Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 14 'N bet schef is engelsch. (Pommern.)

Frischbier2 (Nr. 307) hat es aus Elbing in der Schreibung: "Beit schäf öss englisch." Das beigefügte Fragezeichen wird hier seine Erledigung finden. Die Redensart wird zwar auch auf Schiefgewachsene, aber vorherrschend dann angewandt, wenn jemand sagt, dass ein Kleidungsstück oder einem Frauenzimmer der Haarscheitel schief sitze. Da heisst es: Laot men, 'n bet schef is engelsch.

15 'N beitjet schef swirt up best. - Bueren, 937.

Was im übrigen Deutschland die Kirchweihen oder Kirmsen, sind in Ostfriesland, wo diese gänzlich unbekannt sind, die Jahrmärkte, wo in Wirthshäusern und grossen Buden, in denen Branntwein geschenkt wird (Sudeltelten), getanzt und gezecht wird. Dahin führt nun der Bursche sein Mädchen, das ihm oft ohne ernstliche Heirathsabsicht nur für diese Gelegenheit angehört und seine Marktsbraut, wie im übrigen Deutschland Kirchweihschatz heisst. Eine Marktsbraut auf diese Art zu Tanz führen und tractiren (freihalten) heisst: swiren, an d' Swir wäsen, und wer diesem Vergnügen stark ergeben ist, ist ein Swirbold. Swiren heisst aber auch mit seitwärts überhängendem Leibe in weiten Bogengängen nach links und rechts Schlittschuh laufen, sonst swäjen, butenbens- lopen genannt. In dem obigen Sprichwort scheint auf beide Bedeutungen von swiren angespielt zu werden und demgemäss zugleich schef zweideutig zu sein, wie auch "schräg" und "schief geladen haben", angetrunken sein heisst. (Vgl. Frommann, IV, 350 u. 360, 29.)

Holl.: Een beetje scheef dat juffert (oder: zwiert) wel. (Harrebomee, I, 367b.)

16 Schef as vierlanner Ben', seggen de Altonaer. - Hoefer, 13.

17 Schief hat sich auch lief.

18 Schief zu sein wäre mir unerträglich, sagte die buckelige Liese.

Aehnlich russisch Altmann VI, 388.

19 So scheif as de Weäg na Oaken. - Frommann, 163, 133.

So schief wie der Weg nach Aachen.

20 So scheif as 'ne Bricke1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 162, 183.

1) Ein krummes Holz, an dem Schlachtvieh aufgehängt wird.

21 Wat scheif es, dat leiwet. (Sauerland.)

22 Wenn man auch schief sitzt, man muss doch gerade sprechen. - Schlechta, 60.

23 Wer schief ist, sieht den Buckel im Spiegel nicht.

Die Russen: Wenn die Schiefe nackt vor dem Spiegel steht, übersieht sie ihren Buckel. (Altmann VI, 439.)

*24 Da bist du schief gewickelt.

Du bist im Irrthum, siehst die Sache falsch an.

*25 Damit du nicht schief werdest. (Ostpreuss.)

Bei scherzweisen Backenstreichen rechts und links.

*26 Einen schief ansehen. - Braun, I, 3850.

*27 Er hat schief geladen. (S. Oberstübchen 3.) - Masson, 377.

Ist schwer betrunken.

*28 Er sitzt schief zu Pferde.

*29 Es geht schief. - Braun, I, 3850.

*30 He löpt so scheif as ennen Hond van Aerdangen. (Meurs.)

*31 Hei is scheiw wickelt. (Westf.)

*32 Man wird schief angesehen. - Eiselein, 548.


Schiefer.

1 Es hat jeder ein Schieffer. - Lehmann, 523, 53.

"Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander."

2 Ueberall gibts Schiefern und Späne. (Oberösterreich.)

Unannehmlichkeiten, Verdriesslichkeiten und Verwickelungen.

*3 Er hat einen Schiefer zu viel.

Wessen Geisteskräfte nicht in Ordnung zu sein scheinen.

*4 Er hat nicht nur einen Schiefer, sondern einen ganzen Balken. - Weinhold, 82.

*5 Si hat sich a Scheifarn einzog'n.

