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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Von dem Menschlichen Das I.
schaffen und umzugehen/ worein er sich/ als in die Moralische Rech-
nung/ bey zeiten schicken/ und fein vernünfftig darinnen verfahren soll.
Bey solcher Rechnung aber hat man zubetrachten (1.) die vorstehende
Zahle; (2.) die gegenstehende Zahl; und dann was zwischen beyden
sich findet/ nemlich (3.) den Stand/ wie eines unter oder neben dem
andern stehen soll/ und was ihnen samt und sonders anhängig ist; (4.)
das Thun/ als das richtig heraus zubringende Facit.

§. 12. Die vorstehende Zahl in der Moralischen Rechnung/
wovon das meiste Sagen in der Welt/ ist der Mensch selbst; der in
der Welt lebet und so wohl mit andern Menschen/ als mit sonst gewis-
sen Dingen/ durch die Moralischen Rechnungs-Species, (welche so
wohl als die natürliche nur in Composition und Division bestehen/)
umzugehen und zuthun hat. Aber die gegenstehende Zahl/ kurtz/ sein
Gegenstand/ sind gewisse Dinge/ womit der Mensch umzugehen und
zuthun hat/ welche mit dem Menschen geschicklich zusammen zurechnen/
oder von ihm abzuziehen sind. Und dieses sind (1.) entweder selbst auch
Menschen/ deren ieder/ er mag seyn wo er wil/ unser Nechster/ und
in Ansehung Gottes/ unser Mitknecht/ weil wir alle Gottes Knechte
sind/ genennet wird; oder es sind keine Menschen (2.) entweder Gott
selbst/ als der Schöpffer und Herr/ der nicht allein als der oberste
Rechenmeister mit uns als seinen Knechten dermaleins gar scharff ab-
rechnen wird; sondern welcher auch/ als das ewige wesentliche Ein-
maleins/
allzeit in unsere Rechnung/ wenns eintreffen soll/ nothwen-
dig kommen muß/ und den wir dahero in all unsern addirn, subtra-
hirn, multiplicirn
und dividirn, vor allen Dingen vor Augen ha-
ben sollen; oder es ist eines von dessen andern Geschöpffen/ so (3.) ent-
weder ausser des Menschen Hab und Gütern/ als die guten und bösen
Engeln/ item die Sterne/ der Himmel/ (4.) oder sie sind des Menschen
Hab und Gut/ und können von ihm in Besitz und Beherrschung
gebrauchet werden.

§. 13. Zwischen diesen beyden gegeneinander stehenden Zahlen
findet sich nun 1. der Stand/ eines gegen dem andern/ über/ unter/
oder neben dem andern/ nechst vielen hieraus entspringenden Qualitä-
ten und Beschaffenheiten/ so ihnen samt und sonders zustehen: 2. Das
Thun
des Menschen selbst/ welches/ als das Moralische Facit, von
ihm/ als dem Thäter/ hierauff zusagen/ zu billigen oder zu mißbilligen/

zu lo-

Von dem Menſchlichen Das I.
ſchaffen und umzugehen/ worein er ſich/ als in die Moraliſche Rech-
nung/ bey zeiten ſchicken/ und fein vernuͤnfftig darinnen verfahren ſoll.
Bey ſolcher Rechnung aber hat man zubetrachten (1.) die vorſtehende
Zahle; (2.) die gegenſtehende Zahl; und dann was zwiſchen beyden
ſich findet/ nemlich (3.) den Stand/ wie eines unter oder neben dem
andern ſtehen ſoll/ und was ihnen ſamt und ſonders anhaͤngig iſt; (4.)
das Thun/ als das richtig heraus zubringende Facit.

§. 12. Die vorſtehende Zahl in der Moraliſchen Rechnung/
wovon das meiſte Sagen in der Welt/ iſt der Menſch ſelbſt; der in
der Welt lebet und ſo wohl mit andern Menſchen/ als mit ſonſt gewiſ-
ſen Dingen/ durch die Moraliſchen Rechnungs-Species, (welche ſo
wohl als die natuͤrliche nur in Compoſition und Diviſion beſtehen/)
umzugehen und zuthun hat. Aber die gegenſtehende Zahl/ kurtz/ ſein
Gegenſtand/ ſind gewiſſe Dinge/ womit der Menſch umzugehen und
zuthun hat/ welche mit dem Menſchen geſchicklich zuſammen zurechnen/
oder von ihm abzuziehen ſind. Und dieſes ſind (1.) entweder ſelbſt auch
Menſchen/ deren ieder/ er mag ſeyn wo er wil/ unſer Nechſter/ und
in Anſehung Gottes/ unſer Mitknecht/ weil wir alle Gottes Knechte
ſind/ genennet wird; oder es ſind keine Menſchen (2.) entweder Gott
ſelbſt/ als der Schoͤpffer und Herr/ der nicht allein als der oberſte
Rechenmeiſter mit uns als ſeinen Knechten dermaleins gar ſcharff ab-
rechnen wird; ſondern welcher auch/ als das ewige weſentliche Ein-
maleins/
allzeit in unſere Rechnung/ wenns eintreffen ſoll/ nothwen-
dig kommen muß/ und den wir dahero in all unſern addirn, ſubtra-
hirn, multiplicirn
und dividirn, vor allen Dingen vor Augen ha-
ben ſollen; oder es iſt eines von deſſen andern Geſchoͤpffen/ ſo (3.) ent-
weder auſſer des Menſchen Hab und Guͤtern/ als die guten und boͤſen
Engeln/ item die Sterne/ der Himmel/ (4.) oder ſie ſind des Menſchen
Hab und Gut/ und koͤnnen von ihm in Beſitz und Beherrſchung
gebrauchet werden.

