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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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I Theil. Viertes Capitel.

Die sieben Gemälde bey den Jesuiten sind aus einem Gewölbe an
dem Fuße des Palatinischen Berges, auf der Seite des Circus Maxi-
mus,
abgenommen. Die besten Stücke unter denselben sind ein Satyr,
welcher aus einem Horne trinkt, zween Palme hoch, und eine kleine Land-
schaft mit Figuren, einen Palm groß, welche alle Landschaften zu Portici
übertrifft. Das achte Gemälde bekam der Abt Franchini, damaliger
Großherzoglich Toscanischer Minister in Rom; von demselben erhielt es
der Cardinal Paßionei, und nach dessen Tode der Herr Cardinal Alexan-
der Albani; es stellet ein Opfer von drey Figuren vor, und ist in dem An-
hange der alten Gemälde des Bartoli von Morghen gestochen. In der
Mitten stehet auf einer Base eine kleine ungekleidete Männliche Figur,
welche mit dem erhobenen linken Arm einen Schild hält, und in der rechten
einen kurzen Streitkolben mit vielen Spitzen umher besetzet, von eben der
Art, wie vor Alters auch in Deutschland in Gebrauch waren. Auf dem
Boden neben der Base stehet auf einer Seite ein kleiner Altar, und auf
der andern ein Gefäß, welche beyde rauchen. Auf beyden Steiten stehet
eine Weibliche bekleidete Figur mit einem Diadema, und die zur linken
Hand trägt eine Schüssel mit Früchten.

Die Stücke kleiner Gemälde, welche in der Villa Farnese in den Trüm-
mern des Pallastes der Kaiser entdecket, und nach Parma gebracht wurden,
sind durch den Moder vertilget. Es blieben dieselben, wie die andern
Schätze der Gallerie zu Parma, welche nach Neapel geschafft wurden, an
zwanzig Jahre in ihren Kasten in feuchten Gewölbern stehen, und da man
sie hervor zog, fand man nichts, als Stücke Mauer, auf welchen die Ge-
mälde gewesen waren, und diese sieht man auf dem unvollendeten König-
lichen Schlosse Capo di Monte zu Neapel. Unterdessen waren sie sehr
mittelmäßig, und der Verlust ist nicht sehr groß. Eine gemalte Caryatide
mit dem Gebälke, welches sie trägt, die auch in besagten Ruinen gefunden

worden,
I Theil. Viertes Capitel.

Die ſieben Gemaͤlde bey den Jeſuiten ſind aus einem Gewoͤlbe an
dem Fuße des Palatiniſchen Berges, auf der Seite des Circus Maxi-
mus,
abgenommen. Die beſten Stuͤcke unter denſelben ſind ein Satyr,
welcher aus einem Horne trinkt, zween Palme hoch, und eine kleine Land-
ſchaft mit Figuren, einen Palm groß, welche alle Landſchaften zu Portici
uͤbertrifft. Das achte Gemaͤlde bekam der Abt Franchini, damaliger
Großherzoglich Toſcaniſcher Miniſter in Rom; von demſelben erhielt es
der Cardinal Paßionei, und nach deſſen Tode der Herr Cardinal Alexan-
der Albani; es ſtellet ein Opfer von drey Figuren vor, und iſt in dem An-
hange der alten Gemaͤlde des Bartoli von Morghen geſtochen. In der
Mitten ſtehet auf einer Baſe eine kleine ungekleidete Maͤnnliche Figur,
welche mit dem erhobenen linken Arm einen Schild haͤlt, und in der rechten
einen kurzen Streitkolben mit vielen Spitzen umher beſetzet, von eben der
Art, wie vor Alters auch in Deutſchland in Gebrauch waren. Auf dem
Boden neben der Baſe ſtehet auf einer Seite ein kleiner Altar, und auf
der andern ein Gefaͤß, welche beyde rauchen. Auf beyden Steiten ſtehet
eine Weibliche bekleidete Figur mit einem Diadema, und die zur linken
Hand traͤgt eine Schuͤſſel mit Fruͤchten.

Die Stuͤcke kleiner Gemaͤlde, welche in der Villa Farneſe in den Truͤm-
mern des Pallaſtes der Kaiſer entdecket, und nach Parma gebracht wurden,
ſind durch den Moder vertilget. Es blieben dieſelben, wie die andern
Schaͤtze der Gallerie zu Parma, welche nach Neapel geſchafft wurden, an
zwanzig Jahre in ihren Kaſten in feuchten Gewoͤlbern ſtehen, und da man
ſie hervor zog, fand man nichts, als Stuͤcke Mauer, auf welchen die Ge-
maͤlde geweſen waren, und dieſe ſieht man auf dem unvollendeten Koͤnig-
lichen Schloſſe Capo di Monte zu Neapel. Unterdeſſen waren ſie ſehr
mittelmaͤßig, und der Verluſt iſt nicht ſehr groß. Eine gemalte Caryatide
mit dem Gebaͤlke, welches ſie traͤgt, die auch in beſagten Ruinen gefunden

worden,
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[266/0316] I Theil. Viertes Capitel. Die ſieben Gemaͤlde bey den Jeſuiten ſind aus einem Gewoͤlbe an dem Fuße des Palatiniſchen Berges, auf der Seite des Circus Maxi- mus, abgenommen. Die beſten Stuͤcke unter denſelben ſind ein Satyr, welcher aus einem Horne trinkt, zween Palme hoch, und eine kleine Land- ſchaft mit Figuren, einen Palm groß, welche alle Landſchaften zu Portici uͤbertrifft. Das achte Gemaͤlde bekam der Abt Franchini, damaliger Großherzoglich Toſcaniſcher Miniſter in Rom; von demſelben erhielt es der Cardinal Paßionei, und nach deſſen Tode der Herr Cardinal Alexan- der Albani; es ſtellet ein Opfer von drey Figuren vor, und iſt in dem An- hange der alten Gemaͤlde des Bartoli von Morghen geſtochen. In der Mitten ſtehet auf einer Baſe eine kleine ungekleidete Maͤnnliche Figur, welche mit dem erhobenen linken Arm einen Schild haͤlt, und in der rechten einen kurzen Streitkolben mit vielen Spitzen umher beſetzet, von eben der Art, wie vor Alters auch in Deutſchland in Gebrauch waren. Auf dem Boden neben der Baſe ſtehet auf einer Seite ein kleiner Altar, und auf der andern ein Gefaͤß, welche beyde rauchen. Auf beyden Steiten ſtehet eine Weibliche bekleidete Figur mit einem Diadema, und die zur linken Hand traͤgt eine Schuͤſſel mit Fruͤchten. Die Stuͤcke kleiner Gemaͤlde, welche in der Villa Farneſe in den Truͤm- mern des Pallaſtes der Kaiſer entdecket, und nach Parma gebracht wurden, ſind durch den Moder vertilget. Es blieben dieſelben, wie die andern Schaͤtze der Gallerie zu Parma, welche nach Neapel geſchafft wurden, an zwanzig Jahre in ihren Kaſten in feuchten Gewoͤlbern ſtehen, und da man ſie hervor zog, fand man nichts, als Stuͤcke Mauer, auf welchen die Ge- maͤlde geweſen waren, und dieſe ſieht man auf dem unvollendeten Koͤnig- lichen Schloſſe Capo di Monte zu Neapel. Unterdeſſen waren ſie ſehr mittelmaͤßig, und der Verluſt iſt nicht ſehr groß. Eine gemalte Caryatide mit dem Gebaͤlke, welches ſie traͤgt, die auch in beſagten Ruinen gefunden worden,

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/316>, abgerufen am 29.03.2024.