Lindermayr (Dichtungen in obderennsischer Mundart, S. 100) von einem ledigen Mädchen, die schwanger geworden.


Schieferete.

* Er het en uf d' Schieferete geführt. - Sutermeister, 78.

D. h. in Versuchung.


Schiefes.

Eh Bietken Scheiwes dat leuwet, owwer wat Liykens (Gleiches, Gerades) hoat jiedermann geren. (Westf.)


[Spaltenumbruch]
Schiefhals.

* Nu, Schewhals, rat'. - Frischbier, 232.


Schiefmaulen.

Schiefmaulen dat helpt nich. - Hauskalender, IV.


Schielbock.

Ein Schielbock sieht auf allen Seiten. - Kloster, VIII, 454.


Schielbocksgesicht.

Schielbocksgesicht ist das beste für Huren, es sieht auf alle Seiten. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 454.


Schielen.

1 Besser geschielt als gar blind. (S. Schel.) - Körte, 5306; Winckler, XIX, 64; Braun, I, 3851.

"Ich will euch sagen, liebe Kind, es ist vil besser schelch als blind." (Sutor, 87.)

Dän.: Det er bedre at vaere skaelöjed en blind. (Prov. dan., 500.)

2 Es schielt nicht jeder, der einmal über die Seite sieht. - Simrock, 8992; Körte, 5397.

3 Schielt eins1, so ist es geliebäugelt.

1) Von zwei Liebenden.

*4 A schielt wie en Bok. - Gomolcke, 215.

*5 Dat schelt as Dag un Nacht. - Eichwald, 274.

*6 Der schielt wie a Ratz. (Unterbettringen.) - Birlinger, 978.

*7 Du schiegelst (schielst) drein wie ein heissen Brei. (Rott-Thal.)

*8 Er schielt mit den Beinen. (Berlin.)

Ist betrunken.

*9 Sie schielt wie eine Gans, wenn's donnert.


Schielender.

1 Der Schielende spottet den Blinden.

Aehnlich die Chinesen Cahier, 2039. Die Russen dagegen: Der Schielende zieht den Blinden dem Sehenden vor. (Altmann VI, 389.)

Böhm.: Silhavy slepeho kara. - Slepy silhaveho dojima. (Celakovsky, 92.)

2 Ein Schielender sieht mehr als zehn Blinde.

Holl.: De schele is een koning onder de blinden. (Harrebomee, II, 244a.)


Schielheppe.

Schiel-Heppe, wo leg ich meinen Spiess hin? fragte der Bott die alte Frau, welche sich rühmte, dass sie die Warheit liebe. - Schuppius, Tract.


Schienbein.

1 Ans Schienbein stossen macht helle Augen.

*2 En blo Schen (Schienbein) schwart stuten (stossen). (Solingen.) - Firmenich, I, 442, 7.

*3 Er hat sich ein blaues Schienbein gelaufen.

Von einem Unternehmen, das nicht ohne Schaden ausgeführt worden ist. Eine abschlägige Antwort bekommen, im allgemeinen von einem Bewerber, der einen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Im Ostfriesischen: He het säk blau Schenen lopen. (Frommann, IV, 349; Eichwald, 1658; Kern, 547.)

Holl.: Hij heeft eene blaauwe scheen geloopen. (Harrebomee, II, 244b.)

*4 Er ist mir nicht am (ans) Schienbein gewachsen. - Schottel, 1116a.

*5 Jemand blaue Schienbeine machen. - Kritzinger, 456b.

Holl.: Iemand iets voor de scheenen werpen. (Harrebomee, II, 244b.)

*6 Sik vör de Schienen stauten. (Westf.)

D. h. übel anlaufen.


Schiene.

*1 Er het Scheini im Strov. (S. Mensch 955.) - Sutermeister, 104.

*2 Schlon (schlagen) öm vör de Schenen, wo de Jöd et Speck sitten (sitzen) het. (Meurs.)


Schiennägeln.

* Er schynneglet1 und schafft. (Solothurn.) - Schild, 91, 378.

1) Schynnegeln = Nägel an Radschienen schmieden, was als die schwerste Arbeit der Nagelschmiede gilt. Also: Beschwerliche Arbeit ausführen.


Schier (s. Scheir).

