Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Nach den Siebenschläfern (27. Juni) richten sich sieben Tage und sieben Wochen. - Bair. Hauskalender.

3 Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnet es vier ganzer Wochen.

4 Wenn et up Säbenslöper rägent, denn rägent et seben Weken, un wenn ak mant all Dage en par Droppen fallet. - Schambach, II, 674.

Wenn's am Siebenschläfertage regnet, so soll es sieben Wochen lang regnen. Diese Bauernregel bewährte sich durch die karlsruher Beobachtung (s. Gans 134) nur so weit, dass es in sechsundfunfzig Jahren sechsundzwanzigmal am Loostage regnete, aber nur elfmal längeres Regenwetter eintrat. (Vgl. Mecklenburg. Anzeiger vom Jahre 1864, Nr. 38.)

5 Wenn's an den Siebenschläfern regnet, so ist man sieben Wochen mit Regen gesegnet. - Boebel, 33.

*6 A eis a rechter Seibeschläfer. (Schles.) - Frommann, III, 414, 541.

Holl.: He is een negen-slaper. - Het is er een van de zeven slapers. (Harrebomee, II, 273a.)

*7 Er ist ein Siebenschläfer. - Frischbier2, 3496.

Wird in dem Sinne angewandt: Er schläft bis früh um sieben, sowie überhaupt: Er schläft sehr lange. Die Redensart hat ihren Ursprung in kirchlichen Sagen. Die sieben Brüder sollen, da sie funfzig Jahre geschlafen, das Unglück ihres Vaterlandes (Kreta) überlebt haben. (S. 10. Juli im Kalender.) Die sieben Schläfer sollen sieben Brüder oder Christen aus Ephesos gewesen sein, welche sich vor der Christenverfolgung unter Decius in eine Höhle retteten und hier hundertfünfundfunfzig Jahre hindurch bis zur Regierung des Theodosius schliefen. (S. 27. Juni im Kalender.)

Lat.: Endymionis somnum dormis. (Binder I, 409; II, 952; Frob., 188; Germberg, VI, 94; Philippi, I, 133; Seybold, 146.)


Siebensinniger.

* Dat öss e Sewesönn'ger. - Frischbier2, 3497.


Siebenundzwanziger.

* Es ist ein Siebenundzwanziger. (Schles.)

Zur Bezeichnung eines Mannes, der in seiner Sache zu Hause, aber für dieselbe mehr aus Starrsinn als aus vernünftigen Gründen eingenommen ist. Die Redensart hat in folgender Begebenheit ihren Grund. Zu Anfange des Dreissigjährigen Kriegs war ein grosser Theil der schlesischen Geistlichkeit mehr reformirt als lutherisch gesinnt. Georg Rudolf, Herzog von Liegnitz und Wohlau, der den deshalb entstandenen Streitigkeiten äusserst feind war, wünschte eine Vereinigung beider Kirchen und befahl deshalb den Geistlichen zusammenzukommen, um diese Vereinigung zu Stande zu bringen. Ein Theil der lutherischen Geistlichkeit war dazu bereit; nur siebenundzwanzig echte (d. h. sehr starre und buchstabengläubige) Lutheraner widersetzten sich diesem Vorhaben und sandten eine Gesandtschaft an den Herzog nach Parchwitz, ihn zu bitten, den alten Glauben der Lutheraner zu schützen. Sie richteten aber nichts aus; der Herzog liess sie mit einem sehr ungünstigen Bescheid von sich. Als darauf mehrere von ihnen öffentlich gegen die Reformirten predigten, setzte er einige derselben von ihrem Amte ab. Dies bewog die übrigen, desto strenger an ihren Vorstellungen zu hängen; und so musste die schon so oft versuchte Vereinigung der Lutheraner und Reformirten natürlich unterbleiben. Man schrieb dies der Verbindung jener siebenundzwanzig Geistlichen zu, und nannte seit dieser Zeit jeden beharrlichen und in seiner Sache gewissen Mann einen Siebenundzwanziger. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1806.) Am passendsten dürfte nun wol die Redensart auf solche angewandt werden, welche auf den Buchstaben irgendeines religiösen oder wissenschaftlichen Bekenntnisses geschworen haben, davon nicht abgehen, weil es die Worte ihres Meisters sind, wenn auch der Geist längst vorwärts geschritten ist und sie nur die Schale noch haben. Jene starrköpfigen Siebenundzwanziger sind in unsern Tagen wieder sehr zahlreich aufgetaucht, und sind noch ebenso wie 1628. Die zwei Jahrhunderte sind für sie nicht dagewesen. Es gibt aber Granitblöcke, die noch länger auf demselben Platze stehen und genau noch so aussehen, wie vor tausend Jahren.


