Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *74 Die Speiss reucht nach dem Fewr. - Petri, II, 144; Henisch, 1087, 39.

Um zu sagen, dass sie heiss ist. Der Ton ruht auf die.

*75 Er kann alle Speisen essen, nur keinen Stockfisch.

Lat.: Simile non agit in simile. (Chaos, 407.)

*76 Es ist eine verdeckte Speise.

Etwas Verhohlenes, eine Sache, die nicht klar ist oder nicht zu allgemeiner Kenntniss kommen soll.

Frz.: Servir un homme a plats couverts. (Kritzinger, 186b.)

Lat.: Asianae mensae. - Siculae mensae. (Seybold, 40 u. 559.)

*77 Heb di a warme Speise. - Sutermeister, 24.

Als Drohung. Nimm dich in Acht, ich habe eine warme Speise, z. B. Prügelsuppe, Ohrfeigen u. dgl.

*78 Mir ekelt vor der Speise.

Die Sache ist mir sehr widerwärtig.

Frz.: J'ai un degoaut de cette viande. (Kritzinger, 712a.)

*79 Sie haben keine andere Speis als Manglkern (Manglmuss und Mangldorten). - Chaos, 746.


Speisegewölbe.

Ein Speisegewölbe ohne Ham, ein Kleid ohne Bram, ein Markt ohne Kram, ein Spiegel ohne Rahm, ein Mensch ohne Zahm (Zaum) sind nicht weit her allesam.


Speisen.

1 Der speist übel, der wartet auf fremden Kübel.

2 Erst speise deinen Bruder, dann bitte Fremde zu Gaste.

3 Erst speisen, dann kreisen (tanzen).

Denn vor Essens wird kein Tanz.

4 Hast du nicht gespeiset, so hastu getödtet. - Heshusius, Postille, CCLXIb.

Lat.: Sit non panisti occidisti.

5 Man speist mittags nicht, wenn man abends zur Hochzeit geht.

Frz.: On ne dine point le matin, quand on est de noces le soir. (Kritzinger, 480a.)

6 Niemand speist, der nach der Beicht nicht sein Judenkreuzerl1 reicht. - Graf, 544, 64; Schmeller, II, 265.

1) So wurden die Beicht- und Abendmahlsgroschen vom Volke genannt. - In Bezug auf kirchliche Gebühren, Beichtgroschen, Offertorien.

7 Speisen und arzneien hat seine Zeit.

"Speiss und Ertznei hat ihre Zeit, wer die versäumt, selten gedeiht." (Froschm., CcVIIIb.)

8 Was speist vnd kleidt, ehrt vnd nehrt, das ist nutz. - Lehmann, 561, 64.

9 Wer gespeiset wird von fremden Händen, der isset nimmer wohl. - Geiler.

10 Wer schlecht speist, fastet genug.

It.: Chi mal mangia assai digiuna. (Pazzaglia, 211, 2.)

*11 Er speist (trinkt) wie der Büttel von Neuteich. - Frischbier, 118; Frischbier2, 3562; Hennig, 62; Pisanski, 16.

D. h. allein. Die Redensart gehört einer Zeit an, in welcher der Beruf des Scharfrichters ein ehrloser war und niemand aus Verachtung mit ihm umgehen mochte. Pisanski (16) bemerkt zu der obigen Redensart: "Neuteich ist ein Städtchen im Grossen Werder." Die Veranlassung zu der Redensart berichtet Hartwich (Beschreibung der Werder, S. 529) also: "Damals (1662) hatten die Neuteicher noch ihren eigenen Scharfrichter mit Namen Hanns Schulz, der hatte seinen eigenen Sitz in der Kirche allein, welcher noch auf dem gemeinen Chor gezeigt wird. Im Ermlande hatte der Büttel, der dort Schinder, auch Caviller genannt wird, in jeder Schenke seinen eigenen Platz und auch sein eigenes Trinkgefäss, welches in der Regel an der Stubenthür hing, eine Einrichtung, die auch an andern Orten stattfand."

*12 Es speist und kleidet nicht.

*13 So fett speisen wir nicht. (Schles.)

Das geschieht nicht, daraus wird nichts.

*14 Speise ihn mit Worten, du darfst sie nicht kaufen.

