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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 7 Wenn die Schweizer drei Schritt in der Cultur vorwärts gegangen sind, so gehen sie wieder zwei zurück, aus Furcht, etwas von ihrer Freiheit zu verlieren.

Das Wort wird Bodmer zugeschrieben. (Witzfunken, IIa, 156.)

*8 Ein armer Schweizer sein. - Schuppius, Schr., I, 795.

In Schwaben haben Bettelbuben den Spruch: "Schenket mer eunen Kreuzer, i bi a armer Schweizer", der auch wol scherzhaft von andern gebraucht wird.


Schweizeraxt.

* Etwas mit der Schweizeraxt voneinanderhauen.


Schweizerkuh.

* Er ist wie eine Schweizerkuh, er frisst Gras und Blumen. - Parömiakon, 124.

Von denen, die mit ihrer Zunge niemand verschonen.


Schweizerrath.

Schwizerrath chunnt no der That. - Sutermeister, 47.


Schweizi.

*1 Er het e Schweizi drüber gegeben.

Sagt man nach Stalder (II, 363) in einigen Cantonen, wenn jemand ein langes und breites Gespräch mit einem kurzen aber treffenden Bonmot schliesst.

*2 Er macht e Schweizi. - Sutermeister, 72.

Schweizen heisst eine Speise mit Butterbrühe begiessen. Schweizi = Butterbrühe. Die obige Redensart sagt also wol soviel wie eine Brühe, viel Gerede über etwas machen, vielleicht auch in dem Sinne von Süssholz (s. d.) raspeln. Den Ohren wohlthuende Reden führen.


Schwel.

* He het Schwel vör de Schenen (Schienen). (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 208.


Schwelen.

* Et schwelt em. - Frischbier2, 3431.

Ihm ist bange.


Schwelgen.

Schwelgen und Gasten leert Keller und Kasten. - Gaal, 1264.


Schwelger.

1 Ein müssiger Schwelger muss vor einem Esel, der Säcke trägt, den Hut abnehmen.

2 Junger Schwelger, alter Bettler. - Körte, 5498.

3 Wenn Schwelger kranken und Narren ins Unglück gerathen, so ist ihnen schwerlich zu helfen.

Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, sa äret ute med bada. (Grubb, 581.)


Schwelgerei.

1 Auf Schwelgerei folgt Bettelei.

Lat.: Luxuriae gnata est inopia. (Seybold, 287.)

2 Schwelgerei macht den Beutel frei.

3 Schwelgerei und Völlerei tödten mehr Menschen als das Schwert.

Engl.: Debauchery and gluttony destroys more than the sword.

It.: La ghiotto neria e l' vino lenza uccidono piu uomini che la spada.


Schwelle.

1 Die schwelle ist der höchste berg. (S. Dürpel und Süll.) - Tappius, 9b u. 243a; Eyering, III, 538; Petri, II, 145; Henisch, 247, 27; Lehmann, II, 72, 65; Suringar, 174, 2.

Böhm.: Prah u domu nejvyssi hora. (Celakovsky, 316.)

Ill.: Prag od kuce najvise bardo. (Celakovsky, 316.)

2 Ueber höh'rer Leute Schwelle setze die Beine nicht aus deiner Zelle.

3 Wer über die Schwelle ist, hat die Reise halb gethan.

Die Schwelle galt bei unsern alten Vorfahren in vieler Hinsicht als ein bedeutsamer Punkt. Man scheint ihr die Gabe der Weissagung beigelegt zu haben, worauf die Sätze deuten: Wer, im Ausgehen begriffen, an der Schwelle stolpert, der kehre unverrichteter Dinge wieder um. Wer etwas sagen will und es vergessen hat, schreite über die Schwelle hinaus und wieder herein, so fällt es ihm ein. In der chemnitzer Rockenphilosophie (Myth. Aberglaube, 391) heisst es: "Die Braut, welche nach der Herrschaft im Hause strebt, lässt nach der Trauung ihren Gürtel und Trauring in die Thürschwelle legen, dass der Bräutigam darüberschreitet." In Vintler's Blume der Tugend, einem im Jahre 1411 geschriebenen Spruchgedichte (neu bei Zingerle, Tiroler Sitten, V, 190 u. 193), heisst es von dem Schlagen auf die Hausschwelle oder Dreischübel: "Ettleich segent den slag mit ainer haken auf dem drischubel, etlich nement [Spaltenumbruch] ire chind, wanne sew ain wenig chrank sind und legens auf ain drischubel." Es war ferner Vorschrift, alle Leichen von Missethätern, Selbstmördern nicht über die Schwelle zu Grabe zu bringen, denn auch an solche hat keine geweihte, also liebende Hand gerührt. Gleichmässig lautet im dithmarschen und nordfriesischen Landrechte, in der goslarer Satzung und in oberdeutschen Rechtsüberlieferungen (vgl. Grimm, Rechtsalt., 726) das Gebot: Dat men maiken sal an gat in den want des huis ende slepen hem daer door. (Vgl. Rochholz, Glaube, II, 166-171.) Aehnlich sagen die Holländer, wenn sie von Harlingen nach Amsterdam fahren: Boven het zand, de halve reis. (Harrebomee, II, 215b.)

