Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 5. H. Von der abstammenden Art
oder einer Nutzung derselben, die man
von ihr haben kann, oder in allen
Stücken zugleich anzufangen, was man
will. Es ist
derowegen das Eigenthum
und das Recht, welches eine jede Hand-
lung des Gebrauchs desselben betrift,
ein Recht in einer Sache
(§. 195.). Es
ist auch klar, daß die Gemeinschaft der
ersten Zeit ein Recht in der Sache ge-
wesen sey (§. 186.), und daß das Recht,
welches einem in einer einem andern
zugehörigen Sache eingeräumet wor-
den
(jus in aliena re constitutum) (§. 260),
und das Recht des Besitzes ein Recht
in einer Sache sey.

§. 335.
Vom
Recht zu
einer
Sache.

Ein Recht zu einer Sache (jus ad
rem)
nennt man dasjenige, was wir zu dem-
jenigen haben, das uns der andere zu leisten
verbunden ist. Weil wir das Recht haben
uns einen andern zu gewissen Leistungen ver-
bindlich zu machen, und wir dadurch ein voll-
kommenes Recht dazu erhalten (§. 97.); wir
auch überdieses schon im vorhergehenden hin
und wieder gesehen haben, daß die Menschen
dadurch, daß sie dieses oder jenes gethan, zu
gewissen Leistungen verbunden werden; so
giebt es auch ein Recht zu einer Sache,
und ist dieses ein vollkommenes Recht.

Und weil man in dem Rechte der Natur auch
auf die Liebesdienste sehen muß (§. 61.), wozu
wir eine unvollkommene Verbindlichkeit ha-

ben

II. Th. 5. H. Von der abſtammenden Art
oder einer Nutzung derſelben, die man
von ihr haben kann, oder in allen
Stuͤcken zugleich anzufangen, was man
will. Es iſt
derowegen das Eigenthum
und das Recht, welches eine jede Hand-
lung des Gebrauchs deſſelben betrift,
ein Recht in einer Sache
(§. 195.). Es
iſt auch klar, daß die Gemeinſchaft der
erſten Zeit ein Recht in der Sache ge-
weſen ſey (§. 186.), und daß das Recht,
welches einem in einer einem andern
zugehoͤrigen Sache eingeraͤumet wor-
den
(jus in aliena re conſtitutum) (§. 260),
und das Recht des Beſitzes ein Recht
in einer Sache ſey.

§. 335.
Vom
Recht zu
einer
Sache.

Ein Recht zu einer Sache (jus ad
rem)
nennt man dasjenige, was wir zu dem-
jenigen haben, das uns der andere zu leiſten
verbunden iſt. Weil wir das Recht haben
uns einen andern zu gewiſſen Leiſtungen ver-
bindlich zu machen, und wir dadurch ein voll-
kommenes Recht dazu erhalten (§. 97.); wir
auch uͤberdieſes ſchon im vorhergehenden hin
und wieder geſehen haben, daß die Menſchen
dadurch, daß ſie dieſes oder jenes gethan, zu
gewiſſen Leiſtungen verbunden werden; ſo
giebt es auch ein Recht zu einer Sache,
und iſt dieſes ein vollkommenes Recht.

Und weil man in dem Rechte der Natur auch
auf die Liebesdienſte ſehen muß (§. 61.), wozu
wir eine unvollkommene Verbindlichkeit ha-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0242" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 5. H. Von der ab&#x017F;tammenden Art</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">oder einer Nutzung der&#x017F;elben, die man<lb/>
von ihr haben kann, oder in allen<lb/>
Stu&#x0364;cken zugleich anzufangen, was man<lb/>
will. Es i&#x017F;t</hi> derowegen <hi rendition="#fr">das Eigenthum<lb/>
und das Recht, welches eine jede Hand-<lb/>
lung des Gebrauchs de&#x017F;&#x017F;elben betrift,<lb/>
ein Recht in einer Sache</hi> (§. 195.). Es<lb/>
i&#x017F;t auch klar, <hi rendition="#fr">daß die Gemein&#x017F;chaft der<lb/>
er&#x017F;ten Zeit ein Recht in der Sache ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;ey (§. 186.), und daß das Recht,<lb/>
welches einem in einer einem andern<lb/>
zugeho&#x0364;rigen Sache eingera&#x0364;umet wor-<lb/>
den</hi> <hi rendition="#aq">(jus in aliena re con&#x017F;titutum)</hi> (§. 260),<lb/><hi rendition="#fr">und das Recht des Be&#x017F;itzes ein Recht<lb/>
in einer Sache &#x017F;ey.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 335.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Recht zu<lb/>
einer<lb/>
Sache.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Ein Recht zu einer Sache</hi><hi rendition="#aq">(jus ad<lb/>
rem)</hi> nennt man dasjenige, was wir zu dem-<lb/>
jenigen haben, das uns der andere zu lei&#x017F;ten<lb/>
verbunden i&#x017F;t. Weil wir das Recht haben<lb/>
uns einen andern zu gewi&#x017F;&#x017F;en Lei&#x017F;tungen ver-<lb/>
bindlich zu machen, und wir dadurch ein voll-<lb/>
kommenes Recht dazu erhalten (§. 97.); wir<lb/>
auch u&#x0364;berdie&#x017F;es &#x017F;chon im vorhergehenden hin<lb/>
und wieder ge&#x017F;ehen haben, daß die Men&#x017F;chen<lb/>
dadurch, daß &#x017F;ie die&#x017F;es oder jenes gethan, zu<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Lei&#x017F;tungen verbunden werden; <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
giebt es auch ein Recht zu einer Sache,<lb/>
und i&#x017F;t die&#x017F;es ein vollkommenes Recht.</hi><lb/>
Und weil man in dem Rechte der Natur auch<lb/>
auf die Liebesdien&#x017F;te &#x017F;ehen muß (§. 61.), wozu<lb/>
wir eine unvollkommene Verbindlichkeit ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0242] II. Th. 5. H. Von der abſtammenden Art oder einer Nutzung derſelben, die man von ihr haben kann, oder in allen Stuͤcken zugleich anzufangen, was man will. Es iſt derowegen das Eigenthum und das Recht, welches eine jede Hand- lung des Gebrauchs deſſelben betrift, ein Recht in einer Sache (§. 195.). Es iſt auch klar, daß die Gemeinſchaft der erſten Zeit ein Recht in der Sache ge- weſen ſey (§. 186.), und daß das Recht, welches einem in einer einem andern zugehoͤrigen Sache eingeraͤumet wor- den (jus in aliena re conſtitutum) (§. 260), und das Recht des Beſitzes ein Recht in einer Sache ſey. §. 335. Ein Recht zu einer Sache (jus ad rem) nennt man dasjenige, was wir zu dem- jenigen haben, das uns der andere zu leiſten verbunden iſt. Weil wir das Recht haben uns einen andern zu gewiſſen Leiſtungen ver- bindlich zu machen, und wir dadurch ein voll- kommenes Recht dazu erhalten (§. 97.); wir auch uͤberdieſes ſchon im vorhergehenden hin und wieder geſehen haben, daß die Menſchen dadurch, daß ſie dieſes oder jenes gethan, zu gewiſſen Leiſtungen verbunden werden; ſo giebt es auch ein Recht zu einer Sache, und iſt dieſes ein vollkommenes Recht. Und weil man in dem Rechte der Natur auch auf die Liebesdienſte ſehen muß (§. 61.), wozu wir eine unvollkommene Verbindlichkeit ha- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/242
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/242>, abgerufen am 28.03.2024.