1 Schier geschiehet nimmermehr. - Petri, II, 528.

2 Schier hat nie keinen Hasen erjagt. - Moscherosch, 378.

Nur wer etwas ganz thut, hat Freude und Vortheil davon; halb thun ist nichts thun.

3 Schier oder fast hat nie einen Vogel getroffen.


[Spaltenumbruch] 14 'N bêt schêf is engelsch. (Pommern.)

Frischbier2 (Nr. 307) hat es aus Elbing in der Schreibung: „Beit schäf öss englisch.“ Das beigefügte Fragezeichen wird hier seine Erledigung finden. Die Redensart wird zwar auch auf Schiefgewachsene, aber vorherrschend dann angewandt, wenn jemand sagt, dass ein Kleidungsstück oder einem Frauenzimmer der Haarscheitel schief sitze. Da heisst es: Laot men, 'n bêt schêf is engelsch.

15 'N bîtjet schêf swirt up best.Bueren, 937.

Was im übrigen Deutschland die Kirchweihen oder Kirmsen, sind in Ostfriesland, wo diese gänzlich unbekannt sind, die Jahrmärkte, wo in Wirthshäusern und grossen Buden, in denen Branntwein geschenkt wird (Sudeltelten), getanzt und gezecht wird. Dahin führt nun der Bursche sein Mädchen, das ihm oft ohne ernstliche Heirathsabsicht nur für diese Gelegenheit angehört und seine Marktsbrût, wie im übrigen Deutschland Kirchweihschatz heisst. Eine Marktsbrût auf diese Art zu Tanz führen und tractiren (freihalten) heisst: swiren, an d' Swir wäsen, und wer diesem Vergnügen stark ergeben ist, ist ein Swirbold. Swiren heisst aber auch mit seitwärts überhängendem Leibe in weiten Bogengängen nach links und rechts Schlittschuh laufen, sonst swäjen, butenbêns- lôpen genannt. In dem obigen Sprichwort scheint auf beide Bedeutungen von swiren angespielt zu werden und demgemäss zugleich schêf zweideutig zu sein, wie auch „schräg“ und „schief geladen haben“, angetrunken sein heisst. (Vgl. Frommann, IV, 350 u. 360, 29.)

Holl.: Een beetje scheef dat juffert (oder: zwiert) wel. (Harrebomée, I, 367b.)

16 Schêf as vierlanner Bên', seggen de Altonaer.Hoefer, 13.

17 Schief hat sich auch lief.

18 Schief zu sein wäre mir unerträglich, sagte die buckelige Liese.

Aehnlich russisch Altmann VI, 388.

19 So schéif as de Wéäg na Oaken.Frommann, 163, 133.

So schief wie der Weg nach Aachen.

20 So schèif as 'ne Bricke1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 183.

1) Ein krummes Holz, an dem Schlachtvieh aufgehängt wird.

21 Wat scheif es, dat leiwet. (Sauerland.)

22 Wenn man auch schief sitzt, man muss doch gerade sprechen.Schlechta, 60.

23 Wer schief ist, sieht den Buckel im Spiegel nicht.

Die Russen: Wenn die Schiefe nackt vor dem Spiegel steht, übersieht sie ihren Buckel. (Altmann VI, 439.)

*24 Da bist du schief gewickelt.

Du bist im Irrthum, siehst die Sache falsch an.

*25 Damit du nicht schief werdest. (Ostpreuss.)

Bei scherzweisen Backenstreichen rechts und links.

*26 Einen schief ansehen.Braun, I, 3850.

*27 Er hat schief geladen. (S. Oberstübchen 3.) – Masson, 377.

Ist schwer betrunken.

*28 Er sitzt schief zu Pferde.

*29 Es geht schief.Braun, I, 3850.

*30 He löpt so scheif as ennen Hond van Aerdangen. (Meurs.)

*31 Hei is schèiw wickelt. (Westf.)

*32 Man wird schief angesehen.Eiselein, 548.


Schiefer.

1 Es hat jeder ein Schieffer.Lehmann, 523, 53.

„Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander.“

2 Ueberall gibts Schiefern und Späne. (Oberösterreich.)

Unannehmlichkeiten, Verdriesslichkeiten und Verwickelungen.