Holl.: Die de poort uit is, heeft reeds een good deel wegs afgelegt. (Harrebomee, II, 193a.)

4 Wo die Schwellen faulen, kommt's bald an die Saulen.

*5 Er ist auf der Schwelle (schon) gefallen.

Wenn ein Geschäft schon beim Beginn mislingt oder durch Unfälle zerstört wird.

Lat.: In porta impingere. (Seybold, 247.)

*6 Er ist auf der Schwelle schon müde geworden.

Kraft und Muth waren beim Anfange schon erschöpft.

*7 Erst vor der Schwelle niederfallen (zusammenbrechen ).

Nachdem die Reise glücklich zurückgelegt, das ganze Geschäft nahe besorgt, erst nach der Heimkehr, kurz vor dem Schluss u. s. w. einen Unfall haben.

*8 Jemand (etwas) auf der Schwelle begrüssen.

Von den Besuchern entlehnt, die man nicht in die innern Gemächer, in die guten Stuben führt, sondern an der Hausthür, auf dem Flur empfängt, um sie bald wieder loszuwerden. Man wendet diese Redensart auf Gegenstände an, mit denen man nur eine oberflächliche Bekanntschaft gemacht hat, z. B. auf Wissenschaften. Er hat die Theologie nur an der Schwelle begrüsst.


Schwellen.

1 Es geschwillt kein Glied, es sei denn vergifft. - Henisch, 1549, 35.

2 Es schwilt nicht alles, was die Gense blasen. - Petri, II, 296.

3 Werd geschwollen wie a Berg! (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Als Fluch.


Schwellenschlepperin.

* Sie ist eine rechte Schwellenschlepperin. - Frischbier2, 3450.


Schwemmen.

*1 Einen in die Schwemme bringen (reiten).

*2 Er ist wol oft in die Schwemme geritten. - Eiselein, 563.

*3 Sich nach der Schwemme wieder im Kothe herumwälzen.


Schwenden.

Viel Schwenden und viel Zehren muss Schuld und Armuth mehren. - Chaos, 677.


Schwengel.

* Oppen Schwengel kacken. (Sauerland.)

Faulenzer.


Schwenken.

Wer viel schwenkt, der wirft gern um. - Sailer, 327.

Von dem Vexiren und Scherzen.


Schweppermann, s. Ei 122.

Schwer.

1 Es ist nicht schwer, andern die Ohren zu schneiden. (Wend. Lausitz.)

2 Es ist schwer, einen alten Baum zu biegen.

3 Es ist schwer, einen Mohren weiss zu waschen.

4 Es ist schwer, einen Wolf bei den Ohren zu fassen.

5 Es ist schwer, in einen Dornbusch mit blossen Händen greifen.

6 Es ist schwer, keine Satire zu schreiben.

Dieses ursprünglich lateinische Sprichwort kann auch wie viele andere als eingebürgert gelten.

Lat.: Difficile est satiram non scribere. (Kruse, 168.)

7 Es ist schwer, ohne Füsse zu tanzen.

8 Es ist schwer, sich mit der linken Hand, ohne die rechte, zu wehren.

9 Es ist schwer, voll gebären, als sei man leer.

10 Es ist schwerer in die Hölle zu kommen als in den Himmel. - Parömiakon, 1626.

11 Schwer sind die kleinsten Dinge, ehe sie leicht werden und geringe.

[Spaltenumbruch] 7 Wenn die Schweizer drei Schritt in der Cultur vorwärts gegangen sind, so gehen sie wieder zwei zurück, aus Furcht, etwas von ihrer Freiheit zu verlieren.

