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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] des Schweigenden. Vom Grafen Moltke, dem derzeitigen Chef des preussischen Generalstabs, sagt man, er könne in sieben Sprachen schweigen. Dagegen sagt H. Heine (Verm. Schriften, Hamburg 1854, II, 4) von dem französischen Staatsmann Thiers: "Seine Rede rieselt unaufhörlich wie ein Fass, dessen Hahn ohne Zapfen. Nur während er sich rasirt, ist man im Stande bei ihm ruhiges Gehör zu finden, nur so lange ihm das Messer an der Kehle sitzt, schweigt er."

Frz.: A Pythagoras doibt aller, qui ne scait sa langue arrester.

Lat.: Ars est posse suis adhibere silentia rebus: parturit invidiam garrulitatis amor. (Buchler, Gnomol., 317.) - I ad Pythagoram. (Bovill, II, 35.)

159 Schwigen ist der Deckel uff den hafen. - Alsatia, 1862-67, 410.

160 Schwijen äs uch en Antfert. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 907.

161 So lange schweiget der Mann, weiss niemand, was er kann.

Frz.: Qui ne sait rien, est un habile homme, quand il sait se taire. (Cahier, 1678.)

162 Soll ich denn ewig schweigen, sagte die Frau, als man von ihr verlangte, sie solle erst denken und dann reden.

"Melamp soll denken, eh' er spricht? Die Forderung muss ihn beugen. Das arme Männchen kann doch nicht zeitlebens - schweigen." (Witzfunken, Va, 65.)

163 Swyghen und dencken, anschouwen sunder wenken, mercken sunder klaffen kann velle deyde und fredes geschaffen.

Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster, aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Gesch. und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.) (S. Messe und Beichte.)

164 Verständiges Schweigen ist besser als dummes Reden.

Dän.: Bedre er tiente ord end tarles tale. (Bohn I, 350.)

165 Viel schweigen wie die Hund, damit sie desto grössern schaden thun. - Lehmann, 712, 27.

166 Vom Schweigen bekommt die Zunge keine Blasen.

Aehnlich russisch Kiesewetter, 34.

167 Vom Schweigen thut dir der Mund (die Zunge) nicht weh. - Simrock, 9352; Körte, 5486; Braun, I, 4037.

Böhm.: Od mlceni hlava (jazyk) neboliva. (Celakovsky, 77.)

Holl.: Van zwijgen doet u de tong niet zeer. (Harrebomee, II, 339a.)

168 Wä stell schwig, dä iss met. (Düren.)

169 Wenn mancher schwiege, wüsste man nicht, wer er wäre. - Körte, 4856; Pisanski, 6.

Lat.: Stultus si tacuerit, pro sapiente reputabitur. (Seybold, 583.)

170 Wer da schweyget, der williget. - Agricola II, 59.

Engl.: Silence is consent. (Bohn II, 132.)

Frz.: Assez consent qui ne mot dit.

Holl.: Die zwijgt bewilligt. (Bohn I, 311.)

It.: Chi tace confessa.

171 Wer nicht schweigen kann, der wird wenig Ruhe han.

Engl.: He who cannot hold his peace, will never lie at ease.

172 Wer nicht schweigen kann, ist ein geschlagener Mann.

It.: Chi non sa tacere, non sa godere. (Pazzaglia, 358, 4.)

173 Wer nicht schweigen kann, ist vbel dran. - Petri, II, 743.

174 Wer nicht schweigen kann, muss zur Elster in die Lehre gahn.

175 Wer nit kan schweigen, der kan nit reden. - Franck, I, 74a; Egenolff, 333a; Schottel, 1127a; Petri, II, 741.

Auch in Köpfen sollen sich Einnahme und Ausgabe wenigstens das Gleichgewicht halten. Wer viel spricht und wenig hört, ist ein Verschwender; wer mehr hört als er spricht, ein guter Wirth.

Böhm.: Kdo nezna mlceti, nezna i mluviti. (Celakovsky, 78.)

Frz.: Qui ne sait se taire, ne sait dire. (Cahier, 1680.)

It.: Mal sa parlar chi tacer non sa. (Cahier, 3027.) - Non sa parlar, chi non sa tacere.

