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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Das leben des Euripides.
von geist gott aether und stoff körper erde, ist ein compromiss zwischen
der philosophie des ostens und der theologie der heimat und des westens.
das hauptprincip seiner ethik, die macht der phusis, der intellectuellen
und moralischen veranlagung des einzelnen, ist wol durch die verschie-
denen philosopheme beeinflusst: aber gewonnen hat gerade dieses der
menschen beobachtende, leidenschaften nachempfindende dichter. er ist
natürlich kein schöpferischer philosoph; aber kein anderer kann uns von
dem, was der forschungsdurstige Athener kannte und las, eine vorstellung
geben: und phil[i]sophos im echten sinne ist er auch, obwol er auch
sophistes ist, im echten, wie im üblen sinne.

ausser ihr verständlich, aber wer hat das recht so etwas zu zerstören? Euripides
führt noch weiter. er kennt die lehre, welche den nous broton als gott betrachtet
(Tro. 887, fgm. 1007), allerdings subjectiv gewendet, aber der übergang ist leicht,
und auch Epicharm sagt (Stob. 37, 16) o tropos anthropoisi daimon agathos, ois
de kai kakos. und es geht noch weiter. den Epicharmus des Ennius als etwas anderes
zu denken als eine übersetzung eines griechischen buches ist ganz wunderlich. So-
tades Archestratos Euemeros erhalten einfach ihren genossen. und terra corpus est,
at mentis ignis est
(5) stimmt vollkommen. hier war Ceres als die erde gedeutet (4):
Demeter thea, ge d estin, onoma d opoteron boule kalei sagt Eur. Bakch. 276.
und Iuppiter war zwar aer genannt, aber als wind und wolken gedeutet. Eur. fgm. 935
oras ton upsou tond apeiron aithera kai gen perix ekhonth ugrais en agkalais.
touton nomize Zena, tond egou theon. feucht sind seine umarmungen, also ist nicht
die feurige luft gedacht, und die differenz zwischen aer und aither ohne belang,
wie so häufig und schon von alter zeit her. Ennius nennt die principia mundi
aqua terra anima sol
(3): Epicharm bei Menander die götter anemous udor gen
elion pur asteras. wahrlich es geht doch alles zusammen, und wir erkennen ein
lehrgedicht Epicharms, wie die vita bei Diogenes es auch verlangt. ein äusserliches
kriterium tritt hinzu. nach Diogenes hatte sich Epicharm sein autorrecht durch ein
akrostichon gesichert. dass Ennius sich desselben spiels bedient habe, bezeugt Cicero
de div. II 111: wir sehen, woher er die kunst hatte. die form war nach Ennius
der traum ins jenseits entrückt zu sein (1). Alkimos, der freund Stilpons führt die
schlussverse an, wie man glauben möchte, worin Epicharm prophezeit 'einst wird
jemand meinen versen das mass, das sie nun tragen, ausziehen, ihnen ein purpur-
gewand anlegen, es mit schmucken worten ausstaffiren und so, selbst schwer bezwing-
lich, zeigen, wie leicht die andern zu bezwingen sind'. da haben wir in wahrheit die
entschuldigung des fälschers. denn er vindicirt dem alten Epicharm die neuen lehren,
er wendet fälscherkunststücke an, ihm den ruhm zu sichern, und die priorität wahrt er
ausdrücklich. er zielt hier wol auf einen bestimmten sophisten, den ich nicht zu
benennen wage. der verfasser (Chrysogonos o auletes nach Aristoxenos, was der
zeit nach sehr gut möglich ist, da dieser 408 auf der höhe des ruhmes stand, Athen.
XII 535d) hat von Pythagoras, Anaxagoras, Prodikos gelernt. Euripides kennt sein
gedicht seit 430 etwa: nicht viel früher kann es entstanden sein. es ist ein sehr
merkwürdiges product; noch manches ist davon zu sagen, doch genüge hier der
nachweis seiner benutzung durch Euripides, worin der nachweis des alters liegt.