Das Wort wird Bodmer zugeschrieben. (Witzfunken, IIa, 156.)

*8 Ein armer Schweizer sein.Schuppius, Schr., I, 795.

In Schwaben haben Bettelbuben den Spruch: „Schenket mer eunen Kreuzer, i bi a armer Schweizer“, der auch wol scherzhaft von andern gebraucht wird.


Schweizeraxt.

* Etwas mit der Schweizeraxt voneinanderhauen.


Schweizerkuh.

* Er ist wie eine Schweizerkuh, er frisst Gras und Blumen.Parömiakon, 124.

Von denen, die mit ihrer Zunge niemand verschonen.


Schweizerrath.

Schwizerrath chunnt no der That.Sutermeister, 47.


Schweizi.

*1 Er het e Schweizi drüber gegeben.

Sagt man nach Stalder (II, 363) in einigen Cantonen, wenn jemand ein langes und breites Gespräch mit einem kurzen aber treffenden Bonmot schliesst.

*2 Er macht e Schweizi.Sutermeister, 72.

Schweizen heisst eine Speise mit Butterbrühe begiessen. Schweizi = Butterbrühe. Die obige Redensart sagt also wol soviel wie eine Brühe, viel Gerede über etwas machen, vielleicht auch in dem Sinne von Süssholz (s. d.) raspeln. Den Ohren wohlthuende Reden führen.


Schwêl.

* He het Schwêl vör de Schenen (Schienen). (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 208.


Schwêlen.

* Et schwêlt em.Frischbier2, 3431.

Ihm ist bange.


Schwelgen.

Schwelgen und Gasten leert Keller und Kasten.Gaal, 1264.


Schwelger.

1 Ein müssiger Schwelger muss vor einem Esel, der Säcke trägt, den Hut abnehmen.

2 Junger Schwelger, alter Bettler.Körte, 5498.

3 Wenn Schwelger kranken und Narren ins Unglück gerathen, so ist ihnen schwerlich zu helfen.

Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, så äret ute med båda. (Grubb, 581.)


Schwelgerei.

1 Auf Schwelgerei folgt Bettelei.

Lat.: Luxuriae gnata est inopia. (Seybold, 287.)

2 Schwelgerei macht den Beutel frei.

3 Schwelgerei und Völlerei tödten mehr Menschen als das Schwert.

Engl.: Debauchery and gluttony destroys more than the sword.

It.: La ghiotto neria e l' vino lenza uccidono più uomini che la spada.


Schwelle.

1 Die schwelle ist der höchste berg. (S. Dürpel und Süll.) – Tappius, 9b u. 243a; Eyering, III, 538; Petri, II, 145; Henisch, 247, 27; Lehmann, II, 72, 65; Suringar, 174, 2.

Böhm.: Práh u domu nejvyšší hora. (Čelakovsky, 316.)

Ill.: Prag od kuče najviše bàrdo. (Čelakovsky, 316.)

