Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

heraus. Nun fällt die Kälte ein. Die frisch
verwundeten Graßpflanzen werden von dem
Frost durchaus angegriffen, und ihre Gefässe
zerstöhret. Was kann man sich also auf das
künftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver-
sprechen? Die Vermuthung, daß es nur
schlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah-
rung bestätiget. Man versuche es, und ver-
schone eine dergleichen Wiese nur ein Jahr mit
der Frühlings- und Herbstweide. Der Ertrag
davon wird im folgenden Jahr noch einmahl
so stark sein, als auf einer daneben liegenden
Wiese, die man nach der bisherigen schädlichen
Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der
mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen
Nutzen einer magern Weide auf einen und
eben denselben Platz um ein großes überwie-
gen? Um diesen Gewinn bringt sich aber der
Vertheidiger der Viehhütung muthwillig, und
leidet also auch hiedurch den allergrößesten
Schaden.

§. 8.

Jedoch ich bin mit dem Register des man-
cherlei Verlustes, den die Viehweide mit sich
führet, noch nicht fertig. Es sind noch ein
paar wichtige Punkte übrig, die ich unmöglich
unberührt lassen kann. Hiezu gehöret

1) daß an manchen Orten die Lage des Wei-
deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom

Dorf
B

heraus. Nun faͤllt die Kaͤlte ein. Die friſch
verwundeten Graßpflanzen werden von dem
Froſt durchaus angegriffen, und ihre Gefaͤſſe
zerſtoͤhret. Was kann man ſich alſo auf das
kuͤnftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver-
ſprechen? Die Vermuthung, daß es nur
ſchlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah-
rung beſtaͤtiget. Man verſuche es, und ver-
ſchone eine dergleichen Wieſe nur ein Jahr mit
der Fruͤhlings- und Herbſtweide. Der Ertrag
davon wird im folgenden Jahr noch einmahl
ſo ſtark ſein, als auf einer daneben liegenden
Wieſe, die man nach der bisherigen ſchaͤdlichen
Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der
mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen
Nutzen einer magern Weide auf einen und
eben denſelben Platz um ein großes uͤberwie-
gen? Um dieſen Gewinn bringt ſich aber der
Vertheidiger der Viehhuͤtung muthwillig, und
leidet alſo auch hiedurch den allergroͤßeſten
Schaden.

§. 8.

Jedoch ich bin mit dem Regiſter des man-
cherlei Verluſtes, den die Viehweide mit ſich
fuͤhret, noch nicht fertig. Es ſind noch ein
paar wichtige Punkte uͤbrig, die ich unmoͤglich
unberuͤhrt laſſen kann. Hiezu gehoͤret

1) daß an manchen Orten die Lage des Wei-
deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom

Dorf
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0035" n="17"/>
heraus. Nun fa&#x0364;llt die Ka&#x0364;lte ein. Die fri&#x017F;ch<lb/>
verwundeten Graßpflanzen werden von dem<lb/>
Fro&#x017F;t durchaus angegriffen, und ihre Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zer&#x017F;to&#x0364;hret. Was kann man &#x017F;ich al&#x017F;o auf das<lb/>
ku&#x0364;nftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver-<lb/>
&#x017F;prechen? Die Vermuthung, daß es nur<lb/>
&#x017F;chlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah-<lb/>
rung be&#x017F;ta&#x0364;tiget. Man ver&#x017F;uche es, und ver-<lb/>
&#x017F;chone eine dergleichen Wie&#x017F;e nur ein Jahr mit<lb/>
der Fru&#x0364;hlings- und Herb&#x017F;tweide. Der Ertrag<lb/>
davon wird im folgenden Jahr noch einmahl<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tark &#x017F;ein, als auf einer daneben liegenden<lb/>
Wie&#x017F;e, die man nach der bisherigen &#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der<lb/>
mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen<lb/>
Nutzen einer magern Weide auf einen und<lb/>
eben den&#x017F;elben Platz um ein großes u&#x0364;berwie-<lb/>
gen? Um die&#x017F;en Gewinn bringt &#x017F;ich aber der<lb/>
Vertheidiger der Viehhu&#x0364;tung muthwillig, und<lb/>
leidet al&#x017F;o auch hiedurch den allergro&#x0364;ße&#x017F;ten<lb/>
Schaden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head><lb/>
            <p>Jedoch ich bin mit dem Regi&#x017F;ter des man-<lb/>
cherlei Verlu&#x017F;tes, den die Viehweide mit &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hret, noch nicht fertig. Es &#x017F;ind noch ein<lb/>
paar wichtige Punkte u&#x0364;brig, die ich unmo&#x0364;glich<lb/>
unberu&#x0364;hrt la&#x017F;&#x017F;en kann. Hiezu geho&#x0364;ret</p><lb/>
            <p>1) daß an manchen Orten die Lage des Wei-<lb/>
deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">Dorf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0035] heraus. Nun faͤllt die Kaͤlte ein. Die friſch verwundeten Graßpflanzen werden von dem Froſt durchaus angegriffen, und ihre Gefaͤſſe zerſtoͤhret. Was kann man ſich alſo auf das kuͤnftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver- ſprechen? Die Vermuthung, daß es nur ſchlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah- rung beſtaͤtiget. Man verſuche es, und ver- ſchone eine dergleichen Wieſe nur ein Jahr mit der Fruͤhlings- und Herbſtweide. Der Ertrag davon wird im folgenden Jahr noch einmahl ſo ſtark ſein, als auf einer daneben liegenden Wieſe, die man nach der bisherigen ſchaͤdlichen Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen Nutzen einer magern Weide auf einen und eben denſelben Platz um ein großes uͤberwie- gen? Um dieſen Gewinn bringt ſich aber der Vertheidiger der Viehhuͤtung muthwillig, und leidet alſo auch hiedurch den allergroͤßeſten Schaden. §. 8. Jedoch ich bin mit dem Regiſter des man- cherlei Verluſtes, den die Viehweide mit ſich fuͤhret, noch nicht fertig. Es ſind noch ein paar wichtige Punkte uͤbrig, die ich unmoͤglich unberuͤhrt laſſen kann. Hiezu gehoͤret 1) daß an manchen Orten die Lage des Wei- deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom Dorf B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/35
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/35>, abgerufen am 28.03.2024.