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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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gegen Gott.
Vergnügens aus des andern Vollkommenheit
bestehet, und sich auf nichts weiters erstreckt.
Da wir nun verbundeu sind, Gott zu erken-
nen (§. 163.), zu seiner grösten Vollkommen-
heit aber nicht das Geringste beytragen, denn
sonst wäre sie nicht die gröste; so sollen wir
auch Gott über alle Dinge lieben,
und die Liebe Gottes ist eine Liebe
des Wohlgefallens.

§. 170.

Gott ist der Allergütigste, und was wirDaß wir
Gott lie-
ben sol-
len, weil
er gütig
gegen
uns ist.

gutes entweder von Natur haben, oder auf
andere Weise erhalten haben, müssen wir
Gott zuschreiben. Da sich nun Gott gütig
gegen uns beweiset, aus der Erkenntnis aber
des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl-
thaten, die Liebe gegen den Wohlthäter ent-
springet; so muß man Gott auch des-
wegen lieben, weil er so gütig gegen
uns ist.
Da die Güte Gottes, welche
in der Mittheilung der Wohlthaten bestehet,
zu der grösten Vollkommenheit Gottes mit ge-
höret; so ist Gott zu lieben, weil er
gütig gegen uns ist, nichts anders, als
sich an seiner Güte, oder seinen Wohl-
thaten ergötzen;
folglich ist die Liebe,
welche aus der Betrachtung der gött-
lichen Güte entstehet, unter der Liebe
des Wohlgefallens enthalten
(§. 169.).

§. 171.

Wer den andern liebet, thut nichts, wasVon der
Furcht
Gottes.

ihm mißfällt, sondern befleißiget sich das zu

thun,

gegen Gott.
Vergnuͤgens aus des andern Vollkommenheit
beſtehet, und ſich auf nichts weiters erſtreckt.
Da wir nun verbundeu ſind, Gott zu erken-
nen (§. 163.), zu ſeiner groͤſten Vollkommen-
heit aber nicht das Geringſte beytragen, denn
ſonſt waͤre ſie nicht die groͤſte; ſo ſollen wir
auch Gott uͤber alle Dinge lieben,
und die Liebe Gottes iſt eine Liebe
des Wohlgefallens.

§. 170.

Gott iſt der Allerguͤtigſte, und was wirDaß wir
Gott lie-
ben ſol-
len, weil
er guͤtig
gegen
uns iſt.

gutes entweder von Natur haben, oder auf
andere Weiſe erhalten haben, muͤſſen wir
Gott zuſchreiben. Da ſich nun Gott guͤtig
gegen uns beweiſet, aus der Erkenntnis aber
des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl-
thaten, die Liebe gegen den Wohlthaͤter ent-
ſpringet; ſo muß man Gott auch des-
wegen lieben, weil er ſo guͤtig gegen
uns iſt.
Da die Guͤte Gottes, welche
in der Mittheilung der Wohlthaten beſtehet,
zu der groͤſten Vollkommenheit Gottes mit ge-
hoͤret; ſo iſt Gott zu lieben, weil er
guͤtig gegen uns iſt, nichts anders, als
ſich an ſeiner Guͤte, oder ſeinen Wohl-
thaten ergoͤtzen;
folglich iſt die Liebe,
welche aus der Betrachtung der goͤtt-
lichen Guͤte entſtehet, unter der Liebe
des Wohlgefallens enthalten
(§. 169.).

§. 171.

Wer den andern liebet, thut nichts, wasVon der
Furcht
Gottes.

ihm mißfaͤllt, ſondern befleißiget ſich das zu

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[107/0143] gegen Gott. Vergnuͤgens aus des andern Vollkommenheit beſtehet, und ſich auf nichts weiters erſtreckt. Da wir nun verbundeu ſind, Gott zu erken- nen (§. 163.), zu ſeiner groͤſten Vollkommen- heit aber nicht das Geringſte beytragen, denn ſonſt waͤre ſie nicht die groͤſte; ſo ſollen wir auch Gott uͤber alle Dinge lieben, und die Liebe Gottes iſt eine Liebe des Wohlgefallens. §. 170. Gott iſt der Allerguͤtigſte, und was wir gutes entweder von Natur haben, oder auf andere Weiſe erhalten haben, muͤſſen wir Gott zuſchreiben. Da ſich nun Gott guͤtig gegen uns beweiſet, aus der Erkenntnis aber des Guten, was wir empfangen, oder der Wohl- thaten, die Liebe gegen den Wohlthaͤter ent- ſpringet; ſo muß man Gott auch des- wegen lieben, weil er ſo guͤtig gegen uns iſt. Da die Guͤte Gottes, welche in der Mittheilung der Wohlthaten beſtehet, zu der groͤſten Vollkommenheit Gottes mit ge- hoͤret; ſo iſt Gott zu lieben, weil er guͤtig gegen uns iſt, nichts anders, als ſich an ſeiner Guͤte, oder ſeinen Wohl- thaten ergoͤtzen; folglich iſt die Liebe, welche aus der Betrachtung der goͤtt- lichen Guͤte entſtehet, unter der Liebe des Wohlgefallens enthalten (§. 169.). Daß wir Gott lie- ben ſol- len, weil er guͤtig gegen uns iſt. §. 171. Wer den andern liebet, thut nichts, was ihm mißfaͤllt, ſondern befleißiget ſich das zu thun, Von der Furcht Gottes.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/143>, abgerufen am 28.03.2024.