2 Ueber höh'rer Leute Schwelle setze die Beine nicht aus deiner Zelle.

3 Wer über die Schwelle ist, hat die Reise halb gethan.

Die Schwelle galt bei unsern alten Vorfahren in vieler Hinsicht als ein bedeutsamer Punkt. Man scheint ihr die Gabe der Weissagung beigelegt zu haben, worauf die Sätze deuten: Wer, im Ausgehen begriffen, an der Schwelle stolpert, der kehre unverrichteter Dinge wieder um. Wer etwas sagen will und es vergessen hat, schreite über die Schwelle hinaus und wieder herein, so fällt es ihm ein. In der chemnitzer Rockenphilosophie (Myth. Aberglaube, 391) heisst es: „Die Braut, welche nach der Herrschaft im Hause strebt, lässt nach der Trauung ihren Gürtel und Trauring in die Thürschwelle legen, dass der Bräutigam darüberschreitet.“ In Vintler's Blume der Tugend, einem im Jahre 1411 geschriebenen Spruchgedichte (neu bei Zingerle, Tiroler Sitten, V, 190 u. 193), heisst es von dem Schlagen auf die Hausschwelle oder Dreischübel: „Ettleich segent den slag mit ainer haken auf dem drischubel, etlich nement [Spaltenumbruch] ire chind, wanne sew ain wenig chrank sind und legens auf ain drischubel.“ Es war ferner Vorschrift, alle Leichen von Missethätern, Selbstmördern nicht über die Schwelle zu Grabe zu bringen, denn auch an solche hat keine geweihte, also liebende Hand gerührt. Gleichmässig lautet im dithmarschen und nordfriesischen Landrechte, in der goslarer Satzung und in oberdeutschen Rechtsüberlieferungen (vgl. Grimm, Rechtsalt., 726) das Gebot: Dat men maiken sal an gat in den want des huis ende slepen hem daer door. (Vgl. Rochholz, Glaube, II, 166-171.) Aehnlich sagen die Holländer, wenn sie von Harlingen nach Amsterdam fahren: Boven het zand, de halve reis. (Harrebomée, II, 215b.)

Holl.: Die de poort uit is, heeft reeds een good deel wegs afgelegt. (Harrebomée, II, 193a.)

4 Wo die Schwellen faulen, kommt's bald an die Saulen.

*5 Er ist auf der Schwelle (schon) gefallen.

Wenn ein Geschäft schon beim Beginn mislingt oder durch Unfälle zerstört wird.

Lat.: In porta impingere. (Seybold, 247.)

*6 Er ist auf der Schwelle schon müde geworden.

Kraft und Muth waren beim Anfange schon erschöpft.

*7 Erst vor der Schwelle niederfallen (zusammenbrechen ).

Nachdem die Reise glücklich zurückgelegt, das ganze Geschäft nahe besorgt, erst nach der Heimkehr, kurz vor dem Schluss u. s. w. einen Unfall haben.

*8 Jemand (etwas) auf der Schwelle begrüssen.

Von den Besuchern entlehnt, die man nicht in die innern Gemächer, in die guten Stuben führt, sondern an der Hausthür, auf dem Flur empfängt, um sie bald wieder loszuwerden. Man wendet diese Redensart auf Gegenstände an, mit denen man nur eine oberflächliche Bekanntschaft gemacht hat, z. B. auf Wissenschaften. Er hat die Theologie nur an der Schwelle begrüsst.


Schwellen.

1 Es geschwillt kein Glied, es sei denn vergifft.Henisch, 1549, 35.

2 Es schwilt nicht alles, was die Gense blasen.Petri, II, 296.

3 Werd geschwollen wie a Berg! (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Als Fluch.


Schwellenschlepperin.

* Sie ist eine rechte Schwellenschlepperin.Frischbier2, 3450.


Schwemmen.

*1 Einen in die Schwemme bringen (reiten).

*2 Er ist wol oft in die Schwemme geritten.Eiselein, 563.

*3 Sich nach der Schwemme wieder im Kothe herumwälzen.


Schwenden.

Viel Schwenden und viel Zehren muss Schuld und Armuth mehren.Chaos, 677.


Schwengel.

* Oppen Schwengel kacken. (Sauerland.)

Faulenzer.


Schwenken.

Wer viel schwenkt, der wirft gern um.Sailer, 327.

Von dem Vexiren und Scherzen.


Schweppermann, s. Ei 122.

Schwer.

1 Es ist nicht schwer, andern die Ohren zu schneiden. (Wend. Lausitz.)

2 Es ist schwer, einen alten Baum zu biegen.

3 Es ist schwer, einen Mohren weiss zu waschen.

4 Es ist schwer, einen Wolf bei den Ohren zu fassen.

5 Es ist schwer, in einen Dornbusch mit blossen Händen greifen.

6 Es ist schwer, keine Satire zu schreiben.

Dieses ursprünglich lateinische Sprichwort kann auch wie viele andere als eingebürgert gelten.

Lat.: Difficile est satiram non scribere. (Kruse, 168.)