Lat.: Homo tacere qui nescit, nescit loqui. (Philippi, I, 181; II, 209; Franck, I, 74a; Seybold, 593.)

Schwed.: Den icke wet tiga, wet ej heller tala. (Wensell, 15.)

176 Wer recht zu schweigen weiss, der weiss auch zu reden.

Böhm.: Kdo moudre mlciva, moudre mluviva. (Celakovsky, 78.)

[Spaltenumbruch] 177 Wer schweigen kan, der ist der beste Mann. - Henisch, 327, 31; Petri, II, 767.

Bei Tunnicius (1166): De swygen kan, det is de beste man. (Qui tacuisse potest, Pompeium vincit honore.)

Mhd.: Wer sweigen und vertragen kan, den heisz ich wol ain weisen man. (Germania, II, 141b.)

178 Wer schweigen kann, darf fremden Mund nicht fürchten.

Dän.: Hvo som ved at tie, tör ei frygte for andres mund. (Prov. dan., 548.)

179 Wer schweigen kann, der kann genug. - Winckler, XIX, 11.

180 Wer schweigen kann, ist auch ein Mann.

181 Wer schweigen kann, ist ein kluger Mann.

It.: Assai sa, chi non sa, se tacer sa. (Biber.)

182 Wer schweigen kann, ist ein siegend Mann.

It.: Col silenzio guardato si ha spesso guadagnato.

183 Wer schweigen lernt, lernt am besten reden. - Körte, 5476.

184 Wer schweigen vor witz helt, wo reden noth thut, dem ist der verstandt zu kurtz balbirt. - Lehmann, 711, 13.

185 Wer schweiget, das man yhm vertrawet, thut bass, denn der ein Acker bawet. - Agricola I, 305; Egenolff, 176a; Guttenstein, II, 159, 46; Körte, 5488.

Lat.: Et in loco tacere, et loco loqui. (Sutor, 905.)

186 Wer schweiget fein, sagt weder Ja noch Nein.

Böhm.: Kdoz mlci, jakoz nepravi, tak i neodpira. (Rybicka, 1649.)

187 Wer schweiget und nicht spricht, wie weiss man dann, was ihm gebricht? - Eiselein, 563.

Lat.: Verecundia inutilis viro egenti. (Hauer, Mi; Philippi, II, 245a; Tappius, 39a.)

188 Wer schweiget, verredet sich nicht. - Agricola II, 55.

Die englischen Neger Surinams: Der Papagai, der hinter dem Gebüsch sitzt, verräth sich, wenn er spricht. (Wullschlägel.)

Schwed.: Den som tiger, förtalar sig ej. (Wensell, 19; Grubb, 124.)

Lat.: Posse tacere ars est, ars posse loqui. (Chaos, 1053.)

189 Wer schweigt, bejaht (sagt Ja). (S. Antwort 9.) - Hillebrand, 97, 130; Simrock, 9359; Körte, 5457; Graf, 444, 382; Braun, I, 4039.

Vgl. über dies Sprichwort: Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1788, II, 287 fg.). "Wer schweigt, der wirt angesehen, als hab' er zugleich mit verjehen." (Loci comm., 183.)

Frz.: Assez consent, qui mot ne dit.

It.: Chi tace, acconsente. (Bohn I, 86.)

Lat.: Non contra dicens, dicitur esse loquens. (Sutor, 477.) Qui tacet, consentire videtur. (Schamelius, 139, 1.)

Span.: Quien calla, otorga. (Bohn I, 247.)

190 Wer schweigt, bekennt seine Schuld.

It.: Chi tace, confessa.

191 Wer schweigt, dem ist es behaglich, und mit Schweigen stimmt er bei. - Graf, 444, 382.

Wer sein Recht nicht vertheidigt, wo ihm Gelegenheit geboten ist, von dem muss man annehmen, dass er mit dem Verfahren gegen ihn zufrieden ist.

Altfries.: Hwaso swiget, dam is 't behaeglyck, ende mit da swigha consenteert hij.

192 Wer schweigt, dem kan man nichts nachsagen. - Lehmann, 712, 18; Wirth, II, 423.

Ein sehr zweideutiges Verdienst, das man auch den Haubenköpfen lassen kann.

