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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Erstes Kapitel. Das Werksteinmauerwerk.
[Abbildung] Fig. 163.
ständen den Vorzug, weil die sogenannten Haken-
steine in A leicht brechen.

Die Säulen von Werksteinen werden,
wenn sie nicht zu groß und dick sind, ganz und gar
(von der Basis bis zum Kapital) aus einem ein-
zigen Sandsteinblock angefertigt. Säulen und Pfeiler
über 5 m Höhe und 0,6 m Durchmesser setzt man aus
mehreren 0,5--1 m hohen Trommeln zusammen,

[Abbildung] Fig. 164.
welche miteinander gut verdübelt
werden (Fig. 163).

Größere Doppelpfeiler be-
steben auch in einer Schaar aus
mehreren Blöcken, wodurch an
Material gespart wird (Fig. 164);
beide Werkstücke werden gut mit
einander verklammert.

4) Das Versetzen der Werksteine

ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden und erfordert viel Sorg-
falt, damit die bearbeiteten Werkstücke unbeschädigt und ohne großen
Zeitverlust an die für sie bestimmten Stellen kommen. Kleinere
Werkstücke, die nicht zu weit transportirt und zu hoch gehoben wer-
den sollen, kann man an ihren Ort tragen, größere dagegen wer-
den auf Walzen gelegt und zur Arbeitsstelle gerollt. Zu diesem Be-
hufe wird der Stein auf ein genügend starkes Unterlager gelegt,
welches an allen Seiten wenigstens 16 zm vor den Stein hervorragt;
damit der Stein gegen Beschädigung geschützt liege, ist eine gute
Strohbettung erforderlich.

Bei größerer Entfernung der Werkstücke von dem Orte ihrer Ver-
wendung reichen die Walzen nicht aus, weshalb die provisorischen
Eisenbahnen, auf denen Transportwagen hin und her laufen, noth-
wendig sind; doch kommen solche Vorkehrungen beim Hochbau sehr
selten, desto häufiger aber beim Brückenbau vor.

Von dem Transportwagen hebt man die Quadern mittelst Hebe-
geschirren
oder beweglichen Krahnen (Schlitten und Winde)
auf, und transportirt man sie nach dem Versetzungsorte. Ein solcher
"Krahn" oder "Schlitten" sieht folgendermaßen aus: z. B. es
seien die Steine zu einer im Aeußern 8 m breiten Brücke in die

Erſtes Kapitel. Das Werkſteinmauerwerk.
[Abbildung] Fig. 163.
ſtänden den Vorzug, weil die ſogenannten Haken-
ſteine in A leicht brechen.

Die Säulen von Werkſteinen werden,
wenn ſie nicht zu groß und dick ſind, ganz und gar
(von der Baſis bis zum Kapital) aus einem ein-
zigen Sandſteinblock angefertigt. Säulen und Pfeiler
über 5 m Höhe und 0,6 m Durchmeſſer ſetzt man aus
mehreren 0,5—1 m hohen Trommeln zuſammen,

[Abbildung] Fig. 164.
welche miteinander gut verdübelt
werden (Fig. 163).

Größere Doppelpfeiler be-
ſteben auch in einer Schaar aus
mehreren Blöcken, wodurch an
Material geſpart wird (Fig. 164);
beide Werkſtücke werden gut mit
einander verklammert.

4) Das Verſetzen der Werkſteine

iſt mit einigen Schwierigkeiten verbunden und erfordert viel Sorg-
falt, damit die bearbeiteten Werkſtücke unbeſchädigt und ohne großen
Zeitverluſt an die für ſie beſtimmten Stellen kommen. Kleinere
Werkſtücke, die nicht zu weit transportirt und zu hoch gehoben wer-
den ſollen, kann man an ihren Ort tragen, größere dagegen wer-
den auf Walzen gelegt und zur Arbeitsſtelle gerollt. Zu dieſem Be-
hufe wird der Stein auf ein genügend ſtarkes Unterlager gelegt,
welches an allen Seiten wenigſtens 16 zm vor den Stein hervorragt;
damit der Stein gegen Beſchädigung geſchützt liege, iſt eine gute
Strohbettung erforderlich.

Bei größerer Entfernung der Werkſtücke von dem Orte ihrer Ver-
wendung reichen die Walzen nicht aus, weshalb die proviſoriſchen
Eiſenbahnen, auf denen Transportwagen hin und her laufen, noth-
wendig ſind; doch kommen ſolche Vorkehrungen beim Hochbau ſehr
ſelten, deſto häufiger aber beim Brückenbau vor.

Von dem Transportwagen hebt man die Quadern mittelſt Hebe-
geſchirren
oder beweglichen Krahnen (Schlitten und Winde)
auf, und transportirt man ſie nach dem Verſetzungsorte. Ein ſolcher
„Krahn“ oder „Schlitten“ ſieht folgendermaßen aus: z. B. es
ſeien die Steine zu einer im Aeußern 8 m breiten Brücke in die

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[148/0164] Erſtes Kapitel. Das Werkſteinmauerwerk. [Abbildung Fig. 163.] ſtänden den Vorzug, weil die ſogenannten Haken- ſteine in A leicht brechen. Die Säulen von Werkſteinen werden, wenn ſie nicht zu groß und dick ſind, ganz und gar (von der Baſis bis zum Kapital) aus einem ein- zigen Sandſteinblock angefertigt. Säulen und Pfeiler über 5 m Höhe und 0,6 m Durchmeſſer ſetzt man aus mehreren 0,5—1 m hohen Trommeln zuſammen, [Abbildung Fig. 164.] welche miteinander gut verdübelt werden (Fig. 163). Größere Doppelpfeiler be- ſteben auch in einer Schaar aus mehreren Blöcken, wodurch an Material geſpart wird (Fig. 164); beide Werkſtücke werden gut mit einander verklammert. 4) Das Verſetzen der Werkſteine iſt mit einigen Schwierigkeiten verbunden und erfordert viel Sorg- falt, damit die bearbeiteten Werkſtücke unbeſchädigt und ohne großen Zeitverluſt an die für ſie beſtimmten Stellen kommen. Kleinere Werkſtücke, die nicht zu weit transportirt und zu hoch gehoben wer- den ſollen, kann man an ihren Ort tragen, größere dagegen wer- den auf Walzen gelegt und zur Arbeitsſtelle gerollt. Zu dieſem Be- hufe wird der Stein auf ein genügend ſtarkes Unterlager gelegt, welches an allen Seiten wenigſtens 16 zm vor den Stein hervorragt; damit der Stein gegen Beſchädigung geſchützt liege, iſt eine gute Strohbettung erforderlich. Bei größerer Entfernung der Werkſtücke von dem Orte ihrer Ver- wendung reichen die Walzen nicht aus, weshalb die proviſoriſchen Eiſenbahnen, auf denen Transportwagen hin und her laufen, noth- wendig ſind; doch kommen ſolche Vorkehrungen beim Hochbau ſehr ſelten, deſto häufiger aber beim Brückenbau vor. Von dem Transportwagen hebt man die Quadern mittelſt Hebe- geſchirren oder beweglichen Krahnen (Schlitten und Winde) auf, und transportirt man ſie nach dem Verſetzungsorte. Ein ſolcher „Krahn“ oder „Schlitten“ ſieht folgendermaßen aus: z. B. es ſeien die Steine zu einer im Aeußern 8 m breiten Brücke in die

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/164>, abgerufen am 24.04.2024.