7 Es ist schwer, ohne Füsse zu tanzen.

8 Es ist schwer, sich mit der linken Hand, ohne die rechte, zu wehren.

9 Es ist schwer, voll gebären, als sei man leer.

10 Es ist schwerer in die Hölle zu kommen als in den Himmel.Parömiakon, 1626.

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[[232]/0238] 7 Wenn die Schweizer drei Schritt in der Cultur vorwärts gegangen sind, so gehen sie wieder zwei zurück, aus Furcht, etwas von ihrer Freiheit zu verlieren. Das Wort wird Bodmer zugeschrieben. (Witzfunken, IIa, 156.) *8 Ein armer Schweizer sein. – Schuppius, Schr., I, 795. In Schwaben haben Bettelbuben den Spruch: „Schenket mer eunen Kreuzer, i bi a armer Schweizer“, der auch wol scherzhaft von andern gebraucht wird. Schweizeraxt. * Etwas mit der Schweizeraxt voneinanderhauen. Schweizerkuh. * Er ist wie eine Schweizerkuh, er frisst Gras und Blumen. – Parömiakon, 124. Von denen, die mit ihrer Zunge niemand verschonen. Schweizerrath. Schwizerrath chunnt no der That. – Sutermeister, 47. Schweizi. *1 Er het e Schweizi drüber gegeben. Sagt man nach Stalder (II, 363) in einigen Cantonen, wenn jemand ein langes und breites Gespräch mit einem kurzen aber treffenden Bonmot schliesst. *2 Er macht e Schweizi. – Sutermeister, 72. Schweizen heisst eine Speise mit Butterbrühe begiessen. Schweizi = Butterbrühe. Die obige Redensart sagt also wol soviel wie eine Brühe, viel Gerede über etwas machen, vielleicht auch in dem Sinne von Süssholz (s. d.) raspeln. Den Ohren wohlthuende Reden führen. Schwêl. * He het Schwêl vör de Schenen (Schienen). (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 208. Schwêlen. * Et schwêlt em. – Frischbier2, 3431. Ihm ist bange. Schwelgen. Schwelgen und Gasten leert Keller und Kasten. – Gaal, 1264. Schwelger. 1 Ein müssiger Schwelger muss vor einem Esel, der Säcke trägt, den Hut abnehmen. 2 Junger Schwelger, alter Bettler. – Körte, 5498. 3 Wenn Schwelger kranken und Narren ins Unglück gerathen, so ist ihnen schwerlich zu helfen. Schwed.: När drinkaren sjuknar, och narren blijr arm, så äret ute med båda. (Grubb, 581.) Schwelgerei. 1 Auf Schwelgerei folgt Bettelei. Lat.: Luxuriae gnata est inopia. (Seybold, 287.) 2 Schwelgerei macht den Beutel frei. 3 Schwelgerei und Völlerei tödten mehr Menschen als das Schwert. Engl.: Debauchery and gluttony destroys more than the sword. It.: La ghiotto neria e l' vino lenza uccidono più uomini che la spada. Schwelle. 1 Die schwelle ist der höchste berg. (S. Dürpel und Süll.) – Tappius, 9b u. 243a; Eyering, III, 538; Petri, II, 145; Henisch, 247, 27; Lehmann, II, 72, 65; Suringar, 174, 2. Böhm.: Práh u domu nejvyšší hora. (Čelakovsky, 316.) Ill.: Prag od kuče najviše bàrdo. (Čelakovsky, 316.) 2 Ueber höh'rer Leute Schwelle setze die Beine nicht aus deiner Zelle. 3 Wer über die Schwelle ist, hat die Reise halb gethan. Die Schwelle galt bei unsern alten Vorfahren in vieler Hinsicht als ein bedeutsamer Punkt. Man scheint ihr die Gabe der Weissagung beigelegt zu haben, worauf die Sätze deuten: Wer, im Ausgehen begriffen, an der Schwelle stolpert, der kehre unverrichteter Dinge wieder um. Wer etwas sagen will und es vergessen hat, schreite über die Schwelle hinaus und wieder herein, so fällt es ihm ein. In der chemnitzer Rockenphilosophie (Myth. Aberglaube, 391) heisst es: „Die Braut, welche nach der Herrschaft im Hause strebt, lässt nach der Trauung ihren Gürtel und Trauring in die Thürschwelle legen, dass der Bräutigam darüberschreitet.