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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Von der Obligation Das XV.
(1.) theils mehr/ die desto mehr böses stifften als -- 3. -- 2.
(2.) theils minder/ die desto minder böses stifften als -- 1.
3. Verschwendung/ und nach genauer Ermessung einen ge-
wissen
4. Mißwerth/ in dem sie darstellen
3. theils grosse Sorten/ als -- 3. q. die desto mehr ab-
tragen.
4. theils kleine Sorten/ als -- 3. bloß die desto minder
abtragen.

Die Nulla fällt allhier auch zwischen ein/ wie dort die Nul-
litäten. Und ist ein Kennzeichen/ nicht einer Sache/ sondern
selbst des Standes/ oder Staats der Personen/ denn wo eine
gleichsam persönliche Ziffer stehen soll oder kan/ ist aber jetzo noch
keine vorhanden/ so hält unterdessen die Null die Stelle/ doch oh-
ne einige Vermehrung oder Veränderung der sonst schon in voll-
kommener Zahl dastehenden Ziffern. Sie ist aber deswegen
nicht unächtig zunennen/ sondern so wohl als die persönlichen
Ziffern/ an welcher statt sie da stehet/ so viel den Stand betrifft
achtbar. Welches man auch in der That erfähret/ wenn man
bey der Rechnung eine Null versiehet und nicht achtet/ da denn die
gantze Rechnung falsch wird. Welches uns erinnert/ daß wenn
gleich die Person nicht da/ sondern etwa verreist oder gar gestor-
ben ist/ ehe eine andere davor angenommen oder erwehlet wird;
so müsse doch der Stand eben so hoch als vorhin respectiret und
gehalten werden/ sonst wird die gantze politische Rechnung falsch/
und laufft manchmahl auff einen Tumult und Rebellion hinaus.

Das Sechszehende Capitel.
Von der Obligation und Ver-
bindung.

§. 1.

NAchdem in der Arithmetic die Ziffern durch imponirte
Geltung und untergebenen Werth jede vor sich und also
einzelen zur nachrichtlichen und verstanderbaulichen

Rech-
Von der Obligation Das XV.
(1.) theils mehr/ die deſto mehr boͤſes ſtifften als — 3. — 2.
(2.) theils minder/ die deſto minder boͤſes ſtifften als ‒‒ 1.
3. Verſchwendung/ und nach genauer Ermeſſung einen ge-
wiſſen
4. Mißwerth/ in dem ſie darſtellen
3. theils groſſe Sorten/ als — 3. q. die deſto mehr ab-
tragen.
4. theils kleine Sorten/ als — 3. bloß die deſto minder
abtragen.

Die Nulla faͤllt allhier auch zwiſchen ein/ wie dort die Nul-
litaͤten. Und iſt ein Kennzeichen/ nicht einer Sache/ ſondern
ſelbſt des Standes/ oder Staats der Perſonen/ denn wo eine
gleichſam perſoͤnliche Ziffer ſtehen ſoll oder kan/ iſt aber jetzo noch
keine vorhanden/ ſo haͤlt unterdeſſen die Null die Stelle/ doch oh-
ne einige Vermehrung oder Veraͤnderung der ſonſt ſchon in voll-
kommener Zahl daſtehenden Ziffern. Sie iſt aber deswegen
nicht unaͤchtig zunennen/ ſondern ſo wohl als die perſoͤnlichen
Ziffern/ an welcher ſtatt ſie da ſtehet/ ſo viel den Stand betrifft
achtbar. Welches man auch in der That erfaͤhret/ wenn man
bey der Rechnung eine Null verſiehet und nicht achtet/ da denn die
gantze Rechnung falſch wird. Welches uns erinnert/ daß wenn
gleich die Perſon nicht da/ ſondern etwa verreiſt oder gar geſtor-
ben iſt/ ehe eine andere davor angenommen oder erwehlet wird;
ſo muͤſſe doch der Stand eben ſo hoch als vorhin reſpectiret und
gehalten werden/ ſonſt wird die gantze politiſche Rechnung falſch/
und laufft manchmahl auff einen Tumult und Rebellion hinaus.

Das Sechszehende Capitel.
Von der Obligation und Ver-
bindung.

§. 1.

NAchdem in der Arithmetic die Ziffern durch imponirte
Geltung und untergebenen Werth jede vor ſich und alſo
einzelen zur nachrichtlichen und verſtanderbaulichen

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[110/0120] Von der Obligation Das XV. (1.) theils mehr/ die deſto mehr boͤſes ſtifften als — 3. — 2. (2.) theils minder/ die deſto minder boͤſes ſtifften als ‒‒ 1. 3. Verſchwendung/ und nach genauer Ermeſſung einen ge- wiſſen 4. Mißwerth/ in dem ſie darſtellen 3. theils groſſe Sorten/ als — 3. q. die deſto mehr ab- tragen. 4. theils kleine Sorten/ als — 3. bloß die deſto minder abtragen. Die Nulla faͤllt allhier auch zwiſchen ein/ wie dort die Nul- litaͤten. Und iſt ein Kennzeichen/ nicht einer Sache/ ſondern ſelbſt des Standes/ oder Staats der Perſonen/ denn wo eine gleichſam perſoͤnliche Ziffer ſtehen ſoll oder kan/ iſt aber jetzo noch keine vorhanden/ ſo haͤlt unterdeſſen die Null die Stelle/ doch oh- ne einige Vermehrung oder Veraͤnderung der ſonſt ſchon in voll- kommener Zahl daſtehenden Ziffern. Sie iſt aber deswegen nicht unaͤchtig zunennen/ ſondern ſo wohl als die perſoͤnlichen Ziffern/ an welcher ſtatt ſie da ſtehet/ ſo viel den Stand betrifft achtbar. Welches man auch in der That erfaͤhret/ wenn man bey der Rechnung eine Null verſiehet und nicht achtet/ da denn die gantze Rechnung falſch wird. Welches uns erinnert/ daß wenn gleich die Perſon nicht da/ ſondern etwa verreiſt oder gar geſtor- ben iſt/ ehe eine andere davor angenommen oder erwehlet wird; ſo muͤſſe doch der Stand eben ſo hoch als vorhin reſpectiret und gehalten werden/ ſonſt wird die gantze politiſche Rechnung falſch/ und laufft manchmahl auff einen Tumult und Rebellion hinaus. Das Sechszehende Capitel. Von der Obligation und Ver- bindung. §. 1. NAchdem in der Arithmetic die Ziffern durch imponirte Geltung und untergebenen Werth jede vor ſich und alſo einzelen zur nachrichtlichen und verſtanderbaulichen Rech-

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/120>, abgerufen am 24.04.2024.