193 Wer schweigt, der bleibt. - Petri, II, 767.

194 Wer schweigt, der folgt. - Simrock, 9360; Klingen, 62, 1; Graf, 444, 381.

Bei Tunnicius (448): De swicht, de volget. (Assentire solet nulli responsa ministrans.)

Holl.: Die swijchte die volcht. (Tunn., 12, 15.)

195 Wer schweigt, der genehmigt. - Graf, 105, 238.

Mhd.: Wer do swiget der volbort. (Daniels, Weichbildglosse.)

Böhm.: Kdo mlci, priznava se. - Kdo mlci, svoluje. - Mlcici zda se povolovati a zvlast pred soudem zacatym. (Rybicka, 1648.)

Dän.: Hvo som tier hand samtykker. (Prov. dan., 550.)

Engl.: Silence gives consent. (Mair, 64.)

Frz.: Assez octroie qui mot ne dit. - Le silence est pris pour un aveu. (Cahier, 1635.) - Le silence vaut une reponse. - (Masson, 21.) - Qui ne dit mot, consent. (Lendroy, 489; Bohn I, 50.)

Lat.: Non contra dicens dicetur esse sequens. (Loci comm., 183.) - Proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere. (Gaal, 1297.) - Qui tacet, consentire videtur. (Frob., 551; Philippi, II, 140.) - Saepe tacens vocem verbaque vultus habet.

[Spaltenumbruch] des Schweigenden. Vom Grafen Moltke, dem derzeitigen Chef des preussischen Generalstabs, sagt man, er könne in sieben Sprachen schweigen. Dagegen sagt H. Heine (Verm. Schriften, Hamburg 1854, II, 4) von dem französischen Staatsmann Thiers: „Seine Rede rieselt unaufhörlich wie ein Fass, dessen Hahn ohne Zapfen. Nur während er sich rasirt, ist man im Stande bei ihm ruhiges Gehör zu finden, nur so lange ihm das Messer an der Kehle sitzt, schweigt er.“

Frz.: A Pythagoras doibt aller, qui ne sçait sa langue arrester.

Lat.: Ars est posse suis adhibere silentia rebus: parturit invidiam garrulitatis amor. (Buchler, Gnomol., 317.) – I ad Pythagoram. (Bovill, II, 35.)

159 Schwigen ist der Deckel uff den hafen.Alsatia, 1862-67, 410.

160 Schwijen äs uch en Antfert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 907.

161 So lange schweiget der Mann, weiss niemand, was er kann.

Frz.: Qui ne sait rien, est un habile homme, quand il sait se taire. (Cahier, 1678.)

162 Soll ich denn ewig schweigen, sagte die Frau, als man von ihr verlangte, sie solle erst denken und dann reden.

„Melamp soll denken, eh' er spricht? Die Forderung muss ihn beugen. Das arme Männchen kann doch nicht zeitlebens – schweigen.“ (Witzfunken, Va, 65.)

163 Swyghen und dencken, anschouwen sunder wenken, mercken sunder klaffen kann velle deyde und fredes geschaffen.

Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster, aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Gesch. und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.) (S. Messe und Beichte.)

164 Verständiges Schweigen ist besser als dummes Reden.

Dän.: Bedre er tiente ord end tarles tale. (Bohn I, 350.)

165 Viel schweigen wie die Hund, damit sie desto grössern schaden thun.Lehmann, 712, 27.

166 Vom Schweigen bekommt die Zunge keine Blasen.

Aehnlich russisch Kiesewetter, 34.

167 Vom Schweigen thut dir der Mund (die Zunge) nicht weh.Simrock, 9352; Körte, 5486; Braun, I, 4037.

Böhm.: Od mlčení hlava (jazyk) nebolívá. (Čelakovsky, 77.)

Holl.: Van zwijgen doet u de tong niet zeer. (Harrebomée, II, 339a.)

168 Wä stell schwig, dä iss met. (Düren.)

169 Wenn mancher schwiege, wüsste man nicht, wer er wäre.Körte, 4856; Pisanski, 6.

Lat.: Stultus si tacuerit, pro sapiente reputabitur. (Seybold, 583.)

170 Wer da schweyget, der williget.Agricola II, 59.

Engl.: Silence is consent. (Bohn II, 132.)

Frz.: Assez consent qui ne mot dit.

