemant, IV, 607.) Al ken berach = Er (Gott) segnete daher, heisst der Segenspruch über den Wein, welcher am Sabbattage gesagt wird. Sinn der Redensart: Er trinkt gern. Schwäche. Wer seiner Schwäche nicht vergisst, unter den Schwachen der Stärkste ist. Schwacher. 1 An dem Schwachen will sich jeder reiben. Jeder will sich an den Schwachen die Schuhe wischen. It.: Alla macca ognun si ficca. 2 Der Schwache findet überall einen Herrn. It.: Ogni debole ha sempre il suo tiranno. (Cahier, 2882.) 3 Der Schwache hat auch seinen Stachel. 4 Der Schwache muss mit keinem Stärkern das Seil ziehen. Dän.: Der hører styrke til at drage om reb med sin overmand. (Bohn I, 357.) 5 Die schwachen vnd armen ligen allzeit unten, die Reichen vnd starcken oben. – Petri, II, 144. 6 Es wird dem Schwachen schlecht gelingen, will er mit dem Starken ringen. Böhm.: Mdlý s silným nebojuj, a starý s mladým na freji nestůj. (Čelakovsky, 122.) 7 Man greift den Schwächern an, den man leicht meistern kann. Lat.: Sepes calcatur, qua pronior esse putatur. (Altdorf, 160; Binder II, 3081.) 8 Vereint sind auch die Schwachen mächtig. – Simrock, 1992. Dän.: Det svage er til samen sterkt. (Prov. dan., 536.) 9 Viel Schwache werden eines Starken Herr. Die Russen: Auch zwei Schwache können einen Starken besiegen. (Altmann VI, 408.) Schwaches. Das schwach ist auch beysamen stark. – Franck, I, 63b; Lehmann, II, 59, 45; Körte, 5452. Schwachheit. 1 Durch schwacheyt wirt man starck. – Franck, I, 139a. 2 Eine Schwachheit gebiert die andere. 3 Man muss sich keine Schwachheit merken lassen, und wenn einem der Hunger zum Knopfloch 'rausguckt. 4 Schwachheit ist der Menschen Los. In Shakespeare's Hamlet (Scene 2, Act 1) heisst es: Frailty, thy name is woman. (Schwachheit, dein Name ist Weib.) It.: In ciascun uomo si scorgono certi deboli innocenti. Lat.: Vitia erunt, donec homines. (Tacitus.) (Egeria, 428; Philippi, II, 258.) 5 Schwachheit sol man tragen, Bossheit sol man stewern. – Petri, II, 533. 6 Schwachheiten laufen mit unter. (Kreis Nimptsch in Schlesien.) Schwächster. 1 Der Schwächste ist immer geschlagen. (Wend. Lausitz.) 2 Der Schwächste muss das Kreuz tragen. – Petri, II, 106; Henisch, 622, 29; Latendorf II, 8; Simrock, 5941. Dän.: Den svageste maa holde lyset. (Prov. dan., 536.) Frz.: Au plus débile la chandelle à la main. (Bohn I, 6.) Holl.: Den onsterkste (of veegste van den huize) geeft men de kaars in de hand. (Harrebomée, II, 139.) Span.: El hilo por lo mas delgado quiebra. 3 Der Schwächste muss sich an die Mauer lehnen. Muss nachgeben, dem Stärkern weichen. Engl.: The weakest must go to the wall. (Bohn II, 141.) Schwachwerden. * Das ist zum Schwachwerden. Schwade. *1 He föhrt 'n brêd Schwatt. – Hauskalender, IV. *2 He hett 'n Swad1 as 'n Orlogschip2. (Ostfries.) – Bueren, 656; Eichwald, 1672; Frommann, V, 430, 538. 1) Beredsamkeit, Geschwätzigkeit. 2) Kriegsschiff. – Der Vergleich ist sehr treffend. Wie das Kriegsschiff das Wasser rauschen macht, wenn es dasselbe durchschneidet, so schwadert und plätschert der Schwätzer mit seiner Rede. Schwaden. 1 Sind die Schwaden nicht fern, so ist die Tenne nahe. – Altmann VI, 474. 