*15 Speise mit den Engeln im Dom! (S. Essen, Verb., 62.) (Würzburg.)


Speisetrucke.

* Me sett em de Speistrückun heejer stellun. (S. Brotkorb 5.) (Wallis.) - Sutermeister, 70.


Speivogel.

* Es ist ein Speivogel.

"Lucianns, der Speivogel und abgefallene Christ." (Gottfr., 342a.)


[Spaltenumbruch]
Speiwerk.

* Spey vnd fatzwerk. - Rollwagenbüchlein, XCIV.


Spektakel.

1 Bi ons öss all Das Spektakel; de Vada haut de Mutta, de Mutta haut mi, on öck hau dat schorwge Farkl. (Angerburg.) - Frischbier2, 3563.

*2 Es ist ein Spektakel, als wenn's Rothkätl ausgeflogen wäre. - Klix, 84.

*3 Es ist ein Spektakel wie in der Judenschule.

*4 Jedermann ein Spektakel abgeben. (S. Schauspiel 2.)


Spelde.

'N Spelde is'n Frolüe-Dagghüür. - Bueren, 931; Stürenburg, 251; Hauskalender, III.

Eine Spelde (meist gesprochen Spelle), d. i. Stecknadel, ist Weibertagelohn. Was eine Frau erwirbt, verdient, ist unbedeutend wie eine Stecknadel.


Spelz.

* Sie hat Spelz im Stroh. - Eiselein, 572.


Spendiren.

1 Wer nicht spendirt, wird nicht promovirt. - Parömiakon, 3205.

2 Wer nicht will spendiren, wird sein Recht verlieren.

3 Wer nur recht spendiren kann, ist überall ein lieber (guter) Mann.

Schwed.: Han är altid god som glugg fyller. (Grubb, 288.)


Spendirhose.

*1 De Spanderbüxe anhebb'n. - Eichwald, 266; für Altmark: Danneil, 26.

In Preussen: Hei heft da Spendärböxe an. (Frischbier2, 3564.) In einer freigebigen, schenklustigen Stimmung sein. Hüte hett he de Spenderhosen an. (Dähnert, 447.)

*2 E hot net de Spändeirhuesen an. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 176, 197.

*3 Er hat die Spendirhosen (nicht) an. - Eiselein, 572; Körte, 5634; Braun, I, 4170.

In Schlesien: Hoite hoat a de Spendirhosen oan. (Gomolcke, 427; Robinson, 190.) Er ist heute freigebig, er greift in die Hosentasche um zu spenden.


Spengel.

Wer die Spengel (Stecknadel) nicht achtet, kommt nicht zur Nähnadel. - Schmitz, 192, 137.


Spenglerleben.

* Ein Spenglerleben führen. - Grimmelshausen, Springinsfeld.

Kurz erklärt es durch: Vagabundenleben.


Spentifözie.

* Keini Spentifözie. - Sutermeister, 21.


Sperber.

1 Die Sperber haben von jeher Tauben gefressen.

Ein Sperber kann nicht ohne Fleisch leben, sagen die Türken. (Cahier, 2610.)

2 Einem solchen Sperber gehört eine solche Wachtel. - Winckler, XV, 97.

3 Es hat nicht jeder einen Sperber auf der Hand.

Nicht jeder besitzt das Jagdrecht.

Dän.: Hver mand haver ikke hög paa haand. (Prov. dan., 364.)

4 Man kann keinen Sperber mit leeren Händen fangen. (S. Hand 297.)

5 Wenn der Sperber kommt, flüchten die Tauben in den Söller. - Parömiakon, 2333.

6 Wenn der Sperber schreit, fliegt die Schwalbe fort.

7 Wenn man den Sperbern vnd Hunden jhr Jägerrecht gibt, so macht man sie lustig zum Jagen. - Petri, II, 663.

8 Wer nit Sperber hat, der baist mit eulen. - Nas, 59b.

*9 Dem Sperber die Tauben zu hüten geben. (S. Fuchs 365.)

*10 Lass dem Sperber sein Jegerrecht. - Mathesy, 244a.

"D. i.: gib einem jeglichen was jhm gebüret."


Sperenzchenmacher.

* Er ist ein Sperenzchenmacher. (Königsberg.)


