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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Der hymnus auf die Tugend.
die abschreiber athanatos abgetrennt haben, so zeigen sie selbst, dass
etwas davor stand, und das versmass verlangt eine kürze mehr. zur
emendation, oder vielmehr zur entscheidung für Diogenes, dessen über-
lieferung man nur zu deuten braucht, hilft das dithurambodes des stiles.
isathanatos ist freilich neu und seltsam, aber doch nur ein synonymon
zu isotheos, wie die turannis zu heissen pflegt. isodaimon basileusi,
isodendron biou tekmar (so langes leben wie die bäume) sagt Pindar.
isodaimon basileis arkha Ariphron, isolumpioi isaktioi agones sind
die im range den Olympien oder Aktien gleichstehenden. gewiss wäre die
zusammensetzung mit einem an sich negirten worte undenkbar, wenn
nicht dieses wort längst zu einem positiven begriffe geworden wäre.
dass karpos isos te athanasia bezeichnender ist für den lohn eines
strebens, das selbst zum tode führt, als wenn isotheos dastünde, also
Aristoteles zu dem wagnis berechtigt war, bedarf keines wortes. --
Herakles und die Dioskuren sind das erste beispiel; an sich so vulgär
wie die folgenden, Achilleus und Aias. aber pretiös ist die bezeich-
nung der Dioskuren als Ledas kouroi, weil sie neben Herakles unter
den begriff oi Dios subsummirt sind. oi Dios hat Aristoteles ohne
zweifel geschrieben; o Dios hat Athenaeus, ek Dios Diogenes. vor der
krasis ouk, die Brunk hineingebracht hat, wird sich das lyrische gedicht
gescheut haben. dass Hermippos Aidao domous für Aida domon ge-
schrieben hat, obwol so das versmass ganz zu grunde geht, ist bemer-
kenswert für diese art von verderbnis, die vertauschung an sich gleich-
berechtigter poetischer formeln: die emendation ist simpel und sicher.
das gilt auch von athanaton min audesousi Mousai, wofür Hermippos
aus dem nächsten verse auxesousi hat. dass das "gedächtnis im liede"
(Mousai Mnemosunas thugatres) dem todten Hermias die unsterblich-
keit verleiht, ist auf das treffendste so bezeichnet, dass die Musen ihn
trotz dem tode unsterblich nennen, zu ihm reden, wie sie's zu Harmodios
getan haben, philtath Armodi ou ti pou tethnekas. dabei verherr-
lichen sie (auxousai) seine gastfreiheit und freundestreue; outos kai
Dia xenion esebeto kai philian bebaion egerairen (wie nomous gerai-
rein) sagen sie: das ist wieder nominal ausgedrückt sebas Dios, geras
philias. schwierig ist nur um des versmasses willen v. 12, ich habe
so abgeteilt, dass es ddee ergibt; dazu war aeliou in aliou zu ändern,
was belanglos ist, und anzunehmen, dass d, der daktylische trimeter
anomal aus drei dactylen bestehe. die anomalie ist bekanntlich im drama
sehr gewöhnlich; aber für die lyrik fehlt ein beleg, und die reste vom
gastmahl des Philoxenos sind für mich zu verdorben, als dass ich zweifel-

Der hymnus auf die Tugend.
die abschreiber ἀϑάνατος abgetrennt haben, so zeigen sie selbst, daſs
etwas davor stand, und das versmaſs verlangt eine kürze mehr. zur
emendation, oder vielmehr zur entscheidung für Diogenes, dessen über-
lieferung man nur zu deuten braucht, hilft das διϑυϱαμβῶδες des stiles.
ἰσαϑάνατος ist freilich neu und seltsam, aber doch nur ein synonymon
zu ἰσόϑεος, wie die τυϱαννίς zu heiſsen pflegt. ἰσοδαίμων βασιλεῦσι,
ἰσόδενδϱον βίου τέκμαϱ (so langes leben wie die bäume) sagt Pindar.
ἰσοδαίμων βασιληὶς ἀϱχά Ariphron, ἰσολύμπιοι ἰσάκτιοι ἀγῶνες sind
die im range den Olympien oder Aktien gleichstehenden. gewiſs wäre die
zusammensetzung mit einem an sich negirten worte undenkbar, wenn
nicht dieses wort längst zu einem positiven begriffe geworden wäre.
daſs καϱπὸς ἴσος τῇ ἀϑανασίᾳ bezeichnender ist für den lohn eines
strebens, das selbst zum tode führt, als wenn ἰσόϑεος dastünde, also
Aristoteles zu dem wagnis berechtigt war, bedarf keines wortes. —
Herakles und die Dioskuren sind das erste beispiel; an sich so vulgär
wie die folgenden, Achilleus und Aias. aber pretiös ist die bezeich-
nung der Dioskuren als Λήδας κοῦϱοι, weil sie neben Herakles unter
den begriff οἱ Διός subsummirt sind. οἱ Διός hat Aristoteles ohne
zweifel geschrieben; ὁ Διὸς hat Athenaeus, ἐκ Διός Diogenes. vor der
krasis οὑκ, die Brunk hineingebracht hat, wird sich das lyrische gedicht
gescheut haben. daſs Hermippos Ἀίδαο δόμους für Ἀίδα δόμον ge-
schrieben hat, obwol so das versmaſs ganz zu grunde geht, ist bemer-
kenswert für diese art von verderbnis, die vertauschung an sich gleich-
berechtigter poetischer formeln: die emendation ist simpel und sicher.
das gilt auch von ἀϑάνατόν μιν αὐδήσουσι Μοῦσαι, wofür Hermippos
aus dem nächsten verse αὐξήσουσι hat. daſs das “gedächtnis im liede”
(Μοῦσαι Μνημοσύνας ϑύγατϱες) dem todten Hermias die unsterblich-
keit verleiht, ist auf das treffendste so bezeichnet, daſs die Musen ihn
trotz dem tode unsterblich nennen, zu ihm reden, wie sie’s zu Harmodios
getan haben, φίλταϑ̕ Ἁϱμόδι̕ οὔ τί που τέϑνηκας. dabei verherr-
lichen sie (αὔξουσαι) seine gastfreiheit und freundestreue; οὗτος καὶ
Δία ξένιον ἐσέβετο καὶ φιλίαν βέβαιον ἐγέϱαιϱεν (wie νόμους γεϱαί-
ϱειν) sagen sie: das ist wieder nominal ausgedrückt σέβας Διός, γέϱας
φιλίας. schwierig ist nur um des versmaſses willen v. 12, ich habe
so abgeteilt, daſs es ddee ergibt; dazu war ἀελίου in ἁλίου zu ändern,
was belanglos ist, und anzunehmen, daſs d, der daktylische trimeter
anomal aus drei dactylen bestehe. die anomalie ist bekanntlich im drama
sehr gewöhnlich; aber für die lyrik fehlt ein beleg, und die reste vom
gastmahl des Philoxenos sind für mich zu verdorben, als daſs ich zweifel-