Das leben des Euripides.
von geist gott aether und stoff körper erde, ist ein compromiſs zwischen
der philosophie des ostens und der theologie der heimat und des westens.
das hauptprincip seiner ethik, die macht der φύσις, der intellectuellen
und moralischen veranlagung des einzelnen, ist wol durch die verschie-
denen philosopheme beeinfluſst: aber gewonnen hat gerade dieses der
menschen beobachtende, leidenschaften nachempfindende dichter. er ist
natürlich kein schöpferischer philosoph; aber kein anderer kann uns von
dem, was der forschungsdurstige Athener kannte und las, eine vorstellung
geben: und φιλ[ί]σοφος im echten sinne ist er auch, obwol er auch
σοφιστής ist, im echten, wie im üblen sinne.

auſser ihr verständlich, aber wer hat das recht so etwas zu zerstören? Euripides
führt noch weiter. er kennt die lehre, welche den νοῦς βροτῶν als gott betrachtet
(Tro. 887, fgm. 1007), allerdings subjectiv gewendet, aber der übergang ist leicht,
und auch Epicharm sagt (Stob. 37, 16) ὁ τρόπος ἀνϑρώποισι δαίμων ἀγαϑός, οἷς
δὲ καὶ κακός. und es geht noch weiter. den Epicharmus des Ennius als etwas anderes
zu denken als eine übersetzung eines griechischen buches ist ganz wunderlich. So-
tades Archestratos Euemeros erhalten einfach ihren genossen. und terra corpus est,
at mentis ignis est
(5) stimmt vollkommen. hier war Ceres als die erde gedeutet (4):
Δημήτηρ ϑεά, γῆ δ̕ ἔστιν, ὄνομα δ̕ ὁπότερον βούλῃ κάλει sagt Eur. Bakch. 276.
und Iuppiter war zwar aer genannt, aber als wind und wolken gedeutet. Eur. fgm. 935
ὁρᾶς τὸν ὑψοῦ τόνδ̕ ἀπείρον̕ αίϑέρα καὶ γῆν πέριξ ἔχονϑ̕ ὑγραῖς ἐν ἀγκάλαις.
τοῦτον νόμιζε Ζῆνα, τόνδ̕ ἡγοῦ ϑεόν. feucht sind seine umarmungen, also ist nicht
die feurige luft gedacht, und die differenz zwischen ἀήρ und αἰϑήρ ohne belang,
wie so häufig und schon von alter zeit her. Ennius nennt die principia mundi
aqua terra anima sol
(3): Epicharm bei Menander die götter ἀνέμους ὕδωρ γῆν
ἥλιον πῦρ ἀστέρας. wahrlich es geht doch alles zusammen, und wir erkennen ein
lehrgedicht Epicharms, wie die vita bei Diogenes es auch verlangt. ein äuſserliches
kriterium tritt hinzu. nach Diogenes hatte sich Epicharm sein autorrecht durch ein
akrostichon gesichert. daſs Ennius sich desselben spiels bedient habe, bezeugt Cicero
de div. II 111: wir sehen, woher er die kunst hatte. die form war nach Ennius
der traum ins jenseits entrückt zu sein (1). Alkimos, der freund Stilpons führt die
schluſsverse an, wie man glauben möchte, worin Epicharm prophezeit ‘einst wird
jemand meinen versen das maſs, das sie nun tragen, ausziehen, ihnen ein purpur-
gewand anlegen, es mit schmucken worten ausstaffiren und so, selbst schwer bezwing-
lich, zeigen, wie leicht die andern zu bezwingen sind’. da haben wir in wahrheit die
entschuldigung des fälschers. denn er vindicirt dem alten Epicharm die neuen lehren,
er wendet fälscherkunststücke an, ihm den ruhm zu sichern, und die priorität wahrt er
ausdrücklich. er zielt hier wol auf einen bestimmten sophisten, den ich nicht zu
benennen wage. der verfasser (Chrysogonos ὁ αὐλητής nach Aristoxenos, was der
zeit nach sehr gut möglich ist, da dieser 408 auf der höhe des ruhmes stand, Athen.
XII 535d) hat von Pythagoras, Anaxagoras, Prodikos gelernt. Euripides kennt sein
gedicht seit 430 etwa: nicht viel früher kann es entstanden sein. es ist ein sehr
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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/50>, abgerufen am 29.03.2024.