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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 7. H. Von dem Versprechen
dern ver-
bindlich
macht.
bringet die Leistung mit Gewalt zu
fordern.

§. 379.
Was das
Verspre-
chen ist.

Diese Erklärung seines Willens von dem,
was man einem andern leisten will, und wo-
durch man auf den andern das Recht bringt
uns mit Gewalt dazu anzuhalten, nennt man
das Versprechen (promissio), derjenige
der etwas verspricht heist der Versprechen-
de
(promissor), derjenige, dem etwas ver-
sprochen wird, wird der Versprechens-An-
nehmer
(promissarius) genannt.

§. 380.
Von der
Art sich
einem an-
dern ver-
bindlich
zu ma-
chen.

Der Versprechende verbindet sich also
dem, welchem er etwas verspricht,
vollkommen
(§. 80. 379.). Und da wir
den Willen eines andern nicht anders wissen
können, als wenn uns derselbe von ihm hin-
länglich erkläret wird, noch auch von ihm ein
Recht erlangen, ohne seinen Willen (§. 314.);
so kann sich niemand dem andern an-
ders vollkommen verbindlich machen,
als nur durchs Versprechen.

§. 381.
Von der
Noth-
wendig-
keit des
Anneh-
mens ei-
nes Ver-
spre-
chens.

Weil durch das Versprechen auf den an-
dern das Recht gebracht wird, die Leistung des
Versprochenen mit Gewalt von ihm zu for-
dern (§. 379.), zu Erlangung desselben aber
erfordert wird, daß es der andere annimmet
(§. 316.); so ist kein Versprechen ohne
Annehmung desselben gültig, und der,

dem

II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen
dern ver-
bindlich
macht.
bringet die Leiſtung mit Gewalt zu
fordern.

§. 379.
Was das
Verſpre-
chen iſt.

Dieſe Erklaͤrung ſeines Willens von dem,
was man einem andern leiſten will, und wo-
durch man auf den andern das Recht bringt
uns mit Gewalt dazu anzuhalten, nennt man
das Verſprechen (promiſſio), derjenige
der etwas verſpricht heiſt der Verſprechen-
de
(promiſſor), derjenige, dem etwas ver-
ſprochen wird, wird der Verſprechens-An-
nehmer
(promiſſarius) genannt.

§. 380.
Von der
Art ſich
einem an-
dern ver-
bindlich
zu ma-
chen.

Der Verſprechende verbindet ſich alſo
dem, welchem er etwas verſpricht,
vollkommen
(§. 80. 379.). Und da wir
den Willen eines andern nicht anders wiſſen
koͤnnen, als wenn uns derſelbe von ihm hin-
laͤnglich erklaͤret wird, noch auch von ihm ein
Recht erlangen, ohne ſeinen Willen (§. 314.);
ſo kann ſich niemand dem andern an-
ders vollkommen verbindlich machen,
als nur durchs Verſprechen.

§. 381.
Von der
Noth-
wendig-
keit des
Anneh-
mens ei-
nes Ver-
ſpre-
chens.

Weil durch das Verſprechen auf den an-
dern das Recht gebracht wird, die Leiſtung des
Verſprochenen mit Gewalt von ihm zu for-
dern (§. 379.), zu Erlangung deſſelben aber
erfordert wird, daß es der andere annimmet
(§. 316.); ſo iſt kein Verſprechen ohne
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[230/0266] II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen bringet die Leiſtung mit Gewalt zu fordern. dern ver- bindlich macht. §. 379. Dieſe Erklaͤrung ſeines Willens von dem, was man einem andern leiſten will, und wo- durch man auf den andern das Recht bringt uns mit Gewalt dazu anzuhalten, nennt man das Verſprechen (promiſſio), derjenige der etwas verſpricht heiſt der Verſprechen- de (promiſſor), derjenige, dem etwas ver- ſprochen wird, wird der Verſprechens-An- nehmer (promiſſarius) genannt. §. 380. Der Verſprechende verbindet ſich alſo dem, welchem er etwas verſpricht, vollkommen (§. 80. 379.). Und da wir den Willen eines andern nicht anders wiſſen koͤnnen, als wenn uns derſelbe von ihm hin- laͤnglich erklaͤret wird, noch auch von ihm ein Recht erlangen, ohne ſeinen Willen (§. 314.); ſo kann ſich niemand dem andern an- ders vollkommen verbindlich machen, als nur durchs Verſprechen. §. 381. Weil durch das Verſprechen auf den an- dern das Recht gebracht wird, die Leiſtung des Verſprochenen mit Gewalt von ihm zu for- dern (§. 379.), zu Erlangung deſſelben aber erfordert wird, daß es der andere annimmet (§. 316.); ſo iſt kein Verſprechen ohne Annehmung deſſelben guͤltig, und der, dem

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/266>, abgerufen am 19.04.2024.