“ In Vintler's Blume der Tugend, einem im Jahre 1411 geschriebenen Spruchgedichte (neu bei Zingerle, Tiroler Sitten, V, 190 u. 193), heisst es von dem Schlagen auf die Hausschwelle oder Dreischübel: „Ettleich segent den slag mit ainer haken auf dem drischubel, etlich nement ire chind, wanne sew ain wenig chrank sind und legens auf ain drischubel.“ Es war ferner Vorschrift, alle Leichen von Missethätern, Selbstmördern nicht über die Schwelle zu Grabe zu bringen, denn auch an solche hat keine geweihte, also liebende Hand gerührt. Gleichmässig lautet im dithmarschen und nordfriesischen Landrechte, in der goslarer Satzung und in oberdeutschen Rechtsüberlieferungen (vgl. Grimm, Rechtsalt., 726) das Gebot: Dat men maiken sal an gat in den want des huis ende slepen hem daer door. (Vgl. Rochholz, Glaube, II, 166-171.) Aehnlich sagen die Holländer, wenn sie von Harlingen nach Amsterdam fahren: Boven het zand, de halve reis. (Harrebomée, II, 215b.) Holl.: Die de poort uit is, heeft reeds een good deel wegs afgelegt. (Harrebomée, II, 193a.) 4 Wo die Schwellen faulen, kommt's bald an die Saulen. *5 Er ist auf der Schwelle (schon) gefallen. Wenn ein Geschäft schon beim Beginn mislingt oder durch Unfälle zerstört wird. Lat.: In porta impingere. (Seybold, 247.) *6 Er ist auf der Schwelle schon müde geworden. Kraft und Muth waren beim Anfange schon erschöpft. *7 Erst vor der Schwelle niederfallen (zusammenbrechen ). Nachdem die Reise glücklich zurückgelegt, das ganze Geschäft nahe besorgt, erst nach der Heimkehr, kurz vor dem Schluss u. s. w. einen Unfall haben. *8 Jemand (etwas) auf der Schwelle begrüssen. Von den Besuchern entlehnt, die man nicht in die innern Gemächer, in die guten Stuben führt, sondern an der Hausthür, auf dem Flur empfängt, um sie bald wieder loszuwerden. Man wendet diese Redensart auf Gegenstände an, mit denen man nur eine oberflächliche Bekanntschaft gemacht hat, z. B. auf Wissenschaften. Er hat die Theologie nur an der Schwelle begrüsst. Schwellen. 1 Es geschwillt kein Glied, es sei denn vergifft. – Henisch, 1549, 35. 2 Es schwilt nicht alles, was die Gense blasen. – Petri, II, 296. 3 Werd geschwollen wie a Berg! (Jüd.-deutsch. Warschau.) Als Fluch. Schwellenschlepperin. * Sie ist eine rechte Schwellenschlepperin. – Frischbier2, 3450. Schwemmen. *1 Einen in die Schwemme bringen (reiten). *2 Er ist wol oft in die Schwemme geritten. – Eiselein, 563. *3 Sich nach der Schwemme wieder im Kothe herumwälzen. Schwenden. Viel Schwenden und viel Zehren muss Schuld und Armuth mehren. – Chaos, 677. Schwengel. * Oppen Schwengel kacken. (Sauerland.) Faulenzer. Schwenken. Wer viel schwenkt, der wirft gern um. – Sailer, 327. Von dem Vexiren und Scherzen. Schweppermann, s. Ei 122. Schwer. 1 Es ist nicht schwer, andern die Ohren zu schneiden. (Wend. Lausitz.) 2 Es ist schwer, einen alten Baum zu biegen. 3 Es ist schwer, einen Mohren weiss zu waschen. 4 Es ist schwer, einen Wolf bei den Ohren zu fassen. 5 Es ist schwer, in einen Dornbusch mit blossen Händen greifen. 6 Es ist schwer, keine Satire zu schreiben. Dieses ursprünglich lateinische Sprichwort kann auch wie viele andere als eingebürgert gelten. Lat.: Difficile est satiram non scribere. (Kruse, 168.) 7 Es ist schwer, ohne Füsse zu tanzen. 8 Es ist schwer, sich mit der linken Hand, ohne die rechte, zu wehren. 9 Es ist schwer, voll gebären, als sei man leer. 10 Es ist schwerer in die Hölle zu kommen als in den Himmel. – Parömiakon, 1626. 11 Schwer sind die kleinsten Dinge, ehe sie leicht werden und geringe.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [232]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/238>, abgerufen am 19.04.2024.