Sperk.

Besser ein Sperck in der Hand, denn ein Storck auff dem Dach. - Henisch, 323, 42.


Sperling.

1 Auch ein Sperling findet ein Haus für sich. - Simrock, 9693.

[Spaltenumbruch] *74 Die Speiss reucht nach dem Fewr.Petri, II, 144; Henisch, 1087, 39.

Um zu sagen, dass sie heiss ist. Der Ton ruht auf die.

*75 Er kann alle Speisen essen, nur keinen Stockfisch.

Lat.: Simile non agit in simile. (Chaos, 407.)

*76 Es ist eine verdeckte Speise.

Etwas Verhohlenes, eine Sache, die nicht klar ist oder nicht zu allgemeiner Kenntniss kommen soll.

Frz.: Servir un homme à plats couverts. (Kritzinger, 186b.)

Lat.: Asianae mensae. – Siculae mensae. (Seybold, 40 u. 559.)

*77 Heb di a warme Spîse.Sutermeister, 24.

Als Drohung. Nimm dich in Acht, ich habe eine warme Speise, z. B. Prügelsuppe, Ohrfeigen u. dgl.

*78 Mir ekelt vor der Speise.

Die Sache ist mir sehr widerwärtig.

Frz.: J'ai un degoût de cette viande. (Kritzinger, 712a.)

*79 Sie haben keine andere Speis als Manglkern (Manglmuss und Mangldorten).Chaos, 746.


Speisegewölbe.

Ein Speisegewölbe ohne Ham, ein Kleid ohne Bram, ein Markt ohne Kram, ein Spiegel ohne Rahm, ein Mensch ohne Zahm (Zaum) sind nicht weit her allesam.


Speisen.

1 Der speist übel, der wartet auf fremden Kübel.

2 Erst speise deinen Bruder, dann bitte Fremde zu Gaste.

3 Erst speisen, dann kreisen (tanzen).

Denn vor Essens wird kein Tanz.

4 Hast du nicht gespeiset, so hastu getödtet.Heshusius, Postille, CCLXIb.

Lat.: Sit non panisti occidisti.

5 Man speist mittags nicht, wenn man abends zur Hochzeit geht.

Frz.: On ne dine point le matin, quand on est de nôces le soir. (Kritzinger, 480a.)

6 Niemand speist, der nach der Beicht nicht sein Judenkreuzerl1 reicht.Graf, 544, 64; Schmeller, II, 265.

1) So wurden die Beicht- und Abendmahlsgroschen vom Volke genannt. – In Bezug auf kirchliche Gebühren, Beichtgroschen, Offertorien.

7 Speisen und arzneien hat seine Zeit.

„Speiss und Ertznei hat ihre Zeit, wer die versäumt, selten gedeiht.“ (Froschm., CcVIIIb.)

8 Was speist vnd kleidt, ehrt vnd nehrt, das ist nutz.Lehmann, 561, 64.

9 Wer gespeiset wird von fremden Händen, der isset nimmer wohl.Geiler.

10 Wer schlecht speist, fastet genug.

It.: Chi mal mangia assai digiuna. (Pazzaglia, 211, 2.)

*11 Er speist (trinkt) wie der Büttel von Neuteich.Frischbier, 118; Frischbier2, 3562; Hennig, 62; Pisanski, 16.

D. h. allein. Die Redensart gehört einer Zeit an, in welcher der Beruf des Scharfrichters ein ehrloser war und niemand aus Verachtung mit ihm umgehen mochte. Pisanski (16) bemerkt zu der obigen Redensart: „Neuteich ist ein Städtchen im Grossen Werder.“ Die Veranlassung zu der Redensart berichtet Hartwich (Beschreibung der Werder, S. 529) also: „Damals (1662) hatten die Neuteicher noch ihren eigenen Scharfrichter mit Namen Hanns Schulz, der hatte seinen eigenen Sitz in der Kirche allein, welcher noch auf dem gemeinen Chor gezeigt wird. Im Ermlande hatte der Büttel, der dort Schinder, auch Caviller genannt wird, in jeder Schenke seinen eigenen Platz und auch sein eigenes Trinkgefäss, welches in der Regel an der Stubenthür hing, eine Einrichtung, die auch an andern Orten stattfand.“

*12 Es speist und kleidet nicht.