*3 Er hat einen Schiefer zu viel.

Wessen Geisteskräfte nicht in Ordnung zu sein scheinen.

*4 Er hat nicht nur einen Schiefer, sondern einen ganzen Balken.Weinhold, 82.

*5 Si hat sich a Schîfarn einzog'n.

Lindermayr (Dichtungen in obderennsischer Mundart, S. 100) von einem ledigen Mädchen, die schwanger geworden.


Schieferete.

* Er het en uf d' Schieferete geführt.Sutermeister, 78.

D. h. in Versuchung.


Schiefes.

Eh Bietken Scheiwes dat leuwet, owwer wat Liykens (Gleiches, Gerades) hoat jiedermann geren. (Westf.)


[Spaltenumbruch]
Schiefhals.

* Nu, Schêwhals, rat'.Frischbier, 232.


Schiefmaulen.

Schiefmaulen dat helpt nich.Hauskalender, IV.


Schielbock.

Ein Schielbock sieht auf allen Seiten.Kloster, VIII, 454.


Schielbocksgesicht.

Schielbocksgesicht ist das beste für Huren, es sieht auf alle Seiten.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 454.


Schielen.

1 Besser geschielt als gar blind. (S. Schel.) – Körte, 5306; Winckler, XIX, 64; Braun, I, 3851.

„Ich will euch sagen, liebe Kind, es ist vil besser schelch als blind.“ (Sutor, 87.)

Dän.: Det er bedre at være skæløjed en blind. (Prov. dan., 500.)

2 Es schielt nicht jeder, der einmal über die Seite sieht.Simrock, 8992; Körte, 5397.

3 Schielt eins1, so ist es geliebäugelt.

1) Von zwei Liebenden.

*4 A schielt wie en Bôk.Gomolcke, 215.

*5 Dat schêlt as Dag un Nacht.Eichwald, 274.

*6 Der schielt wie a Ratz. (Unterbettringen.) – Birlinger, 978.

*7 Du schiegelst (schielst) drein wie ein heissen Brei. (Rott-Thal.)

*8 Er schielt mit den Beinen. (Berlin.)

Ist betrunken.

*9 Sie schielt wie eine Gans, wenn's donnert.


Schielender.

1 Der Schielende spottet den Blinden.

Aehnlich die Chinesen Cahier, 2039. Die Russen dagegen: Der Schielende zieht den Blinden dem Sehenden vor. (Altmann VI, 389.)

Böhm.: Šilhavý slepého kárá. – Slepý šilhavého dojímá. (Čelakovský, 92.)

2 Ein Schielender sieht mehr als zehn Blinde.

Holl.: De schele is een koning onder de blinden. (Harrebomée, II, 244a.)


Schielheppe.

Schiel-Heppe, wo leg ich meinen Spiess hin? fragte der Bott die alte Frau, welche sich rühmte, dass sie die Warheit liebe.Schuppius, Tract.


Schienbein.

1 Ans Schienbein stossen macht helle Augen.

*2 En blô Schên (Schienbein) schwart stuten (stossen). (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 7.

*3 Er hat sich ein blaues Schienbein gelaufen.

Von einem Unternehmen, das nicht ohne Schaden ausgeführt worden ist. Eine abschlägige Antwort bekommen, im allgemeinen von einem Bewerber, der einen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Im Ostfriesischen: He het säk blau Schênen lopen. (Frommann, IV, 349; Eichwald, 1658; Kern, 547.)

Holl.: Hij heeft eene blaauwe scheen geloopen. (Harrebomée, II, 244b.)

*4 Er ist mir nicht am (ans) Schienbein gewachsen.Schottel, 1116a.

*5 Jemand blaue Schienbeine machen.Kritzinger, 456b.

Holl.: Iemand iets voor de scheenen werpen. (Harrebomée, II, 244b.)

*6 Sik vör de Schienen stauten. (Westf.)

D. h. übel anlaufen.


Schiene.

*1 Er het Schîni im Strov. (S. Mensch 955.) – Sutermeister, 104.

*2 Schlôn (schlagen) öm vör de Schenen, wo de Jöd et Speck sitten (sitzen) het. (Meurs.)


Schiennägeln.

* Er schynneglet1 und schafft. (Solothurn.) – Schild, 91, 378.