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[409/0419] Der hymnus auf die Tugend. die abschreiber ἀϑάνατος abgetrennt haben, so zeigen sie selbst, daſs etwas davor stand, und das versmaſs verlangt eine kürze mehr. zur emendation, oder vielmehr zur entscheidung für Diogenes, dessen über- lieferung man nur zu deuten braucht, hilft das διϑυϱαμβῶδες des stiles. ἰσαϑάνατος ist freilich neu und seltsam, aber doch nur ein synonymon zu ἰσόϑεος, wie die τυϱαννίς zu heiſsen pflegt. ἰσοδαίμων βασιλεῦσι, ἰσόδενδϱον βίου τέκμαϱ (so langes leben wie die bäume) sagt Pindar. ἰσοδαίμων βασιληὶς ἀϱχά Ariphron, ἰσολύμπιοι ἰσάκτιοι ἀγῶνες sind die im range den Olympien oder Aktien gleichstehenden. gewiſs wäre die zusammensetzung mit einem an sich negirten worte undenkbar, wenn nicht dieses wort längst zu einem positiven begriffe geworden wäre. daſs καϱπὸς ἴσος τῇ ἀϑανασίᾳ bezeichnender ist für den lohn eines strebens, das selbst zum tode führt, als wenn ἰσόϑεος dastünde, also Aristoteles zu dem wagnis berechtigt war, bedarf keines wortes. — Herakles und die Dioskuren sind das erste beispiel; an sich so vulgär wie die folgenden, Achilleus und Aias. aber pretiös ist die bezeich- nung der Dioskuren als Λήδας κοῦϱοι, weil sie neben Herakles unter den begriff οἱ Διός subsummirt sind. οἱ Διός hat Aristoteles ohne zweifel geschrieben; ὁ Διὸς hat Athenaeus, ἐκ Διός Diogenes. vor der krasis οὑκ, die Brunk hineingebracht hat, wird sich das lyrische gedicht gescheut haben. daſs Hermippos Ἀίδαο δόμους für Ἀίδα δόμον ge- schrieben hat, obwol so das versmaſs ganz zu grunde geht, ist bemer- kenswert für diese art von verderbnis, die vertauschung an sich gleich- berechtigter poetischer formeln: die emendation ist simpel und sicher. das gilt auch von ἀϑάνατόν μιν αὐδήσουσι Μοῦσαι, wofür Hermippos aus dem nächsten verse αὐξήσουσι hat. daſs das “gedächtnis im liede” (Μοῦσαι Μνημοσύνας ϑύγατϱες) dem todten Hermias die unsterblich- keit verleiht, ist auf das treffendste so bezeichnet, daſs die Musen ihn trotz dem tode unsterblich nennen, zu ihm reden, wie sie’s zu Harmodios getan haben, φίλταϑ̕ Ἁϱμόδι̕ οὔ τί που τέϑνηκας. dabei verherr- lichen sie (αὔξουσαι) seine gastfreiheit und freundestreue; οὗτος καὶ Δία ξένιον ἐσέβετο καὶ φιλίαν βέβαιον ἐγέϱαιϱεν (wie νόμους γεϱαί- ϱειν) sagen sie: das ist wieder nominal ausgedrückt σέβας Διός, γέϱας φιλίας. schwierig ist nur um des versmaſses willen v. 12, ich habe so abgeteilt, daſs es ddee ergibt; dazu war ἀελίου in ἁλίου zu ändern, was belanglos ist, und anzunehmen, daſs d, der daktylische trimeter anomal aus drei dactylen bestehe. die anomalie ist bekanntlich im drama sehr gewöhnlich; aber für die lyrik fehlt ein beleg, und die reste vom gastmahl des Philoxenos sind für mich zu verdorben, als daſs ich zweifel-

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/419>, abgerufen am 23.04.2024.