*13 So fett speisen wir nicht. (Schles.)

Das geschieht nicht, daraus wird nichts.

*14 Speise ihn mit Worten, du darfst sie nicht kaufen.

*15 Speise mit den Engeln im Dom! (S. Essen, Verb., 62.) (Würzburg.)


Speisetrucke.

* Me sett em de Spîstrückun heejer stellun. (S. Brotkorb 5.) (Wallis.) – Sutermeister, 70.


Speivogel.

* Es ist ein Speivogel.

„Lucianns, der Speivogel und abgefallene Christ.“ (Gottfr., 342a.)


[Spaltenumbruch]
Speiwerk.

* Spey vnd fatzwerk.Rollwagenbüchlein, XCIV.


Spektakel.

1 Bi ons öss all Das Spektakel; de Vada haut de Mutta, de Mutta haut mi, on öck hau dat schorwge Farkl. (Angerburg.) – Frischbier2, 3563.

*2 Es ist ein Spektakel, als wenn's Rothkätl ausgeflogen wäre.Klix, 84.

*3 Es ist ein Spektakel wie in der Judenschule.

*4 Jedermann ein Spektakel abgeben. (S. Schauspiel 2.)


Spelde.

'N Spelde is'n Frôlüe-Dagghüür.Bueren, 931; Stürenburg, 251; Hauskalender, III.

Eine Spelde (meist gesprochen Spelle), d. i. Stecknadel, ist Weibertagelohn. Was eine Frau erwirbt, verdient, ist unbedeutend wie eine Stecknadel.


Spelz.

* Sie hat Spelz im Stroh.Eiselein, 572.


Spendiren.

1 Wer nicht spendirt, wird nicht promovirt.Parömiakon, 3205.

2 Wer nicht will spendiren, wird sein Recht verlieren.

3 Wer nur recht spendiren kann, ist überall ein lieber (guter) Mann.

Schwed.: Han är altid god som glugg fyller. (Grubb, 288.)


Spendirhose.

*1 De Spandêrbüxe anhebb'n.Eichwald, 266; für Altmark: Danneil, 26.

In Preussen: Hei heft da Spendärböxe an. (Frischbier2, 3564.) In einer freigebigen, schenklustigen Stimmung sein. Hüte hett he de Spendêrhosen an. (Dähnert, 447.)

*2 E hôt net de Spändîrhuesen an. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 197.

*3 Er hat die Spendirhosen (nicht) an.Eiselein, 572; Körte, 5634; Braun, I, 4170.

In Schlesien: Hoite hoat a de Spendirhosen oan. (Gomolcke, 427; Robinson, 190.) Er ist heute freigebig, er greift in die Hosentasche um zu spenden.


Spengel.

Wer die Spengel (Stecknadel) nicht achtet, kommt nicht zur Nähnadel.Schmitz, 192, 137.


Spenglerleben.

* Ein Spenglerleben führen.Grimmelshausen, Springinsfeld.

Kurz erklärt es durch: Vagabundenleben.


Spentifözie.

* Keini Spentifözie.Sutermeister, 21.


Sperber.

1 Die Sperber haben von jeher Tauben gefressen.

Ein Sperber kann nicht ohne Fleisch leben, sagen die Türken. (Cahier, 2610.)

2 Einem solchen Sperber gehört eine solche Wachtel.Winckler, XV, 97.

3 Es hat nicht jeder einen Sperber auf der Hand.

Nicht jeder besitzt das Jagdrecht.

Dän.: Hver mand haver ikke høg paa haand. (Prov. dan., 364.)

4 Man kann keinen Sperber mit leeren Händen fangen. (S. Hand 297.)

5 Wenn der Sperber kommt, flüchten die Tauben in den Söller.Parömiakon, 2333.

6 Wenn der Sperber schreit, fliegt die Schwalbe fort.

7 Wenn man den Sperbern vnd Hunden jhr Jägerrecht gibt, so macht man sie lustig zum Jagen.Petri, II, 663.

8 Wer nit Sperber hat, der baist mit eulen.Nas, 59b.

*9 Dem Sperber die Tauben zu hüten geben. (S. Fuchs 365.)

