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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

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Erkenne dich selber/
magstu zwar die gaben Gottes/ nicht verschlemmen/ nicht ver-
sauffen/ sondern zur teglichen Noturfft für dich vnd die Ar-
men: Doch hute dich fur Reichthumb vnd vorrath. Denn
kein vorrath lesset Beten: Vnser teglich Brot gieb vns heu-
te/ Es ist doch Mammon/ folge meinem Rathe: Sechs
tage magstu auffheben die Gaben GOttes/ des Goldes/
des Silbers/ ohne Trost vnnd Hoffnung auff dasselbige:
Aber am Siebenden tage halte Sabbath/ vnd giebe dich in
das tieffe Silentium, das du gantz ledig stehest aller gedan-
cken: So wird dich Gott erleuchten/ das du selber bekennen
müssest/ das Reichthumb sehr gefehrlich seye/ vnnd das bes-
ser sey in Armut sterben/ als in Reichthumb lang Lebendig
bleiben. Du darffest nicht exempla der Alten her bringen/
die da Reich gewesen sind/ vnnd deinen Geitz beschirmen:
GOtt siehet dein Hertze/ ob du jhn meinest/ oder den Mam-
mon. Die Alten so sie geitzig gewesen weren (vnd hetten al-
so mit den Jrrdischen Gutern gehüret/ Abgötterey getrie-
ben/ wie du) So wurden sie das jhre auch mussen verant-
worten: Siehe du auff dich/ das die Hure Babylon bey dir
nicht wohne/ Sondern bey Leibes Leben auß deinem Her-
tzen gejaget werde/ welches geschicht durch den Sabbath
Creutz/ gebete/ oder Sterben mit Christo/ darzu wir dann
alle seind geschaffen vnd Erlöset.

Das Dreyzehende Capitel.
Wie der Himmel Jovis mit allen
seinen Sternen oberwunden vnnd von

vns müsse geworffen wer-
den.

DEr Planet Iupiter hat auch einen sonderlichen
Kreyß/ Himmel oder Sphaeram, mit sehr viel

Ster-

Erkenne dich ſelber/
magſtu zwar die gabẽ Gottes/ nicht verſchlem̃en/ nicht ver-
ſauffen/ ſondern zur teglichen Noturfft fuͤr dich vnd die Ar-
men: Doch hůte dich fůr Reichthumb vnd vorrath. Denn
kein vorrath leſſet Beten: Vnſer teglich Brot gieb vns heu-
te/ Es iſt doch Mammon/ folge meinem Rathe: Sechs
tage magſtu auffheben die Gaben GOttes/ des Goldes/
des Silbers/ ohne Troſt vnnd Hoffnung auff daſſelbige:
Aber am Siebenden tage halte Sabbath/ vnd giebe dich in
das tieffe Silentium, das du gantz ledig ſteheſt aller gedan-
cken: So wird dich Gott erleuchten/ das du ſelber bekennen
muͤſſeſt/ das Reichthumb ſehr gefehrlich ſeye/ vnnd das beſ-
ſer ſey in Armut ſterben/ als in Reichthumb lang Lebendig
bleiben. Du darffeſt nicht exempla der Alten her bringen/
die da Reich geweſen ſind/ vnnd deinen Geitz beſchirmen:
GOtt ſiehet dein Hertze/ ob du jhn meineſt/ oder den Mam-
mon. Die Alten ſo ſie geitzig geweſen weren (vnd hetten al-
ſo mit den Jrrdiſchen Gůtern gehuͤret/ Abgoͤtterey getrie-
ben/ wie du) So wůrden ſie das jhre auch můſſen verant-
worten: Siehe du auff dich/ das die Hure Babylon bey dir
nicht wohne/ Sondern bey Leibes Leben auß deinem Her-
tzen gejaget werde/ welches geſchicht durch den Sabbath
Creutz/ gebete/ oder Sterben mit Chriſto/ darzu wir dann
alle ſeind geſchaffen vnd Erloͤſet.

Das Dreyzehende Capitel.
Wie der Himmel Jovis mit allen
ſeinen Sternen oberwunden vnnd von

vns muͤſſe geworffen wer-
den.

DEr Planet Iupiter hat auch einen ſonderlichen
Kreyß/ Himmel oder Sphæram, mit ſehr viel

Ster-
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[43/0050] Erkenne dich ſelber/ magſtu zwar die gabẽ Gottes/ nicht verſchlem̃en/ nicht ver- ſauffen/ ſondern zur teglichen Noturfft fuͤr dich vnd die Ar- men: Doch hůte dich fůr Reichthumb vnd vorrath. Denn kein vorrath leſſet Beten: Vnſer teglich Brot gieb vns heu- te/ Es iſt doch Mammon/ folge meinem Rathe: Sechs tage magſtu auffheben die Gaben GOttes/ des Goldes/ des Silbers/ ohne Troſt vnnd Hoffnung auff daſſelbige: Aber am Siebenden tage halte Sabbath/ vnd giebe dich in das tieffe Silentium, das du gantz ledig ſteheſt aller gedan- cken: So wird dich Gott erleuchten/ das du ſelber bekennen muͤſſeſt/ das Reichthumb ſehr gefehrlich ſeye/ vnnd das beſ- ſer ſey in Armut ſterben/ als in Reichthumb lang Lebendig bleiben. Du darffeſt nicht exempla der Alten her bringen/ die da Reich geweſen ſind/ vnnd deinen Geitz beſchirmen: GOtt ſiehet dein Hertze/ ob du jhn meineſt/ oder den Mam- mon. Die Alten ſo ſie geitzig geweſen weren (vnd hetten al- ſo mit den Jrrdiſchen Gůtern gehuͤret/ Abgoͤtterey getrie- ben/ wie du) So wůrden ſie das jhre auch můſſen verant- worten: Siehe du auff dich/ das die Hure Babylon bey dir nicht wohne/ Sondern bey Leibes Leben auß deinem Her- tzen gejaget werde/ welches geſchicht durch den Sabbath Creutz/ gebete/ oder Sterben mit Chriſto/ darzu wir dann alle ſeind geſchaffen vnd Erloͤſet. Das Dreyzehende Capitel. Wie der Himmel Jovis mit allen ſeinen Sternen oberwunden vnnd von vns muͤſſe geworffen wer- den. DEr Planet Iupiter hat auch einen ſonderlichen Kreyß/ Himmel oder Sphæram, mit ſehr viel Ster-

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/50>, abgerufen am 29.03.2024.