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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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I. Th. 6. H. Von den Pflichten
lungen anzustellen. Was man in denselben
vorzunehmen hat, ist aus ihrer Absicht klar.
Man muß nämlich lehren, was von
Gott, von Ausübung der Tugend,
insonderheit der Gottseeligkeit, und
von Vermeidung der Laster zu wissen
nöthig ist, man muß beten und
singen.

§. 180.
Von den
Ceremo-
nien, die
zum Got-
tesdienst
gehören.

Die Ceremonien sind Zeichen von denje-
nigen Dingen, derer wir uns bey der Aus-
führung eines Vorhabens erinnern sollen.
Wenn dieselbe zugleich einen Einfluß
in die Bestimmung der Handlung ha-
ben, die ausgeübt werden soll;
so sind
sie den übrigen vorzuziehen
(§. 48.).
Da die Menschen das Recht haben dasjenige zu
bestimmen, was zur rechten Einrichtung der
Zusammenkünfte, des Gottesdienstes wegen,
erfordert wird (§. 179.); so haben sie auch
das Recht die Ceremonien anzuordnen,
welche dem Gottesdienste gemäß sind.

§. 181.
Von der
Abgötte-
rey.

Die Abgötterey (idololatria) nennt man
allen Gottesdienst, den man denen erweiset,
welche nicht Gott sind. Derjenige bege-
het
also eine Abgötterey, der die Pflich-
ten, die er GOtt schuldig ist, denenje-
nigen leistet, die nicht Gott sind,
als
den erdichteten Göttern, oder einem Wesen,
von welchem er nicht einmahl davor hält, daß
es Gott sey (§. 178.). Derowegen da wir

GOtt

I. Th. 6. H. Von den Pflichten
lungen anzuſtellen. Was man in denſelben
vorzunehmen hat, iſt aus ihrer Abſicht klar.
Man muß naͤmlich lehren, was von
Gott, von Ausuͤbung der Tugend,
inſonderheit der Gottſeeligkeit, und
von Vermeidung der Laſter zu wiſſen
noͤthig iſt, man muß beten und
ſingen.

§. 180.
Von den
Ceremo-
nien, die
zum Got-
tesdienſt
gehoͤren.

Die Ceremonien ſind Zeichen von denje-
nigen Dingen, derer wir uns bey der Aus-
fuͤhrung eines Vorhabens erinnern ſollen.
Wenn dieſelbe zugleich einen Einfluß
in die Beſtimmung der Handlung ha-
ben, die ausgeuͤbt werden ſoll;
ſo ſind
ſie den uͤbrigen vorzuziehen
(§. 48.).
Da die Menſchen das Recht haben dasjenige zu
beſtimmen, was zur rechten Einrichtung der
Zuſammenkuͤnfte, des Gottesdienſtes wegen,
erfordert wird (§. 179.); ſo haben ſie auch
das Recht die Ceremonien anzuordnen,
welche dem Gottesdienſte gemaͤß ſind.

§. 181.
Von der
Abgoͤtte-
rey.

Die Abgoͤtterey (idololatria) nennt man
allen Gottesdienſt, den man denen erweiſet,
welche nicht Gott ſind. Derjenige bege-
het
alſo eine Abgoͤtterey, der die Pflich-
ten, die er GOtt ſchuldig iſt, denenje-
nigen leiſtet, die nicht Gott ſind,
als
den erdichteten Goͤttern, oder einem Weſen,
von welchem er nicht einmahl davor haͤlt, daß
es Gott ſey (§. 178.). Derowegen da wir

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[114/0150] I. Th. 6. H. Von den Pflichten lungen anzuſtellen. Was man in denſelben vorzunehmen hat, iſt aus ihrer Abſicht klar. Man muß naͤmlich lehren, was von Gott, von Ausuͤbung der Tugend, inſonderheit der Gottſeeligkeit, und von Vermeidung der Laſter zu wiſſen noͤthig iſt, man muß beten und ſingen. §. 180. Die Ceremonien ſind Zeichen von denje- nigen Dingen, derer wir uns bey der Aus- fuͤhrung eines Vorhabens erinnern ſollen. Wenn dieſelbe zugleich einen Einfluß in die Beſtimmung der Handlung ha- ben, die ausgeuͤbt werden ſoll; ſo ſind ſie den uͤbrigen vorzuziehen (§. 48.). Da die Menſchen das Recht haben dasjenige zu beſtimmen, was zur rechten Einrichtung der Zuſammenkuͤnfte, des Gottesdienſtes wegen, erfordert wird (§. 179.); ſo haben ſie auch das Recht die Ceremonien anzuordnen, welche dem Gottesdienſte gemaͤß ſind. §. 181. Die Abgoͤtterey (idololatria) nennt man allen Gottesdienſt, den man denen erweiſet, welche nicht Gott ſind. Derjenige bege- het alſo eine Abgoͤtterey, der die Pflich- ten, die er GOtt ſchuldig iſt, denenje- nigen leiſtet, die nicht Gott ſind, als den erdichteten Goͤttern, oder einem Weſen, von welchem er nicht einmahl davor haͤlt, daß es Gott ſey (§. 178.). Derowegen da wir GOtt

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/150>, abgerufen am 29.03.2024.