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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Das leben des Euripides.
khopos; 45) tois de toioutois oudepot aiskhron ergon meledema
prosizei, verse, in denen die apologetische absicht zu tage liegt. dass
sie auf Anaxagoras gehen, bestätigt sich dadurch, dass dieser der typus
des theoretikos bios in älterer zeit ist. Eudemos (ethik I 5) lässt
ihn auf die frage tinos enek an tis eloito genesthai mallon e
me genesthai antworten tou theoresai ton ouranon kai ten peri
ton olon kosmon tax03B9;n, was eine seichte paraphrase für tou theore-
sai ton kosmon tou pantos ist, weil der peripatetiker in kosmos
nicht mehr die taxis hört. derselbe erklärt kurz vorher ein auch von
Aristoteles (Eth. Nik. X 9) angeführtes wort des Anaxagoras, isos oeto
ton zonta alupos kai katharos pros to dikaion e tinos theorias
koinonounta theias, touton, os anthropon eipein, makarion einai. das
entspricht ganz den euripideischen versen, und die persönliche sympathie
wird man in ihnen um so mehr anerkennen, als der dichter selbst nicht
die ruhe hatte, auf den himmel statt auf die menschen zu sehen, freilich
auch die friedlosigkeit im eignen busen durch den gegensatz doppelt
fühlte, und als Athener nicht vergessen konnte, dass er auf erden eine
heilige heimat hatte. als philosoph ist Euripides keineswegs ein anhänger
des Anaxagoras, sondern gibt mit derselben zustimmung auch wider-
sprechende lehren anderer wieder. das princip der homoeomerie kommt
nicht vor, und der nous steht nach ihm neben dem soma in durchaus
dualistischem sinne.

Ähnlich wie zu Anaxagoras steht Euripides zu Protagoras. auch
ihn hat er nach seinem tode persönlich berücksichtigt, doch wissen wir
nicht, ob verteidigt. auch seine tätigkeit fällt zum teil (bevor er nach
Thurioi gieng) in Euripides bildsame jahre. auch hier erzählen die alten
von persönlicher berührung 46), und sie scheint unabweisbar, weil die
beeinflussung eine sehr starke ist und nicht die lehre angeht sondern

45) Überliefert ist kai ope kai opos und die krasis, welche die euripideische
metrik herzustellen fordert, ist nur eine orthographische änderung. allein ope neben
pe ist, wie wol zugestanden ist, unmöglich. die leichte und elegante änderung von
pe in tis kann kaum richtig sein. man verlangt poios, und die frage nach der
qualität wird neben dem aorist suneste unbequem. vor allem aber fragt die physik
nach der arkhe, und diese frage muss irgendwo gestanden haben. somit muss ope
weichen, obwol ope kai opos passend verbunden wird, noch von den archaisten
wieder aufgenommen (Philostrat der jüngere eikones 16).
46) In das haus des Euripides wird die erste vorlesung von Protagoras gottes-
leugnerischer schrift verlegt (Diog. Laert. 9, 54): aber da ist die tendenz klar, den
dichter des Bellerophontes mit Protagoras zu verbinden, wie er mit Kritias ver-
bunden worden ist.

Das leben des Euripides.
χὥπως· 45) τοῖς δὲ τοιούτοις οὐδέποτ̕ αἰσχρῶν ἔργων μελέδημα
προσίζει, verse, in denen die apologetische absicht zu tage liegt. daſs
sie auf Anaxagoras gehen, bestätigt sich dadurch, daſs dieser der typus
des ϑεωρητικὸς βίος in älterer zeit ist. Eudemos (ethik I 5) läſst
ihn auf die frage τίνος ἕνεκ̕ ἄν τις ἕλοιτο γενέσϑαι μᾶλλον ἢ
μὴ γενέσϑαι antworten τοῦ ϑεωρῆσαι τὸν οὐρανὸν καὶ τὴν περὶ
τὸν ὅλον κόσμον τάξ03B9;ν, was eine seichte paraphrase für τοῦ ϑεωρῆ-
σαι τὸν κόσμον τοῦ παντός ist, weil der peripatetiker in κόσμος
nicht mehr die τάξις hört. derselbe erklärt kurz vorher ein auch von
Aristoteles (Eth. Nik. X 9) angeführtes wort des Anaxagoras, ἴσως ᾤετο
τὸν ζῶντα ἀλύπως καὶ καϑαρῶς πρὸς τὸ δίκαιον ἤ τινος ϑεωρίας
κοινωνοῦντα ϑείας, τοῦτον, ὡς ἄνϑρωπον εἰπεῖν, μακάριον εἶναι. das
entspricht ganz den euripideischen versen, und die persönliche sympathie
wird man in ihnen um so mehr anerkennen, als der dichter selbst nicht
die ruhe hatte, auf den himmel statt auf die menschen zu sehen, freilich
auch die friedlosigkeit im eignen busen durch den gegensatz doppelt
fühlte, und als Athener nicht vergessen konnte, daſs er auf erden eine
heilige heimat hatte. als philosoph ist Euripides keineswegs ein anhänger
des Anaxagoras, sondern gibt mit derselben zustimmung auch wider-
sprechende lehren anderer wieder. das princip der homoeomerie kommt
nicht vor, und der νοῦς steht nach ihm neben dem σῶμα in durchaus
dualistischem sinne.