Siebenwurst.

* Es ist ein Hans Siebenwurst.

Von einem in die Welt verliebten Narren. (Narrenspiegel, 43.)


Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.

* Es ist ein Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.

So nennt der Ungar arme Edelleute. In der Bresl. Zeitung, 1872, Nr. 120 heisst es: "Der Mann, der es binnen wenigen Jahren als Finanzminister vom Journalisten und Siebenzwetschkenbaum-Edelmann, wie der Ungar die Habenichtse nennt, zum Grafen und Millionär gebracht, wild mehr als beargwohnt."


[Spaltenumbruch]
Siebzehn.

1 Siebenzehn und ein Krätlein1 voll. - Kirchhofer, 266.

1) Körblein, vgl. Tobler, 118. (S. Strüssen.) - In Schwaben: Siebezeah und a Säckle voll.

*2 Bis blinde Siebezehne schlaufe. (Ulm.)

*3 Es is a falsche Sibzehna. (Oberösterreich.)

Es gab einst Geldstücke im Werth von siebzehn Kreuzern; da es nun viel falsche gegeben haben mag, so ist davon die Redensart entlehnt und auf Menschen, die nicht wahrhaftig sind, angewandt worden.


Siech.

* Du bist a rechter Siach. (Ulm.)


Siechbett.

1 Das Siechbett lehrt beten. - Eiselein, 568; Simrock, 9522.

2 Mancher muss auff dem siechbett verzehren, was er mit Rencken vnd bösem vortheil an sich gebracht hat. - Petri, II, 452; Henisch, 341, 60.

3 Wer dem Siechbett losen will, dem mag sie werden wol zu viel. - Eiselein, 568.

*4 Das mag er noch auf dem Siechbett büssen.

Lat.: In morbo consumat. (Philippi, I, 200.)


Siechen.

1 Et sükt sik wol, man et starvt sik so hast nig. (Holst.) - Schütze, IV, 222.

Es ist nicht jede Krankheit tödlich.

2 Lang sichen ist gewiser tod. - Hofmann, 37, 146.


Siecher.

1 Der Sieche braucht viel Zeit zum Genesen.

Holl.: De ziekte moet tijd hebben om te genezen. (Harrebomee, II, 500a.)

2 Der Socher überlebt den Pocher.

Socher, einer, der oft siecht oder kränkelt.

3 Die Siechen und Gesunden haben ungleiche (oder: nicht einerlei) Stunden. - Körte, 5544; Simrock, 9521.

Lat.: Aeger et athleta, sunt dispare saepe diaeta. (Loci comm., 197.)

4 Wat de Seke nig mag, dat mag de Sunde.

*5 Is't nig vör de Seken, so is't vör de Sunden. (Holst.) - Schütze, IV, 222.

Von harten Speisen.


Siechtag.

* Er hat den mumphenden siechtagen. (S. Meuchler und Mummeln 2.) - Franck, II, 10b.


Siechthum.

1 Lang Siechthum oder Tod haben zu Lohn, die mit (nahen) Verwandten zum Ehebett gohn.

Physiologisch begründet.

2 Langes Siechthum bringt den stärksten Mann um.

Holl.: De lange ziekte is de gewisse dood. (Harrebomee, II, 500a.)

Schwed.: At Siukdom är dödzens dagzwärkie. - Siukdom är dödzens sändebud. (Grubb, 718.)

3 Siechthum muss ein Mann beweisen. - Graf, 444, 391.

Wenn es von wegen Ausbleibens vor Gericht entschuldigen soll.

Mhd.: Svche die muz ein man bewisen. (Gaupp, 318, 138.)

4 Siechthum verlegt die Ladung. - Graf, 444, 390.

Wenn ein Theil, z. B. wegen Krankheit, nicht erscheinen kann, so wird die Verhandlung der Angelegenheit verlegt.


Siede.

1 Aus Siede kann man keinen Strick drehen.

Lat.: Ex incomprehensibili parvitate arenae funis effici non potest. (Columella.) (Binder II, 1018.)

*2 Er hat Siede im Kopfe. (S. Grütze 17 und Häckerling.)

Poln.: Ma sieczke w glowie. (Lompa, 21.)


Sieden.

1 Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.

Als Boswell einst den Redner Burke fragte, wie er wol den Menschen definiren würde, erwiderte dieser: "Der Mensch ist ein kochendes Thier." "Die Definition ist gut", sagte Boswell, "und jetzt verstehe ich erst das alte Sprichwort: Auch im Sieden der Eier ist Vernunft." (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1835, S. 42.)

