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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Viertes Kapitel.

In Oesterreich führen die Dächer nach ihrer Neigung folgende
Namen:

Altdeutsche Dächer, wenn die Höhe des Daches gleich der
ganzen Gebäudebreite ist,
Neudeutsche Dächer, wenn die Dachhöhe gleich derselben Ge-
bäudebreite ist und somit ein Dachwinkel von 90° und eine Nei-
gung der Dachflächen mit 45° entsteht,
Italienische Dächer*), wenn das Dach 1/3 bis 1/6 der Gebäude-
breite zur Höhe hat und
Altandächer, wenn die Neigung der flachen Dachfläche nur soviel
beträgt, als zum Wasserabfluß unbedingt nöthig ist.

Sehr hohe, d. h. steile Dächer werden in bürgerlichem und öffent-
lichem Bauwesen neuerdings nur vereinzelt ausgeführt, da die gro-
ßen Dachräume ohnehin unbenutzt bleiben **). Nur bei Kirchen und
Gebäuden in mittelalterlichem Style (Gothik, deutsche Renaissance)
sind die hohen Dächer aus architektonischen Gründen gerechtfertigt.
Aber selbst bei Benutzung des Dachraumes gewähren flache Dächer
mehr Vortheile, als die steilen, wie das nebenstehende Beispiel (Fig.
228) ersichtlich macht.

[Abbildung] Fig. 228.

Das spitze Dach sei beispielsweise 18m breit und 9m hoch, es ent-
hält somit ein Profil von [Formel 1] = 81 #m; denselben Querschnitt
besitzt ein flaches Dach von 1/6 Neigung und mit 3m hohen Drem-
pelwänden:
[Formel 2] .

*) In Oesterreich heißen die sogenannten "Fettendächer" vielfach auch italienische
Dachstühle.
**) In Oesterreich sind die Bodenkammern meistens nicht gestattet.
Viertes Kapitel.

In Oeſterreich führen die Dächer nach ihrer Neigung folgende
Namen:

Altdeutſche Dächer, wenn die Höhe des Daches gleich der
ganzen Gebäudebreite iſt,
Neudeutſche Dächer, wenn die Dachhöhe gleich derſelben Ge-
bäudebreite iſt und ſomit ein Dachwinkel von 90° und eine Nei-
gung der Dachflächen mit 45° entſteht,
Italieniſche Dächer*), wenn das Dach ⅓ bis ⅙ der Gebäude-
breite zur Höhe hat und
Altandächer, wenn die Neigung der flachen Dachfläche nur ſoviel
beträgt, als zum Waſſerabfluß unbedingt nöthig iſt.

Sehr hohe, d. h. ſteile Dächer werden in bürgerlichem und öffent-
lichem Bauweſen neuerdings nur vereinzelt ausgeführt, da die gro-
ßen Dachräume ohnehin unbenutzt bleiben **). Nur bei Kirchen und
Gebäuden in mittelalterlichem Style (Gothik, deutſche Renaiſſance)
ſind die hohen Dächer aus architektoniſchen Gründen gerechtfertigt.
Aber ſelbſt bei Benutzung des Dachraumes gewähren flache Dächer
mehr Vortheile, als die ſteilen, wie das nebenſtehende Beiſpiel (Fig.
228) erſichtlich macht.

[Abbildung] Fig. 228.

Das ſpitze Dach ſei beiſpielsweiſe 18m breit und 9m hoch, es ent-
hält ſomit ein Profil von [Formel 1] = 81 □m; denſelben Querſchnitt
beſitzt ein flaches Dach von ⅙ Neigung und mit 3m hohen Drem-
pelwänden:
[Formel 2] .

*) In Oeſterreich heißen die ſogenannten „Fettendächer“ vielfach auch italieniſche
Dachſtühle.
**) In Oeſterreich ſind die Bodenkammern meiſtens nicht geſtattet.
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[154/0166] Viertes Kapitel. In Oeſterreich führen die Dächer nach ihrer Neigung folgende Namen: Altdeutſche Dächer, wenn die Höhe des Daches gleich der ganzen Gebäudebreite iſt, Neudeutſche Dächer, wenn die Dachhöhe gleich derſelben Ge- bäudebreite iſt und ſomit ein Dachwinkel von 90° und eine Nei- gung der Dachflächen mit 45° entſteht, Italieniſche Dächer *), wenn das Dach ⅓ bis ⅙ der Gebäude- breite zur Höhe hat und Altandächer, wenn die Neigung der flachen Dachfläche nur ſoviel beträgt, als zum Waſſerabfluß unbedingt nöthig iſt. Sehr hohe, d. h. ſteile Dächer werden in bürgerlichem und öffent- lichem Bauweſen neuerdings nur vereinzelt ausgeführt, da die gro- ßen Dachräume ohnehin unbenutzt bleiben **). Nur bei Kirchen und Gebäuden in mittelalterlichem Style (Gothik, deutſche Renaiſſance) ſind die hohen Dächer aus architektoniſchen Gründen gerechtfertigt. Aber ſelbſt bei Benutzung des Dachraumes gewähren flache Dächer mehr Vortheile, als die ſteilen, wie das nebenſtehende Beiſpiel (Fig. 228) erſichtlich macht. [Abbildung Fig. 228.] Das ſpitze Dach ſei beiſpielsweiſe 18m breit und 9m hoch, es ent- hält ſomit ein Profil von [FORMEL] = 81 □m; denſelben Querſchnitt beſitzt ein flaches Dach von ⅙ Neigung und mit 3m hohen Drem- pelwänden: [FORMEL]. *) In Oeſterreich heißen die ſogenannten „Fettendächer“ vielfach auch italieniſche Dachſtühle. **) In Oeſterreich ſind die Bodenkammern meiſtens nicht geſtattet.

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/166>, abgerufen am 28.03.2024.