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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und den Verträgen überbaupt.
will, wenn er nicht ohne Grund an der An-
nehmung zweifelt. Wenn also der Verspre-
cher die Annehmung vermuthet; so
nimmt man an, er habe gewollt, sie
solle gültig seyn, wofern sie angenom-
men wird: im entgegen gesetzten Falle

aber, wenn er erfahren, daß sie ange-
nommen worden.
Deswegen nimmt man
ein Versprechen, welches bloß von der
Freygebigkeit herrühret, nach der er-
sten Entscheidung an; nach der letzten
aber dasjenige, welches beschweret ist.

Man nennet es aber ein Versprechen,
welches von der Freygebigkeit herrüh-
ret
(promissionem mere liberalem), wenn
derjenige, dem etwas versprochen worden,
nichts wieder leisten darf: Jm entgegen ge-
setzten Falle wird es ein beschwertes Ver-
sprechen
(promissio onerosa) genannt.

§. 426.

Eine Mittels-Person (minister) wirdVon
Mittels-
personen
im Ver-
sprechen
und im
Anneh-
men.

derjenige genannt, durch den wir unsern
Willen einem andern zu verstehen geben. Da-
her nennet man eine Mittels-Person im
Versprechen
(ministrum promittendi) den-
jenigen, durch welchen wir einem andern et-
was versprechen, oder ein von uns geschehe-
nes Versprechen anzeigen lassen. Ueberhaupt
heißt eine Mittels-Person im verbind-
lich machen
(minister obligationis contra-
hendae)
derjenige, durch welchen wir entwe-
der auf unserer, oder auf des andern Seite

eine
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und den Vertraͤgen uͤberbaupt.
will, wenn er nicht ohne Grund an der An-
nehmung zweifelt. Wenn alſo der Verſpre-
cher die Annehmung vermuthet; ſo
nimmt man an, er habe gewollt, ſie
ſolle guͤltig ſeyn, wofern ſie angenom-
men wird: im entgegen geſetzten Falle

aber, wenn er erfahren, daß ſie ange-
nommen worden.
Deswegen nimmt man
ein Verſprechen, welches bloß von der
Freygebigkeit herruͤhret, nach der er-
ſten Entſcheidung an; nach der letzten
aber dasjenige, welches beſchweret iſt.

Man nennet es aber ein Verſprechen,
welches von der Freygebigkeit herruͤh-
ret
(promiſſionem mere liberalem), wenn
derjenige, dem etwas verſprochen worden,
nichts wieder leiſten darf: Jm entgegen ge-
ſetzten Falle wird es ein beſchwertes Ver-
ſprechen
(promiſſio oneroſa) genannt.

§. 426.

Eine Mittels-Perſon (miniſter) wirdVon
Mittels-
perſonen
im Ver-
ſprechen
und im
Anneh-
men.

derjenige genannt, durch den wir unſern
Willen einem andern zu verſtehen geben. Da-
her nennet man eine Mittels-Perſon im
Verſprechen
(miniſtrum promittendi) den-
jenigen, durch welchen wir einem andern et-
was verſprechen, oder ein von uns geſchehe-
nes Verſprechen anzeigen laſſen. Ueberhaupt
heißt eine Mittels-Perſon im verbind-
lich machen
(miniſter obligationis contra-
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derjenige, durch welchen wir entwe-
der auf unſerer, oder auf des andern Seite

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[261/0297] und den Vertraͤgen uͤberbaupt. will, wenn er nicht ohne Grund an der An- nehmung zweifelt. Wenn alſo der Verſpre- cher die Annehmung vermuthet; ſo nimmt man an, er habe gewollt, ſie ſolle guͤltig ſeyn, wofern ſie angenom- men wird: im entgegen geſetzten Falle aber, wenn er erfahren, daß ſie ange- nommen worden. Deswegen nimmt man ein Verſprechen, welches bloß von der Freygebigkeit herruͤhret, nach der er- ſten Entſcheidung an; nach der letzten aber dasjenige, welches beſchweret iſt. Man nennet es aber ein Verſprechen, welches von der Freygebigkeit herruͤh- ret (promiſſionem mere liberalem), wenn derjenige, dem etwas verſprochen worden, nichts wieder leiſten darf: Jm entgegen ge- ſetzten Falle wird es ein beſchwertes Ver- ſprechen (promiſſio oneroſa) genannt. §. 426. Eine Mittels-Perſon (miniſter) wird derjenige genannt, durch den wir unſern Willen einem andern zu verſtehen geben. Da- her nennet man eine Mittels-Perſon im Verſprechen (miniſtrum promittendi) den- jenigen, durch welchen wir einem andern et- was verſprechen, oder ein von uns geſchehe- nes Verſprechen anzeigen laſſen. Ueberhaupt heißt eine Mittels-Perſon im verbind- lich machen (miniſter obligationis contra- hendæ) derjenige, durch welchen wir entwe- der auf unſerer, oder auf des andern Seite eine Von Mittels- perſonen im Ver- ſprechen und im Anneh- men. R 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/297>, abgerufen am 29.03.2024.