2 Die viel sieden und braten, kommen um Aecker, Wiesen und Matten.

Lat.: Festa Martini saepius iterata consumunt anseres et prata. (Seybold, 180.)

[Spaltenumbruch] 2 Nach den Siebenschläfern (27. Juni) richten sich sieben Tage und sieben Wochen.Bair. Hauskalender.

3 Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnet es vier ganzer Wochen.

4 Wenn et up Säbenslöper rägent, denn rägent et sêben Wêken, un wenn âk mant all Dâge en pâr Droppen fallet.Schambach, II, 674.

Wenn's am Siebenschläfertage regnet, so soll es sieben Wochen lang regnen. Diese Bauernregel bewährte sich durch die karlsruher Beobachtung (s. Gans 134) nur so weit, dass es in sechsundfunfzig Jahren sechsundzwanzigmal am Loostage regnete, aber nur elfmal längeres Regenwetter eintrat. (Vgl. Mecklenburg. Anzeiger vom Jahre 1864, Nr. 38.)

5 Wenn's an den Siebenschläfern regnet, so ist man sieben Wochen mit Regen gesegnet.Boebel, 33.

*6 A îs a rechter Sîbeschläfer. (Schles.) – Frommann, III, 414, 541.

Holl.: He is een negen-slaper. – Het is er een van de zeven slapers. (Harrebomée, II, 273a.)

*7 Er ist ein Siebenschläfer.Frischbier2, 3496.

Wird in dem Sinne angewandt: Er schläft bis früh um sieben, sowie überhaupt: Er schläft sehr lange. Die Redensart hat ihren Ursprung in kirchlichen Sagen. Die sieben Brüder sollen, da sie funfzig Jahre geschlafen, das Unglück ihres Vaterlandes (Kreta) überlebt haben. (S. 10. Juli im Kalender.) Die sieben Schläfer sollen sieben Brüder oder Christen aus Ephesos gewesen sein, welche sich vor der Christenverfolgung unter Decius in eine Höhle retteten und hier hundertfünfundfunfzig Jahre hindurch bis zur Regierung des Theodosius schliefen. (S. 27. Juni im Kalender.)

Lat.: Endymionis somnum dormis. (Binder I, 409; II, 952; Frob., 188; Germberg, VI, 94; Philippi, I, 133; Seybold, 146.)


Siebensinniger.

* Dat öss e Sewesönn'ger.Frischbier2, 3497.


Siebenundzwanziger.

* Es ist ein Siebenundzwanziger. (Schles.)

Zur Bezeichnung eines Mannes, der in seiner Sache zu Hause, aber für dieselbe mehr aus Starrsinn als aus vernünftigen Gründen eingenommen ist. Die Redensart hat in folgender Begebenheit ihren Grund. Zu Anfange des Dreissigjährigen Kriegs war ein grosser Theil der schlesischen Geistlichkeit mehr reformirt als lutherisch gesinnt. Georg Rudolf, Herzog von Liegnitz und Wohlau, der den deshalb entstandenen Streitigkeiten äusserst feind war, wünschte eine Vereinigung beider Kirchen und befahl deshalb den Geistlichen zusammenzukommen, um diese Vereinigung zu Stande zu bringen. Ein Theil der lutherischen Geistlichkeit war dazu bereit; nur siebenundzwanzig echte (d. h. sehr starre und buchstabengläubige) Lutheraner widersetzten sich diesem Vorhaben und sandten eine Gesandtschaft an den Herzog nach Parchwitz, ihn zu bitten, den alten Glauben der Lutheraner zu schützen. Sie richteten aber nichts aus; der Herzog liess sie mit einem sehr ungünstigen Bescheid von sich. Als darauf mehrere von ihnen öffentlich gegen die Reformirten predigten, setzte er einige derselben von ihrem Amte ab. Dies bewog die übrigen, desto strenger an ihren Vorstellungen zu hängen; und so musste die schon so oft versuchte Vereinigung der Lutheraner und Reformirten natürlich unterbleiben. Man schrieb dies der Verbindung jener siebenundzwanzig Geistlichen zu, und nannte seit dieser Zeit jeden beharrlichen und in seiner Sache gewissen Mann einen Siebenundzwanziger. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1806.) Am passendsten dürfte nun wol die Redensart auf solche angewandt werden, welche auf den Buchstaben irgendeines religiösen oder wissenschaftlichen Bekenntnisses geschworen haben, davon nicht abgehen, weil es die Worte ihres Meisters sind, wenn auch der Geist längst vorwärts geschritten ist und sie nur die Schale noch haben. Jene starrköpfigen Siebenundzwanziger sind in unsern Tagen wieder sehr zahlreich aufgetaucht, und sind noch ebenso wie 1628. Die zwei Jahrhunderte sind für sie nicht dagewesen. Es gibt aber Granitblöcke, die noch länger auf demselben Platze stehen und genau noch so aussehen, wie vor tausend Jahren.


