Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


ta, wenn er bald stürbe und in den Himmel
käme. Sit divus modo non vivus. Nun
wäre ziel zu gedencken/ mit was vor nassen
Augen der Abschied genommen worden/ und
was ihm die Liebste vor Lehren mit auf den
Weg gegeben/ wenn es nicht das Ansehen ge-
winnen möchte/ als wäre dieser Narren Auß-
koster der erste in dem Register gewesen.
Drumb sey nur kürtzlich diß gesagt/ er reisete
fort und nahm niemand mit sich als drey Die-
ner/ einen Hofmeister/ einen alten Verwal-
ter/ der die Quartiermeister-Stelle vertreten
solte/ und einen Mahler/ daß man das Eben-
bild alsobald haben könte/ wenn sich der grö-
ste Narr sehen liesse. Lichter und Laternen
bedurfften sie nicht/ denn sie meinten/ sie wol-
ten die Narren eher im Finstern finden/ als
Diogenes die Menschen am hellen Mittage.
Nun wir wollen die andern zu Hause/ und ab-
sonderlich die Ubelauffseher/ bey ihrer admini-
stration
lassen/ und wollen der schönen Com-
pagnie
zu allen wunderlichen und närrischen
Begebenheiten das Geleite geben.


CAP.


ta, wenn er bald ſtuͤrbe und in den Himmel
kaͤme. Sit divus modo non vivus. Nun
waͤre ziel zu gedencken/ mit was vor naſſen
Augen der Abſchied genommen worden/ und
was ihm die Liebſte vor Lehren mit auf den
Weg gegeben/ wenn es nicht das Anſehen ge-
winnen moͤchte/ als waͤre dieſer Narren Auß-
koſter der erſte in dem Regiſter geweſen.
Drumb ſey nur kuͤrtzlich diß geſagt/ er reiſete
fort und nahm niemand mit ſich als drey Die-
ner/ einen Hofmeiſter/ einen alten Verwal-
ter/ der die Quartiermeiſter-Stelle vertreten
ſolte/ und einen Mahler/ daß man das Eben-
bild alſobald haben koͤnte/ wenn ſich der groͤ-
ſte Narr ſehen lieſſe. Lichter und Laternen
bedurfften ſie nicht/ denn ſie meinten/ ſie wol-
ten die Narren eher im Finſtern finden/ als
Diogenes die Menſchen am hellen Mittage.
Nun wir wollen die andern zu Hauſe/ und ab-
ſonderlich die Ubelauffſeher/ bey ihrer admini-
ſtration
laſſen/ und wollen der ſchoͤnen Com-
pagnie
zu allen wunderlichen und naͤrriſchen
Begebenheiten das Geleite geben.


CAP.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="15"/><lb/><hi rendition="#aq">ta,</hi> wenn er bald &#x017F;tu&#x0364;rbe und in den Himmel<lb/>
ka&#x0364;me. <hi rendition="#aq">Sit divus modo non vivus.</hi> Nun<lb/>
wa&#x0364;re ziel zu gedencken/ mit was vor na&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Augen der Ab&#x017F;chied genommen worden/ und<lb/>
was ihm die Lieb&#x017F;te vor Lehren mit auf den<lb/>
Weg gegeben/ wenn es nicht das An&#x017F;ehen ge-<lb/>
winnen mo&#x0364;chte/ als wa&#x0364;re die&#x017F;er Narren Auß-<lb/>
ko&#x017F;ter der er&#x017F;te in dem Regi&#x017F;ter gewe&#x017F;en.<lb/>
Drumb &#x017F;ey nur ku&#x0364;rtzlich diß ge&#x017F;agt/ er rei&#x017F;ete<lb/>
fort und nahm niemand mit &#x017F;ich als drey Die-<lb/>
ner/ einen Hofmei&#x017F;ter/ einen alten Verwal-<lb/>
ter/ der die Quartiermei&#x017F;ter-Stelle vertreten<lb/>
&#x017F;olte/ und einen Mahler/ daß man das Eben-<lb/>
bild al&#x017F;obald haben ko&#x0364;nte/ wenn &#x017F;ich der gro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te Narr &#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;e. Lichter und Laternen<lb/>
bedurfften &#x017F;ie nicht/ denn &#x017F;ie meinten/ &#x017F;ie wol-<lb/>
ten die Narren eher im Fin&#x017F;tern finden/ als<lb/><hi rendition="#aq">Diogenes</hi> die Men&#x017F;chen am hellen Mittage.<lb/>
Nun wir wollen die andern zu Hau&#x017F;e/ und ab-<lb/>
&#x017F;onderlich die Ubelauff&#x017F;eher/ bey ihrer <hi rendition="#aq">admini-<lb/>
&#x017F;tration</hi> la&#x017F;&#x017F;en/ und wollen der &#x017F;cho&#x0364;nen <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pagnie</hi> zu allen wunderlichen und na&#x0364;rri&#x017F;chen<lb/>
Begebenheiten das Geleite geben.</p>
      </div>
    </front>
    <body><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">CAP.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0021] ta, wenn er bald ſtuͤrbe und in den Himmel kaͤme. Sit divus modo non vivus. Nun waͤre ziel zu gedencken/ mit was vor naſſen Augen der Abſchied genommen worden/ und was ihm die Liebſte vor Lehren mit auf den Weg gegeben/ wenn es nicht das Anſehen ge- winnen moͤchte/ als waͤre dieſer Narren Auß- koſter der erſte in dem Regiſter geweſen. Drumb ſey nur kuͤrtzlich diß geſagt/ er reiſete fort und nahm niemand mit ſich als drey Die- ner/ einen Hofmeiſter/ einen alten Verwal- ter/ der die Quartiermeiſter-Stelle vertreten ſolte/ und einen Mahler/ daß man das Eben- bild alſobald haben koͤnte/ wenn ſich der groͤ- ſte Narr ſehen lieſſe. Lichter und Laternen bedurfften ſie nicht/ denn ſie meinten/ ſie wol- ten die Narren eher im Finſtern finden/ als Diogenes die Menſchen am hellen Mittage. Nun wir wollen die andern zu Hauſe/ und ab- ſonderlich die Ubelauffſeher/ bey ihrer admini- ſtration laſſen/ und wollen der ſchoͤnen Com- pagnie zu allen wunderlichen und naͤrriſchen Begebenheiten das Geleite geben. CAP.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/21
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/21>, abgerufen am 20.04.2024.