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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

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Die Dachgerüste.
und eine kräftige Zugstange hebt den bedeutenden Bogenschub auf,
so daß nur ein verticaler Druck entsteht. Die Bögen kommen nur
in den Hauptbinderentfernungen von 4m vor und tragen die Ketten-
säulen. Die hohe Drempelwand besteht aus einer vorgeblendeten
Riegelwand. Das Deckmaterial besteht aus Vulkancement und Erde.

Die Bogendächer nach Emy.

Bei dieser Construktionsweise werden Balken in schmale Streifen
geschnitten, diese mit einer Erdwinde gebogen und dann in ihrem
gekrümmten Zustande fest zusammen verbolzt (Fig. 367). Derartige

[Abbildung] Fig. 367.
Bogengespärre werden in Entfernungen von 3 -- 5m als Binder
aufgestellt, hierauf werden Fetten, welche wiederum die Sparren
unterstützen, gelegt.

Die Bohlen- und Bogensparren werden im Hochbau nur noch
selten angewendet, da die Construktion in Eisen mit Holz bei großen
Spannweiten eleganter, solider und billiger ist.

Dächer mit Gittersparren.

In neuerer Zeit hat man mehrfach versucht, die Sparren gitter-
artig auszubilden und zwar nach den bei den Eisenconstruktionen
geltenden Grundsätzen. Ein hierher gehöriges Beispiel veranschaulicht
die Fig. 368 A und B.

Dieses Beispiel wurde vom Baurath v. Raven in Hannover con-
struirt und statisch berechnet, und besteht hauptsächlich aus Bohlen.
Die Binderentfernung beträgt 3,05m. Auf dem massiven Sockel steht
die Schwelle d (12/15zm stark), welche den äußeren Stiel trägt. Die
Fette f ist ebenfalls 12/15zm stark. Der Hauptbinder besteht aus der
durchgehenden doppelten Zange, welche aus zwei Bohlen von je
8/20zm Stärke hergestellt ist. Auch der Hauptsparren hat zwei Bohlen
von je 8/20zm Stärke, während die Leersparren einfache 8/20zm starke
Bohlen sind. Die Hauptsparren b sind mit der Zange z mittelst
Vergitterung verbunden; die Gitterhölzer sind einfach, bestehend aus

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Die Dachgerüſte.
und eine kräftige Zugſtange hebt den bedeutenden Bogenſchub auf,
ſo daß nur ein verticaler Druck entſteht. Die Bögen kommen nur
in den Hauptbinderentfernungen von 4m vor und tragen die Ketten-
ſäulen. Die hohe Drempelwand beſteht aus einer vorgeblendeten
Riegelwand. Das Deckmaterial beſteht aus Vulkancement und Erde.

Die Bogendächer nach Emy.

Bei dieſer Conſtruktionsweiſe werden Balken in ſchmale Streifen
geſchnitten, dieſe mit einer Erdwinde gebogen und dann in ihrem
gekrümmten Zuſtande feſt zuſammen verbolzt (Fig. 367). Derartige

[Abbildung] Fig. 367.
Bogengeſpärre werden in Entfernungen von 3 — 5m als Binder
aufgeſtellt, hierauf werden Fetten, welche wiederum die Sparren
unterſtützen, gelegt.

Die Bohlen- und Bogenſparren werden im Hochbau nur noch
ſelten angewendet, da die Conſtruktion in Eiſen mit Holz bei großen
Spannweiten eleganter, ſolider und billiger iſt.

Dächer mit Gitterſparren.

In neuerer Zeit hat man mehrfach verſucht, die Sparren gitter-
artig auszubilden und zwar nach den bei den Eiſenconſtruktionen
geltenden Grundſätzen. Ein hierher gehöriges Beiſpiel veranſchaulicht
die Fig. 368 A und B.

Dieſes Beiſpiel wurde vom Baurath v. Raven in Hannover con-
ſtruirt und ſtatiſch berechnet, und beſteht hauptſächlich aus Bohlen.
Die Binderentfernung beträgt 3,05m. Auf dem maſſiven Sockel ſteht
die Schwelle d (12/15zm ſtark), welche den äußeren Stiel trägt. Die
Fette f iſt ebenfalls 12/15zm ſtark. Der Hauptbinder beſteht aus der
durchgehenden doppelten Zange, welche aus zwei Bohlen von je
8/20zm Stärke hergeſtellt iſt. Auch der Hauptſparren hat zwei Bohlen
von je 8/20zm Stärke, während die Leerſparren einfache 8/20zm ſtarke
Bohlen ſind. Die Hauptſparren b ſind mit der Zange z mittelſt
Vergitterung verbunden; die Gitterhölzer ſind einfach, beſtehend aus

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[243/0255] Die Dachgerüſte. und eine kräftige Zugſtange hebt den bedeutenden Bogenſchub auf, ſo daß nur ein verticaler Druck entſteht. Die Bögen kommen nur in den Hauptbinderentfernungen von 4m vor und tragen die Ketten- ſäulen. Die hohe Drempelwand beſteht aus einer vorgeblendeten Riegelwand. Das Deckmaterial beſteht aus Vulkancement und Erde. Die Bogendächer nach Emy. Bei dieſer Conſtruktionsweiſe werden Balken in ſchmale Streifen geſchnitten, dieſe mit einer Erdwinde gebogen und dann in ihrem gekrümmten Zuſtande feſt zuſammen verbolzt (Fig. 367). Derartige [Abbildung Fig. 367.] Bogengeſpärre werden in Entfernungen von 3 — 5m als Binder aufgeſtellt, hierauf werden Fetten, welche wiederum die Sparren unterſtützen, gelegt. Die Bohlen- und Bogenſparren werden im Hochbau nur noch ſelten angewendet, da die Conſtruktion in Eiſen mit Holz bei großen Spannweiten eleganter, ſolider und billiger iſt. Dächer mit Gitterſparren. In neuerer Zeit hat man mehrfach verſucht, die Sparren gitter- artig auszubilden und zwar nach den bei den Eiſenconſtruktionen geltenden Grundſätzen. Ein hierher gehöriges Beiſpiel veranſchaulicht die Fig. 368 A und B. Dieſes Beiſpiel wurde vom Baurath v. Raven in Hannover con- ſtruirt und ſtatiſch berechnet, und beſteht hauptſächlich aus Bohlen. Die Binderentfernung beträgt 3,05m. Auf dem maſſiven Sockel ſteht die Schwelle d (12/15zm ſtark), welche den äußeren Stiel trägt. Die Fette f iſt ebenfalls 12/15zm ſtark. Der Hauptbinder beſteht aus der durchgehenden doppelten Zange, welche aus zwei Bohlen von je 8/20zm Stärke hergeſtellt iſt. Auch der Hauptſparren hat zwei Bohlen von je 8/20zm Stärke, während die Leerſparren einfache 8/20zm ſtarke Bohlen ſind. Die Hauptſparren b ſind mit der Zange z mittelſt Vergitterung verbunden; die Gitterhölzer ſind einfach, beſtehend aus 16*

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/255>, abgerufen am 28.03.2024.