1) Schynnegeln = Nägel an Radschienen schmieden, was als die schwerste Arbeit der Nagelschmiede gilt. Also: Beschwerliche Arbeit ausführen.


Schier (s. Schîr).

1 Schier geschiehet nimmermehr.Petri, II, 528.

2 Schier hat nie keinen Hasen erjagt.Moscherosch, 378.

Nur wer etwas ganz thut, hat Freude und Vortheil davon; halb thun ist nichts thun.

3 Schier oder fast hat nie einen Vogel getroffen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0087" n="[81]"/><cb n="161"/>
14 'N bêt schêf is engelsch.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi> (Nr. 307)</hi> hat es aus Elbing in der Schreibung: &#x201E;Beit schäf öss englisch.&#x201C; Das beigefügte Fragezeichen wird hier seine Erledigung finden. Die Redensart wird zwar auch auf Schiefgewachsene, aber vorherrschend dann angewandt, wenn jemand sagt, dass ein Kleidungsstück oder einem Frauenzimmer der Haarscheitel schief sitze. Da heisst es: Laot men, 'n bêt schêf is engelsch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 'N bîtjet schêf swirt up best.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 937.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was im übrigen Deutschland die Kirchweihen oder Kirmsen, sind in Ostfriesland, wo diese gänzlich unbekannt sind, die Jahrmärkte, wo in Wirthshäusern und grossen Buden, in denen Branntwein geschenkt wird (Sudeltelten), getanzt und gezecht wird. Dahin führt nun der Bursche sein Mädchen, das ihm oft ohne ernstliche Heirathsabsicht nur für diese Gelegenheit angehört und seine Marktsbrût, wie im übrigen Deutschland Kirchweihschatz heisst. Eine Marktsbrût auf diese Art zu Tanz führen und tractiren (freihalten) heisst: swiren, an d' Swir wäsen, und wer diesem Vergnügen stark ergeben ist, ist ein Swirbold. Swiren heisst aber auch mit seitwärts überhängendem Leibe in weiten Bogengängen nach links und rechts Schlittschuh laufen, sonst swäjen, butenbêns- lôpen genannt. In dem obigen Sprichwort scheint auf beide Bedeutungen von swiren angespielt zu werden und demgemäss zugleich schêf zweideutig zu sein, wie auch &#x201E;schräg&#x201C; und &#x201E;schief geladen haben&#x201C;, angetrunken sein heisst. (Vgl. <hi rendition="#i">Frommann, IV, 350 u. 360, 29.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een beetje scheef dat juffert (oder: zwiert) wel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 367<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Schêf as vierlanner Bên', seggen de Altonaer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Schief hat sich auch lief.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Schief zu sein wäre mir unerträglich, sagte die buckelige Liese.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 388.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 So schéif as de Wéäg na Oaken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, 163, 133.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So schief wie der Weg nach Aachen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 So schèif as 'ne Bricke<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 162, 183.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein krummes Holz, an dem Schlachtvieh aufgehängt wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wat scheif es, dat leiwet.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wenn man auch schief sitzt, man muss doch gerade sprechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schlechta, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer schief ist, sieht den Buckel im Spiegel nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn die Schiefe nackt vor dem Spiegel steht, übersieht sie ihren Buckel. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 439.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Da bist du schief gewickelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Du bist im Irrthum, siehst die Sache falsch an.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Damit du nicht schief werdest.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei scherzweisen Backenstreichen rechts und links.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Einen schief ansehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3850.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Er hat schief geladen.</hi> (S.  Oberstübchen 3.) &#x2013; <hi rendition="#i">Masson, 377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist schwer betrunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Er sitzt schief zu Pferde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Es geht schief.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3850.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 He löpt so scheif as ennen Hond van Aerdangen.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Hei is schèiw wickelt.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Man wird schief angesehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 548.