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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Die Aufstellung der Lehrbögen.

Die Aufstellung der Lehrbögen geschieht in 1--2m Ent-
sernung stets normal zur Gewölbeaxe. Dies gilt besonders für
schiefe Gewölbe, welche allerdings beim Hochbau selten vorkommen.
Bei den ringförmigen Gewölben stehen die Lehrbögen radial zum
Mittelpunkt des Ringes. Für ansteigende Tonnen stellt man die
Lehrbögen auf und zwar ganz lothrecht so, daß bei kreisförmigen
Tonnen-Querschnitten die Lehrbögen elliptisch geformt sind.

Das Herausnehmen der Gewölberüstungen muß vor-
sichtig geschehen, vornehmlich dürfen die Gewölbe durch Schläge nicht
erschüttert werden, und hat man daher die Keile sehr behutsam zu
entfernen. Vor dem plötzlichen Abbrechen der Gerüste löst man zu-
nächst die Keile etwas und betrachtet man die Senkung, welche
dann leicht zu erkennen giebt, ob die Rüstung überhaupt entfernt
werden darf.

Die Ausrüstung der in Kalkmörtel gemauerten Gewölbe kann
in zwei bis drei Wochen, der in Cementmörtel gemauerten in drei
bis fünf Tagen stattfinden.

H. Die im Hochbau üblichen Dimensionen der
Tonnengewölbe
.

Halbkreisförmige und hohe Korbbogen-Tonnengewölbe, die nur den
Fußboden eines oberen Stockwerkes tragen, brauchen bis 4,5m Spann-
weite nur 1/2 Stein, bei größerer Spannweite 1 Stein zur Stärke
im Scheitel
, wobei dann entweder die Stärke nach den Wider-
lagern hin zunimmt, oder in Abständen von je 2--2,5m einige nach
oben resp. unten vorspringende Verstärkungsbögen eingelegt werden.

Die Widerlagsstärke beträgt:

beim spitzbogigen Gewölbe     1/6 -- 1/7 der Spannweite,
" halbkreisförmigen Gewölbe     [Formel 1] -- 1/6 " "
bei flachen Gewölben mit der Pfeilhöhe
von mindestens 1/4 der Spannweite 1/4 -- [Formel 2] " "
desgleichen 1/8 der Spannweite     1/3 -- [Formel 3] " "
Die Aufſtellung der Lehrbögen.

Die Aufſtellung der Lehrbögen geſchieht in 1—2m Ent-
ſernung ſtets normal zur Gewölbeaxe. Dies gilt beſonders für
ſchiefe Gewölbe, welche allerdings beim Hochbau ſelten vorkommen.
Bei den ringförmigen Gewölben ſtehen die Lehrbögen radial zum
Mittelpunkt des Ringes. Für anſteigende Tonnen ſtellt man die
Lehrbögen auf und zwar ganz lothrecht ſo, daß bei kreisförmigen
Tonnen-Querſchnitten die Lehrbögen elliptiſch geformt ſind.

Das Herausnehmen der Gewölberüſtungen muß vor-
ſichtig geſchehen, vornehmlich dürfen die Gewölbe durch Schläge nicht
erſchüttert werden, und hat man daher die Keile ſehr behutſam zu
entfernen. Vor dem plötzlichen Abbrechen der Gerüſte löſt man zu-
nächſt die Keile etwas und betrachtet man die Senkung, welche
dann leicht zu erkennen giebt, ob die Rüſtung überhaupt entfernt
werden darf.

Die Ausrüſtung der in Kalkmörtel gemauerten Gewölbe kann
in zwei bis drei Wochen, der in Cementmörtel gemauerten in drei
bis fünf Tagen ſtattfinden.

H. Die im Hochbau üblichen Dimenſionen der
Tonnengewölbe
.

Halbkreisförmige und hohe Korbbogen-Tonnengewölbe, die nur den
Fußboden eines oberen Stockwerkes tragen, brauchen bis 4,5m Spann-
weite nur ½ Stein, bei größerer Spannweite 1 Stein zur Stärke
im Scheitel
, wobei dann entweder die Stärke nach den Wider-
lagern hin zunimmt, oder in Abſtänden von je 2—2,5m einige nach
oben reſp. unten vorſpringende Verſtärkungsbögen eingelegt werden.

Die Widerlagsſtärke beträgt:

beim ſpitzbogigen Gewölbe     ⅙ — 1/7 der Spannweite,
„ halbkreisförmigen Gewölbe     [Formel 1] — ⅙ „ „
bei flachen Gewölben mit der Pfeilhöhe
von mindeſtens ¼ der Spannweite ¼ — [Formel 2] „ „
desgleichen ⅛ der Spannweite     ⅓ — [Formel 3] „ „
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[295/0311] Die Aufſtellung der Lehrbögen. Die Aufſtellung der Lehrbögen geſchieht in 1—2m Ent- ſernung ſtets normal zur Gewölbeaxe. Dies gilt beſonders für ſchiefe Gewölbe, welche allerdings beim Hochbau ſelten vorkommen. Bei den ringförmigen Gewölben ſtehen die Lehrbögen radial zum Mittelpunkt des Ringes. Für anſteigende Tonnen ſtellt man die Lehrbögen auf und zwar ganz lothrecht ſo, daß bei kreisförmigen Tonnen-Querſchnitten die Lehrbögen elliptiſch geformt ſind. Das Herausnehmen der Gewölberüſtungen muß vor- ſichtig geſchehen, vornehmlich dürfen die Gewölbe durch Schläge nicht erſchüttert werden, und hat man daher die Keile ſehr behutſam zu entfernen. Vor dem plötzlichen Abbrechen der Gerüſte löſt man zu- nächſt die Keile etwas und betrachtet man die Senkung, welche dann leicht zu erkennen giebt, ob die Rüſtung überhaupt entfernt werden darf. Die Ausrüſtung der in Kalkmörtel gemauerten Gewölbe kann in zwei bis drei Wochen, der in Cementmörtel gemauerten in drei bis fünf Tagen ſtattfinden. H. Die im Hochbau üblichen Dimenſionen der Tonnengewölbe. Halbkreisförmige und hohe Korbbogen-Tonnengewölbe, die nur den Fußboden eines oberen Stockwerkes tragen, brauchen bis 4,5m Spann- weite nur ½ Stein, bei größerer Spannweite 1 Stein zur Stärke im Scheitel, wobei dann entweder die Stärke nach den Wider- lagern hin zunimmt, oder in Abſtänden von je 2—2,5m einige nach oben reſp. unten vorſpringende Verſtärkungsbögen eingelegt werden. Die Widerlagsſtärke beträgt: beim ſpitzbogigen Gewölbe ⅙ — 1/7 der Spannweite, „ halbkreisförmigen Gewölbe [FORMEL] — ⅙ „ „ bei flachen Gewölben mit der Pfeilhöhe von mindeſtens ¼ der Spannweite ¼ — [FORMEL] „ „ desgleichen ⅛ der Spannweite ⅓ — [FORMEL] „ „

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/311>, abgerufen am 19.04.2024.