Siebenwurst.

* Es ist ein Hans Siebenwurst.

Von einem in die Welt verliebten Narren. (Narrenspiegel, 43.)


Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.

* Es ist ein Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.

So nennt der Ungar arme Edelleute. In der Bresl. Zeitung, 1872, Nr. 120 heisst es: „Der Mann, der es binnen wenigen Jahren als Finanzminister vom Journalisten und Siebenzwetschkenbaum-Edelmann, wie der Ungar die Habenichtse nennt, zum Grafen und Millionär gebracht, wild mehr als beargwohnt.“


[Spaltenumbruch]
Siebzehn.

1 Siebenzehn und ein Krätlein1 voll.Kirchhofer, 266.

1) Körblein, vgl. Tobler, 118. (S. Strüssen.) – In Schwaben: Siebezeah und a Säckle voll.

*2 Bis blinde Siebezehne schlaufe. (Ulm.)

*3 Es is a falsche Sibzehna. (Oberösterreich.)

Es gab einst Geldstücke im Werth von siebzehn Kreuzern; da es nun viel falsche gegeben haben mag, so ist davon die Redensart entlehnt und auf Menschen, die nicht wahrhaftig sind, angewandt worden.


Siech.

* Du bist a rechter Siach. (Ulm.)


Siechbett.

1 Das Siechbett lehrt beten.Eiselein, 568; Simrock, 9522.

2 Mancher muss auff dem siechbett verzehren, was er mit Rencken vnd bösem vortheil an sich gebracht hat.Petri, II, 452; Henisch, 341, 60.

3 Wer dem Siechbett losen will, dem mag sie werden wol zu viel.Eiselein, 568.

*4 Das mag er noch auf dem Siechbett büssen.

Lat.: In morbo consumat. (Philippi, I, 200.)


Siechen.

1 Et sükt sik wol, man et starvt sik so hast nig. (Holst.) – Schütze, IV, 222.

Es ist nicht jede Krankheit tödlich.

2 Lang sichen ist gewiser tod.Hofmann, 37, 146.


Siecher.

1 Der Sieche braucht viel Zeit zum Genesen.

Holl.: De ziekte moet tijd hebben om te genezen. (Harrebomée, II, 500a.)

2 Der Socher überlebt den Pocher.

Socher, einer, der oft siecht oder kränkelt.

3 Die Siechen und Gesunden haben ungleiche (oder: nicht einerlei) Stunden.Körte, 5544; Simrock, 9521.

Lat.: Aeger et athleta, sunt dispare saepe diaeta. (Loci comm., 197.)

4 Wat de Sêke nig mag, dat mag de Sunde.

*5 Is't nig vör de Sêken, so is't vör de Sunden. (Holst.) – Schütze, IV, 222.

Von harten Speisen.


Siechtag.

* Er hat den mumphenden siechtagen. (S. Meuchler und Mummeln 2.) – Franck, II, 10b.


Siechthum.

1 Lang Siechthum oder Tod haben zu Lohn, die mit (nahen) Verwandten zum Ehebett gohn.

Physiologisch begründet.

2 Langes Siechthum bringt den stärksten Mann um.

Holl.: De lange ziekte is de gewisse dood. (Harrebomée, II, 500a.)

Schwed.: At Siukdom är dödzens dagzwärkie. – Siukdom är dödzens sändebud. (Grubb, 718.)

3 Siechthum muss ein Mann beweisen.Graf, 444, 391.

Wenn es von wegen Ausbleibens vor Gericht entschuldigen soll.

Mhd.: Svche die muz ein man bewisen. (Gaupp, 318, 138.)

4 Siechthum verlegt die Ladung.Graf, 444, 390.

Wenn ein Theil, z. B. wegen Krankheit, nicht erscheinen kann, so wird die Verhandlung der Angelegenheit verlegt.


Siede.

1 Aus Siede kann man keinen Strick drehen.

Lat.: Ex incomprehensibili parvitate arenae funis effici non potest. (Columella.) (Binder II, 1018.)

*2 Er hat Siede im Kopfe. (S. Grütze 17 und Häckerling.)

Poln.: Ma sieczkę w głowie. (Lompa, 21.)


Sieden.

1 Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.

Als Boswell einst den Redner Burke fragte, wie er wol den Menschen definiren würde, erwiderte dieser: „Der Mensch ist ein kochendes Thier.“ „Die Definition ist gut“, sagte Boswell, „und jetzt verstehe ich erst das alte Sprichwort: Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.“ (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1835, S. 42.)