§. 13. Zwiſchen dieſen beyden gegeneinander ſtehenden Zahlen
findet ſich nun 1. der Stand/ eines gegen dem andern/ uͤber/ unter/
oder neben dem andern/ nechſt vielen hieraus entſpringenden Qualitaͤ-
ten und Beſchaffenheiten/ ſo ihnen ſamt und ſonders zuſtehen: 2. Das
Thun
des Menſchen ſelbſt/ welches/ als das Moraliſche Facit, von
ihm/ als dem Thaͤter/ hierauff zuſagen/ zu billigen oder zu mißbilligen/

zu lo-
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[8/0018] Von dem Menſchlichen Das I. ſchaffen und umzugehen/ worein er ſich/ als in die Moraliſche Rech- nung/ bey zeiten ſchicken/ und fein vernuͤnfftig darinnen verfahren ſoll. Bey ſolcher Rechnung aber hat man zubetrachten (1.) die vorſtehende Zahle; (2.) die gegenſtehende Zahl; und dann was zwiſchen beyden ſich findet/ nemlich (3.) den Stand/ wie eines unter oder neben dem andern ſtehen ſoll/ und was ihnen ſamt und ſonders anhaͤngig iſt; (4.) das Thun/ als das richtig heraus zubringende Facit. §. 12. Die vorſtehende Zahl in der Moraliſchen Rechnung/ wovon das meiſte Sagen in der Welt/ iſt der Menſch ſelbſt; der in der Welt lebet und ſo wohl mit andern Menſchen/ als mit ſonſt gewiſ- ſen Dingen/ durch die Moraliſchen Rechnungs-Species, (welche ſo wohl als die natuͤrliche nur in Compoſition und Diviſion beſtehen/) umzugehen und zuthun hat. Aber die gegenſtehende Zahl/ kurtz/ ſein Gegenſtand/ ſind gewiſſe Dinge/ womit der Menſch umzugehen und zuthun hat/ welche mit dem Menſchen geſchicklich zuſammen zurechnen/ oder von ihm abzuziehen ſind. Und dieſes ſind (1.) entweder ſelbſt auch Menſchen/ deren ieder/ er mag ſeyn wo er wil/ unſer Nechſter/ und in Anſehung Gottes/ unſer Mitknecht/ weil wir alle Gottes Knechte ſind/ genennet wird; oder es ſind keine Menſchen (2.) entweder Gott ſelbſt/ als der Schoͤpffer und Herr/ der nicht allein als der oberſte Rechenmeiſter mit uns als ſeinen Knechten dermaleins gar ſcharff ab- rechnen wird; ſondern welcher auch/ als das ewige weſentliche Ein- maleins/ allzeit in unſere Rechnung/ wenns eintreffen ſoll/ nothwen- dig kommen muß/ und den wir dahero in all unſern addirn, ſubtra- hirn, multiplicirn und dividirn, vor allen Dingen vor Augen ha- ben ſollen; oder es iſt eines von deſſen andern Geſchoͤpffen/ ſo (3.) ent- weder auſſer des Menſchen Hab und Guͤtern/ als die guten und boͤſen Engeln/ item die Sterne/ der Himmel/ (4.) oder ſie ſind des Menſchen Hab und Gut/ und koͤnnen von ihm in Beſitz und Beherrſchung gebrauchet werden. §. 13. Zwiſchen dieſen beyden gegeneinander ſtehenden Zahlen findet ſich nun 1. der Stand/ eines gegen dem andern/ uͤber/ unter/ oder neben dem andern/ nechſt vielen hieraus entſpringenden Qualitaͤ- ten und Beſchaffenheiten/ ſo ihnen ſamt und ſonders zuſtehen: 2. Das Thun des Menſchen ſelbſt/ welches/ als das Moraliſche Facit, von ihm/ als dem Thaͤter/ hierauff zuſagen/ zu billigen oder zu mißbilligen/ zu lo-

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/18>, abgerufen am 28.03.2024.