Holl.: Die zwijgt bewilligt. (Bohn I, 311.)

It.: Chi tace confessa.

171 Wer nicht schweigen kann, der wird wenig Ruhe han.

Engl.: He who cannot hold his peace, will never lie at ease.

172 Wer nicht schweigen kann, ist ein geschlagener Mann.

It.: Chi non sa tacere, non sa godere. (Pazzaglia, 358, 4.)

173 Wer nicht schweigen kann, ist vbel dran.Petri, II, 743.

174 Wer nicht schweigen kann, muss zur Elster in die Lehre gahn.

175 Wer nit kan schweigen, der kan nit reden.Franck, I, 74a; Egenolff, 333a; Schottel, 1127a; Petri, II, 741.

Auch in Köpfen sollen sich Einnahme und Ausgabe wenigstens das Gleichgewicht halten. Wer viel spricht und wenig hört, ist ein Verschwender; wer mehr hört als er spricht, ein guter Wirth.

Böhm.: Kdo nezná mlčeti, nezná i mluviti. (Čelakovsky, 78.)

Frz.: Qui ne sait se taire, ne sait dire. (Cahier, 1680.)

It.: Mal sa parlar chi tacer non sa. (Cahier, 3027.) – Non sa parlar, chi non sa tacere.

Lat.: Homo tacere qui nescit, nescit loqui. (Philippi, I, 181; II, 209; Franck, I, 74a; Seybold, 593.)

Schwed.: Den icke wet tiga, wet ej heller tala. (Wensell, 15.)

176 Wer recht zu schweigen weiss, der weiss auch zu reden.

Böhm.: Kdo moudře mlčívá, moudře mluvívá. (Čelakovsky, 78.)

[Spaltenumbruch] 177 Wer schweigen kan, der ist der beste Mann.Henisch, 327, 31; Petri, II, 767.

Bei Tunnicius (1166): De swygen kan, det is de beste man. (Qui tacuisse potest, Pompeium vincit honore.)

Mhd.: Wer sweigen und vertragen kan, den heisz ich wol ain weisen man. (Germania, II, 141b.)

178 Wer schweigen kann, darf fremden Mund nicht fürchten.

Dän.: Hvo som ved at tie, tør ei frygte for andres mund. (Prov. dan., 548.)

179 Wer schweigen kann, der kann genug.Winckler, XIX, 11.

180 Wer schweigen kann, ist auch ein Mann.

181 Wer schweigen kann, ist ein kluger Mann.

It.: Assai sà, chi non sà, se tacer sà. (Biber.)

182 Wer schweigen kann, ist ein siegend Mann.

It.: Col silenzio guardato si ha spesso guadagnato.

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184 Wer schweigen vor witz helt, wo reden noth thut, dem ist der verstandt zu kurtz balbirt.Lehmann, 711, 13.

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188 Wer schweiget, verredet sich nicht.Agricola II, 55.

Die englischen Neger Surinams: Der Papagai, der hinter dem Gebüsch sitzt, verräth sich, wenn er spricht. (Wullschlägel.)

Schwed.: Den som tiger, förtalar sig ej. (Wensell, 19; Grubb, 124.)

Lat.: Posse tacere ars est, ars posse loqui. (Chaos, 1053.)

189 Wer schweigt, bejaht (sagt Ja). (S. Antwort 9.) – Hillebrand, 97, 130; Simrock, 9359; Körte, 5457; Graf, 444, 382; Braun, I, 4039.

Vgl. über dies Sprichwort: Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1788, II, 287 fg.). „Wer schweigt, der wirt angesehen, als hab' er zugleich mit verjehen.“ (Loci comm., 183.)

Frz.: Assez consent, qui mot ne dit.

It.: Chi tace, acconsente. (Bohn I, 86.)

Lat.: Non contra dicens, dicitur esse loquens. (Sutor, 477.) Qui tacet, consentire videtur. (Schamelius, 139, 1.)

Span.: Quien calla, otorga. (Bohn I, 247.)

190 Wer schweigt, bekennt seine Schuld.

It.: Chi tace, confessa.

191 Wer schweigt, dem ist es behaglich, und mit Schweigen stimmt er bei.Graf, 444, 382.

Wer sein Recht nicht vertheidigt, wo ihm Gelegenheit geboten ist, von dem muss man annehmen, dass er mit dem Verfahren gegen ihn zufrieden ist.