2 Die viel sieden und braten, kommen um Aecker, Wiesen und Matten.

Lat.: Festa Martini saepius iterata consumunt anseres et prata. (Seybold, 180.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0284" n="[278]"/><cb n="555"/>
2 Nach den Siebenschläfern (27. Juni) richten sich sieben Tage und sieben Wochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bair. Hauskalender.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnet es vier ganzer Wochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn et up Säbenslöper rägent, denn rägent et sêben Wêken, un wenn âk mant all Dâge en pâr Droppen fallet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 674.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn's am Siebenschläfertage regnet, so soll es sieben Wochen lang regnen. Diese Bauernregel bewährte sich durch die karlsruher Beobachtung (s.  Gans 134) nur so weit, dass es in sechsundfunfzig Jahren sechsundzwanzigmal am Loostage regnete, aber nur elfmal längeres Regenwetter eintrat. (Vgl. <hi rendition="#i">Mecklenburg. Anzeiger vom Jahre 1864, Nr. 38.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wenn's an den Siebenschläfern regnet, so ist man sieben Wochen mit Regen gesegnet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 A îs a rechter Sîbeschläfer.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 414, 541.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: He is een negen-slaper. &#x2013; Het is er een van de zeven slapers. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 273<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Er ist ein Siebenschläfer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3496.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird in dem Sinne angewandt: Er schläft bis früh um sieben, sowie überhaupt: Er schläft sehr lange. Die Redensart hat ihren Ursprung in kirchlichen Sagen. Die sieben Brüder sollen, da sie funfzig Jahre geschlafen, das Unglück ihres Vaterlandes (Kreta) überlebt haben. (S. 10. Juli im Kalender.) Die sieben Schläfer sollen sieben Brüder oder Christen aus Ephesos gewesen sein, welche sich vor der Christenverfolgung unter Decius in eine Höhle retteten und hier hundertfünfundfunfzig Jahre hindurch bis zur Regierung des Theodosius schliefen. (S. 27. Juni im Kalender.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Endymionis somnum dormis. (<hi rendition="#i">Binder I, 409; II, 952; Frob., 188; Germberg, VI, 94; Philippi, I, 133; Seybold, 146.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebensinniger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dat öss e Sewesönn'ger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3497.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenundzwanziger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein Siebenundzwanziger.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung eines Mannes, der in seiner Sache zu Hause, aber für dieselbe mehr aus Starrsinn als aus vernünftigen Gründen eingenommen ist. Die Redensart hat in folgender Begebenheit ihren Grund. Zu Anfange des Dreissigjährigen Kriegs war ein grosser Theil der schlesischen Geistlichkeit mehr reformirt als lutherisch gesinnt. Georg Rudolf, Herzog von Liegnitz und Wohlau, der den deshalb entstandenen Streitigkeiten äusserst feind war, wünschte eine Vereinigung beider Kirchen und befahl deshalb den Geistlichen zusammenzukommen, um diese Vereinigung zu Stande zu bringen. Ein Theil der lutherischen Geistlichkeit war dazu bereit; nur siebenundzwanzig echte (d. h. sehr starre und buchstabengläubige) Lutheraner widersetzten sich diesem Vorhaben und sandten eine Gesandtschaft an den Herzog nach Parchwitz, ihn zu bitten, den alten Glauben der Lutheraner zu schützen. Sie richteten aber nichts aus; der Herzog liess sie mit einem sehr ungünstigen Bescheid von sich. Als darauf mehrere von ihnen öffentlich gegen die Reformirten predigten, setzte er einige derselben von ihrem Amte ab. Dies bewog die übrigen, desto strenger an ihren Vorstellungen zu hängen; und so musste die schon so oft versuchte Vereinigung der Lutheraner und Reformirten natürlich unterbleiben. Man schrieb dies der Verbindung jener siebenundzwanzig Geistlichen zu, und nannte seit dieser Zeit jeden beharrlichen und in seiner Sache gewissen Mann einen Siebenundzwanziger. (<hi rendition="#i">Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1806.</hi>) Am passendsten dürfte nun wol die Redensart auf solche angewandt werden, welche auf den Buchstaben irgendeines religiösen oder wissenschaftlichen Bekenntnisses geschworen haben, davon nicht abgehen, weil es die Worte ihres Meisters sind, wenn auch der Geist längst vorwärts geschritten ist und sie nur die Schale noch haben. Jene starrköpfigen Siebenundzwanziger sind in unsern Tagen wieder sehr zahlreich aufgetaucht, und sind noch ebenso wie 1628. Die zwei Jahrhunderte sind für sie nicht dagewesen. Es gibt aber Granitblöcke, die noch länger auf demselben Platze stehen und genau noch so aussehen, wie vor tausend Jahren.