Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


Hochwehrter Leser.

DJeß Buch hat einen närrischen Ti-
tul/und ich halte wohl/ daß mancher
meinen wird/ er wolle seine Narr-
heit daraus studiren. Doch es geht hier
wie mit den Apothecker Büchsen/ die haben
außwendig Satyros oder sonst Affengesich-
te angemahlt/ inwendig aber haben sie
Balsam oder andre köstliche Artzneyen
verborgen. Es siehet närrisch aus/ und
wer es obenhin betrachtet/ der meint/ es sey
ein neuer Simplicissimus oder sonst ein le-
derner Saalbader wieder auffgestanden.
Allein was darhinter versteckt ist/ möchte
ich denenselben ins Hertz wünschen/ die es
bedürffen. Uber Fürsten und Herren
haben andere gnug geklaget und geschrie-
ben: hier finden die Leute ihren Text/die
entweder nicht viel vornehmer sind/ als ich/
oder die zum wenigsten leiden müssen/ daß
ich mich vor ihnen nicht entsetze. Den Leu-
ten bin ich von Hertzen gut: daß aber etli-

che
A iij


Hochwehrter Leſer.

DJeß Buch hat einen naͤrriſchen Ti-
tul/und ich halte wohl/ daß mancher
meinen wird/ er wolle ſeine Narr-
heit daraus ſtudiren. Doch es geht hier
wie mit den Apothecker Buͤchſen/ die haben
außwendig Satyros oder ſonſt Affengeſich-
te angemahlt/ inwendig aber haben ſie
Balſam oder andre koͤſtliche Artzneyen
verborgen. Es ſiehet naͤrriſch aus/ und
wer es obenhin betrachtet/ der meint/ es ſey
ein neuer Simpliciſſimus oder ſonſt ein le-
derner Saalbader wieder auffgeſtanden.
Allein was darhinter verſteckt iſt/ moͤchte
ich denenſelben ins Hertz wuͤnſchen/ die es
beduͤrffen. Uber Fuͤrſten und Herren
haben andere gnug geklaget und geſchrie-
ben: hier finden die Leute ihren Text/die
entweder nicht viel vornehmer ſind/ als ich/
oder die zum wenigſten leiden muͤſſen/ daß
ich mich vor ihnen nicht entſetze. Den Leu-
ten bin ich von Hertzen gut: daß aber etli-

che
A iij
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0011" n="[5]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="preface" n="1">
        <salute> <hi rendition="#b">Hochwehrter Le&#x017F;er.</hi> </salute><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeß Buch hat einen na&#x0364;rri&#x017F;chen Ti-<lb/>
tul/und ich halte wohl/ daß mancher<lb/>
meinen wird/ er wolle &#x017F;eine Narr-<lb/>
heit daraus &#x017F;tudiren. Doch es geht hier<lb/>
wie mit den Apothecker Bu&#x0364;ch&#x017F;en/ die haben<lb/>
außwendig <hi rendition="#aq">Satyros</hi> oder &#x017F;on&#x017F;t Affenge&#x017F;ich-<lb/>
te angemahlt/ inwendig aber haben &#x017F;ie<lb/>
Bal&#x017F;am oder andre ko&#x0364;&#x017F;tliche Artzneyen<lb/>
verborgen. Es &#x017F;iehet na&#x0364;rri&#x017F;ch aus/ und<lb/>
wer es obenhin betrachtet/ der meint/ es &#x017F;ey<lb/>
ein neuer <hi rendition="#aq">Simplici&#x017F;&#x017F;imus</hi> oder &#x017F;on&#x017F;t ein le-<lb/>
derner Saalbader wieder auffge&#x017F;tanden.<lb/>
Allein was darhinter ver&#x017F;teckt i&#x017F;t/ mo&#x0364;chte<lb/>
ich denen&#x017F;elben ins Hertz wu&#x0364;n&#x017F;chen/ die es<lb/>
bedu&#x0364;rffen. Uber Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Herren<lb/>
haben andere gnug geklaget und ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben: hier finden die Leute ihren Text/die<lb/>
entweder nicht viel vornehmer &#x017F;ind/ als ich/<lb/>
oder die zum wenig&#x017F;ten leiden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
ich mich vor ihnen nicht ent&#x017F;etze. Den Leu-<lb/>
ten bin ich von Hertzen gut: daß aber etli-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A iij</fw><fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[[5]/0011] Hochwehrter Leſer. DJeß Buch hat einen naͤrriſchen Ti- tul/und ich halte wohl/ daß mancher meinen wird/ er wolle ſeine Narr- heit daraus ſtudiren. Doch es geht hier wie mit den Apothecker Buͤchſen/ die haben außwendig Satyros oder ſonſt Affengeſich- te angemahlt/ inwendig aber haben ſie Balſam oder andre koͤſtliche Artzneyen verborgen. Es ſiehet naͤrriſch aus/ und wer es obenhin betrachtet/ der meint/ es ſey ein neuer Simpliciſſimus oder ſonſt ein le- derner Saalbader wieder auffgeſtanden. Allein was darhinter verſteckt iſt/ moͤchte ich denenſelben ins Hertz wuͤnſchen/ die es beduͤrffen. Uber Fuͤrſten und Herren haben andere gnug geklaget und geſchrie- ben: hier finden die Leute ihren Text/die entweder nicht viel vornehmer ſind/ als ich/ oder die zum wenigſten leiden muͤſſen/ daß ich mich vor ihnen nicht entſetze. Den Leu- ten bin ich von Hertzen gut: daß aber etli- che A iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/11
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/11>, abgerufen am 29.03.2024.