*10 Lass dem Sperber sein Jegerrecht.Mathesy, 244a.

„D. i.: gib einem jeglichen was jhm gebüret.“


Sperenzchenmacher.

* Er ist ein Sperenzchenmacher. (Königsberg.)


Sperk.

Besser ein Sperck in der Hand, denn ein Storck auff dem Dach.Henisch, 323, 42.


Sperling.

1 Auch ein Sperling findet ein Haus für sich.Simrock, 9693.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0349" n="[343]"/><cb n="685"/>
*74 Die Speiss reucht nach dem Fewr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 144; Henisch, 1087, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen, dass sie heiss ist. Der Ton ruht auf <hi rendition="#g">die</hi>.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*75 Er kann alle Speisen essen, nur keinen Stockfisch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Simile non agit in simile. (<hi rendition="#i">Chaos, 407.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*76 Es ist eine verdeckte Speise.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas Verhohlenes, eine Sache, die nicht klar ist oder nicht zu allgemeiner Kenntniss kommen soll.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Servir un homme à plats couverts. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 186<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Asianae mensae. &#x2013; Siculae mensae. (<hi rendition="#i">Seybold, 40 u. 559.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Heb di a warme Spîse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Als Drohung. Nimm dich in Acht, ich habe eine warme Speise, z. B. Prügelsuppe, Ohrfeigen u. dgl.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*78 Mir ekelt vor der Speise.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache ist mir sehr widerwärtig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: J'ai un degoût de cette viande. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 712<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*79 Sie haben keine andere Speis als Manglkern (Manglmuss und Mangldorten).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Chaos, 746.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speisegewölbe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Ein Speisegewölbe ohne Ham, ein Kleid ohne Bram, ein Markt ohne Kram, ein Spiegel ohne Rahm, ein Mensch ohne Zahm (Zaum) sind nicht weit her allesam.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speisen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der speist übel, der wartet auf fremden Kübel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Erst speise deinen Bruder, dann bitte Fremde zu Gaste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Erst speisen, dann kreisen (tanzen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Denn vor Essens wird kein Tanz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Hast du nicht gespeiset, so hastu getödtet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Heshusius, Postille, CCLXI<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sit non panisti occidisti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Man speist mittags nicht, wenn man abends zur Hochzeit geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On ne dine point le matin, quand on est de nôces le soir. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 480<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Niemand speist, der nach der Beicht nicht sein Judenkreuzerl<hi rendition="#sup">1</hi> reicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 544, 64; Schmeller, II, 265.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) So wurden die Beicht- und Abendmahlsgroschen vom Volke genannt. &#x2013; In Bezug auf kirchliche Gebühren, Beichtgroschen, Offertorien.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Speisen und arzneien hat seine Zeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Speiss und Ertznei hat ihre Zeit, wer die versäumt, selten gedeiht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Froschm., CcVIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Was speist vnd kleidt, ehrt vnd nehrt, das ist nutz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 561, 64.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer gespeiset wird von fremden Händen, der isset nimmer wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer schlecht speist, fastet genug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi mal mangia assai digiuna. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 211, 2.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er speist (trinkt) wie der Büttel von Neuteich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 118; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3562; Hennig, 62; Pisanski, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. allein. Die Redensart gehört einer Zeit an, in welcher der Beruf des Scharfrichters ein ehrloser war und niemand aus Verachtung mit ihm umgehen mochte. <hi rendition="#i">Pisanski (16)</hi> bemerkt zu der obigen Redensart: &#x201E;Neuteich ist ein Städtchen im Grossen Werder.