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenwurst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Hans Siebenwurst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem in die Welt verliebten Narren. (<hi rendition="#i">Narrenspiegel, 43.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Siebenzwetschkenbaum-Edelmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt der Ungar arme Edelleute. In der <hi rendition="#i">Bresl. Zeitung,</hi> 1872, Nr. 120 heisst es: &#x201E;Der Mann, der es binnen wenigen Jahren als Finanzminister vom Journalisten und Siebenzwetschkenbaum-Edelmann, wie der Ungar die Habenichtse nennt, zum Grafen und Millionär gebracht, wild mehr als beargwohnt.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <cb n="556"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebzehn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Siebenzehn und ein Krätlein<hi rendition="#sup">1</hi> voll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Körblein, vgl. <hi rendition="#i">Tobler, 118. (S.  Strüssen.)</hi> &#x2013; In Schwaben: Siebezeah und a Säckle voll.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Bis blinde Siebezehne schlaufe.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es is a falsche Sibzehna.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es gab einst Geldstücke im Werth von siebzehn Kreuzern; da es nun viel falsche gegeben haben mag, so ist davon die Redensart entlehnt und auf Menschen, die nicht wahrhaftig sind, angewandt worden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siech.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Du bist a rechter Siach.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siechbett.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Siechbett lehrt beten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 568; Simrock, 9522.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mancher muss auff dem siechbett verzehren, was er mit Rencken vnd bösem vortheil an sich gebracht hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 452; Henisch, 341, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer dem Siechbett losen will, dem mag sie werden wol zu viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 568.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Das mag er noch auf dem Siechbett büssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In morbo consumat. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 200.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siechen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Et sükt sik wol, man et starvt sik so hast nig.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist nicht jede Krankheit tödlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Lang sichen ist gewiser tod.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hofmann, 37, 146.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siecher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Sieche braucht viel Zeit zum Genesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De ziekte moet tijd hebben om te genezen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 500<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Socher überlebt den Pocher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Socher, einer, der oft siecht oder kränkelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Siechen und Gesunden haben ungleiche (oder: nicht einerlei) Stunden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5544; Simrock, 9521.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aeger et athleta, sunt dispare saepe diaeta. (<hi rendition="#i">Loci comm., 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wat de Sêke nig mag, dat mag de Sunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Is't nig vör de Sêken, so is't vör de Sunden.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, IV, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von harten Speisen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siechtag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat den mumphenden siechtagen.</hi> (S.  Meuchler und  Mummeln 2.) &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 10<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siechthum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Lang Siechthum oder Tod haben zu Lohn, die mit (nahen) Verwandten zum Ehebett gohn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Physiologisch begründet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Langes Siechthum bringt den stärksten Mann um.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De lange ziekte is de gewisse dood. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 500<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: At Siukdom är dödzens dagzwärkie. &#x2013; Siukdom är dödzens sändebud. (<hi rendition="#i">Grubb, 718.