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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 2. H. Von ursprüngl. Erlangung
(§. 226.); so sind sie dem Eigenthums-
herrn und dem Besitzer, nach Propor-
tion der Sache und des angewandten
Fleisses, gemein;
z. E. wenn einer ein
fremdes Grundstücke besitzet, so gehört so viel
von den Früchten dem Eigenthumsherrn, als
der Gebrauch des Grundstücks werth ist; dem
Besitzer aber so viel, als seine Arbeit und an-
gewandter Fleiß.

§. 230.
Von dem
Unter-
schied ei-
nes ge-
wissen-
hasten u.
ungewis-
senhaften
Besitzers.

Weil die Erhaltung der Früchte zum Ge-
brauch des Eigenthums gehöret (§. 228.); so
thut ein ungewissenhafter Besitzer,
indem er die Früchte sich zueig-
net, dem Eigenthumsherrn Unrecht

(§. 201.); folglich hat dieser das Recht
ihn zu bestrafen, daß er dieselbe ihm
genommen hat
(§. 93.); hingegen ein
gewissenhafter Besitzer,
dem, was er
thut, nicht zugerechnet werden kann (§. 202.),
kann deswegen nicht bestraft werden.
Wenn
aber die Früchte verzehrt wor-
den, so haben beyde eine fremde Sa-
che verzehrt
(§. 229.).

§. 231.
Von dem
Rechte in
der Spe-
cifica-
tion.

Wenn einer aus einer fremden Ma-
terie eine gewisse Sache gemacht hat

(speciem fecit), da die Materie dem Eigen-
thumsherrn der Materie gehöret, die Gestalt,
die sie erhalten hat, als eine Frucht der Arbeit
dessen, der sie gemacht hat, anzusehen (§. 227.

228.);

II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung
(§. 226.); ſo ſind ſie dem Eigenthums-
herrn und dem Beſitzer, nach Propor-
tion der Sache und des angewandten
Fleiſſes, gemein;
z. E. wenn einer ein
fremdes Grundſtuͤcke beſitzet, ſo gehoͤrt ſo viel
von den Fruͤchten dem Eigenthumsherrn, als
der Gebrauch des Grundſtuͤcks werth iſt; dem
Beſitzer aber ſo viel, als ſeine Arbeit und an-
gewandter Fleiß.

§. 230.
Von dem
Unter-
ſchied ei-
nes ge-
wiſſen-
haſten u.
ungewiſ-
ſenhaften
Beſitzers.

Weil die Erhaltung der Fruͤchte zum Ge-
brauch des Eigenthums gehoͤret (§. 228.); ſo
thut ein ungewiſſenhafter Beſitzer,
indem er die Fruͤchte ſich zueig-
net, dem Eigenthumsherrn Unrecht

(§. 201.); folglich hat dieſer das Recht
ihn zu beſtrafen, daß er dieſelbe ihm
genommen hat
(§. 93.); hingegen ein
gewiſſenhafter Beſitzer,
dem, was er
thut, nicht zugerechnet werden kann (§. 202.),
kann deswegen nicht beſtraft werden.
Wenn
aber die Fruͤchte verzehrt wor-
den, ſo haben beyde eine fremde Sa-
che verzehrt
(§. 229.).

§. 231.
Von dem
Rechte in
der Spe-
cifica-
tion.

Wenn einer aus einer fremden Ma-
terie eine gewiſſe Sache gemacht hat

(ſpeciem fecit), da die Materie dem Eigen-
thumsherrn der Materie gehoͤret, die Geſtalt,
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deſſen, der ſie gemacht hat, anzuſehen (§. 227.

228.);
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[144/0180] II. Th. 2. H. Von urſpruͤngl. Erlangung (§. 226.); ſo ſind ſie dem Eigenthums- herrn und dem Beſitzer, nach Propor- tion der Sache und des angewandten Fleiſſes, gemein; z. E. wenn einer ein fremdes Grundſtuͤcke beſitzet, ſo gehoͤrt ſo viel von den Fruͤchten dem Eigenthumsherrn, als der Gebrauch des Grundſtuͤcks werth iſt; dem Beſitzer aber ſo viel, als ſeine Arbeit und an- gewandter Fleiß. §. 230. Weil die Erhaltung der Fruͤchte zum Ge- brauch des Eigenthums gehoͤret (§. 228.); ſo thut ein ungewiſſenhafter Beſitzer, indem er die Fruͤchte ſich zueig- net, dem Eigenthumsherrn Unrecht (§. 201.); folglich hat dieſer das Recht ihn zu beſtrafen, daß er dieſelbe ihm genommen hat (§. 93.); hingegen ein gewiſſenhafter Beſitzer, dem, was er thut, nicht zugerechnet werden kann (§. 202.), kann deswegen nicht beſtraft werden. Wenn aber die Fruͤchte verzehrt wor- den, ſo haben beyde eine fremde Sa- che verzehrt (§. 229.). §. 231. Wenn einer aus einer fremden Ma- terie eine gewiſſe Sache gemacht hat (ſpeciem fecit), da die Materie dem Eigen- thumsherrn der Materie gehoͤret, die Geſtalt, die ſie erhalten hat, als eine Frucht der Arbeit deſſen, der ſie gemacht hat, anzuſehen (§. 227. 228.);

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/180>, abgerufen am 18.04.2024.