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiefer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es hat jeder ein Schieffer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 523, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ueberall gibts Schiefern und Späne.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Unannehmlichkeiten, Verdriesslichkeiten und Verwickelungen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er hat einen Schiefer zu viel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wessen Geisteskräfte nicht in Ordnung zu sein scheinen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er hat nicht nur einen Schiefer, sondern einen ganzen Balken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Si hat sich a Schîfarn einzog'n.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Lindermayr (Dichtungen in obderennsischer Mundart, S. 100</hi>) von einem ledigen Mädchen, die schwanger geworden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schieferete.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er het en uf d' Schieferete geführt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. in Versuchung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiefes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Eh Bietken Scheiwes dat leuwet, owwer wat Liykens (Gleiches, Gerades) hoat jiedermann geren.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <cb n="162"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiefhals.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Nu, Schêwhals, rat'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 232.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiefmaulen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schiefmaulen dat helpt nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schielbock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Schielbock sieht auf allen Seiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kloster, VIII, 454.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schielbocksgesicht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schielbocksgesicht ist das beste für Huren, es sieht auf alle Seiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 454.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schielen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Besser geschielt als gar blind.</hi> (S.  Schel.) &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5306; Winckler, XIX, 64; Braun, I, 3851.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ich will euch sagen, liebe Kind, es ist vil besser schelch als blind.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sutor, 87.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er bedre at være skæløjed en blind. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 500.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es schielt nicht jeder, der einmal über die Seite sieht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 8992; Körte, 5397.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Schielt eins<hi rendition="#sup">1</hi>, so ist es geliebäugelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Von zwei Liebenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 A schielt wie en Bôk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 215.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Dat schêlt as Dag un Nacht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 274.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Der schielt wie a Ratz.</hi> (<hi rendition="#i">Unterbettringen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 978.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Du schiegelst (schielst) drein wie ein heissen Brei.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Er schielt mit den Beinen.</hi> (<hi rendition="#i">Berlin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist betrunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Sie schielt wie eine Gans, wenn's donnert.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schielender.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Schielende spottet den Blinden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich die Chinesen <hi rendition="#i">Cahier, 2039.</hi> Die Russen dagegen: Der Schielende zieht den Blinden dem Sehenden vor. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 389.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x0160;ilhavý slepého kárá. &#x2013; Slepý &#x0161;ilhavého dojímá. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 92.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Schielender sieht mehr als zehn Blinde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De schele is een koning onder de blinden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 244<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schielheppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schiel-Heppe, wo leg ich meinen Spiess hin? fragte der Bott die alte Frau, welche sich rühmte, dass sie die Warheit liebe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius, Tract.