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Siechthum muss ein Mann beweisen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 444, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn es von wegen Ausbleibens vor Gericht entschuldigen soll.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Svche die muz ein man bewisen. (<hi rendition="#i">Gaupp, 318, 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Siechthum verlegt die Ladung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 444, 390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn ein Theil, z. B. wegen Krankheit, nicht erscheinen kann, so wird die Verhandlung der Angelegenheit verlegt.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siede.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Siede kann man keinen Strick drehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex incomprehensibili parvitate arenae funis effici non potest. (<hi rendition="#i">Columella.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1018.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat Siede im Kopfe.</hi> (S.  Grütze 17 und  Häckerling.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Ma sieczk&#x0119; w g&#x0142;owie. (<hi rendition="#i">Lompa, 21.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sieden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Boswell einst den Redner Burke fragte, wie er wol den Menschen definiren würde, erwiderte dieser: &#x201E;Der Mensch ist ein kochendes Thier.&#x201C; &#x201E;Die Definition ist gut&#x201C;, sagte Boswell, &#x201E;und jetzt verstehe ich erst das alte Sprichwort: Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Magazin für die Literatur des Auslandes, 1835, S. 42.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die viel sieden und braten, kommen um Aecker, Wiesen und Matten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Festa Martini saepius iterata consumunt anseres et prata. (<hi rendition="#i">Seybold, 180.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[278]/0284] 2 Nach den Siebenschläfern (27. Juni) richten sich sieben Tage und sieben Wochen. – Bair. Hauskalender. 3 Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnet es vier ganzer Wochen. 4 Wenn et up Säbenslöper rägent, denn rägent et sêben Wêken, un wenn âk mant all Dâge en pâr Droppen fallet. – Schambach, II, 674. Wenn's am Siebenschläfertage regnet, so soll es sieben Wochen lang regnen. Diese Bauernregel bewährte sich durch die karlsruher Beobachtung (s. Gans 134) nur so weit, dass es in sechsundfunfzig Jahren sechsundzwanzigmal am Loostage regnete, aber nur elfmal längeres Regenwetter eintrat. (Vgl. Mecklenburg. Anzeiger vom Jahre 1864, Nr. 38.) 5 Wenn's an den Siebenschläfern regnet, so ist man sieben Wochen mit Regen gesegnet. – Boebel, 33. *6 A îs a rechter Sîbeschläfer. (Schles.) – Frommann, III, 414, 541. Holl.: He is een negen-slaper. – Het is er een van de zeven slapers. (Harrebomée, II, 273a.) *7 Er ist ein Siebenschläfer. – Frischbier2, 3496. Wird in dem Sinne angewandt: Er schläft bis früh um sieben, sowie überhaupt: Er schläft sehr lange. Die Redensart hat ihren Ursprung in kirchlichen Sagen. Die sieben Brüder sollen, da sie funfzig Jahre geschlafen, das Unglück ihres Vaterlandes (Kreta) überlebt haben. (S. 10. Juli im Kalender.) Die sieben Schläfer sollen sieben Brüder oder Christen aus Ephesos gewesen sein, welche sich vor der Christenverfolgung unter Decius in eine Höhle retteten und hier hundertfünfundfunfzig Jahre hindurch bis zur Regierung des Theodosius schliefen. (S. 27. Juni im Kalender.) Lat.: Endymionis somnum dormis. (Binder I, 409; II, 952; Frob., 188; Germberg, VI, 94; Philippi, I, 133; Seybold, 146.) Siebensinniger. * Dat öss e Sewesönn'ger. – Frischbier2, 3497. Siebenundzwanziger. * Es ist ein Siebenundzwanziger. (Schles.) Zur Bezeichnung eines Mannes, der in seiner Sache zu Hause, aber für dieselbe mehr aus Starrsinn als aus vernünftigen Gründen eingenommen ist. Die Redensart hat in folgender Begebenheit ihren Grund. Zu Anfange des Dreissigjährigen Kriegs war ein grosser Theil der schlesischen Geistlichkeit mehr reformirt als lutherisch gesinnt. Georg Rudolf, Herzog von Liegnitz und Wohlau, der den deshalb entstandenen Streitigkeiten äusserst feind war, wünschte eine Vereinigung beider Kirchen und befahl deshalb den Geistlichen zusammenzukommen, um diese Vereinigung zu Stande zu bringen. Ein Theil der lutherischen Geistlichkeit war dazu bereit; nur siebenundzwanzig echte (d. h. sehr starre und buchstabengläubige) Lutheraner widersetzten sich diesem Vorhaben und sandten eine Gesandtschaft an den Herzog nach Parchwitz, ihn zu bitten, den alten Glauben der Lutheraner zu schützen. Sie richteten aber nichts aus; der Herzog liess sie mit einem sehr ungünstigen Bescheid von sich. Als darauf mehrere von ihnen öffentlich gegen die Reformirten predigten, setzte er einige derselben von ihrem Amte ab. Dies bewog die übrigen, desto strenger an ihren Vorstellungen zu hängen; und so musste die schon so oft versuchte Vereinigung der Lutheraner und Reformirten natürlich unterbleiben. Man schrieb dies der Verbindung jener siebenundzwanzig Geistlichen zu, und nannte seit dieser Zeit jeden beharrlichen und in seiner Sache gewissen Mann einen Siebenundzwanziger. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1806.) Am passendsten dürfte nun wol die Redensart auf solche angewandt werden, welche auf den Buchstaben irgendeines religiösen oder wissenschaftlichen Bekenntnisses geschworen haben, davon nicht abgehen, weil es die Worte ihres Meisters sind, wenn auch der Geist längst vorwärts geschritten ist und sie nur die Schale noch haben. Jene starrköpfigen Siebenundzwanziger sind in unsern Tagen wieder sehr zahlreich aufgetaucht, und sind noch ebenso wie 1628. Die zwei Jahrhunderte sind für sie nicht dagewesen. Es gibt aber Granitblöcke, die noch länger auf demselben Platze stehen und genau noch so aussehen, wie vor tausend Jahren. Siebenwurst. * Es ist ein Hans Siebenwurst. Von einem in die Welt verliebten Narren. (Narrenspiegel, 43.) Siebenzwetschkenbaum-Edelmann. * Es ist ein Siebenzwetschkenbaum-Edelmann. So nennt der Ungar arme Edelleute. In der Bresl. Zeitung, 1872, Nr. 120 heisst es: „Der Mann, der es binnen wenigen Jahren als Finanzminister vom Journalisten und Siebenzwetschkenbaum-Edelmann, wie der Ungar die Habenichtse nennt, zum Grafen und Millionär gebracht, wild mehr als beargwohnt.“ Siebzehn. 1 Siebenzehn und ein Krätlein1 voll. – Kirchhofer, 266. 1) Körblein, vgl. Tobler, 118. (S. Strüssen.) – In Schwaben: Siebezeah und a Säckle voll. *2 Bis blinde Siebezehne schlaufe. (Ulm.) *3 Es is a falsche Sibzehna. (Oberösterreich.) Es gab einst Geldstücke im Werth von siebzehn Kreuzern; da es nun viel falsche gegeben haben mag, so ist davon die Redensart entlehnt und auf Menschen, die nicht wahrhaftig sind, angewandt worden. Siech. * Du bist a rechter Siach. (Ulm.) Siechbett. 1 Das Siechbett lehrt beten. – Eiselein, 568; Simrock, 9522. 2 Mancher muss auff dem siechbett verzehren, was er mit Rencken vnd bösem vortheil an sich gebracht hat. – Petri, II, 452; Henisch, 341, 60. 3 Wer dem Siechbett losen will, dem mag sie werden wol zu viel. – Eiselein, 568. *4 Das mag er noch auf dem Siechbett büssen. Lat.: In morbo consumat. (Philippi, I, 200.) Siechen. 1 Et sükt sik wol, man et starvt sik so hast nig. (Holst.) – Schütze, IV, 222. Es ist nicht jede Krankheit tödlich. 2 Lang sichen ist gewiser tod. – Hofmann, 37, 146. Siecher. 1 Der Sieche braucht viel Zeit zum Genesen. Holl.: De ziekte moet tijd hebben om te genezen. (Harrebomée, II, 500a.) 2 Der Socher überlebt den Pocher. Socher, einer, der oft siecht oder kränkelt. 3 Die Siechen und Gesunden haben ungleiche (oder: nicht einerlei) Stunden. – Körte, 5544; Simrock, 9521. Lat.: Aeger et athleta, sunt dispare saepe diaeta. (Loci comm., 197.) 4 Wat de Sêke nig mag, dat mag de Sunde. *5 Is't nig vör de Sêken, so is't vör de Sunden. (Holst.) – Schütze, IV, 222. Von harten Speisen. Siechtag. * Er hat den mumphenden siechtagen. (S. Meuchler und Mummeln 2.) – Franck, II, 10b. Siechthum. 1 Lang Siechthum oder Tod haben zu Lohn, die mit (nahen) Verwandten zum Ehebett gohn. Physiologisch begründet. 2 Langes Siechthum bringt den stärksten Mann um. Holl.: De lange ziekte is de gewisse dood. (Harrebomée, II, 500a.) Schwed.: At Siukdom är dödzens dagzwärkie. – Siukdom är dödzens sändebud. (Grubb, 718.) 3 Siechthum muss ein Mann beweisen. – Graf, 444, 391. Wenn es von wegen Ausbleibens vor Gericht entschuldigen soll. Mhd.: Svche die muz ein man bewisen. (Gaupp, 318, 138.) 4 Siechthum verlegt die Ladung. – Graf, 444, 390. Wenn ein Theil, z. B. wegen Krankheit, nicht erscheinen kann, so wird die Verhandlung der Angelegenheit verlegt. Siede. 1 Aus Siede kann man keinen Strick drehen. Lat.: Ex incomprehensibili parvitate arenae funis effici non potest. (Columella.) (Binder II, 1018.) *2 Er hat Siede im Kopfe. (S. Grütze 17 und Häckerling.) Poln.: Ma sieczkę w głowie. (Lompa, 21.) Sieden. 1 Auch im Sieden der Eier ist Vernunft. Als Boswell einst den Redner Burke fragte, wie er wol den Menschen definiren würde, erwiderte dieser: „Der Mensch ist ein kochendes Thier.“ „Die Definition ist gut“, sagte Boswell, „und jetzt verstehe ich erst das alte Sprichwort: Auch im Sieden der Eier ist Vernunft.“ (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1835, S. 42.) 2 Die viel sieden und braten, kommen um Aecker, Wiesen und Matten. Lat.: Festa Martini saepius iterata consumunt anseres et prata. (Seybold, 180.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/284
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [278]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/284>, abgerufen am 18.04.2024.