&#x201C; Die Veranlassung zu der Redensart berichtet <hi rendition="#i">Hartwich (Beschreibung der Werder, S. 529)</hi> also: &#x201E;Damals (1662) hatten die Neuteicher noch ihren eigenen Scharfrichter mit Namen Hanns Schulz, der hatte seinen eigenen Sitz in der Kirche allein, welcher noch auf dem gemeinen Chor gezeigt wird. Im Ermlande hatte der Büttel, der dort Schinder, auch Caviller genannt wird, in jeder Schenke seinen eigenen Platz und auch sein eigenes Trinkgefäss, welches in der Regel an der Stubenthür hing, eine Einrichtung, die auch an andern Orten stattfand.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Es speist und kleidet nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 So fett speisen wir nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das geschieht nicht, daraus wird nichts.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Speise ihn mit Worten, du darfst sie nicht kaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Speise mit den Engeln im Dom!</hi> (S.  Essen, Verb., 62.) (<hi rendition="#i">Würzburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speisetrucke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Me sett em de Spîstrückun heejer stellun.</hi> (S.  Brotkorb 5.) (<hi rendition="#i">Wallis.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 70.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speivogel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Speivogel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Lucianns, der Speivogel und abgefallene Christ.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gottfr., 342<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="686"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Speiwerk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Spey vnd fatzwerk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Rollwagenbüchlein, XCIV.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spektakel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bi ons öss all Das Spektakel; de Vada haut de Mutta, de Mutta haut mi, on öck hau dat schorwge Farkl.</hi> (<hi rendition="#i">Angerburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3563.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist ein Spektakel, als wenn's Rothkätl ausgeflogen wäre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klix, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist ein Spektakel wie in der Judenschule.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Jedermann ein Spektakel abgeben.</hi> (S.  Schauspiel 2.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spelde.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">'N Spelde is'n Frôlüe-Dagghüür.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 931; Stürenburg, 251; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Spelde (meist gesprochen Spelle), d. i. Stecknadel, ist Weibertagelohn. Was eine Frau erwirbt, verdient, ist unbedeutend wie eine Stecknadel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spelz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie hat Spelz im Stroh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 572.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spendiren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer nicht spendirt, wird nicht promovirt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 3205.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer nicht will spendiren, wird sein Recht verlieren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer nur recht spendiren kann, ist überall ein lieber (guter) Mann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Han är altid god som glugg fyller. (<hi rendition="#i">Grubb, 288.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spendirhose.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 De Spandêrbüxe anhebb'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 266;</hi> für Altmark: <hi rendition="#i">Danneil, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Preussen: Hei heft da Spendärböxe an. (<hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3564.</hi>) In einer freigebigen, schenklustigen Stimmung sein. Hüte hett he de Spendêrhosen an. (<hi rendition="#i">Dähnert, 447.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 E hôt net de Spändîrhuesen an.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 176, 197.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er hat die Spendirhosen (nicht) an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 572; Körte, 5634; Braun, I, 4170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Schlesien: Hoite hoat a de Spendirhosen oan. (<hi rendition="#i">Gomolcke, 427; Robinson, 190.