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schienbein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ans Schienbein stossen macht helle Augen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 En blô Schên (Schienbein) schwart stuten (stossen).</hi> (<hi rendition="#i">Solingen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 442, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er hat sich ein blaues Schienbein gelaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Unternehmen, das nicht ohne Schaden ausgeführt worden ist. Eine abschlägige Antwort bekommen, im allgemeinen von einem Bewerber, der einen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Im Ostfriesischen: He het säk blau Schênen lopen. (<hi rendition="#i">Frommann, IV, 349; Eichwald, 1658; Kern, 547.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft eene blaauwe scheen geloopen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 244<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er ist mir nicht am (ans) Schienbein gewachsen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Jemand blaue Schienbeine machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 456<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Iemand iets voor de scheenen werpen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 244<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Sik vör de Schienen stauten.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. übel anlaufen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiene.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er het Schîni im Strov.</hi> (S.  Mensch 955.) &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Schlôn (schlagen) öm vör de Schenen, wo de Jöd et Speck sitten (sitzen) het.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiennägeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er schynneglet<hi rendition="#sup">1</hi> und schafft.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 91, 378.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schynnegeln = Nägel an Radschienen schmieden, was als die schwerste Arbeit der Nagelschmiede gilt. Also: Beschwerliche Arbeit ausführen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schier</hi> (s.  Schîr).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Schier geschiehet nimmermehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 528.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schier hat nie keinen Hasen erjagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Moscherosch, 378.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nur wer etwas ganz thut, hat Freude und Vortheil davon; halb thun ist nichts thun.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Schier oder fast hat nie einen Vogel getroffen.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[81]/0087] 14 'N bêt schêf is engelsch. (Pommern.) Frischbier2 (Nr. 307) hat es aus Elbing in der Schreibung: „Beit schäf öss englisch.“ Das beigefügte Fragezeichen wird hier seine Erledigung finden. Die Redensart wird zwar auch auf Schiefgewachsene, aber vorherrschend dann angewandt, wenn jemand sagt, dass ein Kleidungsstück oder einem Frauenzimmer der Haarscheitel schief sitze. Da heisst es: Laot men, 'n bêt schêf is engelsch. 15 'N bîtjet schêf swirt up best. – Bueren, 937. Was im übrigen Deutschland die Kirchweihen oder Kirmsen, sind in Ostfriesland, wo diese gänzlich unbekannt sind, die Jahrmärkte, wo in Wirthshäusern und grossen Buden, in denen Branntwein geschenkt wird (Sudeltelten), getanzt und gezecht wird. Dahin führt nun der Bursche sein Mädchen, das ihm oft ohne ernstliche Heirathsabsicht nur für diese Gelegenheit angehört und seine Marktsbrût, wie im übrigen Deutschland Kirchweihschatz heisst. Eine Marktsbrût auf diese Art zu Tanz führen und tractiren (freihalten) heisst: swiren, an d' Swir wäsen, und wer diesem Vergnügen stark ergeben ist, ist ein Swirbold. Swiren heisst aber auch mit seitwärts überhängendem Leibe in weiten Bogengängen nach links und rechts Schlittschuh laufen, sonst swäjen, butenbêns- lôpen genannt. In dem obigen Sprichwort scheint auf beide Bedeutungen von swiren angespielt zu werden und demgemäss zugleich schêf zweideutig zu sein, wie auch „schräg“ und „schief geladen haben“, angetrunken sein heisst. (Vgl. Frommann, IV, 350 u. 360, 29.) Holl.: Een beetje scheef dat juffert (oder: zwiert) wel. (Harrebomée, I, 367b.) 16 Schêf as vierlanner Bên', seggen de Altonaer. – Hoefer, 13. 17 Schief hat sich auch lief. 18 Schief zu sein wäre mir unerträglich, sagte die buckelige Liese. Aehnlich russisch Altmann VI, 388. 19 So schéif as de Wéäg na Oaken. – Frommann, 163, 133. So schief wie der Weg nach Aachen. 20 So schèif as 'ne Bricke1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 162, 183. 