Ähnlich wie zu Anaxagoras steht Euripides zu Protagoras. auch
ihn hat er nach seinem tode persönlich berücksichtigt, doch wissen wir
nicht, ob verteidigt. auch seine tätigkeit fällt zum teil (bevor er nach
Thurioi gieng) in Euripides bildsame jahre. auch hier erzählen die alten
von persönlicher berührung 46), und sie scheint unabweisbar, weil die
beeinflussung eine sehr starke ist und nicht die lehre angeht sondern

45) Überliefert ist καὶ ὅπη καὶ ὅπως und die krasis, welche die euripideische
metrik herzustellen fordert, ist nur eine orthographische änderung. allein ὅπῃ neben
πῇ ist, wie wol zugestanden ist, unmöglich. die leichte und elegante änderung von
πῆ in τίς kann kaum richtig sein. man verlangt ποῖος, und die frage nach der
qualität wird neben dem aorist συνέστη unbequem. vor allem aber fragt die physik
nach der ἀρχή, und diese frage muſs irgendwo gestanden haben. somit muſs ὅπη
weichen, obwol ὅπη καὶ ὅπως passend verbunden wird, noch von den archaisten
wieder aufgenommen (Philostrat der jüngere εἰκόνες 16).
46) In das haus des Euripides wird die erste vorlesung von Protagoras gottes-
leugnerischer schrift verlegt (Diog. Laert. 9, 54): aber da ist die tendenz klar, den
dichter des Bellerophontes mit Protagoras zu verbinden, wie er mit Kritias ver-
bunden worden ist.
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[26/0046] Das leben des Euripides. χὥπως· 45) τοῖς δὲ τοιούτοις οὐδέποτ̕ αἰσχρῶν ἔργων μελέδημα προσίζει, verse, in denen die apologetische absicht zu tage liegt. daſs sie auf Anaxagoras gehen, bestätigt sich dadurch, daſs dieser der typus des ϑεωρητικὸς βίος in älterer zeit ist. Eudemos (ethik I 5) läſst ihn auf die frage τίνος ἕνεκ̕ ἄν τις ἕλοιτο γενέσϑαι μᾶλλον ἢ μὴ γενέσϑαι antworten τοῦ ϑεωρῆσαι τὸν οὐρανὸν καὶ τὴν περὶ τὸν ὅλον κόσμον τάξ03B9;ν, was eine seichte paraphrase für τοῦ ϑεωρῆ- σαι τὸν κόσμον τοῦ παντός ist, weil der peripatetiker in κόσμος nicht mehr die τάξις hört. derselbe erklärt kurz vorher ein auch von Aristoteles (Eth. Nik. X 9) angeführtes wort des Anaxagoras, ἴσως ᾤετο τὸν ζῶντα ἀλύπως καὶ καϑαρῶς πρὸς τὸ δίκαιον ἤ τινος ϑεωρίας κοινωνοῦντα ϑείας, τοῦτον, ὡς ἄνϑρωπον εἰπεῖν, μακάριον εἶναι. das entspricht ganz den euripideischen versen, und die persönliche sympathie wird man in ihnen um so mehr anerkennen, als der dichter selbst nicht die ruhe hatte, auf den himmel statt auf die menschen zu sehen, freilich auch die friedlosigkeit im eignen busen durch den gegensatz doppelt fühlte, und als Athener nicht vergessen konnte, daſs er auf erden eine heilige heimat hatte. als philosoph ist Euripides keineswegs ein anhänger des Anaxagoras, sondern gibt mit derselben zustimmung auch wider- sprechende lehren anderer wieder. das princip der homoeomerie kommt nicht vor, und der νοῦς steht nach ihm neben dem σῶμα in durchaus dualistischem sinne. Ähnlich wie zu Anaxagoras steht Euripides zu Protagoras. auch ihn hat er nach seinem tode persönlich berücksichtigt, doch wissen wir nicht, ob verteidigt. auch seine tätigkeit fällt zum teil (bevor er nach Thurioi gieng) in Euripides bildsame jahre. auch hier erzählen die alten von persönlicher berührung 46), und sie scheint unabweisbar, weil die beeinflussung eine sehr starke ist und nicht die lehre angeht sondern 45) Überliefert ist καὶ ὅπη καὶ ὅπως und die krasis, welche die euripideische metrik herzustellen fordert, ist nur eine orthographische änderung. allein ὅπῃ neben πῇ ist, wie wol zugestanden ist, unmöglich. die leichte und elegante änderung von πῆ in τίς kann kaum richtig sein. man verlangt ποῖος, und die frage nach der qualität wird neben dem aorist συνέστη unbequem. vor allem aber fragt die physik nach der ἀρχή, und diese frage muſs irgendwo gestanden haben. somit muſs ὅπη weichen, obwol ὅπη καὶ ὅπως passend verbunden wird, noch von den archaisten wieder aufgenommen (Philostrat der jüngere εἰκόνες 16). 46) In das haus des Euripides wird die erste vorlesung von Protagoras gottes- leugnerischer schrift verlegt (Diog. Laert. 9, 54): aber da ist die tendenz klar, den dichter des Bellerophontes mit Protagoras zu verbinden, wie er mit Kritias ver- bunden worden ist.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/46>, abgerufen am 29.03.2024.