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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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der Astronomie.
Der 4. Lehrsatz.

305. Der Mond ist eben ein solcher Cör-
per wie unsere Erde.

Beweiß.

Denn er ist vor sich dunckel und undurch-
sichtig (§. 296. 301) hat Berge/ Thäler und
Meere (§. 296)/ Jnsuln/ Stein-Klippen und
Vorgebürge (§. 297. 298). Er wird von ei-
ner schweeren und Elastischen Luft umbge-
ben/ darinnen die Ausdünstungen aufsteigen
und Regen/ Schnee und Thau zeugen (§.
304). Derowegen ist er ein solcher Cörper
wie unsere Erde. W. Z. E.

Anmerckung.

306. Da wir wissen/ daß auf unserer Erde der Re-
gen und Thau vom Himmel fället/ damit die Pflan-
tzen wachsen; die Pflantzen aber wachsen und die Bäu-
me Frucht bringen/ damit die Thiere ihre Nahrung
haben: so hat man nicht ohne Grund starcke Muth-
massung/ es sey auch der Mond mit allerhand Pflan-
tzen und Bäumen wie unsere Erde gezieret und habe zu
seinen Jnwohnern Thiere und Menschen. Denn alles/
was zum Wachsthum der Pflantzen und Fortpflantzung
der Thiere erfordert wird/ treffet ihr in dem Monden
wie auf unserer Erde an. Und da Gott alles erschaffen
umb seine Majestät dadurch zu offenbahren/ wir aber
die Dinge nicht sehen und bewundern können/ damit er
den Mond ausgezieret; so muß er als ein weiser Herr
umb seinen Zweck zu erhalten auch vernünftige Crea-
turen hinein gesetzt haben/ die seine Wercke daselbst
betrachten und bewundern können/ folgends einen Leib
und eine Seele haben/ das ist/ Menschen. Jhr werdet
diesen Muthmassungen noch mehr zu trauen/ wenn ihr
unten hören wer det/ daß unsere Erde in der That ein
Planete sey und sich mitten unter ihnen im Himmel

befin-
der Aſtronomie.
Der 4. Lehrſatz.

305. Der Mond iſt eben ein ſolcher Coͤr-
per wie unſere Erde.

Beweiß.

Denn er iſt vor ſich dunckel und undurch-
ſichtig (§. 296. 301) hat Berge/ Thaͤler und
Meere (§. 296)/ Jnſuln/ Stein-Klippen und
Vorgebuͤrge (§. 297. 298). Er wird von ei-
ner ſchweeren und Elaſtiſchen Luft umbge-
ben/ darinnen die Ausduͤnſtungen aufſteigen
und Regen/ Schnee und Thau zeugen (§.
304). Derowegen iſt er ein ſolcher Coͤrper
wie unſere Erde. W. Z. E.

Anmerckung.

306. Da wir wiſſen/ daß auf unſerer Erde der Re-
gen und Thau vom Himmel faͤllet/ damit die Pflan-
tzen wachſen; die Pflantzen aber wachſen und die Baͤu-
me Frucht bringen/ damit die Thiere ihre Nahrung
haben: ſo hat man nicht ohne Grund ſtarcke Muth-
maſſung/ es ſey auch der Mond mit allerhand Pflan-
tzen und Baͤumen wie unſere Erde gezieret und habe zu
ſeinen Jnwohnern Thiere und Menſchen. Denn alles/
was zum Wachsthum der Pflantzen und Fortpflantzung
der Thiere erfordert wird/ treffet ihr in dem Monden
wie auf unſerer Erde an. Und da Gott alles erſchaffen
umb ſeine Majeſtaͤt dadurch zu offenbahren/ wir aber
die Dinge nicht ſehen und bewundern koͤnnen/ damit er
den Mond ausgezieret; ſo muß er als ein weiſer Herr
umb ſeinen Zweck zu erhalten auch vernuͤnftige Crea-
turen hinein geſetzt haben/ die ſeine Wercke daſelbſt
betrachten und bewundern koͤnnen/ folgends einen Leib
und eine Seele haben/ das iſt/ Menſchen. Jhr werdet
dieſen Muthmaſſungen noch mehr zu trauen/ wenn ihr
unten hoͤren wer det/ daß unſere Erde in der That ein
Planete ſey und ſich mitten unter ihnen im Himmel

befin-
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[303/0327] der Aſtronomie. Der 4. Lehrſatz. 305. Der Mond iſt eben ein ſolcher Coͤr- per wie unſere Erde. Beweiß. Denn er iſt vor ſich dunckel und undurch- ſichtig (§. 296. 301) hat Berge/ Thaͤler und Meere (§. 296)/ Jnſuln/ Stein-Klippen und Vorgebuͤrge (§. 297. 298). Er wird von ei- ner ſchweeren und Elaſtiſchen Luft umbge- ben/ darinnen die Ausduͤnſtungen aufſteigen und Regen/ Schnee und Thau zeugen (§. 304). Derowegen iſt er ein ſolcher Coͤrper wie unſere Erde. W. Z. E. Anmerckung. 306. Da wir wiſſen/ daß auf unſerer Erde der Re- gen und Thau vom Himmel faͤllet/ damit die Pflan- tzen wachſen; die Pflantzen aber wachſen und die Baͤu- me Frucht bringen/ damit die Thiere ihre Nahrung haben: ſo hat man nicht ohne Grund ſtarcke Muth- maſſung/ es ſey auch der Mond mit allerhand Pflan- tzen und Baͤumen wie unſere Erde gezieret und habe zu ſeinen Jnwohnern Thiere und Menſchen. Denn alles/ was zum Wachsthum der Pflantzen und Fortpflantzung der Thiere erfordert wird/ treffet ihr in dem Monden wie auf unſerer Erde an. Und da Gott alles erſchaffen umb ſeine Majeſtaͤt dadurch zu offenbahren/ wir aber die Dinge nicht ſehen und bewundern koͤnnen/ damit er den Mond ausgezieret; ſo muß er als ein weiſer Herr umb ſeinen Zweck zu erhalten auch vernuͤnftige Crea- turen hinein geſetzt haben/ die ſeine Wercke daſelbſt betrachten und bewundern koͤnnen/ folgends einen Leib und eine Seele haben/ das iſt/ Menſchen. Jhr werdet dieſen Muthmaſſungen noch mehr zu trauen/ wenn ihr unten hoͤren wer det/ daß unſere Erde in der That ein Planete ſey und ſich mitten unter ihnen im Himmel befin-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/327>, abgerufen am 19.04.2024.