1) Ein krummes Holz, an dem Schlachtvieh aufgehängt wird. 21 Wat scheif es, dat leiwet. (Sauerland.) 22 Wenn man auch schief sitzt, man muss doch gerade sprechen. – Schlechta, 60. 23 Wer schief ist, sieht den Buckel im Spiegel nicht. Die Russen: Wenn die Schiefe nackt vor dem Spiegel steht, übersieht sie ihren Buckel. (Altmann VI, 439.) *24 Da bist du schief gewickelt. Du bist im Irrthum, siehst die Sache falsch an. *25 Damit du nicht schief werdest. (Ostpreuss.) Bei scherzweisen Backenstreichen rechts und links. *26 Einen schief ansehen. – Braun, I, 3850. *27 Er hat schief geladen. (S. Oberstübchen 3.) – Masson, 377. Ist schwer betrunken. *28 Er sitzt schief zu Pferde. *29 Es geht schief. – Braun, I, 3850. *30 He löpt so scheif as ennen Hond van Aerdangen. (Meurs.) *31 Hei is schèiw wickelt. (Westf.) *32 Man wird schief angesehen. – Eiselein, 548. Schiefer. 1 Es hat jeder ein Schieffer. – Lehmann, 523, 53. „Aber das ist der vnterschied, dass einer den Matzen besser kan im Ermel behalten als der ander.“ 2 Ueberall gibts Schiefern und Späne. (Oberösterreich.) Unannehmlichkeiten, Verdriesslichkeiten und Verwickelungen. *3 Er hat einen Schiefer zu viel. Wessen Geisteskräfte nicht in Ordnung zu sein scheinen. *4 Er hat nicht nur einen Schiefer, sondern einen ganzen Balken. – Weinhold, 82. *5 Si hat sich a Schîfarn einzog'n. Lindermayr (Dichtungen in obderennsischer Mundart, S. 100) von einem ledigen Mädchen, die schwanger geworden. Schieferete. * Er het en uf d' Schieferete geführt. – Sutermeister, 78. D. h. in Versuchung. Schiefes. Eh Bietken Scheiwes dat leuwet, owwer wat Liykens (Gleiches, Gerades) hoat jiedermann geren. (Westf.) Schiefhals. * Nu, Schêwhals, rat'. – Frischbier, 232. Schiefmaulen. Schiefmaulen dat helpt nich. – Hauskalender, IV. Schielbock. Ein Schielbock sieht auf allen Seiten. – Kloster, VIII, 454. Schielbocksgesicht. Schielbocksgesicht ist das beste für Huren, es sieht auf alle Seiten. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 454. Schielen. 1 Besser geschielt als gar blind. (S. Schel.) – Körte, 5306; Winckler, XIX, 64; Braun, I, 3851. „Ich will euch sagen, liebe Kind, es ist vil besser schelch als blind.“ (Sutor, 87.) Dän.: Det er bedre at være skæløjed en blind. (Prov. dan., 500.) 2 Es schielt nicht jeder, der einmal über die Seite sieht. – Simrock, 8992; Körte, 5397. 3 Schielt eins1, so ist es geliebäugelt. 1) Von zwei Liebenden. *4 A schielt wie en Bôk. – Gomolcke, 215. *5 Dat schêlt as Dag un Nacht. – Eichwald, 274. *6 Der schielt wie a Ratz. (Unterbettringen.) – Birlinger, 978. *7 Du schiegelst (schielst) drein wie ein heissen Brei. (Rott-Thal.) *8 Er schielt mit den Beinen. (Berlin.) Ist betrunken. *9 Sie schielt wie eine Gans, wenn's donnert. Schielender. 1 Der Schielende spottet den Blinden. Aehnlich die Chinesen Cahier, 2039. Die Russen dagegen: Der Schielende zieht den Blinden dem Sehenden vor. (Altmann VI, 389.) Böhm.: Šilhavý slepého kárá. – Slepý šilhavého dojímá. (Čelakovský, 92.) 2 Ein Schielender sieht mehr als zehn Blinde. Holl.: De schele is een koning onder de blinden. (Harrebomée, II, 244a.) Schielheppe. Schiel-Heppe, wo leg ich meinen Spiess hin? fragte der Bott die alte Frau, welche sich rühmte, dass sie die Warheit liebe. – Schuppius, Tract. Schienbein. 1 Ans Schienbein stossen macht helle Augen. *2 En blô Schên (Schienbein) schwart stuten (stossen). (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 7. *3 Er hat sich ein blaues Schienbein gelaufen. Von einem Unternehmen, das nicht ohne Schaden ausgeführt worden ist. Eine abschlägige Antwort bekommen, im allgemeinen von einem Bewerber, der einen ablehnenden Bescheid erhalten hat. Im Ostfriesischen: He het säk blau Schênen lopen. (Frommann, IV, 349; Eichwald, 1658; Kern, 547.) Holl.: Hij heeft eene blaauwe scheen geloopen. (Harrebomée, II, 244b.) *4 Er ist mir nicht am (ans) Schienbein gewachsen. – Schottel, 1116a. *5 Jemand blaue Schienbeine machen. – Kritzinger, 456b. Holl.: Iemand iets voor de scheenen werpen. (Harrebomée, II, 244b.) *6 Sik vör de Schienen stauten. (Westf.) D. h. übel anlaufen. Schiene. *1 Er het Schîni im Strov. (S. Mensch 955.) – Sutermeister, 104. *2 Schlôn (schlagen) öm vör de Schenen, wo de Jöd et Speck sitten (sitzen) het. (Meurs.) Schiennägeln. * Er schynneglet1 und schafft. (Solothurn.) – Schild, 91, 378. 1) Schynnegeln = Nägel an Radschienen schmieden, was als die schwerste Arbeit der Nagelschmiede gilt. Also: Beschwerliche Arbeit ausführen. Schier (s. Schîr). 1 Schier geschiehet nimmermehr. – Petri, II, 528. 2 Schier hat nie keinen Hasen erjagt. – Moscherosch, 378. Nur wer etwas ganz thut, hat Freude und Vortheil davon; halb thun ist nichts thun. 3 Schier oder fast hat nie einen Vogel getroffen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/87
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [81]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/87>, abgerufen am 28.03.2024.