</hi>) Er ist heute freigebig, er greift in die Hosentasche um zu spenden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spengel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer die Spengel (Stecknadel) nicht achtet, kommt nicht zur Nähnadel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schmitz, 192, 137.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spenglerleben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Spenglerleben führen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimmelshausen, Springinsfeld.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Kurz</hi> erklärt es durch: Vagabundenleben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Spentifözie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Keini Spentifözie.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 21.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sperber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Sperber haben von jeher Tauben gefressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Sperber kann nicht ohne Fleisch leben, sagen die Türken. (<hi rendition="#i">Cahier, 2610.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Einem solchen Sperber gehört eine solche Wachtel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XV, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Es hat nicht jeder einen Sperber auf der Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht jeder besitzt das Jagdrecht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hver mand haver ikke høg paa haand. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 364.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man kann keinen Sperber mit leeren Händen fangen.</hi> (S.  Hand 297.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wenn der Sperber kommt, flüchten die Tauben in den Söller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2333.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wenn der Sperber schreit, fliegt die Schwalbe fort.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wenn man den Sperbern vnd Hunden jhr Jägerrecht gibt, so macht man sie lustig zum Jagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 663.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Wer nit Sperber hat, der baist mit eulen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nas, 59<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Dem Sperber die Tauben zu hüten geben.</hi> (S.  Fuchs 365.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Lass dem Sperber sein Jegerrecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 244<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;D. i.: gib einem jeglichen was jhm gebüret.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sperenzchenmacher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Sperenzchenmacher.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sperk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Besser ein Sperck in der Hand, denn ein Storck auff dem Dach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 323, 42.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sperling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auch ein Sperling findet ein Haus für sich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9693.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[343]/0349] *74 Die Speiss reucht nach dem Fewr. – Petri, II, 144; Henisch, 1087, 39. Um zu sagen, dass sie heiss ist. Der Ton ruht auf die. *75 Er kann alle Speisen essen, nur keinen Stockfisch. Lat.: Simile non agit in simile. (Chaos, 407.) *76 Es ist eine verdeckte Speise. Etwas Verhohlenes, eine Sache, die nicht klar ist oder nicht zu allgemeiner Kenntniss kommen soll. Frz.: Servir un homme à plats couverts. (Kritzinger, 186b.) Lat.: Asianae mensae. – Siculae mensae. (Seybold, 40 u. 559.) *77 Heb di a warme Spîse. – Sutermeister, 24. Als Drohung. Nimm dich in Acht, ich habe eine warme Speise, z. B. Prügelsuppe, Ohrfeigen u. dgl. *78 Mir ekelt vor der Speise. Die Sache ist mir sehr widerwärtig. Frz.: J'ai un degoût de cette viande. (Kritzinger, 712a.) *79 Sie haben keine andere Speis als Manglkern (Manglmuss und Mangldorten). – Chaos, 746. Speisegewölbe. Ein Speisegewölbe ohne Ham, ein Kleid ohne Bram, ein Markt ohne Kram, ein Spiegel ohne Rahm, ein Mensch ohne Zahm (Zaum) sind nicht weit her allesam. Speisen. 1 Der speist übel, der wartet auf fremden Kübel. 2 Erst speise deinen Bruder, dann bitte Fremde zu Gaste. 3 Erst speisen, dann kreisen (tanzen). Denn vor Essens wird kein Tanz. 4 Hast du nicht gespeiset, so hastu getödtet. – Heshusius, Postille, CCLXIb. Lat.: Sit non panisti occidisti. 5 Man speist mittags nicht, wenn man abends zur Hochzeit geht. Frz.: On ne dine point le matin, quand on est de nôces le soir. (Kritzinger, 480a.) 6 Niemand speist, der nach der Beicht nicht sein Judenkreuzerl1 reicht. – Graf, 544, 64; Schmeller, II, 265. 