Altfries.: Hwaso swiget, dam is 't behaeglyck, ende mit da swigha consenteert hij.

192 Wer schweigt, dem kan man nichts nachsagen.Lehmann, 712, 18; Wirth, II, 423.

Ein sehr zweideutiges Verdienst, das man auch den Haubenköpfen lassen kann.

193 Wer schweigt, der bleibt.Petri, II, 767.

194 Wer schweigt, der folgt.Simrock, 9360; Klingen, 62, 1; Graf, 444, 381.

Bei Tunnicius (448): De swicht, de volget. (Assentire solet nulli responsa ministrans.)

Holl.: Die swijchte die volcht. (Tunn., 12, 15.)

195 Wer schweigt, der genehmigt.Graf, 105, 238.

Mhd.: Wer do swiget der volbort. (Daniels, Weichbildglosse.)

Böhm.: Kdo mlčí, přiznává se. – Kdo mlčí, svoluje. – Mlčící zdá se povolovati a zvlášt před soudem začatým. (Rybicka, 1648.)

Dän.: Hvo som tier hand samtykker. (Prov. dan., 550.)

Engl.: Silence gives consent. (Mair, 64.)

Frz.: Assez octroie qui mot ne dit. – Le silence est pris pour un aveu. (Cahier, 1635.) – Le silence vaut une réponse. – (Masson, 21.) – Qui ne dit mot, consent. (Lendroy, 489; Bohn I, 50.)

Lat.: Non contra dicens dicetur esse sequens. (Loci comm., 183.) – Proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere. (Gaal, 1297.) – Qui tacet, consentire videtur. (Frob., 551; Philippi, II, 140.) – Saepe tacens vocem verbaque vultus habet.

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[[222]/0228] des Schweigenden. Vom Grafen Moltke, dem derzeitigen Chef des preussischen Generalstabs, sagt man, er könne in sieben Sprachen schweigen. Dagegen sagt H. Heine (Verm. Schriften, Hamburg 1854, II, 4) von dem französischen Staatsmann Thiers: „Seine Rede rieselt unaufhörlich wie ein Fass, dessen Hahn ohne Zapfen. Nur während er sich rasirt, ist man im Stande bei ihm ruhiges Gehör zu finden, nur so lange ihm das Messer an der Kehle sitzt, schweigt er.“ Frz.: A Pythagoras doibt aller, qui ne sçait sa langue arrester. Lat.: Ars est posse suis adhibere silentia rebus: parturit invidiam garrulitatis amor. (Buchler, Gnomol., 317.) – I ad Pythagoram. (Bovill, II, 35.) 159 Schwigen ist der Deckel uff den hafen. – Alsatia, 1862-67, 410. 160 Schwijen äs uch en Antfert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 907. 161 So lange schweiget der Mann, weiss niemand, was er kann. Frz.: Qui ne sait rien, est un habile homme, quand il sait se taire. 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Lat.: Posse tacere ars est, ars posse loqui. (Chaos, 1053.) 189 Wer schweigt, bejaht (sagt Ja). (S. Antwort 9.) – Hillebrand, 97, 130; Simrock, 9359; Körte, 5457; Graf, 444, 382; Braun, I, 4039. Vgl. über dies Sprichwort: Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1788, II, 287 fg.). „Wer schweigt, der wirt angesehen, als hab' er zugleich mit verjehen.“ (Loci comm., 183.) Frz.: Assez consent, qui mot ne dit. It.: Chi tace, acconsente. (Bohn I, 86.) Lat.: Non contra dicens, dicitur esse loquens. (Sutor, 477.) Qui tacet, consentire videtur. (Schamelius, 139, 1.) Span.: Quien calla, otorga. (Bohn I, 247.) 190 Wer schweigt, bekennt seine Schuld. It.: Chi tace, confessa. 191 Wer schweigt, dem ist es behaglich, und mit Schweigen stimmt er bei. – Graf, 444, 382. Wer sein Recht nicht vertheidigt, wo ihm Gelegenheit geboten ist, von dem muss man annehmen, dass er mit dem Verfahren gegen ihn zufrieden ist. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [222]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/228>, abgerufen am 25.04.2024.