2 Wenn Schwaden fehlt, schmeckt auch wol der Hirsen. – Altmann V, 131. Schwadern. Musst nit allweg schwadern1, ander lüt hant auch ein Pfennig in die Klapperbüchs (s. d.) zu geben2, lass den Wurf umgahn. – Stöber, Alsatia, 1862-67, 408. 1) Eigentlich: Wasser durch Hin- und Herbewegen überfliessen lassen; dann: schwatzen, schwadroniren. 2) Andere wollen auch ihren Antheil am Gespräch haben. (S. auch Klapperbänklein, Klappermarkt und Klappermühle.) Schwager. 1 Bei einem Schwager ist die Freundschaft (oder: Lieb' und Dienst) mager. – Zinkgref, IV, 406. 2 Bey einem schwager ist lieb vnd dienst mager, aber ein wenig magschafft helt gute freundschafft. Lat.: Qui consanguineus, mihi firmior extat amicus. (Loci comm., 6.) 3 Der Schwäger Rath ist schlechtes Deputat. 4 Der Schwäger Rath thut nimmer gut (oder: nie gut that). – Simrock, 9322; Körte, 5433; Braun, I, 4023. 5 Ein Schwager buckt (stellt) dem andern offt ein bein. – Henisch, 550, 52; Petri, II, 225. 6 Ein Schwager, ein Hund beisset den andern gar gern ab, wo er kan. – Petri, II, 225. 7 Ein Schwager ist offt ein Spiess. – Petri, II, 225. 8 Ein Schwager macht keinen andern. – Graf, 141, 46; Kreittmayr, 8. Bezieht sich auf die Ehehinderungsgründe schwägerlicher Verwandtschaft in früherer Zeit. 9 Ein Schwager und ein fahles Pferd, wenn sie bestehn, ist's lobenswerth. – Körte, 5454; Simrock, 9320; Braun, I, 4021. 10 Ein schwager vnd ein erlin bogen, ein schnelle that, nicht wol bewogen, ein alte bruck, ein fales Pferd, wenn sie bestehn, sind lobenswerth. – Henisch, 925, 33; Petri, II, 225; Gerlach, 254. 11 Es ist kein besserer Schwager, als wo die Gänse Gras darauf fressen. 12 Es wil kein Schwager wissen, dass ein ander sein Schwager gewesen ist. – Petri, II, 304. 13 Es will kein Schwager wissen, wer sein Schwager ist. Holl.: Geen zwager wil het weten, wie zijn zwager geweest is. (Harrebomée, II, 514b.) – Ten wil gheen swagher weten, dat sijn swagher gheweest is. (Tunn.) Lat.: Non vult scire socrus quod fuit ipsa nurus. (Fallersleben, 709.) 14 Et is misslik, wer det andern swager is, dar een Kercke voll luyde is. (Westf.) – Tappius, 69a; Körte, 5455b. Holl.: Het is moeijelijk te zien, wie des anderen zwager is, daar de kerk vol lieden is. (Harrebomée, II, 514a.) 15 Man kann viel Schwäger mit Einer Schwester machen. 16 Schwager halten nicht alle gleich fest. – Petri, II, 533. Span.: Quien con cuñados entra en misa, solo sale de la iglesia. (Cahier, 3351.) 17 Schwager hier, Schwager dâr, bi min un din schedt sück de Fründskup; hast du gên Geld, schêr di van de Wagen. – Bueren, 1040; Hauskalender, II. 18 Schwager – hundt. – Agricola I, 348; Lehmann, II, 567, 45; Simrock, 9319. „Ein hundt beweyset nur seinem Herren trewe, andere leutt bellt er an vnd beysst sie; also sind schweger auch, ein yeder trachtet auff seinen nutz. Einem andern, ob er wol sein schwager ist, beysst er gern ab.“ Bei Grimmelshausen (Courage) z. B. kommt „Schwager“ spöttisch in dem Sinne: Buhle der Frau vor. 19 Schweger sind nymmer besser freunde, denn weyt von einander (oder seldten zusammenn.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/211
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/211>, abgerufen am 29.03.2024.