1) So wurden die Beicht- und Abendmahlsgroschen vom Volke genannt. – In Bezug auf kirchliche Gebühren, Beichtgroschen, Offertorien. 7 Speisen und arzneien hat seine Zeit. „Speiss und Ertznei hat ihre Zeit, wer die versäumt, selten gedeiht.“ (Froschm., CcVIIIb.) 8 Was speist vnd kleidt, ehrt vnd nehrt, das ist nutz. – Lehmann, 561, 64. 9 Wer gespeiset wird von fremden Händen, der isset nimmer wohl. – Geiler. 10 Wer schlecht speist, fastet genug. It.: Chi mal mangia assai digiuna. (Pazzaglia, 211, 2.) *11 Er speist (trinkt) wie der Büttel von Neuteich. – Frischbier, 118; Frischbier2, 3562; Hennig, 62; Pisanski, 16. D. h. allein. Die Redensart gehört einer Zeit an, in welcher der Beruf des Scharfrichters ein ehrloser war und niemand aus Verachtung mit ihm umgehen mochte. Pisanski (16) bemerkt zu der obigen Redensart: „Neuteich ist ein Städtchen im Grossen Werder.“ Die Veranlassung zu der Redensart berichtet Hartwich (Beschreibung der Werder, S. 529) also: „Damals (1662) hatten die Neuteicher noch ihren eigenen Scharfrichter mit Namen Hanns Schulz, der hatte seinen eigenen Sitz in der Kirche allein, welcher noch auf dem gemeinen Chor gezeigt wird. Im Ermlande hatte der Büttel, der dort Schinder, auch Caviller genannt wird, in jeder Schenke seinen eigenen Platz und auch sein eigenes Trinkgefäss, welches in der Regel an der Stubenthür hing, eine Einrichtung, die auch an andern Orten stattfand.“ *12 Es speist und kleidet nicht. *13 So fett speisen wir nicht. (Schles.) Das geschieht nicht, daraus wird nichts. *14 Speise ihn mit Worten, du darfst sie nicht kaufen. *15 Speise mit den Engeln im Dom! (S. Essen, Verb., 62.) (Würzburg.) Speisetrucke. * Me sett em de Spîstrückun heejer stellun. (S. Brotkorb 5.) (Wallis.) – Sutermeister, 70. Speivogel. * Es ist ein Speivogel. „Lucianns, der Speivogel und abgefallene Christ.“ (Gottfr., 342a.) Speiwerk. * Spey vnd fatzwerk. – Rollwagenbüchlein, XCIV. Spektakel. 1 Bi ons öss all Das Spektakel; de Vada haut de Mutta, de Mutta haut mi, on öck hau dat schorwge Farkl. (Angerburg.) – Frischbier2, 3563. *2 Es ist ein Spektakel, als wenn's Rothkätl ausgeflogen wäre. – Klix, 84. *3 Es ist ein Spektakel wie in der Judenschule. *4 Jedermann ein Spektakel abgeben. (S. Schauspiel 2.) Spelde. 'N Spelde is'n Frôlüe-Dagghüür. – Bueren, 931; Stürenburg, 251; Hauskalender, III. Eine Spelde (meist gesprochen Spelle), d. i. Stecknadel, ist Weibertagelohn. Was eine Frau erwirbt, verdient, ist unbedeutend wie eine Stecknadel. Spelz. * Sie hat Spelz im Stroh. – Eiselein, 572. Spendiren. 1 Wer nicht spendirt, wird nicht promovirt. – Parömiakon, 3205. 2 Wer nicht will spendiren, wird sein Recht verlieren. 3 Wer nur recht spendiren kann, ist überall ein lieber (guter) Mann. Schwed.: Han är altid god som glugg fyller. (Grubb, 288.) Spendirhose. *1 De Spandêrbüxe anhebb'n. – Eichwald, 266; für Altmark: Danneil, 26. In Preussen: Hei heft da Spendärböxe an. (Frischbier2, 3564.) In einer freigebigen, schenklustigen Stimmung sein. Hüte hett he de Spendêrhosen an. (Dähnert, 447.) *2 E hôt net de Spändîrhuesen an. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 197. *3 Er hat die Spendirhosen (nicht) an. – Eiselein, 572; Körte, 5634; Braun, I, 4170. In Schlesien: Hoite hoat a de Spendirhosen oan. (Gomolcke, 427; Robinson, 190.) Er ist heute freigebig, er greift in die Hosentasche um zu spenden. Spengel. Wer die Spengel (Stecknadel) nicht achtet, kommt nicht zur Nähnadel. – Schmitz, 192, 137. Spenglerleben. * Ein Spenglerleben führen. – Grimmelshausen, Springinsfeld. Kurz erklärt es durch: Vagabundenleben. Spentifözie. * Keini Spentifözie. – Sutermeister, 21. Sperber. 1 Die Sperber haben von jeher Tauben gefressen. Ein Sperber kann nicht ohne Fleisch leben, sagen die Türken. (Cahier, 2610.) 2 Einem solchen Sperber gehört eine solche Wachtel. – Winckler, XV, 97. 3 Es hat nicht jeder einen Sperber auf der Hand. Nicht jeder besitzt das Jagdrecht. Dän.: Hver mand haver ikke høg paa haand. (Prov. dan., 364.) 4 Man kann keinen Sperber mit leeren Händen fangen. (S. Hand 297.) 5 Wenn der Sperber kommt, flüchten die Tauben in den Söller. – Parömiakon, 2333. 6 Wenn der Sperber schreit, fliegt die Schwalbe fort. 7 Wenn man den Sperbern vnd Hunden jhr Jägerrecht gibt, so macht man sie lustig zum Jagen. – Petri, II, 663. 8 Wer nit Sperber hat, der baist mit eulen. – Nas, 59b. *9 Dem Sperber die Tauben zu hüten geben. (S. Fuchs 365.) *10 Lass dem Sperber sein Jegerrecht. – Mathesy, 244a. „D. i.: gib einem jeglichen was jhm gebüret.“ Sperenzchenmacher. * Er ist ein Sperenzchenmacher. (Königsberg.) Sperk. Besser ein Sperck in der Hand, denn ein Storck auff dem Dach. – Henisch, 323, 42. Sperling. 1 Auch ein Sperling findet ein Haus für sich. – Simrock, 9693.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/349
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [343]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/349>, abgerufen am 18.04.2024.